Die ersten Tage als Magister Vici waren nicht so schlimm, wie Lucius befürchtet hatte. Er musste keine weiteren Reden halten und wer ein Problem hatte, der kam zu ihm. Seine eigentliche Aufgabe war es eher, durch die Gassen zu patrouillieren und darauf zu achten, dass die Regularien eingehalten wurden. Zu seiner eigenen Sicherheit - viele sahen es nicht ein, dass sie ihren Müll nicht auf die Straße werfen oder einen Schuppen in die Gasse bauen durften - hatte sein Vater zwei Veteranen besorgt, außerdem war Armin immer dabei. Um ganz sicher zu gehen, trug Lucius aber auch stets das Schwert mit sich, das sein Vater ihm vor Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. Da dies nicht so gern gesehen wurde, versteckte er die Waffe unter seiner Toga, aber auch so gab sie ihm das gute Gefühl von Überlegenheit.
Und so machte ihm die Arbeit fast Spaß - zumindest weitaus mehr als die Schule bei Eumenius! Denn jetzt endlich war er jemand - er ließ sich gar nicht erst auf Diskussionen ein. Wie er es versprochen hatte, setzte er die Verordnungen und Gesetze knallhart durch - und die anderen mussten sich fügen! Diese Macht war wirklich sehr angenehm! Und nach dem Rundgang, wenn er die beiden Veteranen nach Hause geschickt hatte, ging er mit Armin zusammen in eine Taverne - immer in eine andere, denn er wollte ja alle im ganzen Vicus kennen lernen!
Diesmal hatten sie eine Spielunke am anderen Ende des Vicus ausgesucht, direkt an den Wall gebaut. Allerdings hatte es ihnen gut gefallen - das Bier war in Strömen geflossen und als die beiden ihren Heimweg antraten, war Lucius in seeliger Laune. Es war bereits dunkel und die Straßen völlig verwaist. Doch kaum waren sie eine Straßenecke weiter gekommen, stellten sich ihnen auch schon zwei Gestalten in den Weg.