Ersehnter Besuch

  • Sim-Off:

    Ach verdammt :D Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Aber macht nichts, meine ID ist sowieso durcheinander :D


    So ganz gefiel es Axilla nicht. Sie wäre gern in einer vertrauten Umgebung. Sie wäre gern bei Seneca. Aber solange sie in Sicherheit wäre, war es nicht so schlimm. Solange Atticus in Sicherheit wäre, war alles gut.
    Der Kuss auf ihre Stirn beruhigte sie noch ein wenig mehr, und sie atmete einmal zittrig durch und versuchte sich an einem leichten Lächeln, auch wenn es wohl etwas schief wurde. Wirklich fröhlich fühlte sie sich nicht und sie konnte es auch nicht spielen.
    “Bestimmt sagt er ja“, meinte sie, mehr um sich selbst Mut zu machen und von dieser Aussage zu überzeugen. Er musste einfach.


    Kurz breitete sich schweigen aus, ehe Axilla doch noch einmal auf die andere Sache zu sprechen kam, die sehr an ihr nagte. Und die Seneca ja vorhin auch mit einer Frage aufgeworfen hatte, die sie nicht beantworten hatte können.
    “Was wirst du denn machen, wenn die Truppen von Palma auf Rom marschieren? Ich meine... du kannst doch nicht für Vescularius kämpfen. Kannst du... ich meine, kannst du nicht irgendwie... zu Priscus oder...“ Axilla hatte doch keine Ahnung. Es widerstrebte ihr, in den Tiefen ihrer Seele und noch tiefer hinab, auch nur daran zu denken, Seneca sollte seinen Posten verlassen, überlaufen, seine Pflicht verletzen. Ein Soldat weicht nicht zurück. Aber wie konnte er das richtige tun, wenn er doch auf der falschen Seite stand?

  • "Bestimmt tut er das.", untermauerte Seneca nochmal die Aussage seiner Cousine, und hoffte natürlich dass der Kerl auch ja sagen würde, was alles andere als sicher schien, schließlich war er ja einer der Verbündeten Salinators.


    Und um den drehte sich in letzter Zeit alles, der falsche Kaiser, in der wahren Stadt, Seneca durchlebte etwas, was den Stoff zu einer großen Tragödie in sich barg, ein Dilemma, in welchem er sich befand, und Axilla legte unbewusst einen Finger in die klaffende Wunde, "Ich werde tun was mein Eid verlangt.", sagte Seneca ernst, "Ich werde Rom und seine Bürger beschützen, mein Eid gilt dem alten Kaiser, aber der gleichen Stadt, und dem gleichen Volk. Sollten Palmas Truppen die Stadt bedrohen, so stelle ich mich ihnen entgegen. Sollte Salinator die Stadt bedrohen, so sehe ich es als meine Pflicht an auch an dieser Front zu kämpfen.", die Aussichten für Seneca schienen auf den ersten Blick nicht allzu rosig zu sein, "Wie die Sache auch enden wird, ich werde uns keine Schande bereiten.", versicherte der Iunius, auch wenn das sicherlich in dem Moment nicht unbedingt beruhigend wirkte.

  • Ein sehr ungutes Gefühl machte sich in Axilla breit. Es fühlte sich falsch an, dass Seneca gegen die Truppen von Palma kämpfen wollte. Es fühlte sich falsch an, dass er für Salinator letztendlich kämpfen wollte, oder besser musste. Es fühlte sich einfach so schrecklich falsch an, dass er auf der falschen Seite stand und nicht auf derjenigen, die diesen Tyrannen ermorden würde! Zumindest mit ein bisschen Glück.
    Ihr Blick wanderte zu ihren Sandalenspitzen, und sie kaute vor lauter Nachdenken so sehr auf ihrer Lippe, bis sie den metallenen Geschmack von Blut auf der Zunge hatte. “Nein, Schande wirst du uns sicher keine machen“, meinte Axilla halblaut und versuchte, eine Lösung zu finden. Aber sie fand einfach keine für dieses Dilemma. Vielleicht gab es auch keine. Würde Seneca gehen und gegen Salinator kämpfen, wäre er ein Deserteur, würde er bleiben, würde er auf der falschen Seite kämpfen. Es gab nur zwei falsche Dinge. Und Axilla war selber nicht sicher, welches die falschere war.
    “Aber vielleicht... wenn du kannst... kannst du ja... ich weiß nicht...“ Salinator einen Dolch ins Herz jagen, wie es die Familientradition der Iunii eigentlich verlangte. Tyrannen sollten sich vor Tyrannenmördern fürchten. Aber gleichzeitig hatte Axilla Angst, Seneca könnte das tun und damit sie und ihren Sohn in Gefahr bringen. Die Familie von Marcus Iunius Brutus war nach seiner Niederlage bei Philippi auch Stück für Stück angeklagt und verurteilt worden, ob sie beteiligt waren oder nicht, oder verschwanden in der Bedeutungslosigkeit.
    Axilla schüttelte den Kopf. Sie wusste es einfach nicht. “Ich werde mal einen Sklaven nach Ostia schicken, der eine schöne Wohnung schon einmal heraussucht“, wechselte sie wieder abrupt das Thema. Das andere bereitete ihr zu große Bauchschmerzen.

  • "Es ist schon gut Axilla. Ich nehme mein Schicksal an, egal wie es kommt, aber wir werden uns sicher wiedersehen.", sagte Seneca mit einem Lächeln während Axilla scheinbar recht angestrengt nachdachte, "Kümmer du dich nur um dich und Atticus, den Rest überlässt du mir.", fuhr er fort und ging danach auch auf ihren Plan ein, "Schick einen Sklaven los, lass ihn was anständiges suchen, aber es sollte auch nicht zu auffällig sein.", sonst hätte sie ja genauso gut in Rom bleiben können.


    Seneca hatte wohl eine harte Zeit vor sich, egal was er tat, er konnte nur falsch liegen, ein "Richtig" war weit und breit nicht zu entdecken, kämpfte er gegen Palma, so kämpfte er gegen Rom. Kämpfte er gegen Salinator, doch geschah das gleiche, auf langer Sicht zumindest.
    "Ich hoffe nur dass ich nicht gegen Priscus ins Feld ziehen muss.", fügte Seneca nachdenklich hinzu.

  • Noch immer gefiel es ihr nicht. So ganz und gar überhaupt nicht. Aber was sollte sie zu Seneca da schon groß noch sagen? Er hatte eine Entscheidung getroffen, sie durfte ihm da nicht reinreden.
    “Das hoffe ich auch. Ich werde Mars opfern, dass er das abwendet“, murmelte sie mehr, als dass sie sprach. Es war ein absolut ungutes Gefühl, zu sehen, was alles auf sie zukam, und nichts, aber auch so wirklich gar nichts dagegen unternehmen zu können. Sie konnte wirklich nur hoffen, dass nicht ihre beiden Verwandten am Ende wirklich gegeneinander kämpfen müssten.
    Vor allem, weil sie Seneca wirklich liebte. Dennoch hoffte, ja, betete sie dafür, dass die Götter Palma den Sieg schenken würden, damit der Mann auf dem Thron saß, von dem Imperator Valerianus es gewollt hätte. Ein würdigerer Mann als Salinator.

  • Seneca wusste nicht so recht war er darauf antworten sollte. Axilla würde Mars opfern damit sie sich nicht gegenüber standen, doch sollte er in die Schlacht ziehen müssen, so würde er selbst ein Opfer darbringen, auf das Mars ihm Kraft gibt seine Feinde zu bezwingen. Eine verzwickte Situation, welche Seneca einfach wegzulächeln versuchte.
    "Es... Es wird schon werden.", tat Seneca die Sache ab und wandte sich gänzlich anderen Dingen zu, "Warst du in der letzten Zeit mal in der Casa? Ich habe lange nicht nach dem rechten gesehen.", ein paar simple Floskeln mussten wohl herhalten, um das unangenehme Gedankenspiel des Bruderkrieges zu übertünchen, auch wenn am wohl merkte, dass Seneca ganz und gar nicht glücklich war.

  • Seneca wechselte das Thema, und Axilla war dankbar darum. Eine Fluchtmöglichkeit, etwas, auf das sie ihre Gedanken richten konnte, etwas, das sie beherrschen und überschauen konnte. Das war genau das, was sie jetzt wollte, fernab von diesem großen Chaos, das sonst noch in ihr war. Nur allzu gern befasste sie sich damit und atmete einmal geräuschvoll und erleichtert durch


    “Nein, in den letzten Monaten nur sehr selten. Ich wollte eigentlich öfter, aber das Ende der Schwangerschaft war sehr kräftezehrend, und dann war Titus so klein und es gab so viel... Aber ich wollte ihn auch bald mitnehmen, um ihm die Wachsmasken unserer Ahnen zu zeigen, und den Ahnen natürlich auch meinen Sohn.“
    Axilla fand ihr Lächeln wieder, wenngleich zunächst etwas zaghaft. Aber sie konnte nicht an Atticus denken, ohne zu Lächeln. Das ging einfach nicht.
    “Oh, aber die Sklaven passen gut auf das Haus auf. Immer, wenn ich da war, waren sie sehr gewissenhaft. Wobei du natürlich trotzdem ruhig öfter mal vorbeischauen solltest. In dem Haus sollte wieder dauerhaft ein richtiger Iunier sein. Aber vielleicht heiratest du ja bald und hast dann einen Sohn, der erst einmal zuhause ist.“ Mit dem Letzten wollte sie Seneca ein wenig necken. Sie wusste ja, dass er noch nicht hoch genug im Rang war, um die Erlaubnis zu erhalten. Aber er konnte sich ja auch erst einmal eine Geliebte nehmen und die später heiraten, falls er verliebt war. Solange sie eine gute Römerin war, war das zwar nicht der allerbeste Weg, aber ein gesellschaftlich durchaus anerkannter. Oder er ließ sich befördern, was natürlich noch besser wäre. Axilla sollte das vielleicht eher mal ihren Mann fragen, wenn sie schon dabei war, ihm die Erlaubnis zum aufs Land gehen abzuringen.

  • Seneca musste ebenfalls kurz Grinsen als Axilla von Atticus und der Casa Iunia sprach, obwohl er sich nicht ganz klar war warum er grinste, wegen dem Kleinen? Der Casa Iunia? Oder weil Axilla selber lächelte? Wahrscheinlich trugen alle Faktoren etwas dazu bei, "Ja, ja unsere Ahnen sollten ihn kennenlernen, sie sind sicher stolz auf dich.", sagte Seneca und kniff Axilla ganz weich in die Wange.
    Dann sprach Axilla über ihn und seine Zukunft, einen Sohn? Heiraten? Das schien gerade jetzt in weiter Ferne, etwas zaghaft suchte Seneca nach Worten...
    "Ich glaube nicht dass ich sie..", plapperte Seneca, bevor er merkte was er da gerade gesagt hatte. "Ich werde wohl noch warten müssen bis es soweit ist.", korrigierte er sich schnell und suchte einen Themenwechsel, "Vielleicht werde ich ja bald befördert, dann kann ich eventuell die Casa beziehen.", erklärte Seneca mit einem angedeuteten Lächeln..

  • Und wieder kam eine Anspielung, die Axilla in Verlegenheit brachte. Ihre Ahnen wären sicher erzürnt, wenn sie wüssten, was Axilla getan hatte. Sie glaubte nicht, dass ihr Vater es gutgeheißen hätte. Vielleicht hätte er es verstanden, aber gut geheißen auf keinen Fall.
    Verlegen sah sie beiseite, als Seneca sie wieder in die Wange kniff, und hoffte, er schob ihre Reaktion auf die Geste. Immerhin war sie eine erwachsene Frau und Mutter und kein Kind, da durfte man auch mal verlegen bei so etwas reagieren.


    Dann allerdings sagte er etwas, was sie weit genug von ihren Gedanken ablenkte, um seinen Blick wieder zu suchen. “Sie...?“ fragte sie mit neugierigem Unterton, und wieder schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. “Jetzt lenk nicht mit deiner Beförderung ab“, schalt sie ihn scherzhaft und grinste nur noch mehr. “Dann hast du also schon jemanden bestimmten im Auge?“

  • Seneca versuchte ihrem Blick auszuweichen, er hatte zu viel gesagt, es rutschte ihm heraus, gänzlich unabsichtlich, seine Gefühle hatten einen kurzen Moment die Oberhand ergriffen und schon war es passiert, kein sehr prätorianisches Verhalten, eher sehr profan, sehr menschlich, "Nein.. Nein es ist schon gut. Ich weiß auch nicht..", entgegnete Seneca, er wusste nicht wie Axilla reagieren würde, und jeder weitere Mitwisser bedeutete eine größere Gefahr, "Nein, nein, es gibt da niemanden.", versicherte er, auch wenn sein Blick etwas anderes preisgab, auch wenn er selbst etwas anderes fühlte, eine große Bürde, eine Last. Und doch, er wollte seine Gefühle und seine Erinnerungen nicht abschütteln...

  • Er war verlegen und wollte nicht darüber sprechen. Aber so, wie er sich verhielt, konnte man ihm an der Nasenspitze ansehen, dass er verliebt war. Und Axilla machte es irgendwie glücklich, dass er es war, auch wenn sie wohl am besten wusste, welche Qual dieser Umstand auch sein konnte. Im Grunde genommen hatte sie nur sehr wenige Augenblicke mit Vala gehabt, ihre Treffen konnte man noch mit den fingern beider Hände wohl abzählen. Und nach dem letzten hatte er sich nicht mehr gemeldet, kein einziges Wort. Er wusste nicht, dass er einen Sohn hatte und würde es wohl auch nie erfahren. Axilla wusste noch nicht einmal, wo er war, geschweige denn, ob er an sie dachte. Und das quälte sie fast genauso sehr wie ihre Sorge um die Sicherheit ihres Sohnes und das schlechte Gewissen wegen ihrer Lüge gegenüber ihrem Mann. Oder auch Seneca hier, der auch von nichts wusste. Aber trotzdem, trotz allem, hatte sie noch immer Gefühle für Vala, und sie wollte sie nicht missen.


    Sie sah ihren Vetter einen Augenblick an mit Augen, die genau wussten, wie dieses Gefühl war, und so hatte sie sowohl Mitleid als auch Freude für ihn. Stumm setzte sie sich ganz nah neben ihn und umarmte ihn, lehnte ihre Stirn gegen seine Wange, eine Hand an seinem Rücken, die andere auf seiner Brust ruhend. Sie liebte Seneca. Anders als Vala. Anders auch als sie Silanus geliebt hatte. Und anders als sie Atticus liebte.
    “Sie kann sich glücklich schätzen, dass sie dein Herz hat“, flüsterte sie ihm nur vertraut zu. “Und ich wünsche dir, dass du das ihre hast. Wärst du nicht mein Vetter, du hättest ganz sicher das meine.“ Sie gab ihm einen kleinen, schwesterlichen Kuss auf die raue Wange und blieb noch einen Moment in intimer Zweisamkeit bei ihm, ehe sie ihn wieder losließ. Er musste nicht mit ihr über seine Liebe reden. Genauso wenig wie sie ihm von Vala erzählte.


    Die Umarmung lösend beschloss Axilla, dass sie vielleicht einfach das Thema wechseln sollten. “Meinst du denn, du wirst bald zum Centurio befördert?“ griff sie also seine Anspielung von zuvor wieder auf.

  • Er erwiderte ihre Umarmung, schwankte zwischen seinem Drang seine Probleme mit Axilla zu teilen, und der Verschwiegenheit die ein Prätorianer haben musste, die er gerade in dieser Sache haben musste. Mit einem gequälten Lächeln blickte er sie an und stärkte dieses Lächeln noch einmal als sie ihn auf die Wange küsste.
    Er hörte ihre Worte, sie waren schön, und er freute sich auch dass sie sich für ihn freute, aber so schön ihre Worte auch waren sie schmerzten in Betrachtung der Situation. Dann kam sie zum Thema Beförderungen, und auch dort legte sie ihren Finger unbewusst in eine Wunde, letztlich würde es wohl Beförderungen geben müssen, so morbide es war, so morbide drückte Seneca es auch aus, "So wie die Lage im Moment ist, werden wohl bald einige Lücken in den Reihen zu füllen sein...". sagte Seneca ernst, bevor er merkte dass dies nun doch zu grausam klang, dass er seine Gefühle so sehr zu verbergen suchte, dass er auch für alles andere keine Regung aufbringen konnte. Kleinlaut, mit dem Blick auf den Boden kam er nochmal zu seinen Gefühlen zurück, damit er seine nicht Cousine gänzlich verstört zurücklassen würde..
    "Sie hat mein Herz, und vielleicht habe ich auch das ihre, aber das wird uns nicht helfen Axilla.", Seneca blickte kurz auf, blickte sie an, bevor seine Augen wieder eine andere zufällige Stelle suchten um weiterzusprechen, "Du kennst sie, aber würde ich es dir erzählen, du würdest mir nicht glauben, und wenn doch, würdest du mich verfluchen. Es ist gefährlich, und töricht, weshalb es besser ist dass du nicht eingeweiht bist, ich will nicht dass du in Gefahr bist, nicht mehr als du durch den bevorstehende Krieg sowieso schon sein wirst."

  • Und so schnell war das Thema doch wieder beim Krieg, und Axilla schalt sich eine Närrin, nicht daran gedacht zu haben. Natürlich würden die Prätorianer auch große Verluste haben. Sie musste Mars wirklich bitten, ein Auge auf ihre Familie zu haben.
    Allerdings wechselte Seneca es auch gleich wieder zurück, hin zu der Frau, für die er etwas empfand. Axilla war ein bisschen verwirrt. Nicht nur wegen seiner Worte, sondern weil er überhaupt wieder anfing, von ihr zu sprechen. Eben hatte sie geglaubt, er wollte nicht darüber reden, und es wäre auch gut für sie gewesen. Zwar war sie neugierig, aber sie gönnte Seneca auch seine Geheimnisse, so wie sie die ihren auch hatte. Allerdings redete er ja jetzt von sich, ohne dass sie ihn gefragt hatte. Und das hieß ja, dass er darüber reden wollte, auch gerade mit ihr, dass es an ihm nagte und er sich mitteilen wollte.
    “Verfluchen...?“ So ganz verstand Axilla nicht, was er meinte. Aber wenn er schon SO anfing, so gut hatte sie ihre Neugierde dann wieder doch nicht unter Kontrolle. “Aber wieso...? Und wieso gefährlich? Du.... ist es eine Sklavin von jemand anderem?“ Das wäre eine Erklärung für sein seltsames Verhalten. Und würde auch zu der Aussage passen, dass es ihm nichts nützen würde, und dass es gefährlich sein konnte. Immerhin war das eine strafbare Handlung, wenn er einfach ohne Erlaubnis mit der Sklavin eines anderen schlief. Abgesehen davon, dass es eigentlich unter der Ehre eines Iunius war, eine Libertina dann zu heiraten. Und vielleicht war es ja die Lieblingssklavin von irgendwem. Allerdings passte da nicht so ganz, dass Axilla die Frau kannte, denn bewusst kannte sie da niemanden, der in Frage käme.

  • Seneca schüttelte den Kopf, er schwankte zwischen erzählen wollen und Axilla vor der Wahrheit beschützen, und damit auch indirekt ihn, schließlich würde sie wohl zur Furie werden und ihm die Augen auskratzen, wenn sie diesen Namen hörte. Vielleicht ja auch nicht, aber die Quote darauf stand in seinem Kopf nicht sonderlich gut..
    "Es ist keine Sklavin eher im Gegenteil..", sagte er, und tatsächlich, nach dem Tod der Kaiserin war sie wohl die mächtigste Frau in Rom, "Versprich mir dass dies nie den Raum verlässt.", forderte Seneca nun ernst, unfähig Axilla anzusehen..

  • Keine Sklavin, das war schon einmal beruhigend. Wobei Axilla das mit dem Gegenteil nicht auf Anhieb begriff. Was war das Gegenteil zu einer Sklavin? Eine Patrizierin? Vielleicht eine Aurelia? Oder Flavia Nigrina! Ja, das wäre wohl das Gegenteil einer Sklavin, und wie man hörte war die Flavia ja auch Gast bei Salinator – wobei Axilla sich mehr als gut vorstellen konnte, dass diese Gastlichkeit nicht vor der Cubiculumstür aufhören würde. Einzig uneinschätzbar war da die Frage, ob Nigrina dies freiwillig tat oder von Salinator genötigt wurde. Axilla kannte die Flavia so gut nun auch wieder nicht.
    In jedem Fall aber würde es einen Sinn ergeben zu dem, was Seneca sagte. Auch wenn sie fast ein wenig beleidigt war, dass er sie um ihr Versprechen bat, es für sich zu behalten. Sie hatte ihm gerade anvertraut, dass das Testament des Kaisers gefälscht war, dass der Mörder des Kaisers auf dem Thron saß und einen Bürgerkrieg anzettelte und dass ihr Mann von all dem wusste! Und er machte sich sorgen, sie könnte petzen, dass er in eine Patrizierin verliebt war!
    “Ja, ich versprech es“, sagte sie aber trotzdem und bemühte sich darum, sich nicht anmerken zu lassen, dass es sie kränkte, dass er das von ihr wollte. Immerhin wollte sie es auch aus seinem Munde hören.

  • Seneca nickte ernst als Axilla ihm das Versprechen abgab, sicher, sie hatte ihm ein monumentales Geheimnis erzählt, aber er wollte einfach nur für sich hören dass sie ihm versprach es niemandem zu erzählen, um sein eigenes Gewissen zu beruhigen.
    "Es ist Seiana.", sagte Seneca knapp ohne seine Cousine auch nur ansatzweise anzuschauen, konsequent auf seine Füße starrend, "Decima Seiana.", Seneca lächelte kurz als er ihren Namen erwähnte, verkniff es sich allerdings schnell wieder, sodass es wohl mehr ein Schnauben als ein Lächeln war... "Ich weiß dass du mir jetzt den Kopf abreißen willst Axilla, aber so verrückt es auch klingt, es schien richtig, ich bereue es nicht, irgendwie...", versuchte er sich noch zu erklären, wappnete sich aber innerlich bereits für den Sturm..

  • Hätte Seneca ein Vierkantholz genommen und Axilla damit eins übergebraten, der Effekt wäre in etwa der selbe gewesen. Seiana. Die ehemalige Verlobte von Axillas erstem Mann. Die Frau, die Archias hatte sitzen lassen, woraufhin sich die Beziehungen zwischen den Iuniern und den Decimern vehement verschlechtert hatte. Deren Bruder Axilla mehr als überdeutlich zu verstehen gegeben hatte, dass er diese Tatsache nicht nur nie vergessen, sondern auch nie vergeben würde und ihr schaden wollte, wenn er konnte. Seiana, die Terentius Cyprianus geheiratet hatte, um ihre Familie damit auf die Seite Salinators zu stellen. Deren Mann der Präfekt der Prätorianer war. Der Urgulania umgebracht hatte!


    Axilla saß da wie vom Donner gerührt einfach da und starrte Seneca an. Er sagte, dass er wisse, dass sie ihm den Kopf von den Schultern reißen wollte. Aber das traf nicht einmal ansatzweise die Gedanken, die Axilla durch den Kopf schossen. Allerdings tobte sie nicht und schrie auch nicht. Sie konnte im Moment kaum atmen, an Bewegen war überhaupt nicht zu denken. Sie saß fast schon viel zu ruhig da, noch völlig im Schock über das soeben gehörte.
    “Du... bereust... was... nicht?“ war schließlich das erste, was Axilla zu sprechen in der Lage war. Und sie ahnte, was er sagen würde, aber sie wollte es doch von seinen eigenen Lippen hören. Und als er auch nur den Ansatz machte, auf diese Frage zu antworten, unterbrach sie ihn auch schon sofort. “Nein!“ Es war ein kategorisches Nein. Nein zu dieser ganzen Sache. Das durfte nicht sein. Axilla wollte, dass es nicht wahr war. Es war schon beinahe verzweifelt, ein Griff nach einem Strohhalm, ein flehendes Betteln, dass er ihr jetzt sagen würde, dass es nicht das war, was sie dachte. Auch wenn Axilla wusste, dass er das nicht tun würde.

  • Damit hatte er nicht gerechnet. Er hatte gedacht dass sie nun ihr Temperament entfacht, ihre Wut rauslässt, ihn anschreit, wenn nicht mehr, aber es geschah fast nichts, und das war das schlimmste. Seneca blickte seine Cousine an, ernst, aber dennoch wollte er es einfach nicht bereuen,
    "Axilla, es ist einfach geschehen, wenn du sie erst kennen würdest du...", er stockte, denn es war wohl ein denkbar schlechter Zeitpunkt zum Schwärmen, "Ich hätte es dir nicht sagen sollen, aber wen sonst habe ich zum Reden?", sagte er resignierend, er wusste dass er seine Cousine geschockt hat, verletzt hat, und das die Iunier und die Decimer nicht viel verband, abgesehen davon dass diese Faktoren wohl sowieso nie eine Rolle spielen würde..
    "Ich wollte dich nicht enttäuschen, aber ich, naja du weißt doch wie das mit den Gefühlen ist..", ihr Schweigen war unerträglich, weswegen Seneca die Stille mit Worten zu füllen suchte, aber er fand keine, und fuhr sich stattdessen mit der Hand über die Stirn, atmete tief ein, und war zumindest froh dass die Katze schon mal aus dem Sack war.

  • “Bitte sag mir, dass da nichts weiter war“, sagte Axilla sich nur noch schwer beherrschend, weil er ihr auf ihre Frage nicht geantwortet hatte. Und dieses Ausweichen allein war eigentlich schon Aussage genug. Abgesehen davon, dass 'geschehen' hier sehr, sehr vieldeutig war. “Und was meinst du mit 'sie kennen'? Ich kenne sie! Ich kenne sie schon seit Jahren! Ich sehe sie mindestens einmal in der Woche bei der Acta! Wie stellst du dir das vor, wie das gehen soll?“
    Das war wirklich eine gute Frage. Axilla konnte nicht so tun, als wisse sie von nichts. Nicht, nachdem Seneca es ihr hier so sagte.


    Sie stand auf, konnte nicht mehr sitzen bleiben, lief auf und ab wie ein im Käfig gefangenes Tier. “Gefühle? Du... sie ist viel älter als du! Und verheiratet! Mit Terentius Cyprianus! Der Urgulania ermordet hat! Sie hat ihn nur ein bisschen geärgert in Alexandria. Was meinst du, was er da mit dir anstellt?“ Axillas Stimme überschlug sich beinahe vor Verzweiflung. Das durfte nicht wahr sein. Das. Durfte. Nicht. Wahr. Sein.
    “Wie stellst du dir das vor, wie... das... ich...“ Axilla fehlten wirklich die Worte. Sie wusste wirklich nicht, was sie dazu sagen sollte. Das war.... das durfte einfach nicht wahr sein!

  • "Das kann ich nicht Axilla!", entgegnete ihr Seneca, er bemühte sich weiterhin leise zu sprechen, doch würde er sich selbst nicht der nötigen Diskretion bewusst sein, wäre es wohl deutlich lauter geworden..
    "Ehrlich gesagt glaube ich dass ich sie besser kenne!", antwortete er nun wild gestikulierend, "Und ich weiß nicht wie es gehen soll verdammt! Aber hätte ich dich belügen sollen? Was wenn du es irgendwann durch Zufall erfahren hättest, wäre das besser gewesen?", er wollte sich eigentlich zurückhalten, die Situation nicht eskalieren lassen, aber dafür war es wohl zu spät..
    Sie stand auf, lief herum, auch Seneca wurde unruhiger, "Glaubst du sie hat ihn aus Liebe geheiratet?", entgegnete er ihr energisch, er kannte ja schließlich alle Zusammenhänge aus erster Hand, und auch wenn sie wohl ein wenig älter war, vielleicht ein paar Sommer, so war das seine geringste Sorge, "Ich weiß nicht was du machen sollst, aber was soll ich denn machen? Ich brauche dich..", Seneca wusste ebenfalls nicht so recht wie er die Situation jetzt retten könnte, aber sein Mundwerk war sowieso wieder schneller, "Ich bin mir der Gefahr bewusst, aber ich kann nicht... Ich kann sie nicht einfach so vergessen.."

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