Cubiculum | Decima Seiana

  • Er selber bedauerte, daß sie so schnell war. Aber es war ja kein Problem er hielt sie einfach ein wenig auf Abstand und schaute durchaus lange hin. Und ihm gefiel sichtlich was er da sah.
    Grund genug für ihn sich auch auszuziehen und sie dann erst recht auf oder in das Bett zu bringen, um sich zu nehmen was ihm gehörte.

  • Sie hielt inne, als er sie auf Abstand hielt zunächst, wieder mal unschlüssig, wieder mal unsicher. So betrachtet zu werden wie gerade, war... sie konnte es nicht einmal genau benennen. Es war ihr nicht völlig unangenehm, aber sie wusste auch nicht so recht, ob sie es mochte. Sie wusste einfach nicht, wie sie damit umgehen, darauf reagieren sollte... einfach nur da stehen, seinen Blick erwidern und sonst nichts tun war mit Sicherheit nicht die eleganteste Variante. Dennoch tat sie kaum mehr als das, bis er schließlich doch zu ihr kam, nachdem auch er seine Tunika ausgezogen hatte. Nur kurze Zeit später lagen sie auf dem Bett, tauschten Küsse und Berührungen, und ihre Körper begannen sich im Einklang zu bewegen, im selben Rhythmus, dem Seiana sich hingab.

  • Nach dieser doch recht befriedigenden Schlacht (Appius konnte nicht anders, jetzt sah er irgendwie in seinem drohenden Ruhestand erst recht alles in militärischen Begriffen :D) lag er neben seiner Frau und schaute gedankenverloren an die Decke. Jetzt wo er quasi entspannt war, spulte sein gehirn nochmal das gespräch vor dem Beischlaf ab.
    Sie war also schwanger (er war sich dessen sicher, trotz ihrer Beteuerung war es eher unwahrscheinlich, wenn dieses Frauenproblem ausblieb wurde es immer zu einem Männerproblem.) Die Frage war nun: Wie passte das?
    Sicher sie hatten schon einige Male die Ehe vollzogen, aber in letzter zeit und vor allem in der Zeit die in Frage kam, so gut wie gar nicht bzw. eigentlich überhaupt nicht. Ergo bestand eine große Möglichkeit, daß hier irgendetwas faul war. Er blickte kurz forschend seine Frau an.
    War das möglich? Sie die Ausgeburt der Tugend, sie dir relativ kalt berechnend, ja fast männlich rational dachte? Sie würde mit sowas alles aufs Spiel setzen. Immerhin war er nicht irgendein dahergelaufener Römer sondern Präfect der prätorianer (auch wenn er dies bald nicht mehr sein würde) und selbst wenn er es bald nicht mehr sein würde, so hatte er gute Verbindungen zu seeinem Nachfolger, einen mächtigen Patron und der Kaiser mochte ihn.


    Nein sowas war nicht ihre Art und trotzdem, dieses Gefühl diese Ahnung ließ ihn nicht los."Du entschuldigst mich?" meinte er zu seiner frau, um dann aufzustehen. Er mußte einige Erkundigungen einholen.
    Das er jetzt ging, beunruhigte sie sicherlich nicht, immerhin war ihre ganze Beziehung eher eine Zweckgemeinschaft.

  • Ruhig, nahezu regungslos lag sie anschließend neben ihm, auf dem Rücken – noch nicht abgewendet von ihm, ihm aber auch nicht zugewandt. Flüchtig fragte sie sich, ob er heute Nacht wohl hier bleiben würde... hin und wieder tat er das, und jedes Mal wünschte sie sich dann, er würde gehen, weil ihr die Nähe zu viel wurde. Nähe war ihr so häufig zu viel... nur die ihres Bruders war etwas anderes. Und Seneca. Mit Seneca hatte sie zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, wie es war, auch gemeinsam mit einem Mann einschlafen zu wollen. Seine Nähe nicht nur zu genießen, wenn sie miteinander schliefen, sondern auch danach.
    Häufig allerdings ging ihr Mann wieder, und auch heute erhob er sich nach einiger Zeit, was Seiana mit einiger Erleichterung registrierte. „Sicher“, erwiderte sie nur, auch wenn sie wusste, dass er auf ihre Antwort wenig geben würde, und fügte noch, bevor er ihr Cubiculum verließ, an: „Gute Nacht.“


    Eine Weile blieb sie noch liegen... bevor auch sie sich noch einmal erhob, sich flüchtig mit Wasser benetzte, das in einer abgeteilten Ecke ihres Zimmers bereit stand, sich dann eine lockere Tunika überzog... und schließlich hinsetzte, in einen der Korbsessel, die wie schon in ihrem alten Cubiculum in der Casa Decima beim Fenster platziert waren. Gedankenverloren starrte sie hinaus. Sie hatte die Gedanken wunderbar verdrängen können in den letzten Momenten, aber jetzt waren sie wieder da, schienen regelrecht über sie herzufallen. Das vielleicht Schlimmste war: sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Ihr Verstand sagte ihr, dass es so nicht weiter gehen konnte. Das Risiko war viel zu groß. Gäbe es schon Kinder, Söhne vor allem, deren Abstammung eindeutig war, wäre es nicht ganz so schlimm... immerhin hätte Terentius dann Erben, was das wichtigste war. Dann blieb nur noch die Frage, wie besitzergreifend er war... es gab Männer, denen war es bei einer Zweckehe wie der ihren, die vor allem von Distanz geprägt war, egal, was ihre Frau so trieb, solange es schon eigene Söhne gab und sicher gestellt war, dass ihnen kein weiteres, fremdes Balg untergeschoben wurde. Das einzige Problem hier war: so distanziert ihre Ehe auch war... Seiana konnte sich durchaus vorstellen, dass Terentius sehr besitzergreifend war. Dass er egal unter welchen Umständen kaum begeistert davon sein würde, wenn er herausfand, dass seine Frau ihn hinterging. Und diese Gedankenspiele waren ohnehin müßig: es gab noch keine Söhne. Es gab nicht einmal Töchter. Sie unterdrückte ein Schaudern, als sie daran zurückdachte, wie sie ihren Mann kennen gelernt hatte, wie diese Ehe zustande gekommen war. Es gab keine Ausflüchte, kein Umdeuten, keine Argumentation darum herum: das Risiko war zu groß, viel zu groß. Sowohl was ihren Ruf betraf als auch ganz konkret sie persönlich. Sie konnte das nicht fortführen.
    Und es wäre ja auch so einfach, es nicht fortzuführen, das war der Vorteil. Es war ja nicht so, dass sie sich ständig über den Weg liefen und in Versuchung geführt wurden – es gab kaum eine Möglichkeit, ihn unauffällig, unbeobachtet, unbemerkt treffen zu können. Und trotzdem war es genau das, wonach sich ihr Herz sehnte. Egal was ihr Verstand ihr auch einzuprügeln versuchte: sie konnte nicht anders als trotzdem an ihn zu denken. So sehr sie sich auch vorhielt, dass es zu gefährlich war: sie konnte nicht anders als sich zu wünschen, ihn wieder zu sehen, wieder zu spüren, und sich zumindest in Gedankenspielen vorzustellen, wie es wieder dazu kommen könnte... selbstredend ohne dass jemand Verdacht schöpfen konnte. Sie sehnte sich nach ihm. Nach seiner Gegenwart, seiner Nähe, seiner Berührung. Nach der Ruhe, die er ausstrahlte, und der Geborgenheit, die sie bei ihm spürte. Sie fühlte sich selbst so viel ruhiger und entspannter, wenn er bei ihr war, eine Erfahrung, die schon so lange zurücklag bei ihr, dass sie fast vergessen hatte wie das war, und allein schon der Gedanke an ihn zauberte ein schwaches Lächeln auf ihre Lippen... das allerdings nahezu sofort wieder verschwand. Es ging nicht. Es ging nicht. Sie presste Lippen und Lider fest aufeinander und unterdrückte ein trockenes Schluchzen. Warum passierte ihr das? Warum? Hätte ihr Leben nicht einfach so weiter laufen können wie bisher? Warum um alles in der Welt hatte sie Seneca kennen und lieben lernen müssen, nur um dann nicht mit ihm zusammen sein zu können – nur um unter dem Wissen zu leiden...

  • Wie das so war, wir vielbeschäftigten Geschwister sahen uns einfach viel zu selten. Aber für den heutigen Abend hatte ich Seiana meinen Besuch angekündigt. Ich wurde in ihrem Cubiculum empfangen und nahm sie erst mal in die Arme, drückte sie fest.
    "Na, Schwesterherz. Gut siehst du aus. Wie geht's dir so?"
    Ich lächelte sie strahlend an, ganz der unverwüstliche kleine Bruder, war jetzt schon damit beschäftigt munter zu überspielen, dass ich ihr irgendwann heute abend etwas unschönes würde sagen müssen.

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  • Mit gemischten Gefühlen hatte Seiana die Nachricht aufgenommen, dass Faustus sie besuchen würde. Sie freute sich, natürlich freute sie sich, sie sahen sich viel zu selten – aber trotzdem... war sie in den letzten Wochen nicht traurig gewesen, dass sie ihn nicht gesehen hatte. Es gab zu viel, was sie ihm eigentlich sagen müsste, und sie hatte keine Ahnung wie. Dass sie schwanger war – und obwohl man ihrer Figur immer noch nichts ansah, nicht jedenfalls wenn sie Kleidung trug, die noch dazu entsprechend geschnitten war, würde es doch nicht mehr lange dauern, bis sie es nicht mehr würde verbergen können. Dass es keineswegs gut in ihrer Ehe lief – von Anfang an nicht wirklich, und seitdem hatte es sich wenn überhaupt noch verschlechtert, erst recht seitdem er sie verdächtigte ihn zu betrügen. Dass genau deshalb ihre Schwangerschaft keineswegs eine gute Nachricht war. Oder... dass es stimmte, mit dem Betrug, auch wenn sie nicht vorhatte, das jemals vor ihrem Mann zuzugeben.
    Sie wusste, dass sie irgendwann mit Faustus würde reden müssen. Aber sie wusste nicht wie, und sie wusste auch nicht, wie viel sie ihm sagen sollte. Und so hatte sie es bislang immer aufgeschoben, und es war ja so herrlich einfach, das zu tun: sie beide hatten viel zu tun und sahen sich selten. Es einfach, viel, viel zu einfach, immer wieder eine neue Ausrede dafür zu finden, nicht mit Faustus zu reden.
    Aber jetzt würde er kommen... und Seiana gingen die Ausreden aus. Obwohl sie sich nicht im Mindesten bereit fühlte.


    Zeit genug hatte sie allerdings, sich vorzubereiten – und sie freute sich ja wirklich, ihn wieder zu sehen. Sie fühlte sich momentan noch einsamer als sonst schon, mit all den Problemen, die gerade auf ihr lasteten, und sie sehnte sich nach Gesellschaft von jemandem, bei dem sie einfach sie sein konnte... auch wenn sie nicht unbedingt alles erzählte, was sie umtrieb. Und Faustus war einer von zwei Menschen, bei dem das so war, war darüber hinaus lange Jahre der einzige gewesen.
    Sie freute sich also ehrlich, als er ihr Cubiculum betrat, kam ihm entgegen und umarmte ihn. Fest, und ein deutliches bisschen länger als üblich. „Götter ist es schön dich endlich mal wieder zu treffen. Lass dich ansehen.“ Seiana trat einen kleinen Schritt zurück und musterte ihn von oben bis unten gespielt kritisch, bevor sie leicht lachte. „Du siehst auch gut aus, sehr gut. Ich hab ein bisschen was vorbereiten lassen, hast du Hunger?“ Sie wies auf die Sitzgruppe in der Nähe des Fensters, wo bereits ein leichtes Abendessen bereit stand, kalte Häppchen verschiedenster Art.

  • "Mhm." brummte ich unwillig zu ihrem Kompliment, denn ich fand, dass ich zur Zeit nicht gerade auf dem Gipfel meiner Attraktivität war. Aber Hunger hatte ich. "Klar."
    Ich setzte mich und schob mir zwanglos ein paar Häppchen in den Mund. "Schmeckt gut." Dann lehnte mich zurück und sah Seiana an, sah zum Fenster, dann wieder zu ihr. "Schön wohnst du hier. Hausherrin sein passt zu dir." Aber alles was ich sagte kam mir unglaublich gezwungen vor, und so verstummte ich wieder, starrte auf den Tisch vor mir, runzelte die Stirn, und meinte dann auf einmal, ruckartig:
    "Verdammt, ich sag es lieber gleich. Ich muß wieder ins Feld. Also, ich weiß noch nicht exakt wann es losgeht, aber ziemlich bald. Das wollte ich dir nur sagen. Die Rebellen kommen über die Alpen und die Prima ist übergelaufen, darum rücken wir aus und verstärken die kaisertreuen Legionen. Aber mach dir keine Sorgen, diesmal hab ich die besten Soldaten des gesamten Imperiums unter mir." Ich lächelte betreten. Es war ja nicht das erste Mal, aber es schmerzte mich eben, Seiana die Sorgen der zurück bleibenden aufladen zu müssen.
    "Naja, ich dachte da komm ich mal in Ruhe vorbei bevor der große Abmarschtrubel losgeht."

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    Klient - Decima Lucilla

  • Sie setzte sich und griff auch nach dem Essen, wenn auch mehr aus Höflichkeit. Sie kontrollierte sich sowieso schon recht stark, auch was sie aß, aber je weiter die Schwangerschaft fortschritt, desto strikter achtete sie auf das, was sie zu sich nahm... in der Hoffnung, damit den Moment hinauszögern zu können, an dem man ihr ihren Zustand schließlich doch ansehen konnte. Sie knabberte also erst mal nur an einer Olive... und widmete sich dann doch lieber ihrem verdünnten Wein, als Faustus von ihr als Hausherrin anfing. „Eh, ja...“ Sie zwang sich zu einem Lächeln und verdrängte die Gedanken daran, dass sie Komplimente dieser Art nun wirklich nicht verdient hatte, nicht wo sie ganz und gar nicht das war, was man als vorbildliche Matrona hätte bezeichnen können. „Es ist nicht schwer in einem kleinen Haushalt wie diesem.“ Ein großes Haus zwar, aber nur ihr Mann, die Sklaven und sie, keine weitläufige Familie, die ebenfalls noch hier lebte und deren Zusammenleben irgendwie organisiert werden musste.


    Ihr Bruder schien allerdings etwas anderes auf dem Herzen zu haben als einfach nur mit ihr zu plaudern, so wie er hin und her sah und schließlich die Stirn runzelte... und tatsächlich rückte er auch ziemlich bald heraus mit dem, weswegen er hier war, noch bevor Seiana nachfragen konnte. Und es war mehr als nur eine Neuigkeit dabei, darunter eine Information, die sie ganz kurz aufhorchen ließ. „Die Prima ist was?“ fragte sie dazwischen, obwohl: eigentlich war es ja nicht sonderlich überraschend. Ein Verwandter des Legaten der Prima war bereits von Anfang an auf der Proskriptionsliste gelandet, und er war mit einer Tiberia verheiratet. Nein, es war nicht überraschend, dass er übergelaufen war, aber bisher hatte es gerade aus Mantua so gut wie keine Nachrichten gegeben. Dass es jetzt endlich klar war, wo der Aurelius sich positioniert hatte, war ihr daher neu.
    Aber es war bei weitem nicht das, was hier das Wichtigste war. Ganz im Gegenteil. Er würde fortgehen. Er und seine Prätorianer. Sie ließ ihren Kelch sinken, als diese Worte in ihr Bewusstsein einsickerten, stellte ihn auf dem Tisch ab und atmete tief ein. Es war ja nicht so, dass sie es nicht geahnt hätte. Die Truppen rückten nach Italia vor, die Gerüchte davon waren in aller Munde, auch wenn es für sie schwer war Bestätigungen zu bekommen, denen zu trauen war. Davon abgesehen hatte Seneca auch schon erwähnt, dass die Prätorianer sich in Marschbereitschaft versetzten, dass sie ausrücken würden. Und trotzdem traf es sie, wie bisher noch jedes Mal, wenn sie erfuhr dass Faustus gehen würde. Und diesmal umso mehr, weil es nun noch jemanden gab, der ihr am Herzen lag. Seiana sah auf ihre Hände hinunter, sah dann wieder hoch und versuchte zu lächeln, aber es verunglückte ziemlich und wurde nur eine traurige Karikatur eines Lächelns. „Ich hab mir schon gedacht, dass die Prätorianer kaum in Rom bleiben werden, während in Italia der Bürgerkrieg ausbricht“, murmelte sie. „Komm... einfach nur wieder, ja? In einem Stück.“ Und wenn es nicht zu viel Umstände macht: bring Seneca mit. Sie presste die Lippen aufeinander. „Weißt du denn schon mehr? Wie stark sind die Rebellen, wie lange wird es dauern, sie zu stellen? ... Und wie sind unsere Chancen?“

  • Natürlich hatte meine kluge Schwester sich dazu schon Gedanken gemacht. Ich erwiderte ihr trauriges Lächeln, und auch wenn wir beide nicht in lautes Wehklagen ausbrachen, es war ein schrecklicher Augenblick, es brach mir das Herz sie wieder einmal alleine lassen zu müssen, und ich dachte: Und wenn das eines der letzten Male ist, wo wir so beisammen sitzen.... Ich schob den Gedanken energisch beiseite, es blieb eine dumpfe Beklemmung.
    "Ja mach ich, ich versprechs dir."
    Ich trank schnell noch einen großen Schluck. "Die Chancen sind gut. Wir sind den Rebellen an Zahl überlegen, und ihr "Feldherr" Annaeus ist ein Bürokrat ohne Kriegserfahrung. Ich weiß noch, als ich in Mantua Optio war, da hat er sein Tribunat absolviert, er hatte einen Pfau als Haustier dabei und war das Gespött der gesamten Legion..."
    Trotzdem hatte ich ein ganz mieses Gefühl. Die Vorstellung, gegen meine Kameraden von damals kämpfen zu müssen, war unerträglich. Und es konnte immer was schiefgehen.


    "Aber genug davon! Ich wollte dich noch um was bitten. Und zwar, wenn ich jetzt wieder unterwegs bin, und ich weiß ja noch nicht wie lange sich das hinzieht und so, könntest du dann bitte in der Zeit die Verwaltung des gesamten Familienbesitzes übernehmen? Sonst läuft ja alles aus dem Ruder, wenn ich das nicht kontrollieren kann, und die Verwalter wirtschaften nur noch in die eigene Tasche..." Natürlich war es auch eine Vorsichtsmaßnahme falls mir etwas passieren würde, oder, Fortuna bewahre, wir unterliegen sollten, aber das mochte ich so nicht aussprechen.
    "Ich hab hier was vorbereitet..." Dabei kramte ich in meiner Ledertasche, zog dann ein Pergament hervor, auf dem geschrieben stand, dass alle meine Ländereien, bis auf bescheidene 100 Heredia hispanischer Olivenhain, mit dem heutigen Tag in den Besitz meiner Schwester übergingen. Mein Name und Siegel waren schon daruntergesetzt, Seiana mußte nur noch ihre hinzufügen.
    "Können wir das so machen?"

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  • „Das klingt doch...“ gut, hatte sie zuerst sagen wollen, aber irgendwie erschien Seiana das... unpassend. Wie konnte man das als gut bezeichnen, wenn Römer gegen Römer kämpfte? „Es klingt gut“, sagte sie dann aber doch, weil ihr kein passenderes Wort einfallen wollte, ein wenig resigniert. „Gut für uns.“ Auch wenn sie Salinator nicht wirklich für einen guten Kaiser hielt – sie waren zu sehr an ihn gebunden mittlerweile. Wenn der Mann verlor... Seiana wollte gar nicht daran denken, wie sehr sie dann wohl in Ungnade fallen würden. Deswegen verdrängte sie auch die Gedanken daran, dass der Annaeus vielleicht unerfahren sein mochte, aber er dafür umso mehr seinen Stab aus Leuten mit reichlich Erfahrung besetzt haben würde... wenn er nicht komplett dumm war.


    Nur zu gern ließ sie sich auf den Themenwechsel ein, den ihr Bruder dann einschlug. Weg von dem Gerede über den Krieg... es brachte ohnehin nichts, außer dass sie beide melancholisch wurden. Allerdings führte das nächste Thema nicht wirklich weg davon. Er regelte seine Angelegenheiten, und obwohl seine Erklärung dafür logisch klang, konnte Seiana sich doch des Gedankens nicht erwehren, dass Faustus das tat, um auch für den Fall vorzusorgen, falls er diesmal nicht mehr zurückkam. Das Pergament, das er ihr zeigte, bestätigte das nur – er machte sie nicht nur für die Verwaltung verantwortlich, er übertrug ihr den Besitz.
    „Sicher“, lächelte sie flüchtig, während sie versuchte, sich einzumauern, nicht daran zu denken, was passieren konnte. Versuchte sich darauf zu konzentrieren, dass sie sich freuen sollte, dass er ihr das anvertraute – und nicht einem ihrer Verwandten, die mittlerweile auch in Rom wieder relativ zahlreich vertreten waren. „Du kannst dich auf mich verlassen, ich werde dafür sorgen, dass alles geregelt weiterläuft. Danke für dein Vertrauen.“ Wieder ein Lächeln, dann überflog sie die Liste mit den Ländereien. „Wo hast du die Unterlagen verwahrt? Und gibt es irgendetwas Besonderes zu beachten bei einem der Güter?“

  • "Ich danke dir!" erwiderte ich, erleichtert dass wir das so sachlich über die Bühne bringen konnten. "Die wichtigen sind im Tablinum in der hinteren Truhe eingeschlossen, der ganze Rest ist in meinem Officium... Ravdushara kümmert sich darum, er hat mir in den letzten Monaten unheimlich geholfen mit dem ganzen Kram. Ich lasse ihn dir hier, dann kann er dir zeigen wo was ist, und überhaupt ist er da gut im Bilde."
    Besser als ich, ich hatte zwar den Familiensinn für die Landwirtschaft, aber ich hasste so Listen und Zahlen und Kalkulationen, und solange ich nur genug Geld zum Feiern und für meine extravaganten Spielzeuge hatte, überließ ich diesen anstrengenden Part liebend gerne anderen.


    "Ähm ja..." Ich nahm mir das Dokument und ging die Liste durch. "In Hispania läuft alles wie immer, und das Korn, das wir hierher verschiffen, erreicht Rekordpreise. Wir haben ein rentables kleines Arrangement mit dem Hafenmeister Gallonius in Portus, solange wir für den Weg den Tiber hinauf nur die Frachtkähne von 'Dillius et filii' nutzen, das ist sein Schwager. - In Cosentia allerdings gab es im Sommer ein Reblaus-Problem... Nur an den Blättern zum Glück im Unglück, aber der Jahrgang wird wohl leider nicht so berauschend. Das Ostia-Gehöft habe ich im Augenblick rein für die Versorgung unseres Haushaltes eingeplant. Ich muß da sowieso nochmal hin, dann sag ich gleich, dass sie ab jetzt dir berichten sollen."
    Ich überlegte, wollte nichts wichtiges vergessen. "Das Stadthaus ist ja wieder vollbesetzt, naja, kein Wunder bei der Lage. Die Vorräte habe ich aber frühzeitig aufstocken lassen, die reichen noch lange. Das haben Rhea und Pontia im Blick. Ähm.... um das Albaner Gut kümmerst du dich ja eh schon, wichtig ist, dass die Vorratsspeicher jetzt besonders gut bewacht werden. - Falls..." Unbehaglich stützte ich den Kopf in die Hand, rieb mir über den Schmiss, verzog das Gesicht. "...falls es hier irgendwelche größeren Unruhen geben sollte, Plünderungen... oder so... geh nicht aufs Land. Auf keinen Fall! Im Umland treiben jetzt schon Banden ihr Unwesen, und ausserdem würde dort zuallererst requiriert. Falls... dann geh lieber still und leise in eines der Ianiculum-Häuser, da ist so ein Kommen und Gehen, da fallen Fremde eh nicht auf. Es ist zwar unkomfortabel, aber für eine gewisse Zeit sicher auszuhalten, falls... hm ja, soviel dazu. Ich weiß ja nicht was dein Mann für Vorkehrungen getroffen hat. - Hast du noch Fragen?"

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  • „Warte kurz“, murmelte sie, erhob sich und holte eine Wachstafel und einen Stylus, bevor sie sich weiter zu ihrem Bruder setzte. Während er dann erzählte, machte sie sich flüchtig ein paar Notizen. Sie hatte immer alles lieber selbst im Griff, anstatt sich auf andere zu verlassen, mit ihren eigenen Betrieben und den Ländereien, die sie jetzt schon verwaltete, hielt sie es auch nicht anders. Natürlich konnte sie nicht alles allein machen, natürlich brauchte sie Hilfe, Sklaven, Verwalter, die alles entsprechend vorbereiteten – aber die letzte Kontrolle lag bei ihr. Um das allerdings auch weiterhin so handzuhaben, würde sie etwas ändern müssen... es würde sonst schlichtweg einfach zu viel werden.
    „Die Verschiffung von Hispania hierher läuft noch problemlos?“ fragte sie zwischendrin nach, machte sich noch eine Notiz und hörte weiter zu, dankbar dafür, dass er einiges erzählte und erklärte, was ablenkte von dem Grund, warum sie das taten. Erst, als Faustus davon sprach, dass sie nicht aufs Land gehen sollte, legte sie die Tafel beiseite, sah ihn kurz an – und dann wieder weg. Nicht aufs Land. Zu jeder anderen Gelegenheit wäre sie erfreut gewesen, das zu hören. Sie erinnerte sich noch zu gut an das letzte Mal, als sie mehr oder weniger gezwungenermaßen längere Zeit auf dem Landgut verbracht hatte. Die Eintönigkeit, die Abgeschnittenheit, all das war nichts für sie... nur Senecas Besuch war ein Lichtblick gewesen, und obwohl sie wusste, dass es einer war, den sie besser nicht erlebt hätte, brachte sie es doch nicht über sich, sich zu wünschen es wäre nicht passiert.
    Nein, das Landleben war nichts für sie, und sie wusste ja, dass Seneca sie diesmal nicht würde besuchen kommen – ganz im Gegenteil, sie würde um ihn genauso Angst haben wie um Faustus.


    Allein: sie war schwanger. Und wenn ihr Mann davon erfuhr – und das würde er bald, sie hatte gar keine andere Wahl –, und immer noch davon überzeugt war, dass sie ihn hintergangen hatte... dann würde er das Kind nicht anerkennen. Nie. So gut kannte sie ihn dann doch, dass sie sicher war, dass er es nicht annehmen würde. Das war ja ihr Problem, war es von Anfang an gewesen, seit er sie zum ersten Mal mit seinem Verdacht konfrontiert hatte – dass er das Kind nie annehmen würde, solange er auch nur einen Rest Zweifel hatte. Und sie wusste, dass sie diese Zweifel nicht hatte ausräumen können. Sie war nicht die Art von Frau, die sich besonders verführerisch geben und so einem Mann derart den Kopf verdrehen konnte, dass dieser alles glaubte. Ihre Ehe mit Terentius war nicht ohne Grund so, wie sie war – sie hatten beide ihren Anteil an der Distanz, die zwischen ihnen herrschte. Wenn ihr tadelloser Ruf und ihr zumindest nach außen hin ebenso tadelloses Verhalten nicht genügten, um jeden Zweifel seinerseits zu zerstreuen, dann sah sie wenig Möglichkeit, was sie tun konnte... zumal seine Zweifel geschürt wurden.
    Wenn es allerdings so kam, wie sie befürchtete... – und je mehr Zeit verging, desto mehr sah sie sich gezwungen, sich dem zu stellen, was sie ohnehin schon von Anfang an gewusst hatte –, dann konnte sie nicht in Rom bleiben. Nicht, wenn man ihr die Schwangerschaft erst mal ansah. Sie konnte einfach nicht riskieren, dass jemand herausfand, dass sie ein Kind zur Welt brachte, das von ihrem Mann nicht angenommen wurde. Sicher konnte sie erzählen, dass es eine Totgeburt gewesen wäre – aber in Rom war die Gefahr einfach zu groß, dass doch etwas anderes die Runde machte. Das Beste war schlicht und ergreifend, wenn kaum jemand wusste, dass sie schwanger war, wenn sie verschwand, bevor man es ihr wirklich ansah, selbst wenn das hieß aufs Land zu gehen, in die Einsamkeit, die sie dort so schwer bekämpfen konnte. Und Grund genug hätte sie eigentlich zum Gehen, ohne dass es auffallen würde, nicht in der jetzigen Situation... wenn Faustus nicht gerade davon abgeraten hätte.
    Seiana atmete nach einem längeren Moment des Schweigens tief ein und sah dann doch wieder hoch. „Bist du dir sicher, dass die Albaner Berge keine Alternative sind? Oder... was ist mit dem Gut von Tante Drusilla?“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Eines der Ianiculum-Häuser. Sie müsste sich eines ansehen, um zu entscheiden, ob das tatsächlich eine Option war, dass sie dort blieb, bis sie entbunden hatte. Wenn nur wenige Vertraute wussten, wo sie war... aber ein Landgut wäre einfach besser für diesen Zweck. Sie sah wieder weg, auf ihre Finger hinunter, und wünschte sich für einen Augenblick nichts sehnlicher, als dass das Leben einfach wäre. „Er... Terentius, er hat... keine Vorbereitungen getroffen. Ich weiß zumindest von nichts.“

  • "Ich bin mir sicher! Der beste Platz ist noch immer Rom, das nahe Umland ist am gefährdetsten!" mahnte ich voll Überzeugung, mich an unsere Verproviantierungs-Missionen auf den Feldzügen erinnernd. "Sollte – ich will nichts beschwören, ich glaube an unseren Sieg - ich sage nur rein hypothetisch, sollte der Kampf sich bis hierher ziehen, dann wird zuerst in der Umgebung jedes Dorf, jedes Gehöft ausgeplündert, dann die kleinen Städte, denn wir reden hier von gewaltigen Armeen, die jeden Tag gewaltige Mengen Nahrung verschlingen. Es gäbe dann nichts gefährlicheres als in den Albaner Bergen oder in Ostia zu sein. - Hm... und alleine die Reise zu Großtante Drusilla, gut, sie wohnt abgelegener, aber allein die Reise, die Straßen sind nicht mehr sicher, ich rate dir entschieden davon ab."
    Keine Vorbereitungen? Ich runzelte die Stirn. "Vielleicht möchte er dich bloß nicht beunruhigen." Ich konnte mir kaum vorstellen dass mein Schwager so blauäugig war.


    "Es gibt noch was... sozusagen offizielles, das ich mit dir besprechen muß. Ich will die Ergebnisse unserer Ermittlungen in der Acta veröffentlichen. Die Bürger von Rom haben ein Recht zu erfahren, wie es zu diesem ganzen Chaos gekommen ist, und wer dafür verantwortlich ist! Und der Kaiser will ausserdem - also, er hat sich bei meiner letzten Audienz so geäussert - dass ihr einen Bericht darüber bringt, wie die Aufständischen das ägyptische Korn blockieren und den Getreidemangel hier verschulden. Aber ohne damit die Angst der Leute zu schüren, sondern eher mit Betonung auf den Maßnahmen, die gerade laufen um das wieder ins Lot zu bringen."

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  • Sicher. Er war sich sicher. Seiana versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie auf eine andere Antwort gehofft hatte. Wenn eintrat was Faustus schilderte, hatte er ja Recht damit, dass die Umgebung Roms kein sicherer Platz war, nur... Sie presste die Lippen aufeinander und versuchte, ihre eigenen Gedanken abzuschneiden. Sie hasste es, nicht im Voraus planen zu können, aber es brachte nichts, sich jetzt damit zu beschäftigen, wo es noch so viele Variablen gab. Eines nach dem anderen, eine andere Herangehensweise blieb ihr kaum. Und jetzt konnte sie sich um nicht viel mehr kümmern als das, was gerade akut war. „In Ordnung“, murmelte sie, trommelte aber trotz ihrer Entschlossenheit, sich von der Planungsunsicherheit nicht zu sehr beeinflussen zu lassen, kurz nervös mit ihren Fingern auf dem Tisch. Als ihr das bewusst wurde, zog sie ihre Hand zurück und zwang sich ein Lächeln ab. „Ja, wahrscheinlich hast du Recht“, antwortete sie auf Faustus' Vermutung, was ihren Mann anging, bemühte sich um ein wenig Leichtigkeit, was ihr allerdings misslang. Hatte sie vor Faustus' Besuch noch geglaubt, dass sie nicht mehr darum herum kommen würde, ihm endlich zu erzählen, was los war – oder wenigstens teilweise –, war sie jetzt entschlossener denn je, nichts zu sagen. Er konnte ihr nicht helfen. Er konnte nichts tun. Es würde ihn nur beunruhigen, und das war etwas, was sie nicht zulassen durfte. Was auch immer sie ihm erzählen könnte – und sie war sich ja noch nicht einmal sicher, was sie ihm alles erzählen sollte, ob die ganze Wahrheit oder nur Teile davon –, würde nur dazu dienen, ihn abzulenken. Er zog bald in den Krieg, in einen Bürgerkrieg, gegen römische Legionen, und das letzte, was er gebrauchen konnte, war sich Sorgen zu machen um sie. Was nichts anderes hieß als: er sollte idealerweise nicht einmal merken, dass ihre Ehe nicht allzu rund lief. „Er hat diese Art, mich vor vollendete Tatsachen zu stellen, weißt du... alte Angewohnheit aus seiner Militärzeit, nehme ich an.“ Diesmal wirkte ihr Lächeln nicht mehr ganz so gezwungen, und ihr Tonfall klang sogar halbwegs scherzhaft. Der Rest an Angespanntheit konnte auch an der Situation liegen, dem Bürgerkrieg, dem Ausrücken.


    Faustus war allerdings noch nicht fertig. Seiana nippte an ihrem Wein, und ihr Gesicht verdüsterte sich ein wenig. Es war ohnehin nicht leicht mit der Acta dieser Tage. Viele der Subauctores waren geflohen, manche schon während der Unruhen kurz nach der Ermordung Valerianus', andere in der Zeit danach. Und sie hatte sich bisher geweigert, die Acta offen Stellung beziehen zu lassen. Sie konnte nicht offen kritisieren, aber zumindest bisher hatte sie es immerhin vermeiden können, sich zu positionieren. Sie hatte sich einfach heraus gehalten... was jetzt scheinbar nicht mehr wirklich möglich war. „Hast du einen Bericht über die Ermittlungen da, den wir veröffentlichen können? Dann kann ich das in den nächsten Tagen schon erledigen.“ Seiana unterdrückte ein Seufzen. „Was Ägypten angeht und das Getreide... weißt du mehr darüber? Was da überhaupt genau los ist? Ägypten hat sich auch nicht auf Palmas Seite geschlagen, so weit ich weiß... Und welche Maßnahmen laufen? Oder ist es egal, wirklich was läuft, weil der Bericht darüber ohnehin schon feststeht?“ fragte sie, den beißenden Sarkasmus im Unterton ihrer Stimme nicht ganz unterdrücken könnend.

  • "Ja, ich hab das alles aufgeschrieben..." Ich wühlte wieder in meiner Ledertasche. "...wo hab ichs denn..."
    Ägypten... Ich rollte mit den Augen, als ich diesen überlegenen große-Schwester-Unterton vernahm, und rief, heftig gestikulieren: "Mensch Seiana! Natürlich geht es darum, die Leute hier davon zu überzeugen, dass sie keinen Grund haben wegen der Kornknappheit einen Aufstand zu starten! Das ist in unser aller Interesse! Wir haben schon zwei Fronten, jetzt noch Straßenkämpfe hier Rom, das wäre das allerletzte..." Ich schnaubte, erinnerte mich an die Aufstände in Rhakotis... winkte dann ab und entschuldigte mich im nächsten Moment schon wieder zerknirscht.
    "Entschuldige... ich wollte nicht.... - Ich bin etwas angespannt. Also, wichtig ist dass du groß rausbringst, dass Palmas Schergen hier den Kornspeicher abgebrannt haben. Es hat sich zwar keiner erwischen lassen, aber, cui bono, die Sache ist ja sonnenklar. Brandstiftung in Rom, also wenn das den Leuten nicht die Augen öffnet, dann weiß ich auch nicht. Und die ägyptischen Militärs unterstützen Palma, indem sie versuchen, uns auszuhungern. Ähm.... wobei der Artikel natürlich keine Panik schüren soll. Was die Maßnahmen angeht, naja, Korn aus den kaisertreuen Provinzen halt. Varenus kann dir da sicher genaueres sagen, der arbeitet da dran."


    Mittlerweile hatte ich das Papyrus aus der Tasche gefischt, und übergab es meiner Schwester. "Hier, über die Ermittlungen. Lies bitte mal, und sag mir wie du es findest. Ich hab es als Frage und Antwort geschrieben, mit einem, ähm, imaginären Auctor... also" – ich wurde verlegen, und meine Ohren fühlten sich mit einmal so heiß an - "mir selbst in den Mund gelegt, damit du dich immer noch, naja so weit wie halt möglich, raushalten kannst." Das war das eine. Ausserdem wollte ich die Lorbeeren dieser langen, mühseligen Ermittlungen doch ganz gerne mit meinem Namen verknüpft sehen.
    "Ähm, was den Plan mit Vinicius angeht, der hat sich jetzt erledigt. Und Vinicius ist, glaub ich, auch bald erledigt."



    Hochverrat und Kaisermord – Jahrhundertverbrechen aufgeklärt


    Zu den letzten Saturnalien erschütterte die Nachricht über ein Verbrechen von kaum vorstellbaren Ausmaßen unserer Imperium: unser geliebter Kaiser, der Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, Sohn des vergöttlichten Iulianus, war einem heimtückischen Giftmord zum Opfer gefallen, ebenso seine Frau Livilla Ulpia Lucilla, und sein Sohn Publius Ulpius Maioranus.
    Unruhen und Bürgerkrieg sind seitdem über unser Reich hereingebrochen, und haben die Jagd nach den Schuldigen zu einem schwierigen Unterfangen gemacht. Doch nun sind die Ermittlungen der Cohortes Praetoriae nahezu abgeschlossen. Gardepräfekt Decimus Serapio stand der Acta Rede und Antwort.



    Acta: Wer tötete den Kaiser?


    Decimus: Eine Gruppe von Verschwörern aus den Reihen des Senates hat diesen Mord begangen. Sie begehrten gegen die Herrschaft Kaiser Valerianus auf, besonders unzufrieden waren sie damit, dass er Vescularius Salinator als Stadtpräfekt und Stellvertreter einsetzte. Darum beschlossen sie, den Kaiser zu töten, und darüber hinaus mit dem Mord an seiner Familie das ulpische Geschlecht vollständig auszulöschen. An seiner statt wollten sie einen aus ihrem Kreis zum Kaiser machen: Cornelius Palma. Er war einer der Rädelsführer. Ausserdem der Pontifex Tiberius Durus, und der Consular Vinicius Lucianus.


    Acta: Angesehene Männer aus den höchsten Kreisen. Was bewog sie zu einem solchen Frevel?


    Decimus: Es ist ja bekannt, dass der damalige Stadtpräfekt, jetzt Nachfolger Valerianus, Imperator Vescularius Salinator, es sich zur Aufgabe gemacht hat, die ungerechtfertigten Privilegien der alten Eliten zu beschneiden, und die Stellung des einfachen Mannes aus dem Volk zu fördern. Die Verschwörer, allesamt Angehörige der Nobilitas oder Patrizier, fürchteten um ihre herausgehobene Stellung, und fühlten sich in ihrem Standesdünkel verletzt. Bei seiner Vernehmung drückte Vinicius Lucianus das hasserfüllt so aus: "Vescularius ist doch nur ein Bauer aus der Provinz." Machtgier und Furcht vor Machtverlust haben sie alle Skrupel vergessen lassen.


    Acta: Wie ist es ihnen gelungen, die kaiserliche Familie trotz der Leibwachen zu töten?


    Decimus: Mit Gift. Als Mittelsmann haben die Verschwörer einen Libertus eingesetzt, Ulpianus Venox, der schon früher, und zwar als Palma Statthalter in Syrien war, für diesen gearbeitet hat. Der Libertus hat das Gift einem der Küchensklaven zugesteckt, Berisades, und der wiederum hat es beim Saturnalienfest in der kaiserlichen Landvilla in Misenum an eine Süßspeise getan, die er zubereitet hat. Die kaiserliche Familie legte sich, nichts böses ahnend, zum Mahl. Die Sklaven berichten, dass der junge Maioranus dann als erstes klagte, ihm sei nicht gut, dann verfiel er in Krämpfe und rang verzweifelt nach Luft. Die Medici – der Kaiser hatte ja immer viele Medici um sich – wurden herbeigerufen, aber sie konnten nichts ausrichten. Der Kaiser und seine Frau mußten mitansehen wie ihr einziger Sohn qualvoll starb, kurz darauf erlagen sie selbst dem Gift.


    Acta: Trotz dieser Greueltat ging der Plan der Verschwörer nicht auf. Warum?


    Decimus: Ich vermute, dass sie nicht damit gerechnet hatten, dass Vescularius so schnell und entschlossen handeln würde. Es war aber so, dass wir Prätorianer der Verschwörung bereits auf der Spur waren. Auch wenn wir damals... leider... noch nicht wußten, welch infame Pläne sie schmiedeten, und wie bald sie losschlagen würden.
    Ich selbst war zu dieser Zeit in Antiochia, um die Machenschaften des Tiberius Durus zu verfolgen; er war kurz zuvor dort gewesen, um den Statthalter Veturius Cicurinus ebenfalls zum Hochverrat zu verleiten.
    Jedenfalls schlug Vescularius Salinator sofort zurück. Vinicius Lucianus wurde verhaftet und hat gestanden, Tiberius Durus entzog sich der Vergeltung durch den Freitod, viele andere sind geflohen, und auch Cornelius Palma ist, zu meinem größten Bedauern, entkommen. Er floh nach Syrien, und von dort aus hat er, mit Hilfe von Veturius, unser Reich in diesen furchtbaren Bürgerkrieg gestürzt.


    Acta: Wo bleibt da die Gerechtigkeit?


    Decimus: Der Prozess gegen Vinicius Lucianus steht bevor. Der Libertus wird sich ebenfalls verantworten müssen. Der Küchensklave und die anderen Sklaven der kaiserlichen Landvilla, die es zugelassen haben, dass ihr Herr und seine Familie in ihrer Mitte ermordet wurden, werden nach dem senatus consultum Silanianum gerichtet werden. Was Cornelius Palma angeht – seine Verbrechen spotten ja jeder Beschreibung, dieser Mann hat ausser der kaiserlichen Familie auch die Opfer des Bürgerkrieges auf dem Gewissen. Das kann und darf, und sobald dieser Aufstand niedergeschlagen ist wird das auch nicht, ungesühnt bleiben.



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  • Seiana zuckte ein wenig zusammen, als Faustus plötzlich hochfuhr – und war dann plötzlich ebenso zerknirscht wie er. Straßenkämpfe in Rom. Natürlich konnten sie das nicht gebrauchen, er hatte Recht, dass es galt das zu verhindern. „Nein... mach dir keine Gedanken“, murmelte sie leise zurück. „Du hast Recht.“
    Als Faustus ihr eine Schriftrolle gab, nahm sie sie entgegen und überflog sie kurz, bevor sie mit einem schwachen Lächeln wieder hoch sah und nickte. „Das ist gut. Ich werde das zu Prozessbeginn veröffentlichen, ich denke da passt es zeitlich ganz gut hin... wenn die Leute sowieso ihren Augenmerk darauf richten.“
    Sie rollte das Papyrus wieder zusammen, und eine Weile unterhielten sie sich noch, bevor Faustus sich schließlich wieder verabschiedete – ein weiteres Mal für wohl längere Zeit.

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