• Mit einem der Immunes zusammen lief ich den Wehrgang ab. Es war beinahe so wie früher, als ich noch Centurio gewesen war, drüben in der anderen Kastell-Hälfte. Nur dass ich jetzt ungleich bedeutsamer war, versteht sich, und die Gardisten auf Wachtposten viel formvollendeter salutierten. Der Immunis kannte sich mit Mauern aus. Ich wollte ja nichts beschwören, aber es konnte nicht schaden sich mal wieder zu vergewissern, dass das Bauwerk, das immerhin seit Tiberius stand, keine Schwachstellen aufwies. Wir stiegen gerade auf einen der Wachtürme, und ich fand, dass die Häuser des Vicus an dieser Stelle unstrategisch nahe an die Kastellmauer herangerückt waren. Abreissen?
    Da kam ein Miles vom Tor herbeimarschiert. Er eilte die Treppen zu uns hinauf, und berichtete mir, ein Decimus Varenus wolle mich sprechen. Er solle ihn herbringen, befahl ich, und fragte mich was das zu bedeuten hatte. Es war doch hoffentlich nichts passiert.

  • Titus war recht überrascht wie schnell doch der Einlass funktionierte. Militär eben. Doch die Leibesvisitation war ein Akt, auf die er gerne verzichtetet hätte. Seine Frau würde er auf keinen Fall hier erscheinen lassen, weil die Soldaten bestimmt ihren Spaß und an ihr herumfummelt hätten. Er folgte somit dem Prätorianer und schaute sich dabei ausgiebig um, genug Informationen zu sammeln war nie verkehrt, auch wenn sich viele von ihnen als unnütz herausstellten.


    Er wurde von dem Prätorianer gebeten hinaufzusteigen, unglaubwürdig blickte er nach oben und sah Serapio stehend. Also folgte er der Anweisung, nicht weil er Respekt vor dem Soldaten hatte, sondern weil es schlecht für die Akustik wäre, wenn die beiden von unten nach oben geschrien hätten, um sich zu begrüßen.


    Oben angekommen. "Salve Serapio, freut mich, dass du etwas Zeit erübrigen konntest. Ich denke, wenn ich das hier so betrachte, bist du reichlich beschäftigt."

  • "Salve Varenus." begrüßte ich meinen Vetter. Hier war er, als Zivilist, ein Fremdkörper, doch er schien ganz gelassen.
    "Sicher." bestätigte ich höflich, dass ich etwas Zeit hätte, obgleich es mir nicht so ganz passte, dass ein Verwandter mich hier aufsuchte. Denn ich war tatsächlich gut beschäftigt, und fand ja eigentlich, dass Zivilisten hier drin nichts verloren hatten. Aber mein Vetter würde schon seine Gründe haben.
    "Miles, abi." schickte ich den Torwächter weg, und dem Immunis befahl ich: "Sieh dir schon einmal das Gebälk dort drüben an."
    So waren wir für den Moment alleine auf dem Wehrturm. Ich lehnte mich rückling gegen die Brüstung und blickte Varenus aufmerksam ins Gesicht.
    "Was gibt es?"

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  • Titus wartete bis auch der letzte Soldat von dannen war, und blickte hinaus. "Ein schöner Ausblick, Serapio. Rom ist wirklich eine schöne Stadt." Er sah weiterentfernt einen Mann der seinen Karren an der Castra vorbei schob. "Wie winzig doch die Römer von hier oben erscheinen, gar wie Ameisen." Dann blickte er Serapio direkt in die Augen. "Nun, die Situation meiner persönlichen Familie war nicht geplant, zu überstürzt haben wir unsere Wahlheimat verlassen. Und du weißt doch wie ich Untätigkeit verabscheue. Ich bin kein Däumchen Dreher oder Rosenpflücker, verstehst du? Ein Mann wird daran gemessen, was er tat und nicht wie er seine Freizeit verbringt. - Meine Familie soll darunter nicht leiden.


    Und hier in Rom vom Erfolg gekrönt zu sein, verlangt einige gute Beziehungen und du Serpio, bist eine gute Wahl. Seh dich an, ein Tribun der schwarzen Garde." Er machte eine Pause, um Serpio zu Wort kommen zu lassen.

  • Bei diesen Betrachtungen verspürte ich eine leichte Ungeduld. So dringend schien das ja nicht zu sein, was meinen Vetter hier her geführt hatte. Er suchte also nach einer Aufgabe, nun gut, Rom war ein Meer der Möglichkeiten für einen Mann wie ihn.
    Eine gute Wahl? Ich legte den Kopf schief. Sicher, ich fand auch dass ich wofür auch immer eine gute Wahl war, und in meiner Tribunenrüstung (attischer Stil, Akanthus-Thema, Familienwappen-Motiv) eine wirklich gute Figur machte, aber mir war schon bewußt, dass er mir gerade schmeichelte.
    "Ja, ich verstehe. Wie kann ich dir helfen? Was für eine Aufgabe schwebt dir vor?"

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  • Titus kam ohne Umschweife direkt zum Punkt.


    "Indem du mir ein Empfehlungsschreiben aufsetzt. Niemand wird einem Tribun widersprechen, besonders dir als Sohn eines ehemaligen Legaten nicht." Titus verschränkte seine Arme, um sich dann selbst an die Brüstung anzulehnen. "Ich verfolge keine militärische Laufbahn, dazu wäre ich auch zu alt.", schmunzelte er. "Am Kaiserhof zu dienen, sollte eine gute Wahl sein, auch wenn die derzeitigen Umstände, hinderlich sein können. Mich treibt es nicht wieder eine Provinztätigkeit nachzugehen, etwas in meinem Leben, muss sich nach der Niederlassung in Rom ändern.


    Ich habe den Posten des Primicerius a rationibus ins Auge gefasst. Erbsen zählen ist schon immer eine Leidenschaft von mir." Besonders, wenn die Erbsen in seine eigene Tasche flossen. "Was meinst du?", die Frage war rein rhetorisch. Denn wenn Serapio ablehnen sollte, hätte sich Titus trotzdem beworben.

  • Das wäre schön, wenn mir nie einer widersprechen würde! Ich fürchtete, das Varenus mein Gewicht überschätzte. Im Militär hatte ich viele Verbindungen, in der Verwaltung aber nicht.
    "Sicher schreibe ich dir sowas. Aber diese Bürokraten auf dem Palatin sind ein garstiges Volk, du solltest dich darauf gefasst machen dass sie schwer zu beeindrucken sind. Schade dass Mattiacus in Athen ist." Als langjähriger Procurator a cognitionibus hätte er sicher was für Varenus deichseln können.
    "Primicerius a rationibus, im Ernst?"
    Ich schauderte. Am Geld liebte ich nur es auszugeben, und allein die Vorstellung sich freiwillig von morgens bis abends mit Zahlen zu beschäftigen war ein Graus für mich. Sowas überließ ich nur zu gerne anderen... Celeste wenn sie da war, zur Zeit Ravdushara. Da fiel mir ein dass ich mal wieder seine Bilanzen kontrollieren müßte – bei Gelegenheit... irgendwann. Ich könnte ja dann Varenus bitten mir dabei zu helfen.
    "Aber es ist wahrscheinlich ein guter Ort, um sich die Meriten für die Erhebung zum Eques zu verdienen." gab ich zu. "Gut, dann setze ich dir heute abend wenn ich wieder im Domus bin so ein Schreiben auf. Warum bist du eigentlich hierher gekommen, um mit mir zu sprechen, wolltest du mal die Castra von innen sehen?"

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  • Dass sein Vetter ihn nicht in Stich lassen würde, erfreute Titus umso mehr.


    "Du hast natürlich Recht. Die verharren auf ihren Posten, und gewähren ungern andere eine Chance. Sie haben Angst, selbst irgendwann ohne einen dar zu stehen. Ich werde sie schon zu überzeugen wissen, auch solch jemand hat seinen Schwachpunkt, Serapio." Klang ja so, als ginge es um Leben oder Tod. "Mattiacus, aber auch die anderen Decimi, die am Kaiserhof ihren Dienst getan haben. Ihre Namen sollten auch den Bürokraten im Gedächtnis geblieben sein.


    Ja, Primicerius a rationibus ohne Ironie!"


    Titus schwang seine rechte Hand in die Luft, um sie dann sofort ruckartig fallen zu lassen.
    "Eques? Vielleicht, - eigentlich nicht. Hier in Rom? Jeder fünfte trägt Purpur.", meinte Titus überspitzt. "Wunderbar, und danke, Serapio. Du bist nicht nur ein wahrer Decima, sondern ebenso ein Vorbild für viele andere, außerhalb der Familie." Auf die Frage hin, wieso Titus gerade ihm in der Castra besuchte, wobei er doch Soldaten nicht gerade Willkommen hieß, folgte nur ein Schultern zucken. "Ah, bevor ich es vergesse, solltest du mal wieder außerhalb Rom sein, was ich und die Familie nicht hoffen. Solltest du vielleicht überlegen, die Hausherrenrollen einem anderen zu übertragen." Er meinte natürlich sich selbst. "Flavus, sollte sich voll auf seine angestrebte Laufbahn konzentrieren können." Nett umschrieben, ohne direkt zu zeigen, dass er Flavus dafür als ungeeignet hielt.

  • Er wußte was er wollte. Aber ich war mir nicht sicher ob er mich gerade auf den Arm nahm – jeder strebte doch nach Purpur.
    "Ohne ein wenig Purpur kommt man hier eben nicht sehr weit."
    Und auch nicht ans große Geld. Vielleicht hegte Varenus ja Cursus Honorum Pläne, die er aber lieber noch für sich behalten wollte?
    Ein Vorbild? Also das schmeichelte ja schon meiner Eitelkeit. Ich winkte verlegen ab. "Na komm, innerhalb der Familie muß man sich doch unterstützen, das ist doch normal.... " Flavus? "Hm ja, ich habe schon gehört dass ihr Meinungsverschiedenheiten hattet. Was war denn da los?" Flavus' Version kannte ich schon, wollte doch mal hören wie Varenus das sah.

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  • "Purpur steht mir aber nicht gut." Bisher. Er wollte damit den Schein trügen, dass ihm dieses Vorhaben nicht weiter interessiere, sondern jeglich bemüht war nur eine Tätigkeit nachzugehen. Ohne Moos nix los. Diese Divise war auch einem Titus bekannt und er verfolgte wie jeder guter Römer das Ziel, sein Vermögen zu vermehren, manchmal eben mit jedem Mitteln was sich bot. Aber das hatte niemanden zu erfahren, schon gar nicht seine Familienmitglieder. Allein Flavus war ihm bereits ein Dorn im Auge, - die Neugier die ihm umgab.


    "Innerhalb der Familie.", nickte er nur widerwillig zu. Die Frage die sich anschließend stellte, inwiefern weit ging Serapio´s Vorstellung der Familie, meinte er auch die Griechen? Titus richtete sich allmählich wieder auf, die krumme Haltung an der Brüstung tat seinem Rücken nicht gerade gut, er merkte seit einiger Zeit, dass seine Knochen nicht mehr die jüngsten waren. Ein Greis sei er noch nicht, aber auch kein Jüngling wie Flavus.


    "Meinungsverschiedenheiten?" Flavus hatte also seine Drohung war gemacht. Titus dachte nämlich, dass es leere Worte waren, die Flavus von sich gab und er Manns genug war, selbst für seine Ansichten einzustehen, als weinend zu wem anderen zu laufen. Ein Plappermaul und eine Petze, dass fehlte gerade noch. "Ach, Serapio. Das war gar nichts. Flavus hatte sich nämlich über meine Tochter aufgeregt. Messalina ist jung, gerade in der Pubertät. Du weißt doch wie kleine Mädchen sind, oder nicht? Wir waren doch alle mal in dieser Lage. Also in der Pubertät, nicht ein kleines Mädchen.", scherzte er um geschwind das Thema at acta zu legen.

  • Na da war ich aber froh, dass wenigstens Varenus diese Meinungsverschiedenheiten nicht tragisch nahm.
    "Gar nichts... das ist gut. Was wir nämlich gerade am allerwenigsten gebrauchen können ist Uneinigkeit in der Gens." sagte ich, und das durchaus mit ernster, eindringlicher Betonung. Reichte mir schon, dass Seiana und Massa sich entzweit hatten!
    "Ja, ich kann mich vage erinnern" ging ich auf das Scherzen ein. "Da macht man halt ein paar Faxen..." Mit einem verhaltenen Grinsen ging mein Blick Richtung Gefängnisgebäude. Solange Messalina sich nicht von den Urbanern in den Kerker einsperren ließ, hatte ich ja eigentlich kein Recht mich zu beklagen...
    Es wäre nett gewesen noch etwas zu quatschen, doch ich war im Dienst. Ein gemütlich über privates plaudernder Vorgesetzter war kein gutes Vorbild für die Milites.
    "Gut, dann widme ich mich mal wieder der Arbeit." Und ich bat: "In Zukunft Varenus, bitte trag solche Dinge zu Hause an mich heran. Das Kastell ist einfach nicht der geeignete Ort für Privatsachen. - Also dann, bis heute abend."

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  • Titus nahm die Mimik von Serapio wahr und verstand, dass er weiterhin vorsichtig sein musste, um nicht Gefahr zu laufen, Serapio als guten Freund, vor allem als Fürsprecher, zu verlieren. Er würde auch nie gegen seine eigene Familie agieren, dafür war sie ihm auch zu wichtig als sein eigenes Ziel zu verfolgen, nur mochte er es gar nicht, wenn sich welche in seinen Angelegenheiten einmischten, so wie es Flavus vor einiger Zeit getan hatte.
    "Da stimme ich dir vollkommen zu. Deswegen sind wir nach Rom gekommen, um in der jetzigen Krisenzeit, mit der Familie zusammen zu sein." Aber auch weil ihr alter Wohnort gefährlich nahe an einer eventuellen Schlacht läge.


    Auf seine Tochter ging er nicht weiter ein, sie war sein Liebling.
    "Serapio, du wirst mich niemals mehr hier anfinden, sei es in privater Natur oder als Insasse." Dass Serapio einen weiteren Besuch auf seiner Arbeitsstelle ablehnte, kam Titus entgegen, da er weiterhin keine Soldaten mochte.
    "Vale, bene." Verabschiedete sich, damit Serapieo wieder an seine Arbeit gegen konnte und verschwand anschließend direkt aus der Casta.

  • Und so machte ich mich wieder an die Vallum-Inspektion. Ein wenig sann ich dabei noch über das Gespräch nach. Ich hoffte, das Varenus erfolgreich sein würde. Und ich fand ihn noch recht undurchschaubar, meinen Vetter.... auf jeden Fall schien er ein kluger Kopf zu sein.
    Und ich mußte mich erst daran gewöhnen dass die Verwandten zu mir kamen, wenn sie was wollten, so wie ich früher zu Livianus oder Meridius gegangen war. Aber es gefiel mir, diese Position zu haben, den Respekt. Wieder schweifte mein Blick in Richtung Urbanerkerker, und als höbe sich der Vorhang der Zeit, meinte ich, dort zwei Gestalten herauskommen zu sehen: vorneweg ein stolzer Feldherr, stinksauer, und ihm hinterschlurfend sein schmutziger, sehr, sehr, sehr kleinlauter adoleszenter Neffe. Ich schüttelte den Kopf. Für meine Eskapaden fehlte mir mittlerweile jegliches Verständnis!
    Schnell ließ ich den imaginären Vorhang wieder fallen, streckte meinen Rücken, fühlte den kühlen Druck meiner Lorica. Mein Sagum über die Schulter zurückstreichend, marschierte ich, den Immunis hinter mir, dynamisch den Wehrgang entlang. Weiter den Stand der Verteidigungsanlagen inspizieren. Nur für den Fall dass. An der Mauer fanden wir nichts zu beanstanden, auch die Geschütze waren tiptop instandgehalten, Geschosse in großer Zahl vorrätig. Bei der Garde wurde eben nicht geschlampt.
    Nur was diese Vicus-Neubauten anging, die kamen mir von aussen zu nahe an die Mauer heran. Es waren grobe Bretterschuppen, und eine schmuddelige Garküche. Wildwuchs! Die mußten weg. Ich befahl dem Immunis sich ein paar Männer zu nehmen und drum zu kümmern. Und so rissen sie noch am selben Tag diese Bruchbuden ab. Ich entschädigte die Besitzer, aber sie verfluchten doch meinen Namen, jedenfalls hinter meinem Rücken.

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