SPM et IA - Cena peramica

  • Also konnte er auch gar nicht helfen. Axilla wollte am liebsten heulen. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie viele Hoffnungen sie in dieses Essen und dieses Gespräch gesetzt hatte, hatte nie zulassen wollen, sich Hoffnungen zu machen. Aber jetzt, wo diese Hoffnung, die sie nicht einmal gehabt hatte, zerbrach, fühlte sie sich einfach nur, als würde sie in ein tiefes Loch fallen und von der Schwärze verschluckt. Sie hoffte, dass ihr Gast es ihr nicht ansehen konnte, dass ihre Augen nicht glänzten und ihre Haut nicht diese verräterische Blässe bekommen hatte. Aber sie war sich relativ sicher, dass sie nicht über ihre Gefühle hinweglächeln konnte.
    “Mein Vetter hat Ostia vorgeschlagen, nur habe ich nach dort auch keine nennenswerten Kontakte. Und ich bin mir auch unschlüssig, ob dies sicher genug wäre“, trieb sie notgedrungen das Gespräch weiter voran, um es danach dann abschließen zu können. “Aber dies werde ich dann wohl mit meinem Vetter erörtern müssen. Ich danke dir, Consular, dass du ein Ohr für meine Bedenken hattest.“
    Axilla wusste, es musste ein neues Thema her, aber ihr fiel so schnell keins ein, und vermutlich konnte man ihr die Suche nach einem auch deutlich ansehen. Aber dennoch kreisten ihre Gedanken noch viel zu sehr um ihre Sorgen und darum, wie dumm sie war, trotz allem auf eine so leichte Hilfe – nein, Errettung! - zu hoffen, als dass sie jetzt in diesem Moment etwas besseres wüsste, was sie leichtzüngig anbringen könnte.

  • Auch in Ostia hatte Macer keine allzu direkten Kontakte, so dass er lediglich die Namen einiger Senatoren beisteuern konnte, mit denen er sich gut verstand und die wiederum besser Kontakte als er selber nach Ostia hatten. Ob das Iunia Axilla im nötigen Maße weiterhelfen konnte, wusste er allerdings nicht. "Zumindest solltest du von deinem Vetter die eine oder andere militärische Information erhalten können", stimmte er dann zu. "Falls ich etwas höre, zum Beispiel durch Terentius Cyprianus, lasse ich es dich natürlich auch sofort wissen", versprach er dann außerdem. Sollte es wirklich zu Problemen in der Stadt kommen, wäre Kommunikation und Absprache untereinander wohl für viele Bürger überlebenswichtig.


    "Nichts zu danken", murmelte er dann, während Iunia Axilla mit ihrer Autorität als Gastgeberin das Thema dann nun doch beendete. Er nutzte die Gelegenheit, noch einmal bei den Speisen nachzunehmen und kam dann doch tatsächlich auf ein Thema, was dem aktuellen nicht ganz fern lag, aber trotzdem einen gewissen Themenwechsel darstellte. "Wirkt sich die angespannte Lage eigentlich auch auf die Arbeit der Acta Diurna aus?" fragte er schließlich. "Zumindest aus dem Senat gibt es ja derzeit etwas weniger zu berichten als zu anderen Zeiten", fügte er dann gleich noch etwas konkreteren Gesprächsstoff hinzu, falls Iunia Axilla noch ein Stichwort mehr haben wollte.

  • Kurz krampfte sich etwas in Axilla zusammen, als der Consular den Terentius erwähnte. Ausgerechnet der Mann, der ihre Cousine ermordet hatte, der sie beinahe vergewaltigt hätte und der überdies noch mit Decima Seiana verheiratet war, war mit dem Purgitier so verbandelt, dass dieser ihm militärische Informationen zukommen ließ? Axilla hatte das nicht gewusst, und irgendwie fühlte sich gerade noch einmal so dämlich, Macer nach seiner Hilfe gefragt zu haben. Zwar wollte sie ihrem Gast nicht unterstellen, dass er ihr absichtlich nicht half und ebenso wie der Terentier handeln würde, das ganz sicher nicht. Axilla mochte Macer. Er war auch einmal Soldat gewesen und war immer sehr nett zu ihr gewesen. Die Situation eben einmal außen vorgelassen – auch wenn er hier nicht un-nett war. Trotzdem war es kein gutes Gefühl.


    Zum Glück wechselte der Purgitius auch gleich das Thema, auch wenn das neue nicht unbedingt sehr viel besser war. Immerhin war das Thema gedanklich noch immer bei der Decima irgendwie angelangt.
    “Die Lage war auch schon vor der... Inthronisation von Vescularius nicht einfach bei der Acta. In seiner Zeit als Praefectus Urbi hatte er ja auch schon seinen Blick auf die staatliche Zeitung gerichtet, und nun, da er Kaiser ist, ist die Lage noch schwieriger geworden. Vielleicht gibt es aus dem Senat nichts zu berichten, aber es gäbe ja durchaus einige berichtenswerte Dinge außerhalb. Über die Ausrufung von Cornelius Palma zum Kaiser durch seine Truppen, beispielsweise. Oder über die Meldungen, dass sich Truppen zusammenziehen. Die Gerüchte über den Verbleib der Vinicier und Annaeer. Über Tib... über so viele, die gestorben sind.“ Beinahe hätte Axilla sich verplappert. Senator Purgitius war mit einer Tiberia verheiratet. Soweit sie wusste, auch einer wirklichen Verwandten, nicht nur dem Namen nach. Da war es kein sehr höfliches Thema, der Tiberier zu erwähnen, auch wenn Axilla nicht wusste, was da passiert war, so dass der alte Mann den Tod gefunden hatte. Nachdem Palma eigentlich der rechtmäßige Kaiser war und nicht Salinator, konnte sie nur spekulieren, dass der Tiberier vielleicht davon gewusst hatte und deshalb sterben musste. Welchen Sinn hätte es sonst gegeben, dass die Prätorianer seine Villa stürmen, kaum dass der Tod des Kaisers bekannt geworden war? Vescularius musste sicher unliebsame Zeugen zum Schweigen bringen, zumindest die, die sich durch ihren Namen und ihren Rang Gehör verschaffen konnten. Sulla, Marius, selbst Caesar und Augustus hatten ihre politischen Gegner – teils sogar öffentlich – Abschlachten lassen. Warum sollte Vescularius, ein Mann ohne Skrupel oder Pietät, da anders handeln?
    “Oder über die Sorgen der Menschen auf den Straßen, das Ausbleiben des Getreides aus Ägypten und die sich leerenden Speicher. Das Ausbleiben aller Waren aus dem Osten! Es ist schon schwierig, selbst Weihrauch zu bekommen, von Schmuckstücken oder Stoffen und Gewürzen muss man da gar nicht erst reden, auch wenn diese Nöte sicherlich nicht so dringlich sind wie die bezüglich des Getreides.
    Allerdings können wir davon nichts schreiben. Die Prätorianer haben die Räumlichkeiten der Acta schon einmal durchsucht, auf Befehl Vescularius' hin.“
    Und Axilla war sich auch recht sicher, dass weitere Besuche und große Durchsuchungen nur deshalb nicht stattgefunden hatten, weil die Decima mit dem Terentius ins Bett gegangen war, und letzterer in Salinators Gunst stand. “In Folge dessen hat die Auctrix beschlossen, keine kritischen Berichte mehr zu veröffentlichen. Und nun, da Vescularius Imperator ist, wird sich daran wohl auch nichts ändern. Im Grunde verkünden wir nur mehr seine Befehle.“ Axilla zuckte die Schultern und nahm noch einen Schluck Wein. Irgendwie fühlte sie sich etwas durstig, auch wenn ihr gleichzeitig zu beklommen zumute war, um etwas zu essen.

  • Die Antworten von Iunia Axilla entsprachen in etwa dem, was Macer erwartet hatte, auch wenn er sich vor diesem Gespräch keine allzu detaillierten Gedanken über die Situation der Acta Diurna gemacht hatte. Dass Salinator nun die Berichterstattung zwar nicht direkt kontrollierte, aber doch indirekt deutlich beeinflusste, war tatsächlich nicht allzu überraschend. Auch wenn es Macer nicht gewundert hätte, wenn das ohnehin viele Kaiser vor ihm auch ähnlich getan hätten. "Bekommt ihr denn immerhin noch etwas bessere, schnellere oder genauere Meldungen aus den Provinzen oder seid ihr genauso wie jeder andere auch darauf angewiesen, die Nachrichten in Rom auf dem Forum oder in Ostia am Hafen aufzuschnappen?" fragte er dann weiter, während er sich noch einmal eine kleine Portion nachlegte. Das Essen war wirklich gut und er hätte durchaus gerne noch mehr genommen, aber andererseits wollte er auch noch genug Platz für den nächsten Gang haben.

  • Zumindest schien das Essen gut zu sein. Axilla selber wusste es nicht, sie bekam keinen Bissen runter. Das kleine Stückchen Fleisch, dass sie sich genommen hatte, lag noch immer halb gegessen vor ihr auf dem Teller zusammen mit ein paar Alibi-Möhrchen und ein bisschen Lauch und wurde langsam kalt, ohne dass sie davon wirklich gegessen hatte.
    “Das kommt auf die Nachrichten an. Aus Ägypten erhalten wir gar keine mehr, da die Classis Aegypti den Hafen gesperrt hat. Und auch sonst ist vieles eher Gerücht als Wahrheit. Niemand möchte gerne als Bote durch ein Kriegsgebiet laufen, und da sind die Nachrichten dann weit weniger zahlreich, und ich weiß auch nicht, was ich davon alles glauben kann. Normalerweise haben wir viele Berichte aus einer Provinz, die mit den Schiffen in Ostia ankommen, oder über den Landweg, oder einen Brief. Jetzt sind es nur ein oder zwei mal hier, und dann wieder ein oder zwei da... Es ist schwierig.“
    Axilla seufzte leicht und sah kurz zu ihrem Gast und seinem Teller. Wie oft hatte er sich nachgenommen? Sie wusste es nicht, sie hatte nicht aufgepasst. Und sie war sich auch nicht sicher, ob sie den Hauptgang damit jetzt auch abräumen lassen sollte oder noch stehen lassen. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und führte das Gespräch einfach weiter. “Aber der Senat bekommt doch sicher auch Berichte? Oder deine Klienten...?“ Axilla wusste nicht, wie heikel das Thema war. Sie hatte keine Ahnung, wo der Purgitius überall Klienten hatte, aber vielleicht war der ein oder andere auch in einer der Rebellenprovinzen. Oder besser gesagt: Den eigentlich kaisertreuen Provinzen, denn Axilla hatte in ihrem Cubiculum den Beweis liegen, dass Vescularius Salinator nichts weiter als ein Usurpator war.

  • "Ich gehe nicht davon aus, dass wir im Senat Berichte bekommen, die nicht auch der Acta Diurna bekannt wären", antwortete Macer etwas überrascht von der Frage. Alles andere würde ihn zumindest sehr überraschen, da die Acta Diurna ja immerhin eine staatliche Zeitung war, die einst sogar als Mitteilungsblatt des Senates erfunden worden war. Zumal die Berichte an den Senat ja in den Senatssitzungen verlesen wurden, und diese wiederum von der Acta Diurna besucht wurden. "Von meinen Klienten, gerade jenen in dern Provinzen, bekomme ich natürlich auch Briefe, aber die brauchen natürlich etwas länger als offizielle Eilboten und kommen außerdem auch nicht ganz regelmäßig. Zumal die Möglichkeiten meiner Klienten, vor Ort offizielle Nachrichten aufzunehmen auch begrenzt sind. Es sind ja längst nicht alle in hohen Posten untergebracht und im Allgemeinen haben sie auch andere Aufgaben, als für mich den ganzen Tag Nachrichten zusammenzutragen", erklärte er mit einem Augenzwinkern. Ein Heer aus privaten Beobachtern, die ihn über alle Neuigkeiten umfassend in Kenntnis setzten, war zwar eine schöne Vorstellung, aber auch für einen Consular weitgehend unbezahlbar.

  • Ein ganz klein wenig errötete Axilla, als der Consular ihr zuzwinkerte, und sie rettete sich in ein verlegenes Lächeln und einen weiteren Schluck Wein. So langsam wurde ihr schwindelig von dem süßen, dunkelroten Getränk, sie hatte heute noch nichts gegessen. Aber obwohl sie das wusste konnte sie sich nicht überwinden, ihren Magen noch ein bisschen mehr zu füllen. Ein kurzer Blick zu einem Sklaven ließ dann auch das Ende des Hauptganges einleiten, als fleißige Hände schnell den Rest des Mahles abräumten und in die Küche brachten, wo die Sklaven sehr gerne die Reste essen würden und sie mit den purgitischen Sklaven teilen würden.
    “Dann brauch ich dich wohl nicht zu umgarnen, um an ein paar weitere Geheiminformationen aus den Provinzen zu kommen?“, meinte sie neckisch und fast ein wenig flirtend, bis sie merkte, was sie gesagt hatte, und sich in ein leichtes Lachen rettete. Sie musste mit dem Wein wirklich besser aufpassen. “Verzeih, ich... das war ein grober Scherz. Ich fürchte ja, dass uns beiden dann wohl nicht viel bleibt, als die Ereignisse der Zukunft auf uns zukommen zu lassen.“


    Der Nachtisch wurde aufgetragen. Süßes Obst, etwas süßes, honiggetränktes Gebäck, ein wenig Käse. Axilla nahm sich fest vor, jetzt hier ein wenig zu essen, aber zunächst nahm sie einen weiteren Schluck von dem teuren Falerner.

  • "Ich fürchte, ich würde in diesem Fall tatsächlich nur von deinem Charme kosten, ohne es mit Informationen vergelten zu können", erwiderte Macer betont höflich, aber mit einem Lächeln im Gesicht. Immerhin war Iunia Axilla bisher eine angenehme Gastgeberin gewesen und Macer hatte immer noch nicht ganz herausbekommen, wie er zu der Ehre einer Einladung gekommen war. Dass sie ihn tatsächlich nur fragen wollte, ob er in der Nähe einen Zufluchtsort für den Fall von Kämpfen in Rom wüsste, konnte er sich nicht so recht vorstellen. "Ab wie ich sehe, hast du für diesen Fall vorgesorgt mit feinem Gebäck, von dem ich dann wohl ohne schlechtes Gewissen kosten werde, nachdem bereits das Essen vorzüglich war", brachte er dann auch noch halbwegs elegant das längst überfällige Lob für die gute Küche unter.

  • Es gab bestimmt eine Million Arten, das Kompliment höflich anzunehmen, und eine weitere Million, eine kleine Floskel zu erwidern. Axilla entschied sich für ein fast kindliches Grinsen. Ihr Kopf war vom Wein doch inzwischen ziemlich leicht und ein taubes, warmes Gefühl breitete sich im Rest ihres Körpers aus. Es war ein angenehmes Gefühl, erstickte die Angst und die Sorgen, erst schleichend, dann doch zunehmend. Natürlich waren die Sorgen immer noch da, und Axilla wusste auch noch, dass sich ncihts gebessert hatte und es schwierig war, und sie hatte irgendwo auch noch immer Angst, und essen wollte sie noch immer nicht wirklich. Und trotzdem war ihr im Moment gerade nicht mehr unwohl, sondern warm.
    “Die Köchin wird sich sicher sehr freuen, wenn es dir schmeckt“, grinste sie weiter und nahm noch einen Schluck Wein, diesmal einen größeren.
    “Und ich finde ja, dass du so schon so lieb bist...“ Hatte sie gerade lieb gesagt? “Äh, ich meine, nett. Nett und... ööhm, auch charmant, dass es auch gar nicht schlimm wäre, wenn ich keine Informationen bekommen würde.“ Das mit den Komplimenten sollte sie nochmal üben. Dringend.
    “Aber wenn du auch gar keine Informationen hast, was machst du dann jetzt eigentlich?“ Eigentlich hatte es ein Themenwechsel werden sollen, aber er geriet etwas direkter, als Axilla bei zweitem Überlegen gewollt hatte. “Ich meine, es ist sicher nicht einfach, weiterhin dieselben politischen Interessen zu vertreten, wenn man dabei so leichtauf der falschen [size=7]Seite...[/size]“ Irgendwie bekam sie nicht den richtigen Dreh, um ihre Bemerkung zu retten.“Ich wollte sagen...“ Ja, was eigentlich? “Die Arbeit im Senat ist doch sicher im Moment besonders schwierig, da so viele Sitze leer bleiben.“ Das war keine wirkliche Rettung, aber das beste, was ihr eingefallen war. Und gut genug, um ihre Verlegenheit wieder hinter einem weiteren Schluck Wein zu verstecken.

  • Mit dem kleinen Kompliment hatte er Iunia Axilla offenbar ganz schön durcheinander gebracht, auch wenn Macer das so gar nicht beabsichtigt hatte. Er hatte auch nicht darauf geachtet, wie viel Wein sie bisher getrunken hatte und selber wenn er das beobachtet hätte, kannte er sie nicht gut genug um einschätzen zu können, ob das für ihre Verhältnisse nun viel oder wenig gewesen war. So verfolgte er also, wie sie verlegen von einem Satz in den anderen stolperte und hoffte dabei insgeheim, dass das jetzt kein Dauerzustand würde, denn sonst könnte der Abend für beide noch peinlich werden. Stattdessen bemühte er sich um eine betont sachliche Antwort. "Das Fehlen zahlreicher Senatoren macht die Arbeit nicht unbedingt schwieriger", erklärte er. "Es sind einige Meinungen nicht mehr vertreten, was vor allem erst einmal die Redezeiten verkürzt. Ob das positiv oder negativ ist, sei erst einmal dahin gestellt, aber es macht die Arbeit eben nicht zwangsläufig schwieriger. Was sich eher auswirkt ist die Tatsache, dass über bestimmte Dinge Informationen fehlen oder man sich nicht sicher sein kann, ob Beschlüsse ausgeführt werden, weil die Kontakte in die Provinzen schwieriger sind zur Zeit."

  • Obwohl sie es nicht wirklich wollte, musste Axilla kurz etwas lachen, als Macer so gänzlich ruhig meinte, dass es momentan 'schwieriger' sei, mit den Provinzen zu kommunizieren. “Entschuldige..., beruhigte sie sich wieder. Aber jetzt war es sowieso schon zu spät, da konnte sie auch weiterreden. Irgendwie war Axilla gerade nach reden.
    “Ich würde eher sagen, Informationen sind fast unmöglich. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was man sich so auf den Straßen hinter vorgehaltener Hand zuflüstert, dann ist das halbe Imperium nicht mehr erreichbar. Cornelius Palma hat Syria, und Ägypten, und Germania Superior und auch Inferior, und Brittania. Iudaea ist sowieso immer schwierig zu erreichen wegen der Aufständischen, und Africa ist weit weg. Was also bleibt ist Italia, Pannonia, Dacia... keine Ahnung was mit Gallia und Hispania ist. Wäre ich der Statthalter von Gallia Lugdunensis... oder von Belgica, ich hätte schon längst nach Rom geschrieben, was ich machen soll, weil so zwischen Britannia und Germania sitzt es sich glaub ich nicht so toll, so ganz alleine und so völlig ohne eigene Legionen. Ich meine, bis runter nach Hispania ist da doch weit und breit niemand, nur ein paar Vigiles in den Städten... oder so. Da wären die schön blöd, wenn die sich mit Palma so völlig ohne Hilfe anlegen würden. Ist also die Frage, ob von da überhaupt jetzt grade auch Nachrichten kommen, oder ob die auch die Füße still halten und einfach mal warten, wie der Krieg ausgeht. Oder ob die Gallier es denn so toll finden, Teil des Imperium Romanum zu sein und nicht lieber wieder Aufstände machen wollen... wobei die ja schon lange friedlich sind...“ Wären sie es nicht, hätte Gallia mehr Legionen.
    Axilla merkte gar nicht, dass sie sehr viel redete, auch wenn die Worte teilweise etwas stockend kamen, weil ihre Zunge nicht ganz so schnell war wie die Gedanken. Aber sie kamen, und seltsamerweise war es Axilla sogar recht egal, dass es einer Frau nicht angemessen war, über irgendwelche Taktiken zu reden. Und sie fragte sich auch nicht, ob sie einem Consular und ehemaligem Legaten und Soldaten in diversen Feldzügen denn überhaupt Ratschläge geben sollte, geschweige denn durfte.
    “Bürgerkrieg ist eine hässliche Sache“, meinte sie schließlich sehr nachdenklich und ins Leere starrend. “Wenn die ganzen Legionen gegeneinander kämpfen, wer bewacht denn dann die Grenzen? So viel Blut wurde vergossen, um die Gebiete zu erringen, so viele Soldaten... Und jetzt soll Römer gegen Römer kämpfen, und alles nur wegen einem Mann...“
    Axilla schüttelte sich kurz, merkte, dass sie nicht so viel reden sollte, merkte den Wein in ihren Gedanken. “Entschuldige, ich... eigentlich hatte ich dich ja auf einen fröhlichen Abend einladen wollen, und jetzt rede ich so trübsinniges Zeug...“

  • Macer nahm sich ein weiteres Gebäckstück, während er Iunia Axilla zuhörte. Er hatte nicht unbedingt erwartet, dass sie sich so umfangreiche Gedanken machen würde. Umso interessanter war es da, ihren Ausführung zu folgen. "Dass man weniger hört von dem was in Gallia oder Hispania passiert oder auch Africa oder Britannia würde ich nicht unbedingt darauf zurückführen, dass mit diesen Provinzen die Kommunikation lahmt. Und selbst was Syria oder Germania anbelangt bin ich mir sicher, dass die Nachrichten nie völlig versiegen werden. Welches Interesse sollte eine der Seiten daran haben, zum Beispiel Händler am Reisen zu hindern? Ganz abgesehen davon, dass es viel zu aufwändig wäre, sowas zu kontrollieren." Macer konnte sich tatsächlich nicht vorstellen, dass eine der Seiten darauf ihre Kräfte verschwendete. Wenn, dann war es wohl die Angst vor dem Krieg, die Händler weniger und vorsichtiger reisen ließ.


    "Man kann nur hoffen, dass alle klug genug sind, nicht die Sicherheit der Grenzen für ihre eigenen Interessen aufs Spiel zu setzen. Es wäre ein Gebot der Vernunft, denn schließlich wären sie es, die mögliche Einfälle abwehren müssten, wenn sie siegreich aus dem Bürgerkreig hervorgehen", stellte er dann fest. Aber es war auch Macer nur allzu klar, dass ein solcher Krieg nicht immer zu rationalen Entscheidungen führte. Vor allem dann nicht, wenn man damit rechnen musste, dass Männer für ihren persönlichen Vorteil öffentliche Interessen hinten an stellen würden.

  • Kurz schaute Axilla etwas unsicher zu ihrem Gast rüber, entdeckte aber keine Anzeichen davon, dass er sich durch die Diskussion gestört fühlte. Na gut, dachte sie etwas arg leichtfertig und ließ ihre Gedanken einfach weiterfließen. Und ihren Mund auch fröhlich nachplappern, was ihr da so durch den Kopf schoss.
    “Na, aber die Händler wissen ja auch nicht alles, und die machen auch nicht so weite Reisen. In Alexandria haben sie ja den Hafen gesperrt, wenn Cornelius das in Antiochia auch so gemacht hat, fällt schon der ganze Handel aus den Provinzen flach, also auch keine Händler. Ist ja jetzt schon so auf den Märkten, dass die Güter von dort quasi nicht mehr zu bekommen sind.
    Und die Händler sind ja auch gar nicht so wichtig. Die offizielle Korrespondenz ist ja viel wichtiger. Ich meine, Vescularius muss ja den Krieg planen können, und die Versorgung der Truppen... und das alles. Da würde ich schon nachfragen, wenn ich Imperator wäre. Auch wenn eine Antwort nicht unbedingt was bedeuten muss...“

    Irgendwie war ihr Weinbecher leer, und sie ließ einen Sklaven nachschenken. Sie wusste, sie sollte noch was essen, aber das war ihr im Moment egal. Sie hatte ja keinen Hunger. Und im Moment sah sie auch nicht mehr die Notwendigkeit, dennoch etwas zu essen, um höflich zu sein.
    “Ach, vernünftig...“ Axilla winkte leicht ab. “Vernünftig ist, was unter den gegebenen Umständen funktioniert. Und funktioniert es, Krieg an zwei Fronten zu führen? Ich glaube nicht. Wenn in Dacia oder Germania oder... weit weg... Gebiete verloren werden, dann ist das ein Prestigeverlust... und auch ein geldverlust. Und dann sind viele Männer umsonst gestorben, die sie erobert haben für das Imperium. Aber ich glaube, sowohl Vescularius als auch Cornelius fänden es schlimmer, den Krieg gegen den jeweils anderen zu verlieren, oder? Ich meine, wenn der Krieg verloren ist, wie groß sind die Chancen, dass man nochmal genug Legionen unter sich scharen kann, um es ein zweites Mal zu versuchen? Und vor allem, ob man zurück in die Provinzen kehren kann, um sich dort wieder zu stärken? Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus hatten da auch nur eine Chance. … Oh....“ Die beiden wollte Axilla eigentlich jetzt nicht anführen, da die wohl – und wohl auch zu recht – bei den Römern nicht sehr beliebt waren. Sie als Iunia aber kannte die Geschichte trotzdem sehr gut, und wenn sie auch in nüchternem Zustand immer darauf achtete, nichts über dieses weniger ruhmreiche Kapitel der iunischen Gensgeschichte verlautbaren zu lassen, war das im weinumnebeltem Zustand etwas anderes. “Ich... ähm... glaube einfach, dass es wohl sowohl Cornelius als auch Vescularius wichtiger sein wird, zu gewinnen, als alle Gebiete zu halten. Die lassen sich leichter zurückerobern als die Kaiserwürde.“

  • "Aegyptus und Syria haben mehr als einen Hafen", erwiderte Macer schmunzelnd. "Das Reich ist einfach zu groß, um auch nur einen Teil davon wirklich komplett abzuschneiden. Gerade bei Vescularius Salinator würde ich mir auch keine Sorgen machen, dass er seine Truppen und die Versorgung derselben nicht koordinieren kann. Kaiserliche Agenten wird es überall geben und sie werden auch wissen, wie man Nachrichten an feindlichen Truppen vorbei bringt. Eher würde ich damit rechnen, dass er für diese Situation militärisch nicht erfahren genug ist." Aber genauer wollte Macer über diese Sache auch nicht spekulieren, da er immer noch nicht wusste, wen er eigentlich als Sieger sehen wollte. Zudem wunderte es ihn ein wenig, dass sich Iunia Axilla offenbar darum sorgte, dass der Imperator isoliert wurde. Aber vielleicht täuschte da auch nur der Eindruck oder sie machte sich deshalb so viele Sorgen, weil schlechter Informationsfluss auch auf ihren Mann zurückfallen könnte.


    Beim zweiten Punkt konnte Macer allerdings nur zustimmen. "Ja, vermutlich hast du Recht. Zunächst einmal werden wohl beide ihre eigenen Ambitionen im Blick haben." Noch einmal bediente sich Macer an dem leckeren Nachtisch, aber selber wenn er noch mehr wollte, würde wohl bald nicht mehr allzu viel passen.

  • “Ja, sicher haben sie mehr als einen Hafen. Aber wenn sie die größten Hafen schließen, dann haben die kleineren gar nicht diese Kapazität, und die Händler müssen ihre Routen umlegen, und... wenn die Classis einfach alle Schiffe angreift, denen sie begegnet, dann... lohnt das nicht mehr. Ist viel zu teuer. Und selbst die Schiffe, die durchkommen, sind dann wenige und segeln sicher nicht nochmal wieder dahin zurück, wenn's da so gefährlich ist.“ Ein bisschen dreht sich Axillas Gedanken im Kreis. Vielleicht sollte sie noch was trinken? Oder lieber doch nicht? Aaach, was sollte schon passieren? Sie amüsierte sich gerade, wie schon lange nicht mehr. Auch wenn das Thema eigentlich gar nicht so amüsant war. Seltsam, bemerkte sie noch, zuckte dann aber über sich selbst die Schultern und trank noch ein wenig Wein.
    “Vescularius hat doch in Syria mit Valerianus gekämpft, dachte ich? Der sollte schon militärische Ex[size=3]hicks[/size]pertise haben. Und Cornelius war ja auch schon im Krieg. Ich denke, die beide haben genug Erfahrung, um es sich sehr schwer zu machen.“
    Und dann stimmte Macer Axilla zu und erntete dafür ein wirklich äußerst strahlendes Lächeln. Hah, Axilla hatte etwas gewusst! Sogar ein Consular gab ihr recht. Da war es gut, dass sie ihrem Vater als Kind so gerne zugehört hatte. Atticus Iunius Cassiodor hatte keinen Dummkopf großgezogen!
    “Ist jetzt nur die Frage, wer jetzt mehr unter [size=3]hicks[/size] Zugzwang steht. Cornelius muss Vescularius [size=5]hicks[/size] besiegen, um Kaiser über das ganze Imperium zu werden.“ Verdammter Schluckauf, wo kam der jetzt her? Axilla versuchte, ihn mit einem Schluck Wein loszuwerden. “Aber Vescularius hat in der Stadt eigentlich eine sehr sichere Position. [size=5]Hicks.[/size]“ Verdammt, nützte nichts. “Sofern er das mit dem Getreide löst und die Bevölkerung [size=5]hicks[/size] ruhig hält, könnte er Rom lange halten.“ Sie versuchte es mit unauffälligem Luftanhalten, vielleicht half das ja.

  • Macer war sich nicht sicher, ob die römische Kriegsflotte auch im Kriegsfall nicht besseres zu tun hatte, unschuldige Händler zu jagen. Aber da er sich nicht sicher war, ging er auf den Punkt nicht weiter ein. Stattdessen schüttelte er zum nächsten Punkt den Kopf. "In Syria? Nein. Du meinst im Illyricum? Das kann man kaum als Kämpfe zählen, die mit den jetzt bevorstehenden vergleichbar wären, zumal Valerianus dort vieles selber geleitet hat. Bevor er krank wurde, war er ein hervorragender Offizier." Ein Offizier, an dessen Seite Macer selber noch weiter zuvor selber in die Schlacht gezogen war. "Wobei man Cornelius Palma zwar mehr Jahre, Statthalterschaften und Legionskommandos zurechnen muss, aber seine Schlachterfahrung auch nicht unbedingt größer ist." Zumindest war er Macer bisher nicht als berühmter Feldherr bekannt, was einiges heißen sollte, denn immerhin sollte Macer als Kommandeur der Academia MIlitaris eine Menge berühmter Feldherrn kennen. "Auf jeden Fall hat er den Vorteil, kampferprobte Legionen aus Syria und aus Germania auf seiner Seite und zum Teil unter seinem direkten Kommando zu haben. Vescularius Salinator kann zwar zum Teil auf die ebenfalls kampferprobten Legionen aus Dacia zurückgreifen, aber diese eben nicht selber führen. Das kann einen Unterschied machen. Dass seine Position in der Stadt langfristig besonders sicher ist, bezweifle ich. Wie ich eben schon sagte, rechne ich nicht damit, dass es in Rom selber zu kämpfen kommt. Dass Rom belagert wird, halte ich für noch unwahrscheinlicher. Militärisch wird sich der Krieg woanders entscheiden und nicht jeder Kaiser war in Rom sicher. Nicht einmal vor seinen eigenen Leuten." Es war schließlich leider nicht der erste Bürgerkrieg, den Rom gerade erlebte und andere zuvor hatten schon das eine oder andere Beispiel gegeben.

  • War das in Illyricum gewesen? Axilla wusste, dass sie es wusste. Aber irgendwie wollte es ihr nicht einfallen. Auf der anderen Seite war es auch nicht wichtig. Und Macer erklärte ja auch alles so nett, dass sie es auch gar nicht wissen musste. Hoch interessiert hörte sie zu, auch wenn Macer gar nicht so viel sagte. Sehr unmatronenhaft stützte sie dazu ihren Kopf auf ihrem Ellbogen ab. Als Kind hatte sie das auch immer getan, wenn Vater zuhause gewesen war und sich mit seinen Freunden unterhalten hatte. Nur da war sie auf dem Boden auf dem Bauch gelegen und nicht in so einem dämlichen Korbstuhl. Und niemand hatte erwartet, dass sie etwas zu dem Gespräch beisteuerte. Und wenn doch, hatte ihr Vater sie angelächelt...
    Axilla lächelte auch bei den Gedanken daran und merkte, dass sie ein wenig träumte. Müde war sie auch ein wenig, obwohl es eigentlich gar nicht so spät war. Nur ein bisschen spät. Sie sollten bald die Kerzen anmachen, aber noch war es hell genug.


    Ein bisschen abgelenkt merkte Axilla erst gar nicht, dass ihr Gast aufgehört hatte, zu reden. Und dass sie aufgehört hatte, die Luft wegen dem dummen Schluckauf anzuhalten. “Aber meinst du nicht, dass er in dem Krieg was trotzdem gelernt hat? Oder Marius Turbo?“ Ihre Zunge fühlte sich ein wenig schwer an, das Reden war irgendwie schwierig. Fast, als hätte sie gerade geschlafen.
    “Heißt das, Cornelius hat gute Chancen, zu gewinnen?“ fragte Axilla ganz offen und ohne sich zu bemühen, so zu klingen, als hätte sie wirklich Ahnung. Es schwang auch durchaus Hoffnung in Axillas Stimme mit. Es wäre gut, wenn der Mann, der Kaiser sein sollte, anstelle dieses Scheusals wirklich auf den Thron kam. Auch wenn das wieder eine größere Gefahr für ihre Familie darstellte. Irgendwie wurde Axilla bei dem Gedanken doch wieder unruhig und kaute nachdenklich auf dem Fingernagel ihres Zeigefingers herum.

  • "Marius Turbo ist zweifellos ein erfahrener Offizier. Ein echter Haudegen, wie man so gerne sagt", stimmte Macer nun wieder der impliziten Mutmaßung von Iunia Axilla zu. "Wenn Vescularius Salinator ihn losschickt, um mit den Legionen aus Dacien und von der unteren Donau Palma zu stoppen, könnte es recht ungemütlich für diesen werden." Damit war die zweite Frage zum Teil auch schon beantwortete. "Entscheidend wird wohl sein, ob Cornelius Palma es schafft, nach Italia zu kommen", sprach Macer dann aber doch noch weiter, nachdem er einen Schluck getrunken hatte. "Dann müsste Vescularius Salinator wohl schon die Prätorianer und massive Truppen der Marineinfanterie aufbieten, um ihn zu stoppen. Und hätte damit möglicherweise keine Kräfte mehr für eine Reaktion auf die von Norden anrückende Rheinarmee. Selbst wenn Salinator es wollte, werden sich seine Soldaten kaum vor den Toren Roms in die Zange nehmen lassen. Sollte er es allerdings schaffen, Cornelius Palma von Italia fern zu halten, bezweifle ich stark, dass dieser es schafft. Wer mit seinen eigenen Truppen nicht nach Italia durchkommt, der wird schwerliche Kaiser werden."

  • Fast schon verträumt folgte Axilla den Ausführungen Macers, lauschte ihm einfach, versuchte sich die Gegend vorzustellen. Sie hatte keine Ahnung, wo der Danuvius lag, und auch von den anderen Gebieten hatte sie nur gehört. Aber das war nicht wichtig. Auch ihrem Vater hatte sie so zugehört, hatte versucht, seinen Ausführungen zu folgen, hatte ihm die Einschätzung überlassen und einfach alles geglaubt, was er gesagt hatte. Wie sie jetzt, in diesem schlaftrunkenen – und auch weintrunkenen – Zustand ihrem Gast einfach jedes Wort ungefragt glaubte, sich auf ihn verließ und sich in dieser Situation überraschenderweise entsetzlich sicher und geborgen fühlte, auch wenn der Inhalt der Nachricht eigentlich gar nicht gut war. Aber der Mann neben ihr, der hier bei ihr saß, der wusste, wie die Lage war. Er verstand es und erklärte es ihr. Er hatte Erfahrung. Er war Soldat! Er konnte sie beschützen...
    Erst, als Macer aufhörte, zu reden, und ein Moment der Ruhe verstrich, merkte Axilla, dass sie ihn eher verträumt ansah. Ihre Beine hatte sie bequem unter sich auf den Korbsessel gezogen, das Kinn war immernoch bequem in ihrer Handfläche abgestützt, ihre Augen nur mehr halb geöffnet. Sie war auch ziemlich müde, und irgendwie war ihr ein bisschen kalt. Zu gern hätte sie sich einfach in kindlicher Unschuld neben Macer gelegt und vielleicht sogar geschlafen, aber dafür hätte sie aufstehen müssen, dazu war sie im Moment auch zu müde.
    “Bestimmt schickt Vescularius Marius los. Die beiden sind doch befreundet, warum sollte Marius ihm nicht helfen? Und wenn der so erfahren ist, dann wird er Cornelius wohl sehr wahrscheinlich abfangen. Der Weg von Syria ist ja lang. Und außer der Classis in Ägypten hat ja Vescularius alle Schiffe im Mittelmeer, so dass Cornelius früher oder später an Land gehen muss, oder?“ Axillas Blick wurde glasig, und genau so, wie sie als Kind ihren Vater gefragt hätte, ohne jeden Hintergedanken oder auch nur die Befürchtung, ihre Frage könnte ihr negativ ausgelegt werden, fragte sie mit unschuldigem Blick Macer. “Könnte man denn Cornelius irgendwie helfen?“

  • Macer war zwar noch nie im Osten stationiert und musste sich daher auf das verlassen, was er gelesen und gehört hatte, aber trotzdem oder vielleicht auch deswegen war er vorsichtiger mit der Einschätzung der Erfolgschancen von Marius Turo und Cornelius Palma. "Cornelius Palma wird wohl die Classis Syriaca zur Verfügung stehen, möglicherweise sogar die Classis Pontica. Mit Hilfe letzterer könnte er Marius Turbo sogar sehr effektiv zurückhalten, denn ohne sie könnte dieser seine Truppen kaum nach Asia übersetzen", ersann Macer sofort ein weiteres denkbares Szenario. Die Diskussion machte ihm Spass, fast so wie in der Academia Militaris und eher nebenbei bemerkte er, dass Iunia Axilla eine recht lässige Sitzposition eingenommen hatte und zuweilen nachdenklich vor sich hin zu starren schien. Aber solange man nicht zu den allerfeinsten und nobelsten Kreisen Roms gehörte, konnte man sich das wohl erlauben. "Aber es stimmt, es wird wohl die Classis Ravennas oder die Classis Misenensis sein, die Cornelius Palma dazu zwingt, seinen Weg früher oder später an Land fortzusetzen und nicht bis nach Ostia zu segeln", stimmte er dann aber zu und brachte den Gedanken zum Abschluss. Über die nächste Frage musste er dann erst wieder bei einem Schluck Wein nachdenken. "Da ich nicht davon ausgehe, dass du Vescularius Salinator umbringen möchtest, wäre das größte militärische Risiko für ihn wohl, wenn seine Truppen nicht koordiniert vorgehen. Was unweigerlich passieren würde, wenn seine Kommandeure uneins sind oder ihm nicht bedinungslos folgen oder die Kommunikation mit ihnen gestört ist", entwarf er dann einige nachteilige Szenarien für Vescularius Salinator. Auch solche Bedrohungen zu erkennen und dann passende Gegenmaßnahmen einzuleiten gehörte zu den strategischen Dingen, die zuweilen an der Academia Militaris diskutiert wurden.

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