Conquassatum, vulneratum – Verhörraum II

  • [Blockierte Grafik: http://img11.imageshack.us/img11/1613/lkhi.jpg| Miles Cnaeus Salonius Caecius


    Weichklopfen nannten sie es. Schon mal ein bisschen die Zunge lockern, bis der Optio zum Verhör eintreffen würde. Konnte ja nicht schaden, ausserdem hatte Salonius eine Stinkwut auf den Parolenschmierer, der seinem Kameraden die Nase gebrochen hatte. Wie ein Wahnsinniger hatte er um sich geschlagen bei der Festnahme auf dem Forum, und dem Optio stur die Antwort auf die einfachsten Fragen verweigert. Aber als sie ihn in die Castra gebracht hatten, da war er lammfromm gewesen.


    Der Geruch von getrocknetem Blut, vermischt mit säuerlichem Schweiß und dem stickigen Gestank des nahen Kerkers erfüllte den Raum. Die Soldaten stießen den großen, grobschlächtigen Mann zu dem hölzernen Rahmen, der für die Auspeitschungen vorgesehen war. Sie zurrten die fleckigen Lederriemen um seine Handgelenke fest, zogen grob an. Dann ballte Salonius die Faust, hieb sie dem Gefangenen in den Magen. Und schlug gleich noch ein paar mal zu. Wobei er das Gesicht aussparte, für den, wenn auch unwahrscheinlichen, Fall dass dieser Abschaum einen Prozess bekäme.
    “Rede endlich du Scheißkerl. Wie ist dein Name. Für wen arbeitest du. Spuck es aus oder, bei Iuppiters Schwanz, von dir wird nur noch blutiger Brei übrig sein wenn ich mit dir fertig bin.“





  • Seneca stand vor dem Raum und beobachtete die Situation. Bis zu seinem "großen Auftritt" würde er noch ein wenig warten, und erstmal sehen wie die Hiebe dem Kerl zusetzten, danach würde er dann das Verhör übernehmen. Auch wenn er nicht gerade Spaß an solchen Verhören hatte, und versuchte mehr mit psychologischen Tricks an Informationen zu kommen, aber wo die Worte auf Granit bissen, mussten andere Methoden eingesetzt werden, und das machten Senecas Jungs schon ganz gut..

  • Baalberith sträubte sich nicht. Als sie ihn in die Castra Praetoria führten. Auch nicht als es in den Keller ging. Die meisten Zellen erinnerten ihn an die Welt unter Rom. Er würde dort warten. Wie so oft.


    Es war zu spät. Als ihm dämmerte, dass er nicht nur warten würde. Es war keine Zelle in die sie ihn brachten. Es war eine Folterkammer! Vergeblich zerrte er an den Lederriemen. Sie schnitten ihm nur in die Haut. Als der Miles zuschlug raubte es Baalberith die Luft. Er wollte sich zusammen krümmen. Doch die Fesseln hielten ihn.


    Baalberith schnaubte durch die Nase. Sie würden doch nichts anfangen können. Mit seinem Namen. Mit dem Namen seines Auftraggebers. Er könnte ihnen alles erzählen. Doch Baalberith sagte nichts. Das machte ihn wertvoll. Für den Mann mit der Vogelmaske. Baalberith sagte nie etwas.

  • [Blockierte Grafik: http://img11.imageshack.us/img11/1613/lkhi.jpg| Miles Cnaeus Salonius Caecius


    Ein harter Brocken! Da hielt sich Salonius nicht lange mit Fausthieben auf. Der abgestumpfte Soldat zückte den Pugio, schnitt die Tunika des Gefangenen auf. Der Stoff fiel und Salonius griff routiniert zur Peitsche. Er ließ sie einmal knallen, dann mit wohldosierter Grausamkeit auf den breiten Rücken des Gefangenen niederfahren. Und zwischen den Schlägen forderte er, in beinahe gelangweiltem Tonfall:
    “Sprich.“





  • Seneca betrat die Zelle, scheinbar war der Typ schwer zu knacken, und der Iunier hatte die Zeit vor dem Raum genutzt um alle seine Gefühle beiseite zu schieben, den Menschen Iunius Seneca zu verbannen, und dem Prätorianer Optio Iunius den Vortritt zu lassen.


    Kühl und emotionslos blickte er den Kerl an, "Wenn du sprichst ist das alles hier gleich vorbei.", sagte er knapp, während er dem Miles mit einem Blick zu verstehen gab, dass er soweit alles gut gemacht hat.

  • Raschelnd sank die fleckige Tunika zu Boden. Es war eine von zwei. Die Baalberith besaß. Der Ärger darüber verflog schnell. Mit jedem Peitschenhieb. Die ersten ertrug Baalberith. Beinahe ungerührt. Nur sein Körper zuckte zusammen. Unter dem Schmerz. Dann kam der Kommandant. Der am Forum das Sagen gehabt hatte.


    Baalberith öffnete den Mund ein Stück. Ließ blutige Spucke über seine Lippen rinnen. Versuchte heißer zu lachen. Es klang mehr wie ein Röcheln. An Schläge war er gewöhnt. An Peitschenhiebe nicht.

  • Wütend packte der Iunier den Kerl am Kopf als dieser die Miles auch noch dreist anlachte, oder es zumindest versuchte..
    "Jetzt pass auf, und pass gut auf, wenn du nochmal das Tageslicht sehen willst, dann sprich jetzt, oder das Gesicht des Soldaten dort ist das letzte was du sehen wirst.", er ließ den Kopf wieder los, auch wenn er keine Reaktion erwartete..

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    "Der hat wohl noch nicht genug, Optio!"
    Salonius würde es ihm schon zeigen. Wieder knallte die Peitsche, und nun traf sie mit ungezügelter Wucht auf den Rücken des Gefangenen, immer wieder, ließ die Haut aufplatzen, entblößte das rohe Fleisch. Doch so langsam wurde es dem Folterer seltsam zu Mute, und das zeichnete sich merkwürdig in seiner rauhen Hackfresse ab. Nicht wegen der Grausamkeiten, die waren ihm alltäglich. Aber.... auch dieser verstockte Halunke hier hätte längst schon singen müssen. Da stimmte doch irgendwas nicht!








  • Wieder knallte die Peitsche. Auf Baalberiths Rücken. Der Schmerz war überall. Brennen. Stechen. Zerren. Wie ein Feuer. Auf seiner Haut. Es überdeckte den anderen Schmerz. In seinem Bauch. Der sich langsam ausbreitete. Immer mehr Blut sammelte sich. In seinem Mund. Obwohl der Folterknecht auf seinen Rücken schlug. Baalberith verstand es nicht. Er wusste nichts von den Vorgängen. Die sich im menschlichen Körper abspielten. Er verstand nicht die Zusammenhänge. Als es ihm in den Ohren rauschte. Als ihm allmählich schwarz wurde vor Augen. Er wollte alles sagen. Die ganze Wahrheit. Dazu alle Lügen. Die sie hören wollten. Alles. Wenn nur der Schmerz aufhören würde.


    Baalberith hustete. Er versuchte zu spucken. Konnte es nicht. Er versuchte seinen Kopf zu schütteln. Aber er war ohne Kraft. Das Blut rann ihm aus dem Mund. Dazwischen ein Stöhnen.


    Doch Baalberith sprach nicht.


    Er versuchte den Kopf zu heben. Suchte einen Blick. Den des Kommandanten. Er öffnete den Mund. Weiter als es zum sprechen notwendig wäre. Ein Röcheln drang aus seiner Kehle.


    Doch Baalberith sprach nicht.


    Baalberith sprach nie. Er hatte keine Zunge mehr. Er konnte nicht.

  • Als der Optio erkannte dass zwischen all dem Blut in seinem Mund die Zunge fehlte, gab er dem Miles sofort ein Zeichen dass er aufhören soll. Im ersten Moment war er etwas geschockt, schließlich hatte der Mann gar keine Chance gehabt sich auszudrücken, hätte er ihn nicht provokant angegrinst hätte man das Geheimnis aber wohl auch schon früher lüften können...


    "Kannst du schreiben?", fragte Seneca und griff gleich nach einer Wachstafel, wenn der Kerl wider erwarten schreiben könnte, würde er ihn losbinden und seine Aussage schriftlich aufnehmen..

  • Baalberith hörte kaum. Was der Kommandant sagte. Verstand es nicht mehr. Er ließ den Kopf wieder hängen. Sein Körper rebellierte. Im Inneren. Irgendetwas stimmte nicht mehr. Baalberiths Blick war dumpf. Seine Gedanken träge. Der Schmerz verklang. Wohlige Wärme durchflutete seinen Körper. Ein kühler Hauch linderte das Leid. Waren es noch seine Füße? Die dort unten am Boden standen. War es noch seine Haut? Die auf seinem Fleisch brannte. War es noch sein Fleisch? Durch das der Schmerz zog. War es noch sein Blut? Das auf den Boden tropfte.


    Er war Baalberith. Und doch war er es nicht. Für einen winzigen Augenblick. Dann war er niemand mehr.


    Baalberiths Körper erschlaffte. Gehalten nur noch durch die Riemen. Seine Augen blickten leer.


    Baalberith war tot.

  • Als der Optio bemerkte dass der Mann ihm unter den Händen wegstarb, wurde er etwas hektischer, "Nein das tust du nicht!", Seneca tippte den Mann mit seiner Hand ein paar Mal auf die Wange, "Bleib da!", rief er laut, die einzige Spur erlosch, und mehr als das, das erste Mal überhaupt war unter seiner Aufsicht ein Mensch bei einem Verhör gestorben. Und so sehr er auch seine Gefühle zu unterdrücken versuchte, gänzlich konnte er sie nicht verbergen..
    "SO EINE SCHEIßE!", brüllte Seneca durch den Raum, sodass es wohl auch auf dem Trakt zu hören war, wütend knallte er einen kleinen Tisch in der Zelle um, sodass dieser unter einem lauten Scheppern die Wand traf..
    "Schaff ihn hier raus, unauffällig.", wies er den Miles an, und umlief dann die Blutlache, er hatte scheinbar Hintermänner, aber das würde man wohl jetzt nie erfahren.

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    “Der is hin.“
    Leicht befremdet betrachtete Salonius den Ausbruch seines Vorgesetzten. War der Kerl etwa so wichtig gewesen? Vielleicht nächstes mal doch ein bisschen sanfter prügeln. Aber sowas konnte immer mal passieren, Salonius war sich keiner Schuld bewußt. Menschen - auch die großen starken, wie dieser - gingen eben manchmal sehr plötzlich kaputt.
    “War nur'n Handlanger, Optio, der wusste doch eh nix.“ versuchte er den aufgebrachten Optio ein wenig zu trösten. Und mit einem “Zu Befehl“ ging er los und holte den Handkarren. Den schweren Leichnam dann vom Gestell auf den Karren zu bugsieren war nicht leicht, aber mit Hilfe eines Kameraden schließlich geschafft. Gemeinsam schoben die beiden den Leichenkarren von dannen. Ein Arm hing schlaff herunter, zog eine feuchtrote Spur auf dem Steinboden.




    Später in der Nacht dann, luden zwei dunkle Gestalten einen großen schweren Sack auf einer der Müllhalden der Stadt ab. Sie kippten ihn vom Karren und sahen zu, wie er in einen Graben zwischen zerbrochenen Amphoren, fauligen Gemüseschalen, Schutt und Gerümpel hinab rollte. Als sie sich zum Gehen wandten, waren bereits ein paar der hier allgegenwärtigen halbwilden Köter zur Stelle. Sie knurrten sich an und balgten sich um diesen Fund, dann begann der stärkste von ihnen als erster zu fressen.





  • Dumpf hallten Senecas Schritt durch den dunklen und tristen Korridor. Er hatte sich in letzter Zeit an diese Verhöre gewöhnt, konnte sämtliche Emotionen und Regungen beiseite schieben und erschreckend kalt sein, wenn er an eine Information kommen wollte.
    Es war das erste Verhör für Ulpianus Venox, sicher, an seiner Schuld bestanden keine Zweifel, aber die genauen Abläufe, und die Hintermänner waren von Interesse. Doch Seneca wollte den Mann erst einmal weichklopfen, denn sicherlich wollte auch der Praefectus noch ein Wörtchen mit dem Mann reden, doch zuerst war der Iunier am Zug.
    Er betrat den Raum, links und rechts von Venox standen bereits zwei Miles, aber bearbeitet hatten sie ihn noch nicht, mussten sie ja auch gar nicht, Seneca hatte keine Lust wieder mittem im Verhör den Leichenkarren zu holen, weil ihm da einer wegstirbt.
    Er setzte sich hin, schwieg erst einmal kurz, und begann dann ruhig zu sprechen..
    "Venox, eine Freude dich wiederzusehen. Ich hoffe du hast dich hier gut eingelebt? Ist ja auch nicht viel besser als dein Loch auf Sardinia, hat sich richtig gelohnt den Kaiser zu töten oder?", der ehemalige Sklave des Imperators blickte den Iunier schweigend an, "Ach so willst du das also machen. Du willst schweigen? Schweigen zu deinem Verrat, schweigen zu der Tatsache dass du es warst, welcher die kaiserliche Familie getötet hat. Sie waren doch gut zu dir! Und du hast sie ermordet!", während Seneca sprach wurde seine Stimme immer lauter und aggressiver, "Für eine handvoll Sesterzen wurdest du vom Vertrauten zum Mörder! Was hast du dazu zu sagen?", der Mann schwieg. Sein Schweigen machte den Optio nur noch wütender, er war kurz zuvor doch noch Folter anzuordnen, doch dann fiel ihm noch etwas viel besseres ein, etwas, womit er Venox garantiert dran kriegen würde. Doch nicht so schnell.. Er hatte sich heute auf ein längeres Verhör eingestellt, aber da der Mann schwieg, würde der Iunier seinen Trumpf einsetzen, welcher den Mörder langsam aber sicher in die Verzweiflung treiben würde..
    "Vielleicht wollen uns deine Frau und deine Kinder ja etwas sagen.Ich denke ich lasse sie mal herholen. Bis bald Venox, vielleicht sehen wir uns ja dann im Kreise der Familie.", Seneca stand auf und verließ den Raum. Beim hinausgehen konnte er noch hören wie Venox losbrüllte und ihn die Wachen zurückhielten, das klang doch ganz vielversprechend, in den Stunden hätte der Mann genug Zeit sich Gedanken zu machen was mit seiner Familie passiert ist, sodass er sicherlich zwitschern würde..

  • Seneca kam früh am Tag, noch bevor die Sonne aufging und die Zellen zumindest mit einem Hauch von Licht füllen würde. Leise liefen er und seine Männer den Trakt hinab, in der Hand des einen Miles einen schönen Eimer Wasser, Venox musste ja wach werden, da durfte man nicht zimperlich sein.
    Seneca lief vorneweg, stoppte dann vor der Tür und ließ sie öffnen. Dann ging alles ganz schnell, zwei Männer packten sich Venox links und rechts und der Dritte verpasste ihm eine schöne Dusche, die abgesehen vom unangenehmen erwachen des Kaisermörders auch dringend nötig war, hygienisch gesehen waren die Zellen im Carcer nicht gerade auf dem Standard der Zeit.
    "Guten Morgen Sonnenschein!", sagte Seneca gespielt fröhlich während seine Männer den Mann schon zum Verhörraum zerrten und den immer noch im Halbschlaf befindlichen Venox auf den Stuhl setzten.
    "Wach auf müder Krieger, wir haben einiges vor heute, das wird unser Tag.", Seneca würde seine Verhörtaktiken noch justieren müssen, aber ein wenig Provokation schadete nie.
    Langsam öffneten sich Venox Augen und ein leerer, müder Blick suchte seinen Weg in die Augen des Iuniers.
    "Wie ich sehe bist du wach, dann kanns ja losgehen!", Seneca setzte sich ebenfalls auf einen Stuhl, und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, "Ach übrigens, ich bin jetzt Centurio, gewissermaßen dank dir. Das gibt mir Möglichkeiten dich zum sprechen zu bringen die ich mir als Optio nicht hätte erträumen können.", Seneca schaute kurz zur Tür, hinter der das Gesicht eines jungen Soldaten hervorblickte, "Aber jetzt mal zu dir, hast du dich gut eingelebt? Hast du mir vielleicht was mitzuteilen?", doch noch war Venox nicht gebrochen..

  • Seneca erhob sich von seinem Stuhl, denn es war Zeit ein wenig grober zu werden, wer nicht hören wollte, der musste wohl fühlen. Wie ein Löwe umkreiste Seneca den Mann, und hielt dabei stetigen Blickkontakt, als ob er direkt in sein dunkles Inneres blicken wollte..
    "Erzähl mal wie das war. Du hast bei ihnen gelebt, du hast für sie gedient, und sie haben dich freigelassen.", er tigerte weiter umher, "Und sie vertrauten dir weiter, gaben dir genug um dir ein dezentes Leben aufzubauen, eine Familie zu gründen.", er blieb stehen, packte ihn fest im Nacken, und beugte sich zu ihm herunter, "Und du miese Ratte bringst sie als Dank um.", sprach ihm Seneca mit einem verachtenden Tonfall ins Ohr. Dann erhob er sich wieder, und umkreiste ihn weiter, und begann normal weiterzusprechen, "Aber was mich interessiert, wer hatte diese Gabe dich die Hand abschlagen zu lassen welche dich füttert? Was hast du dafür bekommen? Ich meine dieses schäbige Loch aus welchem wir dich auf Sardinia gezogen haben konnte es ja schätzungsweise nicht sein, also kläre uns doch auf.", erneut beugte er sich zu Venox herunter, "Oder sollen wir deine Familie befragen? Wir haben sie als wertvolle Quelle schätzen gelernt, man muss das nur von der richtigen Seite angehen wenn du verstehst was ich meine.", Seneca setzte sich wieder gegenüber von Venox auf seinen Stuhl, und wartete die Reaktionen ab.

  • Venox starrte den Prätorianer aus müden, blutunterlaufenen Augen an. Er war schmutzig, er war hungrig, er war ausgelaugt, und das obwohl sie ihn noch nicht einmal gefoltert hatten. Die Zeit in dem stinkenden, dreckigen Loch, in das sie ihn geworfen hatten, hatte bereits einiges an Tribut gefordert. Schlaf war schwer zu finden in dem Loch, und wann immer er ihn doch fand, fing in der Regel irgendjemand in den anderen Zellen an zu brüllen... oder er wachte gleich wieder auf, weil der Hunger nagte, weil er fror, oder weil seine Wachen sich einen Spaß daraus machten, ihn zu wecken. Er war der Kaisermörder, so nannten sie ihn, es spielte für sie kaum eine Rolle, dass er nicht die tatsächlich ausführende Hand gewesen war, und auch nicht die, die zuallererst den Auftrag gegeben hatte, sondern nur ein Mittelsmann, einer von mehreren, weder der wichtigste noch der klügste noch sonst einer, nur der, der den Zugang zum Kaiser geboten hatte... Er war der Kaisermörder, und die Gardisten waren die, die versagt hatten, die sein Vorhaben nicht hatten verhindern können, obwohl es ihre erste, ihre oberste Pflicht war, den Kaiser zu schützen. Sie hatten versagt, seinetwegen, und das nahmen sie ihm übel... und sie ließen es ihn spüren.
    Die Angst um seine Familie hatte das Ihrige dazu getan. Als der Prätorianer, der jetzt auch wieder vor ihm stand, bei seinem ersten Besuch angedroht hatte, sich mit seiner Frau, seinen Kindern zu befassen, hatte Venox noch stundenlang gebrüllt, aber niemand hatte reagiert. Sie hatten ihm nicht einmal gesagt, ob sie die Drohung wahr gemacht hatten oder nicht. Und Venox war wieder ruhig geworden. Hatte sich verzweifelt an den Gedanken geklammert, dass sie seiner Familie ganz sicher nichts getan hatten. Dass sie gekommen wären, um ihn erneut zu befragen, wenn es so gewesen wäre.


    Und jetzt waren sie wieder da. Venox wusste nicht, was er tun sollte. Er war verloren, das wusste er. Selbst wenn er reden würde, würden sie ihn nicht davon kommen lassen. Und er machte sich keine Hoffnungen, dass ihn irgendwer retten würde. Was auch immer ursprünglich geplant gewesen war, es war schief gegangen. Und er, er wartete im Grunde nur darauf sterben zu dürfen, hoffte, dass es bald so weit war, bevor sie ihn zu sehr foltern konnten, und vor allem bevor sie seine Familie auch noch hierher holten.
    Er starrte den Prätorianer an, während der Dinge faselte, von denen Venox nicht einmal die Hälfte wirklich aufzunehmen imstande war in seinem Zustand. Was er allerdings verstand, war als der Prätorianer ein weiteres Mal seine Familie ins Spiel brachte. „Lass sie in Ruhe“, krächzte er, räusperte sich dann, hustete, weil seine Stimme so rau war nach tagelangem Schweigen.

  • Seneca lehnte sich entspannt zurück, seine Familie, damit konnte man ihn brechen, das war schon ein guter Ansatz.
    "Ich entscheide wen wir in Ruhe lassen und wen nicht.", konstatierte Seneca und fuhr direkt fort, "Wir lassen sie herholen, also überleg dir gut ob du auspackst oder nicht. Wenn du nichts sagst, werden wir sie befragen, und wenn sie uns nichts sagen, oder nichts wissen, das wäre zu Schade für sie.", erklärte Seneca mit einem süffisanten Unterton, er hasste es so zu reden, aber vor ihm saß ein Kaisermörder, er verdiente keinen Respekt und keine Freundlichkeit.


    Dann stand der Iunier auf und ging zu dem kleinen Guckloch der Tür, "Miles, Optio Crassus weiß wo die Unterkunft des Ulpianus liegt, sie wird beobachtet, er soll sich eine kleine Truppe nehmen, und sie schnellstmöglich herholen.", wies er den Mann und wandte sich dann wieder zurück an Venox, "Das wird doch eine schöne Zusammenführung, oder etwa nicht?", sein Gesicht wurde ernst, "Du hast es in der Hand."

  • „Lass sie in Ruhe, sie wissen nichts, sie wissen überhaupt nichts!“ Erneut kam das Krächzen, noch ungeachtet dessen, was der Prätorianer zuvor geantwortet hatte, und es klang fast noch schlimmer diesmal, weil Venox lauter wurde. Mit einer Kraft, von der er nicht wusste wo er sie hernahm, katapultierte er sich von dem Stuhl auch und stürzte zu dem Mann, der gerade an der Tür irgendeinem seiner Soldaten eine Anweisung gab, die Anweisung, seine Familie her zu holen, seine Familie, seine Frau, und seine Kinder, sein Sohn und Erbe, seine Tochter, seine süße, kleine Tochter... er musste das verhindern. Er musste verhindern, dass sie da mit hineingezogen wurden. Also stürzte er sich zu dem Prätorianer, nicht einmal in der Absicht, ihn anzugreifen, nur um ihn aufzuhalten, um ihn dazu zu bringen zuzuhören, seine Entscheidung zu revidieren – auch wenn es wohl mehr wie ein Verzweiflungsangriff wirken mochte, so wie er vorschnellte.

  • Seneca war ein wenig überrascht von der Attacke des Gefangenen, dass Gefangene ungefesselt in den Verhören saßen kam nicht selten vor, dass sie jedoch die Kraft hatten überhaupt noch 3 gerade Schritte zutun, das war eher die Ausnahme. Wie ein Sack Mehl klatschte Seneca gegen die Tür welche einen dumpfen Ton von sich gab, das schlug natürlich auf sein Gemüt, er drehte sich um, packte sich Venox und schleuderte ihn gegen die Wand. Einen Miles der ihm zur Hilfe eilen wollte, wies er ihn zurück, er brauchte keine Hilfe, er wollte dem Gefangenen wie auch den Soldaten zeigen aus welchem Holz er geschnitzt war, er war Offizier, Centurio, in seiner Uniform kannte er keine Schwäche, kein Mitleid für einen Kaisermörder...
    Er folgte Venox zur Wand, packte sich ihn erneut, und verpasste ihm eine, dann wandte er sich wieder zu dem Miles, der nicht dazu gekommen den gegeben Befehl zu überbringen..
    "Worauf wartest du Soldat? Schaff mir seine Sippe hierher, unverzüglich!", Seneca setzte sich wieder auf den Stuhl und blickte den Gefangenen an, "Setz dich wieder Venox. Deine letzte Chance, sag mir was du weißt, wer die Hintermänner sind, ihre Motive, deine Motive, und dann verschone ich deine Familie. Du hast nichts mehr zu verlieren außer ihnen, also überleg dir gut was du tust."

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