In meinem Cubiculum standen noch immer die Kisten und Truhen von meiner Reise gestapelt in der Mitte. Eine der Truhe war bereits geöffnet und einige Kleidungsstücke hingen heraus. In den Regalen an den Wänden war meine Pferdefigurensammlung untergebracht, die man aus den Wirren der Bürgerkriegsunruhen aus dem Stall hatte retten können. Auf dem Bett lagen einige unordentlich arrangierte Decken und Kissen und einige Rollen Pergament hatten sich auf dem Schreibtisch versammelt. Seit meiner Ankunft hatte ich versucht, einige Dinge gleichzeitig zu machen, doch wie immer war ich an meinem eigenen Tatendrang gescheitert und hatte nichts als Unordnung hinterlassen. “Ja!“, entkam es mir und ich schaute meinem Bruder erwartungsfroh entgegen. “Wie kommst du nach Rom? Seit wann bist du hier? Wie lange bleibst du? Und warum hast du mir nicht geschrieben? Warst du sehr beschäftigt?“ Das waren nur die ersten naiven Fragen, die mir in den Sinn kamen. Freudigen Schrittes ging ich auf einen der bequemen Stühle zu und deutete dann Massa an, es mir nach zu tun. Hinter uns kam Muckel durch die Tür, doch er hielt sich im Hintergrund und fiel gar nicht auf.
Cnaeus Decimus Casca
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- Cubiculum
- Cnaeus Decimus Casca
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Dann folge ich mal und lasse mich überraschen. Ein Blick und ich wusste, das war das cubiculum meines Bruders. Wie sollte es anders sein. „ Du kriegst es immer noch nicht hin?“ Ich musterte die Unordnung auf dem Schreibtisch. Mein Bett würde wahrscheinlich genauso aussehen. Leider konnte ich mir hier kein solches leisten. In Alexandria war das was anderes. Das Regal zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ah, seine Pferdefiguren. Wie er sich dafür begeistern konnte. Das kleine Bronzepferd sah allerdings gut aus. Ich nahm es in die Hand, um es näher anzusehen.„ Die Vie….ähm, Pferde sammelst du noch?“ Kalt und schwer für seine Größe. Vorsichtig mit ruhiger Hand, stellte ich es zurück. „ Mit dem Pferd bin ich nach Rom gekommen.“ So war die Frage sicherlich nicht gemeint. Erst setze ich mich, rutschte mich zu recht, bevor ich die gewünschte Antwort preis gab. „ Wir haben die Kaiserin nach Rom gebracht. Es ging quer durchs Mare internum. Neptun meinte es gut mit uns. Die See war relativ ruhig.“ Bis auf den einen Tag mit unruhiger See und ein bisschen Wellengang. Könnten auch zwei gewesen sein. Nach den Reaktionen von Mannschaft und Gästen war die See etwas rauher als sonst. „ Sehr lange bin ich noch nicht da. Mein Quartier hab ich in der Kaserne der Segelsetzer vom Kolosseum bezogen. Dienst ist Dienst. Jedenfalls so ähnlich.“ War mein Mund trocken von den paar Sätzen. „ Was zu trinken wäre von Vorteil. Sonst klebt meine Zunge am Gaumen fest und ich kriege kein Wort mehr raus.“ Das Schlucken und Sprechen ging verflixt schlecht mit trockenem Hals. Lag vielleicht am gestrigen Abend. „ Am besten verdünnten Wein.“ Mit den Armen auf die Lehnen gestützt, beugte ich mich etwas nach vorn. „ Auf See findet man selten einen Boten, der in die gewünschte Richtung reist. Außerdem bin ich heute hier und du kannst mich wie früher mit deinen Fragen löchern.“ Lachend lehnte ich mich zurück, wurde aber gleich wieder ernst. „ Wie sieht‘s mit Frau und Arbeit aus? Decimus Livianus wäre der richtige Ansprechpartner für eine Arbeit. Als Praefectus Urbi hat er den Ein- und Durchblick.“ Ich sollte nach Faustus Meinung auch zu ihm gehen. Mit dem Gedanken anfreunden, das dauerte. Mein Mund, mein Hals, bis in den kleinen Finger hinein, alles verlangte nach Wein. Ja, wieder betrinken und die gestrige Begegnung vergessen. Nein, mein Magen würde sich frühzeitig dagegen sträuben.
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Ich war Massas Blicken gefolgt und konnte nicht umhin, ein wenig verlegen drein zu blicken. Nein, offenbar folgte mir die Unordnung noch immer auf Schritt und Tritt und es war mir bisher nicht gelungen, sie auszusperren. “Naja...also, ich bin bemüht,“ gab ich von mir und nickte dann auf seine Frage hin, ob ich die Pferdefiguren immer noch sammelte. Natürlich tat ich das und auf Märkten war ich immer hinter ihnen her. Einige waren sogar Spezialanfertigungen, auf die ich sehr stolz war. Irgendwie verstand kaum einer aus meiner Familie meine Leidenschaft, doch davon ließ ich mich nicht entmutigen. Es war mir nicht entgangen, dass Massa eigentlich 'Viecher' sagen wollte, doch ich schwieg einfach dazu. Es wäre auch nicht richtig, meine Sammlung nun ins Zentrum des Interesses zu rücken, wo wir uns so lange nicht gesehen haben.
Es war gut zu wissen, dass auch Massa wieder hier war. Ich lauschte seinen Worten und empfand ein wenig Neid, selbst wenn ich mich wohl nicht beschweren konnte. Auch ich hatte inzwischen auf der Reise von Piräus hierher einiges von der Welt gesehen, auch wenn ich niemals in der Nähe der Kaiserin gewesen war. Nur mal in der Nähe der Kasernen der Segelsetzer. “Muckel! Verdünnten Wein!“, wies ich dann meinen Sklaven extra noch einmal an. Zwar hatte Massa diesen laut genug gewünscht, doch bei Muckel konnte man nie wissen. Mein Blick schwenkte zu ihm hinüber und tatsächlich machte er sich davon, um das besagte Getränk zu holen. Ich lachte gemeinsam mit Bruder, als dieser meinte, dass man auf See schlecht einen Boten fände und löchern würde ich ihn garantiert noch.
Als er aber nach Frau und Arbeit fragte, verstummt mein Lachen und meine Stirn kräuselte sich ein wenig. “Ja, also... weißt du, in Piräus, da hatte ich nicht die Zeit für Frauen und Arbeit...also...ich versuche gerade mich ein wenig auf meine Betriebe zu stürzen...“ Etwas wage deutete ich auf die Papierstapel mit den Bilanzen. “Ich hatte schon überlegt, zu Livianus zu gehen, aber ich habe es noch nicht getan.“ Ein wenig neigte ich mein Haupt und ich kratzte mich an der frisch rasierten Wange. “Ich bin mir nämlich immer noch nicht so sicher, weißt du...“ erklärte ich dann zaghaft. “Ich meine, ich kann ja schlecht zum Militär gehen. Vielleicht ein wenig in der Verwaltung zu tun zu haben wäre wohl nicht verkehrt.“ Auch wenn die Ordnung meines Schreibtisches wohl nicht für mein Talent auf diesem Gebiet sprach. Muckel war zurück gekehrt und schenkte Massa den gewünschten Wein ein. Auch mir kredenzte er etwas davon und trat dann wieder einen Schritt zurück.
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Nach dem Besuch in der Garküche, machte ich auf den Weg quer durch die Straßen und Gassen zum Haus meiner Familie. Mein Kopf war noch immer ein wenig zermürbt, doch konnte ich mich kaum meinen finsteren Gedanken bezüglich der Tonstrina hingeben. Nicht in dieser angenehmen Gesellschaft, die ich mir vor Kurzem erworben hatte. Der Kuss des musengleichen Wesens brannte noch immer auf meiner Wange und Nelias neues Gewand sah so entzückend aus, wie es nur aussehen konnte.
“Sie ist überschwänglich. Das ist doch gut,“ raunte Muckel mir zu, doch ich wischte seine Worte fort.
Eine überschwängliche Sklavin war mir allenfalls lieber als ein verhärmtes, verschüchtertes Ding, welches man irgendeiner Leckerlei erst hinter dem Ofen hervorlocken musste. Ich wendete mich zu Nelia um und strahlte sie an, während wir schon auf der Schwelle zu Casa Decima Mercator standen.
“Dies ist dein neues Heim,“, erklärte ich dann mit einem Deut auf die wuchtige Tür. “Also... Ich bewohne ein schönes Cubiculum darin,“ musste ich aber dennoch ergänzen.
Nicht, dass meine Sklavin ihre neue Wohnsituation noch falsch einschätzte. “Aber es wird dir … gefallen, nehme ich an....“
Ohne weitere Worte zu vergeuden schritt ich in das Haus und machte mich auf zu meinem Zimmer, wobei ich Nelia aber die Zeit ließ, alles was sie hier nun umgab angemessen zu bewundern. Dann öffnete ich dir Tür zu meinem Reich. Was den freundlichen Gast erwartete, war ein wüster Anblick. Das Bett, welches ein wenig zur Seite vor dem Fenster stand war nicht gemacht, in den Regalen wütete das blanke Chaos und einige Schriftrollen verteilten sich pittoresk davor auf dem Boden. Auf dem Schreibtisch stapelten sich die Briefe, wobei zwischen den einzelnen Bergen auch Trinkgefäße und Weinkaraffen hervor lugten. Staubmäuse wehten über den Boden und die Pflanzen, welche mein Cubiculum beherbergte, ließen die Köpfe hängen. Auch meine Kleidertruhen waren geöffnet und noch nicht recht sortiert. Nur meine Pferdefigurensammlung stand staubfrei und wohl geordnet in einem Regal an einer Wand.
“Also!“, hob ich an und warf und ein strahlendes Lächeln in mein Gesicht. “Willkommen! Ahm.... ja....“
Daraufhin stapfte ich wacker voran bis in die Mitte des Raumes und kratzte mich an der Stirn.
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Sie verließen die Garküche. Auf dem Weg blickte Nel sich schon neugierig um. Sie fühlte sich wohl in der neuen Tunika. Ihr ganzes Auftreten war dadurch anders, als vorher in dem schmutzigen, groben Gewand. Auch die Blicke, die sie nun erntete, waren nicht mehr zu vergleichen mit denen, die sie als Sklavin mitleidig betrachte hatten. Es gab Nelia neue Stärke. Und so ging sie angemessenen Schrittes neben ihrem Herren her. Bis sie sein Haus, seine Wohnstätte erreichten. Nel blieb fast der Mund offen stehen und sie musste sich beherrschen, nicht erneut ein Glucksen von sich zu geben.
"Das ist ja wunderschön. Unglaublich, Herr."Sagte Nelia beinahe ehrfurchtsvoll, als Casca auf die Tür deutete. Das sollte ihr neues zu Hause sein? Die junge Sklavin konnte es kaum fassen. Auch wenn er darin nur einen Raum besaß. So etwas hatte Nel noch niemals zuvor gesehen. In ihren Hütten hatte es meist nur einen Raum geben, indem sich alles abspielte. Wohnen, kochen, schlafen. Sie wollte etwas sagen, doch es hatte ihr die Sprache verschlagen. Sie saß sich um, als sie durch das Haus schritten. Der Boden war kühl unter Nels Füßen. Jedoch als Casca die Tür zu seinem Zimmer öffnete, blieb das Mädchen wie angewurzelt in dem Rahmen stehen. Verblüfft und gleichzeitig erschrocken lies sie ihren Blick über Staub und Unordnung schweifen, unter dem sich Möbel verbargen. Schöne Möbel, doch kaum als solche zu erkennen. Schriftrollen, Papiere, Becher und Kannen.
"Bei allen Göttern..."Nel schlug die Hände vor den Mund.
"Wie lange ward ihr Beide denn nicht mehr hier? Ein Jahr oder mehr?"
Es konnte unmöglich sein so zu wohnen. Nel wandte sich an den Sklaven.
"Muckel, wie kannst du unseren Herren, denn in so einem Raum empfangen"?
Nelia war sich nicht sicher, aber es gab doch sicher noch mehr Bedienstete in diesem Haus, die für Ordnung und Sauberkeit sorgen konnten. Zögernd setzte Nelia einen Fuß vor den anderen und durchquerte langsam das Chaos. Nur ein Regal stach ihr ins Auge. Es war sauber. Völlig staubfrei und es enthielt wunderschöne Figuren. Liebevoll strich Nel über die braunen Blätter einer Art Palme. Und drehte sich zu Casca um.
"Deine Pflanzen sind nicht tot. Sie wachsen nur knusprig, oder?"
Das musste umgehend geändert werden hier und zwar schnellstmöglich. -
Ja, bei allen Göttern! Das war doch Nelias Reaktion gewesen? Mit einem Mal fühlte ich mich ein wenig unvorteilhaft in meiner Haut, denn immerhin zeugte meine Art und Weise zu wohnen nicht gerade von einem ordentlichen Geist. Und Muckel räumte ja auch nicht auf, wenn ich ihn nicht gerade dazu anhielt. Nun stand ich hier und musste gestehen, dass ich selbst das bisweilen vergaß. Kein Wunder, dass mein Neuerwerb nun die Hände vor den Mund schlug, damit dieser nicht so offen da stand. Wie lange wir hier schon wohnten.
“Nun...also wir...also ich wohne hier nun schon... ja...“, entkam es mir ein wenig wage.
“Also, er hat mir nie gesagt, dass ich Aufräumen soll!“, verteidigte sich mein Sklave sogleich, was mich nun neuerlich ein wenig beschämte.
Im Grunde genommen hatte ich noch nie persönlich für ein staubfreies Ambiente sorgen müssen, doch seit ich in Rom weilte musste ich mir den Schuh wohl anziehen, der besagte, dass mich Unordnung und ein wenig Staub nicht sonderlich belastete. Bisher hatte ich es auch nie wirklich als Problem angesehen, wenn die ein oder andere Fluse gemächlich über den Boden daher schwebte. Was machte es schon. Doch an Nelias Reaktion konnte ich erkennen, dass es eine ganze Menge machte: Nämlich einen schlechten Eindruck.
Auf die Bemerkung der Sklavin hin, dass meine Pflanzen wohl knusprig wuchsen, lachte ich ein wenig dümmlich auf.
“Ja, hehe...“, kam es aus mir hervor und ich schalt mich einen Narren! “Also nun...jetzt wo du da bist wirst du uns sicherlich eine gute Trutzburg gegen all das Chaos... ich meine den Staub und die... ahm... Knusprigkeit der Pflanzen sein...“
Wieder musste ich grinsen, doch legte sich zeitgleich meine Hand in meinen Nacken, um diesen ein wenig zu reiben. Doch was sollte es schon. Ich war immerhin nur ein armer Mann, der Zeit seines Lebens auch immer der jüngste Mann im Hause war. Da lernte man Dinge wie... Ordnung und dergleichen eben etwas später. Zumindest tat es wohl, mir das einzureden.
“Aber...wie gesagt, fühl dich hier wie zu Hause! Hast du noch Hunger? Oder Durst? Oder willst du etwas ruhen? Ein Bad? Muckel wird für alles sorgen!“
Besagter Muckel verzog ein wenig den Mund, doch zu meinem Glück kam aus diesem nichts heraus.
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In meinem Cubiculum angekommen, schlüpfte ich aus meinen Sandalen und ging ein paar patschende Schritte mit nackten Füßen, ehe ich mich auf meinem Bett nieder ließ. Meine Gedanken kreisten noch immer um den nächsten Tag und das sollten sie auch die nächsten Stunden noch tun. Eigentlich hatte ich mir immer vorgestellt, dass man, sobald man einen festen Entschluss gefasst hatte, oder zumindest die Zukunft konkret vor sich liegen hatte, ruhiger wurde. Aber bei mir war das nicht der Fall. Ich stand immer wieder auf, tigerte ziellos durch das Zimmer oder ich versuchte mich durch andere Dinge abzulenken. Nichts half wirklich. Schließlich stand dann tatsächlich das scheue Wesen, welches man unter dem Namen Timaia kannte in der Tür und überreichte mir verstohlen das Schreiben, welches Serapio aufgesetzt hatte. Ich umschloss es fest mit der Hand und überlegte kurz, ob ich es öffnen und lesen sollte. Letzten Endes entschloss ich mich dagegen. Einige Zeit verschaffte meine Figurensammlung, die ich liebevoll entstaubte, mir Ablenkung. Zum zweiten Mal an diesem Tag und so lange, bis die Sonne langsam hinter dem Horizont versank und es Zeit wurde zu schlafen. Schlaf allerdings wollte sich nicht so zeitig einstellen und ich war froh, als ich letzten Endes doch in einen nervösen Schlummer versank.
Im Traum sah ich Gracchus auf einem Thron aus Stein sitzen und ich sah einen Mann, der mir als gesichtsloser Priester entgegen trat und der mich in irgendeiner Form unterweisen wollte. Das alles geschah in einem recht beklemmenden und unheimlichen Ambiente, in einem schwarzen Tempel. Rauch waberte um mich herum und ich hörte ein Röcheln im Hintergrund. Immer wieder floss der schwere Atem der Zeit hin zum Altar, zu einem großen, dunklen Stier und ich entschloss mich dazu davon zu fliegen, da die Atmosphäre mir zu geisterhaft anmutete. Durch das Fenster versuchte ich zu entfliehen, natürlich mit den Armen flatternd wie ein gefangenes Vögelchen. Doch dann griff etwas nach mir, schüttelte und rüttelte mich und schnappte in einem letzten schnarchenden Atemzug nach Luft, ehe ich erschrocken meine Augen aufschlug.
“Casca! Bei den Göttern, hör auf zu Schnarchen und wach jetzt endlich auf!“
Der Schleier der Nacht war sofort verschwunden, als ich Muckel ins Gesicht stierte. Meine Kehle fühlte sich ein wenig trocken und gereizt an und mein ganzes Bett war vollkommen zerwühlt.
“Was ist?“, wollte ich wissen. Dann blinzelte ich zum Fenster hinüber. “Muckel! Verdammt!“
Das durfte nicht wahr sein! Fahrig und überaus eilig kämpfte ich mich unter dem Laken hervor und brachte es zu einem sicheren Stand.
“Wasser! Ein Tuch... eine Rasur....ich muss mich kämmen und bring mir meine Tunika!“, brachte ich heraus, wobei ich schon selbst hinüber zur Truhe eilte. “Ich habe verschlafen!“ Diese Erkenntnis traf mich hart und mein Herz begann zu rasen. “Ich werde zu spät zur Salutatio kommen!“ Mit dem Armen rudernd scheuchte ich Muckel durchs Zimmer, der sich wirklich anstrengte, alles verlangte zusammen zu tragen. Immer wieder blickte ich zum Fenster hinüber, als würden Blicke allein genügen, den Lauf der Sonne aufzuhalten. Verdammt, dass durfte wirklich nicht passiert sein! [...]
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Nelia stand noch immer etwas schockiert an Ort und Stelle und betrachtete das Chaos. Dann hob sie den Kopf zu Casca empor.
"Du hast Muckel nie gesagt, dass er Ordnung zu halten hat?"
Nel fragte sich was Sklaven in diesem hause zu tun hatten. Es kam ihr schon sehr sonderbar vor. Und, dass ein Mensch sich in so einem Raum wohlfühlen konnte, glaubte sie einfach nicht. Ihr Blick wanderte von ihrem neuen Herren zu seinem Sklaven und wieder zurück.
"Was macht ihr denn den ganzen Tag?"
Wollte das Mädchen dann wissen. Letztlich war es egal, denn nun war sie ja da. Ab jetzt wehte hier ein anderer Wind. Der Herr fragte auch noch ob sie ruhen oder Baden wolle. Wie sollte sie denn so entspannen? Sie wusste nicht einmal wo sie sich hinsetzen konnte.
"Ein Wasser würde ich gerne nehmen, Muckel. Und bring Putzzeug mit."
Nel konnte nicht eher ruhen, bis hier alles sauber und aufgeräumt war. Langsam ging sie durch den Raum, drehte sich schließlich um und fuhr sich etwas ratlos durch die langen Haare.
"Ihr werdet mir helfen. Alle Beide."
Nelias Stimme klang weich, doch der kleine Befehl war nicht zu überhören. Die Männer mussten lernen, wenigstens ihre Sachen aufzuräumen. Dann war es leichter Sauberkeit walten zu lassen. Und Nel sah nicht ein, dass dies nun alles an ihr hängen bliebe während die Kerle Däumchen drehten.
"Wenn ihr immer alles gleich an seinen Platz zurück räumt, habt ihr immer Ordnung und müsst nichts suchen."
Erklärte sie in einem Ton, wie eine Mutter ihre Kinder erzog.
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Mit dem Kopf noch sturmwölbt lag ich träge auf meinem Bett und presste den eisgekühlten Lappen noch ein wenig fester an meine Stirn. Hinter dieser brodelte noch immer dieser zermürbende Schmerz, welcher zusätzlich auch rhythmisch von Innen gegen die Schläfen klopfte. In meiner rechten Armbeuge geborgen befand sich ein kleiner Eimer, der mir schon seit Stunden gute Dienste leistete und von Muckel in regelmäßigen Abständen geleert wurde. Zu meiner Linken hielt ich ein eingelegtes Gürkchen, welches ich dann und wann in eine kleine Schale Garum stippte, um den köstlich salzigen Geschmack auf meiner Zunge zu verspüren. Es vertrieb den Pelz, der dort gewachsen war. Schmerzlich sinnierend blickte ich dabei zur Zimmerdecke empor, die sich immer noch ein wenig drehte und zählte dabei die feinen Risse Putz. Io, Io Saturnalia, hallte es noch in meinem Schädel nach und ich wünsche mir qualvoll, dass ich mich nicht Hals über Kopf in mehr als nur gefühlte diverse Weinbecher gestürzt hätte.
Alles in allem war es so, dass ich mich – zusätzlich zu meinem Brummschädel – noch peinlich berührt von meinem Auftritt fühlte. Was mochte Scipio nun nur von mir denken? Ich konnte ihm ja nur dankbar sein. Am Ende hätte ich noch beim Klang von lieblichen Zimbeln vor allen Leuten… nein, daran wollte ich gar nicht denken. Während die Momente verstrichen marterte ich mich noch ein wenig mit der Tatsache, dass ich mich wirklich nicht mehr daran erinnern konnte, wie ich in mein Cubiculum gelangt war. Ich seufzte noch einmal tief und tragisch, nur um mich dann ein weiteres Mal über meinen Eimer zu wälzen und diesem meinen nicht mehr vorhanden Mageninhalt anzuvertrauen.Dabei hörte ich gar nicht, wie sich die Tür öffnete und Muckel eintrat.
“Ja, ja. Nach so Feiern geht einem alles wieder durch den Kopf,“ kommentierte er mein Würgen und trat auf meine Lagerstatt zu, nachdem er am Tisch einen Becher Wasser für mich nachgegossen hatte. Diesen hielt er mir entgegen, als ich mich wieder wehleidig, aber erleichtert in die Kissen sacken ließ. “Candace hat prima Makrele. Gut bei Kater. Schön kräftig aus der Salzlake und...“
“Oh Muckel….“, ächtze ich. “Hör auf!“ Für die Köchin und ihre Angebote konnte ich mich im Moment gerade wirklich nicht begeistern. Im Gegenteil. “Mein Magen ist schon von innen nach außen!“
Mein Sklave zuckte mit den Schultern, während er mir das Wasser reichte. Er hatte schon die ganze Zeit so verdammt wenig Mitleid! Dafür aber hatte er noch mehr, denn während ich am Becher einen winzig kleinen Nipp tätigte, zog er etwas unter seiner Tunika hervor. Es war ein zusammengerolltes Stück Papyrus, das er nun entblätterte und mir unter die Nase hielt.
“Solltest du lesen!“
“Kann nich'…,“ presste ich heraus und ließ meinen Kopf auf die Matratze zurück fallen.
Muckel räusperte sich, schüttelte den Kopf und nahm mir die Mühen dann ab. “Societas Claudiana et Iuliana. Dieser Kultverein hat es sich zum Ziel gemacht allen großen Mitgliedern der iulisch-claudischen Kaiserdynastie zu gedenken und zu ehren...“
“Muckel!? Bitte nicht!“
Mein Sklave lupfte eine Augenbraue, sah mich ein weiteres Mal emotionslos an und las weiter. “So gehören bei uns große Prozessionen, religiöse Opfer und verschiedene Feiern...“
“Nein, keine Feiern!“, wimmerte ich ein wenig. “Keine Feiern mehr!“
“Zumindest keine, bei denen man selbst zum Opfer wird!“
Ich wendete mühsam meinen Kopf und schaute meinem Sklaven trostlos entgegen. Dieser las allerdings ungnädig weiter, während ich nicht mehr tun konnte, als noch einmal hilflos an meinem Garum-Gürkchen zu nuckeln.
“Alle ehrenhaften Bürger des Imperiums mögen sich eingeladen fühlen uns einen Brief zukommen zu lassen...““Warum sollte ich das?““….Oooooder persönlich in unserem Vereinshaus vorbei zu schauen...“, übertönte Muckel meinen Einwand. Der Papyrus rollte sich wieder zusammen, als mein Sklave das untere Ende los ließ und er tippte mir mit eben dieser Rolle gegen die Schulter. “Das ist genau das, was du brauchst!“
“Einen Kultverein?“
“Eine Aufgabe! Leute kennen lernen. Beziehungen knüpfen! Engagement zeigen. Zeigen, dass du bereit bist auch einen Teil zurück zu geben!“
“Von was?“ Ich schaute Muckel fragend entgegen, umarmte meinen Eimer noch ein wenig fester. “Ich gebe doch schon alles!“
Kommentarlos nahm mir mein Sklave den Eimer aus der Umklammerung.
“Ich habe mich ein wenig umgehört. Es heißt, dass Marcus Iulius Dives der Magister des Vereins ist und die Vestalin Messalina die erste Vicaria!“
“Messalina?“ Ich richtete mich ein wenig auf. “Das wusste ich ja gar nicht!“ An besagten Iulius Dives erinnerte ich dabei dunkel. Es war derjenige, der beim Sommerfest zu Serapios Verlobung dem Apoll so überreichlich ein Trankopfer dargebracht hatte. Trankopfer! In diesem Moment sollte ich besser nicht daran denken!
“Eben. Es wird Zeit, dass du dich ein bisschen umhorchst und einbringst und dieses Cubiculum auch einmal verlässt. Hier ist sowieso schlechte Luft drin.“
Ich atmete tief ein und dachte nach so gut es ging. Wenn nur dieses gemeine Pochen im Schädel nicht wäre und dieses infame Auswärtsstreben in meinem Magen. “Lass uns da morgen drüber reden, Muckel. Morgen, ja!?“ Ich schloss die Augen und seufzte tief, während ich leidend noch ein wenig sinnierte. Mein Sklave hatte ja doch ein bisschen recht. Vielleicht wäre es nicht schlecht einem solchen Verein beizuwohnen. Es zeigte nicht nur Treue zum Kaisertum und zu kultischen Belangen im Allgemeinen, sondern war vielleicht auch in der Tat eine Sache, bei der man hauchzarte Verbindungen knüpfen konnte. Vestalin Messalina! Eine Decima! Und ein Senator. Und ich- klein und unbedeutend - wenn auch ein ehrenhafter Bürger.“Lies noch mal!“, forderte ich dann. “Aber nicht so laut und ganz langsam!“ Ja, mein Entschluss stand schon fast fest, auch wenn ich über diesem wie so oft an diesem Tag in das Reich der Träume driftete und unter Muckels Lesestimme dann letztendlich gänzlich einschlief.
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Scipio hörte eine bekannte Stimme als er im Flur entlang lief, anscheinend war Casca wieder wach. Den Geräuschen nach bestand kein Zweifel und da Scipio nicht schon genug Spaß hatte wollte er noch etwas Salz in die Wunde streuen... desinfiziert mit genug Wein war sie ja noch vom Fest.
Er hämmerte ein lautes *tock*tock*tock*an die Tür und streckte den Kopf hinein. Da lag das Elend... und innerlich freute sich Scipio über das was noch kommen würde.
"CASCA!" Nein, er würde nicht leise sprechen... "Na du Weinfass, wie geht es deinem Magen und Kopf? Magst mitkommen, in der Küche stehen noch ein paar leckere Sachen und wir haben auch noch etwas vom guten Falerner da." Er grinste über das ganze Gesicht.... aber das musste einfach sein. -
Sacht und zart war ich unter dem fiesen Schmerz in meinem Kopf hinweg gedämmert und hatte leicht schmatzend mein Haupt auf eines dieser fantastisch voluminösen Kissen gebettet. Mutter hatte in Bezug auf diese immer gesagt, dass ich ja gleich im Stehen schlafen könnte, doch ich liebte sie nun einmal. Unter einem leisen Traum dem Schmerz entkommend wähnte ich mir eine Straße, auf der ich eilend entlang lief. Frenetisch jubelnde Menschen säumten den Weg, den ich mit einer Fackel in der Hand bestirtt. So leichtfüßig wie eine Gazelle. Dunst waberte dann nebelartig um mich herum und noch im Laufen merkte ich einen unsäglichen Durst, den ich mit einer Feldflasche zu stillen suchte. Gierig stürzte ich das Wasser in meinem Mund, schmeckte ihm nach und wollte noch mehr… unsäglicher Durst. Und doch lief ich weiter, begegnete Flavius Gracchus, Serapio und Messalina. Sie alle applaudierten mir, ehe ich den Boden unter meinen Füßen verlor und alle Kräfte anstrengen musste, um mich wieder auf den das Pflaster der Straße zu bringen. Dort, unter mir öffnete sich ein lustig sprudelnder Quell. Nymphen winkten mir zu. Liebliche Nymphen, wunderschön angetan in feinen Tuniken aus Seide…Sie reichten mir Wasser... dann verlor sich das Bild und ich schwamm in einem See, dessen Nass ich gierig zu verschlingen suchte, ehe ein Specht aus den Fluten erschien und mir gegen den Schädel hämmerte. *tock *tock *tock. CASCA Ein greifbares Wort und es stand mitten im Raum, ganz nah und irgendwie recht physisch riss es mich aus meinem Schlummer. Ich schreckte sogleich auf, wobei mir unwillkürlich ein scharfer Stich durch Schädel ging und ich erschrocken zischend den Atem einsog, während ich mir einen Handballen gegen die Stirn presste.
“Bona Dea….,“, litt ich dabei deutlich und blinzelte Scipio entgegen, der offenbar erschienen war, um sich an meinem Unglück zu weiden. So zumindest interpretierte ich die Titulierung als 'Weinfass' und die 'leckeren Sachen', die meiner in der Küche harrten. “Ah...nicht so laut…,“ forderte ich weinerlich und musste feststellen, dass mein Magen wieder rebellierte, als das Wort 'Falerner' fiel. Sofort stand das Bild einer Amphore in meinen Gedanken und die imaginäre Sicht auf einen Becher Wein trieb mir erneut die Galle über die Schwelle. “Nicht!“, brachte ich hervor und hob abwehrend eine Hand. Mein aufmerksamer Sklave war sogleich wieder mit dem Eimer an mein Bett getreten, als er merkte, dass ich die Lippen zusammen presste und mich schon ein wenig krümmte. “Mein Herr ist heute in der Tat sehr unpässlich,“, erklärte Muckel blasiert mein Elend und ich nahm ihm vorsichtshalber das Behältnis aus der Hand. “Ach was. Mir geht es schon wieder...“, zischte ich ihm entgegen und blickte dann entschuldigend meinem jungen Verwandten an. “Der Faustianer ist mir nur ein wenig auf den Magen geschlagen. Sonst nichts!“ Eigentlich wollte ich mir ja vor der Familie keine Blöße geben und mich reiflich erholen, doch offenbar war Scipio schneller gewesen.
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Irgendwie konnte er einem ja leid tun, auf der anderen Seite war er auch selbst Schuld an seinem Elend. "Nein ich bin sicher nicht leiser. Du wolltest es ja so, also leb nun mit den Konsequenzen." Ich schaute zu Muckel, der mir in diesem Moment mehr leid tat als Casca, immerhin kümmerte er sich rührend um seinen Herrn und verlor auch kein schlechtes Wort über ihn. "Dein Herr verdient deine Fürsorge gar nicht Muckel, er ist ja selbst Schuld an all dem." Und es wäre sicher noch viel schlimmer geendet, hätte Scipio nicht ein Auge auf Casca geworfen... und Broka als Exekutive zur Verfügung gestanden.
Scipio lehnte sich an die Wand, sah Cascas Bemühungen fit zu wirken eine Weile zu und fing an zu lachen. "Der Faustianer? Woher willst du das noch wissen, du hast alle Weinsorten getrunken die es nur gibt, und von jeder eine Amphore. Mich wundert dass du es noch lebend hier her geschafft hast und ich wette du kannst dich kaum mehr daran erinnern was passiert ist."
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Mit dem Eimer in den noch immer klammen Händen lag ich nun also halb aufgerichtet in meinem Bett und musste feststellen, dass mir auch aus Richtung eines Scipio keine aufmunternde Rede entgegen gebracht wurde. Im Gegenteil. Ich solle mit den Konsequenzen meines Handelns leben! Götter! Er klang ja gerade so wie mein Vater in früheren Zeiten. Noch einmal schluckte ich gegen das aufkeimende Würgen an, hielt die Luft kurz an und atmete dann durch, als sich die Anwandlung des Brechreizes wieder legte. Dessen ungeachtet, dass ich ganz froh darüber war, verfinsterten sich meine Blicke für einen Moment. Es war der Moment, in welchem meine Verwandtschaft nun meinte, der Fürsorge meines Sklaven nicht würdig genug zu sein. Doch dann lachte Scipio auf und brachte schon wieder den Faustianer an. Etwas pikiert war ich ob der offenen Worte ja nun doch und bestimmt hatte es noch eine Weinsorte gegeben, die ich ausgelassen hatte. Aber irgendwie stimmte es ja. Ich war ein Narr gleich nach einer länger währenden Unpässlichkeit den Gaben des Bacchus zu frönen. Und das auch noch gleich so gierig und ausgelassen und es war ein Wunder, dass ich einen solchen Durst verspürte, nachdem doch am Abend zuvor so viel Flüssigkeit meine unersättliche Kehle hinunter geflossen war. “Muckel! Wasser!“, raunte ich meinem Sklaven zu, während ich mit den Blicken Scipio fixierte. “Nun denn. Da magst du nun wetten, aber ich kann dir sagen, dass ich trefflich am Leben bin und ich mich auch an das erinnern kann, was ich unbedingt wissen muss.“ Ich seufzte. “Nie wieder Faustianer! Nie wieder Wein! Selbst dann nicht, wenn mich die zahmen Löwen der Circe umschmeicheln und locken!“ Muckel trat erneut mit dem Wasserbecher herbei, nahm ihm diesen auch sogleich ab und leerte ihn mutig bis auf den Grund. “Wie geht es Broka?“, wollte ich dann wissen und verzog neuerlich meinen Mund. Nicht weil ich mich des Germanen als eines der wenigen Elemente des späten Abends noch zu erinnern vermochte, sondern weil wieder ein niederträchtiger Stich durch meine Schläfen ging.
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Nie wieder Wein? Wohl kaum...
"Du weißt aber schon dass wir bald eine Hochzeit zu feiern haben? Nie wieder Wein wäre dann vielleicht nicht so einfach... Etwas weniger reicht ja voll und ganz aus." Und so ganz am Leben sah er auch nicht aus, das tat aber gerade der Sache keinen Abbruch. Soviel war ja auch nicht passiert bisher...
"Also bald wieder Wein, dann einfach weniger davon. Du hast einige lustigen Dinge verpasst wie ich anmerken darf... und noch einmal willst du das sicher eh nicht. Und sei roh dass Nelia nicht da ist, ich glaube IHRE Standpauke wird schlimmer als meine." Und leider würde Scipio sie nicht miterleben, denn er musste ja bald auch selbst los.
"Broka geht es gut, er jammert nur herum dass ihm sein germanisches Gesöff lieber ist als der richtige Wein. Er hat ihn wohl nicht so gut vertragen nehme ich an, aber er steht sicher und kann laufen und gleich muss er eh mit mir los. Ich bin eigentlich gekommen um dich zu fragen ob du mit mir was essen magst, aber ich glaube das ist keine gute Idee." -
Ich gab Muckel den Becher zurück und bedeutete ihm mit dem Kopf mir einen weiteren zukommen zu lassen. Mein Sklave seufzte und hielt wieder auf den Tisch mit dem großen Krug zu, während es mir unter Scipios Worten noch immer unwohl war. “Ach ja, die Hochzeit!“, fiel es dann auch mir wieder ein. Bei Iuppiters Stein würde ich schwören, dass ich mich weder dort noch irgendwo anders jemals wieder so gehen ließ. Mit einer Hand fasste ich mich an meinen Magen und wollte mir gar nicht ausmalen, welche Dinge es denn waren, die ich angeblich verpasst hätte. Dunkel wähnte ich mich eines Schlagentänzers zu erinnern, der bei seiner Darbietung anmutete, als trüge er keinen einzigen Knochen im Leib. Dann waren da noch die Rätsel und allerlei honorige Herren und noble Damen gewesen. Broka. Ja, der auch und Nelia, deren Standpauke schlimmer werden würde als die von Scipio? Würden nun sogar die Sklaven sich über mich erheben und ich sogar in meinem Cubiculum ihrem Pantoffel unterstehen? Erneut wallte Übelkeit durch mich hindurch und mein Kopf drohte immer noch zu bersten. Wo war Nelia eigentlich, während ich hier so jammervoll leiden musste? Bestimmt wieder in der Tonstrina, in der sie so eifrig zu Werke ging. Ich nahm Muckel den Becher ab, den er mir nun wieder überreichte und stürzte dessen Inhalt förmlich hinunter. Immerhin ging es Broka gut und ich mochte mir sein germanisches Gesöff nicht einmal ansatzweise vorstellen.
Galle, bittere Galle drang in meine Kehle, noch während Scipio das essen gehen erwähnte. Hastig drückte Muckel den Becher in die Hand und klammerte mich neuerlich an meinen Eimer, in den ich mich auch sogleich unter kurzem, heftigen Würgen übergab. Feuchtigkeit schoss in meine Augen und die Schamesröte in meine Wangen, als ich den Kopf wieder hob. Leicht schwitzig und mit trägen Augen schaute ich nun Scipio wieder entgegen. “Es ist schön, dass es Broka so gut geht,“, erklärte ich kehlig. “Und Essen? Nein, ich glaube nicht...“ Fahrig wischte ich mir mit dem Handrücken über den Mund und genierte mich dabei abgrundtief, hier ein so jämmerliches Bild zu präsentieren. “Zur Hochzeit bin ich dann aber wieder… ganz da.“ Ich ließ es zu, dass Muckel mir den Eimer aus dem Griff entwand und seufzte schwer. “Wann wird die Hochzeit denn stattfinden,“ fragte nun mein Sklave interessiert und presste mir dabei altväterlich wieder den feucht-kalten Lappen gegen die Stirn. “Oh Muckel, halt doch Scipio nicht auf!“, schnarrte ich träge. Ich mochte meinen Verwandten wirklich, doch ich bot keinen schönen Anblick und fühlte mich so schlaff und verbraucht wie geplatztes Kissen. Das alles würde er mir noch monatelang vorhalten! Ach! Jahre und Jahrzehnte. “Nun doch. Wir bräuchten nämlich noch ein Geschenk. Hast du schon eines, Herr?“, wollte Muckel dann wissen.
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Die Hochzeit... um ehrlich zu sein wusste Scipio auch nicht genau wann sie stattfinden sollte, aber vielleicht wusste das auch Serapio noch nicht so genau. Immerhin hatte er bereits die Idee für das Geschenk. "Ich hab keine Ahnung wann die Hochzeit ist um ehrlich zu sein. Ihr habt also noch etwas Zeit mit dem Geschenk und Casca kann in Ruhe wieder fit werden."
Dass Casca auf Essen nicht unbedingt scharf war war kein Wunder, aber er musste etwas essen um seinen Magen etwas Ruhe zu verpassen. Sicher hatte ihm das auch Muckel bereits gesagt, aber Marcus erhoffte sich etwas mehr Erfolg. "Komm mit runter, etwas Brot wird dir gut tun, dazu ein paar Oliven. Dein Magen wird sich nie beruhigen wenn du den Wein nicht mit etwas anderem verbindest."
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Auf Scipios Eröffnung hin, dass er auch nicht wisse, wann denn die Hochzeit stattfinden solle, nickte Muckel. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass ich wieder eine meiner Pferdefiguren verschenkte, wie bei der Verlobungsfeier. Und selbst ich war mir dieses Mal sicher, dass eine solche wohl bei einer Hochzeit nicht angemessen war. Nur fehlte mir für derartige Betrachtungen im Augenblick wirklich der Kopf. Diesem hielt ich nun inzwischen selbstständig den Lappen entgegen und schnaufte schwer, als mir neuerlich angeraten wurde doch etwas Essbares zu mir zu nehmen. Allein der Gedanke, auf schwankenden Beinen im Haus umher zu waten und womöglich irgendjemandem zu begegnen verschaffte mir nicht gerade Freude. “Ich sollte meiner Familie wohl meinen Anblick ersparen,“ erklärte ich wehleidig. “Vielleicht ein bisschen frische Luft?“, hakte Muckeln nun nach und bot mir jovial seine Arm. Noch immer war ich mir nicht sicher, doch ich ergriff den Arm und versuchte mich mühsam auf die Beine zu wuchten. “Kannst du mir nicht einfach ein bisschen Brot holen?“, fragte ich meinen Sklaven. “Und die frische Luft im Garten gleich mit?“ Ich seufzte ein weiteres Mal. “Ich werde mich einfach ein wenig ans Fenster setzen,“ sagte ich leise und machte mich auch sogleich auf den beschwerlichen Weg hinüber.
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Zufrieden sah Scipio zu wie sich Casca erhob.
"Gut, wie es aussieht kann ich dich ja alleine lassen. Wir müssen nun eh los."
Er drehte sich um und lies Muckel und Casca wieder allein, Pläne schmieden. -
Da das Fest für Nelia mehr oder weniger ins Wasser gefallen war, hatte sie sich an diesem Morgen sehr früh in die Tonstrina aufgemacht um die Reste des Umbaus zu beseitigen. Glücklich blickte das Mädchen sich in dem Raum um. Nur noch putzen und der Laden wäre einer der schönsten hier. Casca hatte ihr freie Hand gelassen und ihr das nötige Geld gegeben. Doch Nelia wusste, dass er davon nicht so viel besaß, wie die anderen hohen Herren. Daher war sie sehr sparsam damit umgegangen... hatte sogar noch was übrig.
Auf dem Boden lagen dunkelgraue Terrakottafliesen, die Nelia billig erstanden hatte, da viele davon gebrochen waren. Somit lief man nun vom Eingang über einen Pfad aus Mosaik. Denn um die zerbrochenen Fließen zu ersetzen, hat Nel diese mit einem Stein noch kleiner geschlagen und aus den Stücken ein verschachteltes Muster gelegt, das die Kunden nun in den Raum führte. Der Rest der Fließen hatte zum Glück gerade so gereicht. Die Wand rechts und gegenüber des Eingangs strahlten in einem satten Orange und vermittelten einen wundervollen Sonnenuntergang. Die anderen Wände hatte Nelia in hellen Sandfarben angestrichen. Dann hatte sie in den jeweils gegenübergelegenen Farben filigrane Verzierungen in die Ecken gemalt.
Auf dem Markt hatte das Mädchen sich bei einem Künstler Bilder vom Meer angesehen, da sie selbst noch nie an diesem war. Aber die Bilder hatten sie so inspiriert dass sie den Kunden diese Stimmung vermitteln wollte. Die wenigsten kamen ans Meer um mal etwas zu entspannen. Sie hatte unterschiedliche Gräser gesammelt die nun in Schalen steckten, die Nel mit Sand und Steinen gefüllt hatte. Die standen auf den Ablagen vor den Spiegeln. Der Maler hatte ihr sogar drei Schilder gemalt und in einer geschwungenen Schrift das geschrieben, was Nelia ihm diktierte. Dafür hatte sie im drei Freitagtermine versprochen.
Auf einem Schild stand:
Alles behaart sein ist tierisch! Die Rasur ist das Symbol der höheren Zivilisation.
Ein gepflegtes Äußeres macht dich begehrenswert – erfolgreich – und fördert dein Wohlbefinden!Auf dem Zweiten:
Rasiere dich jeden Morgen – du weißt nie, wenn eine Muse dich küssen will.Das Dritte beinhaltete ein Angebot, für das Casca noch den Preis festlegen musste:
FREITAGSANGEBOT!
Lass dich nach einer arbeitsreichen Woche, bei einem Becher Wein verwöhnen
und betrete frisch und gepflegt dein Heim. Deine Liebste wird es dir danken.
FREITAGS LÄNGER GEÖFFNET!Dabei hatte sich Nelia gedacht, dass man die Tonstrina etwas länger offen lassen sollte, als die anderen Läden. Damit auch die Geschäftsleute noch zur Rasur kommen konnten. Was Casca dazu meinte wusste sie noch nicht. Daher hingen nun die beiden ersten Schilder an der Wand neben den Spiegeln. Das Dritte konnte man dann immer noch aufhängen. Die junge Sklavin schuftete bis zum späten Nachmittag und betrachtete zufrieden ihr Werk. Alles glänzte, strahlte und duftete. Und wenn er wollte konnte der Herr morgen eröffnen. Sie hatte beschlossen selbst immer wieder nach dem Rechten zu sehen, damit es hier keine Nachlässigkeiten mehr gäbe.
So betrat sie müde und staubig, aber gut gelaunt und beschwingt das Zimmer ihres Herren. Sie würde erst mal ein Bad brauchen, ehe sie Casca ihre fertige Arbeit präsentieren konnte. Doch als sie das Zimmer betrat, fand sie ihn am offenen Fenster und er sah katastrophal aus. "Die Nachwehen des Weines?" fragte sie und trat neben ihn. Ihren Herren so zu finden, trübte ihren Enthusiasmus dann doch ein wenig.
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Vor dem Fenster angekommen ließ ich mich ächzend auf einen Scherenstuhl sinken und schaute noch einmal zu meinem jungen Verwandten hinüber, der sich nun daran machte, sich zu verabschieden. Ja, natürlich konnte er mich alleine lassen. Ich nickte ihm zum Abschied noch einmal zu, seufzte hart und tief und versuchte mit halbwegs erhobenem Haupt ein wenig von der frischen Luft zu erschnüffeln, die sich durch das Fenster hindurch so wunderbar bemerkbar machte.
“Ich bin dann mal Brot holen!“, erklärte mir mein Sklave, der mich noch einmal prüfen betrachtete und den Eimer neben mir auf dem Boden platzierte. Wahrscheinlich nur zu Sicherheit. “Mit ein bisschen Öl und ein paar Oliven?“ Muckel nickte und folgte dann Scipios Beispiel und ging durch die Tür hinaus. Allein. Ich war allein. Ich atmete noch einmal tief durch, brachte meine Ellenbogen auf den Tisch vor mir und stützte mit den Händen meinen Kopf. Nie wieder Faustianer! Ich schwor es mir ein weiteres Mal. Das dumpfe Brüten hinter der Stirn wollte kaum nachlassen, während ich mich meinen ureigenen Betrachtungen hingab. Dabei bemerkte ich kaum, dass jemand das Zimmer betrat und hob wahrscheinlich recht spät den Kopf, als ich neuerlich angesprochen wurde. Nelia! Ein Lächeln trat mir auf die Lippen, doch es verzerrte sich ein wenig unter dem neuerlichen Stechen in meiner Stirn. Endlich war sie wieder da, war neben mir und schaute mich an. “Bona Dea!“, erklärte ich gequält. Nachwehen traf es ganz gut! “Ich habe Schmerzen!“ Etwas kläglich schaute ich nun zu ihrem Gesicht empor. “Es fühlt sich so an, als würde mir ein ganzer Tempel aus dem Schädel wachsen!“ Zu meiner Überraschung musste ich mir nun eingestehen, dass mein trübes Haupt am liebten ihrem weichen Leib entgegen geschmiegt hätte, damit sie es bergen und streicheln konnte. Doch ich unterdrückte dieses flüchtige Begehren und lächelte weiterhin tapfer. “Wo warst du den ganzen Tag?“, wollte ich stattdessen wissen.
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