[Legiones inalpini] Zug des obergermanischen Heeres - der Weg über die Alpen - I - bis Curia

  • http://farm1.staticflickr.com/12/18334333_7cf59528d1_m.jpg Wenn der Weg über die Via Raetia von Clunia südlich in Richtung Mediolanums etwas nicht war, dann war es wohl ein Spaziergang. Eine Menschenmasse von mehr als zehntausend Mann und fast noch einmal soviel an Nichtkombatanten über die Alpen zu schaffen glich einem Gewaltakt, das wurde jedem klar, der auch nur einen Fuß auf die oftmals verschwindend engen Pfade und grasbewachsenen Pässe gesetzt hatte, die der Beschreibung als 'Via' in jeder Beziehung spotteten.
    Dabei war das erste Stück noch relativ einfach, weil sie sich durch die bewaldeten Vorläufer der Alpes kämpfen mussten, wo die Strecke größtenteils noch aus gepflasterter und befestiger Straße bestand. Trotzdem brauchte man von Vindonissa bis nach Curia, der letzten nennenswerten Siedlung vor der Alpenüberquerung, gute vier Tage. Vier Tage einer Strecke, die zwei Wochen brauchen würde. Alleine von Curia bis nach Comum, also DER Strecke über die Alpen, würde man zehn Tage brauchen... wenn es gut lief.
    Die Strecke von Vindonissa nach Curia bestand vor allem erst einmal aus Wald. Zwar hatten sich auch in dieser Gegend Siedler niedergelassen, und Stämme der Celti hatten schon vor hunderten von Jahren Schneisen in die dichten Wälder geschlagen, allerdings ließ die Natur sich niemals lumpen und sorgte dafür, dass alles von den Menschen geschaffene oder vernichtete binnen weniger Jahre wieder komplett zuwuchs. Was den Soldaten sich auf ihrem Weg durch den Wald an Bildern bot war nichts, was sie nicht schon aus Obergermanien kannten.. aber eben auch nichts, wo sich ohne Probleme mit einem Heer taktieren ließ.
    Der Heerzug, der schon vor dem Angriff der Alpenpässe mehrere Leuga lang war, hatte es an sich, dass die Nachhut erst mehrere Stunden später die Stelle überschritt, welche die Vorhut zuvor hinter sich gelassen hatte.

    http://farm4.staticflickr.com/…69705009_642ff19f54_m.jpg Es war den Logistikern der Legion möglich gewesen, am Lacus Venetus Boote zu requirieren, auf die man wenigstens einige der schwereren Wagen laden konnte, so dass sie bis nach Curia wenige der bremsenden Trosswagen los sein würden.. auch wenn die Geschwindigkeit den See hinauf und dann den jungen Rhenus gen Süden nicht unbedingt als die schnellste gelten mochte: einen ellenlangen Heerzug überholten sie mit Leichtigkeit.


    Ein enorm großes Problem stellte der Zug am Lacus und am jungen Rhenus entlang für die Planer der Lagerstätten dar. Also für jene, die als erstes ihr Lager aufschlagen konnten weil sie den Tagesabschnitt geschafft hatten. Mehr als einmal gab es Grund, den Heerzug aufzuteilen und in mehreren kleinen Lagern campieren zu lassen, da sich keine großen Flächen für kollektive Lager finden ließen.. und es zu lange gedauert hätte bis der hintere Teil des Heerzugs zum vorderen aufgeschlossen war.
    In direkter Folge wurden den Aufklärern und Wachen, die ohnehin schon angespannt waren, größtmögliche Aufmerksamkeit verlangt: selbst hundert Jahre nach Augustus waren einige der isolierten Alpenstämme nicht so friedfertig wie sich das mancher in Rom gerne einredete. Auch wenn dies einer der größten Heerzüge war, die seit langem diese Region durchquerten: in kleinen versprengten Trossgruppen war immer genug zu holen, wenn man nur dreist genug war sich in der Nacht heran zu wagen.


    Oftmals wurden im steinigen Grund nicht einmal mehr Valli ausgehoben, sondern durch Baumstämme und dicke Äste improvisierte Barrikaden gebaut, und die Struktur der Nachtlager war auch alles andere als Handbuchgerecht. Die Möglichkeiten fachgerecht ein oder mehrere zusammenhängende Lager auszuheben die auch nur tausend Mann fassen konnten waren mit keinem Finger höchst optimistisch zusammengezählt.


    Vier Tage nachdem sie Vindonissa verlassen hatten trafen die ersten Teile des Heerzugs in Curia ein, ihrer letzten Station vor dem Aufstieg in die Alpen. Wieder dauerte es lange Zeit, bis die letzten Heerteile sich bei der Stadt einfanden, aber dieses Mal war in direkter Nähe zur Stadt wenigstens genügend Talfläche vorhanden um ordentliche Lager ausheben zu können. Die schiere Größe des Heeres verdreifachte dann auch kurzfristig die Bevölkerung der Civitas, welche größte Not haben dürfte ihren Teil zur Versorgung des Heeres beizutragen.


    Diese letzte Nacht konnten die Soldaten des obergermanischen Heeres die Alpes noch von außen bewundern...




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    Sim-Off:

    Das hier ist Etappe 1 des Zugs über die Alpen... auch wenn ich am Ende des Posts das Heer schon in Curia (Chur) habe ankommen lassen, seid ihr herzlich eingeladen Plots im Zeitraum der ganzen bisherigen Strecke (4 Tage) loszutreten. Ich werde dann beizeiten vom Aufstieg in die Alpen berichten, das wäre dann Etappe 2.

  • Der "Quasiruhetag" in Vindonissa hatte Corvinus gut getan. Dies und seine gute Konstitution hatten dafür gesorgt das er inzwischen wieder fast unbeeinträchtigt marschieren konnte. Zwar waren die esten 3 Tage bis nach Curia noch sehr anstrengend gewesen und seine ganze Körperseite war ein einziger blauer Fleck. Aber nun am morgen des 4ten Tages im Marschlager der II Cohorte war er fast wieder in Bestform. Gerade zur rechten Zeit wie sich bald herausstellte.


    Ihr Lager bestand dieses Mal nur aus den Centurien der II Cohorte. Für mehr war an dieser Stelle ihres Weges einfach kein Platz gewesen auch wenn natürlich nur einige Meilen vor und hinter ihnen weitere Marschlager mit weiteren Truppenteilen waren. Rechterhand öffnete sich ein Bergtal das fast 90 Grad von dem abzweigte in welchem sie marschierten.
    Corvinus trat in voller Rüstung vor sein Zelt. Er hatte seine Habseligkeiten gerade in seinen Kisten verpackt und gleich würden die Calos kommen und das Zelt abbauen und dann alles auf die ihm als Centurio zustehenden Maultiere laden.


    Er ging die Reihen seiner Centurie entlang und sah mit eigentlich zufriedenen Blick das alles gut lief. Nur Madarus, sein spezieller Liebling, fiel ihm wieder auf. Eigentlich gar nicht mal weil er etwas falsch machte, zu langsam war oder dergleichen. Einfach weil er ihn im Vorbeigehen sah und dieser gerade in diesem Moment nichts tat. Corvinus hatte zwar gesehen das er eben noch Zeltstangen verschnürt hattte aber jetzt tat er halt nichts. Ein Schritt auf Madarus zu und ein ordentlicher "Klapps" mit dem Vitis
    "Schwing die Hufen sonst hör ich auf mit den Streicheleinheiten und es setzt was! Wehe wir sind wegen dir wieder die letzten die Abmarschbereit sind!"
    Ohne auf eine Antwort oder Reaktion zu warten ging er weiter.


    Einige Zeit später wollte er gerade zum sammeln und aufstellen in Marschformation rufen lassen als ein Bote an ihn herantrat. Er kam vom Tribun der momentan den Befehl über ihre separierte Cohorte übernommen hatte. In knappen Worten, der Mann war schon einige Zeit bei der Legion und auch kein Politiker sondern richtiger Soldat, gab er Corvinus den Befehl mit seiner Centurie in das Seitental einzurücken. Eigentlich hätten von dort wohl 3 Wagenladungen Getreide kommen sollen die aber nie erschienen waren. Corvinus Befehl lautete deren Verbleib (sowie der beiden Legionsreiter die gestern schon von der Legionsverwaltung losgeschickt worden waren) zu klären und mit dem Getreide nach Curia nachzukommen.



    Sim-Off:

    An alle Mitglieder der IV Centurie der II Cohorte. Ich gedenke einen kleinen Nebenplot in diesem Seitental auszuspielen. Ich hoffe ihr habt euch auch alle schon auf Italia umgemeldet und könnt somit fleißig mitposten. Je nachdem wie sich der weitere Verlauf des Feldzuges entwickelt werde ich den Nebenplot ausbauen. Geht es zügig weiter endet der Nebenplot zügig. Zieht es sich ähnlich (aber hoffentlich nicht so lange) wie vor dem Abmarsch wird er etwas länger.

  • Wie ein Schatten verfolgten die Späher der Prätorianer das ohnehin kaum zu übersehende Heer. Immer in weiter Entfernung, aber doch nah genug dran um zumindest die nötigsten Informationen zu sammeln.
    Von einer kleinen Anhöhe aus beobachteten zwei Miles den Tross, und bei diesem Anblick schwante ihnen übles..


    "Sieh dir das an. Halb Germanien muss auf den Beinen sein.", sagte einer der Männer zu dem anderen, während er seine Augen nicht vom Heer lösen konnte...
    "Hoffen wir dass unsere Truppen es rechtzeitig schaffen, ansonsten wird es eng.", sein Gesprächspartner grinste kurz, und blickte zur Seite, "Eng? Ansonsten wars das, du glaubst doch wohl nicht dass der Patrizier in Mantua dem Kaiser die Stange hält?", sie richteten sich ihre Umhänge, trotz der Jahreszeit konnte noch ein recht frischer Wind wehen..
    "Wir müssen zurück zum Lager, los."


    Sie verschwanden hinter den Hügeln, ob sie ihre Informationen rechtzeitig übermitteln würden oder nicht, die Ankunft dieses Heeres würde kaum unbemerkt bleiben..

  • Mit Ehrfurcht musste wohl jeder Legionär auf die bergige Landschaft starren, die es nun im Marsch zu bezwingen galt. Wer hätte gedacht, dass man bereits in so kurzer Zeit bei der Legion eine solche Erfahrung machen würde - Regulus jedenfalls nicht. Wie einst Hannibal mit seinem Heer, so schritten nun auch sie über die Alpen, wenn auch mit deutlich edleren Motiven.


    Tief in Gedanken versunken marschierte das Heer über den ersten Abschnitt, der sich noch durch befestigte Straßen kennzeichnete. Noch schien der Schwierigkeitsgrad akzeptabel, doch dass sich dies bald ändern würde war allen klar. Besonders die Zerstückelung des Heeres war eine Herausforderung, wie der Artorier fand. Der Nachrichtenübermittlung zum Zweck der Marschkoordinierung war in jenem Augenblick wohl eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Es blieb nur zu hoffen, dass das Heer heil über den Pass kommen würde, ohne dass sich große Zwischenfälle ereigneten. Die Legionäre hofften besonders, dass die Versorgung aufrecht erhalten werden konnte. Es gab doch nichts Schlimmeres als einen leeren Magen, während man eine solche Tortur durchleben musste.


    Die Centurien der II Cohorte hatte ein gemeinsames Lager aufgeschlagen. Im Zelte auf- und abbauen war der Artorier inzwischen auch schon ganz gut geübt. Als der Helvetier die Reihen abging, ahnte er nichts Böses. Doch er stand nicht weit von Madarus entfernt, so dass er sehen konnte wie dieser den Vitis des Centurios zu spüren bekam. Warum er dies tat, blieb Regulus verborgen, aber ihm schien so langsam immer klarer zu werden, wovon die Legionäre beim gemeinsamen Würfelspiel sprachen. Zwar war es prinzipiell nichts außergewöhnliches, dass ein Centurio mal einen Klapps verpasste, aber vielleicht war Corvinus doch nicht derjenige, für den ihn der Artorier ursprünglich einmal gehalten hatte. In jedem Fall hatte er sich vorgenommen bloß nicht negativ auffällig zu werden. Möglicherweise neigte der Centurio sehr schnell zu Disziplinarmaßnahmen, was Regulus derzeit überhaupt nicht gebrauchen konnte.


    Abrufbereit wartete der Artorier mit den anderen Legionären. Sie versuchten etwas zu entspannen, aber vielleicht würden schon bald noch zusätzliche Aufgaben auf sie warten.

  • So langsam aber sicher wurde Quintus das Reiten zuwider. Nach 3 Wochen der Entbehrungen und des Verkleidens als Sklaven während des Rittes nach Germanien, dem dann folgenden Marsch nach Vindoniss und dem dort viel zu kurz gewesenen Ruhetag war er nun erneut 4 Tage zu Pferd unterwegs - zu allem Überfluss auch noch exakt dieselbe Strecke die er noch vor wenigen Tagen in die andere Richtung geritten war.


    Nichtsdestotrotz ließ sich das momentan nun einmal nicht ändern. Wenn er mit der Legion nach Italien ziehen wollte musste sich der Claudier damit abfinden innerhalb weniger Wochen 2 Mal die Alpen überqueren zu müssen.


    Ob der Aussicht, dass die mit Abstand beschwerlichsten Etappen durch die Alpen noch vor ihnen lagen, war Felix Laune auf einem Tief, wie sie es seit dem Gewitter in den Bergen vor nunmehr knapp 3 Wochen nicht mehr gewesen war.
    In der Hoffnung auf ein wenig Aufmunterung und vielleicht endlich auch einmal eine Aufgabe oder Position im Heer suchte der Claudier seinen Großvater und seinen Großcousin Victor.


    Er fand zumindest Menecrates nach kurzer Zeit und gesellte sich zu ihm. Victor sah Felix noch nicht, aber auch der war bestimmt nicht weit weg.
    Felix ritt also von der Seite an den alten Claudier heran zügelte das Tempo seines Pferdes ein wenig und setzte zum sprechen an...


    "Eigentlich hatte ich nicht erwartet dieses furchtbare Gebirge innerhalb so kurzer Zeit wieder durchqueren zu müssen. Wenigstens ist die Gesellschaft dieses Mal besser als zuletzt und ich bin nicht mehr gezwungen als Sklave verkleidet zu reisen. Und umso schneller wir die Alpen hinter uns lassen, desto früher sitzt der Usurpator nicht mehr auf dem Kaiserthron, oder? Gibt es schon irgendwelche Nachrichten von bevorstehenden Komplikationen oder feindlichen Truppen die gegen uns marschieren?"

  • Die zurückgelegte Strecke stellte längst jeden Übungsmarsch in den Schatten - das registrierte mittlerweile auch der letzte junge Legionär. Die alten Hasen wussten bereits im Vorfeld, was mit der Überquerung der Alpen auf sie zukam. Doch ob alt oder jung, allen stand die Anstrengung ins Gesicht geschrieben, als das Gelände stetig anstieg. Dabei lag der schwierigste Teil noch vor ihnen. Nichtsdestotrotz wurde bereits jetzt die Last auf den Schultern mit jeder Landmeile schwerer, die Gesichtsfarbe unnatürlicher, der Atem lauter und der Schweiß lästiger, weil dessen Spuren durch den Staub der Gesichtshaut immer wieder die Augen liefen.
    Der Legat entschied sich, in diesem Teil des Marsches an der Spitze seiner Legion zu reiten. Er ließ sich durch Boten Nachrichten über die hinteren Heerabschnitte bringen, die so weit zurücklagen, dass ein Zurückfallen wenig Aussicht auf Sinnhaftigkeit barg. Ihn bewegte die Hoffnung, weder hier noch beim späteren Aufstieg von Feinden überrascht zu werden, weil der langgestreckte Zug jede schnelle Bewegung in Formation unmöglich machte.
    Aufklärer seiner Reiterei trafen ein, erstatteten Meldung und verschwanden wieder. Menecrates gab die Informationen über Lagerplätze, Streckenabschnitte und Positionen anderer an seine Stabsoffiziere weiter. In einer Pause traf Felix bei ihm ein und suchte das Gespräch. Der Legat hoffte, sein Enkel würde von sich aus erkennen, dass sie sich nicht auf einem Spazierritt befanden, und die private Unterhaltung kurz halten bzw. sie in Teilen auf den Abend verschieben, wenn sie sich im Lager befanden.


    "Es klingt seltsam, wenn du der Überquerung der Alpen die zwangsläufige Absetzung des Salinators folgen lässt. Das eine bedingt das andere leider nicht." Menecrates schwieg. Entweder wollte sein Neffe besonderen Optimismus zeigen oder er erkannte tatsächlich die Größe der Aufgabe nicht. Aus seinen Worten sprachen die Jugend oder die fehlende Erfahrung. Oder gar Blauäugigkeit?
    "Ich lasse es dich rechtzeitig wissen, wenn Unvorhergesehenes geschieht“, beruhigte er alsdann. "Wir besitzen übrigens in Mantua eine Villa." Menecrates schwieg. Vielleicht beschäftigte sich Felix nunmehr mit diesem Gedanken. Auf seine Schlussfolgerung war Menecrates gespannt.

  • Die Beschaffung von Verpflegung gestaltete sich zunehmend schwierig, wenn auch nicht unmöglich. Während Lucius mit einem Trupp die bekannten Ansiedlungen und weniger bekannten Enklaven aufsuchteum sie zu einer Kooperation zu überreden, Ging Victor mit seinen Offizieren die Bestände durch. Sie erörterten auch die Problematik der Packtiere und Legionspferde. Die Pfade würden es zwingend machen, daß die Männer die Pferde zu Fuß führen würden. Auf diese Weise suggeriertem sie dem Tier Sicherheit, was speziell an den engen Pässen unverzichtbar war.
    Sie beschlossen das Lebendvieh vor der Überquerung zu schlachten und sich jenseits der Alpen wieder mit Lebenverpflegung einzudecken. Einzig die in geflochtenen Käfigen gehaltenen Hühner überlebten den Einstieg ins Gebirge. Alle Rinder außer den schweren Zugochsen und 20 Milchkühen wurden geschlachtet, zerlegt und in ölige Tücher auf die Wagen geladen wo sie nach und nach verarbeitet wurden.
    Lucius kam mit reichlich Käse und Trockenfleisch, machte jedoch klar,daß diesseits der Alpen nichts mehr zu holen sei, zumindest nicht in erträglicher Entfernung zum Heer.
    Ein Teil des Getreides wurde gemahlen und zu doppelt gebackenem Brot verarbeitet. Victor trug sich mit der Befürchtung, daß im feuchtkalten Klima der Alpen die Vorräte verderben würden, daher diese Maßnahme.
    Victor hielt auch engen Kontakt zu den Ärzten der Legion, denn die Verpflegung barg oft die Ursache für grassierende Krankheiten. Bisher war es ihnen gelungen die Legion gesund zu erhalten, was rückblickend auch kein Problem war. Es gab genug Ressourcen und reichlich Zugriffsmöglichkeiten.
    Das würde sich jebnseits der Alpen sicherlich ändern.
    Denn ihr Zug dürfte spätestens jetzt ein Thema in Caput mundi werden.

  • Felix bemekrte das kurze Schweigen seines Großvaters. Bedrückte ihn irgendetwas? Wie auch immer, Felix entschloss sich die Sache optimistisch anzugehen


    "Aber das eine ist der erste Schritt auf dem Weg zum anderen. Auch wenn es seltsam klingen mag, aber genau das ist doch der Grund für diesen Marsch."


    ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, bevor Felix das Thema dann auf sich beruhen lassen wollte und stattdessen auf das Haus in Mantua einging. Warum wechselte Menecrates so schnell das Thema und warum ausgerechnet auf Mantua? Felix dachte nach und fragte nicht weil er nicht zugehört hatte sondern um Zeit fürs denken zu schinden nocheinmal nach


    "Mantua?"


    Dann kam ihm eine Idee - war in Mantua nicht die Legio I stationiert?


    "Beabsichtigst du in nächster Zeit etwa dort mit Aurelius Ursus Wein zu trinken?"


    dass diese Formulierung anders gemeint war ließ Quintus relativ deutlich durchblicken. Er wollte das Spiel seines Großvaters mitspielen und seinerseits ebenfalls ein wenig in Rätseln sprechen.

  • Am Abend bevor der richtige Aufstieg in die Alpen beginnen würde war Modestus noch lange wach. Sein Quartier befand sich in einem der größten Häuser der Civitas, welches ihm von einem der Duumviri zur Verfügung gestellt worden war. Der Mann und seine Familie kamen derweil bei Verwandten unter. Dennoch war das Haus nichts besonderes, denn man befand sich in einem provinziellen Nest, von dem man es nicht wagen konnte es in einem Atemzug mit Rom zu nennen. Selbst mit Mantua konnte man diese Civitas kaum vergleichen. Dieser Heeresteil allein enthielt fast doppelt so viele Männer wie die Civitas Einwohner hatte. Dennoch war das Haus besser als ein Zelt.


    Während er sich im Schein einiger Öllampen von einem seiner Leibsklaven rasieren lies, las ihm ein anderer die neuesten Berichte vor. Meldungen über den Zustand der Einheiten in seiner Heeresgruppe, aber auch einen Bericht von Flaminius Cilo und verschiedene Depeschen von den aufklärenden Einheiten. Nachdem auch die letzten Barthaare von dem Rasiermesser abgekratzt wurden, trocknete sich Modestus das Gesicht mit einem Tuch und erhob sich. Im Vorbeigehen sah er wie seine Rüstung von zwei fleißigen Händen gereinigt und gepflegt wurde. Er selbst trug schon weitaus bequemere Kleidung. Er hatte sich an diesem Abend absichtlich früher zurückgezogen, um noch ein wenig Ruhe zu genießen. Auf wenn er auf dem Marsch selbst nicht all zu viel zu tun haben würde, war es abzusehen, dass der Feldzug ihm in naher Zukunft viel abverlangen würde. Der Vescularier würde kaum einfach so aufgeben.

  • Zitat

    Einige Zeit später wollte er gerade zum sammeln und aufstellen in Marschformation rufen lassen als ein Bote an ihn herantrat. Er kam vom Tribun der momentan den Befehl über ihre separierte Cohorte übernommen hatte. In knappen Worten, der Mann war schon einige Zeit bei der Legion und auch kein Politiker sondern richtiger Soldat, gab er Corvinus den Befehl mit seiner Centurie in das Seitental einzurücken. Eigentlich hätten von dort wohl 3 Wagenladungen Getreide kommen sollen die aber nie erschienen waren. Corvinus Befehl lautete deren Verbleib (sowie der beiden Legionsreiter die gestern schon von der Legionsverwaltung losgeschickt worden waren) zu klären und mit dem Getreide nach Curia nachzukommen.


    Zitat

    ...Die Centurien der II Cohorte hatte ein gemeinsames Lager aufgeschlagen. Im Zelte auf- und abbauen war der Artorier inzwischen auch schon ganz gut geübt. Als der Helvetier die Reihen abging, ahnte er nichts Böses. Doch er stand nicht weit von Madarus entfernt, so dass er sehen konnte wie dieser den Vitis des Centurios zu spüren bekam. Warum er dies tat, blieb Regulus verborgen, aber ihm schien so langsam immer klarer zu werden, wovon die Legionäre beim gemeinsamen Würfelspiel sprachen. Zwar war es prinzipiell nichts außergewöhnliches, dass ein Centurio mal einen Klapps verpasste, aber vielleicht war Corvinus doch nicht derjenige, für den ihn der Artorier ursprünglich einmal gehalten hatte. In jedem Fall hatte er sich vorgenommen bloß nicht negativ auffällig zu werden. Möglicherweise neigte der Centurio sehr schnell zu Disziplinarmaßnahmen, was Regulus derzeit überhaupt nicht gebrauchen konnte.


    Abrufbereit wartete der Artorier mit den anderen Legionären. Sie versuchten etwas zu entspannen, aber vielleicht würden schon bald noch zusätzliche Aufgaben auf sie warten. .


    Die komplette Cohorte war inzwischen fertig und auch die IV Centurie stand inzwischen abmarschbereit in Marschformation bereit. Doch zur Überraschung ihrer Mitglieder kamen nicht die Befehle sich einzureihen und so konnten sie nur zusehen wie die anderen Centurien ihrer Cohorte abmarschierten. Der Tribun der dieses kleine "Teilheer" in der Zeit wo es separiert vom Rest war befehligt hatte nickte ihrem Centurio kurz zu.


    Corvinus ergriff das Wort nachdem der Marschlärm etwas verklungen war und ihre Kameraden ein paar Dutzend Schritte entfernt waren.


    "Männer wir haben einen Sonderauftrag bekommen. Über meiner linken Schulter könnt ihr sehen wie unsere Kameraden weitermarschieren. Unser Weg führt uns aber erstmal diesen Weg!"
    Corvinus zeigte schräg über die rechte Schulter der angetretenen Legionäre in ein Seitental.
    "Dort gibt es ein paar Siedlungen der örtlichen Stämme die dem Heer drei Wagenladungen Getreide schuldig sind. Bereits gestern wurden zwei Männer unserer Reiterei losgeschickt die bis heute nicht zurückgekehrt sind. Es kann also gut sein das wir mit Wiederstand rechnen müssen. Wir werden diesen brechen, den Verbleib der zwei Reiter klären und das Getreide zur Legion bringen!"


    Er erwartete natürlich keine Antwort oder gar Fragen weshalb nur wenige Sekunden das Kommando kam:
    "Sarcinas sumite!"


    Corvinus gab jeden einen Moment um das Marschgepäck aufzunehmen und zurecht zu rücken. Dies nutze er um sich gemeinsam mit dem Signifer und dem Cornicen an die Spitze zu setzen und der Optio um ans Ende ihrer kleinen Marschkolonne zu kommen.


    "Ad dextram!...Pergite!"


    Los ging der Marsch der 80 Männer, ihre Calos und Mulis marschierten an ihrem Platz zwischen der IIIten und Vten Centurie der II Cohorte, in das Seitental.

  • Etwas verdutzt standen die Legionäre da, die mit ansehen mussten, wie der Rest der Cohorte seinen Weg ging und sie nur dastehen und rätseln konnten. Doch die Aufklärung folgte auf dem Fuß: Eine Spezialaufgabe für die Centurie. Regulus wusste noch nicht, ob er sich freuen oder enttäuscht sein sollte. Da das ganze aber zusätzliche Kraft auf einem ohnehin schon sehr anstrengenden Marsch kosten würde, beschloss er es furchtbar zu finden. Warum gerade seine Centurie? Sollten das doch die anderen machen, die sowieso nur faul herumliegen. So dachte es sich zumindest Regulus, der sich die Welt dann doch gerne so hinbog wie er wollte.


    Ein skeptischer Blick in das von Corvinus angezeigte Seitental ließ seine Bedenken nur weiter wachsen. Widerstande? Wieso Widerstand? Wer und wieso? Wie groß ist die Gefahr und sind wir einer solchen überhaupt gewachsen? Gern hätte er eine Frage gestellt, doch es war nur zu verständlich, dass der Centurio überhaupt keine zuließ.


    Regulus nahm das Marschgepäck auf und reihte sich mit den anderen ein um abzumarschieren. Neben ihm war der Legionär Ligarius Philogenes eingereiht. Er und Regulus tauschten Blicke aus und es schien als würde Philogenes mit den Schultern zucken, doch seine Rüstung bewegte sich nur unmerklich.

  • Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    ...


    "Jaja, wir haben genug gehört..." , winkte Vala müde ab, als der Sklave mit den Berichten den nächsten anfangen wollte, "...natürlich bewegt er sich gen Westen, weil WIR hier sind. Nur wohin genau?"
    Stumm hatte er in der Ecke gehört, während ein Sklave dem annaeischen Feldherrn die Berichte vortrug die er selbst hatte zusammenstellen lassen. Nichts neues für ihn also, aber für den Annaer vielleicht die eine oder andere interessante Information.
    "Das schlimmste an der Sache ist..." , ergänzte Vala, als der Legat nach seiner Rasur durch das Haus zu tigern begann, "..dass wir immer noch nicht wissen welcher der Legaten das Heer anführt. Wir wissen zwar seit heute, dass es die dreiunddreissigste, die vierzehnte und die dreizehnte Legion sind... doch wer das Heer lenkt, ist immernoch offen."
    Natürlich nagte es an Vala, dass die Informationen nur so sporadisch und nicht allumfänglich eintrafen, allerdings war dies militärisches Alltagswissen in ihrem Zeitalter, weshalb man so etwas wie Geduld nicht lernen musste, da es einem zwangsläufig eingeprügelt wurde. Der Gedanke an unmittelbar verfügbare Informationen über hunderte Leute hinweg ließ Vala schmunzeln als er im Vorbeigehen eine der Wandmalereien in der Casa des Duumvirs begutachtete.. das war nicht mal Zukunftsmusik, das war einfach nur unrealistischer Unfug, dem sich höchstens Schreibtischmilitärs hingaben die in ihre strategischen Planungen auch Wunderpferde mit einbezogen.


    "Der wirklich anstrengende Teil des Aufstiegs liegt etwa in zwei Tagesmärschen Entfernung vor uns.. unsere Späher konnten allerdings noch nichts zur Stellung der Civitates sagen. Was machen wir, wenn sich Comum, Mediolanum und Placentia quer stellen?" , kam Vala auf ein anderes Problem ihres Feldzugs zu sprechen: die unklare politische Lage der norditalischen Civitates. Sollten die erfahren, dass ein Heer von Osten heranzieht um sie zu treffen, könnte es nicht leicht werden sie zu überzeugen sie mit Nachschub zu versorgen. Im schlimmsten Falle könnte es auf langwierige Belagerungen hinauslaufen, denn: waren sie einmal über die Alpen würden sie neuen Nachschub brauchen. Dringend.

  • Zitat

    Original von Gaius Artorius Regulus
    ..


    Sönkes 'Nichtstun' bestand im Grunde genommen darin, dass er gerade als sie bei ihrem diesnächtigen Rastplatz angekommen waren das Gepäck von seinen Schultern gleiten ließ und den geschundenen Rücken streckte. Man konnte es förmlich hören wie die verspannten Muskeln seine Knochen knacken ließen.. und noch lauter den Aufprall des Vitis, den der Centurio auf ihn niedergehen ließ. Er machte sich nicht einmal die Mühe sich umzudrehen und dem Centurio etwas zu entgegnen, da dieser ohnehin weiterging und der Schlag einfach nur um des Schlages willen niedergegangen war.
    Was nichts daran änderte, dass Sönke dem Centurio innerlich die Pest an den Hals wünschte, und dies seinen Kameraden durch Blickontakt auch deutlich machte.


    "Elender Schweinehund..." , brummte er in seinen mittlerweile gewachsenen Flaumbart hinein und fuhr damit fort ihren Lagerplatz aufzustellen. Heute war er wenigstens nicht mit Schanzen dran.. denn das war im steinigen Boden hier im Vorland der Berge eine absolute Qual.

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    ...


    Modestus lief nun mit hinter dem Rücken verschränkten Armen durch das Haus. Er fühlte sich eigentlich nicht der Schule der Peripatetiker verbunden, dennoch konnte er im Gehen am besten nachdenken. Als der Duccier seinen Sklaven unterbrach war er ihm einen kurzen Blick zu und zog eine Augenbrauche hoch, ob der Bedeutung, die der Identität des gegnerischen Feldherren zugemessen wurde. Er bezweifelte, dass der Duccier die römischen Feldherren und ihre Führungsstile so gut kannte, dass dieses Wissen einen wirklichen unterschied machen würde.


    "Wir werden schon früh genug erfahren, wer nun das gegnerische Heer anführt. Die italischen Städte sind da schon eher ein Problem. Allerdings inwiefern können sich die Städte überhaupt querstellen? Wir brauchen vorrangig Vorräte und Geld. Wenn sie uns das verweigern, dann müssen wir uns eben nehmen was wir brauchen. Requiriert im Namen des neuen Kaisers. Ich bezweifele, dass die Städte uns etwas entgegenzusetzen haben. Wie steht es eigentlich um die Ala Scubulorum und ihren Einsatz bei Lugdunum?"


    fragte Modestus abschließend, denn die Sache hatte ihn an die den besonderen Einsatz in Lugdunum erinnert. Dann wandte er sich aber wieder dem Problem der italischen Städte zu. Nun im Zweifelsfall musste man eben mit dem Säbel rasseln und streng dreinblickende Soldaten in die Stadt schicken. Dann würden die Städte schon einknicken. Eine Plünderung kam natürlich nicht in Frage, aber im Zweifelsfall konnte sich das Heer auch ohne Zustimmung an den örtlichen Getreidespeichern bedienen. Trotzdem wollte er solche Befehle nur geben, wenn es unbedingt notwendig war. Er kannte schließlich viele der Städte und der dortigen Würdenträger. Zumindest vor vielen Jahren, als er noch Duumvir von Mantua gewesen war. Wahrscheinlich hatte sich in dieser Zeit schon viel geändert, sodass er die Städte kaum mehr wiedererkennen würde. Er würde schon den Senator, Statthalter und Feldherren Annaeus mit dem Duumvir Annaeus verwechseln? Dabei erinnerte er wieder an eines der frühen Zusammentreffen mit dem Aurelier. Hatte dieser nicht erwähnt, dass die italischen Städte für die Sache eingenommen worden waren?


    "Such und finde mir Aurelius Lupus. Der Aurelier hat einmal erwähnt, dass er einige italische Städte auf unsere Sache eingeschworen hätte. Das kann auch nur heiße Luft sein, Patrizier sind ja gewöhnlich voll davon, aber hören wir uns einmal an, was er zu sagen hat."


    sagte Modestus und wandte sich nach dem ersten Satz von dem Sklaven ab und wieder dem Duccier zu, um zu erläutern, warum er nach dem Aurelier schicken lies.

  • "Nun, ich habe nicht die geringste Ahnung wie die Städte zu uns stehen... das, was unsere Späher von den Marktplätzen oder ihren Quellen haben kann sich stets ändern.. und wenn die sich einschüchtern ließen: eine bewehrte Stadt kann sich nicht lange gegen zehntausend Mann unter Waffen halten, ja. Aber sie könnte sich lange genug wehren um dem Gegner Zeit zu verschaffen nach Italia zu gelangen... und dann haben wir ein großes Problem." , gab Vala zu bedenken, der nicht einmal den Anschein erwecken wollte als wäre er der kompetenteste in Sachen Norditalia-Politik. Was er allerdings verstand war ihre Möglichkeiten einzuschätzen mit einer von der Alpenüberquerung erschöpften und gleich in eine Belagerung geschickten Armee den offensichtlich mindestens gleichstarken Gegner zu schlagen. Das würde richtig übel ausgehen...


    "Aus dem Westen nichts neues... ich denke, die Truppe des Blaesius wird schon auf dem Weg zu uns sein, sie wussten von unserem Zeitplan." , der sich allerdings zu Gunsten der Reiter verschoben hatte, da das obergermanische Heer sich so verspätet hatte. Nichtsdestotrotz: Vala rechnete jeden Tag mit Nachricht von der Ala Prima... ob gute oder schlechte, hauptsache überhaupt Nachricht.


    "Na, dann bin ich zuversichtlich, dass er uns eher erklären kann, wie man in Norditalia den richtigen Ton trifft, als ich das kann." , kommentierte Vala mit unbekümmerten Ton die Ausführungen des Annaeers über das Wissen des Aureliers. Vala hatte da einfach keine Ahnung... und wollte auch nie welche haben, da gab es wichtigere Dinge um die er sich kümmern musste. Wie zum Beispiel die achte Legion bei der Stange zu halten, und das Gold aus Lugdunum würde da eine nicht unwesentliche Rolle spielen.

  • Berge. Ringsherum nur noch Berge. Hohe Berge. Taira hatte den Eindruck, es gäbe hier nur noch zwei Richtungen – hinauf und hinunter. Zwar konnte man nicht immer wirklich weit sehen, aber Taira hatte das Gefühl, sie müssten bald auf den Olymp herunterschauen können, so viel war sie in den letzten beiden Tagen bergan gestiegen. Und sie war wirklich gestiegen. Gelaufen. Die Zugochsen der beiden Wagen Menecrates hatten mehr als genug zu tun, um die schweren Gefährte bergan zu bringen.


    Dabei hatten es diese hier noch einfach. Nachdem alles Vieh bis auf das Geflügel vor dem Beginn des Bergmarsches geschlachtet wurden, wurde das Fleisch und die Käfige mit den Hühnern auf die anderen Wagen verteit und machte diese nocheinmal schwerer als sie sowieso schon waren.
    Taira hielt das für keine gute Entscheidung, aber weder war dies ihre Aufgabe noch fragte sie jemand. Obwohl es kühl war verbreitete das in Leder eingeschlagene Fleisch schon jetzt Miasmen, die die Krankheiten nur so herbeirufen mussten. Hoffentlich ging das gut!


    Taira und die anderen Sklaven Menecrates hatten es gut. Sie konnten sich immer wieder etwas vom Wagen nehmen und so ihren Speiseplan etwas aufbessern. Die Legionäre waren da übler dran. Und ja, natürlich mussten auch sie noch arbeiten bis zum Umkippen, nachdem sie den Tagesmarsch hinter sich gebracht hatten. Aber das war verglichen mit dem Bau eines Lagers eine Kleinigkeit.


    Hin und wieder hatte Taira Agrippa und auch Victor gesehen. Meist nur von der Ferne und Victor ein- oder zweimal auch in Menecrates Zelt. Victor war fast ununterbrochen zu Pferde unterwegs, mochte Isis wissen woher und wohin. Menecrates dagegen war nur Abends beim Troß. Die Reise hatte selbst ihn etwas bescheidener in seinen Ansprüchen gemacht, aber immernoch forderte er einen Lebensstil ein, der für einen normalen Römer selbst im tiefsten Frieden nur ein Traum sein dürfte. Und soweit Taira dazu beitragen konnte bekam er ihn auch.


    Sie hatten eine Stelle erreicht, von der aus Taira weit hinab in ein Tal schauen konnte. Jeden Schritt, den sie aufwärts getan hatten, mussten sie auch wieder abwärts tun. Auf der anderen Seite der Berge. Taira hatte reden hören, dass dort Italien lag. Und der Kampf. Und mit ihm vielleicht der Tod. Taira schüttelte in Gedanken versunken ihren Kopf. Daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie drehte sich um lief weiter, den Wagen hinterher.

  • Nachdem ihm ein Bote gesagt hatte, dass der Legat mit ihm zu sprechen wünsche, hatte sich Sextus auch sogleich aufgemacht, diesem Wunsch nachzukommen. Der Annaeer verlangte nicht oft nach seiner Gesellschaft. Im Grunde genommen hielt der Mann ihn auf mindestens einigen Armlängen Abstand von ihm, was Sextus in seiner Einstellung bestärkte, diese politische Geißelhaft auch als solche zu betrachten und nicht verklärterweise Möglichkeiten oder neue Kontakte zu wittern. Was auch immer er dem Mann getan haben mochte, Sextus hatte befunden, dass es vermutlich mehr Anstrengung seinerseits erforderte, das ganze zu seinen Gunsten zu wenden, als die ganze Sache wert war, so dass er von derlei Versuchen Abstand nahm. Es würde schon die gegebene Zeit geben, die Dinge gerade zu rücken. Frühestens in wenigen Tagen in Etruria, spätestens beim Aufeinandertreffen mit Palma, den Sextus als einer von noch zwei verbliebenen Männern als einziges persönlich kannte – und Flavius Gracchus war Sextus weit freundschaftlicher verbunden als jeder Mann hier und würde gewiss nicht gegen ihn agieren. Im Grunde genommen war also die jetzige Lage nur eine vorübergehende Unbequemlichkeit, die ertragen werden musste.
    Was natürlich umso außergewöhnlicher machte, dass der Legat ausgerechnet jetzt mit ihm sprechen wollte, wo sie nach einem beinahe endlosen und unbequemen Marsch durch dichte Nadelwälder und über schroffen Stein zum ersten Mal so etwas wie Ruhe für einen Tag hatten und er den gesamten Marsch nicht einmal eine kurze Gelegenheit zur Gesprächsaufnahme gesucht hatte. Daher ließ Sextus ihn auch nicht lange warten, um die durchaus unangenehme Situation nicht noch weiter zu verschärfen.


    Und so betrat der – dem Namen nach – Tribun der Ehrenwache das Haus, in dem der Annaeus Quartier bezogen hatte, und ließ sich zum richtigen Zimmer lotsen, in das er dann auch nach der üblichen Prozedur des Anklopfens und Hereingebeten-Werdens betrat.
    “Tribun Aurelius meldet sich wie befohlen“, grüßte er militärisch tadellos und zackig.
    Mehr aus den Augenwinkeln bemerkte Sextus die Anwesenheit des Ducciers. Auch so eine Sache, die in seiner langen Liste der Beobachtungen, die zu zurechtrückungswürdigen Dingen konkludiert wurden, ihren Platz sehr wohl schon zu früheren Gelegenheiten gefunden hatte.

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    ...


    "Ich bezweifle, dass sie uns überhaupt wirklichen Widerstand leisten werden. Wir reden von den italischen Städten."


    entgegnete Modestus, denn die italischen Städte waren durch die lange Friedenszeit fett und faul im Vergleich zu den germanischen Civitates. Die Decurionen mochten aus Sorge um ihr Hab und Gut die Unterstützung verweigern, doch die einfachen Bürger würden deswegen kaum in den Kampf gegen professionelle Soldaten ziehen. Wahrscheinlich würden sie eher in Wellen aus der Stadt fliehen, wenn es wirklich so weit kam. Aber das war ja auch nur der schlimmste Fall. So weit würde es wohl sowieso nicht kommen.


    "Bevor ich es vergesse, kennen wir genauere Details zur Zusammensetzung des gegnerischen Heers? Oder bleibt es vorerst bei drei Legionen und ein paar wenigen Hilfstruppen? Dass sie fast alle Hilfstruppen zur Sicherung der Grenze zurückgelassen haben ist ja bekannt."


    fragte Modestus den Duccier noch. Als der Aurelier kurz danach den Raum betrat wandte sich Modestus diesem zu.


    "Salve, Aurelius. Setz dich. Wir haben uns gerade über die italischen Städte unterhalten. Vor allem welche Unterstützung wir von ihnen erwarten können. Wenn ich mich richtig erinnere, hast du dahingehend ja schon Vorarbeit geleistet. Wie schätzt du die Lage ein?"

  • Nachdem er so aufgefordert wurde, setzte sich Sextus natürlich auch hin. Wenngleich er lieber stand nach der ganzen verfluchten Reiterei, die seinen Allerwertesten mittlerweile in ein Stück sehr robustes Sitzleder verwandelt hatte, aber man wollte ja höflich bleiben und die Geiselhaft so unprätentiös wie möglich gestalten.
    Die frage war dann aber doch dergestalt, dass Sextus kurz fragend die Stirn in Falten legte. “Ich bin mir nicht sicher, Legat, wie ich deine Frage zu verstehen habe. Norditalia hat viele Städte, und es wäre vermessen von mir, zu glauben, ich könnte da für alle sprechen.
    Was ich dir sagen kann, ist, dass wir in den ehemals etruskischen Gebieten mit Unterstützung rechnen können. Wenn wir bis zum Padus gelangen können, sollten Nachschubfragen kein Problem mehr darstellen. Placentia, Cremona, Mantua, besser noch Bononia... sofern wir so weit in den Süden vordringen können, wird die mittelfristige Versorgung mit Nahrungsmitteln gewährleistet werden. Ich habe bereits das Collegium Haruspicum informiert und dort auch zahlreiche namhafte Fürsprecher für unsere Sache gefunden, so dass ich mir sicher bin, dass die Städte sich zwischenzeitlich von Salinator abgewandt haben. Sicher wird es sie nicht erfreuen, ihre Vorräte mit uns zu teilen, und es werden definitiv Versprechungen hilfreich sein, die Vorräte mit Getreide aus Ägypten nach dem Krieg aufzufüllen. Allerdings würde sich keine Stadt Etrurias oder Padanias gegen eine von einem Haruspex verkündete Entscheidung stellen. Und zufälligerweise besitzt diese Armee eine solche Rarität.“
    Sextus verkniff sich jegliches Grinsen bei dem letzten Satz, auch wenn es schwer war. Die anwesenden Personen im Raum hatten schon zu früheren Gelegenheiten deutlich gemacht, dass sie keinerlei Ahnung von Religiosität im Allgemeinen oder den Collegien im Besonderen, den Haruspices ganz im Speziellen hatten, und Sextus war sicher, dass sich das auf dem Weg über die Alpen nicht im Mindesten geändert hatte.
    “Was allerdings die nördlichsten Städte angeht, in Gallia cisalpina, über jene kann ich weniger Auskunft geben. Sicher hat auch hier die etruskische Kultur einen wichtigen Stellenwert eingenommen wie in der ganzen zivilisierten Welt“ – nicht umsonst sagte man, dass die Römer alles, was sie über Religion wussten, von den Etruskern gelernt hätten, und nicht umsonst wurde in der ganzen bekannten Welt die Frömmigkeit der Etrusker über die aller anderen Völker erhoben – “...allerdings sind Gallier eben Gallier. Mediolanum ist eine gallische Stadt, und ich bin mir nicht absolut sicher, ob sie uns helfen, nur weil ich ihnen sage, dass ihnen sonst der Himmel auf den Kopf fällt.“ Vermutlich würden sie ihnen dann dennoch helfen, auch wenn es Gallier waren. Wie alle Menschen war auch die gallische Bevölkerung zutiefst fromm und hatte im Laufe der Jahre und Jahrhunderte viel von den Nachbarn aufgeschnappt, und natürlich hatte jedes Volk tiefsten Respekt vor Sehern jeder Art. Auch die Gallier waren da nicht anders. Und kein Magistrat egal welcher Stadt war so dämlich, sich den Zorn der breiten Masse zuzuziehen, indem er einen anerkannten Seher zum Orcus jagte. Das hieß aber nicht, dass dort die Unterstützung sicher war, oder gar gerne kommen würde. Und es sagte auch nichts über den Umfang aus.

  • Es war Valas Meinung nach zu müßig über Eventualitäten zu streiten, als dass er sich das wirklich antun würde. So ließ er dem Feldherrn seine Meinung, da er es selbst nicht besser wusste, und winkte einen Sklaven herbei um sich einen Becher Dünnbier herbeizuholen.. interessanterweise hatte der Duumvir Curias da einen gewissen Vorrat gehabt, was Vala für die Städte nördlich der Alpen hoffen ließ.
    Als der Aurelier auftauchte lehnte Vala sich lässig an die nächstbeste Wand und beobachtete wie der Mann salutierte, als hätte er bereits sein ganzes Leben im Heer Roms verbracht. Ein mildes Lächeln zog sich über seine Lippen, als er daran dachte, wie wenig der Aurelier vor nicht allzu langer Zeit noch mit dem Militär zu tun gehabt hatte, und wie emsig er sich in das Metier einarbeitete.. wohl ein Effekt der unangenehmen Art des Legaten der zweiten, anderen militärische Expertise abzusprechen und dann selbst mit weniger als gar nichts aufwarten zu können. Der Aurelier fühlte sich anscheinend verpflichtet, die heiße Luft des anderen durch eigene handfeste und vor allem brauchbare Materie auszugleichen. Das dürfte Valas Auffassung nach noch einigen Männern das Leben retten..


    Als der Aurelier von den norditalischen Städten zu reden begann, schaltete Vala innerlich ab. Dies war nicht sein Territorium, und er hielt sein eigenes Wissen hinsichtlich der etrurischen Welt für zu marginal um sich eine maßgebliche Meinung bilden zu können.. aber er konnte sich das alles zumindest einmal vormerken, sollte es einmal für ihn irgendeine weitere Bewandnis haben als die Versorgung seiner Männer sicher zu stellen. Dass die Sache mit den etrurischen Städten allerdings SO einfach gehen würde, konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.. das klang zu schön um wahr zu sein.

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