http://farm1.staticflickr.com/12/18334333_7cf59528d1_m.jpg Wenn der Weg über die Via Raetia von Clunia südlich in Richtung Mediolanums etwas nicht war, dann war es wohl ein Spaziergang. Eine Menschenmasse von mehr als zehntausend Mann und fast noch einmal soviel an Nichtkombatanten über die Alpen zu schaffen glich einem Gewaltakt, das wurde jedem klar, der auch nur einen Fuß auf die oftmals verschwindend engen Pfade und grasbewachsenen Pässe gesetzt hatte, die der Beschreibung als 'Via' in jeder Beziehung spotteten.
Dabei war das erste Stück noch relativ einfach, weil sie sich durch die bewaldeten Vorläufer der Alpes kämpfen mussten, wo die Strecke größtenteils noch aus gepflasterter und befestiger Straße bestand. Trotzdem brauchte man von Vindonissa bis nach Curia, der letzten nennenswerten Siedlung vor der Alpenüberquerung, gute vier Tage. Vier Tage einer Strecke, die zwei Wochen brauchen würde. Alleine von Curia bis nach Comum, also DER Strecke über die Alpen, würde man zehn Tage brauchen... wenn es gut lief.
Die Strecke von Vindonissa nach Curia bestand vor allem erst einmal aus Wald. Zwar hatten sich auch in dieser Gegend Siedler niedergelassen, und Stämme der Celti hatten schon vor hunderten von Jahren Schneisen in die dichten Wälder geschlagen, allerdings ließ die Natur sich niemals lumpen und sorgte dafür, dass alles von den Menschen geschaffene oder vernichtete binnen weniger Jahre wieder komplett zuwuchs. Was den Soldaten sich auf ihrem Weg durch den Wald an Bildern bot war nichts, was sie nicht schon aus Obergermanien kannten.. aber eben auch nichts, wo sich ohne Probleme mit einem Heer taktieren ließ.
Der Heerzug, der schon vor dem Angriff der Alpenpässe mehrere Leuga lang war, hatte es an sich, dass die Nachhut erst mehrere Stunden später die Stelle überschritt, welche die Vorhut zuvor hinter sich gelassen hatte.
http://farm4.staticflickr.com/…69705009_642ff19f54_m.jpg Es war den Logistikern der Legion möglich gewesen, am Lacus Venetus Boote zu requirieren, auf die man wenigstens einige der schwereren Wagen laden konnte, so dass sie bis nach Curia wenige der bremsenden Trosswagen los sein würden.. auch wenn die Geschwindigkeit den See hinauf und dann den jungen Rhenus gen Süden nicht unbedingt als die schnellste gelten mochte: einen ellenlangen Heerzug überholten sie mit Leichtigkeit.
Ein enorm großes Problem stellte der Zug am Lacus und am jungen Rhenus entlang für die Planer der Lagerstätten dar. Also für jene, die als erstes ihr Lager aufschlagen konnten weil sie den Tagesabschnitt geschafft hatten. Mehr als einmal gab es Grund, den Heerzug aufzuteilen und in mehreren kleinen Lagern campieren zu lassen, da sich keine großen Flächen für kollektive Lager finden ließen.. und es zu lange gedauert hätte bis der hintere Teil des Heerzugs zum vorderen aufgeschlossen war.
In direkter Folge wurden den Aufklärern und Wachen, die ohnehin schon angespannt waren, größtmögliche Aufmerksamkeit verlangt: selbst hundert Jahre nach Augustus waren einige der isolierten Alpenstämme nicht so friedfertig wie sich das mancher in Rom gerne einredete. Auch wenn dies einer der größten Heerzüge war, die seit langem diese Region durchquerten: in kleinen versprengten Trossgruppen war immer genug zu holen, wenn man nur dreist genug war sich in der Nacht heran zu wagen.
Oftmals wurden im steinigen Grund nicht einmal mehr Valli ausgehoben, sondern durch Baumstämme und dicke Äste improvisierte Barrikaden gebaut, und die Struktur der Nachtlager war auch alles andere als Handbuchgerecht. Die Möglichkeiten fachgerecht ein oder mehrere zusammenhängende Lager auszuheben die auch nur tausend Mann fassen konnten waren mit keinem Finger höchst optimistisch zusammengezählt.
Vier Tage nachdem sie Vindonissa verlassen hatten trafen die ersten Teile des Heerzugs in Curia ein, ihrer letzten Station vor dem Aufstieg in die Alpen. Wieder dauerte es lange Zeit, bis die letzten Heerteile sich bei der Stadt einfanden, aber dieses Mal war in direkter Nähe zur Stadt wenigstens genügend Talfläche vorhanden um ordentliche Lager ausheben zu können. Die schiere Größe des Heeres verdreifachte dann auch kurzfristig die Bevölkerung der Civitas, welche größte Not haben dürfte ihren Teil zur Versorgung des Heeres beizutragen.
Diese letzte Nacht konnten die Soldaten des obergermanischen Heeres die Alpes noch von außen bewundern...
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Das hier ist Etappe 1 des Zugs über die Alpen... auch wenn ich am Ende des Posts das Heer schon in Curia (Chur) habe ankommen lassen, seid ihr herzlich eingeladen Plots im Zeitraum der ganzen bisherigen Strecke (4 Tage) loszutreten. Ich werde dann beizeiten vom Aufstieg in die Alpen berichten, das wäre dann Etappe 2.