[Castra Aestiva Legionum Seditiosorum Verona] Das Hauptlager der Rebellen bei Verona

  • Priscus nahm sich keine Zeit zum Staunen, als seine Centurie das Lager bei Verona erreichte. Sicher, es war ziemlich groß, aber mehr auch nicht. Erhatte die Feldlager in Parthia erlebt, die auch kaum weniger beeindrucken gewesen waren. Zumal einige davon im Angesichtd es Feindes aus dem Nichts hochgezogen wurden. Von einem Feind war hier nichts zu sehen. Noch nicht, dachte sich der Optio. Denn wenn hier so ein großes, stark befestigtes Lager errichtet wurde, rechnete wohl irgendeiner von den Kommandeuren mit einem Zusammentreffen genau hier.


    "Nicht rumstehen, Zelte aufschlagen!", forderte Priscus die Soldaten auf, als sie den ihnen zugewiesenen Lagerplatz erreicht hatten. Nötig war das zwar nicht, da die Soldaten ohnehin nicht herumstanden, sondern wussten, was sie zu tun hatten. Zelte wurden von den Maultieren abgeladen, Heringe in den Boden getrieben, Zeltgestänge zusammengesetzt. Erst das Zelt des Centurio, dann die Mannschaftszelte, dann noch zwei Zelte für die Trossknechte. Irgendjemand gab bekannt, wo die Pferche für die Tragtiere hin sollten, während andere Soldaten schon Lagerfeuer vor den Zelten entfachten oder ihre Ausrüstung wegräumten. Priscus ging dabei von einem Zelt zum anderen um zu schauen, ob alle ordentlich gearbeitet hatten und kein Zelt aus der Reihe fiel.

  • [Blockierte Grafik: http://img254.imageshack.us/img254/338/legionariuswn2yy5.gif]
    eques Tiberius Valentinus Lupercus



    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    ... Das in dem narbenverzierten Gesicht des erpropten Veteranen öffnete sich ein schmaler Mund und eine schnarrende Stimme erfüllte die Luft:
    "Eques! Wie lautet deine Meldung?!"



    Der eques meldete in knappen Worten.


    "Eques Valentinus, turma I. Eine legio, es wird von der XXV. geredet, nähert sich Aquileia. Deren Reiterei wurde bereits vor der Stadt gesichtet. Zum anderen hörte man in Patavium Stimmen, die von der dortigen Anwesenheit des legatus der Pannonia berichten, Teile der Bevölkerung verlassen fluchtartig die Stadt, praefectus."





  • http://farm3.staticflickr.com/…09794309_ae766be63c_n.jpg ...beziehungsweise auf den ersten Meldereiter, der ihnen Kunde davon brachte, dass der Gegner auf mehr als drei Tagesmärsche an sie herangekommen war. War er bisher nicht, was den Soldaten des obergermanischen Heeres nach ihrer Ankunft und dem Gewaltmarsch von Como aus tatsächlich eine halbwegs mildegestimmte Heeresführung und damit auch einen halben Tag lang frei eingebracht hatte. Sprich: fast alle durften ausschlafen.. fast.


    Zu denjenigen, die nicht ausschlafen durften gehörten die Geschützmannschaften, die zuerst in die wenigen Verona noch umgebenden Wälder geschickt wurden um für ein paar Handlanger Bäume auszusuchen, die im Eiltempo in Geschütze verwandelt werden sollten. Die untergermanischen Heere hatten natürlich ihre schon vor langer Zeit fertiggestellt und aufgebaut, und wahrscheinlich auch die der Prima.. für die der zweiten und achten Legion blieb nicht viel Zeit, weshalb man sich zuerst auf jene konzentrierte die schnell aufzubauen waren: die Scorpiones und kleinere Ballistae


    Vala hatte sich die Zeit genommen, seine Aufzeichnungen fortzuführen die er bei der Besteigung der Alpen begonnen hatte, als es Tag für Tage nur im Schneckentempo vorangegangen war. Er selbst wusste gar nicht warum, aber irgendwo hatte er den Entschluss gefasst sich im aufgezwungenen Leerlauf auf das Examen Quartuum vorzubereiten.. ohne wirklich zu wissen, ob er das jemals würde absolvieren können. Wer wusste schon, ob er nicht in kurzer Zeit Blut atmend auf einem Acker bei Verona lag?
    Dennoch hockte er nahebei, während die Männer der Geschützmannschaften einige Helfer beim Ausarbeiten der hölzernen Bestandteile der Geschütze anleiteten, um sie nachher selbst mit den auf Maultieren mitgeführten eisernen Komponenten zu verbinden, die Seile einzuspannen und natürlich das lange Justieren bis die Geschütze wirklich die Leistungen brachten die ihnen zugedacht war.
    Natürlich schrieb er den ganzen Kram über die Sozialstruktur des römischen Reichs nicht selbst... immer hatte er einen Rattenschwanz aus zwei Schreibern dabei (irgendwelchen, Sirius war sich zu fein für derartiges) die seine gesprochenen Worte in Wachs bannten.

    http://farm2.staticflickr.com/…00562574_7c8ddaa723_n.jpgNatürlich wurde er immer wieder unterbrochen, weil IMMER irgendjemand kam und irgendwas von ihm wollte.. aber die große Diskussion stand noch aus: was sollte man machen? Sollte man das strategisch eigentlich günstlich gelegene Lager bei Verona verlassen, das einerseits verhinderte, dass man einfach so an ihnen vorüber marschierte, andererseits dem Heer genug Bewegungsmöglichkeiten einräumte? Vala war kein Anhänger dieser These.. aber andererseits... warum nicht? Und warum? Das Abwägen brachte ihn immer wieder aus dem Konzept, und nicht zum ersten Mal winkte er barsch ab um den Schreibern zu deuten, dass sie die letzten paar Sätze ausradieren sollten...
    Als ein Meldereiter auf ihn zugeprescht kam, während er den Männern dabei zusah wie sie ein ziemlich dickes und längliches Holzteil mit einem Hobel bearbeiteten, spannte sich bei ihm unwillkürlich alles an... genauso wie bei den letzten fünf Meldereitern, die ihn in den letzten Stunden aufgesucht hatten. Auch wenn Vala gerne so tat... selbst nach mehreren Jahren im Militär hatte er noch nicht die Ruhe inne, Nachrichten so zu nehmen wie sie kamen. Mit gezwungen kontrolliertem Blick erwartete er den ihm nahenden Reiter, und als dieser von seinem Pferd sprang und nicht allzu schnell auf ihn zugetreten kam spürte Vala wieder die blasse Hoffnung, dass der Feind ihm noch ein wenig Zeit geben würde bis es krachte... und auch dieses Mal wurde er nicht enttäuscht: es war lediglich die Mitteilung, dass die improvisierte Münzprägeanstalt, die sie in Verona errichtet hatten, nun ihre Arbeit aufnehmen konnten.
    Das war wichtig... SEHR wichtig, denn so konnten sie den Männern noch vor der Schlacht ein wenig Motivation in Edelmetallform (mit besten Grüßen aus Lugdunum) in die Hände drücken.
    Vala nickte nur knapp und entließ den Meldereiter, er würde sich später in der Münze zeigen um selbst zu beobachten wie alles vor sich ging.
    Jetzt wollte er erst einmal das Kapitel über die Tribuni Angusticlavii zuende bringen.



    Bildquelle 1
    Bildquelle 2

  • Der praefectus castrorum hatte nicht sein ganzes Leben lang bei der prima gedient, sondern zuvor bei diversen anderen Einheiten und hatte nicht erst einen Krieg und nur eine Strafexpedition hinter sich, von daher schoss sein Puls zwar ein paar Schläge nach oben, aber äußerlich blieb er komplett ruhig, um nicht zu sagen lakonisch.
    "Befehl an deinen Kommandanten: Beobachten, dran bleiben und keinesfalls ein Risiko eingehen. Du darfst wegtreten. Wenn du ein neues Pferd brauchst, du weißt wo."


    Mit diesen wenigen Worten wurde der Reiter auch schon wieder auf den Weg geschickt, dann wandte er sich an die diversen Adjutanten, die um ihn herumstanden.
    "An die legaten zwo, sechs, acht und elf und den Aennaeus. Feind auf drei bis sechs Tage entfernt. Richtung Padua, Aquileia.
    Wartet ihr auf noch was besonderes? Dann setzt euch in Bewegung! Marsch!"


    Sim-Off:

    Es dürfen sich alle informiert fühlen, wenn jemand das auftauchen des Boten ausspielen will, bitte ich um ne kurze PN

  • TOCK TOCK TOCK TOCK TOCK machte es vor den Zelten, die sein Contubernium und Sönke selbst bewohnten, als Sönke mit verbissenem Blick mit einem Hammer auf die Sohle seiner Caligae einschlug. Zuletzt hatte er bei Como die Nagelung seiner Stiefel nachgebessert, doch der Gewaltmarsch von dort hierhin nach Verona hatte eben seinen Tribut gefordert. Aber nicht nur in der Substanz ihres Laufwerks, auch die Stimmung war noch dezent gedrückt weil jedem die Glieder weh taten. Hatten sie vorher noch geglaubt, dass sie hierher gehetzt worden waren weil der Feind direkt vor den Toren Veronas stand (oder oder oder), hatten sie nachher einerseits erleichtert, andererseits enttäuscht erlebt, dass dem eben nicht so war.
    Jetzt, wo das Lager aufgebaut war und der Kelch der Lagerwache an ihnen vorübergegangen war, hatten sie etwas Zeit für Müßiggang... beziehungsweise das, was man halt so tat wenn man keine Plackerei von oben aufgedrückt bekam. Und das beinhaltete: Instandsetzung. Sönke war heute mit dem Nageln dran, weshalb er auch die stinkenden Stiefel seiner Kameraden bearbeiten durfte.
    Mit einem steten Seitenblick auf den Pott, der in ihrer kleinen Feuerstelle stand und die letzten Reste ihres Gruppenproviants zu einem undefinierbaren Einmach aus Speck, Linsen, Gerstenkörner, Erbsen, Zwiebeln und anderen Dingen verkochte (die Sönke teilweise nicht einmal wissen wollte, weil seine Kameraden einen seltsamen Hang zum Improvisieren von Zutaten hatten) setzte Sönke Nagel für Nagel an und klopfte bedächtig auf die Sohlen ein.
    Seine Kameraden sahen, ebenfalls alle mit Seitenblick auf die vor sich hinköchelnde Mahlzeit, in einem Halbkreis um die Feuerstelle herum und gingen ihren eigenen Dingen nach... der eine polierte seine Rüstung, die in den Alpen durch die starken Temperaturwechsel einiges an Rost angesetzt hatte, der andere schärfte seinen Pugio mit einem Lederriemen, wieder ein anderer mahlte das restliche Getreide vor der neuen Ausgabe im Feldlager, damit sie im Fall der Fälle mit Stücken Brot ins Feld zogen... und nicht mit ner Hand voll Getreide.
    Und dann verlor Sönke einen Nagel. Laut fluchend packte er sein ganzes Werk zur Seite und suchte akribisch den ganzen Platz ab, aber der Nagel wollte einfach nicht wieder auftauchen. Das Gespött seiner Kameraden war er ja mittlerweile gewohnt... aber die Aussicht darauf den Nagel selbst mit der eigenen Fußsohle wiederzufinden war dann doch wenig reizvoll für ihn. Weshalb er das Ganze gleich nocheinmal wiederholte... aber wieder ohne Ergebnis.
    "Irgendwer wird den schon wiederfinden, Sönke...", brummte einer seiner Kameraden mit schiefem Grinsen, "...und wenn es in zweitausend Jahren ist, den findet mit Sicherheit irgendjemand wieder."

  • Als das obergermanische Heer bei Verona in das Lager eingezogen war, hatte die Heeresführung keine Zeit verschwendet und das stark bewachte Edelmetall ebenso stark bewacht in die Stadt geschafft, sämtliche verfügbaren Goldschmiede aus ihren Häusern geholt und in der größten verfügbaren Werkstatt eingepfercht und zur Arbeit 'überredet'. Edelmetall an sich war schön und gut... aber die Soldaten brauchten bare Münze.
    Vala war kein Fachmann in der Materie, und so hatte er stumm beobachten dürfen wie die Diskussion vorangegangen war... bei der der einzige Konsens schon direkt am Anfang geschlossen wurde:
    "Wir sollten den Princeps auf die Münzen pressen...", begann da einer.
    "Welchen?"
    "Den richtigen natürlich!"
    "Soweit kommt es noch...", spottete ein anderer, "..wir rebellieren gegen den Vescularier, und drücken unseren Soldaten extra geprägte Münzen mit seinem Konterfei in die Hand..."
    "Damit sie nicht vergessen wie er aussieht, wenn es daran geht ihm in den Arsch zu treten..."
    "Sozusagen... Appius Cornelius Palma also...."
    "Viel zu lang... muss eingekürzt werden...", wurde eingewandt.
    "Wie üblich?"
    "Wie üblich."
    "Dazu den vollen Titel?", war eine der nächsten Fragen die zu klären waren.
    "Imperator Caesar Augustus Appius Cornelius Palma, also.."
    "Eher A Cornelius P Aug Imp Caesar", schlug einer vor, und erntete dafür zustimmendes Nicken von den anderen.
    "Aber das ist er noch gar nicht....", wandte dann doch einer ein.
    "Es darf kein Zweifel daran bleiben, dass er der rechtmäßige ist... und das unterschreiben wir mit unseren Münzen.", wieder zustimmendes Nicken.
    "Und was auf die andere Seite?"
    Stille und viele nachdenkliche Gesichter.
    "Roma!", war der erste Vorschlag.
    "Fortuna!"
    "Mars!"
    "Den Adler!"
    "Jeder drückt den Adler in Münzen!"
    "Victoria!!!"
    "Ne, klar.. Victoria... wenn das mal kein innovatives Zeichen ist, dem sich der Feind nicht schon selbst hunderte Male bedient hat."
    "Die Legiones."
    "Wie, die Legiones?"
    "Na, die Legiones halt... UNSERE. Also... die hier bei Verona."
    "Das sind fünf Stück... ich dachte, wir wollten nur eine Vorlage nehmen?"
    "Wollten wir?"
    "Nein... SOLLTEN wir... wir haben nicht viel Zeit, und müssen so schnell wie möglich mit der Prägung der Vorlagen und dem Kopieren anfangen..."
    "Wenn wir den einzelnen Legiones ihre eigenen Münzen geben, könnte das den Männern Zuversicht und Vertrauen geben."
    "Motivation!"
    "Aber wir haben doch keine Zeit!"
    "Die sollten wir uns nehmen! Es wird den Männern viel bedeuten, da bin ich mir sicher."
    "Ich mir auch."
    "Jupp."
    "Nicht doch eher die Legati?"
    "Neeeeee.... nicht auf beiden Seiten Gesichter!"
    "Vielleicht zusammen? Unseren Kaiser und die Legati?"
    "Nein, zu klein... die Leute, vor allem unsere Soldaten, sollen den Mann erkennen können für den sie in die Schlacht ziehen..."
    "Weiß überhaupt jemand, wie der aussieht?"
    "Als ehemaliger Legat der achten Legion dürfte er einige haben, die sich an ihn erinnern können...", sagte jemand mit Seitenblick auf den Duccius, der nur abwehrend die Hände hob... sie mussten eigentlich wissen, dass er bisher wenige Monate als Tribun der achten Legion diente... allerdings sicherte er zu, sich schnell auf die Suche zu machen nach Leuten die den ehemaligen Legat beschreiben konnten, um sie zu den Goldschmieden zu schicken.
    "Naja, allzu viel Zeit zum detaillierten Ausarbeiten werden wir ohnehin nicht haben... grobe Gesichtszüge werden reichen müssen..."
    "Der Name wird den Rest erledigen... man wird wissen, dass er gemeint ist..."
    "Und bei den Legiones?"
    "Wie gehabt... die Legionssymbole und einfach die Legionsbezeichnung hinzu..."
    "Achja... für die verschiedenen Münzen mehrere Motive?"
    "Dafür haben wir nun wirklich keine Zeit!"
    "Der Vorschlag müsste dann den Legati unterbreitet werden..."
    "Und das schnell...."
    "Bis dahin können wir ja schon einmal die Vorlagen mit dem Kaiser vorbereiten..."
    "Wir kennen dessen Gesicht noch nicht einmal!"
    "Na, dann wird's aber Zeit... haben wir Sklaven zur Verfügung?"
    "Genug."
    "Na dann... auf geht's!"
    "Auf geht's!"
    "Auf geht's!"
    "Auf geht's!"
    "Auf geht's!"


    Da die Sache mit absoluter Priorität vorangetrieben wurde, konnten bereits am nächsten Tag die ersten Münzen an die Soldaten ausgegeben wurden... wobei man möglichst pingelig darauf achtete, dass man in den unteren und zahlenmäßig dominierenden Rängen anfing.
    Das Ergebnis der nächtelangen Arbeit sah dann bei den Denares für die erste, zweite und achte Legion wie folgt aus:


  • Mehr oder weniger reibungslos fügte sich die Legio I nach ihren Eintreffen in die laufenden Arbeiten im Lager ein, die die anderen Legionen begonnen hatten. Zumindest hatte Priscus diesen Eindruck. Oder zumindest konnte er ihn bekommen, da er mehr als genug zu tun hatte. Die Zelte waren aufgestellt, nun ging es an die Verschazungen. Nur weil die Kameraden vorher schon ein wenig gegraben hatten, hieß das ja noch lange nicht, dass die Verschanzung schon fertig war. Schanzpfähle mussten noch eingerammt werden und mit Seilen verbunden werden. Außerdem fehlten noch die Geschützstellungen, an denen die Kameraden der anderen Legionen auch schon so eifrig arbeiteten. Weitere Erde musste dazu ausgehoben und aufgeworfen werden, um Plattformen zu haben, auf denen dann die mitgebrachten Scorpione aufgestellt werden konnten.

  • Priscus machte große Augen, als sich die Legio I über die letzte kleine Erhebung schob, die den Blick auf das Lager der Rebellen gewährte. Vor den Soldaten erhoben sich scheinbar unendlich lange Zeltreihen, umgeben von Erdwällen, die schon mehr oder weniger mit pila muralia befest waren. Dazwischen wimmelte es von kleinen Punkten, es herrschste also geschäftiges Treiben, das noch zuzunehmen schien, als sich die Männer näherten. Priscus´centuria bekam ihren Platz zugewiesen und die Männer machten sich gleich an die Arbeit. Da nicht mit sofortigem Feindkontakt zu rechnen war, wurden zuerst die Zelte aufgebaut, erst später würde man sich um die Verschanzungen kümmern.
    "He, wo ist denn der Hammer?" rief Macer über die Köpfe seiner Kameraden dem mulio des contubernium zu. Dieser zuckte nur die Schultern, schüttelte den Kopf und lud das tentorium vom Rücken des Maultieres. Priscus wartete, bis die Zeltbahn ausgelegt war, und dabei kamen ein Hammer, Holzstangen und ein Beutel mit Seilen und Heringen zum Vorschein Der mulio war ihnen noch nicht lange zugeteilt und sprach noch kaum ein Wort mit ihnen. Scheinbar hatte er immer noch Angst vor Schlägen der Männer, obwohl ihm niemand etwas tat. Oder vielleicht war er auch der uneheliche Sohn eines der Soldaten und einfach nur gehorsam.


    Sofort begannen die Männer die Stangen aufzustellen, spannten ein Seil dazwischen und hängten das Zelt aus Ziegenleder darüber. Seile und Heringe hielten alles gut gespannt und boten eine enge kleine Unterkunft. Mit dem Spaten zog Priscus noch einen kleinen Graben um die Unterkante der Zeltbahn, damit das Regenwasser nicht ins Innere drückte, sollten die Herbstregen zu stark sein. Während dieser Arbeit grüßte er den Optio Priscus, der vorbeikam, um die Fortschritte zu überwachen.

  • Kaum waren die versammelten Legiones komplett in Verona eingetroffen und hatten sich in dem gigantischen Feldlager niedergelassen, hatte es die ersten Besprechungen des kompletten Stabs gegeben... was innerhalb der nahegelegenen Stadtmauern stattgefunden hatte, weil kein Zeit groß genug war um die Stäbe von fünf Legionen und sechs Alen und Reiterkohorten unterzubringen. Die erste Besprechung beinhaltete vor allem die gegenseiten Stärkebezifferungen, Nachrichtenaustausch und das weitere Vorgehen... was vor allem darin bestand, dass man gar nicht weiter vorging. Der Feind kam von Osten, das war klar... nur wusste man nicht WANN er denn kam. Bis dahin wähnte man sich in einem strategisch einigermaßen brauchbaren Posten... und in einer Zwickmühle. Entschied man sich für den direkten Marsch auf Rom, drohte man zwischen der Stadt und dem Heer aus dem Osten bei ungewisser Versorgungslage aufgerieben zu werden. Marschierte man gen Osten, bewegte man sich auf ein Territorium das der Gegner besser kannte als man selbst... und hier in Norditalia hatten sie bekanntermaßen ja nicht nur eine Stadt auf ihrer Seite. Entsprechend günstig war dann auch die Versorgungslage für sie selbst. Mit Verona hatte man auch einen Punkt besetzt, der sich gut verteidigen ließ sollte der Gegner sofort die Konfrontation suchen.. und von dem man schnell reagieren konnte, suchte der Gegner die Vermeidung und den Weg an Verona vorbei gen Süden oder gen Norden. Kurzum: man kam an ihnen nicht vorbei.


    Als dann aber die Nachricht über den Feind bei Aquileia ins Lager gebracht wurde, herrschte auf einmal wieder reges Treiben und der komplette Stab wurde erneut in die Curia Veronae gerufen. Dort hatte man sich geeinigt, den Feind kommen zu lassen.. immerhin war die Ausgangslage wie erwähnt bequem. Man verstärkte die Verteidigung, drillte, baute die Verteidigung weiter aus... und drillte noch mehr. Und dann stand der Feind auf einmal bei Patavium, keine drei Marschtage entfernt. Was den ganzen Stab noch einmal in die Curie beförderte...
    Sechs Senatoren, mindestens ebensoviele Aspiranten auf den Senat, mindestens dreissig Ritter und noch einmal so viele schlichtbürgerliche Angehörige des Stabs, die ganzen Schreiber und sonstigen Anwesenden nicht einmal mitgerechnet, brachten die Curia durchaus an die Grenzen ihrer Kapazität.
    Die in der Mitte des Raums dargelegte Karte war wohl nur für jene zu sehen, welche sich im innersten Zirkel befanden... also jene, die auch wirklich die Fäden in der Hand hielten. Unter ihnen Vala, der zu den Organisatoren des Kriegsrats gehörte. Und natürlich gewichtige Angehörige der städtischen Nobilitas, was bei einer maßgeblichen Stadt wie Verona schon so einige waren.



    Während der Raum sich nach gutrömischer Sitte unendlich langsam füllte, ging Vala noch einmal die letzten Berichte mit dem ebenfalls damit beauftragten ritterlichen Offizier der achten Legion durch.. leises Gemurmel füllte den Raum, der wie irgendwie alle Sitzungssäle ihrer Zeit nach altem Holz, Rus und Schweiß roch. Es würde mehr als nur eine größere Öllampe brauchen um genug Licht ins Dunkel zu bringen, was sich die Sklaven allerdings auch gedacht hatten. Locker an den Tisch mit der Karte gelehnt und eine der neuen Münzen spielerisch zwischen den Finger wendendhörte Vala sich Ausführungen darüber an, was er schon längst wusste, aber geduldig auf Details wartete die ihm bisher entgangen waren.. oder doch etwas Neues ergaben. Der Feind war immerhin nur noch eine Marschwoche von ihnen entfernt... wenn er nicht Hackengas gab und das ganze in fünf oder gar vier Tagen schaffte. Es wurde kuschelig in Oberitalia, das war klar.

  • Wie üblich hätten die Zelte der centurionen die ersten sein können, die aufgerichtet worden würden. Waren sie aber wieder mal nicht. Bewusst, den das erste Zelt, dass fertig gestellt wurde war jenes des legatus legionis. Da dieses jedoch deutlich größer als sein eigenes war, konnten die Soldaten der ersten centuria nicht direkt bei Eintreffen mit dem Zeltaufbau anfangen.
    Licinus hatte nicht die Geduld besessen so lange abzuwarten und seinen Feldschreibtisch (Neptun sei Dank regnete es gerade nicht) einfach etwas abseits halb auf der via princialis aufgestellt.
    Auf dem Marsch war dankenswerterweise nichts passiert, was einer Erwähnung wert war, sah man von dem einen Leichtverwundeten einmal ab.
    Bestandslisten waren auch keine abzuarbeiten und so stand er nur Sekunden später wieder auf, um sich die Schanzarbeiten anzusehen.

  • An "gutrömische Sitten" mochten sich Angehörige des Adels und der Ritterschaft halten, für "einfache" Soldaten wie Licinus galt ein anderes Motto: Wurde man zum Stab gerufen hieß das sofort oder noch besser sei schon da. Dennoch waren schon einige Männer vor ihm eingetroffen, was wenig verwunderlich war, zum einen war er zu Fuß zum anderen waren die Boten sicherlich nach dem Rang vorgegangen. Sie standen nun, vermutlich nach gesellschaftlichen Schichten getrennt, in Grüppchen beisammen.
    Licinus stand kurz stramm und salutierte in die Runde, dann nickte er noch sachlich jenen zu, die er als seine Kollegen primipili erkannte.
    Er hielt jedoch nichts von großen Unterhaltungen und so, wie er es vor jeder Stabssitzung hielt, er machte sich mit den Gegenständen der Besprechung vertraut. Das hieß in diesem Fall an eine Ecke des Tisches treten und die Karte mit den Positionsmarkern der Einheiten betrachten. Es war die einzige Gelegenheit die gegenwärtige Aufklärungslage in solcher Detailtiefe zu erfahren und so war es durchaus nicht uninteressant.
    Er wartete darauf, dass der Feldherr erschien und die Sitzung eröffnete.

  • Priscus richtete sich auf, hieb die Dolabra in die Erde und presste seine Hände in den Rücken. Mit einem wohligen Seufzer bog er sich nach hinten und hörte genüsslich zu, wie ein Wirbel mit einem Knacken wieder in die richtige Position rutschte. Schanzarbeit war zäh und in diesem Fall sogar noch zäher, weil alle besonders tief graben und die Wälle besonders hoch ziehen mussten.


    Man hörte, dass der Feind nur noch einige Tagesmärsche weg war. Zwar wussten die einfachen Soldaten nicht viel über die Zusammensetzung des feindlichen Heeres, doch sie merkten, dass die Stäbe nervös waren. Nervöse Legionsstäbe bedeutete nervöse Tribunen, nervöse Tribunen bedeutete nervöse Centurionen, was wiederum müde Milites zur Folge hatte. Denn man hatte Zeit, während man wartete und die Soldaten sollten nicht zum Nachdenken oder plappern kommen, was hieß, dass man die Zeit nutzte, um Verschanzungen noch besser zu sichern und noch mehr Erde zu bewegen. Es reichte nicht, einen flachen Graben auszuheben und die Wälle mit Rasensoden zu belegen, sondern es wurden tiefe Gräben gezogen, Schanzpfähle mussten noch eingerammt und verbunden werden. Keine Maus sollte durchkommen.


    Während Priscus sich dehnte, kippte Macer gerade einen Korb mit Erde auf das obere Wällstück aus. Hier sollte eine Plattform für die Geschütze entstehen, etwas höher als die restliche Umwallung, damit man ein freies Schussfeld hatte und nicht die eigenen Leute traf. Seit kurz nach Sonnenaufgang waren sie schon bei der Arbeit, mittlerweile waren ihre Tuniken nass vom Schweiß, die Haare verklebt und die Gesichter schmutzig. "He, Priscus, gib mir mal meine Wasserflasche hoch,"rief Macer herunter und legte den Korb beiseite. Priscus suchte hinter sich und fand die acht Flaschen des contuberniums. Er fand diejenige mit den eingeritzten Initialen GVM und reichte sie nach oben. Macer nahm sie entgegen, setzte sich auf den Rand des Walles und trank gierig seine Posca. Ein Rülpser stahl sich durch seine Lippen und er wischte sich mit dem Unterarm über die nasse Stirn. "Was meinst du, wie lange werden wir brauchen?" fragte er nachdenklich und ließ seinen Blick über die Anlagen schweifen.


    Priscus sah seinem Blick nach. Überall neben ihnen waren die Kameraden mit der gleichen Arbeit beschäftigt, überall wurde gegraben, gehackt, festgestampft und geflucht. In der Nähe konnte man das Krachen der Äxte hören, die die Schanzpfähle und groben Formen für die Geschütze bearbeiteten. Alles glich einem Bienenstock, der kurz vor dem Schwärmen war. Müde zuckte Priscus mit den Schultern. "Wenn wir so weitermachen noch zwei Tage, dann kommt hier kein Mann durch. Vielleicht kommen noch ein paar Annäherungshindernisse dazu, keine Ahnung, was denen noch einfällt. Aber was mich mehr interessiert, wann gibt es endlich den versprochenen Sold? Der hätte doch schon ausgezahlt werden sollen?" Musa kam hinzu, nahm seine Feldflasche und trat mit seinem Stiefel gegen das Blatt der Schaufel, die er in der anderen Hand hielt. "Was habe ich da von Sold gehört?" fragte er zwischen zwei Schlucken. "Gibt es endlich Geld? Plündern dürfen wir ja nicht, weil wir... Was nochmal? Ach ja, Rom vom Tyrannen befreien," scherzte er mit gedämpfter Stimme. "Wir wollen die alte Dame ja befreien und nicht schänden, gell?" Priscus schüttelte den Kopf. "Ich habe noch nichts von Geld gehört. Also dass welches da ist. Aber versprochen war es uns, immerhin leisten wir einen noblen Dienst hier!" Die beiden anderen sahen sich an und hoben die Schultern. Auch Priscus winkte ab. "Also weiter wie bisher," meinte er nur und griff wieder zu Dolabra, um den Graben noch etwas tiefer zu machen.

  • In gestrecktem Galopp ritt er die Straße entlang. Hier musste er sich nicht mehr verstecken und durch die Felder reiten. Die Tränen waren unterwegs getrocknet. Er hatte sich übergeben müssen. Was er gesehen hatte, dass vergaß er nie mehr. Sie hatten es getan, Römer hatten es getan. Weiter nur weiter, nicht zurück sehen.
    Am Tor ließ man ihn passieren. Candidus verschaffte ihm Platz auf dem Weg zur Principia. Vor dem Eingang rutschte er vom Pferderücken . " Ich habe eine wichtige Meldung!" Die Wachposten ließen ihn durch.


    Antias holte tief Luft, kein Salutieren, sein Blick irrte zwischen den Offizieren hin und her. Die Meldung ging alle an. " Salve, Eques Servius Obsidius Antias...I. Legion, I. Turma. " Luft holen und die Last los werden. " Sie haben Patavium geplündert, gebrandschatzt, Männer, Frauen und Kinder getötet. Den Feldzeichen nach, die XXV. Legion. " Ihm wurde wieder übel, er hustete. Das kleine tote Mädchen, die blutüberströmte junge Frau, der Alte, der um beide trauerte. Ein Mann, niedergestreckt auf der Schwelle seines Hauses. Überall Tote. Der Geruch von Tod, der Rauch von den Bränden, saß immer noch in seiner Nase.


    Er blieb stehen, rührte sich nicht vom Fleck. Lieber wäre er raus gerannt, frische Luft, seinen rebellierenden Magen beruhigen. Einen Krug Wein, betrinken, versuchen zu vergessen.

  • Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Als derjenige, der quasi den östlichen Teil ihres Unternehmens mit seinen Legionen abgedeckt hatte bis die verbündeten Legionen sich in Verona einfanden, fühlte der Statthalter Untergermaniens sich irgendwie immernoch als Gastgeber hier in Verona. Entsprechend früh war er dann auch mit seinem Teil der Kommandoebene des Unternehmens zur Stabssitzung gekommen. Nach einer kurzen Grußrunde versank man in das übliche Geplänkel des Austauschs von Neuigkeiten aus den anderen Teilen des Heeres, Kleinsprech über die neu geprägten Münzen und das Wetter und dem Allerlei aus dem sich Gespräche zusammensetzten... die antike Zeiteinteilung bot genug Gelegenheit zu sowas, bis sich alle eingefunden hatten.


    Bevor die Runde allerdings vollständig war, platzte schon ein Bote in den Raum (der von seiner anstrengenden Reise und den Geschehnissen derart gestresst wohl nicht mitbekommen hatte, dass man ihn anstelle zur Principia in die Curia der Stadt gelenkt hatte, wo die Sitzung stattfand), und auch wenn der Mann es fertig brachte ordentlich zu salutieren, so wallte im Flaminier doch eine ordentliche Portion Zorn über diesen Auftritt auf... bis er realisierte, was der Mann gerade berichtet hatte.


    Einen Moment lang herrschte schlagartige Stille.. die einen schockiert darüber, dass man sich derart an der Bevölkerung einer Stadt vergriff die sich in Reichsverhältnissen nahe an Rom befand.. die anderen weil sie versuchten zu erfassen, was das zu bedeuten hatte... und wiederrum andere, weil sie sich fragten warum man nicht selbst auf die Idee gekommen war. Als der erste Offizier (unpässlicherweise einer seiner eigenen) den Meldereiter mit einer Frage beharkte, brach es aus vielen anderen hervor: ein Sturm an Fragen ging auf den Mann ein, bis der Flaminier die Hand hob und mit barschem Tonfall zur Ruhe befahl.
    Dann begann er selbst, aber weniger eindringlich... sie hatten Zeit, es war schon geschehen, sie würden Patavium nicht mehr retten können... und wenn schon, stand noch lange nicht fest ob sie das auch wollten. Aber: er brauchte mehr Informationen, und so fixierte er den Mann mit ruhigem Blick und winkte ihm einen Sklaven heran um ihm etwas zu trinken reichen zu lassen.
    "Trink, Miles, du musst erschöpft sein...", ließ er den Mann erstmal einen kurzen Moment zur Ruhe kommen, bis er damit begann den Mann ordentlich auszufragen: "Wann ist das geschehen, Miles... wer hat es alles gesehen? Und war es nur eine Legion? Was ist mit den anderen Legionen? Sind deine Leute noch am Gegner?"


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  • Sie waren nicht so weit in den Süden vorgedrungen, wie Sextus es gerne gehabt hätte. Die Grenzen Etrurias waren zwar zum Greifen nahe, aber doch so weit weg, wie sie nur irgendwie sein konnte. Zu weit, um zu den dortigen Städten zu reisen und um die nötige Unterstützung zu ersuchen, von der Sextus überzeugt war, sie zu erhalten.
    Auch sonst war die Ankunft in Verona weniger erbaulich gewesen als geplant. Sein Verhältnis zu Legat Claudius war mit „gespannt“ noch schöngeredet. Im Grunde genommen sahen sie einander kaum, und das lag sicher nicht an Sextus. Nur machte dies eine effiziente Führung der Legio II nahezu unmöglich, und Sextus war mit seinen Möglichkeiten zur Führung mehr als unzufrieden. Überhaupt hatte er eher gedacht, hier mit der Wiedervereinigung der Truppen endlich wieder zu seinem Vetter zur Legio I zurückkehren zu können. Nur hatte sich diese Hoffnung auch recht zügig zerschlagen, denn das erste Treffen mit Ursus war auch recht knapp ausgefallen. Er schien sehr wenig Zeit zu haben und war wohl auch damit recht zufrieden, dass Sextus sich um die zweite Legion bemühte, so dass sich kein wirklich passender Zeitpunkt ergeben hatte, einen Wechsel des Postens anzusprechen.
    So war es nicht weiter verwunderlich, dass Sextus' Stimmung nicht unbedingt die beste war, als er – ohne den Claudier – zur Besprechung ankam und einen ersten Blick zu der Karte warf. Neben den anderen Männern bemerkte er auch Iulius Licinus aus den Augenwinkeln und schenkte ihm kurz ein anerkennendes Nicken. Auch mit diesem hatte sich keine weitere Gelegenheit zum Gespräch ergeben, auch wenn dies hier weit weniger notwendig war als mit seinem Vetter. Dennoch honorierte Sextus nach wie vor, dass der Iulier ihn nach Mogontiacum begleitet hatte und auch Nachrichten wieder zurück gebracht hatte, und es würde sich sicher noch eine Gelegenheit nach dem Krieg ergeben, dieser Anerkennung eine greifbare Form zu verleihen. Sofern sie beide überlebten.
    Sextus betrachtete weiterhin die Karte. Etruria war so nah. Das Terrain dort wäre nach wie vor weit besser, ihr Rückhalt größer, die Möglichkeiten zur Aufstockung gegeben. Aber sie saßen hier in Verona, und der Feind war näher an ihnen als sie an ihren Verbündeten. Das war ärgerlich. Sextus hatte zwar einen Boten abgestellt, nach Süden zu reiten, aber dieser würde wohl kaum rechtzeitig zurück sein, sofern sich die feindlichen Legionen nicht in Patavium häuslich niedergelassen hatten.


    So also galt es erst einmal nur, die Führung der zweiten Legion einigermaßen würdig zu vertreten und zu warten, was in der Besprechung folgen würde. Erwartet war ein recht zähes Gespräch darüber, wie man sich hier in Verona am besten einnisten konnte. Die Bevölkerung war nicht unbedingt so erfreut, wie sie hätte sein können – was für Sextus ein weiterer Grund pro Etruria war – und die Vorratslage hatte sich nicht entscheidend gebessert. Dazu war der Feind so nahe, dass man wohl nicht weiter in den Süden vordringen konnte, sondern sich das Terrain hier genauer ansehen musste und ein geeignetes Schlachtfeld wählen sollte, das ihrer Truppenzusammenstellung und -stärke besser entsprach als der des Gegners. Die Wahl des geeigneten Schlachtfeldes entschied schon die Hälfte des Schlachtverlaufs, worin sich so ziemlich alle Feldherren ausnahmsweise einig waren in ihren schriftlichen Werken.
    Allerdings kamen sie gar nicht dazu, diese Dinge zu besprechen, als ein einfacher Eques mitten in die beginnende Besprechung platzte und vermeldete, dass der Feind Patavium geplündert hatte.


    Ein Moment des Schweigens folgte auf die Nachricht, und vermutlich waren die meisten seiner umherstehenden Kollegen geschockt. Einzig bei Sextus mochte sich aufgrund der Ungeheuerlichkeit des Inhaltes der Nachricht auch kein nur annähernder Schock einstellen, eher so etwas wie... ja, Erleichterung. Triumph und Erleichterung.
    Bei den Göttern, einen größeren Gefallen hätte dieser Trottel von Laberius ihnen nicht tun können! Von diesem Zeitpunkt an und solange sie diesen immensen Vorteil nicht leichtfertig durch die idiotische Idee, man könne selbst ebenso verfahren, zerstören würden, waren sie die Retter Italias. Salinator war ein Schlächter und Tyrann, der als ERSTES römisches Blut vergossen hatte. Mehr noch, nicht das von Soldaten, was man immer begründen konnte. So war Krieg. Nein, das von wehrlosen Frauen, Kindern, Greisen! Laberius Maturus hatte die Armeen von Palma soeben zu einer Alternative für die Städte erklärt, die nicht geplündert werden wollten. Zu einer Möglichkeit Veronas, sich gegen Plünderung zu verteidigen! Oh, die Honoratioren der Stadt würden sehr viel kooperativer sein und weit kompromissbereiter, ihre Vorräte freiwillig zu teilen und sich auf Versprechungen für die Zeit nach dem Krieg einlassen angesichts dieser Alternativen.
    Man musste augenblicklich Nachricht an Mediolanum und andere Städte im Westen schicken! Sie mussten die Nachricht mit der Plünderung Pataviums erfahren. Man musste noch nicht einmal eine Bitte um Unterstützung anhängen. Nein, es war sogar besser, wenn man ihnen die Nachricht erst einmal so zukommen ließ und sie darüber nachdenken ließ und einen oder zwei Tage später, wenn der Zorn der Bevölkerung und die Angst auf ihrem Siedepunkt war, Männer einziehen, um gegen diesen Schlächter ins Feld zu ziehen.
    Zumindest, sofern sie diese Zeit hätten... gleichgültig davon musste die Nachricht weitergemeldet werden. Doch erst einmal galt es, sie vollständig zu empfangen.
    Zum Glück war Sextus' geübt darin, einen gefassten Eindruck zu machen, so dass seine Gedanken hinter einer ruhigen Miene verborgen blieb. Zunächst musste er die Antwort auf die Fragen des Flaminiers abwarten, ehe er diese durch noch offene eigene eventuell ergänzte.

  • Als die Tür zum Besprechungsraum schlagartig geöffnet wurde, stand Licinus schlagartig ausgesprochen gerade! Die Hand flog zum Pommel seines Schwertes, bevor realisierte, wo er war. Dennoch ließ er sie darauf liegen. Zu geschockt war er von dem, was da abhackt aus dem Mund des Reiters kam. Ein römisches Heer plünderte eine römische (die politischen Feinheiten interessierten ihn nicht wirklich) Stadt. Brandschatzte sie gar, das war selbst im Kriege ein verdammt harter Brocken. Noch dazu, wo die Stadt von nicht mehr als ein paar Milizionären verteidigt gewesen sein konnte. Licinus Blick verengte sich, wurde scharf.
    Es bestätigte das schlimmste, was er von dem Vescularier befürchtet hatte. Der Mann ging über Leichen und sie mussten ihn aufhalten. Bevor noch mehr Städte das Schickal Pataviums teilen mussten. Er dachte an Mantua, schlimmer noch an Cremona, wo sein Landgut lag. Auch dieses wr im Falle einer Belagerung nicht sicher. Und damit auch die kleines Esquilina.
    Stopp! Er riss sich zusammen. Nicht die Ruhe verlieren. Wer die Ruhe verlor, verlor allzu schnell die Kontrolle, weil er nicht mehr die besten Entscheidungen traf. Das wäre fatal. Dennoch, für ihn galt die Losung „bis hier her und nicht weiter!“

  • Gerade noch hatte Vala den Eindruck gehabt, er hätte das hier alles unter Kontrolle... immerhin hatte er sich jahrelang theoretisch auf den Krieg vorbereitet, und nunmehr schon Jahre in der militärischen Praxis gelernt. Verwaltung, Führung, Manöver... alles dabei. Vala konnte stolz auf sich sein, die Führung der achten Legion und einen guten Teil der Organisation des Gesamtheeres bisher recht erfolgreich geleistet zu haben.
    Doch das alles löste sich schlagartig in Luft auf, als der Meldereiter der ersten Legion in den Raum platzte, noch bevor die eigentliche Stabssitzung begonnen hatte, und von der Plünderung Pataviums durch die gegnerischen Truppen berichtete. Das Problem war nicht die Tat an sich, sondern die Tatsache, dass Vala in den Gesichtern einiger Offiziere nach der Schrecksekunde die unterschiedlichsten Reaktionen festmachen konnte... während er selbst reglos in absoluter Ahnungslosigkeit verharrte. Bei den einen Wut, bei den anderen Schrecken, bei wiederum anderen offen zur Schau getragene Gleichgültigkeit. Alles was Vala im Moment zustande brachte war ein Ausdruck mit schmalgezogenen Lippen und ernstem Blick.


    Als der Sturm der Fragen auf den Meldereiter niederging, trat Vala unwillkürlich einen Schritt zurück und lehnte sich zu seinem Primus Pilus: "Natürlich wird Patavium geplündert.. wieso ist das ein Problem? Sowas geschieht halt im Kriege..." , raunte er diesem zu, wohlweißlich darauf bedacht die Ahnungslosigkeit so schnell wie möglich zu bekämpfen.

    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer11.png Was der junge Duccius, der trotz aller Anstrengungen immernoch Reste von Moos hinter den Ohren zu haben schien, von seinem Primus Pilus erntete war ein mehr als nur vorwurfsvoller Blick, und die zwischen den Zähnen hervorgepresste Antwort troff nur so von Spott: "Junge, das solltest du dir denken können."
    "Kann ich aber nicht." , gab Vala zwischen ebenso zusammengepressten Zähnen zu, "Also.. was geht hier vor sich?"
    Der Paccier hustete einmal unauffällig, was in Valas Ohren verdächtig nach einem versteckten Lachen klang, bevor er gepresst fortfuhr: "Auch wenn die Städte Venetiens schon seit mehr als dreihundert Jahren unter römischen Einfluss stehen: es ist immernoch ein Unterschied zu den Städten Latiums... aber: die Venetii gehörten zu den ältesten Bundgenossen Roms zur Zeit der Republik, Patavium selbst ist die älteste Stadt der Venetier. Das hat Symbolwert für alle anderen Städte, sicher nicht nur in Venetia. Wahrscheinlich für das ganze Reich"
    "Heißt?" , fragte Vala geistreich nach, weil er das Gefühl hatte, die ganzen Informationen würden ihm zur nächsten Stufe verhelfen... aber den Fuß versetzen konnte er irgendwie immer noch nicht.
    "Heißt kurzum: Laberius Maturus hat gerade die Sache des Cornelius Palma legitimiert." , stellte der Paccier mit Blick auf den einige Schritte entfernt stehenden Meldereiter zu, dem gerade ein Becher Wasser gereicht wurde nachdem der untergermanische Feldherr zur Ruhe befohlen hatte.
    "Das ist doch gut..." , ging Vala auf, "..das treibt alle anderen Städte zu uns, oder nicht?"
    "Nicht, wenn der Laberier einfach weiter an uns vorbei gen Süden marschiert und die Städte in Aemilia und Etruria einkassiert, bevor wir ihnen helfen und den Feind stellen können... und das..." , fuhr der Primus Pilus der achten Legion fort, den Rest konnte Vala sich allerdings mittlerweile denken: "...hängt davon ab, wie der Flaminier und der Annaeer sich jetzt entscheiden."
    "Ganz genau das, Junge."

  • Der Schluck Wasser drängte den faden Geschmack und die Trockenheit im Mund zurück. Viel überlegen musste er nicht, hatte alles auf dem Weg tausendfach für sich wiederholt, um nichts zu vergessen. Er war ungefähr 8 Stunden geritten, also war es vor 2 Tagen. Die Händler traf er ungefähr 2 Stunden hinter Patavium. Sie waren verängstigt und wollten ihm ans Leder, weil sie dachten er gehörte zu denen, die die Stadt auf dem Gewissen hatten. " Vor zwei Tagen, meinen Ritt hierher eingerechnet. Händler können es bestätigen, sie sind auf dem Weg nach Verona. Sie wollten nach Patavium, haben die Feuer gesehen, die plündernden Legionäre und hatten sich versteckt. " Antias räusperte sich. " Unterwegs musste ich immer wieder kleineren Gruppen ausweichen, die Vorräte beschafft haben. Das waren nicht nur welche von der XXV." Umständlich förderte er einen kleinen Stock zu Tage und las die eingeritzten Zahlen ab. " Nach ihrer Ausrüstung, der Bemalung der Schilde, ist die XIII., die XIV., die XXXIII. und VII. vertreten. Es sind Reiter von uns in der Nähe der Truppen und beobachten weiter. " Das war vorerst alles, was er zu melden hatte.

  • Modestus hatte gerade den Raum betreten und seinen Platz eingenommen, als der Miles mit der Meldung kam. Mit grimmiger Miene vernahm er, dass Patavium geplündert worden war und Ärger funkelte in seinen Augen. Immerhin war dies eine römische Stadt gewesen! Und nicht weit weg von seiner eigenen Heimat. Plünderungen kamen vor, aber doch keine römischen Städte in Italia. Allerdings lies sich das auf jeden Fall ausnutzen, um den Ruf des Vesculariers zu Beschädigen und die eigene Sache zu legitimieren. Aber das kam später. der Feind war kaum ein, zwei Tagesmärsche entfernt. Die Frage war nun wie ging es weiter und die Antwort war eigentlich klar.


    "Nun meine Herren, es ist klar wie wir auf eine solche Barbarei des Tyrannen reagieren müssen. Wir können es nicht hinnehmen, dass unter unserer Wacht ein solches Verbrechen geschieht. Und vor allem, dass es noch einmal passiert!"


    sagte Modestus und sah zu Flaminius Cilo, um sich seiner zu versichern. Das Vorgehen schien ihm auch aus praktischen Gründen logisch zu sein. Wo der Feind so nah war, konnte man ihn auf dem Weg nach Süden kaum mehr umgehen. Außerdem brauchten die die Unterstützung der Städte, was nicht möglich war wenn der Laberier sie alle plünderte. Und natürlich brauchten sie auch einen schnelle Entscheidung, denn selbst mit der Unterstützung der Städte hatte der Vescularier wohl einen wesentlich längeren Atem in dieser Sache.


    "Miles, was kannst du noch über die Truppen bei Patavium sagen? Hast du irgendwelche Hilfstruppen gesehen?


    sagte Modestus und im Geiste ging er schon die nächsten Schritte durch. Eigentlich hatte er zunächst die Truppenstärke noch einmal verlesen lassen wollen, aber das war vorerst nebensächlich. Im großen und ganzen kannten sie wohl die meisten Männer im Raum. Nachdem die Truppenstärke des Feindes in etwa bekannt war, war die Frage, ob es einen geeigneten Ort für eine Schlacht gab. Und geeignet hieß zum Vorteil der Rebellen. Modestus sah durch die Reihen der Offiziere und erkannte den iulischen Primus Pilus der Legio I. Seine Einheit war sowieso hier in der Gegend stationiert und hatte auch die meiste Zeit gehabt, um das Gebiet zu erkunden.

  • Priscus bemerkte den Primus Pilus auf seiner Inspektionsrunde an den Verschanzungen und grüßte ihn wie es sich gehörte, ohne sich dabei allerdings bei seiner Arbeit stören zu lassen. "Bis hier hin mit Erde auffüllen und zwar bis zur vollen Höhe des Walls. Von mir aus sogar noch einen Fuß höher. Und in der Breite mindestens 14 Fuß", erklärte er einer Gruppe Soldaten, wie sie einen Geschützplattform vorzubereiten hatten. Zwei provisorisch in den Boden gesteckte kurze Stöcke schienen die geplanten Ausmaße zu markieren. "Ich werde später mal schauen lassen, ob wir irgendwo zusätzliche Holzbalken auftreiben können, dann können wir das hier ein bisschen befestigen. Ansonsten müssen wir Rasensoden nehmen. Davon gibt's genug."

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