Centurio Aulus Iunius Seneca

  • Seneca stütze seinen Kopf auf seinem Arm und nickte, "Das klingt ja ganz gut. Dorfwettkämpfe sagst du?", hakte der Iunier interessiert nach, "Ein Händler erzählte mir einmal von Wettkämpfen, allerdings aus Gallien, nicht aus Germanien, die Männer mussten Stämme werfen und ähnliches, ich bin sicher er übertrieb maßlos, aber trotzdem hätte ich es interessant gefunden einmal zuzusehen.", erklärte der Iunier und grinste, das wäre auch mal was für die Arena, eventuell als Vorprogramm, die Römer liebten ja schließlich vor allem ihre blutigen Kämpfe..
    "Und der Aufstand von dem du mir erzählt hast, muss ich mir da Sorgen machen? Ich meine du teilst das Lager mit den besten Soldaten Roms, viele von ihnen haben in Germanien gedient."

  • Es gab keinen Grund nervös zu sein. Überhaupt keinen. Das war es zumindest, was Avianus sich einreden wollte. Es hatte nichts mit der Lupa zu tun, nichts mit seiner Sibel. Hatte er seinem Cousin etwa einen Grund gegeben skeptisch zu sein? Je länger er über diese Frage nachdachte, desto unsicherer wurde er. Vielleicht war es etwas vollkommen anderes, etwas, das gar nichts mit dem zu tun hatte, was heute auf dem Übungsplatz passiert war. Hoffen konnte man schließlich immer, selbst wenn er nicht wusste, auf was.
    Er stand einfach nur da vor der Tür zu Senecas Habitatio, und zögerte hinaus, was im Grunde unumgänglich war. Natürlich musste er mit Seneca reden, er hatte keine Wahl. Vor seinem Cousin hätt er sich vielleicht noch drücken können, jedoch nicht vor seinem Centurio. Er atmete einmal tief durch und sagte sich in Gedanken noch einmal, es ging nicht um Sibel, und wenn doch, musste er das Beste daraus machen. Sich irgendwie aus der Sache herauswinden und Halbwahrheiten erzählen.
    Er starrte noch einen Augenblick das Holz der Tür an. Ein Gedanke beruhigte ihn jedoch genug, um sich dazu überwinden, zu klopfen. Egal was Seneca wollte und vollkommen unabhängig davon, was er dann von sich gab, sie war sicher, auch vor Silanus, selbst wenn er sie nicht mehr treffen konnte, ob nur für eine Weile oder auch länger.
    "Miles Avianus, Centurio", sagte er durch die Tür hindurch deutlich hörbar. "Seneca?"

  • Seneca hatte es sich ein wenig gemütlich gemacht und ging verschiedene Dienstanweisungen durch als es plötzlich an der Tür klopfte. Er ahnte natürlich wer da vor der Tür stand, schließlich hatte er seinen Cousin ja persönlich hierher befohlen, also ließ er sich ein wenig Zeit mit dem öffnen, aber bequemte sich letztendlich zur Tür..


    "Miles Iunius Avianus.", sagte er im militärisch knappen Ton, denn im Lager war man ja nie wirklich unter sich, "Tritt ein.", fuhr er fort und deutete in den Raum, sodass er die Tür wieder hinter seinem Verwandten schließen konnte..
    "Avianus, schön dich zu sehen, setz dich doch, etwas Wein?", fragte der Centurio nun deutlich entspannter während er auf eine Kanne mit Bechern direkt neben der Sitzecke zulief..

  • Es dauerte länger als erwartet, bis sich die Tür öffnete. Zu hoffen, dass sein Vetter womöglich gar nicht da war, hätte Avianus dennoch nicht gewagt. Er wartete gezwungenermaßen geduldig ab, bis Seneca ihn eintreten ließ
    "Mich freut es auch", gab er zurück, selbstverständlich nicht ganz ehrlich. Um sich freuen zu können, brauchte er erst einmal zu wissen, weshalb er hier war.
    "Klar, gerne." Wein, genau das was er jetzt gebrauchen konnte, um seine Nerven zu beruhigen. Dass er ganz nebenbei wohl auch noch seine Zunge lockern würde, vergaß er dabei allerdings nicht. Doch er brauchte ja nicht den ganzen Krug alleine hinunterzukippen, bis er fröhlich alles ausplauderte, was Seneca nicht einmal hören wollte. Inzwischen hatte er sich auf einen der Stühle gesetzt und lehnte sich zurück, ein kläglicher Versuch, sich selbst vorzugaukeln, er wäre auch nur halbwegs entspannt.
    "Ich hoffe doch, dass kein ernsthaftes Problem der Grund ist, weswegen ich hier bin."

  • Seneca nickte und goss Wein in zwei Becher, von welchen er einen seinem Cousin reichte. Ein Spritzer für die Götter, und ein Schluck für sich selbst, dann setzte auch er sich auf einen Korbsessel..
    "Nun sag du's mir.", entgegnete Seneca seinem Vetter als dieser mehr oder minder nach dem Grund für dieses Gespräch fragte, "Ich habe dich beim exerzieren beobachtet, du warst nicht bei der Sache, hast geplaudert, und dann diese Frau.", Seneca sprach ruhig und gelassen, "Das kannte ich gar nicht von dir, du warst sonst immer so fokussiert, ich dachte, ich frage einfach mal nach Avianus.", Seneca klopfte zweimal mit der Fingerspitze auf den Tisch und lehnte sich zurück, sicher, Avianus war jetzt erst eins, vielleicht zwei oder drei mal auffällig geworden, also unter dem Schnitt, doch Seneca plante größeres mit ihm, und wenn man bedenkt dass das Wort Vetternwirtschaft ja doch mehr als passend Verwendung fände, so musste der Iunier die eventuelle Empfehlung seines Verwandten ja rechtfertigen können, also war Vorsicht besser als Nachsicht..

  • Er konnte erzählen was er wollte, er hatte sich nicht voll und ganz aufs Exerzieren konzentriert. Der Grund dafür war aber wohl viel eher sein Kamerad gewesen als Sibel. Sie war eine vollkommen andere Geschichte. Trotzdem spürte Avianus, dass das Gespräch bereits jetzt in eine Richtung zu laufen drohte, die ihm nicht gefiel. Dass Seneca wieder diese Frau erwähnte, war dafür bereits Grund genug.
    Aber er glaubte zu wissen, was sein Verwandter meinte. Früher hatte es für ihn praktisch nur die Arbeit gegeben, seit er bei der Garde war noch mehr, weil er sich beweisen und zeigen wollte, dass man ihn nicht zu Unrecht zu den Prätorianern geholt hatte. Und jetzt, da es einmal anders war, suchte sich Seneca dafür den nächstbesten Grund, den er ihm bot. Und das war Sibel.
    "Ich weiß, ich habe mich nicht richtig konzentriert, aber ich war es nicht, der einen Fehler gemacht hat, Seneca", sagte er ernst und nahm einen Schluck aus dem Becher. "Und was ist immer mit der Frau? Ich habe dir doch schon von ihr erzählt. Alles was du zu wissen brauchst."
    Zumindest hatte er jetzt, da er sich eine gewisse Kontrolle über die Situation einbildete, seine Nervosität ein Stück weit im Griff.

  • "Wer einen Fehler gemacht hat oder nicht bestimme ich.", entgegnete Seneca schroff, man hatte ja auch ein Maß an Autorität zu wahren. "Aber ich habe bemerkt dass nicht du aus dem Tritt kamst. Aber dennoch, zu einem Gespräch gehören mindestens zwei Avianus." erinnerte der Iunier seinen Cousin nochmal an das ersichtliche, auch wenn seine Stimme schon deutlich entspannter klang..
    "Und wenn ich nichts weiter von ihr wissen muss ist es ja gut. Ich plane dich als Optio vorzuschlagen sobald die Prätorianer wieder eine adäquate Führung haben, aber dafür musst du tadellos sein, und nicht abgelenkt. Meinst du dir würden einige Nächte Ausgangssperre und Nachtdienst helfen?" fragte Seneca ruhig und hatte natürlich einen Hintergedanken. Normalerweise plauderten die Miles nur kurz über irgendwelche Dirnen, und schon gar nicht bei den Übungen, wenn da mal nicht mehr im Busch war..

  • Avianus starrte mit zusammengepressten Lippen den Becher an, der vor ihm auf dem Tisch stand, bis Senecas Stimme wieder ruhiger wurde, nur um kurz darauf umso mehr aufzuhorchen.
    "Optio? Ich? Das ist… ich weiß nicht was ich sagen soll", sagte er und zwang sich zu einem leichten Lächeln. Er freute sich, sogar sehr. Doch was Seneca von ihm verlangte, dämpfte seine Freude gewaltig, sodass er sich eigentlich nur um ein Lächeln bemühte, weil alles andere wahrscheinlich verdächtig wäre. Er wusste nicht, ob er das konnte. Ausgangssperre. Einige Tage? Was waren einige Tage? Was wenn Sibel seine Hilfe brauchte? Er wäre nicht da. Es war im Grunde das einzige Versprechen, dass er ihr gegeben hatte. Für sie da zu sein, wenn sie ihn wirklich brauchte. Dass er für einige Tage den Anhänger nicht würde hinterlegen können, war dabei gar nicht so wichtig, sie würde es mit Sicherheit verstehen. Doch falls ihr etwas zustoßen würde, wäre es vor allem er, der es sich nicht verzeihen könnte.
    "Aber ich bitte dich, du weißt ganz genau, wie viel mir die Garde bedeutet." Er blickte seinen Cousin einen Augenblick sprachlos an. "Ich… es ist… das ist lächerlich, Seneca", stammelte er. Noch während er es aussprach, spürte er, dass er wahrscheinlich das komplett falsche sagte. Dieser Tag hörte nicht auf, ihn mit Problemen zu konfrontieren, mit denen er sich zuvor noch nie hatte beschäftigen müssen. Am liebsten würde er sich einfach schlafen legen und auf ein besseres Morgen hoffen.

  • Seneca hatte natürlich zuerst zurückgelächelt als sich Avianus sichtlich über Senecas Wunsch freute. Er trank einen Schluck Wein, doch nachdem Avianus weitersprach stellte Seneca seinen Becher mit verfinsterter Miene ab...
    "Lächerlich?", fragte Seneca ernst nach, "Was ist an diesem Vorschlag lächerlich Soldat?" Seneca fasste sich ans Kinn und beugte sich nach vorn, "Ist es das was ich von dir als Unteroffizier zu erwarten hätte Avianus? Was ist da los?", er ahnte dass irgendwas im Argen lag, kein Soldat würde so mit einem Offizier sprechen, nicht einmal ein Verwandter..

  • Wieder blieben Avianus erst die Worte weg. Er schluckte, als er fühlte, wie er dabei war, sich selbst in die Ecke zu drängen.
    "Nein, es… es tut mir leid", brachte er hervor. "Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll, aber…" Er brach ab, stand auf und ging ein Stück durch das Zimmer. Einerseits um seine Nervosität wieder in den Griff zu bekommen, andererseits um etwas Abstand zu Seneca zu gewinnen. Er fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. "Ich kann mich hier nicht einsperren lassen, das musst du mir glauben. Ich verspreche dir auch, dass ich mir keinen Fehler mehr erlauben werde. Und frag' einfach nicht nach dem Warum", bat er seinen Centurio und sah ihn beinahe schon flehend an.
    Viel lieber hätte er Seneca von Sibel erzählt, als einfach nur irgendwelche unbegründeten Phrasen von sich zu geben und zu hoffen, dass sein Vetter sie schluckte, doch er konnte nicht wirklich daran glauben, dass er die ganze Wahrheit verstehen würde.

  • Nun wurde es Seneca aber etwas zu bunt, er war Neugierig, und hasste es wenn so etwas geschah, vor allem wenn es um einen Verwandten ging, und dieser ihn nicht einweihen wollte! Sein Blick folgte Avianus durch den Raum, und seine Stirn runzelte sich zu einem verwirrten, etwas missbillig dreinblickenden Ausdruck..
    "Dein Verhalten ist absurd Avianus! Du glaubst doch nicht ernsthaft dass ich das jetzt einfach so hinnehmen werde.", Seneca sprach ernst, doch innerlich überwog schon die Sensationslust, er wollte unbedingt wissen was da los war, und dass diese vermeintliche Lupa eine Rolle spielte ging ihm nicht aus dem Kopf, vielleicht war sie ja gar keine Lupa sondern eine bekannte, angesehene Frau... Was, wenn er es genauer nahm, eine interessante Möglichkeit zur Reflektion für ihn selbst und Seiana bot, auch wenn sein Cousin das wohl niemals erfahren würde..

  • "Ich habe es zumindest gehofft. Und für dich ist das alles nur deswegen absurd, weil du es nicht verstehst", meinte Avianus ernst und dennoch mit deutlich hörbarer Verzweiflung in der Stimme. Wie sollte er es auch verstehen? Vermutlich waren Männer wie er oder auch Seneca normalerweise nicht einmal dumm genug, sich derartige Geschichten auch nur auszudenken, wie die, in die er da hineingeraten war. Aber es hatte sich gut angefühlt und das tat es noch immer. Er bereute es nicht, sich auf Sibel eingelassen zu haben. Und er brauchte nicht einmal derart viele Gründe für sein Verhalten, ihm genügte genau ein einziger. Er liebte sie.
    Er setzte sich wieder hin und vergrub das Gesicht für einen Moment in seinen Händen, bevor er Seneca resigniert in die Augen sah.
    "Was wenn ich dir sage, dass es eine Frau gibt, der nicht jeder da draußen nur Gutes will? Und ich ihr versprochen habe, da zu sein, wenn sie mich braucht?", fragte er abwesend und wendete seinen Blick wieder von seinem Verwandten ab, um ihn auf die Tischplatte zu richten. Nicht, dass die Holzplatte derart interessant war, aber er erwartete auf seine Worte nicht unbedingt eine Reaktion, die er sehen wollte. "Ich verstehe dich, wenn du sagst, ich darf mich nicht mehr mit ihr treffen, aber ich will nur die Gewissheit, dass es ihr gut geht", setzte er fort, als er sich wieder gefasst hatte. "Und das letzte, was ich will, ist, dass sich das hier auf meinen Dienst bei der Garde auswirkt oder ein schlechtes Licht auf unsere Gens wirft, da hast du mein Wort."
    Es tat weh, und wie. Er stellte seine Gens und die Garde über Sibel. Doch etwas anderes blieb ihm in diesem Moment nicht übrig. Sie hatte ihm gesagt, er wäre alles für sie, und er wusste genau, weshalb er ihr nie dasselbe gesagt hatte und es auch nie würde tun können. Es gab so viele Dinge, die unglaublich wichtig waren, wie eben die Iunii und die Garde. Zwischen all den anderen Dingen konnte ihm Sibel nicht alles bedeuten. Doch sie bedeutete ihm alles, was er für sie nur irgendwie erübrigen konnte.

  • Seneca blieb ruhig und blickte die ganze Zeit nur in seinen Becher während Avianus sprach, auch als er sich setzte, und immer weitersprach unterbrach Seneca ihn nicht. Erst als es einen Moment still blieb hob Seneca seinen Kopf wieder und blickte Avianus mit einem nichtssagenden Blick an, dann blickte er zur Seite, zur Weinkanne, und schenkte erst einmal bei beiden nach. Anschließend, er hatte es gerade so mit der Stille und der entstehenden Spannung, nahm er noch einen Schluck und stellte seinen Becher ab. Er kratzte sich kurz am Hals und begann zu sprechen, "Also ist sie doch keine Lupa?" fragte er recht kühl, aber keineswegs feindselig, "Und wer sollte ihr was schlechtes wollen? Ist sie eine Anhängerin Salinators?", da Seneca das Thema Lupa und Avianus innerlich schon abgehakt hatte, fragte er in dieser Richtung weiter. Bevor er ihm eine Standpauke halten würde, über Stand und Verantwortung, würde er erst einmal mehr über diese Frau erfahren wollen..

  • Es hatte ihn einiges an Überwindung gekostet, sich dazu zu entscheiden, das von Sibel und ihm zu beichten und er war tatsächlich froh darüber, dass es danach erst einmal eine Weile still blieb. Avianus rieb sich nur mit der Hand den Nacken und wartete ab.
    "Danke", kam es von ihm tonlos, nachdem Seneca ihm Wein nachgeschenkt hatte. Er trank mehrere Schlucke, bis sein Verwandter die Stille brach und er daraufhin seinen Becher wieder sinken ließ.
    Sein Vetter schien seine Situation noch immer nicht zu verstehen. Avianus schüttelte den Kopf, nicht als Antwort auf irgendeine von Senecas Fragen, sondern aus der puren Verzweiflung heraus, die noch immer anhielt.
    "Seneca… nichts was ich dir jemals über sie erzählt habe, war gelogen. Das ist es ja, was mir so große Sorgen bereitet", entgegnete er und ahnte, dass Seneca spätestens jetzt die gesamte Problematik der Angelegenheit erkennen würde.
    Er hatte immer versucht seinem Cousin gegenüber ehrlich zu bleiben, doch ob er das positiv sehen sollte war eine andere Frage, in diesem Fall war die Wahrheit nämlich auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.

  • Die Geschichte wurde immer interessanter, und so langsam auch ein wenig beunruhigend.. Seneca beugte sich aus seinem Sessel ein wenig nach vorne und legte eine Hand in die andere, während er seine Ellenbogen auf seinem Knie abstützte...
    "Sie ist also eine Lupa, und du hast... Gefühle für sie?", fragte Seneca vorsichtig, langsam dämmerte es ihn ein wenig, "Und beim, du weißt schon, hast du sie bezahlt?", fragte er weiter, "Ich meine, diese Masche würde sich ja anbieten oder nicht?" sicher war das jetzt unangenehm, zumindest für Avianus, aber da musste er jetzt eben durch..

  • Er hatte jeden Moment damit gerechnet, dass eine Welle von Vorwürfen und Worten über Verantwortung, gesellschaftliche Normen und Standesbewusstsein über ihn hereinbrach, die er kommentarlos hätte schlucken müssen. Doch sie kam nicht. Stattdessen folgten nur weitere Fragen. Avianus war einerseits irritiert andererseits aber auch froh darüber.
    "Sie ist... eine Lupa." Die Worte wollten ihm nur schwer über die Lippen kommen, hatte er sich selbst doch immer einzureden versucht, dass es einen Unterschied zwischen seiner Sibel und Beroe, der Lupa, gab, einfach um sein Gewissen zu beruhigen. "Aber es ging eigentlich nie darum, was sie ist." Er war wieder sichtlich und hörbar entspannter, denn das für ihn schlimmste hatte er bereits hinter sich, so glaubte er. "Sie hat mir einmal geholfen, und als Dank dafür habe ich ihrem Vorschlag zugestimmt, sie wieder zu treffen. Einfach so, um zu reden, weil sie sonst niemanden hatte", erklärte er ruhig. "Es war nie mehr, bis gestern. Aber ich habe nie auch nur ein As für sie bezahlt." Bestimmt gab es Lupae, die versuchten, ihre Kunden so um den Finger zu wickeln, dass sie auch sicher immer wieder kamen. Sibel würde er das allerdings nie zutrauen, jedenfalls nicht, wenn es um ihn ging. Und wüsste er nicht, dass Seneca Sibel nicht einmal das kleinste bisschen kannte, hätte es Avianus vielleicht sogar geärgert, dass sein Cousin als erstes in die Richtung dachte.

  • Bis gestern? Seneca wunderte sich wie lange die ganze Sache schon lief, aber er verbarg seinen Groll im Weinbecher und ließ das "rote Gold" seine Kehle runterfließen. Wie bereits zuvor ließ Seneca seinen Cousin ausreden bevor er überhaupt das Wort ergriff..
    "Avianus, ich gehe davon aus dass du weißt welche Verantwortung du mit deiner Herkunft und deinem Eid zu tragen hast?", Seneca sprach so als wäre er wirklich überzeugt von Avianus' Bewußtsein dieser Tatsachen, "Dieses Mädchen entspricht nicht den Erwartungen die unsere Familie an dich hat, die ich an dich habe.", Seneca wurde etwas lauter, auch wenn er weit weg von wirklicher Aufregung war, "Du bist noch Soldat, es ist akzeptiert sich mit solchen Damen zu vergnügen, aber achte auf deine Gefühle, du weißt genauso gut wie ich dass du diese, ich nenne es mal Beziehung, mit steigendem Rang nicht aufrecht erhalten kannst.", damit wäre zumindest der Teil des Familienvorsitzes getan, doch da war eine weitere Kleinigkeit welche Senecas Interesse forderte, "Aber gut, du sagtest sie hätte Feinde, was hat das zu bedeuten? Lappalien, wie konkurrierende Damen, oder wirkliche Gefahren?", Seneca lehnte sich wieder zurück..

  • Er würgte jeden Kommentar hinunter und ließ Seneca zu Ende sprechen, zum einen weil er bei ihm dasselbe getan hatte, zum anderen weil er wusste wie Recht Seneca hatte.
    "Natürlich weiß ich das", bestätigte er dann ernst. "Ich weiß das alles, und sie weiß es auch. Ich habe es ihr schon mehr als nur einmal gesagt. Und ich bin mir dessen auch bewusst, dass es so nicht ewig funktionieren wird." Spätestens wenn er einmal zum Centurio würde, und er hoffte, dass er irgendwann so weit kam, müsste er sich von ihr trennen. Ob Sibel das auch klar war, konnte er aber nicht sagen. Sie brauchte sich um solche Probleme schließlich auch nicht zu kümmern. Für sie war die Welt in Ordnung, wenn sie ein paar Sesterzen in der Tasche und irgendein Dach über dem Kopf hatte, noch viel mehr, wenn es am Ende des Tages noch jemanden gab, der sich um sie kümmerte und Zeit mit ihr verbrachte. Um Ehre, Ansehen und einen guten Ruf brauchte sie sich nicht zu sorgen. Ein Gedanke, der ihn leise seufzen ließ.
    "Und es ist doch wohl auch klar, dass jemand wie sie nicht in den besten Kreisen verkehrt… es gab da mal einen Mann, er hat sie bedroht und benutzt wie eine Sklavin. Sie hat gesagt, er würde sie wahrscheinlich töten, wenn er von mir erfahren würde. Gestern meinte sie dann, sie wäre ihn los. Im Moment sieht es so aus als wäre sie sicher, aber sie bedeutet mir zuviel, als dass ich mich einfach darauf verlassen könnte, dass es auch so bleibt", sagte er unglücklich. Er hatte nie ein gutes Gefühl, wenn er daran dachte, dass eine junge Frau wie sie ganz alleine in einer Stadt wie Rom unterwegs war.
    "Meinst du, du kannst mir bei dieser Sache einfach vertrauen? Wenn du es so willst werde ich mich auch für eine Weile nicht mehr mit ihr treffen, es sei denn sie lässt mich wissen, dass sie mich braucht und meine Zeit es dann irgendwie zulässt." Er schluckte schwer, aber er wollte Seneca zeigen, dass er seine Gefühle im Griff hatte und wusste, was gut für ihn war. Und wenn Seneca in irgendeiner Weise Verständnis für seine Situation hatte, würde er auch den Nachtdienst nicht mehr erwähnen.

  • Seneca wägte kurz ab was er sagen sollte, deutlich sichtbar an seinen Lippen, bis r kurz eine Art Nicken andeutete, "Gut. Ich dachte mir schon dass du das weißt.", erklärte Seneca mit einem Grinsen, "Jemanden der sie wie eine Sklavin behandelt? Nun, es gibt viele solcher Typen in Rom, kleine Fische eigentlich, und dennoch nicht zu unterschätzen.", sagte er nun wieder ernster, das Schicksal der kleinen war ihm eigentlich ziemlich egal, da hatte er schon schlimmeres gehört, aber er steckte ja auch nicht in Avianus' Haut..
    "Und wobei soll ich dir Vertrauen? Was hast du denn vor? Im Prinzip kannst du mit deiner freien Zeit ja machen was du magst, auch zu seiner Lupa gehen, nur sollst du bitte zusehen dass deine Leistungen nicht darunter leiden, und dass du unserem Ansehen nicht schadest.", der Centurio merkte dass es seinem Verwandten wirklich wichtig war, und wenn dieser wüsste mit wem sein Cousin so verkehrte, er hätte wohlmöglich auch das ein oder andere Wort über Seneca's Beziehung zu sagen, also beließ es Seneca erst einmal bei seiner kurzen Standpauke und den weiteren Fragen zur scheinbaren "Gefahr" für diese Dame..

  • Avianus erwiderte Senecas Grinsen mit einem kurzen Lächeln und trank den letzten Rest Wein, der noch in seinem Becher war.
    "Eigentlich sind mir solche Männer egal, dafür bin ich nicht zuständig, aber ich werde nicht zulassen, dass er oder sonst wer ihr etwas antut, wenn ich es verhindern kann." Für ihn war dieses Thema damit gegessen, wenn Seneca nicht noch mehr wissen wollte, doch im Grunde hatte er ihm alles erzählt und seinen Standpunkt inzwischen mehr als klar definiert.
    "Naja, ich weiß nicht… glaubst du mir, wenn ich sage, dass ich weiß, wie weit ich gehen kann? Und dass ich dazu fähig bin, es zu beenden, wenn es sein muss? Das kann ich, Seneca", meinte er nur ernst. Es war ihm wichtig, was Seneca von ihm dachte, er war sein Vorgesetzter und Verwandter. Er war von ihm abhängig, es konnte ihm einfach nicht egal sein.
    Aber zumindest war er sein Geheimnis jetzt los geworden, wenn auch nur seinem Cousin gegenüber, dennoch hatte das Gespräch mit ihm einiges an Gewicht von seinen Schultern genommen. Mit einem Mal schlich ein leichtes Grinsen in seine Züge. "Das heute auf dem Exerzierplatz… du hast mich ganz schön ins Schwitzen gebracht."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!