Die Blockade von Thebae

  • Nicht einmal eine komplette Legion hatte Cornelius Palma aus seinem Heer abgezweigt, vom nach der Landung in Corinthus nach Norden zu ziehen, vorbei an Athenae, um nach Thebae zu gelangen, wo die Straße nach Norden in die Provinz Macedonia abzweigte. Nicht einmal eine Legion, die eine Streitmacht aufhalten sollte, die nach seinen letzten Informationen aus sicherleich drei Legionen bestand, vielleicht auch vier oder gar fünf, plus die zugehörigen Auxiliareinheiten. Aber Cornelius Palma machte sich keine Sorgen um den Erfolg seines Vorhabens, denn er kannte die Vorzüge des gebirgigen Landes und er hatte das Unternehmen einem fähigen Kommandeur aus seinem Gefolge anvertraut.


    Jener Mann, Kaeso Triarius Barbillus, hatte schon in mehreren Legionen gedient, zunächst als Tribun, später als Kommandeur, und vor allem Cornelius' Bruder in Britannien gute Dienste geleistet. Nun lautete sein Auftrag, seinem Kaiser den Rücken frei zu halten und die anrückenden Truppen aus dem Norden so lange aufzuhalten wie es ging. Und das wollte erreichen, indem er sie so lange wie möglich von Thebae fern hielt. Einige Meilen nördlich der Stadt ließ er daher das Lager aufschlagen und schwer befestigen. Zusätzliche Wälle im Umland wurden ausgehoben und die breite Straße vollständig blockiert. Soweit es die kurzer Zeit und die geringe Mannstärke zuließ, wurden gigantische Massen an Nachschub herangeführt, um eine lange Belagerung auszuhalten und auch, um den anrückenden potenziellen Belagernern selber die Möglichkeit zu nehmen, sich in der nahen Umgebung Nachschub zu beschaffen.


    Fast ohne Pause stand Kaeso Triarius Barbillus selber bei seinen Truppen, spornte sie hier zum Ausheben tieferer Gräben an, lobte dort die Menge an beschafften Gütern, begleitete anderenorts eine Expedition in eine benachbarte Siedlung, um den Forderungen der Soldaten den nötigen Nachdruck zu verleihen. Trotzdem verrann die Zeit schneller, als ihm lieb war, und mit dem Eintreffen eines gegnerischen Heeres aus dem Norden war immer dringender zu rechnen.

  • Tage und Wochen waren sie marschiert, im Eiltempo zumindest dort, wo es die Straßen zuließen. Marius Turbo hatte sie angetrieben, denn er wusste, was auf dem Spiel stand. Nicht nur der Thron des Kaisers, sondern auch sein eigener Ruf als Feldherr, der seinem Kaiser bedingungslos und vor allem erfolgreich den Rücken frei hält. Also mussten sie Palma stoppen, um jeden Preis - und je früher, umso besser. Daher freute es Turbo durchaus, dass sie immer weiter südlich kamen und zunächst noch immer keine Spur von Palma zu entdecken war.


    Schließlich erreichten seine Späher aber doch die Gegend von Thebae uind erhielten schnell Nachrichten von der Blockade des Weges, noch bevor sie die Verschanzungen sehen konnten. Schnell waren sie sich sicher, nun Palmas gesamtes Heer gefunden zu haben und meldeten dies ihrem Befehlshaber. Turbo war da skeptischer. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Palma Tage mit dem Anlegen einer riesigen Verschanzung verbringen würde, wenn er eigentlich weiter nach Norden rücken wollte. "Irgendetwas stimmt hier nicht", murmelte der alte Haudegen und schickte seine Männer vor, so viele Informationen wie möglich über das Blockadewerk und die Truppenstärke des Gegners einzuholen.

  • Die Ankunft des Feindes blieb den Soldaten bei Thebae nicht lange verborgen, so dass diese ihrerseits Erkunder los schickten, um den Aufmarsch der gegnerischen Truppen zu beobachten und ihre tatsächliche Stärke einzuschätzen. Nicht nur für die eigenen Maßnahmen war das wichtig, sondern auch um Palma Meldung zu machen, wie viel Zeit sie ihm noch erkaufen konnten, bevor er nach Italia übersetzen musste, wenn er nicht in Achaia gestellt werden wollte. Kaeso Triarius Barbillus, der Kommandeur der Blockade, ließ sich ständig unterrichten und ritt auch selber mit hinaus, um sich mit eigenen Augen ein Bild von der Lage zu machen.


    Da seine Truppen schon länger in dem Gebiet lagen, hatten sie Vorteile in der Ortskenntnis, die sie sofort auszunutzen versuchten, indem sie gegnerische Kundschafter in einen Hinterhalt lockten. Auch Versorgungs- und Bautrupps, die die frisch eingetroffenen Truppen mit Wasser, Nahrung oder Baumaterial für ihr Lager versorgen wollten, gehörten bald zu ihrem bevorzugten Angriffsziel. Wo immer es ging, versuchten Palmas Truppen dem Gegner das Leben schwer zu machen, bevor dieser sich in einem Lager einrichten konnte und vor allem, bevor dieser in voller Stärke aufmarschiert war. Denn Zeit blieb der wichtigste Faktor, da es auf Dauer kaum möglich sein würde, die zahlenmäßig überlegene Armee der unteren Donau wirksam aufzuhalten. Aber bis dahin waren die Soldaten bereit, alle Kräfte einzusetzen und an ihre Grenzen zu gehen. Wenn es sein musste, auch noch darüber hinaus.

  • "Nur ein verfluchter Vorposten, der uns das Leben schwer machen soll", brummte Turbo in seinem Feldherrenzelt, als sich die Meldungen der Beobachter und die Berichte über Überfälle und Hinterhalte häuften. "Aber bitte, das kann er haben. Verzichtet auf großartige Erkundung und verstärkte Befestigung! Die sind eh zu wenige, um unser Lager direkt anzugreifen. Wir nehmen den direkten Weg, sobald die anderen Legionen nachgerückt sind." Bis dahin war Abwarten angesagt. Und eine Meldung nach Rom.

  • Mehr Tage als ihm lieb war, aber letztlich doch nur wenige Tage seit seinem eigenen Eintreffen musste Turbo warten, bis weitere Legionen seiner Armee nachgerückt waren. Die Erkundigungen waren auf das nötigste beschräkt worden und auch beim Nachschub hatte man gerade so viel Aufwand betrieben, dass das Risiko gering blieb und die Männer trotzdem bei Laune. Im Gegenzug für die mäßige Versorgung brauchten sie auch nicht allzu schwer zusätzlich zu schanzen, denn Turbo hatte keine Lust, sich auf einen langen Stellungskrieg einzulassen. Und andere Anweisungen hatte er ohnehin.


    Am späten Nachmittag ließ er alle Offiziere seiner Armee zu sich kommen. "Ich halte mich nicht mit langen Reden auf. Das da vorne ist nur ein mieser, kleiner Vorposten, der uns aufhalten soll und das lasse ich mir nicht bieten. Wenn Cornelius Palma uns beschäftigen will, muss er schon mit seiner gesamten Armee persönlich kommen. Und selbst dann schlagen wir ihn vernichtend. Und diesen Vorposten da radieren wir morgen aus. Aufbruch am Ende der dritten Nachtwache! Du - nimmst mit deinen Leuten diesen Weg. Du - greifst von hier an. Ich nehme die Mitte. Wir rücken schnell und massiv vor. Dran, drauf, drüber! Bis Mittag will ich die Sache erledigt haben. Fragen? Keine! Wegtreten zum Vorbereiten! Und vergeudet keine Zeit mit Heimlichkeiten. Palmas Waschweiber können ruhig mitbekommen, dass sie bald eine Abreibung bekommen!"

  • Mit jedem Tag, den die feindlichen Truppen weitgehend tatenlos vor der Blockade lagen, ahnte Kaeso Triarius Barbillus mehr, was auf sie zukommen würde. Es war ganz eindeutig die Ruhe, auf die der Sturm folgen musste. Und so wie es aussah, würde es ein heftiger Sturm werden. Kaeso Triarius Barbillus zeigte sich daher immer wieder bei seinen Soldaten auf der Verschanzung, feuerte sie an, die Gräben noch tiefer auszuheben und die Wälle noch besser zu befestigen und machte sie heiß auf das kommende Gefecht. Eine doppelt schwere Aufgabe, denn erstens wusste er, dass sie die Stellung nicht ewig würden halten können und zweitens würde hier Römer im Kampf gegen Römer ihr Leben lassen. ABer es war für eine gute Sache, denn auch wenn er keinen Groll gegen den Feldherren der Gegenseite hegte, so musste er ihn doch aufhalten, da dieser eindeutig auf der falschen Seite stand. Viel lieber würde er ihm dies aufzeigen, ihn mit seinem Heer zum Anschluß an Palma bewegen, um gemeinsam neue, zusätzliche Kräfte gegen Salinator zu mobilisieren, aber dazu bot sich keine Gelegenheit. Und Kaeso Triarius Barbillus war auch nicht der Mann, der sich als Unterhändler auf den Weg gemacht hätte, um mit Quintus Marius Turbo zu verhandeln. Dafür hätte Palma einen anderen schicken müssen. Kaeso Triarius Barbillus war hier, um die Blockade von Thebae so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.


    In der Nacht wurde er geweckt. Die Wachen berichteten von Lärm und Licht im Lager der Gegner. Kaeso Triarius Barbillus war sofort wach und verlangte nach seiner Rüstung. "Sie kommen."

  • Tatsächlich machten die Truppen um Marius Turbo befehlsgemäß keine Heimlichkeiten aus ihrem bevorstehenden Angriff. Mit Beginn der dritten Nachtwache hatten sich die Lager erhoben, die Truppen Kampfbereitschaft hergestellt und Aufstellung vor der eigenen Verschanzung genommen. Noch bevor sich die Legionäre in Bewegung setzten, machten sich leichte Hilfstruppen auf den Weg in die umliegenden Hügel, um flüchtenden Gegnern den Weg abschneiden zu können. Neben der Kampfausrüstung führten die Legionäre vor allem Schanzwerkzeug und Holz mit, um den gegnerischen Verteidungswerken zu Leibe rücken zu können.


    Pünktlich zum Ende der dritten Nachtwache setzte sich die komplette Front auf drei Wegen in Bewegung, um auf die Blockadestellung zuzuhalten. Die Dunkelheit verbarg dem Gegner ihre eigene Stärke und ihnen selber die Größe der vor ihnen liegenden Verschanzungen. Aus Sicht der Offiziere war beides ein Vorteil, denn so konnte man den Gegner durch viel Lärm besonders gut beeindrucken und außerdem verzagten die eigenen Truppen nicht an der bevorstehenden Aufgabe. Im leichten Laufschritt ging es so für die ersten Truppen den leichten Hang hinauf, auf die gegnerische Stellung zu - immer in Erwartung der ersten Gegenwehr durch Speere, Geschossbolzen, Pfeile und Annäherungshindernisse aller Art.

  • Die Verteidiger hatten sich auf den Alarm hin eilig und tatendurstig auf den Wällen versammelt, wo Unmengen an Wurfgeschossen aller Art bereitlagen, um den Ansturm aufzuhalten. Mehrere tiefe Gräben zierten das Vorfeld, dazu kamen hölzerne Verhaue mit angespitzten Hölzern, Fallgruben und spitze Eisenhaken im Boden. Auch die Wälle waren, wo immer es ging, besonders hoch und steil angelegt worden. Und oben auf diesen Wällen standen nun die Legionäre und warteten darauf, bis die ersten schmerzerfüllten Schreie aus den Reihen der Gegner andeuteten, dass die ersten Fallgruben erreicht waren. Das war für die Verteidiger nämlich gleichbedeutend damit, dass sie in Reichweite der Fernwaffen waren. In der Dunkelheit fiel es den Geschützmannschaften aber schwer, so zielgenau wie üblich zu schießen, so dass sie mehr auf gut Glück in die lärmende Masse schossen. Irgendwas würden sie schon treffen. Hinzu kamen die Speere, die geschleudert wurden, als die Angreifer die ersten Gräben erreichten.

  • Die ersten Verluste ließen nicht lange auf sich warten, als Soldaten in Fußangeln traten, in Fallgruben stürzten oder von Geschossbolzen getroffen wurden. Nicht jeder Verlust bedeutete gleich einen gefallenen Soldaten und in die entstandene Lücke rückte bald ein neuer Mann. Trotzdem war jeder Soldat froh, wenn es nicht ihn traf, auch wenn es ihm um seinen Kameraden möglicherweise sogar leid tat. Die ersten, die unversehrt die Gräben erreichten, waren fast froh darüber, sich nun dort hinein ducken zu können, um mit ihren Schilden über dem Kopf eine Brücke für ihre nachrückenden Kameraden zu bilden. So waren sie immerhin vor weiteren Angriffen weitgehend geschützt. Über ihre Köpfe hinweg eilten weitere Soldaten nach vorne, die nun ihrerseits begannen, Speere auf die Verteidiger zu schleudern. Auch Schleuderer und Bogenschützen waren in der ersten Angriffswelle mit dabei und suchten sich etwas gedeckte Positionen im Vorfeld, von denen aus sie die Verteidiger unter Beschuss nehmen konnten. Auch wenn sie durch den Kampf bergauf an Reichweite verloren, so konnten sie dadurch gleichzeitig profitieren, denn die Gegner an besonders hohen Positionen zeichneten sich so immerhin als Siluette gegen den Nachthimmel ab und waren somit leichter zu treffen. Auf Feldgeschütze hatte Marius Turbo dagegen verzichtet, da sie ihm in diesem Gelände nicht schnell genug bewegt werden konnten.


    Tatsächlich zeigten Schnelligkeit und Massivität des Angriffs bald schon Erfolge. Zumindest, wenn man es als Erfolg bezeichnen wollte, dass mutmaßlich sämtliche Fallgruben, Fußangeln und sonstige Annäherungshindernisse binnen kürzester Zeit auf schmerzhafte Art und Weise gefunden wurden und in den Gräben eigene Leute hockten, die den weiteren Angreifern den Weg ebneten.

  • Der Speerhagel der Verteidiger zeigte durchaus die erhoffte Wirkung, konnte den Angriff aber wie erwartet nicht zum Erliegen bringen. Die Geschütze schossen weiter, während die Soldaten nun zu Steinen als Wurfmaterial griffen, um sich auf den Kampf um die Wälle vorzubereiten. Die Gräben waren zwar noch nicht an allen Stellen völlig aufgegeben worden, aber früher oder später würden sie verfüllt sein und kein nennenswertes Hindernis mehr für den Gegner darstellen. Aber nicht nur bei den Angreifern gab es Verluste, auch die Verteidiger mussten die ersten Soldaten auswechseln, die von Speeren, Pfeilen oder Schleuderbleien getroffen worden waren. Die Geschütze versuchten verstärkte, die Positionen der gegnerischen Schützen unter Beschuss zu nehmen, um sie zumindest zu vertreiben und dadurch daran zu hindern, weiter zu schießen.


    Möglichst nahe hinter den Wällen und trotzdem so geschützt wie möglich, eilte Kaeso Triarius Barbillus von Stellung zu Stellung, um sich selber ein Bild von der Lage zu machen und die Soldaten durch seine Anwesenheit moralisch zu unterstützen. Dass der Angriff von mehreren Seiten erfolgte, hatte er erwartet, machte ihm seine Aufgabe aber nicht leichter, denn so musste er ständig in Bewegung bleiben, um keinen Abschnitt zu vernachlässigen.

  • Marius Turbo setzte für den Angriff weiter auf Masse. Er hielt sich am vorgeschobenen Verbandsplatz auf, den man unterhalb des Abhangs eingerichtet hatte und an dem alle Verletzten erstversorgt wurden, bevor sie zu den Ärtzten zurück ins Lager zurückgeschickt wurden. Kaum erreichte die Zahl der neu eingetroffenen Verletzten die Stärke einer halben Centurie, schickte Marius Turbo eine komplette frische Centurie den Hang hinauf. Während die Soldaten in vorderster Front die Verteidiger des Walls inzwischen auch im Nahkampf bedrängten, füllten nachrückende Kräfte Gräben und Gruben mit Reisig und Erde auf, um die Bewegung im Hang zu vereinfachen. Ganz vorne eiferten die Centurionen dagegen darum, wer von ihnen zuerst den Wall überschritt und einen Fuß ins gegnerische Lager setzte und sich damit Hoffnung auf Ehrungen und Auszeichnungen machen konnte. Und natürlich wollten in jeder der drei Angriffsrichtungen die jeweiligen Soldaten die ersten sein, die den Durchbruch erzwangen und stürmten dementsprechend weiter vor, den Steinhagel von Seiten der Verteidiger so gut es ging ignorierend. Immerhin konnte man Steine auch selber verwenden und zurückwerfen.

  • Noch hielten sich die Verteidiger sicher auf den Wällen und konnten sich nun auch damit motivieren, dass sie immerhin schon bis zur Morgendämmerung durchgehalten hatten. Der Himmel wurde langsam aber merklich heller, der Druck des Gegners ließ aber keineswegs nach. Längst hatten Kaeso Triarius Barbillus und seine Offiziere die Männer vorne an der Front mehrfach auswechseln lassen, damit immer frische Kräfte vorne standen. Die Ärzte hatten inzwischen alle Hände voll zu tun und Tote gab es natürlich auch schon zu beklagen. Viel Zeit dafür blieb aber nicht, denn selbst wenn an einer Seite der Blockadelinie mal etwas mehr Ruhe war, bedeutete dies meist nur, dass an der anderen Seite ein besonders schwerer Ansturm abgewehrt werden musste.


    Mit dem aufziehenden Tageslicht wurde auch die Größe des Angriffs mehr und mehr sichtbar. Das Vorfeld hatte der Gegner ganz und gar unter seiner Kontrolle, weder Gräben noch Fallgruben bedeuteten irgendeine Gefahr mehr. Kaeso Triarius Barbillus und seine Leute mussten sich ganz auf ihre eigene Kampfkraft verlassen und darauf hoffen, dass Marius Turbo mit ihnen gnädig sein würde, wenn sie den Widerstand schlielich irgendwann entkräftet zusammenbrechen lassen mussten.

  • So wie der anbrechende Tag die Verteidiger motivierte, aus der erreichten Leistung weitere Kraft zu schöpfen, so motivierte er auch die ANgreifer, nun noch zielstrebiger zu Werke zu gehen. Die Sicht wurde besser, was ein noch koordinierteres Vorgehen ermöglichte und den Fallen einen Teil ihres Schreckens nahm. Außerdem fühlten sich die Soldaten nun mehr als vorher durch ihre Offiziere beobachtet und wollten so natürlich mit Leistung glänzen. Konnte es für einen einfachen Soldaten etwas schöneres geben, als den anbrechenden Tag mit einer Heldentat zu beginnen und als erster die feinlichen Wälle zu überqueren?


    Marius Turbo hegte keine derartigen sentimentalen Gefühle oder ließ sie sich zumindest nicht anmerken. Auch auf dem Verbandplatz seiner Einheiten herrschte inzwischen Hochbetrieb, mehr noch als bei den Verteidigern, da keiner seiner Offiziere die Männer schonte. Man musste die Überzahl schließlich ausnutzen. "Schickt noch einmal frische Männer rauf!"

  • Jeder Ansturm der salinatortreuen Truppen kostete die Getreuen Palmas Kraft und forderte einen Blutzoll auf beiden Seiten. So nahm das unausweichliche Schicksal der zahlenmäßig deutlich unterlegenen Truppen um Kaeso Triarius Barbillus bald seinen Lauf. Die rechte Seite der Verteidiger brach als erste ein und binnen weniger Augenblicke führte dies in einer Kettenreaktion zu einem Sturz der gesammten Blockadelinie. In hektischen Rückzugsgefechten scharten sich die Soldaten so gut es noch ging um ihre Feldzeichen oder Kommandeure, um nicht als einzelne Versprengte einfach niedergemacht zu werden und ergaben sich dann befehlsgemäß dem übermächtigen Feind.


    Wenig später kam Marius Turbo den Hang hinauf geritten, um sich selber ein Bild von der eingenommenen Stellung zu machen. Erst als er Anweisungen gegeben hatte, wie seine Truppen den freigekämpften Weg nun nutzen sollten, um ihren Marsch nach Süden fortzusetzen, hielt er es für nötig, persönlich auch mit dem gefangengenommenen Anführer der Gegner zu sprechen. Der Wortwechsel fiel kurz aus. Immerhin Römer gegen Römer, so dass sie bequem in derselben Sprache sprechen konnten, aber doch auf so unterschiedlichen Standpunkten, dass man meinen konnte, sie kamen aus verschiedenen Welten. Kaeso Triarius Barbillus zeigte keine Angst vor welche Strafe auch immer, solange er und seine Soldaten am Leben blieben, denn er war überzeugt, dass Cornelius Palma siegreich sein würde und sie bald wieder frei und noch dazu Helden sein würden. Quintus Marius Turbo widerum verspürte keine großen Ambitionen auf monströse Prozesse und drakonische Urteile, ging er doch fest von einem Sieg Salinators aus, der sich dann persönlich in Rom um die Aburteilung der Verräter kümmern konnte.


    So wurden die gefangengenommen Soldaten nur entwaffnet und in den nächsten Tagen auf mehrere kleine, gut bewachte Lager verteilt, während der gefangenen Offiziere als hochwertige Beute den Heerzug weiter nach Süden begleiten mussten. Sie erreichten den Ort, an dem Cornelius Palma zuletzt gelagert hatte, mehrere Tage, nachdem dieser ihn verlassen hatte.

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