Zumindest Ocella verdiente mehr als ein "normaler" Schreiber. Dass er dafür für den Duumvir etwas im Aufgabenbereich des Aedilis Mercatuum spionieren musste, behielt er aber für sich: Je weniger Mitwisser, destor besser. Mein Schreibergehalt wurde etwas aufgestockt, da ich sowohl dem Aedilis Mercatuum, als auch dem Duumvir zuarbeiten muss. Außerdem bekomme ich noch einige Unterstützung von befreundeten Händlern.
[Atrium] Verwandschaftsbesuch
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"Schade... dann bleib ich wohl besser bei meiner Arbeit. Wäre ja auch zu schön gewesen um wahr zu sein", sagte Varus augenzwinkernd zu dem Verwandten.
"Wie geht es denn mit dem Haus hier. Als ich das Haus des Ostiastammes hier übernommen habe war es mehr oder weniger eine Ruine und ich musste alles was ich an Geld hatte reinstecken damit es wieder bewohn- und vermietbar wurde. Ich hab es nur kurz vor deiner Ankunft verkauft und jetzt ja mein eigenes Haus in Roma gekauft. Wobei ich erwähnen sollte das das hier eine, wenn auch große, Insula war, während ich in Roma ein relativ kleines aber allein bewohntes Atriumhaus habe."
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Auf die kleine Spitze seines Cousins konnte Ocella ebenso grinsen. Man verdiente sicherlich am Anfang noch nicht die Welt, aber genug, um einige Geschäfte führen zu können. Außerdem standen sie beide ja wohl noch recht am Anfang von interessanten Karrieren.
Das Haus... Nun ja... die vielen Geschichten um die "Sklavenverwaltung" des Hauses hatten offenbar - zum Glück - noch keine großen Kreise gezogen. Wenn er etwas an einer kleinen Sklavenzahl schätzte, dann, dass die Sklaven in kleiner Gruppe oft diskreter waren, als wenn sie in großer Gruppe versammelt waren. Promachos hatte als Quasi-Verwalter hervorragende Arbeit geleistet und den Laden am Laufen und die anderen Sklaven unter Kontrolle gehalten. Es gab nichts schlimmeres als einen Skandal um ein Haus der Familie eines ehemaligen Duumvirs, das langsam herunterkommt. Das Haus war in einem guten Zustand als ich hier ankam, obwohl hier schon länger kein Familienmitglied mehr gewohnt hat. Lediglich der Maiordomus, ein treuloser Libertus, war verschwunden und ich war gezwungen einen neuen Maiordomus einzusetzen. Ich hoffe sehr, dass unsere Verwandschaft in Rom nichts gegen die Ernennung einzuwenden hat.
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"Dann hattest du mehr Glück als ich. Verwunderlich wenn der Maiordomus verschwunden ist. Hat er viel mitgehen lassen?"
Varus überlegte einen Moment.
"Ich habe Milo noch nie was in der Richtung sagen hören. Was nicht heißen soll das er keinen Anspruch auf das Haus erhebt. Ich weiß es ehrlich gesagt schlicht nicht. Wer hat denn das Haus in Ordnung gehalten wenn der Maiordomus verschwunden war?"
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Der junge Sklave, der zwischen den Säulen stand, räusperte sich auf die Fragen von Varus, woraufhin er von Ocella einen mahnenden Blick erntete.
Nun ja, viel war es glücklicherweise nicht. Allerdings hat er sich noch an der Lebensmittelkasse bedient, die gut gefüllt war, und heimste so mehrere Wochenlöhne an. Jetzt ist er auf und davon. Wenn du mich fragst, glaube ich ja, dass er sich irgendwo in Hispania oder Germania befindet, um weit weg von Rom eine neue Existenz aufzubauen oder, was sogar noch wahrscheinlicher ist, die Monatslöhne bis Mantua vertrunken hat und dort irgendwo als Arbeiter anfängt. Jedenfalls will ich nichts mehr mit der Angelegenheit zu tun haben. Wenn die Verwandten in Rom die Sache weiterverfolgen wollen, steht es ihnen frei. Allerdings bezweifle ich, dass sie ihn noch auffinden werden können.
Die zweite Frage war jedenfalls interessanter. Und Ocella beantwortete sie gerne.
Die Aufgaben des Maiordomus hat derweil der Hauslehrer Promachos wahrgenommen. Ich habe ihn daraufhin auch offiziell damit beauftragt, den Posten zu übernehmen, was er auch getan hat. Ich kann mich froh schätzen, ihn hier im Haus zu haben.
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"Ich denke auch das er über alle Berge ist. Da er ja auch kein Sklave war denke ich wird niemand da mehr weiter draufgehen und die Bestrafung für seine Taten dem Schicksal und den Göttern überlassen."
Varus blickte kurz zu dem Sklaven und fragte sich was dieser sagen wollte. Oder war er einfach nur auf dem Weg zu einer Erkältung und hatte den Frosch im Hals nicht mehr ausgehalten.
Varus verlor jedenfalls sehr schnell an diesem "Möbelstück" und wandte sich wieder Ocella zu."Ich denke auch das er sich das verdient hat wenn er so treu ist und von sich aus diesen Posten übernommen hat als der andere verschwunden ist."
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Bestens. Ocella atmete einmal tief ein und aus und genoß die kühler werdende Luft im Atrium, dann trank er noch einen Schluck Wasser. Und du hast dir ein eigenes Haus in Roma gekauft? Wo finde ich dich denn dann, wenn ich dich mal besuchen möchte? Er schaute seinen Cousin erwartungsvoll an, war er doch auch interessiert, wie dieser in Zukunft leben würde.
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"Ja genau hab ich.... ich war willkommen in der Casa der Gens.... aber es war nicht mein Haus... Ich wollte etwas eigenes. Genau wie ich es ja selber schaffen muss nach oben zu kommen."
"Es liegt an einer Querstraße von der Via Tusculana. Die Querstraße ist selber auch ziemlich groß und geht ungefähr auf halber Strecke zwischen dem Porta Caelimontana und dem Ludus Magnus von der Via Tusculana ab."
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[Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/stieren56bqa.jpg]| Griego (Ianitor)
Der Ianitor brachte die drei Gäste ins Atrium, bedeutete dem Träger, die Truhe auf den Boden zu stellen und bat die die Angekommenen zu warten, während er ins Tablinum ging, um dem Aedil vom Eintreffen der Gäste zu berichten.
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Im Atrium des Hauses angekommen stellte ich als erstes wieder einmal fest, dass der erste Eindruck nur allzu häufig täuschte. An der Tür noch war der Sklave des Hauses freundlich und zuvorkommend gewesen, sodass ich beinahe erwägt hätte, mir vielleicht einen der hiesigen Sklaven zu borgen, während ich Callisto hier ließe, damit sie richtig Benehmen und Gehorchen lernte. Nun aber wurde ich dessen belehrt, dass ein Sklave in Ostia nicht besser oder schlechter als einer in Alexandria war. Meinem Gepäckträger legte er nah meine Kleidertruhe abzustellen, während er mich lediglich zu warten aufforderte. Noch nicht einmal einen Platz auf einer der beiden Klinen bot er mir an, geschweige denn etwas Wasser zum Abwaschen meiner Reisestrapazen oder einen Becher Wein um mich zu erfrischen. Nix da. Äußerlich trotzdem um ein Lächeln bemüht, kochte ich innerlich bereits wieder.
Demonstrativ wartete ich also im Stehen, obwohl mir meine Füße nach diesem langen Marsch wirklich schmerzten. Aber ich setzte mich bestimmt nicht ohne zuvor eine höfliche Einladung dazu erhalten zu haben. Immerhin war ich hier Gast. Wahrscheinlich täte es dem Haushalt ganz gut, wenn der Hausherr hier mal den einen oder anderen Sklaven etwas mehr züchtigte. Ich schaute mich um und musterte die Einrichtung. Der Stil war auf jeden Fall.... anders als in meinem alten Zuhause in Alexandria. Aber ich fand dennoch nicht schlecht; nur etwas gewöhnungsbedürftig eben. -
Einige Augenblicke später erschien der Aedil in Begleitung seiner Mutter Pinnia Postumia. Er selbst war weniger vertraut mit den einzelnen Verwandtschaftsbeziehungen über seinen Großvater hinaus, sodass seine Mutter wahrscheinlich an dieser Stelle mögliche Missverständnisse sofort würde ausräumen können.
Salve... Sergia!
grüßte der Aedil daher erstmal seinen Gast förmlich, aber freundlich und betrachtete dann sowohl ihre Begleiterin, als auch den Mann neben der Truhe genauer. Der zweitere kam ihm sogar irgendwie bekannt vor. Zuordnen konnte er ihn aber noch nicht.
Ich begrüße dich herzlich in der Casa Helvetia. Darf ich dir zudem meine Mutter Pinnia Postumia vorstellen. Nimm doch bitte Platz und erzähl mir, was dich nach Ostia bringt.
deutete er dann zuerst auf seine Mutter und dann auf die Sitzecke zu seiner linken. Er selbst und seine Mutter setzten sich bereits.
[Blockierte Grafik: http://www.abload.de/img/hollyu4u8o.jpg]| Pinnia Postumia
Dann ergriff auch schon Postumia das Wort.
Salve, Sergia. Dürfen wir dir etwas zu trinken anbieten? Wasser oder verdünnten Wein?
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Kurze Zeit später erschienen ein junger Mann und eine etwas weniger junge Frau im Atrium und begrüßten mich. "Salvete, Helvetius und Pinnia!", erwiderte ich die Worte des offenkundigen Hausherrn freundlichst, während ich das Angebot mich zu setzen liebend gerne wahrnahm. Dabei kramte ich tief, tief in meinem Gedächtnis, um mich endlich zu erinnern, dass dies dann wohl Helvetius Ocella sein musste. Seine Augen, die ich so klein garnicht fand, machten mir diese Erkenntnis nicht einfacher als der seinen eigenen Namen verschweigende Hausherr selbst.
Als ich saß, bot mir die Mutter des Helvetiers etwas zu trinken an, was mich unweigerlich lächeln ließ. Erst bei der Auswahl, die sie mir dann ließ, öffnete sich mein Mund für einen kleinen Augenblick etwas verdutzt. Sie bot mir Wasser an? Zum Trinken? Bei den Ahnen meiner Mutter, wo hatte mich Tolumnius hier nur hingeführt?? Ich war doch kein Tier! Selbst Sklaven bekamen, wenn sie Botschaften überbrachten, in aller Regel einen Becher verdünnten Wein vom Nachrichtenempfänger! Doch ich versuchte mich zu beherrschen. "Ein Becher verdünnter Wein wäre ausgezeichnet. Vielen Dank.", antwortete ich also lieblich. Für eine Schale Wasser zum Waschen war es jetzt zu spät. Jetzt saß ich ja bereits mit dem Hausherrn und seiner Mutter zusammen.Ich atmete noch einmal kurz durch und blickte zu Callisto und Tolumnius. Dann wandte ich mich an den Helvetier: "Mein Name ist Sergia Fausta. Ich bin die Enkelin des Ritters Sergius Stephanus und Tochter von Sergius Curio und Helvetia Laevina.", stellte ich mich, anständig wie ich sein konnte, wenn ich denn wollte, dann noch einmal vollständig vor. "Ich bin heute nach einer langen, anstrengenden Reise mit dem Schiff aus Alexandria angekommen. Dort habe ich bis vor kurzem gelebt, bis.... mein Vater...." Traurig senkte ich den Kopf und ließ unausgesprochen, dass mein Vater nicht mehr lebte. Zwar hatte ich während der Überfahrt lange Zeit gehabt mich an diesen Gedanken zu gewöhnen, dass Caius nun nicht mehr da wäre, aber ich befürchtete trotzdem, dass ich jämmerlich zu heulen beginnen würde, müsste ich es noch einmal laut aussprechen. Und ich wollte eine große, starke Römerin sein - für Papa!
Also ging ich nach der kurzen Pause einfach davon aus, dass die beiden schon wüssten, was ich sagen wollte. "Und jetzt bin ich eigentlich auf dem Weg nach Rom, wo ich zu meinem Onkel Sergius Messalla, meinem neuen Vormund, soll." Ja, es war diese blöde Pflicht und das Fünkchen Pflichtbewusstsein in mir, die das von mir verlangten. Eigentlich wäre ich viel lieber in Alexandria geblieben. Auf einen Vormund (wie sich das schon anhörte!) hatte ich jedenfalls keinen Bock. "Weil meine Mutter, die Tochter eines Helvetius Sulla und einer Helvetia Elva, immer meinte aus 'dem Ostia-Stamm' der Gens Helvetia zu stammen, hatte ich in der Vermutung, dass sie eine Verwandte von euch war, gehofft auf meinem Weg hier für eine oder zwei Nächte unterkommen zu können.", erklärte ich schlussendlich mein Anliegen und blickte noch einmal offensichtlich zu meiner Kleidertruhe. -
Nachdem die Sergia ihren Wunsch ausgesprochen hatte, machte sich auch schon ein junger Sklave, der sich bisher hinter einer Säule verborgen hatte, in die Küche auf und erschien einige Momente später mit drei Bechern verdünnten Weins. Ocella nickte ihm bestätigend zu und er zog sich wieder zurück.
Danach hörten sowohl der Aedil, als auch seine Mutter der Sergia interessiert und konzentriert zu. Postumia nickte bei einigen Namen verstehend.
Helvetius Sulla, Helvetia Elva und Helvetia Laevina. Die Hispanianer also. Ihr beide dürftet also Cousin und Cousine sein.
stellte sie dann nüchtern mit einem Nicken zu Fausta und einem kurzen Blick zu ihrem Sohn fest und klärte dabei dann auch noch die offene Frage des Verwandtschaftsverhältnisses. Bei den vebliebenen Helvetiern in Ostia hatte es sich eingebürgert, die abgewanderten Helvetier zu kennzeichnen und hatten sich, einfacher Weise, dafür entschieden sie nach jener Region zu benennen, wohin sie ausgewandert waren.
Deine Mutter kenne ich sogar noch von mehreren kurzen Aufenthalten hier in Ostia. Und schließlich ist sie dann nach Aegyptus gegangen und hat dort deinen Vater kennengelernt?
fügte Postumia noch hinzu und überließ dann wieder ihrem Sohn die Gesprächsführung. Er selbst dürfte weder Laevina, noch irgendeinen anderen von den Hispanianern kennen.
Dann hast du ja einen weiten Weg hinter dir. Wenn du möchtest, kannst du erstmal einige Tage hier in Ostia bleiben, um dich von den Strapazen der Reise zu erholen, bevor du nach Rom weiterreist.
lud Ocella dann von der Idee des Familienzusammenhalts geleitet die Sergia ein, erstmal in der Casa zu Gast zu sein. Nach Rom war es nicht weit, vielleicht ein bis zwei Tagesreisen, je nachdem wie man reiste, und eine Pause tat nach solch langen Reisen ja auch immer gut.
Dann wanderte sein Blick wieder zu ihren zwei Begleitern und er musterte sie erneut.
Möchten deine Sklaven vielleicht auch etwas trinken?
fragte er dann in neutralem Ton. Es gab ja bekanntlich zwei Sorten von Römern. Die einen, die ihren Sklaven einen gewissen Respekt entgegenbrachten und sie wie Menschen behandelten, so wie es in der Casa Helvetia derzeit der Fall war. Und jene, die den Status der Sklaven ernst nahmen und sie wie Tiere oder sogar Gegenstände behandelten. Dazwischen gab es sicherlich eine große Grauzone, aber Ocella konnte ja nicht wissen, wie seine Cousine dazu stand.
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Mein Cousin.... Na das lief doch prima! Ich hatte also einen Aedil zum Cousin. "Genau. Nachdem sie in Rom und Ostia keinen Halt gefunden hatte" und letzteres konnte ich ihr nach meinen ersten Eindrücken hier auch wirklich nicht verübeln; hoffentlich war Rom besser "und in Hispanien nach ihrer Rückreise auch nur noch den Tod ihres Vaters, meines Großvaters, feststellen konnte. Ja, da wollte sie einfach nur noch weit weg und einen Schlussstrich unter allem ziehen. Und Alexandria war wohl am entferntesten von allem.", zuckte ich mit den Schultern. Eigentlich eine traurige Geschichte, fand ich, aber ich hatte meinen Opa Sulla ja nie kennengelernt. Da war es deutlich einfacher über seinen Tod zu sprechen, als über den meines Vaters. Obwohl Laevina immer meinte, dass ich ach so viel von Sulla hätte. Er hätte auch immer seinen eigenen Kopf gehabt und sogar mal halb Hispanien auf diese Weise in Aufruhr versetzt. Das hielt ich natürlich bis heute für ein lächerliches Ammenmärchen. Denn weder wusste ich um die tiefe Verstrickung meines Großvaters mit dem 'republikanischen Helden' Pompeius Strabo, noch war mir bewusst, dass auch letzterer ein Cousin (zum Glück nur adoptiert) von mir war, noch kannte ich die wahren Umständen über Sullas Todes, über den sogar einstmals die Acta berichtete. "Und dort hat sie dann, wie du schon sagtest, meinen Vater, den damaligen Magister Officiorum der Provinz, kennengelernt, sie haben geheiratet und ich wurde geboren.", fasste ich kurz zusammen. Dass auch Laevina nicht mehr lebte, brauchte ich hoffentlich nicht auch noch extra auszuführen. Andernfalls hätte ich sie nämlich bestimmt mitgenommen oder ich hätte sie dafür sorgen lassen, dass ich garnicht erst aus Alexandria weg gemusst hätte, oder so.
Mit freundlichem Lächeln nahm ich zur Kenntnis, dass ich erstmal bleiben durfte, sogar nicht nur einen oder zwei, sondern gleich einige Tage. Ich hatte es gewiss nicht eilig mich unter die Vormundschaft meines Onkels zu begeben. Wer wusste schon, wie der drauf war? Caius hatte nie besonders viel über ihn erzählt. "Die? Nein, die kann sich schonmal nützlich machen, sich mein Zimmer zeigen lassen, damit ich es später finde, mein Gepäck dorthin bringen, mir ein Bad bereiten und sich selbst auch etwas waschen.", erklärte ich ganz selbstverständlich mit Blick zu Callisto. Dabei wusste ich ja noch nicht einmal, ob die Casa Helvetia überhaupt ein eigenes Bad besaß. "Ich füttere sie ja nicht durch, damit sie nur herum steht, sondern damit sie mir Arbeit abnimmt und etwas für mich macht." Trinken könnte meine Sklavin auch später noch, wenn diese Aufgaben alle erfüllt waren. Dann wandte ich mich wieder zu Ocella und seiner Mutter und erhob meinen Becher: "Auf eure Gastfreundschaft!", prostete ich den beiden zu und trank einen Schluck. Dabei verschüttete ich natürlich keinen Wein für irgendwelche Götter. Denn selbst wenn die, was ich ja nicht glaubte, das Leben der Menschen beeinflussen könnten, hätten die im Moment sicherlich eh anderes zu tun mit dem dicken Salinator und dem (hier fehlte mir noch ein Wort, weil ich von ihm noch keine Statue oder sowas gesehen hatte) Palma.Anerkennend nickte ich. "Der ist sehr gut." Ein Lächeln umspielte bei diesem Satz meine Lippen, obwohl ich eigentlich kein besonders gutes Gespühr für irgendwelche feinen Unterschiede hatte. Für mich gab es daher prinizpiell nur drei Weinsorten: Wein mit Namen, Wein ohne Namen und gepanschten Wein. Da mir bisher kein Name genannt worden war, fiel dieser hier also erstmal in meine Kategorie zwei.
Dann kam mir Tolumnius wieder in den Sinn. "Ach, Ocella?", begann ich also und probierte gleich mal das Cognomen meines Cousins aus. Ich hätte natürlich auch ganz frech seinen Praenomen verwandt, wenn ich ihn denn gekannt hätte. "Der Mann da, das ist Tolumnius. Er hat mich und meine kleine Truhe" und das meinte ich ganz ernst, denn in Alexandria hatte ich Kleider gehabt, die mindestens zwei Truhen doppelter Größe gefüllt hätten! "hierher gebracht. Er wollte mich über den Tisch ziehen und hat erst ganze drei Denare von mir verlangt!", übertrieb ich ein bisschen. Aber es würde Wort gegen Wort stehen und ich hoffte darauf vertrauen zu können, dass Blut dicker war als Wasser. "Wir haben uns darauf geeinigt, dass du als Aedil dein gerechtes Urteil darüber sprechen sollst, was er verdient." Ich fand ja, dass ein Tadel als allererstes angebracht wäre... -
Die Nachricht zum Tode der Eltern ihres Gastes nahmen Ocella und seine Mutter angemessen betroffen auf und Ocella gab dies auch zum Ausdruck
Dann lass mich dir unser Beileid zum Verlust deiner Eltern ausdrücken,.
sagte Ocella auf die Nachricht zum Tod ihres Vaters und wohl auch dem Tod seiner entfernten Tante Laevina.
Als Fausta dann seine Einladung angenommen hatte, nickte Ocella und rief nach dem Sklaven Sucidavus, einem etwa mittelalten und kräftigen Mann, der auch umgehend erschien.
Sucidavus, geleite doch die Sklavin unseres Gastes Sergia Fausta in das Cubiculum mit Blick auf den Hortus. Und danach zeigst du der Sklavin unser Balneum, das den Rest das Tages für ihre Herrin reserviert sein soll.
ordnete Ocella sachlich an, der Sklave nickte und half der Sklavin, die Kleidertruhe ins Obergeschoss zu tragen (>>>).
Bevor Ocella dann einen Schluck trank, war es Postumia die einen kleinen Teil ihres Weins zu Ehren der Hausgötter auf den Boden schüttete. Erst dann tranken beide einen Schluck von ihrem Wein, der nach der Einordnung von Fausta tatsächlich ein "Wein ohne Namen" seind dürfte. Zumindest war es kein guter Falerner oder sonst ein Spitzenwein von seinem guten Freund Lutatius Frugi, der die Casa Helvetia stets mit Wein versorgte. Natürlich gehörten neben den Spitzentropfen, auch Alltagsweine in jeden guten Vorratsraum und ein solcher war hier serviert worden. Zwar war dieser nicht gepanscht, aber eben auch kein Spitzenwein "mit Namen".
Auf deine Ankunft hier in Ostia!
beantwortete Ocella dann noch den Trinkspruch und schaute sich dann, den Mann an, den Fausta soeben als Träger bezeichnet hatte. Als sie dann von drei Denaren sprach, fiel ihm fast alles aus dem Gesicht.
Er wollte dir allen Ernstes drei Denare abknöpfen? Das ist ja mehr als die Hälfte eines Wochenlohn für unsere Stadtschreiber... Das war doch wohl nicht dein Ernst?
sagte er dann mit kaltem Blick zu dem Mann, der nun ziemlich verloren aussah.
Ich... Ich...
brachte Tolumnius nur heraus und war erstaunt, wie unverblümt die Frau ihren Verwandten hier anlog. Doch was zählte schon das Wort eines Händlers, gegen das einer Bürgerin aus dem Ritterstand?
Sei froh, dass wir dir dafür überhaupt was zahlen und dich nicht direkt aus dem Haus jagen. GRIEGO! Der Mann möchte jetzt gerne gehen. Gib ihm drei Sesterzen für seine Arbeit und bring ihn dann nach draußen.
verfehlte auch die zweite Anordnung des Helvetiers, die er zwar nicht laut aber in deutlich scharfen Ton herausbrachte. ihre Wirkung nicht. Sofort erschien der hispanische Ianitor Griego, gab dem Träger drei Münzen und brachte ihn dann nach draußen. Ohne eine weiteres Wort zu verlieren, folgte Tolumnius dem Ianitor und war froh, dass er überhaupt noch was bekommen hatte. Die Höhe der Entlohnung hatte ihn aber doch überrascht.
Dann wandte sich Ocella wieder seinem Gast zu.
Hast du denn schon konkrete Pläne für deinen Aufenthalt hier in Ostia, Fausta? Ansonsten kann ich dir gerne einige Tipps geben, was hier in Ostia sehenswert ist.
machte der Helvetier dann gleich auch noch ein Angebot. Ostia war sicherlich weder Rom noch Alexandria - von dem Ocella bisher nur gehört hatte -, doch als wichtigste Hafen- und Handelsstadt Italias hatte auch Ostia einiges zu bieten. Natürlich kannte Ocella auch hier die Vorlieben oder Interessen seiner Cousine noch nicht, sodass er auch nicht wusste, was für sie passend wäre. Vielleicht könnte er aber die Haussklavin Dana damit beschäftigen, ein "Frauenprogramm" auszuarbeiten.
Zudem interessierte sich Ocella auch für Faustas bisherige Heimat. Denn - wie bereits erwähnt - kann Ocella nur aus Geschichten der Händler, die gerne mal übertrieben. Hier hatte er aber nun jemanden sitzen, die längere Zeit dort gelebt hatte und ihm auch sicherlich einiges erzählen könnte.
Und erzähl mir doch von Alexandria. Ist die Stadt wirklich so prächtig, wie die vielen Geschichten erzählen? Und kennst du auch das Museion oder warst sogar schon mal dort?
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Zu der Beileidsbekundung Ocellas sagte ich nichts weiter. Das Thema war mir äußerst unangenehm, sodass ich es für das Beste hielt, wenn ich dazu nur das Nötigste ausführte. Während wir anschließend gemeinsam etwas verdünnten Wein tranken, ließ sich Callisto erleichtert dabei helfen meine Kleidertruhe in mein Übergangsgemach mit Gartenblick, das fand ich toll, zu bringen. Dann testete ich das erste Mal ein bisschen meine Grenzen aus und stellte innerlich vergnügt fest, dass ich wohl noch Luft nach oben hätte. Jedenfalls stand mir mein neuer Cousin sofort treu zur Seite und schien nicht einen Moment an mir zu zweifeln. Das hatte ich gern! Zwar sollte Tolumnius am Ende trotzdem ganze drei Sesterzen bekommen, aber da Ocella diese Rechnung großzügig übernahm, störte ich mich nicht weiter daran. Wahrscheinlich musste er ja auch so großzügig sein, weil er Aedil war und bald Praetor und dann Consul von Ostia werden wollte. Das schien mir nur logisch.
Bevor ich aber genau danach fragen konnte, erkundigte er sich bereits nach meinen Plänen. "Tja, also um ehrlich zu sein, habe ich mir da noch nicht so viele Gedanken gemacht.", musste ich zugeben und unterdrückte ein Schulterzucken. "In Alexandria", nahm ich die nächsten Fragen gleich mit in meine Antwort auf, "da konnte ich einen ganzen Tag auf den Märkten verbringen und die vielen Stoffe, Kleider, Schmuckstücke und alles, was die Modewelt sonst noch zu bieten hat, ansehen, probieren und kaufen. Mit meinen Freundinnen zusammen war ich oft am Hafen, wo wir dabei zugesehen haben, wie die vielen Schiffe aus der ganzen Welt be- und entladen wurden.", wobei es uns aber natürlich viel mehr um die jungen Seeleute ging, denen wir gerne beim Arbeiten zusahen. "Natürlich kenne ich auch den Tempel der Musen direkt an der Agora. Da saßen wir auch manchmal zusammen und haben...." den Denkern unserer Zeit beim Denken zugeschaut und uns prächtig über somanchen weltfernen Fachidioten amüsiert. "äh, ein bisschen gelesen. Mit Caius, also mit meinem Papa, und Laevina war ich auch regelmäßig im Theatron und freitags, da bin ich mit meinen Freundinnen fast immer in den Thermen gewesen. Und dann wurde auch immer ganz viel gefeiert bei uns oder anderen.", erzählte ich mit einem begeisterten Leuchten in den Augen, das wohl nur eine verwöhnte Rittersenkelin haben konnte. Wenn ich mich auch an die ganzen Kostüme zurückerinnerte, die ich so getragen hatte.... Kleopatra war ich gewesen, Aphrodite, Isis, Tyche und Nike, und so viele mehr. Deshalb meinte ich auch, dass ich mich in der Götterwelt trotz meines grundlegenden Desinteresses für dieses Thema ganz gut auszukannte.
Ob Alexandria wirklich so prächtig war? "Alexandria ist prächtiger, prächtiger als man es erzählen könnte. Es ist so groß und überall sind Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt, die die unterschiedlichsten Sprachen sprechen und sich dennoch verstehen. Der Handel blüht dort nicht, er wuchert geradezu. Also, wenn nicht gerade soein Krieg herrscht." Das dämpfte meinen Erzählfluss etwas, denn der fehlende Warenabsatz nach Rom hatte dazu geführt, dass die Händler auch weniger eingekauft hatten, sodass das Einkaufen schneller langweilte. "Insgesamt könnte man wohl sagen, dass man die Stadt nicht ansehen oder besuchen, sondern sie einfach nur erleben kann. Ich habe gehört, dass nur Rom noch größer sein soll.", meinte ich abschließend. Ich konnte nur hoffen, dass da auch ein Fünkchen Wahrheit dran war, nachdem die Ewige Stadt ja nun mein nächstes Ziel und wahrscheinlich mindestens für die nächsten Jahre mein neues Zuhause sein würde.Thematisch also wieder in Italia, nutzte ich meine Chance: "Und über dich habe ich ja gehört, dass du hier Aedil bist. Dann willst du bestimmt auch einmal Consul von Ostia werden, oder?" Ich musste ja wissen, was meine Verwandten so trieben, damit ich mich immer an den richtigen wenden konnte, wenn ich etwas wollte. So lag auch meine nächste Frage gleich auf der Hand: "Und wohnen eigentlich noch mehr Verwandte meiner Mutter hier oder in Rom und widmen sich der Politik?" Unabhängig von der Antwort wollte ich die Leute natürlich gerne mal kennenlernen, die fortan nun also in meiner näheren Umgebung lebten und potenziell durch mich beeinflussbar sein könnten.
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Ocellas Augen strahlten, als seine Cousine ihm von Alexandria erzählte und er malte sich mal wieder aus, welche Pracht diese Stadt zu bieten hatte. Fausta erzählte derweil mit solch einem Pathos, dass sich der Helvetier einige Augenblicke selbst dort befinden schien. Ja, eines Tage würde er selbst noch dort hin reisen und die Pracht erleben, die die große Hafenstadt in Aegyptus zu bieten hatte. So erging sich Ocella einige Momente in diesem Tagtraum, bevor er sich wieder auf die Erzählungen seiner Cousine konzentrierte.
Das hört sich atemberaubend an. Alexandria ist sicherlich eine Reise wert und ich hoffe, selbst einmal dorthin reisen zu können.
sagte er dann staunend. Seinen Reisewillen hatte er natürlich von seiner Mutter geerbt und sie nickte ihm zustimmend zu, als er seinen Wunsch formulierte.
Bei der Erwähnung des weiteren Karrierewegs in der Stadt, runzelte Ocella dann kurz die Stirn. Wovon sprach sie da? Von Praetoren und Konsuln? Dafür musste er doch erstmal in den Senatorenstand erhoben werden. Er brauchte einige Augenblicke, bis er das Missverständnis wahrnahm und es dann auflöste.
Nun ja, in den Städten ist die Rangfolge etwas anders. Zuerst bewirbt man sich bei den regelmäßig stattfindenden Wahlen um ein Magistratusamt. Davon gibt es in Ostia drei Stück: einen Quaestor, der für die Stadtkasse zuständig ist, und zwei Aedile. Einer davon ist für die Kontrolle und den Bau öffentlicher Gebäude zuständig, der Aedilis Operum Publicorum, und der andere kümmert sich um die Kontrolle des Marktes und die innerstädtische Sicherheit und wird als Aedilis Mercatuum bezeichnet. Ich habe nach den letzten Wahlen die Aufgaben des Aedilis Mercatuum übernommen.
erklärte Ocella erstmal den ersten Schritt und trank dann einen Schluck seines Weins.
Danach hat man die Möglichkeit, in den Ordo Decurionum, also in den Stadtrat, aufzusteigen, indem man ein Honorarium an die Stadtkase überweist. Das habe ich vor kurzem getan, sodass ich mich auch stolz als Decurio der Stadt Ostia bezeichnen darf.
sagte er dann mit stolzem Lächeln.
Die Spitze der lokalen Hierarchie sind die beiden Duumvirn, die Decurionen sein müssen und ebenfalls gewählt werden. Diese haben die gesamte Stadtverwaltung unter sich und vertreten die Stadt nach innen und außen. Das wäre für mich dann der nächste Schritt.
führte Ocella dann auch noch das Duumvirat aus und hoffte, damit alle Unklarheiten beseitigt zu haben. Anderenfalls würde er aber gerne noch Rede und Antwort stehen.
Hier in Ostia wohnen derzeit keine weiteren Verwandten von helvetischer Seite. Von Sergiern weiß ich jetzt spontan auch nichts, dass muss aber nicht unbedingt etwas bedeuten, da man hier ja auch nicht jeden kennen kann. In Rom lebt vom Ostia-Zweig dann doch Tiberius Varus, ein weiterer Cousin. Hinzukommt noch Marcus Commodus, der ebenfalls in Rom lebt und sozusagen Ostia-Stamm und Roma-Stamm verbindet. Seine Mutter war die Schwester meines Vaters, Helvetia Calvena, sein Vater der verstorbene ehemalige Praefectus Praetorio Lucius Falco. Beide wohnen aber nicht in der Casa Helvetia auf dem Esquilin, sondern in der Stadtvilla von Varus.
beantwortete Ocella dann abschließend die Frage nach weiteren Familienmitgliedern in und um Roma. Den alteren Senator Geminus und dessen Enkel Milo erwähnte er erstmal nicht, da sich beide ja auf dem Landsitz der Helvetier bei Misenum befanden und ihre Rückkehr nach Rom ungewisse war.
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Nachdem ich ihn zuerst vollauf begeistert und auf eine kurze Reise nach Alexandria mitgenommen zu haben schien, runzelte mein neuer Cousin plötzlich seine Stirn bei meiner Frage nach seiner Karriere. So blöd war das mein Interesse daran doch garnicht! Warum also guckte der mich jetzt so blöd an?? Und dann fing er auch noch an mich zu belehren. Das war ja wohl die Höhe! Für einen Wimpernschlag lang entgeistert, fasste ich mich jedoch sofort wieder und lächelte wissbegierig. "Aha." und "Hmhm." machte ich immer wieder, während seiner Erklärung und wunderte mich doch ein wenig. Offenbar gab es hier in Italia keine einheitliche Verwaltungsstruktur, denn ich war mir sicher, dass ich über Rom genau diese Ämterfolge wohlweislich auswendig gelernt hatte. Ich wollte nämlich meinem späteren Mann gegenüber und überhaupt in der Gesellschaft Roms keine blöde Provinzpflaume sein. "Dann habe ich das wohl mit Rom verwechselt.", kommentierte ich am Ende seiner Ausführungen trocken, obwohl einige Parallelen mir durchaus ins Auge fielen: Der Stadtrat schien soetwas wie der Senat von Ostia zu sein und die Duumvirn soetwas wie die Konsuln. Dass Quaestor und Aedil hier auf einer Stufe zu stehen schienen, irritierte mich jedoch ein bisschen, sodass ich für den Rest keine Äquivalente fand.
"Ich gratuliere dir natürlich zu deiner Mitgliedschaft im Senat von Ostia.", probierte ich meine Gleichsetzungstheorie mit einem verschmitzten Lächeln gleich mal aus. Dahinter steckte natürlich auch mein Wunsch, nicht völlig daneben geschossen zu haben mit meiner vorherigen Aussage. Ich hatte nicht gerne Unrecht; nicht gegenüber meinen Eltern, nicht gegenüber anderen Verwandten; nicht in Alexandria, nicht in Ostia - und bestimmt auch nicht später in Rom! "Und auch viel Erfolg bei deiner Wahl zum.... Duovir.", mogelte ich mich ein kleines bisschen durch das Wort. "Zweimann" klang immerhin nicht ganz abwegig, denn ich wusste, dass auch die Konsuln in Rom immer (oder meistens) zu zweit waren.Danach unterdrückte ich ein Stöhnen. So ganz zuzuhören schien mir mein Cousin nicht. Hatte ich etwas von den Verwandten meines Vaters gesagt? Wieso also fing er von den Sergiern an? Dass die sich nicht in einem solchen Kaff niederlassen würden, war mir sonnenklar. Nach den weiteren Ausführungen Ocellas drehte sich mir aber erstmal der Kopf. Einer vom Ostia-Stamm lebte in Rom, wo ich eigentlich den Rom-Stamm verortet hätte, von dem mein Cousin danach begann. Tiberius Varus musste ich mir unbedingt dazu merken. Tiberius Varus, Tiberius Varus, Marcus Commodus? Noch so ein Name. Marcus Commodus. Auch der war also nur mütterlich mit Ocella verbunden und rechtlich damit also genauso wenig wie ich. Den Namen der Helvetia verpasste ich bei so vielen neuen Informationen, bevor ich mir Lucius Falco wieder zu merken versuchte. Prätorianerpräfekt war ja der höchste Reichspräfekt und ganz besonders wichtig. Da musste auch der Sohn dann sicherlich nicht ganz unwichtig sein, sodass ich versuchen könnte den mit meinem Wissen vielleicht ein bisschen zu beeindrucken. "Ob ich die vielleicht mal kennenlernen könnte?", fragte ich einfach mal dazwischen.
Bei der Erwähnung von noch einem zweiten Wohnsitz der Helvetier in Rom runzelte ich nun meinerseits die Stirn. Erstens: Warum lebte Commodus bei dem Verwandten seiner Mutter und nicht denen seines Vaters? Ich würde doch auch zu meinem väterlichen Onkel gehen (müssen). Und zweitens: "Und wer wohnt dann in der Casa Helvetia auf dem Esquilin?" Da hatte mich mein neuer Cousin jetzt neugierig gemacht. "Gibt es Probleme mit den dort wohnenden Helvetiern?", schickte ich gleich noch hinterher. Ich witterte irgendwelche Erbstreitigkeiten, die mit diesem Marcus Commodus zusammenhingen. Das war schließlich ein sehr beliebtes Thema für rechtliche Auseinandersetzungen und warum sonst wollte mein Cousin mir sonst diese Information erstmal vorenthalten? Nicht ganz unauffällig musste ich nach meiner letzten Frage gähnen und merkte wie ich langsam Lust auf ein warmes Bad bekam, bevor ich mich in ein warmes Bett zum Ausruhen begeben wollte. An eine Cena heute abend war aus meiner Sicht nicht mehr zu denken. -
Ocella nickte zustimmend.
Du hast vollkommen recht. Die Ämter in den Städten orientieren sich teilweise an den Ämter des Cursus Honorum.
sagte Ocella entspannter. Das war wohl außerhalb Italias nicht so selbstverständlich war, wie hier, sodass er jetzt auch kein Problem hatte, das nochmal auszuführen. Auf die Verbesserung seiner Cousine bei den Begriffen Duumvir und Duovir verzichtete er dann aber.
Derzeit stehen Planungen für eine gemeinsame Cena in der Casa an. Ich habe dazu den einen der beiden Stadtoberhäupter, den Quaestor und seine Schwester, sowie die Helvetier aus Roma eingeladen. Du bist natürlich auch dabei herzlich Willkommen. Das wäre also eine Möglichkeit sie kennenzulernen. Allerdings habe ich aufgrund der allgemeinen Lage in und um Rom noch keine Zusage. Sollten sie nicht kommen, würdest du sie aber sicherlich auch in Rom aufsuchen können.
beantwortete Ocella dann die nächste Frage. Im Moment war die Lage im Zentrum des Reiches noch labil und die Informationen flossen nur langsam. Zwar konnten Boten bereits Nachrichten überbringen, inwieweit die dann aber bei den Angeschriebenen auch wirklich zu Kenntnis genommen werden konnten, war eine ganz andere Frage.
Dann kam die Sprache, unvermeidlich (?!) auf die Casa Helvetia in Rom. Es war auch unter Helvetiern ein pikantes Thema, da es dabei um innerfamiliäre Konflikte ging, die in der Regel auch innerhalb der Familie bleiben mussten.
Die Casa Helvetia gehört Faustus Milo, dem Enkel des Senators Titus Geminus. Beide weilen im Moment auf dem Landsitz der Gens nahe Misenum. Marcus Commodus und Faustus Milo hegen gewisse Antipathien, sodass Commodus derzeit nicht die Casa der Gens bewohnt und bei unserem gemeinsamen Cousin Tiberius Varus lebt.
deutete Ocella die Situation nur vage an, unterschlug insbesondere den Kampf um den besseren Platz zum Einzug in den Senat und die Vergabe des Landbesitzes. Solche innerfamiliären Dinge hatten in der Familie zu bleiben und möglichst nicht an andere Familien durchzudringen. Daher hoffte Ocella auch, dass Fausta da nicht weiter drauf eingehen würde, da sie ansonsten wohl ohnehin nicht viel mehr von ihm hören würde.
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Ich hatte recht! Und nicht nur das: Ich hatte vollkommen recht! Dieser Satz schlug sich augenblicklich auf meine Laune nieder und meine aufkommende Müdigkeit trat wieder etwas mehr in den Hintergrund. "Eine Cena? Wunderbar! Das finde ich eine sehr gute Idee!", unterstützte ich im Anschluss diese Idee, die mir mein neuer Cousin als alt verkaufen wollte. Nein, ich wusste, dass er extra zu meiner Begrüßung nun die Verwandten meiner Mutter, die sich in Rom und um Rom herum befanden, sowie ein paar hohe Leute von Ostia einladen wollte. Dafür sah ich gerne auch mal über die drei Sesterzen, die er Toumnius gezahlt hatte hinweg und über die Belehrung, die er mir gegeben hatte und auch über die Frage seiner Mutter, ob ich Wasser trinken wollte. Ich beschloss, dass ich Ocella mochte. Meine eigene Party!
Daneben verblassten dann auch irgendwelche Antipathien der verschiedenen Helvetier untereinander, die offenbar sogar schon dazu geführt hatten, dass ein Senator mit seinem Enkel bis nach Misenum verschwunden war. Wenn ich das richtig verstanden hatte, dann befand ich mich damit aber eh auf der Gewinnerseite, sodass alles gut war! Ich gähnte noch einmal. "Verzeiht, aber diese lange und beschwerliche Reise hat mich doch ziemlich ausgelaugt. Ich denke, ich sollte mich jetzt in mein neues Gemach begeben, um anschließend das Balneum aufzusuchen und mich danach ausruhen und von den Strapazen erholen zu können.", erklärte ich entschuldigend. Und gleich morgen früh würde ich schauen, was ich anziehen könnte auf meiner eigenen kleinen Begrüßungsfeier. Wahrscheinlich müsste ich nochmal auf die Märkte gehen, falls es hier überhaupt soetwas wie einen guten Schneider gab. Denn zwar hatte ich eine ganze Truhe mit Kleidern, Mänteln, Schmuck und allem Pipapo, aber ich wusste schon jetzt, dass ich trotzdem wieder vor dem Problem stehen würde einfach nichts Passendes anzuziehen zu haben.Dann erhob ich mich von meinem Platz und stellte meinen Becher dort ab, wo ich eben noch gesessen hatte. Irgendein Sklave würde mir das schon hinterher räumen. "Es hat mich in jedem Fall gefreut deine Bekanntschaft gemacht zu haben, Pinnia.", verabschiedete ich mich zuerst von der Mutter Ocellas. "Und natürlich auch deine Bekanntschaft, ....?", implizierte ich die Frage nach seinem Namen, während ich ihm meine Hand zur Verabschiedung reichte. Ich mochte den Ausrichter meiner Willkommensfeier, sodass ich fand, dass ich ihn jetzt eigentlich auch beim Praenomen nennen könnte, wenn er ihn mir verriet. Und ich wollte, dass er ihn mir verriet! Jetzt.
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