[Clades Vicetia] Die Schlacht bei Vicetia - Die nördliche und südliche Flanke

  • Viel zu end war es. Avianus gab sich alle Mühe, unter dem Druck der Gegner, die sich vor ihm drängten nicht nachzugeben. Der Soldat hinter ihm drückte ihm sein Scutum in den Rücken und gab ihm so zumindest etwas Unterstützung.
    Unweit von ihnen hastete die quer stehende Crista durch die Reihen.
    "Seneca, ...!", brüllte er ohne nachzudenken über den Lärm hinweg, brach jedoch ab. Mit zusammengebissenen Zähnen stemmte er sich gegen die Rebellen. Wir werden hier noch alle draufgehen!, wollte er eigentlich hinzufügen und obwohl es genau das war, was er dachte, gab es doch unzählige Gründe, es nicht auszusprechen. Es wäre unprofessionell, würde weiteren Männern ihre Zuversicht kosten, er würde seinem Vetter gewissermaßen die Schuld zuschreiben, an was auch immer, und jeder von ihnen hatte besseres zu tun, als dem Iunier zuzuhören.
    Und vor allem, noch standen sie.

  • Das erste war geschafft, jetzt zum Hügel dachte sich Romanus, Titus Sempronius Blaesus trieb die Männer an, jetzt wurde konzentriert ein Angriff auf die Legio XXXIII geführt.


    Im vorbeireiten griff Romanus nach einer Hasta die in einem leblosen Leib ruhte, seine eigene würde er nicht wiedersehen, schade eigentlich sie war schön verziert.....


    Den Gedanken Verwarf Romanus als er seinen Cousin erblickte. Er steuerte ihn an und Schrie als er auf seiner Höhe war.


    Scarpus, SCARPUS, gib mir deinen Umhang.


    Romanus schnitt seinen los, der flog im Wind auf und schnellte bei der Geschwindigkeit des Gallops einfach nach hinten weg aus Romanus seinem Blickfeld.


    Romanus hoffte das sein Cousin ihn bei dem schnellen Ritt auch verstehen würde und auch verstehen würde, WARUM er seinen Umhang haben will, mit seiner Rüstung viel er zwar auf und verunsicherte bisher erfolgreich den Gegner, allerdings war er sich nicht sicher ob die eigenen Männer nach mehreren Kampfgetümmel noch einen kühlen Kopf bewahren konnten, da würde ein Umhang der Ala sicherlich hilfreicher sein.


    Viel Zeit hatten sie nicht mehr sie galoppierten mit rasender Geschwindigkeit auf den Feind zu.
    Perfekt für die Wurfspeere sie bekamen dadurch mehr Wucht und Geschwindigkeit, aber weniger Zeit für Romanus seinen Umhang zu tauschen.

  • | Manius Laberius Maturus
    Umgeben von seinen Equites Singulares ritt Maturus eiligst zur Rückseite der Schlachtformation, wo es eigentlich ungefährlich hätte sein sollen. Auf dem Weg verfluchte er ununterbrochen die Späher, die offensichtlich eine gewaltige Streitmacht abgerissener Barbaren übersehen hatten. Sehr bald schon hatte er die XIII. erreicht, wo man deutlich sehen konnte, dass die Schlacht auch hier schon voll tobte: Man hatte direkt an der Brücke einen Verbandsplatz eingerichtet und hier fand der Laberier auch den befehlshabenden Tribun.


    "Was ist hier los, beim Orcus?"


    Der Tribun hatte sich sichtlich vom Feind beeindrucken lassen, denn er wirkte nervös und zugleich erstaunt, den Feldherrn persönlich hier zu treffen.


    "Sie sind einfach aus dem Nichts gekommen, Legatus! Das hat die Männer ziemlich eingeschüchtert!"


    Der Legat schnaubte - offensichtlich zählte der Tribun sich selbst auch zu den 'Männern'. Mit solchen Offizieren konnte man ja keine Schlacht gewinnen! Wo war eigentlich der Legat der XIII.? Wahrscheinlich vorn an der Brücke, während dieses Greenhorn die Rückseite bekommen hatte, wo eigentlich mit nichts gerechnet worden war! Wieder einmal zeigte sich, dass das Kommando der Nachhut dem zweiterfahrendsten Offizier anvertraut werden musste! Nun galt es, Schadensbegrenzung zu betreiben!


    "Hol' mir Vitorius hier her! Wir brauchen hier einen richtigen Offizier!"


    blaffte er seinen Adjutanten an, während er selbst sein Pferd antrieb. Er würde sich noch ein wenig weiter vorwagen, um den Männern Mut zu machen. Wenn sie sahen, dass der Feldherr persönlich mit ihnen focht, würde das ihnen Mut einflößen! Und die Equites Singulares würden ihn schon abschirmen!


    So hielt er direkt auf den Schlachtenlärm zu, vorbei an Verwundeten und Capsarii, die ständig zwischen der Frontlinie und dem Verbandsplatz hin- und herpendelten. Wo er hinkam, blieben die Männer stehen und sahen ihm nach - es machte offensichtlich den gewünschten Eindruck! In einigermaßen sicherer Entfernung blieb er schließlich stehen und zückte sein Schwert.


    "Kämpft, Männer! Für euren Kaiser!"


    brüllte er den Kämpfenden zu, die ihn aber wahrscheinlich nur bedingt hören konnten - aber die Männer wechselten ja ständig durch, sodass jeder einmal Zeit hatte, den Kommandeur mit eigenen Augen zu sehen. Tatsächlich wurde die Neuigkeit von den Centurionen rasch weitergegeben - Laberius Maturus persönlich kämpfte an ihrer Seite!


    Ein kurzer Blick zeigte allerdings, dass es hier durchaus etwas gutzumachen gab: die Germanen - wer auch immer die angeworben hatte - waren schon tief in die kaiserliche Formation eingedrungen. Es bestand sogar die Gefahr, dass die Front geteilt wurde! So gab der Laberier gleich noch eine Parole aus:


    "Vorwärts, holt euch den Boden zurück! Scuta premite!"


  • Sie kämpften als würde es um ihr Leben gehen. No na net wenn man sich Männern gegenüber sieht die einem das Schwert in alle möglichen Körperteile stechen möchte. Das die ALA Numidia mitten in den feindlichen Truppen stand war nun anscheinend gut. Denn langsam aber sicher lichteten sich die Reihen der Kaiserlichen. Aber nicht durch das mutige Wirken der ALA aus Germanien sondern weil sich die Kaiserlichen einfach aus dem Staub machten. Einen noch erwischte der Atier mit dem Schwert und blickte dann erschöpft, verdreckt und immer noch blutend um. Irgendwoher kam ein Zeichen zum sammeln. Anscheinend war hier die Schlacht zu Ende und es wurden neue Befehle ausgegeben worauf hin nun die Einheit zum Sammelpunkt ritt.


    Ohne Pause ging es weiter. Der Semprorier hatte sich entschlossen nun südlichste Einheit der Kaiserlichen anzugreifen.
    Geschlossen nun begann der Angriff auf die Legio XXXIII

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer09.png Als eine Gruppe römischer Reiter herbeigeritten kam, hatte Lintrad sich noch kleiner gemacht als man einem sowieso schon so kleinen Mann weiter zutrauen könnte. Im Buschwerk abseits der Via versteckt hatte er bisher beobachtet, wie die Germani sich mit Verve auf die römischen Legionäre geworfen hatten... und dabei für einige Unruhe sorgten.. zumindest soweit er das erkennen konnte.


    Sobald sich allerdings die Reiter der Römer gezeigt hatten, hatten die Römer wieder an Ordnung gewonnen und die germanischen Söldner zurückgedrängt... das wütende Geschrei derjenigen, die nun weichen mussten hallte gar bis zu ihm herüber.
    Lintrad konnte freilich aus der Entfernung nicht entdecken, was an den Reitern so besonders war, dass sie es schafften die Römer zu erneuter Ordnung zu rufen um die Söldner zurückzudrängen, aber sie hatten damit großen Erfolg.


    Es dauerte eine Weile bis sich die Germanen zu einem erneuten Vorstoß entschlossen, der versteckte Halbwüchsige hatte sich schon sorgen gemacht das Versteck wechseln zu müssen... doch dann nahm das Gebrüll vollkommen neue Dimensionen an, als die Germanen sich anscheinend mit neuer Energie auf die Römer warfen... offenbar genau dort, wo die Reiter die Römer anführten. Selbst aus der Distanz war unmissverständlich: die Germanen wollten auf Teufel komm raus die Reiter niedermachen... Stahl klirrte, Speere flogen und Flüche in mindestens zwanzig verschiedenen Dialekten wurden den Römern entgegengeworfen während sie mit dem berühmten germanischen Furor auf die Römer eindrängten.

  • Oben auf den Mauern fand weiterhin ein Kaleidoskop an unterschiedlichen Kämpfen statt... während die kleine Gruppe an Prätorianern sich weiterhin ein heftiges Gerangel auf engstem Raum mit den Verteidigern lieferten, wurden wenige Schritte weiter entlang immernoch Steine von der Stadtmauer auf jene geworfen, die sich hochzukämpfen versuchten. Es würde eine ganze Zeit dauern bis sich eine weitere Gruppe der Prätorianer auf die Stadtmauer hochkämpfen konnte und die Männer, die es zuerst die Mauer hochgeschafft hatten, ein wenig zu entlasten... bald brandeten überall auf dem Mauerabschnitt gen Norden Kämpfe auf. Nach dem hohen Blutzoll, den die Angreifer beim Erstürmen der Mauern hatten zahlen müssen, war es nun an den Verteidigern zu bluten... Schritt für Schritt mussten sie weichen.


    TDV

  • Seneca schaute sich um, die Lage war kompliziert, zogen sie sich zurück, würden sie von den Rebellen überrollt werden, noch bevor es auch nur zwei Männer über die Leiter nach unten geschafft hätten. Es hieß also nun durchhalten, und Seneca bekam neuen Mut als er immer mehr verbündete Feldzeichen auf dem Mauerkamm sah.. Mit starker Stimme fasst er wieder Mut und trieb seine Männer weiter an..
    "Die Mauer fällt Männer! Gebt jetzt nicht nach! Ihr seid nicht alleine! Scuta premite! Achtet auf eure Deckung! Lasst ihn keine handbreit Platz!", brüllte er und versuchte durch das Gewühl hindurch einen Rebellen zu treffen, was nicht so wirklich gelingen wollte, immerhin stand er ziemlich weit hinten.
    "Schafft euch Platz! Stück für Stück!", schrie er weiter mit einer mittlerweile etwas angeraunten Stimme, das war ihre Chance!Durch die Reihen durch erblickte er seinen Cousin Avianus der sichtlich erschöpft war, wie auch die anderen Männer die etwas weiter vorne standen, er musste die Reihen wechseln, aber es müsste unglaublich schnell gehen, sonst wären sie verloren. Er wartete noch auf den richtigen Moment, einen Entlastungsangriff auf einem nahen Mauerabschnitt oder ähnliches, bis dahin hieß es nur durchhalten. Die Mauer würde sicherlich fallen! Ein kleines Stück in dem Mosaik dieser Schlacht, denn er hatte keine Ahnung wie es an den andere Abschnitten aussah...

  • Auch wenn die Kaiserlichen auch nach der Entsendung der restlichen Reiterei im Norden in die Schlacht der Kavallerie kräftig Federn ließen: der Untergang der Rebellenreiterei war besiegelt. Zuerst waren es natürlich Reiter der Ala I Flavia und der Cohors III Britannorum die sich zur Flucht wandten, weil diese Einheiten am längsten gekämpft hatten und dementsprechend auch hohe Verluste erlitten hatten. Als sie, bereits stark geschunden, zusammen mit der herbeigeeilten Legionsreiterei die Equites Singulares und die Cohors V. Callaecorum auseinandergeklopft hatten, sah alles noch nach einem hart erkämpften Sieg aus.. doch als die vom kaiserlichen Heereskommando herbeibeorderte knapp eintausend Mann starke Cohors III. Batavorum angeritten kam und auf die abgekämpfte Legionsreiterei der Rebellen prallte wie eine wütender Fluss auf eine Sandburg an seinen Bänken, war die Sache relativ schnell klar gewesen...


    Der Praefekt, der das Kommando über die Ala I. und die Cohors III. Brit. gehabt hatte, war relativ bald nach dem Eintreffen der kaiserlichen Verstärkung von seinem Pferd geholt und gefangen genommen worden, was seinen Männern letztlich den Rest gegeben hatten: beinahe kollektiv wandten sie sich zur Flucht.
    Was blieb, waren kleine Inseln von auseinandergetriebenen Kämpfern der Rebellen, ein paar wahnsinnige wenige schlugen noch um sich und wurden von den Kaiserlichen niedergemacht... viele andere folgten jedoch schnell der Aufforderung sich zu ergeben.
    Was blieb war die abgekämpfte Menge an Legionsreitern, die sich noch nahe der Flussbank wacker schlugen... auch wenn sie einen aussichtslosen Kampf führten, waren sie nach der Flucht der anderen Rebellen doch nahezu 1:3 unterlegen.
    "IM NAMEN DES WAHREN PRINCEPS POTITUS VESCULARIUS SALINATOR UND SEINEM LEGATEN MANIUS LABERIUS MATURUS: ERGEBT EUCH.", brüllte ihnen der Tribun der Reitercohors entgegen, denn auch viele kaiserliche Offiziere hatten kein Interesse daran römisches Blut (oder das von eigentlich treu zu Rom Stehenden) über Gebühr zu vergießen.

  • | Manius Laberius Maturus
    Sein Plan schien aufzugehen: Wo Maturus hinkam, kämpften seine Männer verbissener und die Rufe, dass der Feldherr persönlich in den Kampf eingriff, verbreiteten sich an der ganzen Front gegen die Germanen. Der Feind wehrte sich verbissen, aber der Laberier hatte langsam den Eindruck, dass ihr eigener Atem weitaus länger sein würde - so viele waren diese Barbaren gar nicht! Im Rausch des Gefechts hatte er plötzlich die Idee, tatsächlich persönlich einzugreifen - Caesar sollte das ja auch getan haben!


    "Vorwärts, wir sehen uns mal die Schlachtreihe an!"


    rief er seinen Leibwächtern zu und trieb sein Pferd noch weiter nach vorn. Das Schwert voraus galoppierte er auf die Reihen des Feindes zu und seine Legionäre machten Platz. Mit vollem Karacho rammte sein Schlachtross die ersten Reihen der Germanen um, stieß mit seinem Spatha nach dem Kopf eines Barbaren und vergoss so das erste Blut des Tages. Nach Jahrzehnten spürte er wieder einmal den Nervenkitzel eines Kampfes auf Leben und Tod! Natürlich hatte er nicht nur den Vorteil, dass er beritten war, sondern auch Leibwächter, die jeden Feind niederstachen, ehe dieser einen ernsthaften Schlag gegen den Feldherrn führen konnte. Trotzdem mussten sie natürlich hin und wieder einen in ihren Kreis lassen, denn sonst hatte ihr Kommandeur keine Ziele.


    Dann aber schienen die Germanen zu erkennen, wen sie vor sich hatten. Und ihre Anführer (Häuptlinge? Offiziere? Maturus wusste es nicht) stachelten sie an: Ein Leibwächter nach dem anderen fiel und der Laberier bemerkte, dass es Zeit war, wieder hinter den eigenen massiven Schildwall zurückzukehren. Er gab ein Zeichen und wendete sein Pferd.


    "Wir ziehen uns zurück!"


    rief er und sah an sich herunter. Wenigstens hatte er jetzt Blut am Schwert und auch ein paar Spritzer auf der Uniform. Das würde Eindruck schinden, wenn er die Siegesansprache hielt!


    Dazu sollte es aber nicht kommen, denn die Germanen hatten auch Bogenschützen mitgebracht und diese eröffneten nun plötzlich das Feuer auf die sich zurückziehenden Leibwächter und Offiziere. Und tatsächlich geschah das Unwahrscheinlichste, was man sich vorstellen konnte: ein Pfeil bohrte sich genau unterhalb des Helmes in den Hals des Laberiers. Der Feldherr brach sofort zusammen und stürzte vom Pferd. Sofort bremsten die Equites Singulares ihre Tiere und versuchten, den blutenden Körper zu sichern, ihn hinter die Frontlinie zu bringen. Tatsächlich gelang es mit einem Trupp Legionäre, der - geführt von einem geistesgegenwärtigen Centurio - zur Hilfe eilte, doch jede Hilfe war zu spät: Maturus war tot!


    Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer:


    "Laberius ist tot! Unser Kommandeur ist tot!"


  • Avianus fragte sich ob sein Cousin wirklich daran glaubte, dass sie hier siegen würden, oder ob er es nur sagte, damit sie weiterhin ihr Bestes gaben. Vielleicht war er selbst auch nur deshalb so pessimistisch, weil er so weit vorne stand und generell kaum den Überblick behalten konnte. Den erwünschten Effekt hatte Senecas Gebrüll zumindest und Avianus' Hintermann war mit seinem Schild wie eine Wand im Rücken des Iuniers. Nachgeben war nicht drin.
    Die Nachricht vom Tod des Laberiers hatte sie auf der Mauer oben jedenfalls noch nicht erreicht. Auf dem Feld unten schien sich aber etwas zu regen. Niemals würde Avianus in den Sinn kommen, was sich gerade auf dem Schlachtfeld ereignet hatte.

  • War es Wahnsinn, der Vala hierher getrieben hatte? Mitten in das Schlachtgetümmel, zwischen die fechtenden Männern der beiden Heere?
    Mit jedem Stich vom Rücken seines Pferdes hinunter, den Vala auf einen armen kaiserlichen Hund tat, kam ihm der Gedanke reeller vor: was bei Loki machte er hier? Wieso war er noch nicht tot? Ein Mann auf einem Pferd in einem Heer aus Infanteristen.. eine größere Einladung gab es nicht. Und doch blieb das tödliche Geschoss aus... wohl, weil sich alles Werfbare verworfen hatte. Und warum holte ihn niemand von seinem Pferd? Weil sich seine Männer um ihn scharrten wie Dreck sich meist zu einem Klumpen zusammenballte. Und dieser Dreckklumpen gab einem anderen Klumpen Dreck gehörig auf die Fresse.


    Wenn man von einem Sturm sprechen konnte, wenn römische Legionäre geschlossen unter Beibehaltung der Schlachtordnung (die sich ohnehin bald wieder auflösen würde) auf einen Gegner eindroschen, so hatte die achte Legionen gerade wohl einen auf die dreiundzwanzigste losgelassen. Dem ersten Ansturm der beiden frischen und unverbrauchten Cohortes hatten die Kaiserlichen wenig entgegenzusetzen, sie waren zwar nicht überrannt worden... sehr wohl aber übermarschiert. Hinter Vala wurden bereits die ersten kleineren Gruppen an Kaiserlichen entwaffnet, die auf der falschen Seite der Verschanzung stecken geblieben waren.. vor ihm war das Heer des falschen Kaisers in Rom einige Schritte hinter die Verschanzung zurückgewichen.
    Aber es brach nicht... soviel Glück war ihm dann doch nicht zuteil. Von unten konnte er beobachten wie das zurückgewichene Heer sich schwer damit tat etwas den verbissenen Angriffen des Semproniers und seiner Reiter entgegenzusetzen. Aber hier oben tat sich erst einmal gar nichts mehr.
    Der Legat der dreiundzwanzigsten Legion hatte es offensichtlich fertig gebracht seine Männer zusammenzuhalten und vor der Flucht zu bewahren, was Vala freilich sauer aufstieß, schließlich hatte er eigentlich genau dies vorgehabt: den Feind durch den massiven Ausfall zur Flucht zu drängen.
    Er konnte den Mann sogar sehen, immerhin hatte dieser sich in der brenzlichen Situation selbst in die ersten Reihen gestellt, ebenfalls mit zu Pferd, ebenfalls unbelligt vom Feinde. Nicht nur einmal wurden stumme Blicke ausgetauscht während man sich der einfacheren Männer des jeweiligen Gegners erwehrte... zu einem Duell der Offiziere kam es an dieser Stelle allerdings nicht. Nur Worte wurden hin und hergeworfen:
    "ERGIB DICH ENDLICH!"
    "ERGIB DICH SELBST, WELPE!!!"


    Der Vorstoß schlief ein... wie Vala es zu seiner eigenen Schande und erneut wachsender Verzweiflung erkennen musste. Wie lange sie sich jetzt hier auf dem unteren Hügel festbissen konnte er gar nicht mehr sagen. Wann hatte er den Befehl zum Vorstoß gegeben? Vor zehn Minuten? Einer halben Stunde? Einer ganzen? Er wusste es nicht mehr... dem Schweiß in seiner Tunika zufolge befand er sich schon eine ganze Weile im aktiven Schlachtgetümmel, auch wenn der Pulk an Männern um ihn herum kaum einen Gegner wirklich zu ihm durchließ. Wenn es mal doch ein vorwitziger Trottel schaffte sich Zugang zu ihm zu erprügeln war es schon fast zu einfach für Vala diesen mit einem Stich vom Pferd herunter wieder zurück zu drängen... oder gleich auszuschalten.


    Dann geschah irgendwas, auf das Vala schon längst nicht mehr gehofft hatte. Und das, so lange nach seinem Ausfall über die Verschanzungen hinweg, zeitlich entrückt wirkte: das gegnerische Heer löste sich auf. Erst waren es nur einige wenige, die Vala entweichen sah als der Sempronier seine Reiter ein weiteres Mal zurückzog um sich eine neue Stelle für seine Nadelstiche auszusuchen. Einige wenige Männer, die in offensichtlicher Unordnung das gegnerische Heer verließen, offensichtlich in Flucht.
    Als es dann mehr Männer wurden, fiel auch dem gegnerischen Legaten das Treiben im hinteren Teil seines Heeres auf... denn nach einem erneuten Nadelstich des Semproniers lösten sich gleich zig Männer aus ihren Formationen, warfen ihre belastende Ausrüstung von sich und rannten so schnell es ging in die Richtung in der der Sempronier nicht mit seinen Männern wartete. Der Legat erkannte den Prozess und verlor keine Zeit: Hals über Kopf preschte er durch die ihm verbliebenen Reihen seiner Legion und versuchte unten die Ordnung wieder herzustellen... und Vala begriff sofort die Wichtigkeit dieses Moments: "MÄNNER ARGENTORATES, SEHT!! DER FEIND FLIEHT! SEIN HEER LÖST SICH AUF!!! GREIFT EIN LETZTES MAL AN!! EIN LETZTES MAL IST MARS BEI UNS!!! GREIFT AN UND VERTREIBT DIE SCHERGEN DES URSUPATORS!!"
    Natürlich schrie er dies vor allem den Männern des Feindes zu, die das hastige Verschwinden ihres Legaten natürlich nicht übersehen hatten. Die Männer der Achten hatten die Auflösung des Feindes natürlich ebenfalls mitbekommen, und durch die Schlachtreihen rief man sich gegenseitig zu, dass man die Schlacht gewinnen würde... denn die XXIII. löste sich auf. Und auch in den Reihen des Gegners schien man sich dessen Gewahr zu werden, was unten vor sich ging: immer mehr Köpfe wandten sich ab um zu beobachten wie sie von den eigenen Kameraden im Stich gelassen wurden... und schließlich schien es nicht mehr zu brauchen als einen leichten Hauch von Seiten der geschundenen achten Legion, um die gegnerische Heer zu zerbrechen: Stelle für Stelle gab nach, ganze Centurien schienen in Unordnung zu verfallen und schließlich gänzlich zu fliehen... und plötzlich befand Vala sich mit seinen Männern in wilder Verfolgung den Hügel hinunter.
    Das Schwert hoch erhoben trieb er seine Männer durch die Reihen des Feindes, und längst ging es nicht mehr darum den Gegner zu vernichten als darum so viele wie möglich sofort gefangen zu nehmen um eine Neuordnung der Legion zu verhindern.


    Titus Sempronius Blaesus

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/30.jpg Und auf einmal stand er dem vollkommen abgekämpften Sempronier gegenüber, der sich dennoch zu einem müden Grinsen durchringen konnte: "Duccius... wie ich sehe, hat Pluto dich verschont."
    "Hah! Fortuna ist mir hold, Sempronius! Ich freue mich, dich noch wohlauf zu sehen..." , erwiderte Vala, dem diese Szene inmitten des Flucht-Verfolgungs-Getümmel reichlich unwirklich erschien.
    "Ich freue mich auch, mich noch wohlauf zu sehen...", grinste der Sempronier und deutete auf eine Gruppe von vier seiner Reiter, die in ihrer Mitte einen Mann zu Pferde festhielten, der ebenso abgekämpft aussah... und der Vala seltsam bekannt vorkam, "Ich hab mich schon einmal selbst beschenkt. Der Kerl meinte tatsächlich, man würde einen Legaten ohne Helm nicht wieder erkennen."
    "Gratuliere zu diesem Fang... aber es ist noch nicht vorbei, Sempronius... die anderen Legiones befinden sich noch im Kampf, wir müssen ihnen helfen." , nickte Vala mit sorgenvoller Miene gen Norden, wo immernoch Schlachtgetümmel zu hören war. Der Kampeslärm ließ sich nicht lange ignorieren, wo sie hier doch einen Moment der Ruhe erkämpft hatten.
    "Ja. Aber so Mars will werden sie das nicht mehr lang sein... die dreiundzwanzigste brach, weil sie nebst unserer Zange noch ein anderes Unheil ereilte... und das war zuviel für sie: ein paar Gefangene erzählten, dass Laberius Maturus von deinen Söldnern gemeuchelt wurde.", erzählte der Sempronier und stützte sich dabei auf seinem Sattel ab, während um sie herum immer größere Teile des gegnerischen Heeres von der Reiterei aufgehalten wurden um sie schließlich zur Aufgabe zu zwingen.
    "DAS sind wahrlich gute Nachrichten!" , jubelte Vala und schlug sich mit dem flachen Schwert auf den Helm, "Soviel Dusel können wir doch gar nicht haben. Aber genug dessen, es sterben immernoch Männer... lasst uns fortschreiten. Wir brauchen deine Reiter, und zwar alle... PICELIUS, VANNIUS!!!" , schrie er über die Köpfe der Männer hinweg zwei der ritterlichen Tribunen zu sich, "Nehmt eure Cohortes und sorgt für die Entwaffnung des Rests der dreiundzwanzigsten... aber behaltet uns im Auge, nicht dass uns jetzt noch der Sieg entgleitet. Sempronius,.. mach einfach da weiter wo du aufgehört hast. Nur bei der fünfundzwanzigsten. TERPOLIUS! BRING DEINE MÄNNER IN ORDNUNG, JETZT PACKEN WIR UNS DIE FÜNFUNDZWANZIGSTE!!! WEITER GEHT'S, NOCH HABEN WIR NICHT GEWONNEN!!!"
    Sprach's, und marschierte mit den beiden Reservecohortes direkt in die nun neue Flanke der fünfundzwanzigsten Legion...

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer09.png Selbst Lintrad blieb das triumphierende Geheul der germanischen Söldner nicht verborgen... irgendetwas war vorgefallen, und er hatte nicht die geringste Ahnung was. Wahrscheinlich würde er auch nicht rausfinden was da geschehen war bis er sich aufmachte um es herauszufinden... und so neugierig war er sicherlich nicht um wegen so einer Sache sein kostbares Leben auf Spiel zu setzen. Nein, er blieb wo er war, und beobachtete mit wachsendem Amüsement, wie die germanischen Söldner sich behaupteten. Zwar schafften sie es nicht die Römer zurückzudrängen (was bei abnehmend eintausend Mann wohl etwas zuviel gewesen wäre), aber sie blieben einigermaßen stabil wo sie waren... manchmal einige Schritte weiter hinten, mal weiter vorne.
    Als einer der Germanen, offensichtlich verletzt, sich nahe ihm in Sicherheit schleppte und dabei in offensichtlicher Raffgier einiges an metallenem Beiwerk an sich klammerte, dass offenbar kurz zuvor einem Römer abgenommen worden worden war, stapte Lintrad aus seinem Versteck und verlangte zu wissen, was dort vor sich gegangen war.
    Als der Mann ihm eröffnete, dass der römische Feldherr von einem ihrer Bogenschützen getötet worden war, lachte Lintrad nur lauthals auf, so bizarr war die Situation für ihn. Hatte man während des ganzen langen Marsches die paar Männer, die tatsächlich ihre Jagdwaffen mit auf den Raubzug genommen hatten, als arme Irre verschrien, sollen diese paar jetzt tatsächlich den Feldherrn der Gegner ausgeschaltet haben? Das würde zu Denken geben... und zwar lange.


    Lintrad, immernoch lachend, zog sich zurück in sein Gebüsch und beobachtete weiterhin amüsiert, wie sich man sich auf der Länge der Hügelkette den Kopf einschlug... bis schließlich dort, wo er den jungen Alrik vermutete, das gegnerische Heer auseinanderbrach.

  • Titus Sempronius Blaesus

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/30.jpg Immer wieder griffen sie die XXIII. Legion an, die sich in perfekter Ordnung und doch deutlich unterlegen den Angriffen der Rebellenreiterei stellten... Blaesus konnte gar nicht mehr zählen, so oft hatten sie die gegnerischen Linien im Rücken beharkt, und sie doch nicht zur Aufgabe zwingen zu können. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie schließlich einen offensichtlichen Effekt erzielten... denn als sie sich erneut abwandten um sich zu sammeln und einen neuen Punkt für ihren Vorstoß auszuwählen konnten sie beobachten, wie sich Männer aus der gegnerischen Formation lösten... und sich offensichtlich zur Flucht wandten. Der Anblick ließ das Herz des Semproniers höher schlagen, und sofort ließ er erneut angreifen... und wieder... und wieder... bis das gegnerische Heer schließlich unter dem Druck der von oben streitenden achten Legion und seinen Reitern auseinanderbrach.


    Das Ergebnis war der langen und qualvollen Arbeit war, dass der Sempronier mitten in der sich auflösenden XXIII. Legion dem duccischen Tribun der VIII. Legion gegenüberstand und mit diesem das weitere vorgehen besprechen konnte... und das bedeutete: sie würden der II. Legion zu Hilfe eilen.
    Also sammelte er erneut seine Männer, ritt zusammen mit ihnen einen großen Bogen und fiel mit der VIII. Legion der fündundzwanzigsten in den Rücken.


    TDV

  • In quälend langen Momenten erkämpften sich die Prätorianer Schritt um Schritt Platz auf der Stadtmauer Vicetias. Da sie dabei zusammen mit der Legio VII. beinahe vollkommen vom Geschehen im Süden abgeschnitten waren, bekamen selbst ihre Kommandeure bis zuletzt nicht mit, was sich dort abspielte. So erfuhren sie zum Beispiel nicht, dass erst die Reiterei im Süden den Rebellen unterlag, dass der Feldherr der Kaiserlichen im Gefecht mit den germanischen Söldnern fiel und schließlich erst die XXIII. und dann auch noch die XXV. Legion zusammenbrachen und sich in offene Flucht begaben.


    Die Neuigkeiten trafen sicherlich zuerst bei den Rebellen ein, die freilich besser mit den anderen Legionen vernetzt waren und nicht durch den Fluss von diesen getrennt wurden... allerortens machte sich Jubel breit, nur an den Stellen an denen noch gekämpft wurde blieb die Situation die gleiche. Bis schließlich mehrere Offiziere der Rebellen die Kaiserlichen aufforderten sich zu ergeben... so auch an der Stelle, an der die Prätorianer sich bereits gute Meter auf der Stadtmauer erkämpft hatten: "PRÄTORIANER! MÄNNER ROMS! EUER PRAEFECTUS IST GEFANGEN!! EUER FELDHERR IST GEFALLEN... EURE BRÜDER IM SÜDEN HABEN SICH ERGEBEN ODER BEFINDEN SICH AUF DER FLUCHT! LEGT EURE WAFFEN NIEDER UND EUCH WIRD KEIN LEID GESCHEHEN!!"


    An den wenigsten Stellen zeigten die Aufforderungen die erhoffte Wirkung: schließlich vermuteten die Kaiserlichen, dass es sich dabei nur um billige Finten handelte.
    Als sich dann jedoch einige Momente des langwierigen Kämpfens später in den hinteren Reihen der VII. Legion und der Prätorianer breit machten, war klar, dass an den Bekundungen der Rebellen doch etwas dran sein musste... die Kämpfe wurden verhaltener, wenn sie auch nicht eingestellt wurden.
    Doch schließlich, nach Ewigkeiten der Ungewissheit kam die Reaktion aus dem Kommando der VII. Legion, welches die Schlacht im Norden koordinierte: Rückzug. Überall gaben die Cornicen die Signale an die kämpfenden Männer. Im Westen zogen sich die Kaiserlichen zuerst aus dem Gefecht mit der stark in Mitleidenschaft gezogenen XXI. Legion zurück... und schließlich forderten auch die Männer unten an der Stadtmauer ihre Kameraden, die bereits oben waren, auf sich zu ihnen zu begeben um nicht jetzt noch ins Gras zu beißen.


    Die Rebellen selbst gewährten den Kaiserlichen diese Möglichkeit, immerhin hatte auch sie die Unsicherheit ergriffen... und keiner wollte am Ende noch eine Verletzung oder gar den Tod finden, wenn die Chance bestand lebend und halbwegs unversehrt aus der Sache heraus zu kommen.
    Aber man ging auf Nummer sicher: an den Stellen, an denen die Prätorianer und die Männer der VII. die Stadtmauer verlassen hatten, wurden schnell die Leitern umgeworfen... Geschütze neu versorgt, neue Steine herbeigeschafft und natürlich Verletzte und ermattete Männer durch neue ersetzt.


    TDV

  • Vor der Kapitulation


    Auf der Mauer war die Hölle los, Seneca wusste nicht mehr an welchem Brandherden er eingreifen sollte, und hastete Befehle brüllend umher. Doch plötzlich, und völlig unerwartet, denn schließlich schien es auf der Mauer ja ganz gut zu laufen, versiegte der Strom der Verstärkung. Niemand kletterte die Leitern rauf, schlimmer noch, die Truppen zogen sich zurück, und überließen die kämpfenden Männer auf den Mauern ihrem Schicksal. "Nein nein nein! Kommt zurück ihr Hunde!", brüllte Seneca die Mauer herunter, wohlwissend dass er nicht gehört werden würde... Nun hieß es so viele seiner Männer zu retten, so gut es eben ging, und das hieß dass er, sein Optio, und einige der Veteranen den Rückzug decken mussten, was im Umkehrschluss bedeutete dass seine Chancen unbeschadet aus der Sache rauszukommen relativ gering waren.
    "Cato, Vitamalacus, Varus und Numerius!", brüllte er und zog zwei der Männer aus den Reihen, die anderen hatte er noch nicht gefunden..
    "Centurio!", keuchten die erschöpften Männer, sichtlich abgekämpft, "Die Schlacht ist verloren, die Truppe zieht sich zurück, wir müssen den Rückzug sichern.", die Männer blickten Seneca an, ein junger Centurio, sie waren alte Veteranen, und er befahl ihnen praktisch die Gefangenschaft oder den Tod, beides keine allzu rosigen aussichten, doch zu Senecas erleichtern waren sie Soldaten durch und durch, Prätorianer eben. Sie stämmten sich auf, umgriffen ihr Schwert und ihr Schild fester, und quetschen sich mit Seneca zusammen zu den vorderen Reihen durch, wo auch die anderen Veteranen ihren Dienst taten.


    Auf dem Weg dorthin drängelte sich Seneca an Avianus vorbei, "Verschwinde, wenn ich es nicht schaffe hast du die Verantwortung über die Casa Iunia. Jetzt mach dass du hier wegkommst.", versuchte Seneca so diskret wie möglich zu sagen, um seinen Cousin einen klitzekleinen Vorsprung zu verschaffen. Dann brüllte er lauter, "ZIEHT EUCH ZURÜCK! Das Heer flieht!", die vordere Reihe, ein erbärmlicher Anblick aus 5 Männern welche sich gegen dutzende Gegner stemmten, würde nicht lange halten, also mussten die Männer nun die Beine in die Hand nehmen und die Leiter runterklettern, währenddessen stemmte sich Seneca mit einigen anderen Männern dem Feind entgegen, nicht weil er ein Held war, sondern weil er sich die Schande nicht antun wollte, als Offizier vor seinen Männern geflohen zu sein...

  • Für Avianus kam die Nachricht über die Niederlage völlig überraschend, wie ein plötzlicher Schlag ins Gesicht. Im ersten Moment musste er sich dazu zwingen es wahrzuhaben, nur langsam sickerte jedoch durch sein Bewusstsein, was das für ihn und seine Kameraden auf der Mauer bedeutete. Da stand aber Seneca bereits hinter ihm, sagte etwas, das er nur ansatzweise verstand, und schob sich an ihm vorbei. Der Mund des Iuniers klappte auf und schloss sich wieder. Verschwinde? Nicht schaffen? Casa Iunia? Bist du verrückt?
    Am liebsten hätte er noch irgendetwas gesagt oder sich geweigert, sich zurückzuziehen, während andere noch kämpften. Und doch wandte er sich ab, nicht ohne leicht den Kopf zu schütteln, und kletterte die Leiter hinunter von der Mauer. Bestimmt kam Seneca da irgendwie wieder raus. Der Gedanke am Ende mehr Verantwortung für seine Gens zu übernehmen zu müssen als jetzt behagte ihm nicht.
    Das letzte Stück sprang er von der Leiter hinunter, um schneller für die nachkommenden Kameraden Platz zu machen. Der Iunier riss sich zusammen, nicht noch einmal einen Blick zurückzuwerfen, was ohnehin sinnlos gewesen wäre. Wie hätte er von da unten sehen sollen, was oben auf der Mauer passierte? Nein, besser rannte er. Wohin war nicht schwer zu erraten. Sie waren nicht die einzigen die flohen.
    Ein ganzes Stück weiter verlangsamte er seine Schritte wieder und bevor er sich mit ein paar anderen der Centurie sammelte, blickte er doch noch über die Schulter. "Verdammt."

  • Selbst wenn es verlockend war, den sich zurückziehenden Männern der VII. Legion und der Prätorianer nachzusetzen: die Verteidiger Vicetias bekamen den Befehl, sich nicht zu rühren. So zogen sie sich nach und nach aus den noch laufenden Kämpfen zurück und ließen schließlich auch die letzten Kaiserlichen abziehen ohne ihnen größere Probleme zu bereiten... zu groß war die Sorge, kurz vor Schluss doch noch ins Gras zu beißen.


    TDV

  • Seneca war heilfroh als sich die Rebellen zurückzogen, es war nicht unbedingt so dass er den Heldentod herbeigesehnt hatte, und so kam es zu der doch irgendwie peinlich angespannten Situation dass sich das Getümmel wie nach einem Schaukampf auflöste, wenn man dann noch von den Leichen absieht, und die letzten Prätorianer die Leitern runterklettern konnten, schlammig, blutig, abgekämpft, aber dennoch glücklich ihren Ahnen noch nicht begegnet zu sein. Mehr kriechend als laufend schlurften die handvoll Männer um Seneca zurück zum Sammelpunkt, an welchem sich auch die anderen unterlegenen Truppen gesammelt hatte, und auch wenn Seneca eigentlich nur noch umfallen wollte, er musste vorher noch seine Centurie zusammenkratzen, bevor es dann ins Lager ging, auch wenn er sich immer noch fragte was denn schief gelaufen war..

  • Außer Schussweite der Geschütze auf Stadtmauer und weit weg von den Linien der XXI. Legion ließ der Legat der VII. Legion so etwas ähnliches wie eine ordentliche neue Formation aufstellen, und schwang sich schließlich auf sein Pferd um zu den Männern zu sprechen.


    "MÄNNER ROMS!!!", begann er, der er natürlich nicht so abgekämpft aussah wie die Männer die an vorderster Front gekämpft hatten, doch ebenfalls deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden war, "HELDENHAFTE MÄNNER DER SIEBTEN LEGION! PRÄTORIANER! IHR HABT GEKÄMPFT WIE ES SICH FÜR DIE BESTEN UND EDELSTEN MÄNNER ROMS GEHÖRT! ICH BIN STOLZ AUF EUCH! JEDER TROPFEN BLUT DEN IHR VERGOSSEN HABT WURDE MIT MINDESTENS GLEICHER MÜNZE ZURÜCKGEZAHLT! WIR STEHEN HIER! WIR HABEN UNSERE AUFGABE ERFÜLLT, UND WIR HÄTTEN UNS DEN SIEG ERKÄMPFT!"
    Einen Moment Stille ließ er einkehren, um seinen Männern Zeit zu geben sich von seinen Worten die Seelen streicheln zu lassen... hier und da tat sich verhaltener Jubel auf, und doch war die Verunsicherung über den Rückzug allerortens zu spüren.
    "TROTZ UNSERER LEISTUNG IST DIESE SCHLACHT VERLOREN!", gab er schließlich bekannt, und lautes Geheul und wütendes Geschimpfe machte sich in den Reihen der Männer breit, "DOCH NICHT VON UNS, MÄNNER! NICHT VON UNS! WIR STEHEN HIER ERHOBENEN HAUPTES, WIR STEHEN HIER UNGESCHLAGEN AUF DEM FELDE! WAS DER FEIND UNS ENTGEGENGEWORFEN HAT: WIR HABEN ES ÜBERSTANDEN. WIR HABEN TAPFER GEKÄMPFT, SO WIE ES SICH FÜR MÄNNER ROMS GEBÜHRT! UND DOCH IST DIESE SCHLACHT VERLOREN... UNSER EHRENHAFTER FELDHERR LABERIUS MATURUS IST IM KAMPF GEGEN BARBAREN AUS DEM NORDEN GEFALLEN!! DIE LEGIONEN IM SÜDEN HABEN SICH DEM GEGNER ERGEBEN UND FLIEHEN!! DOCH NICHT WIR!!! WIR STEHEN WEITERHIN, UNGESCHLAGEN IM FELDE!!!!"
    Wieder gab er den Männern einen Moment Zeit um die bittere Pille zu schlucken und ihren Unmut darüber kundzutun, bevor er eine weitere nachschob: "OHNE DIE LEGIONEN IM SÜDEN IST UNSERE SACHE VERTAN! WIR KÖNNTEN DEN GESCHUNDENEN REBELLEN WEITERHIN DIE STIRN BIETEN! DER NORDEN DES SCHLACHTFELDS GEHÖRT UNS! DIE XXI. LEGION IST SO GUT WIE UNSER, VICETIA WÜRDE SCHLIEßLICH FALLEN! DOCH ZU WELCHEM PREIS? VIELE GUTE MÄNNER WÜRDEN IHR LEBEN VERLIEREN, UND DER ÜBERMACHT DER REBELLEN MÜSSTEN AUCH WIR UNS SPÄTER BEUGEN! DIESEN PREIS BIN ICH NICHT BEREIT ZU ZAHLEN! ICH WERDE NICHT MIT ANSEHEN, WIE DIE RUHMREICHE SIEBTE UND DIE PRÄTORIANER LANGSAM ZU KLUMP GEHAUEN WERDEN WEIL MAN IM SÜDEN NICHT DIE STÄRKE HATTE DEN REBELLEN WEITERHIN ZU BEGEGNEN! DIES IST DAS ENDE DER SCHLACHT, AUS DER WIR MIT ERHOBENEM HAUPT TRETEN WERDEN. IHR HABT WACKER GEKÄMPFT, MÄNNER, VERGESST DAS NICHT!"


    Mit diesen Worten wandte er sich ab, um mit den anderen Offizieren das Errichten eines kleinen Lagers zu besprechen, in dem die beiden ungeschlagenen Einheiten campieren würden während er mit dem Gegner die Kapitulation der ihm untergebenen Einheiten aushandelte.


    TDV

  • Als Avianus gemeinsam mit einer Handvoll Prätorianer den Sammelpunkt erreichte, hatte der Legat der VII. bereits begonnen seine Rede zu schwingen. Das Adrenalin wich langsam aus dem Blut des Iuniers und machte Platz für die Müdigkeit, die sich dahinter angestaut hatte. Er hörte nur noch mit einem Ohr zu, zu beschäftigt war er damit, sich daran zu hindern, sich auf den Boden zu setzen, um wenigstens noch einen Rest an Würde zu bewahren. Lediglich als einer der Männer neben ihm die Worte "Barbaren aus dem Norden" wiederholte, horchte er auf und bekam gerade noch den Rest der Ausführungen mit. Hier im Norden hatten sie sich wohl ziemlich getäuscht, als sie dachten, die Schlacht würde gar nicht mal so schlecht laufen.
    Der Jubel am Ende der Rede hielt sich schließlich in Grenzen. Kein Wunder. Keine Rede konnte die Tatsache ändern, dass sie nicht die Sieger der Schlacht waren. Avianus jedenfalls war froh sich nunn doch endlich ins Gras fallen lassen zu können bis Befehle kamen.
    "Glaubt ihr die anderen haben es rausgeschafft?", fragte er mit beiläufigem Ton. Die anderen zuckten mit den Schultern.

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