[Clades Vicetia] Die Schlacht bei Vicetia - Die nördliche und südliche Flanke

  • Völlig fertig humpelten die paar Männer die den Rückzug gedeckt hatten zurück zum Lager, Seneca hatte schmerzen, erst jetzt bemerkte er dass er hier und da einen Schnitt abbekommen hatte, nichts weltbewegendes, aber nun, da er sich nicht mehr aufs Brüllen und Stechen konzentrieren musste, schmerzte der ein oder andere Kratzer doch schon ein wenig, aber da musste er durch.
    Wie in Trance liefen die Männer schweigend über das Feld, überall Gefallene, Verwundete welche notdürftig verbunden oder weggetragen wurden, und irgendwann stolperten sie mehr oder weniger in ihre Centurie hinein...
    Seneca löste seinen Helm, fuhr sich durch die verschwitzten Haare, und warf seinen Helm dann neben Avianus ins Gras, bevor er sich schweigend zwischen seine Männer fallen ließ und erstmal tief durchatmete.
    Die tolle Rede welche der Kommandeur vom Stapel gelassen hatte, hatte er nur halb gehört, eine Tatsache welche er nicht bedauerte, sie hatten verloren, die Prätorianer waren geschlagen, eine Schmach, er hatte sich noch nie so leer, so schändlich, und so hilflos gefühlt.. Er wusste nicht was er sagen sollte, er hatte sie über den Fluss geführt, über das Feld und auf die Mauern, sie hatten Verluste erlitten, Verwundete, und doch hätten sie die Mauern einnehmen können, bis die Reserve wegbrach und die südliche Flanke pulverisiert wurde, er konnte nichts sagen, er starrte nur in die Runde seiner Männer, schlammig, blutig, und in den Augen nur eine traurige Leere...

  • Ein Helm landete neben ihm im Gras. Avianus hob den Kopf, erkannte aber erst auf den zweiten Blick, wem er gehörte. Als er seinen Vetter sah, wäre er am liebsten vor Freude hochgeschossen. Was ihn davon abhielt war der Ausdruck in dessen Gesicht. Er erinnerte ihn an das, was heute alles auf dem Feld hinter ihnen geschehen war und was er eigentlich bereits wieder verdrängen wollte. Bei ihm hatte eigentlich die Freude überwogen, überhaupt noch zu leben.
    Jetzt blieb ihm aber die Sprache weg und auch sonst sagte keiner der Männer ein Wort. Die Stille fühlte sich seltsam an. Avianus räusperte sich kurz und dachte einen Moment lang nach. Dann klopfte er seinem Verwandten auf die Schulter. "Wir haben alle getan was wir konnten, Centurio", sagte er müde. Na toll. Jetzt begann er schon auf dieselbe Art zu reden, wie der Legat. Aber vielleicht war es etwas anderes, wenn er es sagte. Er wusste es, hatte es selbst gesehen, war selbst einer dieser Truppe gewesen, die verdammt nochmal die Stadtmauern hätte erobern können.
    Und auch wenn ihm die Frage auf den Lippen lag, hakte er nicht nach, wie Seneca und die anderen es rausgeschafft hatten. Bestimmt waren sie nicht siegreicher abgezogen als ihre Kameraden vor ihnen.

  • Avianus Hand auf seiner Schulter ließ in kurz verkrampfen, er verkraftete es nicht, es fühlte sich so an als ob er versagt hätte, er hatte sie auf die Mauer geführt, die Männer waren aufgrund seiner Befehle umgekommen und wofür? Sie hatten verloren, sie waren geschlagen, sie, die Elite des Reiches, und nun waren sie hier, weit weg von Rom, welches nun ohne Schutz da lag, um von den Rebellen eingenommen zu werden...
    "Ihr habt alles getan, ich bin stolz auf euch Soldaten.", sagte er, zwar kräftig, aber ein leichter Bruch in seiner Stimme war zu hören, dann blickte er wieder auf den Boden, er war stolz auf seine Männer, sie hatten ihm blind gehorcht, selbst als er sie im Sturmlauf über das halbe Schlachtfeld trieb und sie dann auf die Mauer schickte, sie hatten getan was er von ihnen verlangt hatte, aber nun, da der Lohn für ihre Taten ausgeblieben war, war dies alles hinfällig, und er schämte sich einfach nur für die Niederlage, er beklagte die Toten, und er belächelte nur die erbärmlichen Versuche des Kommandos die Niederlage schönzureden..
    "Wir haben wieder einen Kaiser verloren...", murmelte der Centurio während er ins leere blickte, ja, die Aufgabe welche sie eigentlich hatten, haben sie nicht erfüllen können, Seneca mochte Salinator nicht, im Gegenteil, aber seine Berufung war es ihn zu schützen, und auch dort, so fühlte, hatten sie versagt, wer sollte die Rebellen jetzt noch stoppen?

  • Mit ernstem Gesicht war der Legat zum improvisierten Lager der VII. Legion und der Prätorianer zurückgekehrt.. überall niedergeschlagene Gesichter, dazu das Gejammer und Geschreie der Verwundeten. Alles andere als ein erbaulicher Anblick, selbst für einen alten Hasen wie ihn.
    Um die Moral nicht vollkommen absaufen zu lassen trafen er und die verbliebenen Stabsoffiziere beider Einheiten sich in aller Eile und berieten über gewisse Maßnahmen... die schließlich in einem neuen Appell gipfelten:


    "MÄNNER!", begann der Legat auf dem Rücken seines Pferdes auf's Neue, "IHR HABT WACKER GEKÄMPFT! UND AUCH WENN DIE SCHLACHT IM SÜDEN VERLOREN WURDE, WIRD EURE LEISTUNG NICHT VERGESSEN WERDEN! IN DEN STUNDEN UNSERER MÜHEN WURDET IHR ZU LEBENDEN BEISPIELEN DES HELDENMUTS, DER KAMERADSCHAFT, DER TREUE. UND WIE ES GUTES RECHT IST, WERDEN AUCH IN DIESER UNSELIGEN STUNDE JENE HERVORTRETEN, DIE SICH BESONDERS HERVORGETAN HABEN... ALS VORBILDER FÜR ALL JENE, DIE FÜR ROM KÄMPFTEN! WENN ICH EUCH RUFE TRETET ERHOBENEN HAUPTES HERVOR... IHR MÜSST EUCH NICHT VERSTECKEN!!"
    So er seinen Männern zurief, nahmen neben ihm mehrere Gehilfen Aufstellung die dem Legaten als Handreicher dienen würden.. zuallererst kamen die Phalerae dran, die freilich jedem Soldaten zuteil wurden die an diesem Feldzug teilgenommen hatten. Bei mehreren tausend Mann eine ganz schöne Menge imaginärer Phalerae, die man in aller Eile aus Wachs fabrizierte, um sie später bei Gelegenheit in Silber nachzufertigen.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ZEICHNE ICH

    FAUSTUS DECIMUS SERAPIO
    ...
    MARCUS CAECILIUS DECIUS
    ...
    AULUS IUNIUS SENECA
    LUCIUS IULIUS ANTONINUS
    ...
    AULUS IUNIUS AVIANUS
    ...


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM V KAL IAN DCCCLXIII A.U.C.
    (28.12.2012/109 n.Chr.)
    .


    MIT
    EINER PHALERA

    für die Teilnahme am Feldzug gegen die Anhänger des Appius Cornelius Palma

    AUS


    Aulus Visellius Macer
    LEGATUS AUGUSTI PRO PRAETORE PROVINCIAE MOESIA SUPERIOR
    LEGATUS LEGIONIS LEGIO VII.


    Danach folgten die Männer, die sich schon während des Feldzugs als aktive und besonders verlässliche Soldaten hervorgetan hatten... unter ihnen auch ein iulischer Centurio, der sich improvisierte Armillae aus Draht anfügen lassen durfte:


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ZEICHNE ICH

    ...
    LUCIUS IULIUS ANTONINUS
    ...


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM V KAL IAN DCCCLXIII A.U.C.
    (28.12.2012/109 n.Chr.)
    .


    MIT
    ARMILLIAE IN SILBER

    für zuverlässige Leistungen während des Feldzugs nach Vicetia

    AUS


    Aulus Visellius Macer
    LEGATUS AUGUSTI PRO PRAETORE PROVINCIAE MOESIA SUPERIOR
    LEGATUS LEGIONIS LEGIO VII.


    Und schließlich durften die Soldaten hervortreten, die sich besonders in der Schlacht hervorgetan hatten, unter ihnen auch ein iunischer Centurio, der sich eine Corona als Flickwerk und Blech aufsetzen lassen durfte:

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ZEICHNE ICH

    ...
    AULUS IUNIUS SENECA
    ...


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM V KAL IAN DCCCLXIII A.U.C.
    (28.12.2012/109 n.Chr.)
    .


    MIT
    EINER CORONA MURALIS

    für die erfolgreiche Erstürmung der Stadtmauern in der Schlacht von Vicetia

    AUS


    Aulus Visellius Macer
    LEGATUS AUGUSTI PRO PRAETORE PROVINCIAE MOESIA SUPERIOR
    LEGATUS LEGIONIS LEGIO VII.


    Wenig später kapitulierten die noch organisierten kaiserlichen Streitkräfte im Norden der Stadt Vicetia gegenüber den Rebellen.

  • Antias hatte Candidus Wunde so gut er es konnte versorgt. Hinter einem Busch versteckt, beobachtete er das Geschehen auf dem Schlachtfeld. Viel war nicht zu sehen. Der Kampflärm, den der Wind herüber trieb, wurde leiser, ebbte vollkommen ab. " Marius, Marius." rief Antias. " Sie haben aufgehört zu kämpfen. Was machen wir?" Antias versuchte krampfhaft heraus zu bekommen welche Seite gewonnen hatte. " Wir müssen näher ran." Candidus am Zügel ging er bis zu den ersten Büschen. In Fetzen wehte der Aufruf herüber. Die gegnerische Reiterei war überlegen. Für Antias stand fest, dass er sich nicht zu den Gefangenen gesellen wollte. Zu lange überlegt, zu lange gezögert. Marius und Antias wurden entdeckt. Sie schafften es nicht sich zurück zu ziehen. Eingekreist und aus den Büschen gejagt, teilten sie nach wenigen Minuten das Schicksal ihrer Kameraden. Man nahm ihnen die Pferde ab und brachte sie zu den Restlichen Eques, die sich ergeben hatten. Am Rande des Schlachtfeldes, gut bewacht, harrten sie ihrem Schicksal.

  • Der Jubel der kaiserlichen Reitereisoldaten kannte keine Grenzen, als die Reiterei der Rebellen sich nach und nach auflöste oder gleich ergab. Die Rebellen wurden entwaffnet, ihrer Reittiere beraubt und zusammengetrieben.. was meißt verhältnismäßig friedlich vor sich ging, nur in einigen wenigen Ausnahmefällen führten die erhitzten Gemüter dazu, dass immernoch Blut floss.
    Einige Zeit später, man hatte bereits die komplette Rebellenkavallerie im Norden neutralisieren können und sogar Zeit dafür gefunden Männer abzustellen die die Gegend nach Flüchtlingen durchkämmen sollten, kam dann die Schreckensmeldung aus dem Süden dann auch zu den Reitereisoldaten im Norden: Laberius Maturus war von Barbaren aus dem Norden gemeuchelt worden, die Legionen in offener Flucht... und der Befehlshaber im Norden plante offenbar die Kapitulation vor den Rebellen!


    Als diese Nachricht die Runde machte brach vielerorts massive Unruhe unter den zuvor noch siegestrunkenen Kaiserlichen aus, nicht wenige wollten die Nachricht gar nicht glauben, da es im Norden doch bisher so gut ausgesehen hatte. Die Offiziere hatten alle Hände voll zu tun ihre Männer im Zaum zu halten, doch als die Order kam sich der Infanterie bei Vicetia anzuschließen und kollektiv in die Gefangenschaft zu gehen half jede Disziplin nicht mehr: selbst die Equites Singulares zeigten Auflösungserscheinungen, weil einige Decuriones mitsamt ihren Turmae nicht den geringsten Willen hatten in Gefangenschaft zu gehen... ganz im Gegenteil.


    So machte sich die Wut über die doch verlorene Schlacht Luft, in dem die Männer gleich scharenweise mit ihren Reittieren desertierten. Immerhin hatten sie auf dem Rücken ihrer Reittiere bessere Chancen die Flucht erfolgreich meistern zu können als zu Fuß.
    Hier und da ließen die wütenden Kavalleristen ihre Wut auch einfach an den gefangenen Rebellen aus, es kam zu Messerstechereien und Schlägereien, die aber meist schnell wieder vorüber waren weil niemand die Chance verpassen wollte die Flucht zu ergreifen.


    Von den knapp eintausendfünfhundert kaiserlichen Reitern, die die Reiterschlacht im Norden unbeschadet überstanden hatten, blieben letztlich nur dreihundert Mann über, die sich nicht zur Flucht wandten, sondern zur VII. Legion und den Prätorianern zurückkehrten um mit ihnen gemeinsam in Gefangenschaft zu gehen... der Rest des Reiterheeres löste sich auf und verschwand in alle Himmelsrichtungen.


    Die zuvor geschlagenen und nun doch siegreichen Rebellen überließ man einfach sich selbst.


    TDV

  • Als die Auszeichnungen verteilt wurden machte sich einen kurz Moment so etwas wie Stolz bei Seneca breit, andererseits, wer wüsste schon was diese Auszeichnung nach dem Sieg der Rebellen wert sein würde, vielleicht würde sie ihm ja auch den Hals kosten, und so nahm er die Ehrung nur schweigend zur Kenntnis. Seinen Männern, allen voran Avianus, gratulierte er allerdings, "Ihr habt euch die Ehrung verdient Männer, jeder Einzelne von euch.",


    Wenig später blickte er sich um und schaute sich die Soldaten der Rebellen an, welche wohl gekommen waren um sie mitzunehmen, oder was auch immer sie mit den kaiserlichen machen wollten..
    "Packt euren Kram zusammen, wir schauen Mal wo die Reise jetzt hingeht.", sagte Seneca, mittlerweile war es ihm eigentlich egal was passieren würde, er hoffte nur dass die Rebellen in Rom nicht allzu sehr wüten würden, oder eben dass Salinator die Stadt kampflos übergibt..

  • Vor allem bei der Aushändigung der Corona Muralis an Seneca zeigte sich Avianus nicht unerheblich stolz. Ihr Centurio war schließlich nicht auf eigene Faust die Mauer hochgeklettert. Die Auszeichnung war ein fast noch größerer Trost als die Phalera, die ja jeder bekam, der die Schlacht überstanden hatte. Senecas Bemerkung konnte er deshalb nur mit einem müden Lächeln erwidern.
    Kurz darauf war es endgültig vorbei. Die Kaiserlichen mussten kapitulieren.
    Avianus packte das wenige, das er noch bei sich trug zusammen. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihm breit. Zum Gefangenen werden zu können, so weit hatte er gar nicht gedacht. Er hoffte nur, egal wo es jetzt hinging, irgendwann wieder in Rom zu landen.

  • Keine Minute ließ er die Wachen aus den Augen. Ein heftiger Wortwechsel zwischen ihren Bewachern. Reiter stoben unter die ahnungslos Sitzenden und Liegenden Gefangenen. Tumulte, Handgreiflichkeiten. Antias brachte sich in Sicherheit. So schnell wie sie eingefallen waren, verschwanden sie. Sie ritten davon, ließen sie zurück, ohne Bewachung. Irritiert und ratlos sahen sich Marius und Antias an. " Verstehst du das?" Antias schüttelte den Kopf. " Sie sind weg. Alle weg. Komm wir verschwinden. Wir gehen zurück zur Stellung der Prima. Wenn sie noch existiert. Wenn nicht sehen wir weiter." Antias lief los. " Vielleicht haben sie unsere Pferde da gelassen." Ein Wunsch der nicht in Erfüllung gehen sollte. Ein paar verirrte Tiere liefen herum. Sein Candidus war nicht aufzufinden. Ein Spatha sammelte er auf und einen Pugio. Die Toten brauchten ihre Waffen nicht mehr. Wehrlos wollte er sich nicht auf den Weg machen. Zu Fuß, so schnell es ging, setzten sie sich ab.

  • Bis zum Letztmöglichen kämpften die Männer der Turma secunda, ein paar von ihnen ließen sogar in den letzten Momenten noch ihr Leben. Der eine würde sagen, dass sie ihr Leben völlig unnötig geopfert hatten, da sich kurze Zeit darauf der Großteil der Rebellenreiterei neutralisiert oder ergeben hatte, der andere würde sagen, dass sie ehrenvoll ihr Leben für den wahren Kaiser gegeben hatten. Zu letzterer Ansicht gehörte auch der Decurio selbst, der zu dem Punkt gekommen war, dass es keinen Sinn mehr hatte Widerstand zu leisten. Ihm selbst fehlte langsam die Kraft, seine klaffende Wunde an seinem linken Arm machte ihm schwer zu schaffen, es fiel ihm schwer kühlen Kopf zu bewahren, ihm wurde ab und zu schwummerich vor Augen. Als seine Truppe völlig eingeengt war und im weiten Blick die erschalgende Überzahl der Kaiserlichen immer erdrückender wurde, musste der Decurio reagieren. Sollte er seine Männer weiter ermuntern ihr Leben für die Sache zu geben, oder sollte er die eindeutige Niederlage akzeptieren und zum Wohle seiner Männer durch Kapitulation ihre Leben retten? Für den sonst so rational veranlagten Griechen eine schwere Entscheidung. Glücklicherweise wurde ihm diese von den Kaiserlichen abgenommen. Wie von den Göttern benebelt machte sich Irritation und Unverständnis bei ihnen breit. Irgendetwas schien sie aufzuwühlen. Vespa fiel es schwer herauszufinden was es war, seine Sinne wurden immer schwächer, er verlor seine Kraft, wenn er nicht bald versorgt würde, könnte der Blutverlust zu groß sein.. ihm wurde schwindelig. Mit glasigen Augen und verschwommenem Blick vernahm er, wie sich die kaiserliche Reiterei neutralisierte und eineige von ihnen gesammelt das Weite suchten. Konnte das sein? Hatten die Legionen im Norden etwa gesiegt? Das Feld leerte sich, zurück blieben die unzähligen toten Körper der Männer, die ihr Leben gegeben hatten, das tragische: sie waren gleichen Blutes, römischen Blutes.. welch Fars diese ganze Sache aufbrachte, wurde hier deutlich. Brüder schlachteten sich gegenseitig ab zum Gemeinwohl des Reiches.. Vespa vernahm durch seine verschwommenen Augen nur noch eine große rote Suppe .. Blut und die Farben der Uniformen vermischten sich.
    Zwei seiner Männer stützten ihn von links und rechts, sodass er nicht vom Pferd fiel. "Sammeln .. zurück zu den Legionen.. Kommandostab.." wies er seine Männer mit schwacher Stimme an, bevor sie ihre Pferde in Gang setzten.
    Von 32 Reitern hatten 26 überlebt.

  • Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpg Der Flaminier hatte in seinem Leben schon so einiges gesehen, und so manche Schlacht geschlagen. Erst als junger Tribun, schließlich als Legat einer Legion im Bürgerkrieg gegen den Ursupator Saturninus.. und dann immer wieder als Legat einer Provinz die ewigen Streitereien mit germanischen Stämmen. Kurzum: bisher glaubte der Flaminier, wirklich alles gesehen zu haben. Dan kam Vicetia.
    Er hatte sich bereits darauf eingestellt, den Rückzug zu befehlen, ein paar Cohorten zu opfern und den Hügel in Brand zu setzen, damit der Feind ihnen nicht nachsetzen konnte.. weiter westlich hätten sie sich dann an einer drastisch engen Stelle zwischen Alpes und Hochland an einer Furt lange genug behaupten können um bei den Städten Norditalias um Hilfe zu bitten. Allerdings war der kritische Zeitpunkt nicht gekommen... sonst aber alles ganz anders als er auch nur zu hoffen gewagt hatte. Dass die germanischen Söldner den gegnerischen Feldherrn, den Laberier umbrachten bekam er wahrscheinlich als allerletztes mit. Immerhin gab es keine Nachrichtenverbindung durch den Gegner hindurch.. also musste sich die Neuigkeit erst durch das gegnerische Heer fressen, bis es irgendwann zu ihnen rüberkam. Und wie der Flaminier davon erfuhr!
    Erst als die XXIII. Legion zusammenbrach, ging er erst davon aus, dass der Duccius mit der VIII. Legion und der Reiterei im Süden das alleine zustande gebracht hatte... als er dann erfuhr, dass die Kaiserlichen wohl davon zerrüttet waren, dass die Germani ihren Feldherrn gemeuchelt hatten, konnte der Flaminier nicht an sich halten und hatte herzhaft, laut und vor allem vollkommen erleichtert gelacht. Das war GENAU das gewesen, was es gebraucht hatten. Und natürlich sorgte er dafür, dass umgehend ALLE Einheiten davon erfuhren... das würde die Moral der Männer sicherlich stützen, und die des Gegners zerstören. Allerdings musste er sich ebenso weiter von der Schlacht zurückziehen und mit seinem Stab eine Position beziehen, die am wenigsten Gefahr lief Teil des aktuellen Kampfes zu werden.. den annaeischen Feldherrn hatte es bereits erwischt, und er würde den Sieg seiner Männer nicht wegwerfen, indem er dasselbe unüberlegt mit seinem eigenen tat.
    Als dann auch die XXV. Legion von der II. geschlagen war, die Kaiserlichen im Norden sich zurückzogen und schließlich auch die I. Legion sich der XIV. entledigte, fielen ihm die ganzen Alpes vom Herzen. Dem Feind wurde nachgesetzt, im Norden Vorbereitungen getroffen, falls die drei übriggebliebenen Einheiten (die Reiter waren offensichtlich kollektiv geflohen) es sich doch noch anders überlegte,.. und auf einmal hatten sie wieder alle Hände voll zu tun. War das Feldherrndasein während der Schlacht geprägt vom Warten, ging es danach wieder rund: es musste entschieden werden was mit den Gefangenen angestellt wurde, wer sich wie bereit hielt falls es doch noch Probleme gab, die Logistik und und und... aber nichts konnte süßer sein, als die Kapitulation des visellischen Legaten von Obermösien anzunehmen.


    Erst am Abend, als der Cilo sich in sein Zelt begab und noch lange Zeit auf seiner Pritsche hockte, ging ihm langsam auf, was hier eigentlich geschehen war: sie hatten gewonnen. Und der Weg nach Rom stand offen.


    TDV

  • Eiseskälte. Um mich – das lag an den Kleidern, die mir tropfnass am Leibe klebten – und in mir. Ich war in der Hand des Feindes... oh Fortuna, wie konntest du mich so hintergehen?!
    War ich denn nicht allezeit Dein ergebenster Verehrer, habe ich dir nicht erst neulich höchstpersönlich einen wunderhübschen Tempel gestiftet?!! Treulose Hure!
    Chaboras... ich stürzte... mein Pferd brach zusammen, getroffen, und ich stürzte...
    nein, nicht in den Chaboras. Dieser Feind kam aus den eigenen Reihen, und ich bin....
    Das Atmen fiel mir schwer, ich bekam nicht so richtig ausreichend Luft, spuckte noch mehr Schlammwasser aus und versuchte bang, mich aufzusetzen, und bemerkte, dass das weh tat, aber dann packte mich ein Hustenanfall, und schüttelte mich. Scheußlich. Wo war ich? Mein Blick irrte glasig umher. Ein Zeltgiebel... ein Zivilist, dessen Mund sich unentwegt bewegte... Soldaten. Wächter.
    Vicetia.
    Flach atmend... nur nicht husten... versuchte ich, mir zusammenzureimen, was los war.
    "... dass sich da draußen tausende massakieren..." sagte der der Mann, und noch viel mehr.
    Die Schlacht. Du bist gefangen, Faustus, aber die Garde, die steht noch im Feld. Natürlich, war ja auch die Garde. Aber.... welch unsägliche Schmach. Ich wollte sterben vor Scham. Nein – ich mußte sterben. Was sonst sollte ein gefangener Heerführer tun, als sich mannhaft das Gladius in den Bauch zu stoßen? Aber der Schwätzer wollte es nicht rausrücken. Statt dessen bot er mir Brot mit Käse an??! Irritiert machte ich eine abwehrende Bewegung.
    Unendliche Verzweiflung erfüllte mich. Meine Männer kämpften da draussen, und ich... lag hier. Welch grauenvolle Schmach. Erneut versuchte ich, mich aufzusetzen, stützte mich auf einen Ellbogen hoch. Meine Hände waren blutig aufgeschürft, ebenso meine Knie, und ich hatte einen Haufen blauer Flecken, aber mehr schien mir nicht zu fehlen... wenn ich nur ordentlich Luft bekommen hätte. Wieder der Husten, der schnürte mir grausam die Kehle zu. Erschöpft fuhr ich mir mit dem Handrücken über den Mund.
    Aber vielleicht war es ja doch etwas voreilig gewesen, nach dem Gladius zu verlangen. War nicht sogar mein Vater selbst einmal in die Hand der grausamen Parther geraten? Er wurde befreit, und soo schmachvoll war das nun auch nicht gewesen. Ja, sobald unsere kaisertreuen Truppen die Aufständischen geschlagen hatten, dann würde ich schon freikommen, sagte ich mir, und horchte angespannt auf die Geräusche von draussen, von der fernen Schlacht. Und auf die Geräusche aus meinem Brustkorb. Beides klang nicht gerade gut.


    Zu früh gehofft. Besoffenes Feiergegröhle riss mich aus meinem dumpfen Dahindämmern. Nein!Das war ein Albtraum...! Diese lumpigen Eidbrüchigen hatten gesiegt?! Die Götter mussten verrückt sein.
    Entsetzt dachte ich an meine Soldaten. Die Garde, die Blüte des Exercitus Romanus. Ich hatte sie in diese Schlacht geführt, in Eilmärschen, hatte ihnen Sieg und Beute versprochen. Wie viele von ihnen waren jetzt tot? Wie viele würden ihren Wunden in den kommenden Tagen erliegen? Wie viele ihr Leben als Krüppel beschließen? Und was stand jetzt noch zwischen Rom und diesen verdammten Aufständischen? (Die Classis misenensis...)


    Das Ausmaß der Katastrophe noch nicht fassend, klammerte ich mich an einen Gedanken: Haltung, Faustus. Diese Scheiß-Aufständischen, Verräter, Brudermörder, Patrizierknechte... die sollten wenigstens sehen, wie wir, die geschlagenen Verteidiger Roms die Niederlage mit edler Würde hinnahmen, stoisch, gefasst... Mein Gesicht war gefroren.
    Aber.... ein scheußlicher Gedanke bohrte sich in mein Inneres hinein... was wenn meine Männer gar nicht so tapfer gekämpft hatten, wie ich das annahm, was wenn sie nach meiner Gefangennahme einfach übergelaufen waren? Schließlich waren sie, so sehr ich sie auch hochschätzte, noch immer Prätorianer. Und es würde die Niederlage erklären. Und es gab da ein, zwei, drei Tribune, denen ich sowas durchaus zutraute.


    Das Schwert war der einzige Weg, der mir blieb! Ich verlangte erneut danach, immer wieder, aber ich bekam es nicht. Statt dessen bekam ich hohes Fieber. Glühend, und zugleich bis ins Mark durchfroren wälzte ich mich auf dem Lager... und fürchtete mich davor, dass sie mich foltern würden. Denn ich wußte viel zu viel... Truppen wie und wo, Verteidigungsanlagen, Schlachtpläne, Parolen....
    Husten. Schweißiges Leinen. Tage und Nächte verschwommen. Das Zelt wich einem Karren, der mich holpernd übers Land trug. Wohin? Husten. Jahrhundertverbrechen aufgeklärt Schweiß. Ich war doch schon tot. Wozu noch das Schwert... doch, das Schwert. Ich wollte, ich mußte ein Ende machen. Sie gaben es mir nicht. Edle Würde. Entsetzen und Schleim und Fieberträume... Blei in meinen Gliedern. Ein Nebel in meinem Kopf. Und wieder der Traum: Das Ding unter der eisernen Luke. Das Geräusch, wenn es daran schabte, kratzte, mit den verwesten Fingern. Und wie es langsam... ganz langsam... die Abdeckung hob. Ich sah es aber nie. Ich wachte immer zuvor auf. Entsetzen. Husten.

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