Lärm im Revier hasste Dracon. Heute vor allem. Er saß beim Essen, Bohnen mit Speck, gebackene Birnen, geröstetes Brot mit Olivenöl. Der Lärm hörte nicht auf, das ging ihm auf den Zeiger. Missmutig kaute er aus, warf sein angebissenes Stück Brot auf den Tisch. Leicht angesäuert ging er den Gang nach vorn. Was zum Jupiter machten die Urbaner hier. Seine Stimmung erreichte ihren Tiefpunkt. Borkan lief an ihm vorbei. Dracon machte nicht den Versuch zu fragen. Er wollte selber sehen was Sache ist. Einiges war Sache, ein Haufen Urbaner, dazwischen ein Tribun der Urbaner und Morrigan. Na wenn das mal gut ging. Ein kurzer Rundblick, die Kacke war ordentlich am Dampfen. Sollte was schief gehen, hatten sie keine Chance hier raus zu kommen. Nach außen hin gelassen, baute sich Dracon neben der Sitzgruppe auf und musterte den Tribun.
Eine Insula am Rande der Subura aber noch Rande zum Esquillin
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- Subura
- Tiberius Helvetius Varus
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Mitten in der Bewegung hielt Apolonia inne, was sollte denn dieser Lärm im Haus?
Sie war gerade bei einer ihrer wichtigsten Beschäftigungen, ihre Haare bürsten, als Geschrei und Getrampel im Lupanar zu hören war. Seufzend legte sie die Haarbürste zur Seite und verließ ihr Zimmer, sie wollte nachschauen was da los war. Ah da ist Dracon, warum unternimmt er nichts? Wer ist denn der, den er betrachtet? Apolonia war nun fast bei Dracon angekommen als sich der Tribun umdrehte.
Einen Augenblick überkam sie eine Schockstarre. Das war doch der, zu dem sie für Claudius Menecrates den Brief bringen musste, in der Basilica Ulpia. Was war er noch gleich? Darauf hatte er sich doch, wenn sie sich recht erinnerte, so viel eingebildet. Ah ja richtig Decemvir stlitibus iudicandis und nun stand er hier als Tribun. Das war gar nicht gut. Was die wohl hier wollten? Er schien ja die ganze Kaserne mit zu schleppen. Das war wie es aussah kein Vergnügungsausflug.
Möglichst unauffällig drehte Apolonia sich um und überlegte fieberhaft wo sie nun hin sollte. In die Culina, als Küchenhilfe? Nein das war jetzt nicht gut, dann musste sie an ihm vorbei. Sie wollte aus seinem Blickwinkel verschwinden. Zurück auf ihr Zimmer war die beste Lösung. Bestimmt würde sie dann nicht mehr von ihm gesehen. Morrigan würde das schon regeln. Doch die war doch damals auch dabei. Ausnahmsweise war sie da aber mal still gewesen, bestimmt erinnerte er sich nicht mehr an sie beide.
Gemächlichen Schrittes ging Apolonia in die Richtung ihres Zimmers. -
Zitat
Original von Morrigan
...
„Ich denke ihr beide zieht es vor in einem Separee mit mir zu reden?“ fragte sie natürlich eigentlich rein rhetorisch, denn sie konnte sich nicht vorstellen, das die Domina sich ins Atrium setzen wollte. Also ging sie voraus und führte die beiden Frauen in ein recht abgeschieden liegendes Zimmer. Dieses war wie alle anderen auch mit äußerster Sorgfalt und Liebe zum Detail eingerichtet.
Ein kleiner Tisch, dort würde schon bald der Wein und die Krüge zum stehen kommen, bestimmt würde auch die ein oder andere Nascherei sich zum Wein einfinden.
Das Zimmer selbst war sehr fraulich gehalten, alles in zarten rot Tönen. Eben das besondere Zimmer für die Frauen, die im Lupanar nach Abwechslung suchten.Zum Glück hatte die Flavia das Reden übernommen, dachte Candace. Denn sie, die Sklavin, hätte garantiert alles versaut, was nicht etwa daran lag, dass sie nicht lügen konnte, sondern vielmehr, dass sie Morrigan ganz sicher nicht hier erwartet hätte. Aber was auch die Flavia nicht wusste, ihr Gegenüber war ganz genau im Bilde darüber, dass das, was sie gerade sagte, reine Fantasie war. Gut, dass Morrigan mitspielte und auf die Geschichte ihrer Herrin einging. Schließlich hatte die Flavia einen ordentlichen Batzen Geld mitgenommen, für das was noch folgen sollte. So schwieg die vermeintliche ‚Regilla‘ und ließ ihre ‚Freundin Orestilla‘ machen.
„Ein Chambre séparée , wie der Gallier zu sagen pflegt,“ scherzte Domitilla äh Orestilla, wurde dann aber gleich wieder sachlich. „Genau das wünschen wir!“ Selbstredend war sie nicht gerade darauf erpicht, von irgendeinem dahergelaufenen Wicht erkannt zu werden, der sie am Ende vielleicht auch noch damit erpressen konnte.
Orestilla und ihre Freundin folgten schließlich der Frau, die sie in einen recht ansehnlichen Raum führte, der scheinbar so gar nicht mit einem Lupanar gemein zu haben schien. Die beiden Frauen sahen sich um. Das in zarten Rottönen gehaltene Interieur schien recht ansprechen zu sein – ein kleiner Tisch unzählige Kissen auf dem Boden, die regelrecht dazu einluden, es sich auf ihnen bequem zu machen. Noch bevor sich die beiden darauf niederlassen konnten, erschien bereits eine Sklavin mit einem Tablett auf dem allerhand Leckereien und eine Kanne mit Wein gepackt worden war. Diese servierte sie nun auf dem kleinen Tisch vor den Gästen. Während Orestilla bereits in die Kissen einsank, verharrte Regilla alias Candace weiterhin stehend neben ihrer ‚Freundin‘. Zu sehr war sie noch immer in ihrem alten Muster gefangen. Zumindest war es der Flavia recht schnell gelungen, sich in die Rolle Orestillas hineinzuversetzen. „Regilla, setz dich doch! Sei doch nicht so schüchtern,“ ermahnte sie sie, woraufhin sich Regilla auch sofort in die Kissen setzte. -
Platz nehmen, etwas trinken und etwas essen? Und am Ende bot ihm diese Verwalterin vermutlich auch noch eine ihrer Damen an, oder wie?! Dives war hier kein Kunde! Nie würde er (aus bereits dargelegten Gründen) heute noch als Kunde ins Lupanar gehen! Diese Frau versuchte den Tribun hier ganz offensichtlich einzulullen - was nicht selten bedeutete, dass sie etwas zu verbergen hatte. So wurde der Urbaner folglich noch etwas wachsamer und misstrauischer und würde wohl besonders genau hinschauen bei den vorzulegenden Akten!
"Gerne nehme ich das Angebot an, mich dort drüben zu setzen. Auf eine Bewirtung indes - und ich weiß, du versuchst nur höflich und zuvorkommend zu sein, Morry-Gänn - verzichte ich allerdings. Ich bin hier, um zu arbeiten und meinem Dienst an Roma nachzukommen. Ich bin nicht hier, um zu essen.", stellte der Iulier in sachlichem Tonfall mit seichtem Lächeln klar. "Also sei doch so gut und bring mir lieber die gewünschten Unterlagen dort 'rüber und dann bist du mich auch ganz schnell wieder los.", sofern sich keine Anhaltpunkte für irgendwelche illegalen Geschäfte oder ähnliches finden sollten, verstand sich. Gelassen schritt der Tribun sodann zu angebotener Sitzgruppe und nahm Platz, bevor er seinen verbliebenen Soldaten noch einmal ausdrücklich das Zeichen gab, sich schon einmal an die Arbeit zu machen, sich umzusehen nach Waffen, Anzeichen für illegales Glücksspiel in einem der Hinterzimmer und ähnlichem...Die Zeit des vorübergehenden Wartens nutzte Dives seinerseits, um sich ein bisschen umzuschauen und das Etablissement ein wenig auf sich wirken zu lassen. Sehr viel anderes konnte er schließlich auch kaum tun. Dabei fiel ihm selbstredend auch der Typ ins Auge, der sich neben der Sitzgruppe aufgebaut hatte. Ob der hier wohl auch anschaffte? Er ließ seinen Blick weiter schweifen und grinste erst dann belustigt von seinem vorherigen Gedanken ein wenig in sich hinein. Es sollte ja durchaus Frauen (und Männer) geben, die auf 'mit ohne Haare' und 'muskulös' standen. Für Dives allerdings wäre der Kerl tatsächlich zu übertrieben maskulin und definitiv nicht sein Fall - genauso wenig übrigens wie der Kerl mit den leicht orientalischen (?) Zügen, der kurz zuvor davon geeilt war und vermutlich gerade die geforderten Akten holte. Unbestreitbar sah der zwar besser aus als der haarlose Muskelmann, aber... naja. Er war eben einfach nicht Dives' Typ. Denn nur weil er ganz allgemein auf Männer stand, war er ja noch lange nicht automatisch spitz auf jeden, der nur nicht schnell genug bei drei auf dem Baum war. Nein, wie vermutlich jeder andere Mensch auf der Welt so hatte natürlich auch der Iulier gewisse Vorlieben und Präferenzen. Und auf den Punkt gebracht wirkte ein unrömisches Aussehen auf ihn ganz subjektiv eben zunächst einmal eher unattraktiv. Das... war eben einfach so, genauso wie andere Männer in erster Linie auf rothaarige Germaninnen abfuhren oder auf mollige Brünette oder spindeldürre Hispanierinnen. Dabei kannte jede dieser Vorlieben sicherlich auch Ausnahmen - das war auch bei Dives nicht anders -, doch an und für sich war ein weitesgehender Einklang mit der Präferenz eben die Regel. Aber überhaupt war der Tribun ja auch gar nicht zum Vergnügen - schon gar keinem Bettvergnügen - hier!
"Ich nehme an, du bist hier zuständig für den Schutz der übrigen Angestellten und der Gäste, richtig?", sprach der Iulier nach seinen vorherigen Gedanken nun also den muskulösen Typ ohne Kopfhaar an. "Als Stadtkohortentribun, der hier begleitet wird von drei Contubernia seiner Männer kann ich dir versichern, dass du dir um meinen Schutz keine Gedanken machen brauchst.", erklärte er dem Mann sodann doch vergleichsweise freundlich, dass er ein wenig Abstand zu seiner Person doch begrüßen würde. - Wann kamen und wo blieben nur die Finanz- und Personalunterlagen? -
Eine Betriebskontrolle im Hurenhaus. Aha. Von allen möglichen Einsätzen, die sich Antias seit ihrem Aufbruch ausgemalt hatte, war dies so ziemlich der letzte, auf den er gekommen wäre. Aber gut, der Tribun wird seine Gründe haben, dachte er sich. Auch in Mogontiacum am Arbeitsplatz seiner Mutter hatte es von Zeit zu Zeit sogenannte Betriebskontrollen gegeben, erinnerte er sich mit gemischten Gefühlen, aber die hatten stets nur ein paar erpresste Freinummern oder eine nicht minder erpresste Beteiligung am Umsatz zum Ziel gehabt. Antias bezweifelte, dass der Tribun so was nötig hatte, wenn aber doch, hatte das einen Tiro nicht anzufechten.
Was ihn allerdings anfocht, wogegen er sich auch mit äußerster Selbstdisziplin nicht immunisieren konnte, war der feine Hauch von Frauen, der die Soldaten unerwartet umfing, mehr Ahnung als wirklicher Duft aber trotzdem unmöglich zu ignorieren. Bei Fecundias, wie lange war das nun schon her? Und welch Ironie, dass ihn sein Dienst nun näher an die saftigen Weiden der Venus gebracht hatte als sein verpatzter Ausgang vor einigen Tagen? Und welch Folter, dass ihm das nicht das geringste nützte! Aber Dienst war Dienst und Garum war Garum, wie Hispo es ausgedrückt hätte.
„Hispo!“ zischte Antias seinem lüsternen Kameraden zu, der wie erwartet Mühe hatte, den Speichelfluß zu kontrollieren.
„Wir durchsuchen die Zimmer. Bleib beim Tribun und hab' ein Auge auf den Glatzkopf.“
Hispo schluckte enttäuscht. „Ich würde aber lieber ...“
„Ich weiß. Eben drum!“
Antias zwinkerte Hispo aufmunternd zu und schwärmte mit dem Rest des Contubernium aus, um wie befohlen die Räumlichkeiten zu durchsuchen. -
Apolonia sah gerade noch wie einer von den Urbanern in ihrem Zimmer verschwand. Das ging nun entschieden zu weit. Schon stand sie neben dem Trio und säuselte ihn an. „Darf ich fragen was du hier suchst? Oder wolltet du zu mir? Womit kann ich dir dienen? Hast du einen besonderen Wunsch?“ Sie lächelte ihn freundlich an, er, kein Grünschnabel mehr, mit etwas Erfahrung, kam ihr gerade recht. Obwohl ein jüngerer in diesem Falle bestimmt besser gewesen wäre, denn den hätte sie leichter steuern können.
Sie trat dicht an den Trio heran, so das sie mit ihre Hand die seine berühren konnte. Wie aus versehen streift ihre Hand die seine, wobei sie ihm zuzwinkerte. -
Zwar wusste Antias noch immer nicht, was oder wen er und seine Kameraden in den Nebenräumen eigentlich suchten, für einen dezenten Hinweis diesbezüglich wäre er dem Tribun durchaus dankbar gewesen, gleichwohl durchforstete er ein leeres Zimmer nach dem anderen in der fatalistischen Gewissheit, dass es ihm schon von selbst auffallen würde, wenn es dort etwas bemerkenswertes zu finden gab. Und nun, im vierten Raum, hatte er tatsächlich etwas gefunden. Besser gesagt jemanden: Ein junge Frau, eher noch ein Mädchen.
Nicht gerade ein sensationeller Fund, das war ihm klar. Junge Frauen in Bordellen vorzufinden war weiter nicht bemerkenswert. Allerdings - das Mädchen war es durchaus. Er hatte so einiges verdrängt wie ihm nun klar wurde, und dazu gehörte nicht nur die betörende Nähe einer duftenden jungen Frau. Weiser Entschluss, Hispo nicht in die Gemächer zu schicken. Einen besonderen Wunsch? Götter! Ja, hatte er – nicht nur einen, und sie wusste das natürlich ganz genau.
„Und du bist?“ fragte Antias knapp, ohne sich ein leichtes Lächeln verkneifen zu können.
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Wer will das wissen, wäre Apolonia fast rausgerutscht, doch gerade noch rechtzeitig bremste sie sich selber ab. Ihren Namen konnte sie ja nennen, damit gab sie ja noch nicht ihr Rolle im Lupanar preis. „Apolonia“ nach einem kurzem zögern fragte sie dann doch: „Und wie darf ich dich nennen. mein starker Krieger?“ Beim letzten Teil ihrer Frage glitt ihr Blick etwas abwärts.
"Mir scheint du suchst etwas, vielleicht findest du es ja bei mir", fügte sie noch lächelnd hinzu. -
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Original von Marcus Iulius Dives
Platz nehmen, etwas trinken und etwas essen? Und am Ende bot ihm diese Verwalterin vermutlich auch noch eine ihrer Damen an, oder wie?! Dives war hier kein Kunde! Nie würde er (aus bereits dargelegten Gründen) heute noch als Kunde ins Lupanar gehen! Diese Frau versuchte den Tribun hier ganz offensichtlich einzulullen - was nicht selten bedeutete, dass sie etwas zu verbergen hatte. ...Ungeachtete der Worte des Tribun wurden Wein, Wasser und ein paar Kleinigkeiten gebracht und leise auf dem Tisch abgestellt.
Die kleine Sklavin brachte nun auch die gewünschten Unterlagen. Morrigan überreichte sie dem Iulier.
„Hier die Unterlagen. Bedien dich oder auch nicht. Wir werden uns zurückziehen um dich deine Arbeit machen zu lassen. Sollte es Fragen geben, so stehe ich gern zur Verfügung um eben jene zu beantworten. Wenn du also sons nichts weiter möchtest...“ sagte Morrigan immer noch freundlich.
Sie hatte nichts zu verbergen, nichts was man in den Unterlagen oder hier im Lupanar finden konnte. Deswegen sah sie dieser Überprüfung auch gelassen entgegen. Sie gab Dracon einen Wink, und falls dieser ihn verstehen würde, würden beide nun in den vorderen teil des Atriums gehen, wenn der Tribun nichts mehr von ihnen wollte. -
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Original von Flavia Domitilla
...„Ein Chambre séparée , wie der Gallier zu sagen pflegt,“ scherzte Domitilla äh Orestilla, wurde dann aber gleich wieder sachlich. „Genau das wünschen wir!“ Selbstredend war sie nicht gerade darauf erpicht, von irgendeinem dahergelaufenen Wicht erkannt zu werden, der sie am Ende vielleicht auch noch damit erpressen konnte.
Orestilla und ihre Freundin folgten schließlich der Frau, die sie in einen recht ansehnlichen Raum führte, der scheinbar so gar nicht mit einem Lupanar gemein zu haben schien. Die beiden Frauen sahen sich um. Das in zarten Rottönen gehaltene Interieur schien recht ansprechen zu sein – ein kleiner Tisch unzählige Kissen auf dem Boden, die regelrecht dazu einluden, es sich auf ihnen bequem zu machen. Noch bevor sich die beiden darauf niederlassen konnten, erschien bereits eine Sklavin mit einem Tablett auf dem allerhand Leckereien und eine Kanne mit Wein gepackt worden war. Diese servierte sie nun auf dem kleinen Tisch vor den Gästen. Während Orestilla bereits in die Kissen einsank, verharrte Regilla alias Candace weiterhin stehend neben ihrer ‚Freundin‘. Zu sehr war sie noch immer in ihrem alten Muster gefangen. Zumindest war es der Flavia recht schnell gelungen, sich in die Rolle Orestillas hineinzuversetzen. „Regilla, setz dich doch! Sei doch nicht so schüchtern,“ ermahnte sie sie, woraufhin sich Regilla auch sofort in die Kissen setzte.Morrigan war fast schon belustigt ob der Scharade die die Flavia hier aufführte, aber natürlich spielte sie mit. Wer weiß was die wollte. Das Candace sich hier sichtlich unwohl fühlte konnte man sehen und Morrigan hatte auch Angst, dass die Sklavin sich doch noch verquatschen könnte, also musste sie sie irgendwie los werden.
So fing sie also vorsichtig an.
„Nun Orestilla was kann ich für dich tun?“ wieder ein Blick zu der Sklavin, die sich nun hinsetzte. „Deine Freundin scheint sich hier unwohl zu fühlen. Sollten wir sie nicht lieber in die Küche schicken? Dort kann sie auf dich warten und wir können ungezwungen reden?“Morrigan konnte nur hoffen, dass die Flavia auf ihren Vorschlag einging, denn sie wusste sehr wohl, das es nicht Candace ist die hier was wollte. Und Morrigan würde sich dann auch wohler fühlen. Sie wusste ja auch das Dracon in der Culian war, der würde seine „Freundin" schon einnorden und dann wäre zumindest dieses Problem vom Tisch.
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Der erste der ablehnte. Ein Kostverächter? Unüblich in seiner Position. Er saß sowieso am längeren Hebel. Hatte er keine Ahnung wie das richtig lief? Oder wollte er was ganz anderes von Morrigan? Und was wollte der Tribun jetzt von ihm? „ Ich bin Geschäftspartner, sorge hier für Ruhe und Ordnung und beschütze die Damen des Hauses.“ Mit Damen des Hauses meinte er Morrigan und Apolonia. stellte Dracon klar und erklärte damit seine Anwesenheit. Sollten ihnen nur ein Haar gekrümmt werden. Selbst vor dem Tribun würde Dracon nicht Halt machen.
Gedanken über die Sicherheit eines Tribuns der Stadtkohorten machen? Würde ihm nie im Traum einfallen. Der hatte seine Leute und unter dutzenden von Augenpaaren würde es keiner wagen sich an ihm zu vergreifen. Außer bei einer Ausnahme. Eben Apolonia und Morrigan. Wegen den beiden würde Dracon auch vor diesem Tribun nicht Halt machen.
Ein Stapel Papyri und Tabulae wechselte den Besitzer. Ein Wink von Morrigan, Dracon setze sich zu ihr in Bewegung. -
„Apolonia.“ Antias nickte nicht unfreundlich. Sein Blick glitt an der jungen Frau hinab.
„Ich bin ein Urbaner, Mädchen .. nur ein Urbaner.“ sagte er leise, während er ihren Duft in tiefen langen Zügen einsog: Sandelholz, Narde und darunter unverkennbar der schwere Hauch des ewigen Meeres. Antias spürte sich aushärten wie ein Lehmziegel im Brennofen. Einen endlosen Augenblick kämpfte er dagegen an, die Hand auszustrecken und ihr die dunklen Haarsträhnen aus der Stirn zu streichen. Dann überfiel ihn eine leise Trauer und er riss seinen Blick vom zierlichen Körper der schönen jungen Frau los.„Nun, Apolonia .. “ seufzte er mit belegter Stimme, trat ein paar Schritte ins Zimmer und sah sich darin um. „ .. verzeih mein Eindringen, aber der Betrieb wird kontrolliert.“
Keine Waffen, keine Säcke voll Münzen, keine Papiere – oder was auch immer ihm verdächtig vorkommen sollte. Mühsam gefasst wandte er sich wieder Apolonia zu.
„Ich nehme an, du gehörst zum Betrieb?“ -
Was war das? Apolonia war nun sichtlich verwirrt, er wollte doch. Sie sah es und hörte es. Warum dieser plötzliche Sinneswandel? War da ein Hauch von Wehmut in seiner Stimme in seinen Augen oder gar Schmerz? „Du erfüllst nur deine Pflicht“, freundlich und dieses Mal war es anders gemeint wie sonst, nicht geschäftsmäßig, ehrlich. Sie nickte zu seiner letzten Frage und trat an ihn heran. Tat etwas was sie noch nie machte, fasste seine Hand und versuchte etwas tröstendes zu sagen. „Dich quält etwas. Was immer es ist, ich bin eine gute Zuhörerin, glaub mir, jetzt denke ich einmal nicht ans Geschäft“. Apolonia hatte ganz spontan gehandelt und gesprochen, schaute ihrem gegenüber in die Augen und nickte zur Bestätigung. Nun war sie von sich selber überrascht. Ja zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie in einem Mann etwas anderes. Der wirkliche Mensch dahinter interessierte sie, gefiel ihr. Aus diesem Grunde kam jetzt auch ganz gegen ihre vorherige Absicht eine weitere Auskunft zu ihrer Stellung in dem Lupanar. „Morrigan und ich verwalten das Lupanar gemeinsam. Keine Sorge, hier läuft alles rechtens. Helvetius Varus kontrolliert von Zeit zu Zeit ob alles in Ordnung ist und Morrigan ist in solchen Dingen sehr gewissenhaft.“ Von sich selber wollte sie lieber nicht reden, denn läge alles alleine in ihren Händen,…. naja es war gut wie es war und sie hatte jetzt ein sorgenfreies Leben.
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Antias hielt ihrem Blick stand, versuchte das Licht in seinen Augen zu löschen, um die Sicht auf die Bergmassive zu verdunkeln, die sich in ihm in Bewegung gesetzt hatten. Ein Hang nach dem anderen war ins Rutschen geraten und donnerndes Geröll ging bebend zu Tal. Er hielt ihr stand. Obwohl sie ihm nun so nahe war, dass sich ihr Haar sanft in seinen Atemstößen wiegte.
Etwas war hinter allem. Hinter all dem Schweiß, dem Dreck, dem Eisen, hinter allen Eiden und Pflichten. Hinter allem Ehrgeiz, hinter allem Streben nach Macht, und Anerkennung, sogar hinter aller Geilheit und allen kurzlebigen Sehnsüchten .. etwas war hinter allem und etwas davon blitze aus ihr wie Wetterleuchten am Maihimmel. Ob sie nur mit ihm spielte oder nicht, es machte keinen Unterschied. Aber er hielt stand. Seine Finger schlossen sich um die ihren und er senkte den Blick darauf.
Er würde sie vermutlich nie mehr wiedersehn'. Was also sollte er ihr sagen? Dass er sie mehr achtete als jede gelangweilte Patrizierin? Dass er wusste, wie vieles die Jahre einem abverlangen konnten, dem Soldaten ebenso wie der Hure? Sie hätte ihn für schwachsinnig gehalten, und vielleicht war er das auch. Er drehte nur nachdenklich ihre Handfläche in der seinen und sah schließlich wieder zu ihr auf.
„Du hast schöne Hände.“Verflucht! Was zum Orcus sollte das hier werden? Nach ein paar tiefen Atemzügen ließ er ihre Hand los und tat es schließlich doch: Vorsichtig strich er ihr eine braune Strähne aus der zarten Stirn.
„Was du tust, ist ehrenhaft Apolonia, vergiss das nie.“ sagte er mit einem Lächeln. „Und – verdammt – gib auf dich acht, ja!“
Das wars. Er hatte keine Order, das Personal im Atrium zusammenzutreiben und ansonsten hatte er nichts verdächtiges gefunden.
„Wenn die Unterlagen der Domina in Ordnung sind, wird sich das hier schnell erledigt haben, keine Sorge.“ -
Was war das nur jetzt mit ihm? Er war so anders. Nicht nur einfach Soldat. Er war ein wirklicher Mann. Wehmut, Traurigkeit und viel Lebenserfahrung klang in dem was und wie er es sagte mit. Was war es nur was ihn quälte? Ja quälte. Dies war es, was sie spürte, etwas hatte sein Innerstes getroffen, vielleicht sogar verletzt.
Alles was er sagte tat, war ehrlich, nicht eine der gewöhnlichen Phrasen, die sie täglich zu hören bekamen.
Sie nahm die Hand die ihr die Strähne aus der Stirn strich, hielt sie einen Augenblick, bevor sie sie zum Mund führte und einen sanften Kuss darauf hauchte.
Das was er dann sagte, während er langsam auf den Grund seines Besuches zu sprechen kam, hörte sie dankbar aber es bereitete ihr fast Schmerz zu. War das es nun gewesen? Er ging? Einfach so? Verschwand aus ihrem Leben?
Apolonia spürte ein seltsames brennen in ihren Augen, zwinkerte um es zu verscheuchen. Sie wollte zeit mit ihm verbringen. Nicht wie sie es gewohnt war Zeit mit Männer zu verbringen. Nun ja, ein körperliches Verlangen war schon auch da. Heute jedoch war da ein anderes kaum gekanntes und wenn, dann stets unterdrücktes verlangen. Keiner sollte zu nahe kommen, keiner sie verletzen. Ihn wollte sie halten, doch er musste gehen. Sie wollte, dass er blieb oder zumindest, das sie ihn wiedersehen konnte. Aufhalten musste sie ihn. „Bleib“, krächzend, fast befehlend schoss es förmlich aus ihr heraus. Dann ruhiger besonnener: „Bleib bitte, bitte bleib noch etwas“
Ängstlich klammerte ihre Hand seine. „Oder sag mir wo und wann ich dich finden kann.“ Nach einer kleinen Pause um beruhigend Atem zu schöpfen, setzte sie erneut an. „Ich weiß, dass du spürst wie ehrlich es von mir gemeint ist. Auch wenn es in den Augen der meiste der falsche Weg ist. So hat das Schiksal uns zusammengeführt und es darf so nicht Enden.“ Hoffnungsvoll mit einem seltsamen Schimmer in den Augen schaute sie ihn an. -
Er hätte es nicht tun dürfen, er hätte ihr die Strähne nicht aus der Stirn streichen dürfen. Er hatte es gewusst und trotzdem getan. Antias sah schweigend auf seine Hand, die eben noch Apolonias Lippen berührt hatten, dann sah er auf diese süßen Lippen und schließlich in ihre Augen. Nein, er hätte es nicht tun dürfen. Er hatte so lange standhalten können, bis er ihr das weiche Haar aus der Stirn gestrichen hatte. Bei allen Göttern, er hatte noch nie einer Frau das Haar aus der Stirn gestrichen! Und doch hatte es sich so richtig angefühlt. Ein paar kurze Augenblicke hatte er völlig vergessen, wo er war, wer er war und was er war. Das Lupanar, der Tribun, die Cohortes .. alles hatte sich aufgelöst bis nur noch diese Strähne übriggeblieben war und seine Hand, die nicht anders konnte als sie aus Apolonias Stirn zu streichen. Und er wollte es noch einmal tun. Er wollte seine Hände ihn ihrem Haar vergraben, sie zu sich heranziehen ....
„Apolonia ..“ kam es brüchig aus ihm heraus. „.. ich kann nicht bleiben, das weißt du, hm?“
Er strich ihr sanft über die Wange und versuchte ein Lächeln.„Bis ich wieder in den Castra bin, hast du mich längst vergessen, meine wunderbare Gazelle.“
Es sollte heiter klingen, was es auch tat – aber vor allem tat es eins: weh.
„Und .. weißt du was?“ Antias konnte trotz des bemüht leichten Plaudertons nicht aufhören sie zu streicheln.
„Wenn du vielleicht mal jemanden brauchen solltest, der dir deine Strähnen aus der Stirn streicht ..“ Oder dir die Brauen küsst, oder .. oder .. dachte er schwermütig, riss sich aber schließlich zusammen und nahm lachend vor ihr Haltung an.
„Tiro Germanicus Antias. Dritte Centurie. Zwölfte Kohorte. Ave Domina – stets zu Diensten.“Antias konnte nur hoffen, dass sein Lächeln nicht so schief aussah wie es sich anfühlte.
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Sein schiefer Versuch ein Lächeln hervor zu bringen, brach Apolonia fast das Herz. Jetzt wusste sie es und er wusste es auch, sie gehörten einfach zusammen. Sein sanftes streicheln tat so gut. Sie versuchte seine Hand dort zum Bleiben zu bringen
indem sie ihren Arm anhob und sie zwischen Wange und Schulter einklemmte. Hysterisch wollte sie nicht werden, doch war sie fast dazu imstande, sich an ihn zu klammern und mitschleifen zu lassen wenn er den Raum verlassen würde. Sie war aber vernünftig genug erst gar nicht den Versuch zu starten, denn sie wollte nicht, dass er ihretwegen Schwierigkeiten bekam.
Abschiednehmen war für sie nichts neues. Ihr ganzes Leben bestand aus Abschied. Immer wieder wechselten ihre Besitzer.
Sie wurde von einem zum anderen geschoben. Hier nun, dachte sie könnte sich ihr Leben ändern. Nun aber war er gekommen und von ihm wollte sie keinen Abschied für immer nehmen.
„Und ob ich einen brauche der mir dies macht“, flüsterte sie leise noch ehe seine, von ihr ersehnte Antwort kam. „Danke“, kam leise von ihr. Nun herrschte ein totales Gefühlskaos in ihr. Sie hätte weinen können wegen des Abschieds und dennoch jubilieren, da sie seinen Namen und den Ort wusste wo sie ihn finden konnte. Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte ihm tapfer zu. Ihrem Urbaner. Warum waren die Götter so grausam? Zuerst schenkten sie ihr einen Blick auf ihr Glück, dann raubten sie es ihr wieder. Diesesmal würde sie drum Kämpfen und sich holen was ihr gehörte. -
Antias sah Apolonia lange an. Endlos lange. Sie war noch so jung und trotzdem
konnte er die kalten Winde des Schicksals fühlen, die bereits an ihr gezerrt hatten. Auch er war noch jung und hatte ihn seine Jugend vor den scharfen Klingen der Jahre verschonen können? Nein.
Die Welt war ein gefräßiger Ort und er wie auch sie mussten auf sich acht geben, um nicht zerbissen, verdaut und wieder ausgewürgt zu werden, noch bevor sie die Zähne wirklich bemerkt hatten. Auf sich und auf einander mussten sie acht geben. Er war nicht in irgendeinem Rausch gefangen, ihm war im Gegenteil völlig klar, wie irrsinnig und irrational sich die Situation darstellte. Aber ebenso klar war ihm, dass sein Lebensfaden in dem ihren verfangen war seit dem Moment als er die Hand nach ihrer Haarsträhne ausgestreckt hatte.
Nur Esel und Kelten kommen verliebt aus einem Bordell, er kannte diesen Spruch. Aber war er verliebt? War es das? War das so? War er das jemals gewesen?
Oder machte er nur einen überdimensionalen Esel aus sich? Und wenn schon. Er hatte Esel immer recht gern gehabt.Kopfschüttelnd fasste er Apolonia behutsam im Nacken und zog sie langsam zu sich.
„Hör zu.“ sagte er leise, beugte sich zu ihr hinunter und legte seine Stirn an die ihre.
„Ein alter germanischer Sklave in Mogontiacum hat mir einmal erzählt, dass die Menschen als zersprungene Krüge zur Welt kommen, die den wahren Zweck ihres Daseins erst erfüllen können, wenn sie ihre unzähligen Scherben wieder zu einem Gefäß zusammengefügt haben. Da es aber unmöglich ist, wirklich alle der weit verstreuten Splitter wiederzufinden, bleibt ihnen nur eine endlose Sehnsucht nach dem einen Splitter, der sie ganz macht – oder wenn das Schicksal ihren Weg kreuzt – ein anderer zerbrochener Krug, der zusammen mit den eigenen Scherben und Splittern ein völlig neues und vollkommenes Gefäß ergibt, in das sich schließlich das Geheimnis des Lebens ergießen kann. Ich hatte den alten Germanen mitsamt seiner Geschichte über die Jahre längst vergessen. Bis heute. Bis jetzt.
Du weißt, wo ich bin und ich weiß, wo du bist. Wenn du nicht allein sein willst, musst du es nicht. Wenn keiner an dich denkt, ich tu es. Wenn ich etwas tun kann, um dir Freude zu bereiten, werd ich es tun.“Dann küsste er sie endlich. Netzte ihre Lippen flüchtig und zart wie Tautropfen in der Morgendämmerung.
„Was meinst du .. “ lächelte er sie an. „.. hier liegen überall Scherben rum, sollen wir mal anfangen, ein paar davon aufzuheben?“ -
Sie waren ja zum Glück nicht weit weg gewesen, so waren es nur Augenblicke, bis sie Sibel's neues heim erreichten. Morrigan öffnete die kleine unscheinbare Eingangstür und zog die junge Frau mit hinein. Über einen kleinen schummrig beleuchteten Flur ging es in Atrium, wo die anderen Angestellten des Lupanar versammelt waren. Nicht hier erinnerte an die kleine heruntergekommenen Bordelle welche in der ganze Subura verteilt waren. Hier war alles aufwendiger, alles eine Nummer größer, alles etwas edler, als man es sonst gewohnt war. Man konnte deutlich sehen, mit wie viel Liebe zum Detail hier alles eingerichtet war und das die Zielgruppe des Lupanar eindeutig nicht der einfache Sklave oder der heruntergekommene Mann aus der Subura war. Ja man konnte sich fast schon vorstellen, dass hier wohl die reicheren Römer herkamen und sich bedienen und verwöhnen ließen.
Morrigan ließ Sibel einen Moment Zeit um alles zu erfassen. Ines [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/4l83-33-a3c6.jpg%20]und Greta [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/4l83-32-a97d.jpg] bekamen Anweisung ein Bad herzurichten. Borkan[Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/4l83-35-5f93.jpg] wurde beauftragt in der Culina was zu Essen zu organisieren.
Morrigan lächelte Sibel zu und zog sie weiter in den hinteren Teil des Lupana, vor bei an den Separees, den ein oder anderen Blick konnte die junge Frau wohl im Vorbei gehen erhaschen, auch hier würde sie erkennen, das jedes Zimmer seinen ganz eigenen Stil hatte, jedes ein anderes Thema, welche mit den entsprechenden Dekorationselementen und Farben unterstrichen und hervorgehoben wurde. Nichts wirkte billig und aufdringlich. Alles war dazu gedacht, dass Mann oder auch Frau sich hier wohlfühlte.
So erreichten sie nun auch das hauseigene Balneum. Ines und Greta standen schon bereit und halfen der jungen Frau aus der ... nun ja aus dem was wohl mal eine Tunika gewesen war.
„Werft das Ding ins Feuer, sie bekommt neue Sachen.“ kommentierte Morrigan.
Ines half der jungen Frau ins Wasserbecken mit dem angenehm warmem Badewasser, während Morrigan sich auf einer der Clinen niederließ.
Schon kam Borkan auch mit einem Tablett, das fast unter dem Gewicht zusammen zu brechen drohte, so war es gefüllt. Allerlei Köstlichkeiten, von Fleisch, Fisch, über eingelegtes Gemüse, Obst und auch die ein oder andere Süßigkeit. Natürlich fand auch ein Krug Wein seinen Weg ins Balneum, Alles wurde auf einem kleinen Tisch in Sibels Reichweite abgestellt.
Morrigan nickte Borkan dankend zu, der sich sogleich wieder verdrückte.
„Greif zu, und dann erzähl mir wo du herkommst und was du vorher so gemacht hast.“ sagte Morrigan schließlich. Zum einen wollte sie wissen, mit wem sie es zu tun hatte und zum andere wollte sie wissen, wie viel Erfahrung die Frau hier vor ihr schon hatte, damit sie abschätzen konnte wie viel man ihr noch beibringen müsste und was... -
Zitat
Antias sah Apolonia lange an. Endlos lange. Sie war noch so jung und trotzdem
konnte er die kalten Winde des Schicksals fühlen, die bereits an ihr gezerrt hatten. Auch er war noch jung und hatte ihn seine Jugend vor den scharfen Klingen der Jahre verschonen können? Nein.
Die Welt war ein gefräßiger Ort und er wie auch sie mussten auf sich acht geben, um nicht zerbissen, verdaut und wieder ausgewürgt zu werden, noch bevor sie die Zähne wirklich bemerkt hatten. Auf sich und auf einander mussten sie acht geben. Er war nicht in irgendeinem Rausch gefangen, ihm war im Gegenteil völlig klar, wie irrsinnig und irrational sich die Situation darstellte. Aber ebenso klar war ihm, dass sein Lebensfaden in dem ihren verfangen war seit dem Moment als er die Hand nach ihrer Haarsträhne ausgestreckt hatte.
Nur Esel und Kelten kommen verliebt aus einem Bordell, er kannte diesen Spruch. Aber war er verliebt? War es das? War das so? War er das jemals gewesen?
Oder machte er nur einen überdimensionalen Esel aus sich? Und wenn schon. Er hatte Esel immer recht gern gehabt.Kopfschüttelnd fasste er Apolonia behutsam im Nacken und zog sie langsam zu sich.
„Hör zu.“ sagte er leise, beugte sich zu ihr hinunter und legte seine Stirn an die ihre.
„Ein alter germanischer Sklave in Mogontiacum hat mir einmal erzählt, dass die Menschen als zersprungene Krüge zur Welt kommen, die den wahren Zweck ihres Daseins erst erfüllen können, wenn sie ihre unzähligen Scherben wieder zu einem Gefäß zusammengefügt haben. Da es aber unmöglich ist, wirklich alle der weit verstreuten Splitter wiederzufinden, bleibt ihnen nur eine endlose Sehnsucht nach dem einen Splitter, der sie ganz macht – oder wenn das Schicksal ihren Weg kreuzt – ein anderer zerbrochener Krug, der zusammen mit den eigenen Scherben und Splittern ein völlig neues und vollkommenes Gefäß ergibt, in das sich schließlich das Geheimnis des Lebens ergießen kann. Ich hatte den alten Germanen mitsamt seiner Geschichte über die Jahre längst vergessen. Bis heute. Bis jetzt.
Du weißt, wo ich bin und ich weiß, wo du bist. Wenn du nicht allein sein willst, musst du es nicht. Wenn keiner an dich denkt, ich tu es. Wenn ich etwas tun kann, um dir Freude zu bereiten, werd ich es tun.“Dann küsste er sie endlich. Netzte ihre Lippen flüchtig und zart wie Tautropfen in der Morgendämmerung.
„Was meinst du .. “ lächelte er sie an. „.. hier liegen überall Scherben rum, sollen wir mal anfangen, ein paar davon aufzuheben?“Was war nur los? Apolonia verstand nicht was mit ihr geschah. In ihren Ohren rauschte es, ihr Herz hämmerte wie wild und sie hatte das Gefühl, dass es gleich zerspringen würde.
Seine Stirn berührt mich, dachte sie bevor seine Worte nur noch aus weiter Ferne zu ihren Ohren drangen. Wie durch einen riesigen Wust aus Kissen abgedämpft, von dem jetzt langsam Kissen für Kissen abgetragen wurde und das was er sagte deutlicher zu hören war. Wenn keiner an dich denkt, ich tue es. Innerlich wiederholte sie den Satz. Dann hörte sie den letzten Teil zum schnellen Rhythmus ihres Herzschlages. Ich tue es - ich tue es - ich tue es.
Dieser flüchtige zarte Kuss riss ihr fast den Boden unter den Füßen weg. Unwillkürlich schaute sie zu Boden. Als sie den Kopflangsam anhob konnte man das leuchten in ihren Augen sehen. Ein tiefer Seufzer von einem „Ja“, gefolgt, ein Kopfnicken um zu antworten. „Ja, heben wir beide sie auf und machen daraus gemeinsam den schönsten Krug der Welt.“
Vorsichtig, fast als wenn sie Angst hätte, sie könne mit ihrem Berühren ein Traumbild zerstören, trat sie dich an ihn heran und schmiegte sich einfach nur an ihn.
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