Eine Insula am Rande der Subura aber noch Rande zum Esquillin

  • Zitat

    Original von Morrigan
    ....
    „Der Claudier... er hat mich erwischt.“ Viel mehr konnte und wollte sie nicht sagen. Wieso sollte sie ihn auch mit den schmutzigen Detail belasten? Er würde sich wohl ausmalen können, was ein Herr mit einer Entlaufenen anstellte. Sie wollte auch nicht darüber reden, zu lange hatte es gedauert damit sie selber die qualvollen Tage vergessen konnte – nun vergessen war wohl kaum das richtig Wort. Verdrängt traf es wohl eher. Aber eine Genugtuung hatte sie. „Er ist nun aber tot Angus, ob es die Götter oder eine Krankheit war, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er mir nie wieder was anhaben kann.“
    Inzwischen saßen beide auf Morrigans Schlafstätte.
    Sie berichtete ihm auch, das der Helvetier es war, der sie nun gekauft hatte, der sie dem Claudier abgekauft hatte. Und so nach und nach erzählte sie dann schließlich doch was geschehen war. Das man sie eingefangen, ein gesperrt, aufgepeitscht, gebrandmarkt hatte und das sie schließlich der Lohn für die Fänger des Claudier war. Morrigan versagte die Stimme nur ganz leise sagte sie. „Du kannst dir kaum vorstellen, zu was die beiden fähig waren.“ Vielleicht konnte er es ja doch, aber Morrigan wollte darüber nun wirklich nicht sprechen, dass konnte Angus sehr wohl erkennen. „Hier bin ich nun aber in Sicherheit, ich bin jetzt die Sklavin von Helvetius Varus. Er hat mir die Leitung des Lupanar übertragen. Alles andere ist Vergangenheit.“ Ob sie nun versuchte ihn oder sich selbst zu überzeugen, dass konnte man sehen wie man wollte, denn nur zu deutlich war wohl zu erkennen, dass sie sehr wohl noch damit rang.



    Der Claudier… Also doch! Sie war entdeckt oder verraten worden und ihr Dominus hatte sich wegen ihrer Flucht grausam an ihr gerächt. Wie grausam die römischen Sklavenbesitzer sein konnten, hatte ich ja bereits selbst am eigenen Leib erleben dürfen. Sofort aber stellte sich mir die Frage, wieso sie denn dann wieder hier war. Doch ich vermied es, sie zu unterbrechen. Sie hatte mir zugehört, nun wollte ich genauso ihr Zuhörer sein.
    Morrigan erzählte mir alles. Wie sie eingefangen worden war und wie man sie gefoltert hatte. Eine unsagbare Wut keimte in mir auf. Warum war ich nicht schon früher für sie da gewesen? Als ihre Stimme zu versagen drohte, strich ich ihr sanft durchs Haar und drückte sich fest an mich. „Es tut mir so leid, Morrigan.“ Wenigstens gab es einen kleinen Trost. Claudius, dieser Dreckskerl weilte nicht mehr unter den Lebenden und konnte ihr nichts mehr antun. Die Götter schienen also doch auch gelegentlich auf der Seite eines Sklaven zu stehen.


    Dann begann sie weiter zu berichten. Ihr Traum von der Freiheit hatte also ein jähes Ende genommen. Sie war zwar ihrem Peiniger entkommen, aber gleichzeitig auch Sklavin eines anderen geworden. „Helvetius Varus?“ Ich überlegte, ob ich den Namen bereits zuvor einmal gehört hatte. Der Kerl war scheinbar der Eigentümer des Lupanars. Wenigstens war sie nicht mehr gezwungen, sich an irgendwelche schmierigen Kerle verkaufen zu müssen. „Und? Ist dieser Kerl gut zu dir?“, fragte ich vorsichtig.


    Inzwischen fand ich mich mit ihr auf ihrem Bett sitzend wieder. Eigentlich wollte ich es soweit gar nicht kommen lassen. Doch ich konnte und wollte nun auch nicht einfach gehen. Auch wenn sich in ihren Augen die Traurigkeit spiegelte, hatte sie ihre Reize, die mich von je her verzückt hatten, nicht verloren. Meine Gefühle, die ich für sie empfunden hatte, waren immer noch da. Also, warum sollte ich jetzt gehen?

  • Ein Bote gab im Lupanar eine schlichte, an eine bestimmte Morrigan adressierte Tabula ab:



    Aulus Iunius Avianus Morrigan s.d.


    Ich habe dir zwar bereits gedankt, tue es aber erneut, unter anderem auch für den Brief, den du mir einst geschickt hast, mit der Botschaft, dass es ihr gut ging.
    Der Grund, weshalb ich dir diese Nachricht zukommen lasse, ist allerdings ein vollkommen anderer: Helvetius Varus hat zugestimmt, Sibel an mich zu verkaufen, was bedeutet, dass sie nun bei mir lebt. Ich richte dir also auch Grüße von ihr aus. Es gehr ihr gut und sie wird dir wohl in nächster Zeit einmal besuchen.
    Wenn du es wünschst, kannst du sie von jetzt an außerdem über mich erreichen.
    Ich hoffe auch dir ist es in der Zwischenzeit gut ergangen.


    Vale bene.



  • „Es muss dir nicht leid tun. Ich wusste was mir passieren kann. Ich wusste nur nicht das...“ sie beendete den Satz nicht, ja er konnte sich wohl seinen teil denken, das Morrigan wohl gewusst was hätte passieren können, aber das die Realität ihre schlimmsten Albträume übertroffen hat.
    „Ja er ist gut zu mir." Sie ergriff Angus Hand. „Er will mir die Freiheit geben. Auch wenn ich wohl nicht so viel damit anfangen kann wie ich einst gehofft habe, so ist es doch mehr als ich noch vor einigen Wochen zu hoffen gewagt habe.“
    ja vor ein paar Woche war sie dem Tode näher als dem Leben und jetzt war ihre Freiheit doch zum Greifen so nah. „Er ist ein guter Mann, der Helvetier. Eigentlich viel zu nett für diese Welt. Irgendwann wird ihm das wohl zum Verhängnis werden.“

  • Natürlich hatte sie genau gewusst, was mit ihr im Falle ihrer Ergreifung geschehen konnte. Dennoch wollte ich ihr doch mein Mitgefühl zeigen. Wer, wenn nicht ich, hätte besser nachvollziehen können, wie sie sich gerade fühlen musste?
    Doch wie sie nun über diesen Varus sprach und was er ihr alles versprochen hatte, ließ in mir die Vermutung wachsen, sie könnte ganz besondere Gefühle für diesen Mann hegen. Gefühle, die deutlich über die normale Dankbarkeit hinausgingen.
    „Das ist schön, Morrigan,“ meinte ich und versuchte ihr aufmunternd zuzulächeln. „Du magst ihn, diesen Varus, hmm?“ Ich hatte bewusst nicht danach gefragt, ob sie ihn liebte. Denn wenn sie das tat, hätte ich wohl kaum das Recht dazu gehabt, sie deswegen zu kritisieren. Schließlich war ich doch mit dem Entschluss zu ihr gekommen, um ihr zu sagen, dass das mit uns hoffnungslos war.

  • Morrigan goss sich noch etwas Wein nach und auch Angus Becher bekam einen Becher in die Hand und trank einen Schluck. „Ja ich mag ihn. Als Freund. Ich bin ihm von Herzen dankbar. Wenn er nicht gewesen wäre.... Der Claudier wollte mich an einen Ludus verkaufen... o zur Unterhaltung der Gladiatoren, oder wie er sich ausgedrückt hatte um deren Lauen zu ertragen und sie bei Stimmung zu halten.“ Morrigan schüttelt es bei dem Gedanken daran. „Er hat mir das Leben gerettet, denn den Ludus hätte ich nicht überlebt und dort auch keinen Tag leben wollen.“ Morrigan's blick zu der kleinen Schatulle machte wohl klar was sie damit meinte. Morrigan sah ihn nun an. „Weißt du Angus, er ist ein Freund, er Vertrauter und weil ich so einen Menschen habe, weiß ich wie wichtig das ist und deshalb... wenn du jemanden braucht. Ich bin immer für dich da.“

  • Bevor sie mir antwortete, gab sie mir Wein. Ob ich damit meinen Kummer hinunter spülen oder meine Gefühle für sie ertränken sollte? Der Wein war in letzter Zeit mein einziger Freund gewesen. Wenn ich nur genug von ihm trank, dann schenkte er mir etwas Ruhe in meinem Chaos. Vielleicht war es besser, auch jetzt zu trinken. So nahm ich einen großen Schluck und behielt den Becher weiter in der Hand.
    Morrigan sagte mir dann, sie habe einen Freund in dem Helvetier gefunden. Einen Vertrauten, der sie vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Und sie bot mir das Gleiche an. Einen Freund zu haben war wichtig, gerade dann wenn die Alternative zu ihm der Wein war.
    Doch was war mit meinem Versprechen, das ich ihr gegeben hatte? Meine Träumereien von dem Tag, an dem ich wieder frei sein würde. War das etwa nicht mehr wichtig für sie, da sie ohnehin mit mir nirgendwohin gehen wollte?
    Bevor ich schließlich etwas sagte, leerte ich den Becher auf einmal und stellte ihn weg.
    „Einen Freund zu haben wäre schön. Wenn du wenigstens das noch für mich sein könntest...“ Entmutigt ließ ich meinen Kopf hängen. Warum musste auch immer alles so schrecklich kompliziert sein? Warum konnte ich ihr nicht klipp und klar sagen, dass ich es gründlich verkackt hatte und wahrscheinlich nie wieder irgendwann frei sein würde, sie aber trotzdem noch liebte und begehrte. Genauso wie damals, als wir uns kennengelernt hatten.
    „Vielleicht sollte ich jetzt doch gehen.“ Scheiße, ich war ein feiger Idiot, der lieber im Selbstmitleid badete als Klartext zu reden und damit wenigstens etwas im Leben wieder auf die Reihe zu kriegen.

  • Morrigan drückte seine Hand.
    „Wenn es dein Wunsch und deine Wille ist, dann bin ich gern dein Freund.“
    Ja wenn er das wollte, dann würde sie das für ihn sein. Auch wenn es ihr wohl jedes Mal wenn sie ihn sah das Herz raus reißen würde, aber wenn er es denn so wollte. Lieber wollte sie ihn „nur“ als Freund behalten, als ihn ganz zu verlieren.
    „Ich verstehe dich, dass du nicht mehr willst, deine Liebe gehört deiner Frau. Ich wäre froh, wenn ...“ Sie beendete den Satz nicht, denn würde sie das tun, dann würde sie wohl wieder in Tränen ausbrechen und das wollte sie ganz sicher nicht. „Ich bin froh, wenn wir wenigstens Freunde bleiben können.“ Morrigan versuchte zu lächeln, es gelang ihr eher schlecht als recht.
    Sie stand also auf und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „In meine Träumen wirst du mehr sein als mein Freund.“ Flüsterte sie leise. Dann richtet sie sich auf. „Ich will dich nun aber nicht länger aufhalten.“ Ja sie wollte ihn nicht zwingen, wollte nicht das er sich zu irgendetwas verpflichtet fühlte. Nein das war das Letzte was sie wollte.

  • Im Augenblick verspürte ich nur noch den Wunsch, so schnell wie möglich von hier fort zu kommen. Es schnürte mir die Kehle zu, sie so da sitzen zu sehen. Tja,und ich wollte ihr Freund sein! Da war sie ja jetzt auch echt froh darüber. So froh, dass ise hätte heulen können, was sie zwar nicht tat, aber... Aber man sah es ihr an.
    Was sie jetzt dringend gebraucht hätte, wäre ein echter Kerl gewesen, der sie in den Arm genommen und ihr ins Ohr geflüstert hätte, wie sehr er sie liebte. Von diesem Kerl war aber im Augenblick weit und breit nichts zu sehen. Nur ein Verlier wie ich, der dazu auch noch die Hosen voll hatte, war gerade zur Stelle.


    „Ja,“ sagte ich nur und stand auf. Sie hatte etwas geflüstert, was ich aber nicht richtig verstand oder in dem Moment auch nicht richtig verstehen wollte. „Mach´s gut, Morrigan!“ Dann ging ich und sah zu, dass ich wieder zur Villa kam. Ich hatte mich gerade selbst zum Deppen des Jahres gekürt. Nun hatte ich wirklich gar nichts mehr!

  • Nach einem Abend der besonderen Art war ich am Morgen danach bereits kurz vor Sonnenaufgang wach geworden. Seltsamerweise fühlte ich mich relativ gut, obwohl ich viel zu viel Wein getrunken hatte. Ich war sogar beschwingt, als ich aufstand, mich wusch und mich dann anzog. Und wer hätte es noch geglaubt, diese Frohmut, die mich gepackt hatte hielt an!
    Eigentlich hatte ich es immer noch nicht so richtig glauben können, was an jenem Abend im Garten geschehen war. Doch es war passiert! Ein echtes Gespräch unter Männern, na ja so was in der Art eben. Noch nie hatte ich mich so mit dem Flavier gestern Abend unterhalten. Es war fast freundschaftlich gewesen. Und er hatte mir den Rat gegeben, zu ihr zu gehen! Er wollte sie mir sogar kaufen, damit wir zusammen sein konnten… für immer.
    Ja, ich war wirklich ein verdammter Dummkopf gewesen, sie einfach so abblitzen zu lassen. Aber noch bestand ja die Hoffnung, dass ich meine Eselei wieder gerade biegen konnte.
    Sobald sich die Gelegenheit bot, nutzte ich sie und machte mich auf den Weg, hinunter zu Subura. Im Gegensatz zu meinem letzten Besuch war ich diesmal ein ganz anderer. Nein, ich war das krasse Gegenteil davon. Kein Anflug mehr von Kummer und Melancholie und auch keine Hoffnungslosigkeit mehr. Ich hatte wieder eine Aussicht und das allein zählte. Davon musste ich ihr unbedingt berichten! Und vielleicht, so hegte ich nun die Hoffnung, konnte sie schon bald ganz nah bei mir sein.
    Doch zunächst musste ich sie davon überzeugen, dass sie mich überhaupt empfing. Denn mich beschlich so eine Ahnung, dass sie mich vielleicht nun gar nicht mehr wiedersehen wollte, nach allem, was vorgefallen war.
    Dennoch trat ich mutig an die Tür des „Aedes iste Letitia“ und klopfte.

  • Morrigan ging es seit dem Tag als Anugs ihr eröffnet hat, dass er „nur“ noch ihr Freund sein wollte beschissen. Sie hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen, wollte niemanden sehen und schon gar nicht mit irgendwem reden.
    Aber sie hatte klare Anweisungen hinterlassen, sollte Angus vor der Tür stehen, dann sollte er zu ihr gebracht werden. Und genau so geschah es nun auch, er wurde eingelassen und in ihr Zimmer im oberen Stock gebracht.
    Was er vorfand war aber keine fröhliche Morrigan, nein es war wohl eher das was man ein Häufchen elend nannte. Tiefe Ränder unter den Augen, die davon zeugte, dass sie nur wenig bis gar keinen Schlaf bekommen hatte. Auf dem Boden, den Tisch und selbst auf dem Bett war ein Wust an Tabulas verteilt. Ja Morrigan hatte sich förmlich in die Arbeit gestürzt. Sie brachte gerade die gesamte Buchhaltung auf Stand, auch wenn das eigentlich kaum von Nöten war, aber Arbeit so sagte man lenkte gut ab.
    Als sie sich nun zu Angus umdrehte, konnte er wohl auch ihre von den vielen vergossenen Tränen geröteten Augen sehen.
    Und dennoch schenkte sie ihm ein Lächeln.
    „Angus. Ich hoffe es ist nicht passiert. Wie kann ich dir helfen?“ Ja ihre Worte waren freundlich, aber auch distanziert. Sie machte keinen Schritt auf ihn zu, sie suchte nicht wie sonst seine Nähe, nein sie hielt Abstand, denn dass war es doch was er gewollte hatte, was er ihr gesagt hatte, als würde sie sich auch daran halten.

  • Wie sich herausstellte, stellte die Tür und ihren Bewacher dahinter zu überwinden kein ernsthaftes Problem für mich dar. Man ließ mich ohne großes Tamtam eintreten, nicht wie beim letzten Mal, wo es mich einiges an Überredungskunst gekostet hatte.
    Diesmal führte man mich anstandslos zu Morrigans Zimmer und ließ mich eintreten. Eigentlich hätte ich da schon misstrauisch werden müssen, dass irgendetwas im Argen lag.


    Strahlend trat ich näher. Mein ganzes Wesen schien sich über Nacht schlagartig verändert zu haben. Vor ein paar Tagen noch war ich zu Tode betrübt gewesen und nun grinste ich über beide Ohren. „Morrigan!“ rief ich und in meiner Stimme schwang so viel gute Laune mit, die ich für uns beide mitgebracht hatte. Was ich jedoch sah, ließ alle Fröhlichkeit von mir abfallen. Zwar lächelte sie mir zu, doch sie sah einfach schrecklich aus! Ihre Augen waren gerötet, als ob sie unablässig geweint hatte und, was für mich noch schockierender war, sie hielt sich auf Abstand zu mir.
    Ich musste erst einmal schlucken, um die richtigen Worte zu finden. Das war gar nicht so leicht, obwohl es doch nur gute Nachrichten waren, die ich ihr heute mitteilen konnte.
    Schließlich überlegte ich nicht lange und eilte zu ihr, nahm sie in meine Arme, drückte sie zärtlich an mich und küsste ihr weiches schwarzes Haar, so wie es ihr zustand und sie es auch verdiente. „Nichts Schlimmes ist passiert, mein Herz! Nichts Schlimmes. Außer dass ich erkannt habe was für ein blöder Idiot ich doch gewesen bin, als ich das letzte Mal bei dir war. Und dafür musste mir erst ein Römer auf die Sprünge helfen.Es tut mir so leid, was ich zu dir gesagt habe. Bitte verzeih mir! Für mich gibt es nur dich! Du bist mein Ein und Alles!“

  • „Was?“ Sie verstand nicht, Morrigan wirke wie vom Blitz getroffen, als er sie ihn den Arm nahm und die Worte, die so gegenteilig zu den letzten waren, sprach. Salzsäule, ja wie zur Salzsäule erstarrte stand sie da und rührte sich nicht. Doch in ihrem Inneren herrschte ein unglaubliches Chaos. Wusste Angus eigentlich was er da anstellte? Vor ein paar Tagen noch hatte er ihr erklärt, dass sie sich nicht mehr sehen sollten und nur noch Freunde sein würden. Morrigan hatte die letzten Tage damit verbracht sich damit auseinander zu setzen, sich damit abzufinden, einen Weg gesucht wie sie damit umgehen sollte und nun platze er hier rein. Fröhlich, so als ob es jenes Gespräch vor ein paar Tagen nicht gegeben hätte und tat so als ob alles gut war?
    „Es tut dir leid?“ waren ihre ersten Worte. „ES TUT DIR LEID?“ So ganz langsam stieg die Wut in ihr hoch. Was bildete er sich eigentlich ein? Schneit hier das ein oder andere Mal herein und stürzte sie jedes Mal in eine neues Gefühlschaos. Nun brach ein Teil und zwar ein ganz erheblicher Teil der alten Morrigan wieder hervor, eben jene Morrigan, die impulsiv war und ihre Gefühle nicht unter Kontrolle halten wollte und konnte. „ES TUT DIR LEID???“ Morrigan stieß sich von ihm weg. „Was bildest du dir eigentlich ein? Du kommst vor ein paar Tagen hier her und erklärst mir wir können uns nicht mehr sehen, du erklärst mir, dass du mich nicht liebst. Du warst es der mich weggestoßen hat. Ich habe mehr als nur einmal versucht dir die Hand zu reichen, aber du warst es der sie weg geschlagen hat. Und nun wo ich mich halbwegs damit abgefunden haben, versuche meine Gefühle zu dir auf Eis zu legen kommst du hier her und sagst es tut dir leid? Es war nicht so gemeint?“ Sie stand nun wieder direkt vor ihm ihre Augen sprühten Funken. „Was meinst du was jetzt passiert? Dass ich dir freudestrahlend um den Hals falle und mich für die letzten beschissenen Tage bei dir bedanken? Beschissene Tage habe ich in den letzten Monaten bei den Göttern mehr als genug erlebt. Aber Angus, deine Worte waren es die mich am meisten getroffen haben, dein Worte, dass dein Herz nicht mir gehören kann.“ Sie hätten heulen können, doch ihre Wut war es die die Oberhand hatte. So schrie und zeterte sie noch einen ganze Weile...

  • Als ich sie nun in meinen Armen hielt, sie küsste und ihr abermals meine Liebe gestand, schmiegte sie sich nicht an mich, so wie sie es sonst immer getan hatte. Sie verharrte stattdessen in einer unnatürlichen Starre. Widerstand regte ich in ihr, erst leise, dann heftiger und schließlich entlud sich ihre Abneigung mir und meinen Liebesbezeugungen gegenüber auf ungestüme Weise. Sie schupste mich von sich weg und schrie mich an, was mir denn einfiele. Ich war ganz perplex und verstand die ‚Welt nicht mehr. Ich war es doch! Ich, der sie über alles liebte. Und diesmal war ich doch gekommen und hatte eine reelle Perspektive für uns dabei. Eine Chance, Seite an Seite zu leben, wie Mann und Frau. Aussichten, die ich vor einigen Tagen bei meinem letzten Besucht nicht einmal zu träumen gewagt hatte.


    Schließlich wich ich zurück, als sie drohte, zur Furie zu werden. „Aber Liebste, so beruhige dich doch! Es hat sich alles zum Guten gewendet! Hörst du nicht? Vor einigen Tagen glaubte ich, es gäbe keine Zukunft mehr für dich und mich, weil ich keine Zukunft mehr für mich sah. Ich hätte dir nichts als eine leere leblose Hülle bieten können, da ich glaubte, dazu verdammt zu sein, für den Rest meines Lebens dahinzuvegetieren... Und außerdem habe ich niemals behauptet, dich nicht mehr zu lieben! Meine Liebe zu dir ist noch immer heiß, wie Feuer! So wie am ersten Tag und jede Faser meines Körpers seht sich nach dir, mein Herz!“ Wie hatte sie nur glauben können, ich liebe sie nicht mehr? Wegen Aislin? Aber Aislin war doch tot! Und selbst wenn sie noch lebte, hätte ich diese Liebe nicht einfach ignorieren können.


    „Sieh dir meinen Rücken an, Liebste. Er ist übersät von Narben der Peitschenhiebe. Doch das war nicht die einzige Strafe, die mir mein Dominus auferlegt hat. Durch meine Verfehlungen gegenüber ihm, glaubte ich, meine Hoffnung auf eine Freilassung verwirkt zu haben. Deshalb kam ich, um es für dich leichter zu machen, mein Herz. Du hattest so viele Pläne und ich hatte dir versprochen, dich mit in meine Heimat zu nehmen, wenn irgendwann für dich und mich der Tag der Freiheit gekommen ist. Ich hätte mein Versprechen nicht halten können und deshalb wollte ich dir nicht im Wege stehen. Doch nun gibt es eine echte Chance für uns, zusammenzuleben! Mein Dominus hat sich versöhnlich gezeigt und mir verziehen“ Ich schaute sie voller Erwartung an, was sie dazu sagen würde.

  • Morrigan sah ihn verständnislos an. „Zusammen leben?“ Wiederholte sie seine Worte. Wie um alles in der Welt sollte das gehen? Er hatte seine Hoffnung verloren und wollte es ihr leichter machen? Aber sie hatte doch genug Hoffnung für sie beide gehabt, dass hatte er nicht gesehen. Er war es der sie doch weggestoßen hatte. Nein er hatte ihr nicht gesagt, dass er sie liebte mit keinem Wort mit keiner Geste. Wenn er das getan hätte, dann ja dann hätte sie noch Hoffnung haben können.


    Sie sah seinen Rücken, der wohl das Spiegelbild des ihren war. Und so langsam drangen seine Worte zu ihr vor. „Zusammenleben? Wie stellst du dir das vor? Hat der Flavier dir die Freiheit geschenkt?“ Sie verstand nicht. Sie verstand nicht worauf er hinaus wollte.

  • Mir war es gelungen, sie wenigstens für den Moment zu besänftigen, so dass sie nicht mehr ihre Krallen ausfahren konnte, um sie mir anschließend in den Leib zu rammen. Anfangs schien sie nicht zu begreifen, was ja durchaus auch verständlich war. Woher auch hätte sie nur ahnen können, wie die Dinge sich entwickelt hatten. Als sie sich dann vom Zustand meines Rückens überzeugte und sie nun auf Nummer sicher gehen konnte, dass ich ihr nichts vormachte, begannen meine Worte langsam zu ihr vorzudringen.


    „Äh was? Nein, der Flavier hat mir nicht die Freiheit geschenkt. Das wird sicher noch eine Weile dauern.“ Wenn überhaupt! Und überhaupt, wie kam sie denn auf so was? Natürlich hatte er mich nicht freigelassen! Dafür lag meine Schuld zu tief. Ich würde mich erst wieder von Neuem beweisen müssen und ihm treu dienen, bis eine Freilassung überhaupt einmal in Erwägung gezogen werden konnte.


    „Aber, wir haben uns ausgesprochen, sozusagen von Mann zu Mann und er erklärte mir, wie wichtig ich für ihn sei und wie sehr er meine Meinung schätzt.“ Ich ließ an dieser Stelle besser unerwähnt, wie betrunken er und ich an jenem Abend gewesen war.


    „Und ich habe ihm von dir erzählt. Dass ich dich über alles liebe und wie dumm ich gewesen war, dich einfach gehen zu lassen. Er meinte daraufhin, ich solle dich besuchen, denn ich hätte doch alle Möglichkeiten, für immer vereint zu sein, mit dir, mein Herz. Er erklärte mir, er wolle dich kaufen – für mich! Damit wir beide vereint sein können, eben wie Mann und Frau!“ Anfangs war ich ja ein wenig skeptisch gewesen, als er erklarte hatte, sie mir kaufen zu wollen, wie ein paar Schuhe oder irgendeinen anderen Gebrauchsgegenstand. Doch dann erkannte ich die Vorteile darin.Wenn das keine guten Nachrichten waren! Ich strahlte über beide Ohren und war so voller Hoffnung.
    „Mein Dominus muss also mit deinem nur einen Handel abschießen und dann gibt es nur noch dich und mich! Sind das nicht hervorragende Nachrichten, mein Herz?!“

  • Morrigans Zustand wechselte im Laufe seiner Ausführung von verständnislos zu fassungslos. Erst zeigte er ihr seinen Rücken, der von der Peitsche des Flaviers gezeichnet war um ihr nur wenige Momente später zu erklären, dass der Flavier sie kaufen wollte? Er würde sie also ohne zu zögern der Gewalt eines solchen Mannes aussetzen wollen? Wie Mann und Frau vereint? Morrigan lachte bitter auf? Wie Mann und Frau vereint als Sklaven? Der Flavier hatte wohl eher seine eigene Zucht im Sinn und wohl kaum Angus und ihr Wohlergehen.


    Sie musste sich setzen. Ja sie musste sich unbedingt setzen. So taumelte Morrigan nun also zurück, bevor sie auf ihr Lager sackte. Ihr fassungsloser Blick lag nun auf Angus. Doch sie brauchte noch einen Moment um ihre Gedanken zu ordnen und diese in Worte zu kleiden.


    „Er will mich kaufen? Er will mich für dich kaufen? Damit er mir dann auch so etwas antun kann?“ Morrigan deutete auf Angus Rücken. „Er will mich für dich kaufen?“ Nun stand sie doch wieder auf und ging auf Angus zu kurz vor ihm blieb sie stehen. „Womit hat er dir dein Gehirn vernebelt, dass du denkst das er etwas für DICH tun würde? Wie würdest du mich vor seinen Übergriffen beschützen wollen?“ Morrigan schüttelte den Kopf. „Angus wach auf! Wann sag mir wann hat der Flavier mal was für dich getan? Und weil er dir aus einer Laune heraus gesagt hat er will mich für dich kaufen glaubst du ihm? Seit wann kauft ein Römer einen Sklaven für einen anderen?“ Ihr Blick wurde nun traurig, dass Angus da überhaupt in Erwägung gezogen hatte. „Schau dir deinen Rücken an, dass Selbe könnte er dann jeder zeit auch mit mir tun, dass oder mich in sein Bett zerren oder...“ Sie ging wieder einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. „Nein Angus all diese Gründe sprechen dagegen und...“ Sie holte tief Luft. „... außerdem ist es egal wie viel Geld er meint zu haben. Ich bin nicht verkäuflich... nie mehr.“ Sie nahm eine Tabula und gab sie Angus zum lesen.



    Manumissio


    ancillae Tib. Helvetii Vari Morrigan



    Mit sofortiger Wirkung vom ANTE DIEM XII KAL IUL DCCCLXV A.U.C. gewähre ich, Tiberius Helvetius Varus, meiner Sklavin Morrigan, welche sich seit PRIDIE ID DEC DCCCLXIV A.U.C. in meinem Besitz befindet, die Freiheit.


    Sie ist damit gemäß der Lex Germanica Servitium § 2 vom heutigen Tag an Libertina und ebenso bis zu ihrem Ableben meine Klientin und soll gemäß ihres neuen Standes den Namen Helvetiana Morrigan tragen.



    Tiberius Helvetius Varus


    [Blockierte Grafik: http://img716.imageshack.us/img716/9771/85964148.gif]




  • In ihrem Gesicht spiegelte sich keine Freude wieder. Nichts war darin außer Fassungslosigkeit. Sie taumelte zurück, als sei ihr nicht gut. Als habe ich ihr etwas angetan. Sie musste sich setzen und starrte mich nur an, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
    Doch dann aber brach es aus ihr heraus. Ein regelrechter Schwall aus Worten, die scharf wie Klingen waren. Die das, was ich ihr erzählt hatte, Stück für Stück auseinanderhieben. Mein Konstrukt für unsere gemeinsame Zukunft krachte, einem Kartenhaus vor meinen Augen in sich zusammen. Übrig blieb nur ein Haufen Scherben.
    Immer wieder hatte ich versucht, dagegenzuhalten. Doch Morrigan ließ mir keine Möglichkeit dazu. Sie nannte mir tausend Gründe, weshalb es für sie außer Frage stand, einzuwilligen.
    „Er … er ist nicht so, wie du denkst.. Er ist…“ Anders? Vielleicht hatte Morrigan ja sogar recht. Scato war besoffen gewesen. Aber es musste doch wenigstens einen Grashalm geben, an den ich mich noch klammern konnte!
    Als Krönung des Ganzen präsentierte sie mir dann eine Tabula, die sie mir in die Hand drückte, damit ich sie las. Das tat ich dann auch.
    Frei, sie war frei! Versiegelt und verbrieft! Er, dieser Helvetier hatte sie frei gelassen! Mich allerdings hatte sie damit in einen tiefen Abgrund gestürzt!. Ich gab ihr die Tabula zurück und sagte erst nichts. Dazu war ich einfach zu überrascht. Nun sah sie mich fassungslos da stehen. Sie hatte mir mit einem Schlag all meine Aussichten genommen und vor meinen Augen zertrümmert.

  • Angus tat ihr leid, ja war sie eben noch wütend auf ihn gewesen, so tat er ihr jetzt leid. Immerhin hatte sie das was er sich für sich selbst auch erträumte. Aber auch wenn er es sich vielleicht so schön ausgemalt hatte, wäre es in der Realität wohl furchtbar geworden. Sie wäre beide Sklaven gewesen, sie wäre immer von der Gunst des Flaviers abhängig gewesen. Das Zusammenleben wäre nur ein Illusion gewesen. Denn selbst da hätte wohl noch ein anderer bestimmt wann und wie sie beisammen gewesen wären. Nein! Auch wenn das vielleicht ein Strohhalm für Angus gewesen war, für Morrigan war das außerhalb jeglicher Vorstellungskraft.
    „Anugs. Es tut mir leid. Ich weiß wirklich nicht wie er dich darauf gebracht hat. Es wäre nie so geworden wie ein normales Zusammenleben. Es wäre die Hölle für uns beide. Und der Flavier hätte immer etwas mit dem er dich wohl mehr unter Druck hätte setzen könne, was wirkungsvoller ist als jede Peitsche. Und was wäre mit unseren Kinder gewesen?“ Die folgenden Worte spukte Morrigan förmlich aus. „Flavische Zucht!“ Ja von der hatte man in Rom schon gehört. „Wäre das wirklich das was du dir für uns erträumt hattest?“ Morrigan hatte inzwischen seine Hand gegriffen. „Angus ich … ja ich liebe dich... aber ich könnte so nicht mit dir zusammen sein. Wenn dein Herr so gut ist zu dir und es wirklich ernst meint, dann frag ihn doch ob du regelmäßig zu mir kommen darfst. Zumindest hier könnten wir dann zusammen sein, hier könnte unser Hafen sein und wenn er dich wirklich eines Tages frei lässt...“ Morrigan sah ihn nun direkt an. „Angus meinst du nicht dass das besser wäre, als das was der Flavier dir angeboten hat?“

  • Ich war noch immer sprachlos. Mir konnte einfach kein Wort mehr über die Lippen kommen. Dafür sprach Morrigan umso mehr. ‚Es wäre die Hölle für uns beide‘ und ‚flavische Zucht‘ waren wohl die beiden Bemerkungen, die mich am meisten trafen. Unwillkürlich fielen mir Vulpes Worte wieder ein, was sie mir damals erzählt hatte, als ich sie kennenlernte. Vulpes war auch ein Produkt der flavischen Zucht gewesen. Das Ergebnis eines erzwungenen Beischlafs zweier Sklaven, die nicht das Geringste für einander empfunden hatten und die man nur zusammengeführt hatte, damit sie sich paarten und neue Sklaven daraus entstanden.
    Aber so war es doch nicht zwischen uns! Wir liebten uns doch!Jedoch, ich verstand schon ihren Einwand der Kinder wegen. Ich wusste, sie wären dann auch Sklaven gewesen, so wie ihre Eltern es waren. Aber selbst das spielte ja nun auch keine Rolle mehr, da Morrigan inzwischen frei war.


    Letztendlich machte sie mir einen Vorschlag, wie wir doch noch unsere Liebe aufrecht erhalten konnten, da sie anders nicht mit mir zusammenleben konnte. Natürlich, ich konnte den Flavier fragen, oder einfach so herkommen. Stundenweise, so wie früher. Doch all das war nicht das, was ich mit so gewünscht hatte.
    „Ja…ja, du hast rech. Die ganze Sache war dumm von mir,“ antwortete ich schließlich und klang dabei ein bisschen wie ferngesteuert, denn eigentlich ging ich bereits ein anderes Szenario in meinem Kopf durch, von dem ich Morrigan aber nichts erzählte.
    „Ich… ich werde ihn fragen, .. gleich heute Abend. Wenn er es wirklich gut mit mir meint, wird er zustimmen“ Nein, ich würde ihn wohl nicht mehr fragen, denn in mir manifestierte sich ein ganz bestimmtes Vorhaben, Stück für Stück.
    „Darf ich dich noch einmal zum Abschied küssen, bevor ich jetzt wieder gehen muss?“ Ich machte wieder einen Schritt auf sie zu und versuchte dabei ein Lächeln zu imitieren. Morrigan sollte von alldem nichts mitbekommen, wozu ich mich soeben entschlossen hatte.

  • Morrigan wusste, das sie Angus wohl tief getroffen hatte. Natürlich hatte er es sich in bunten Farben ausgemalt wie es ein könnte. Er hatte aber die Augen vor der Realität verschlossen. Es tat Morrigan schon fast leid, dass sie ihn auf den Boden der Tatsachen zurückholen musste. Sie nickte also nur, als er sie fragte ob er sie zum Abschied küssen durfte. Nutürlich durfte er, und dennoch wurde Morrigan das gefühl nicht los, dass sie Angus wohl nicht wiedersehen würde. Wäre sie noch die Alte, ja dan würde sie jetzt wohl um ihn kämpfen, aber ihre Kraft reichte dafür nicht. Jetzt nicht. Sie musste sich um sich selber kümmern, sie musste wieder zu sich finden. So leid es ihr tat, aber sie konnte nicht um ihn kämpfen. Dieses Mal fiel es ihr auch gar nicht so schwer los zu lassen, hatte sie nun doch schon zwei mal geglaubt Angus verloren zu haben. Ein sich immer wiederholendes Szenario nah dem Elend auch seinen Schrecken. So also küssten sie sich zum Abschied...

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