ZitatOriginal von Morrigan
....
„Der Claudier... er hat mich erwischt.“ Viel mehr konnte und wollte sie nicht sagen. Wieso sollte sie ihn auch mit den schmutzigen Detail belasten? Er würde sich wohl ausmalen können, was ein Herr mit einer Entlaufenen anstellte. Sie wollte auch nicht darüber reden, zu lange hatte es gedauert damit sie selber die qualvollen Tage vergessen konnte – nun vergessen war wohl kaum das richtig Wort. Verdrängt traf es wohl eher. Aber eine Genugtuung hatte sie. „Er ist nun aber tot Angus, ob es die Götter oder eine Krankheit war, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er mir nie wieder was anhaben kann.“
Inzwischen saßen beide auf Morrigans Schlafstätte.
Sie berichtete ihm auch, das der Helvetier es war, der sie nun gekauft hatte, der sie dem Claudier abgekauft hatte. Und so nach und nach erzählte sie dann schließlich doch was geschehen war. Das man sie eingefangen, ein gesperrt, aufgepeitscht, gebrandmarkt hatte und das sie schließlich der Lohn für die Fänger des Claudier war. Morrigan versagte die Stimme nur ganz leise sagte sie. „Du kannst dir kaum vorstellen, zu was die beiden fähig waren.“ Vielleicht konnte er es ja doch, aber Morrigan wollte darüber nun wirklich nicht sprechen, dass konnte Angus sehr wohl erkennen. „Hier bin ich nun aber in Sicherheit, ich bin jetzt die Sklavin von Helvetius Varus. Er hat mir die Leitung des Lupanar übertragen. Alles andere ist Vergangenheit.“ Ob sie nun versuchte ihn oder sich selbst zu überzeugen, dass konnte man sehen wie man wollte, denn nur zu deutlich war wohl zu erkennen, dass sie sehr wohl noch damit rang.
Der Claudier… Also doch! Sie war entdeckt oder verraten worden und ihr Dominus hatte sich wegen ihrer Flucht grausam an ihr gerächt. Wie grausam die römischen Sklavenbesitzer sein konnten, hatte ich ja bereits selbst am eigenen Leib erleben dürfen. Sofort aber stellte sich mir die Frage, wieso sie denn dann wieder hier war. Doch ich vermied es, sie zu unterbrechen. Sie hatte mir zugehört, nun wollte ich genauso ihr Zuhörer sein.
Morrigan erzählte mir alles. Wie sie eingefangen worden war und wie man sie gefoltert hatte. Eine unsagbare Wut keimte in mir auf. Warum war ich nicht schon früher für sie da gewesen? Als ihre Stimme zu versagen drohte, strich ich ihr sanft durchs Haar und drückte sich fest an mich. „Es tut mir so leid, Morrigan.“ Wenigstens gab es einen kleinen Trost. Claudius, dieser Dreckskerl weilte nicht mehr unter den Lebenden und konnte ihr nichts mehr antun. Die Götter schienen also doch auch gelegentlich auf der Seite eines Sklaven zu stehen.
Dann begann sie weiter zu berichten. Ihr Traum von der Freiheit hatte also ein jähes Ende genommen. Sie war zwar ihrem Peiniger entkommen, aber gleichzeitig auch Sklavin eines anderen geworden. „Helvetius Varus?“ Ich überlegte, ob ich den Namen bereits zuvor einmal gehört hatte. Der Kerl war scheinbar der Eigentümer des Lupanars. Wenigstens war sie nicht mehr gezwungen, sich an irgendwelche schmierigen Kerle verkaufen zu müssen. „Und? Ist dieser Kerl gut zu dir?“, fragte ich vorsichtig.
Inzwischen fand ich mich mit ihr auf ihrem Bett sitzend wieder. Eigentlich wollte ich es soweit gar nicht kommen lassen. Doch ich konnte und wollte nun auch nicht einfach gehen. Auch wenn sich in ihren Augen die Traurigkeit spiegelte, hatte sie ihre Reize, die mich von je her verzückt hatten, nicht verloren. Meine Gefühle, die ich für sie empfunden hatte, waren immer noch da. Also, warum sollte ich jetzt gehen?