Tablinum von Marcus Helvetius Commodus Raum IX, OG

  • "Ja genau Morrigan. Du kennst sie nicht. Sie leitet das Lupanar welches ich als gutes Geschäft ansehe. Allerdings ist mir inzwischen klar geworden das ich bei der Führung eines solchen Geschäftes nicht so den richtigen Ansatz finde und es daher abgeben will. Da ist es einfach die beste Lösung wenn es jemand übernimmt der es jetzt eh schon leitet!"
    Erklärte er Shani noch ein wenig. Nicht weil er es musste sondern weil er es wollte.


    "Nein das wäre es."

  • Nachdem Varus länger als üblich auf seinem Weingut geblieben war hatte er einiges an Post nach zu holen.
    Unter anderem fand sich darunter auch ein interessanter Brief eines ihm unbekannten Artoriers.


    Trotz des desaströsen Abschneidens der Praesina bei den letzten Rennen schien es doch noch ein paar zu geben die trotz oder gar wegen diesem Mitglied werden wollten.


    Dem wollte er sich natürlich nicht verwehren. Er verfasste eine kurze Antwort und jagte Serrulus mal wieder in die Stadt.

  • Noch einmal warf sie Avianus einen Blick zu, dann klopfte sie an und öffnete vorsichtig die Tür. Sie trat ein, zwei Schritte in den Türrahmen. „Bitte entschuldige die Störung, Dom…äh Varus.“ Daran würde sie sich wohl nie gewöhnen, den Hevetier mit Varus anzusprechen und ihn nicht mit Domninus zu titulieren. „Iunius Avianus ist da und möchte mit dir sprechen.“

  • Varus stand auf und als er die beiden zusammen sah viel ihm auch wieder ein das der Iunier der Stammkunde von Sibel gewesen war. Forschend sah er diese kurz an um herauszufinden ob das zu irgendwelchen Verwicklungen geführt hatte. Schließlich kam es ja nicht soo oft vor das ehemalige Lupas die nun Hausangestellte waren auf ehemalige Kunden trafen.


    Doch nach einem kurzen Moment wandte er sich seinem Gast hinzu.


    "Willkommen Iunius Avianus... Centurio der Urbaner wenn ich mich nicht irre?"


    Er machte eine einladende Geste
    "Nimm doch Platz. Kann ich dir etwas anbieten?"


    Falls der Iunier einen Wunsch äußern würde so würde Sibel sogleich den Auftrag bekommen diesen zu erfüllen. Er selber bestellte gekühlte Posca, was halbwegs ungewöhnlich für ihn war!

  • Sibel hatte ihn vom Lagerraum zum Tablinum im Obergeschoss geführt. Ihren letzten Blick, der ihm so vorkam als wollte sie ihn fragen, ob er bereit war, erwiderte er mit einem Lächeln. So bereit wie man sein konnte, war er eben, wenn man nicht vollkommen sicher wusste, was einen erwartete. Nichtsdestotrotz ruhig trat er in das Tablinum, denn was wäre jetzt, nachdem er mit Sibel gesprochen hatte, das Schlimmste, was noch passieren könnte? Entweder er scheiterte und alles blieb wie es war, oder Varus und er kamen auf einen gemeinsamen Nenner.
    "Salve, Helvetius… danke, ein Becher verdünnter Wein wird sicherlich nicht schaden", meinte Avianus und setzte sich auf einen der freien Stühle, "Und danke auch dafür, dass du mich so schnell empfangen konntest." So wie ihn der Herr des Hauses zügig und höflich empfangen hatte, bemühte auch er sich selbstverständlich um Freundlichkeit.
    "Du irrst dich nicht, ich bin zwar noch nicht allzu lange Centurio, …", kam er schließlich auf Varus' erste Frage zurück, "… aber doch schon eine Weile. Und vor allem lange genug um zu bemerken, dass mir helfende Hände und etwas mehr Leben in meiner Habitatio fehlen." Damit hatte er dann auch mehr oder weniger den Grund seines Hierseins angedeutet und wartete erst einmal ab, ob der Helvetier etwas dazu sagen wollte. Vielleicht erinnerte sich dieser auch nicht nur daran, dass er Centurio war, sondern auch daran, dass er Sibel in seinem Brief erwähnt hatte, und würde von alleine darauf kommen, worauf der Iunier hinauswollte.

  • Beroe spürte Varus‘ Blick, der auf ihr lastete. Doch sie versuchte, ihn nicht zu erwidern. Ihre Augen sollten so leer wie immer wirken, wenn sie einen Besucher zu ihm geleitete. Schließlich bat er den Iunier herein. Nun aber sah sie Avianus doch noch nach, als er an ihr vorbei schritt und eintrat. Jetzt nur die Nerven behalten, sagte sie sich immerzu.


    Glücklicherweise hatte sie noch die gewünschten Getränke zu holen, so dass sie geschwind das Tablinum verließ. Schnell huschte sie zur Küche. Doch statt sich genau zu merken, was die beiden eigentlich trinken wollten, kreisten ihre Gedanken nur um die Frage, was dieses Gespräch letztendlich bringen würde.
    In der Küche angekommen, zermarterte sie sich das Hirn, was sie den beiden Männern denn bringen sollte. Schließlich beschloss sie, den beiden verdünnten Wein zu bringen. Avianus trank meistens verdünnten Wein und Varus eigentlich doch auch… oder?
    Sie belud ein Tablett mit zwei Bechern und einer Kanne verdünntem Wein. Nun nur nichts fallen lassen, ermahnte sie sich immer wieder selbst. Und offenbar half das auch, denn sie erreichte erfolgreich das Arbeitszimmer.
    Die beiden unterhielten sich bereits. Sie füllte die Becher und überreichte sie dem Gast und danach dem Hausherrn. Dann zog sie sich diskret in den Hintergrund zurück und wartete auf weitere Anweisungen.

  • Varus hob sein Trinkgefäß und prostete dem Gast zu.
    "Na dann würde ich doch einmal sagen Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung."


    Er wartete ab bis er und sein Gast ausreichend Zeit hatten um einen Schluck zu trinken, den Wein zu schmecken und zu schlucken.


    "Ja helfende Hände sind immer gut, wobei ich jetzt nicht ganz verstehe weshalb man die als Optio nicht braucht und jetzt als Centurio schon. Also ich meine im privaten Bereich. Dienstlich wirst du als Centurio ja mehr helfende Hände haben als als Optio. Wie auch immer was kann ich für dich tun?"


    Varus schien im Moment ein wenig auf dem Schlauch zu stehen. Er konnte sich jedenfalls nicht denken das der Mann nun extra zu ihm gekommen war um seine Stammlupa zurück zu kaufen.

  • Avianus hob ebenfalls den Becher, blickte noch leicht stirnrunzelnd auf jenen des Helvetiers. Ihm war nämlich – offenbar im Gegensatz zu Sibel – nicht entgangen, dass Varus nicht nach Wein gefragt hatte, und offenbar dennoch aus derselben Kanne trank.
    "Danke", kam es schließlich aus seinem Mund, als er sich eingestehen musste, Sibel in der jetzigen Situation nicht wirklich helfen zu können, ohne selbst blöd dazustehen, außer den Helvetier in ein Gespräch zu verwickeln, das interessant genug war, um ihn am Trinken zu hindern. Dafür war es vermutlich zu spät, wo ihm sein Gastgeber doch bereits zuprostete. Er trank gezwungenermaßen einen Schluck, stellte fest, dass auch dieser Wein, wie jener den er selbst in seiner Habitatio lagerte, nicht wie das Zeug seines alten, Wein unter dem Bett hortenden Kameraden bei den Cohortes Praetoriae schmeckte, bei dem er sich hin und wieder gewundert hatte, weshalb es sich nicht durch die Feldflasche fraß, und befand den Wein daher für gut. Definitiv war er nämlich kein Weinkenner. Den Blick des Helvetiers bemerkend, nickte er leicht, kam dann aber wieder auf ihr ursprüngliches Gespräch zurück.
    "Selbstverständlich kann man die auch als Optio gebrauchen, aber als Centurio lassen sie sich um einiges leichter unterbringen. Davon abgesehen, dass der Sold weitaus höher ist, und man demensprechend mehr Geld für Sklaven ausgeben kann."
    Er stellte den Becher wieder auf dem Tisch ab, um dem Helvetier daraufhin auf die Sprünge zu helfen.
    "Ich glaube, mich daran zu erinnern, in meinem Brief geschrieben zu haben, es ginge mir um eine deiner Lupae, die seit neuestem in deinem Haus arbeitet. Eben dies musste ich nämlich bei meinem letzten Besuch in deinem Lupanar feststellen. Tatsächlich die, die uns gerade bedient ..." So recht wusste er nicht wie er auf den Punkt kommen sollte ... ob er die Wahrheit erzählen sollte, die halbe Wahrheit, oder einfach nur eine glaubhafte Lüge. Wobei jede der drei Optionen immer noch besser war als garnichts. Also setzte er fort: "Wie gesagt, ich könnte einen Sklaven – oder in diesem Falle besser eine Sklavin – gebrauchen, und warum dann nicht gleich eine, die ich bereits kenne, anstatt beim Sklavenmarkt die Katze im Sack zu kaufen? Du würdest sie nicht zufällig hergeben?"

  • Ja Varus schien nicht ganz auf der Höhe zu sein. Er hatte tatsächlich Posca bestellt, etwas was er sonst nie tat, und Wein bekommen. Diesen dann aber getrunken und sich schmecken lassen. Jedenfalls schien es so denn es kam keine Beschwerde oder Zurechtweisung in Richung von Sibel über das falsch servierte Getränk.


    Varus hörte den Worten des Urbaners nun aufmerksam zu und seine Stirn runzelte sich im Verlauf der Sätze seines Gastes leicht. Er kannte die Hintergründe der ganzen Angelegenheit natürlich nicht. Er kam so zu einem gänzlich anderem Schluss. Der Urbaner wollte seine Stammlupa wieder haben. In Varus Augen zwar etwas merkwürdig aber gerade so noch zu verstehen. Es sollte ja Leute geben die immer das gleiche aßen und dergleichen. In diesem Fall allerdings konnte er der Bitte natürlich nicht positiv gegenüber stehen. Er hatte Sibel ja angemerkt das sie nicht wirklich zur Lupa geschaffen war und außerdem hatte er ihr ja die Freiheit versprochen. Etwas was sie natürlich im Besitz eines anderen wenn überhaupt nur in ferner Zukunft bekommen würde.


    "Ich verstehe deine Intention, glaube ich, Iunius Avianus. Allerdings kann ich dir in dieser Sache leider nicht helfen. Sibel wird nicht mehr als Lupa arbeiten. Ebenso steht es außer Frage das ich sie an dich verkaufe. Es gilt ein Wort meinerseits zu halten. Es tut mir daher leid dir sagen zu müssen das ich sie dir nicht verkaufen kann. Da ich aber inzwischen einige Sklaven gekauft habe kann ich dir vielleicht ein paar Händler nennen die eigentlich immer gute Ware liefern?"

  • Während sie so da stand und dabei versuchte, dem Gespräch der beiden zu folgen, war plötzlich wieder dieser Zweifel da. Hatte sie wirklich alles richtig gemacht? Das richtige Getränk serviert? Hatte Varus nicht doch etwas anderes gewünscht? Eigentlich war es bereits zu spät, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn er führte bereits seinen Becher zum Mund. Dann trank er. Die Anspannung in Beroe stieg ins Unermessliche… doch es passierte nichts. Puh, noch mal Glück gehabt!
    Hätte einer der beiden Männer sein Augenmerk auf die Sklavin im Hintergrund gelenkt, wäre ihm sicherlich aufgefallen, wie eine riesige Last von ihr abfiel. Doch Avianus redete nicht lange um den heißen Brei und kam recht schnell zur Sache. Dass er dabei keinerlei seiner wahren Emotionen preisgab, die er für sie empfand, war selbstverständlich. Dennoch klangen diese Worte aus seinem Mund befremdlich für sie. Das tut er nur für mich, sagte sie sich immer wieder zu sich selbst im Stillen. Für uns!


    Schließlich wurde er ganz konkret und formulierte seinen Ansinnen, sie ihm abkaufen zu wollen. Wieder stieg Beroes Anspannung, als sie auf Varus' Antwort wartete. Sag ja, wollte sie ihm entgegen brüllen. Na komm schon, sag endlich ja! Stattdessen hielt sie die Luft an. Ihre Finger krallten sich förmlich in den metallenen Griff der Kanne.
    Anfangs schien sie die Bedeutung von Varus' Worten nicht wahrhaben zu wollen, geschweige denn ihre Bedeutung überhaupt zu verstehen. Zu sehr hatte sie das erlösende JA erwartet, doch stattdessen wurde sie nun mit einem inakzeptablen NEIN konfrontiert.
    „NEIN!“ schrie sie, ohne sich dabei scheinbar darüber im Klaren zu sein, dass sie gerade alle Konventionen brach. Als Echo ihres Schreies ging die Kanne mit einem metallenen Scheppern zu Boden und das restliche Wein-Wasser-Gemisch schwappte über ihre Füße.

  • Varus hatte kaum seine Worte ausgesprochen und sein Gast keine Gelegenheit zu antworten als Sibel auf einmal aufschrie.
    Dem lauten NEIN was wahrscheinlich durchs ganze Haus schallte folgte das metallene scheppern der Kanne auf dem Boden.
    Varus hatte sich echt erschrocken da er mit diesem Ausbruch überhaupt nicht gerechnet hatte.
    Mit großen Augen die einer Kuh gut zu Gesicht gestanden hätten sah er in Sibels Richtung unfähig in den ersten Sekunden etwas dazu zu sagen. Das übergroße imaginäre Fragezeichen über seinem Kopf konnten allerdings wahrscheinlich viele sehen!.

  • Gut, sein erster Versuch mochte gescheitert sein, doch so schnell würde er sich sicherlich nicht abwimmeln lassen. Gerade wollte Avianus also zu einer Antwort ansetzen, als Sibels Aufschrei ihm merklich zusammenzucken ließ. Ebenso irritiert wie der Helvetius warf auch er einen Blick zu Sibel, und vergaß dabei vollkommen, was er eigentlich sagen wollte, und blickte stattdessen die Lykierin fragend an.
    "Ich… äh…"
    Nein. Nein? Endlos viel Zeit schien zu verstreichen, so kam es ihm zumindest vor, bis er seine Verwirrung abschüttelte. Ruhig bleiben sollte sie, sich raus halten. Aber auf die Idee, sich darüber zu ärgern, dass sie genau das nicht tat, kam er gar nicht erst. Anderes war gerade sehr viel wichtiger. Er war versucht, den Ausrutscher einfach zu übergehen, doch auch wenn er selbst zu wissen glaubte, was ihr Nein bedeutete, für den Helvetier könnte es so viele verschiedene Dinge heißen. Wie etwa… Nein, ich will nicht verkauft werden, nein, ich will verkauft werden, oder …
    "Dir ist vermutlich gerade aufgefallen, dass du deinem Dominus das falsche Getränk serviert hast, oder?", wandte er sich so selbstsicher wie er es in der gegenwärtigen Situation sein konnte mit einer Frage an Sibel, selbstverständlich mit der Absicht, das gerade eben geschehene zu vertuschen. Sibels Schrei hatte ihn nun doch etwas nervös werden lassen, was er mit einem Lächeln zu überspielen versuchte, als er sich wieder an den Helvetier wandte.
    "Wenn du mir die Frage erlaubst, Helvetius: Welches Versprechen hast du zu halten?"

  • Stille – als habe jemand die Welt angehalten. Zumindest für den Augenblick. Während sich die verlorene Flüssigkeit sofort daran machte, ins Leder ihrer Sandalen einzuziehen und ihr dadurch das Laufen in ihnen kein bisschen angenehmer machen würde, begriff Beroe so langsam, was sie getan hatte. Alle Augen waren bereits auf sie gerichtet. Fragende Blicke waren es, die sie trafen. Sprachlosigkeit herrschte. Wie in Zeitlupe schien das Leben an ihr vorbei zu ziehen.
    Mit aufgerissenen Augen suchte sie nach Worten, konnte aber beim besten Willen keine finden. Was würde Avianus nun von ihr denken? Hätte sie nicht einfach nur still sein können, so wie es sich für eine wie sie geziemte? Und Varus? Was würde er nun tun, nachdem sie ihn vor seinem Gast so blamiert hatte?


    Schließlich war es Avianus, der versuchte, die Situation zu retten. Das falsche Getränk… sie hatte das falsche Getränk serviert. Avianus legte ihr förmlich die richtigen Worte in den Mund. Wieder hatten sich ihre Blicke getroffen. Die Verwunderung schien zumindest bei ihm gewichen zu sein. Noch immer steckte aber ihr der Schreck in den Knochen, doch sie begann zu nicken. „Ja…ja,…das war es. Das falsche Getränk. Entschuldigung… ich bitte um Entschuldigung, Dominus.“
    Statt sich nun um den verschütteten Wein zu kümmern oder Varus das richtige Getränk zu bringen, blieb sie wie angewurzelt stehen.

  • Irgendwas stimmte ganz und gar nicht an der Situation. Varus sah Sibel forschend an. Die aufgerissenen Augen, das erstarrte verharren in ihrer Position und das erneute benutzen des Wortes Dominus zeigte ihm ganz deutlich das Sibel vor irgendwas Angst hatte. Nur vor was.... Varus konnte sich keinen anderen Reim darauf machen als das es die Aussicht war das der Urbaner sie kaufen würde. War er vielleicht ein der Kunden die es mochten ihren Lupas Schmerzen zuzufügen. Eigentlich hätte er ihn nicht so eingeschätzt aber wer konnte schon in das Innerste eines Menschen schauen.
    Bevor er also sein Gespräch mit seinem Gast fortsetzte gab er erst ein paar Anweisungen an Sibel.


    "Sibel geh und sag bitte Rachel oder Hannah bescheid das sie hier sauber machen sollen. Du darfst dich umziehen", natürlich war einiges von dem Wein auf Sibels Kleidung gelandet,
    "und brauchst dann erst einmal nicht wieder kommen. Wir sprechen nachher noch mal!"



    Nun wandte er sich aber ganz seinem Gast zu.


    "Natürlich erlaube ich die Frage. Einzig die Anwort wird vielleicht nicht die Fülle haben die du vielleicht möchtest. Ich will soviel sagen das Sibel unter keinen Umständen verkauft wird. Tut mir leid ich fürchte du musst eine andere helfende Hand für dein Habitatio finden. Wenn es vielleicht mit einer der anderen Lupa aus meinem Lupanar auch geht. Da könnten wir vielleicht ins Geschäft kommen?"

  • Er biss die Zähne zusammen, wollte sich seine Frustration davon abgesehen aber nicht weiter anmerken lassen. Noch dazu war die Antwort des Helvetiers recht nüchtern ausgefallen, sodass er damit auch nichts weiter anfangen konnte, als zu nicken. Nachdenklich blickte er den Becher Wein an und fragte sich, weshalb Varus verdammt nochmal derart an Sibel hing, denn scheinbar ging es um mehr als nur um Geld. Unter keinen Umständen war dennoch definitiv nicht die Antwort, die er erwartet hatte, und eine, die seiner Entschlossenheit, die er noch vor wenigen Minuten mit in den Raum getragen hatte, einen anständigen Dämpfer verpasste.
    "Nun … das ist äußerst bedauerlich", verpackte Avianus seine Gedanken in möglichst hübsche Worte. Dabei war bedauerlich gar kein Ausdruck. Mit lautem Fluchen seinen Gefühlen Luft zu machen, hätte gerade sehr viel eher die Art des Iuniers entsprochen. Aber hier? Im Haus des Helvetiers? Ganz bestimmt nicht. Gehen würde er allerdings auch nicht - bevor ihn nicht der Ianitor oder irgendein Custos hinauswarf jedenfalls.
    "Das Problem ist nur …", begann er einen erneuten Versuch, "… ich bin nicht hier, weil ich irgendeine Sklavin suche. Tatsächlich bin ich nicht einmal hier, weil ich eine Lupa suche."
    Er ahnte jedoch, dass Betteln nicht reichen würde und ein neues Argument auf den Tisch musste.
    "Sibel, deine Sklavin, gehörte vor dem Bürgerkrieg einmal einem gewissen Aurius, damals ein Freund von mir", erklärte er, da er nicht sicher war, wie gut Varus über Sibels Vergangenheit Bescheid wusste, "Er ist im Bürgerkrieg gefallen, und seine Sklavin offenbar in deinen Besitz gelangt. Ich hatte vor sie bei mir aufzunehmen. Mit dem Gedanken hatte ich schon gespielt, als sie noch im Lupanar arbeitete. Nenn' mir doch einfach einen Preis."

  • Endlich hatte auch Varus wieder seine Sprache gefunden. Statt sie zu tadeln oder gar zu bestrafen, schickte er sie lediglich hinaus, damit sie sich umziehen konnte. Und selbst um ihr Missgeschick musste sie sich nicht kümmern, sondern dies konnte sie Hannah und Rachel überlassen. Doch sie war sich sicher, das hier würde garantiert noch ein Nachspiel haben. Wahrscheinlich spielte Varus hier vor Avianus nur den gutmütigen Dominus, der jede Schussligkeit und jedes Aufmucken seiner Sklaven billigte und mit einem Lächeln darüber hinweg sah. Doch noch mehr als die drohenden Konsequenzen fürchtete Beroe die Tatsache, dass sie von nun an diesem Gespräch ausgeschlossen werden sollte.


    Eine leichte Verbeugung andeutend verließ sie das Tablinum und eilte in ihren nassen Sandalen zur Culina, wo sie die beiden anderen Sklavinnen vorfand. Sie erklärten ihnen kurz, was vorgefallen war und dass sie nun fürs Saubermachen zuständig waren. Man konnte sich vorstellen, wie missmutig Hannah und Rachel schließlich dem Befehl Varus‘ Folge leisteten und mit Tüchern und einem Eimer bewaffnet zum Tablinum gingen.
    Beroe aber wartete einen Moment, bis die beiden Sklavinnen die Tür zum Arbeitszimmer hinter sich geschlossen hatten. Wie hätte sie sich denn auch jetzt umziehen können? Also stürzte sie sich regelrecht zur Tür, um zu horchen, was dort drinnen gesprochen wurde. Dummerweise konnte sie nur einige Fetzen von dem aufschnappen, was Avianus und Varus miteinander zu besprechen hatten.
    Sie wusste, dass es nicht gerade gut im ihre gemeinsame Zukunft bestellt war. Varus stellte sich aus irgendeinem Grund quer. Oder war das nur seine Taktik, um noch ein bisschen mehr Geld aus dem Iunier heraus kitzeln zu können?
    Wieder ertönte Avianus Stimme und sie konnte Worte, wie zum Beispiel Bürgerkrieg oder aber auch Aurius verstehen. Vielleicht würde das nun Varus ins Wanken bringen. Schließlich hatte sie ihm damals hoch und heilig versprochen, dass es niemanden mehr aus ihrer Vergangenheit mehr gab, der sie aus Misenum als Sklavin der Aurii noch kannte. Nun war sie gespannt, was Varus darauf entgegnen würde. Noch dichter presste Beroe ihr Ohr gegen die Tür, damit sie jede Einzelheit verstehen konnte.

  • Die Worte des Iuniers brachten Varus mächtig ins Grübeln und er fragte sich woher der dieses Wissen hatte. Sibel hatte ihm ja versichert das niemand mehr aus ihrem vorherigen Sklavendasein am Leben war. Es konnte also nur sein das er es von ihr wusste. Varus kannte den Mann ihm gegenüber so gut wie gar nicht weshalb er gedanklich eine Münze warf um sich zu entscheiden ob er es aus freien Stücken von Sibel erfahren hatte oder irgendwie aus ihr herausgeholt hatte. Die Tatsache das er Soldat und Urbaner war und kein Zivilis führte wohl dazu das die gedankliche Münze irgendwie auf der zweiten Seite liegen blieb.
    "Nun Iunius... es wundert mich schon gehörig wie du dieses Wissen erlangt hast. Fakt ist allerdings das Sibel kurz vor dem Hungertod stand als ich sie in meine...Obhut genommen habe. Wenn du also, so wie du sagst, die ganze Zeit vorgehabt hast sie aufzunehmen so hast du dir damit ganz schön Zeit gelassen. Auch wundert mich an deiner Version der Geschichte die Tatsache das du erst jetzt damit kommst und vorher das ganze nie erwähnt hast und statt dessen viele Wochen ihre Dienste als Lupa in Anspruch genommen hast. Ich mag mich täuschen doch ich glaube dir deine Version nicht so wirklich. Ich glaube eher das du dein Spielzeug wiederhaben möchtest. Daher muss ich dir leider sagen das ich Sibel nicht verkaufen werde. Ich habe wie gesagt ein Wort gegeben was ich gedenke zu halten. Das geht nicht wenn sie an einen anderen Besitzer geht! Wenn du also nicht eine andere Idee oder Geschichte hast muss ich leider noch einmal auf die anderen Lupas in meinem Lupanar verweisen oder dir erneut die Hilfe anbieten dir gute und verlässliche Händler zu nennen."

  • Avianus glaubte er hörte nicht richtig. Da unterstellte ihm der Helvetius doch wirklich, ihm Lügen zu erzählen? Gut, er hatte zwischen seiner Zeit in Misenum, wo er aufgewachsen war, und seinen Besuchen bei Sibel im Lupanar eine Menge ausgelassen, aber weshalb Varus sich plötzlich aus den Fingern sog, es handle sich bei seiner Geschichte um eine Lüge, konnte er sich beim besten Willen nicht zusammenreimen. Denn weder seine Bekanntschaft mit dem Aurius, noch die Tatsache, dass er sich schon im Lupanar Gedanken darüber gemacht hatte, wie er Sibel helfen könnte, war auch nur im Geringsten gelogen. Er blickte sein Gegenüber folglich leicht angesäuert an, ertränkte den gröbsten Ärger aber im Anschluss in mehreren Schlucken Wein. Dann stellte er den Becher ab, um sich daran zu machen, das wirre Gerede des Helvetiers zu kommentieren.
    "Beim besten Willen, Helvetius, Misenum, wo die Aurii und damit auch Sibel gelebt haben, ist meine Heimat, da kannst du jeden fragen der mich kennt. Ich habe mehr als 20 Jahre dort gelebt. Daher habe ich diese Informationen. Weil ich dort war. Und wer sich dann auf den Weg nach Rom macht, um Kaiser und Reich als Soldat der Cohortes Urbanae zu dienen, kann seine alten Freunde schon mal aus den Augen verlieren, erst recht wenn ein Bürgerkrieg wütet, und von deren Sklaven ganz zu schweigen", stellte er erst einmal klar, zwar ruhig, aber dennoch ernst, "Außerdem sagte ich: Mit dem Gedanken hatte ich schon gespielt, als sie noch im Lupanar arbeitete", zitierte er sich dann selbst, "Und dort sah sie bei meinen Besuchen immer gesund aus. Ich bin ihr folglich nie in halb totem Zustand begegnet." Oder nahm der Helvetier automatisch an, dass man rund um die Uhr wusste, wo sich alle Sklaven alter Bekannter aufhielten, und in welchem Zustand sich diese befanden? Selbst dann, wenn man wochenlang unterwegs nach Germania und wieder zurück nach Rom war?
    "Und mein Sold, den ich als Optio erhielt, hätte vermutlich, wenn überhaupt, gerade so gereicht, für sie zu bezahlen. Von Unterbringung und Verpflegung brauche ich gar nicht erst anzufangen. Ich sagte ja bereits, ich bin noch nicht besonders lange Centurio. Also ja, ich habe mir Zeit gelassen. Aber ich hatte meine Gründe." Das war es dann vorerst mit seinen Rechtfertigungen, und der Helvetier konnte jetzt ja glauben was er wollte. Avianus leerte den Becher. Verdammt, der Mann kostete Nerven. Aber Wein ertränkte aufkeimenden Groll glücklicherweise ganz gut.
    "Ich brauche also keine andere Geschichte, Helvetius Varus, weil ich nicht gelogen habe. Hol' sie doch wieder herein und frag' Sibel selbst nach jedem einzelnen Punkt. Ich schwöre dir bei den Göttern, sie wird mir Recht geben. Frag' sie von mir aus auch, ob sie ein Problem damit hätte, an mich verkauft zu werden. Und ich wüsste nicht, was es da an Versprechen geben könnte, was dann nicht durch einen Schutzvertrag geregelt werden könnte", schlug er dann wieder gelassener vor. Sowas sollte es ja geben, etwa um zu gewährleisten, dass der Sklave auch beim nächsten Besitzer irgendwann seine Freiheit erhielt. Es sei denn natürlich, Varus hatte ihr versprochen, sie für immer unter seiner Fuchtel zu behalten. Dann hatte er aber schon von vornherein verloren.

  • Schweigend und möglichst still, ohne den Hausherrn und seinen Gast dabei zu stören, machten sich Rachel und Hannah an die Arbeit. Der Wein hatte sich schon großflächig ausgebreitet. Außerdem hatte Beroe beim Hinausgehen einige Spuren hinterlassen. Im Grunde hätten die beiden Sklavinnen den ganzen Raum feucht aufwischen müssen. Doch das hätte die Besprechung massiv gestört. So begnügten sie sich damit, vorerst nur die große Pfütze zu beseitigen.
    Ohne ein Wort miteinander zu wechseln ergänzten sie sich perfekt in ihrem Tun. Beide waren sie schon langjährige Bewohner der Casa. Dadurch wusste die eine, was die andere dachte. Und so war es auch jetzt wieder. Scheinbar ging ihnen die Arbeit ganz leicht von der Hand. Doch eines war klar, die Neue hatte das nicht umsonst getan. Spätestens am Abend beim Essen würden sie sie zur Rede stellen und sie fragen, was sie sich eigentlich dabei dachte, hier die "Extrawurst" zu spielen.


    Während die beiden wieder für Ordnung und Sauberkeit sorgten war es natürlich ausgeschlossen, dass sie dabei lauschten, was die beiden Herrn miteinander zu besprechen hatten. Nachdem aber wiederholt wieder der Name „Sibel“ gefallen war, horchten sie dann doch auf. Es ging also auch noch um die Neue bei dem Gespräch. Kein Wunder, dass sie sie Kanne hatte fallen lassen. Aber das war noch lange keine Entschuldigung!
    „Komm!“, flüsterte Rachel ihrer Standesgenossin zu, als sie den Boden wieder trocken gelegt hatten. Hannah musste nur in Rachels Gesicht blicken und verstand, was in ihr vorging. Sie nickte. Dann begaben sich beide wieder zur Tür. Schwungvoll öffnete Hannah die Tür. In dem Moment stürzte ihnen ausgerechnet Beroe, die noch immer an der Tür gelauscht hatte, regelrecht vor die Füße.“HUCH!“ riefen beide Sklavinnen auf und sprangen erschrocken zurück.


    Beroe war nicht minder erschrocken, als die Tür unvermittelt aufgegangen war. Nun lag sie am Boden und versuchte, sich so schnell wie möglich wieder aufzurappeln. Natürlich konnte dieser Vorfall weder Varus noch Avianus verborgen geblieben sein. Dafür hatten alleine schon Rachel und Hannah mit ihrem Aufschrei gesorgt. Verdammt nochmal, jetzt war sie auch noch auf frischer Tat beim Lauschen erwischt worden! Außerdem hatte sie sich keineswegs umgezogen. Sie trug noch immer die verspritzte Tunika und die nassen Sandalen, die mittlerweile auch den Geruch von Wein verströmten. So schnell war sie also wieder zurück im Tablinum, wenn auch gänzlich ungewollt. Das Ganze war ihr natürlich furchtbar peinlich, was man ihr auch ansah. Wahrscheinlich hatte sie es jetzt endgültig verbockt.

  • Varus wollte dem Iunier gerade seine Geschichte die Logiklöcher hatte durch die eine Trireme passte verbal um die Ohren hauen als die Tür, von Rachel geöffnet nicht einfach nur aufging sondern die offensichtlich lauschende Sibel ins Zimmer fiel.
    Mit zusammen gezogenen Augenbrauen besah er sich Sibel welche, immer noch mit der verschmutzten Tunika bekleidet, dabei war sich aufzurappeln.


    "Komm her und setz dich", sagte er knapp zu Sibel. Dabei blieb als Sitzgelegenheit nur der Fußboden oder ein kleiner Hocker.


    Dann sah Varus beide Anwesenden, Rachel und Hannah hatten den Raum wieder verlassen, an.


    "So das hier irgendwas nicht ganz in Ordnung ist hat glaube ich inzwischen der letzte Dummkopf begriffen. Ich erwarte nun also die Wahrheit zu hören und gebe jedem von euch beiden die Gelegenheit diese nun auszusprechen. Iunius du fängst an!"

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