Tablinum von Marcus Helvetius Commodus Raum IX, OG

  • Es war Shani die hereinkam und ihm von ihrem Auftrag berichtete.
    Das hörte sich ja alles recht gut und unkompliziert an.
    "Hmmhh Tiberius Lepidus...ja stimmt den kenne ich. Ich hätte nicht gedacht das das alles so einfach ist. Wo uns Römern doch immer nachgesagt wird wir wären so bürokratisch. Du hast nicht zufällig ein Muster einer solchen Urkunde mitbekommen?"

  • Ja, weshalb hatte sie den Tresvir nicht um ein Muster gebeten? Die Frage hatte sie sich ebenfalls gestellt, als sie über dem Papyrusbogen gesessen war. Und dann war ihr eine Sache wieder eingefallen: Der überaus hilfreiche Tresvir hatte ja selbst keine Ahnung von Freilassungen gehabt.
    "Nun, der Tresvir Tiberius war schwer beschäftigt, und konkrete Regelungen für eine solche Urkunde gibt es offenbar gar nicht", antwortete sie Varus stattdessen, um ihren Helfer nicht ganz so schlecht dastehen zu lassen, "Aber ich habe mich selbst darum gekümmert, dir das Schreiben der Urkunde abzunehmen. Sofern mein Vorschlag dir zusagt, selbstverständlich. Du müsstest lediglich das Datum eintragen und unterschreiben."
    Sie hielt ihm die Tabula hin.



    Manumissio


    ancillae Tib. Helvetii Vari Morrigan



    Mit sofortiger Wirkung vom ANTE DIEM _____________________ gewähre ich, Tiberius Helvetius Varus, meiner Sklavin Morrigan, welche sich seit PRIDIE ID DEC DCCCLXIV A.U.C. in meinem Besitz befindet, die Freiheit.


    Sie ist damit gemäß der Lex Germanica Servitium § 2 vom heutigen Tag an Libertina und ebenso bis zu ihrem Ableben meine Klientin und soll gemäß ihres neuen Standes den Namen Helvetiana Morrigan tragen.







  • Varus nahm die Tabula entgegen und schaute sie sich kurz an. Dann nickte er zufrieden
    "Shani das hast du sehr gut gemacht. Ich bin sehr zufrieden mit dir!"


    Er sah sie einen Moment an und schien nachzudenken.


    "Es wird demnächst ein paar Änderungen hier im Haus geben von denen die wichtigste wohl diejenige ist das Commodus und damit auch Varia das Haus verlasse werden. Er hat sich ein eigenes gekauft und auf lange Sicht gesehen ist das wohl auch die bessere Lösung! Soweit ich es mitbekommen habe hat er sich auch bereits nen Stall voll eigener Sklaven gekauft so das für dich und die anderen aus meinem Haushalt wenig bis gar keine Arbeit zukommen wird."


    "Hättest du Lust mich das nächste Mal zu begleiten wenn ich in die Albaner Berge reise?"


    In späteren Zeiten würde man sagen Varus bot Shani gerade ein paar Tage Urlaub an.

  • "Danke, Dominus", bedankte sie sich für das Lob.
    Wenig bis gar keine Arbeit hörte sich in ihren Ohren nicht besonders toll an. Es gab genügend Herrschaften, die überflüssige Sklaven zu gerne für gutes Geld loswurden. Hätte Shani ihren Dominus inzwischen nicht ganz gut gekannt, hätte sie ihm sicherlich skeptische Blicke geschenkt, so nickte sie schlicht. Und der Grund dafür war ja, dass Commodus auszog. Endlich! Es war schade um Varia, musste sie zugeben. aber die nächste Verrückte, die ihr ans Herz wachsen würde, kam bestimmt irgendwann. Und die Amazone wäre sicherlich nicht aus der Welt.
    Und dann das: Die Albaner Berge? Raus aus Rom? Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie wusste gar nicht, wann sie Rom das letzte mal verlassen hatte! Vor Jahren! Und damals sicherlich nicht mit der Aussicht auf ein paar entspannte Tage auf dem Land.
    "Gerne, Dominus. Wenn du sicher bist, dass ich hier nicht gebraucht werde."

  • Varus lächelte Shani kurz an.
    "Nun ich denke Atermas können wir auch mitnehmen. Wenn Commodus und seine Sklaven ausgezogen sind denke ich werden Esther Hannah und Serrulus auch einige Tage ohne uns auskommen.
    So ganz ohne Hintergedanken ist es aber nicht das ich dich mitnehme. Der Verwalter meines Gutes in den Albaner Bergen wird langsam alt. Ich möchte das du in den Tagen wo wir da sind die Tage damit verbringst die von ihm erklären zu lassen was seine Aufgaben dort sind. Denn wenn wir wieder zurück sind gedenke ich dich damit zu beauftragen auf dem Markt einen geeigneten Sklaven zu finden der sein Nachfolger wird. Der Verwalter wird sicherlich noch 1-2 Jahre seiner Arbeit gut nachkommen können und danach auch noch einige gute Jahre vor sich haben. Aber ich möchte die Nachfolge gesichert haben und ihn nicht arbeiten lassen bis er tot umfällt oder große Fehler mit meinem Wein macht. Außerdem hat er mir gut gedient und sein bestes gegeben als das Gut noch dem Vorbesitzer gehörte und alles in seiner Macht stehende getan um den Verfall zu verlangsamen. Dafür will ich ihm früh genug Arbeit abnehmen das er seinen Lebensabend noch genießen kann."

  • Varus ging seine normale Post durch und war plötzlich ganz aufgeregt als er sah von wo der nächste Brief der vor ihm lag kam.
    Hektisch öffnete er das Schreiben und las mit steigendem Unglauben


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    Tiberius Helvetius Varus


    ZUM
    Eques Romanus



    Es ist ihm ab heute gestattet, die Abzeichen
    der Equites zu tragen, den Ritterring und
    den Latus Angusticlavius.


    ~PRIDIE NON AUG DCCCLXV A.U.C.~
    (4.8.2015/112 n.Chr.)




    Nach so langer Zeit und dem schon verloren gegangenen Glauben diesen Status zu erhalten hielt er ihn nun in der Hand. Er war Eques!


    Sofort rief er nach einem seiner Sklaven und beauftragte diesen sofort dafür Sorge zu tragen das so schnell wie möglich Schneider und Silberschmiede zu ihm kommen würden um Maß zu nehmen für den Ring und den Latus Angusticlavius.

  • Commodus betrat das Tablinum an dem er in Zukunft die meiste Zeit arbeiten würde wenn er zu Hause war. Es war noch einiges an Arbeit zu erledigen.
    Varus hatte zwar nicht mehr viele Dinge her aber die wenigen mussten noch in sein Cubiculum geräumt werden.


    Bei den Möbeln sah es ähnlich aus. Umgestellt werden musste auf jeden Fall noch. Denn neben seinem eigenen Arbeitsplatz, natürlich der größte, würden noch zwei weitere folgen.
    Sein Scriba Personalis Neoptolemus brauchte einen Arbeitsplatz, dich bei seinem.
    Dazu dann auch noch einen für den Maiordomus Caius Vallius Burdo allerdings seinen am anderen Ende des Raums.


    Für repräsentative Zwecke und Empfänge würde er das Tablinum im Erdgeschoss verwenden.

  • Die zweite Nacht in Roma lag hinter ihm und Commodus begab sich in sein Tablinum.


    Wie immer hatte er zum Ientaculum lediglich zwei kleine Stücke Brot und ein paar der schwarzen Oliven aus seiner Heimat gegessen. Das eine Stück Brot war mit ein paar Tropfen bestem Garum beträufelt und das andere mit Honig bestrichen in dem einige Kräuter eingelegt waren. Er mochte diesen Wechsel der Geschmäcker sehr gerne und so gut wie nie gab es um diese Uhrzeit für ihn etwas anderes.


    Nun hatte er vor ein paar Stunden die Post zu bearbeiten und weiteres "ins Rollen" zu bringen. Neoptolemus hatte die Post für ihn vorbereitet und sortiert. Nach inzwischen etwas mehr als zwei Jahren die er in Commodus Dienst stand waren sie gut eingespielt und der Makedone konnte mittlerweile sehr gut die Reihenfolge der Wichtigkeit der eintreffenden Post einschätzen.


    Zuoberst lag ein
    Brief der Commodus sehr hohe Priorität einräumte. Er öffnete ihn sofort und las ihn einmal...danach gleich ein zweites Mal. Danach sah man ihm deutlich an das er nachdachte. Er las ihn noch ein drittes Mal und gab ihn dann an Neoptolemus damit dieser den einmal lesen konnte.


    Danach besprachen sie sich kurz wie das ein oder andere wohl gemeint war.
    Commodus diktierte eine Antwort die noch am gleichen Tag überbracht wurden.


    Danach machten sie mit der restlichen Post weiter.

  • Commodus überflog gerade noch die mehrseitige Tabula [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-2r-e2ef.jpg] in welcher Neoptolemus die wichtigsten Dinge der eben beendeten Besprechung festgehalten hatte.
    Durch das Fenster kam dringend benötigte frische Luft in den Raum in dem die vier Männer, neben Commodus und Neoptolemus waren noch Caius Decius Burdo sein Maiordomus und Tiberius Helvetius Varus anwesend gewesen, gerade etliche Stunden gesessen hatten.
    An manchen Stellen war es mehr wie ein Verhör gewesen. An anderen wie die einer Gemeinschaft die versuchte aus einer misslichen Lage heraus zu kommen.


    Commodus war klar, wäre er nicht so plötzlich und gründlich verschwunden, wäre alles niemals so ausgeartet. Doch Treue und Pflicht hatte gerufen und er war Helvetier. Treue war sein höchstes Gut.
    Aber es gab nun mal in einer Herde immer nur einen der führte und alle anderen folgten. Wenn dieser jemand verschwand dann rannte die Herde plan- und ziellos umher. Diesen Punkt musste er sich ohne Wenn und Aber ankreiden lassen. Er war es auch der verhinderte das er Varus nun vernichten wollte. Obwohl er schon schwerst von ihm enttäuscht war. Es überstieg aber auch einfach Commodus Verstand wie man alles andere, die wirklich wichtigen Dinge, so vernachlässigen konnte um mit Pflanzen zu arbeiten. Er schätzte zweifellos guten Wein und auf seiner Heimatinsel drehte sich auch sehr sehr viel um den Anbau von Pflanzen...besonders Oliven. Aber niemand ließ dafür alles andere so schleifen.


    Das gerade gelaufene Gespräch war jedenfalls ein sehr schweres und anstrengendes gewesen. Nach den letzten Monaten wo alles nur sehr langsam per Briefwechsel lief, die Antwort auf jede Nachfrage Wochen dauerte nahm das ganze nun langsam Fahrt auf. Für Commodus setzte sich nun das Bild ziemlich gut zusammen. Es galt zwar noch einige Gespräche zu führen und Informationen zu beschaffen. Aber wenn er die hatte war er soweit.


    Der zweite Teil des Gespräches war dann auch hauptsächlich darum gegangen wie die nächsten Schritte aussahen und wer was zu tun hatte. Neoptolemus hatte alles festgehalten und jeder würde seine Erkenntnisse wieder zu ihm bringen. Damit er dann aus allem ein Gesamtbild zusammensetzen konnte und es in Schriftform festhalten konnte. Außerdem konnte er so im Auge behalten und eingreifen wenn einer vielleicht einer Aufgabe nicht nachkam und diesen erinnern.


    Der dritte und letzte Teil war dann der persönlich unangenehmste. Auch wenn Commodus im vertrauten Kreis durchaus eine Mitschuld für sich annahm, ging es natürlich nicht das er dies auch nach Außen trug. Er hatte schließlich noch vor Karriere zu machen und durch die Umstände ja schon lange genug aufgehalten worden. Varus dagegen hatte dankenswerter Weise in seiner Eröffnung klar gemacht das er bei sich weit mehr Schuld sah. Er war einfach näher dran gewesen, hatte viel mehr Informationen schneller erhalten als Commodus auf Paxos. Seine Schuld, diese Haltung nahmen alle im Raum dann umgehend an, war ungleich höher als die von Commodus. Also erklärte er sich bereit sie gänzlich auf sich zu nehmen. Solange es nicht bedeutete das er nicht auf das Familienweingut zurückkehren durfte. Das war seine einzige Bedingung. Er wollte alle Schuld auf sich nehmen und alles tun, solange er dafür sein restliches Leben einfach Winzer sein durfte. Dieses Opfer war Commodus quasi sofort bereit in Kauf zu nehmen. Den wie auch immer er das fand das Varus nur dieses Lebensziel hatte, er konnte Wein machen. Das stand außer Frage.
    So waren sie zu einer Übereinkunft gekommen. Varus würde in der nächsten Zeit noch in Roma bleiben und helfen einige Dinge zu regeln, in die Wege zu leiten und herausfinden und dann in die Albaner Berge zurückkehren.
    Er würde von Commodus lebenslanges Wohn- und Nutzungsrecht erhalten. Den Landbesitz würde Varus aber wieder an Commodus abtreten. Ebenso würde Varus sämtlichen anderen größeren Besitz abtreten. Seine Betriebe, seine Sklaven und so weiter. Nach außen würde es so aussehen als ob er nur noch als Angestellter und Verwalter auf dem Weingut war.
    Ebenfalls würde er die Frau heiraten die Commodus ihm schicken würde. Die Familie war nicht mehr wirklich zahlreich. Es mochte vielleicht noch irgendwo weitere Helvetier geben aber die eigentlich Familie war sehr sehr ausgedünnt. Commodus selber wusste das er schon zu viele Jahre durch den Bürgerkrieg und seine gerade beendete Abwesenheit verloren hatte. Er konnte jetzt nicht anfangen nach einer standesgemäßen Frau zu suchen und um sie zu werben. Aber eben auch keine Kinder zeugen. Das würde sicherlich noch etliche Jahre warten müssen. Auch wenn er andere Pläne hatte bedeutete das aber auch eine große Gefahr das die Götter in dieser Zeit entschieden das er ohne Nachkommen sterben würde. Dann wäre alles umsonst. Daher musste Varus einspringen. Er hatte eine passende Frau, die Tochter eines Klienten auf Paxos der viel Land von ihm gepachtet hatte ausgewählt. Sie würde passen und hoffentlich viele Kinder gebären.


    Ja es war ein anstrengender aber auch erfolgreicher Tag gewesen.


    Commodus klappte die Tabula zu und gab sie an Neoptolemus zurück.


    "Ich hab nichts gefunden was ich anders in Erinnerung habe. Schick die entsprechenden Briefe los und vergess vor allem nicht den an die Meteller. Ebenso fertige die entsprechenden Urkunden an damit alles bereits ist wenn die Dinge erledigt sind."



    "Wie besprochen und beschlossen, Commodus!"

  • Commodus kam später als sonst in sein Tablinum.


    Er hatte sich ganz in der Nähe mit einem alten Mann getroffen. Dieser hatte seinem Großvater als Scriba personalis gedient und war von diesem anschließend zu einem anderen Senator, wohl nur ein Hinterbänkler gewechselt. Noch war er für diesen tätig aber er war sich sicher das dieser ihn bald entlassen würde. Zu alt und langsam war er inzwischen geworden.
    Commodus hatte ihn als Klienten aufgenommen und zugesagt das er, wenn er seinen Posten verlieren würde für ihn sorgen würde. Im Gegenzug hatte dieser ihm einiges über die Ereignisse der letzten Monate aus seiner und der Sicht seines Senators erzählt. Ganz besonders interessant fand er dabei die Ausführungen über eine der letzten Sitzungen. Commodus würde einiges dafür geben an so eine Mitschrift des Sitzungsprotokolls zu kommen. Das würde eines seiner Ziele in der nächsten Zeit sein.


    Er war kaum im Raum als Neoptolemus gleich auf ihn zutrat und einen Brief übergab.
    Vom Consul kam dieser. Commodus brach das Siegel und las noch im Stehen dessen Inhalt. Nach dem ersten Durchgang setzte er sich mit einem erleichterten Seufzen und las ihn ein zweites Mal.


    Danach übergab er ihn an Neoptolemus und ließ diesen auch ein erstes Mal lesen. Als er sah das sein Scriba Personalis fertig war ergriff er das Wort:
    "Das ist schon mal viel Wert! Fertige gleich eine Abschrift an damit wir den Wortlaut hier haben. Anschließend bring das Original mit einer passenden Spende zu den Vestalinnen!"


    Einiges an Anspannung viel von ihm ab, den durch die schriftliche Bestätigung des Consuls das nie gegen ihn oder Varus ermittelt worden war, gab es ihm schon einiges an Sicherheit. Doch deckte sich diese Aussage nicht mit einigen anderen die er bisher gehört hatte. Er würde weiterhin vorsichtig bleiben und weiter dem Plan folgen.


    Nachdem Neoptolemus mit der Abschrift fertig war, würde er ihm einen Antwortbrief diktieren und danach...ja danach würde er wohl mal in eine Therme gehen.

  • Das Tablinum von Commodus war ein langer, fast die halbe Hausseite lang, Raum der allerdings relativ schmal war.
    Commodus und Chyrsogona betraten den Raum über die Tür die näher an den Unterkünften der Custodii waren.
    Stand man im Raum und drehte sich nach rechts blickte man schließlich auf Commodus persönlichen Arbeitsplatz


    [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-2l-5422.jpg%20]


    Der Raum war hier nochmal ein ganzes Stück schmaler . An der Rückwand befanden sich mehrere Regale für Briefe und Schriftrollen. An der Wand zum Flur war eine Tür die allerdings offensichtlich nicht oft benutzt wurde. Jedenfalls stand von Innen ein Beistelltisch mit weiteren Schriftrollen davor.
    Gegenüber war eine breite Fensterbank, wieder mit Schiefer als Oberfläche scheinbar ein Favorit von Commodus. Hinter der breiten Fensterbank ein großes Rundbogenfenster mit Glasscheiben. Der Schreibtisch dagegen war eher filigran als wuchtig wenn auch ordentlich groß. Der Stuhl dahinter und die beiden davor deutlich auf Bequemlichkeit ausgerichtet. Ein Ständer für drei Öllampen vervollständigte diesen Bereich.


    Der Raum war hier deshalb schmaler weil das ganze Haus ein Stück "eingerückt" war. Allerdings hatte man hier im Obergeschoss, quasi hinter dem Rundbogenfenster, einen hölzernen Balkon angebaut. Auf diesen man treten konnte und das Treiben auf der Straße vor dem Haus beobachten.


    An der Wand zwischen den Türen befand sich ein Schreibtisch mit dem Arbeitsplatz von Commodus Scriba Personalis wobei er breit genug für einen weiteren Scriba war. An der kurzen Wand gleich links von der Tür durch die Commodus und Chyrsogona den Raum betreten hatten war der Arbeitsplatz und Schreibtisch von Caius Decimus Burdo. Daneben noch die Möglichkeit an einem kleinen Tisch einen weiteren Scriba unterzubringen wenn gewollt.


    In der Mitte des Raumes stand ein runter Tisch mit drei bequemen Sesseln drum herum. An der Außenwand zur Straße hin drei weitere, allerdings viereckige verglaste Fenster.


    Der ganze Raum war von der Einrichtung und den Möbeln frisch renoviert. Die Wände hatten terrakottafarben und der Boden mit warmen aber nicht lakierten Fliesen ausgelegt. An der Decke konnte Chrysogona ein Mosaik erkennen welches eine kleine Inselgruppe zeigte.


    Eigentlich ein angenehmer Raum zum arbeiten. Man sah ihm allerdings an das er im Moment ziemlich ausgelastet war. Es waren sehr viele Schreiben, Schriftrollen und dazu dutzende Tabulas überall im Raum verteilt und man bekam ein bisschen den Eindruck nicht zu wissen wo man anfangen sollte. Beim eintreten sah der Scriba Neoptolemus, den Chrysogona vielleicht noch aus dem Atrium kannte leicht gestresst hoch. Begrüßte sie dann aber freundlich.


    Commodus sah, fast ein wenig nervös, zu Chyrsogona rüber und war gespannt was sie sagen würde.

  • Beeindruckt sah sich Chrysogona in dem Tablinium um. Der lange, schmale Raum bot genug Licht. Sei es bei Tag durch die Fenster oder bei Nacht durch die Öllampen. Commodus Schreibtisch war sehr hübsch. Ihr gefiehl das filigrane Möbel. Ein weiterer Tisch mit Stühlen lud ein, sich zu Besprechungen niederzulassen.


    Das Mosaik an der Decke zeigte wohl Paxos und Antipaxos, wie die Medica messerscharf schloss. Ein Scriba saß bei der Arbeit und sah erschrocken zu den Eintretenden auf.
    Chrysogona begrüßte ihn und entschuldigte sich.
    "Entschuldige bitte, wir wollen dich nicht bei der Arbeit stören. Ich war nur neugierig zu sehen wo der Hausherr seinen Geschäften nachgeht."


    Die Griechin umrundete den Schreibtisch und versuchte einen Blick auf die Unterlagen zu erhaschen, die überall offen auslagen. Das meiste waren Pläne und Skizzen für Gebäude. Einiges offenbar Korespondenzen.
    Sie ging weiter zu dem großen Fenster und sah hinunter. Nach einer Weile drehte sie sich wieder um und lächelte den Hausherren an.
    "Es gefällt mir sehr gut. Hier könnte ich mir auch vorstellen zu arbeiten. Sehr schön hell."


    Zum Scriba Neoptolemus gewandt sagte sie. "Wir lassen dich jetzt wieder in Ruhe weiterarbeiten." Und zu Commodus fragte sie: "Und wohin führst du mich als nächstes?"

  • Commodus beobachtete Chrysogona, ließ sie aber gewähren. Da er ja wirklich unschuldig am Sklavenaufstand war, gab es nichts was sie sehen konnte was für ihn in irgendeiner Form verwerflich war. Sehr wohl lagen neben den Plänen, Schreiben und Schriftrollen über Architektur auch einige Schreiben auf dem Tisch.
    Man konnte sie grob in zwei Hälften aufteilen. Zum einen geschäftliche wie Abrechnungen von Gütern, neben Paxos lagen dort Dinge von den Inseln Ilva und Sicilia wo es scheinbar Land gab welches Commodus gehörte. Aber auch was aus den Sabiner Bergen.


    Die andere Hälfte war Korrespondenz die sich um den Sklavenaufstand drehte. Commodus hatte offensichtlich sehr viel Zeit und Mühe dazu aufgewendet die Vorgänge zu rekonstruieren.



    "Freut mich das es dir gefällt und die Unordnung ist wahrlich auch nicht immer so wie heute."



    Neoptolemus war dagegen etwas nervöser als die Plinia so frei durch das Tablinum schritt und Commodus keinerlei Anstalten machte das zu unterbinden. Ein oder zweimal sah er Commodus direkt an aber als dann immer noch nichts kam akzeptierte er das ganze.
    "Habt Dank Domina", gab er dann nur von sich und vertiefte sich gleich wieder ins Schreiben.



    Commodus ignorierte die schlechte Laune seines Scribas und gewährte Chrysogona wieder seine volle Aufmerksamkeit:
    "Nun wie schließen jetzt das Obergeschoss ab und dann würden wir nach unten gehen!"


    Er führte sie danach aus dem Tablinum, an der Unterkunft der Custodes vorbei wieder in den Flur mit den Rundbogenfenstern ins Atrium. Hier gab es zunächst nur zwei Türen. Hinter der ersten befand sich ein Cubiculum für Gäste. Das Zimmer war sehr groß und es hätten Problemlos 3-4 der Sklavenzimmer in den Raum gepasst. Er war zwar eingerichtet aber ziemlich neutral. Möbel und Dekorationen wiesen leicht auf Griechenland hin aber eine wirkliche persönliche Note war nicht zu erkennen.


    Nach diesem kam ein weiterer Raum, nahezu genauso groß wie das Gästecubiculum. Der Raum war vollkommen leer.
    "In diesem Zimmer können vielleicht irgendwann mal Teile meiner Familie wohnen und leben. Eine Zeitlang hat dort meine Schwester Vera gelebt..", Commodus wurde ein wenig schwermütig und seufzte kurz.

  • Sie ließen den Scriba in Ruhe seine Arbeit machen und begaben sich erneut auf Erkundungstour. Er zeigte ihr die Gästecubicula. Unglaublich geräumig mit einer leicht griechischen Note. Das ein oder andere Assessoire kannte die Medica aus Kos oder Alexandria.


    Als er ihr ein leeres Cubiculum zeigte und über seine Familiie spekulierte, spürte Chrysogona den lang gehegten Wunsch. Erst recht als er von seiner Schwester Vera sprach.
    "Lebt sie nicht mehr hier in Rom?", fragte Chrysogona überflüssigerweise. Wäre es anders, würde sie wohl noch immer dort wohnen. Es sei denn.... sie hatte geheiratet. Aber damit wäre die Schwermut kaum erklärbar.


    Ein vorsichtiger Blick ging zu dem Helvetier.

  • Chrysogona hörte ein Seufzen und einen kurzen leichten Druck am Arm als Commodus sie weiterführte. Weg von dem Zimmer.


    "Sie lebt leider gar nicht mehr. Es war und ist mir ein Rätsel. Während meiner ersten Zeit hier in Roma kam sie von Paxos hier zu mir. Es ging ihr gut, sie lebte sich gut ein. Wir verstanden uns gut...es fehlte an nichts. Nach einer Zeit fingen wir sogar an gemeinsam nach einem Ehemann Ausschau zu halten. Doch plötzlich....gefühlt wie von einen Tag auf den anderen wurde sie still und verschlossen. Ich habe versucht herauszufinden woran es lag, hab viel Geld für Ärzte und Gelehrte ausgegeben um sie zu heilen. Alles umsonst. Schließlich riskierte ich einen letzten Versuch und schickte sie heim nach Paxos….vielleicht lag es ja an der Stadt. Das Leben auf Paxos, dass kannst du dir ganz sicher denken, ist gänzlich anders als das hier. Die Insel ist nicht wirklich groß...aber es ist halt wie auf dem Land. Unser Anwesen dort ist offen und weitläufig. Der frische Wind des Meeres...naja es war wohl zu spät...ich hab zu lange gewartet...keiner kann es sagen. Sie starb bevor sie zu Hause ankam."


    Sie kamen vor zwei weiteren Türen an. Die rechte führte zu Commodus eigenem Cubiculum.
    Leicht verlegen und immer noch belegt von dem eben erzähltem sagte er nur knapp
    "Ich denke das lassen wir aus....",
    vor der letzten Tür des letzten Raums im Obergeschoss fuhr er fort.
    "Du warst ein Einzelkind oder? Ich kann mir das nicht vorstellen...aber nun wo mein Vater und Mutter Tod sind, bereits zwei meiner Geschwister und jetzt auch noch fast Varus...Nach den Vorfällen mit Vera will ich die verbliebenen Geschwister auf Paxos belassen zumal sie noch einiges zu jung sind um ins Erwachsenenleben einzutreten...wie geht man mit Einsamkeit um ohne eigene Familie?"

  • Die Geschichte seiner Schwester stimmte Chrysogona traurig. "Die Arme! Was hat nur ihr Gemüt so zerrüttet? Was hat sie so melancholisch gemacht, dass sie die Reise nicht überlebte?"


    Vermutlich hatte er wirklich zu lang gewartet. Aber wer konnte das ahnen. Hätte die Ruhe der Insel Praxos sie wieder gesund gemacht? Chrysogona kannte einige Bespiele wo Menschen vor Gram und an der Melancholie gestorben waren. Der Einfluss der Psyche auf die Gesundheit des Menschen war noch lange nicht genug erforscht und wurde von den meisten Medici nicht wirklich ernst genommen. Von Studien dazu ganz zu schweigen.


    Sie kamen zu seinem Cubiculum. Verlegen wollte Commodus es auslassen. Chrysogona war neugierig. Aber sie wollte es sich nicht anmerken lassen. Zu gerne hätte sie einen Blick riskiert doch ihre erlernte Zurückhaltung ließ nicht zu, dass sie es äußerte.


    Sie erreichten das letzte Cubiculum im Obergeschoss. Der Hausherr fragte sie nach dem Leben als Einzelkind und die Erfahrung damit ganz alleine zu sein. Chrysogona sah ihn lange an ohne etwas zu erwidern.
    "Ich kenne es nicht anders. Wenn du es genau nimmst, war ich eigentlich meist alleine. Da waren viele Menschen um mich herum. Aber immer waren es Erwachsene. Mein Vater, die Amme, die Sklaven, die Studenten und die anderen Lehrer und Wissenschaftler des Museions. Kinder gab es keine außer mir. Und mit Straßenkindern spielen durfte ich nicht. Der Tod meines Vaters trifft mich hart. Er war nicht nur mein Vater und Lehrmeister sondern auch mein einziger Vertrauter. Niemandem außer ihm und der inzwischen verstorbenen Amme Ana konnte ich mein Innerstes anvertrauen. Ich muss ehrlich sein, dass ich noch nicht weiß, wie ich mit diesem Verlust zurecht komme. Wie ich diese neue Einsamkeit ertragen werde. Zum Glück hatte ich noch nicht viel Zeit mir darüber Gedanken zu machen. Auch dank deines Verwandten Varus."
    Chrysogona schloss ihre nachdenklichen Überlegungen zum Thema Einsamkeit mit einem Scherz und versuchte ein Lächeln.

  • Commodus seufzte erneut deutlich hörbar.


    "Ich weiß es nicht...es gab keinen findbaren Grund...kein Erlebnis...keinen Unfall...keine Begegnung...es war so als wenn die Sonne heute untergehen würde und morgen als dunkler Fleck aufgehen würde. Alle Ärzte die sie angesehen haben konnten nichts finden...", ein Schatten blieb auf seinem Gesicht.



    Die letzte Tür im Obergeschoss wurde geöffnet. Es war die Unterkunft von Commodus Cubicularia. Chrysogona kannte es denn von ihr hatte sie sich Kleidung geliehen. Dieses Cubiculum lag irgendwo zwischen dem sehr persönlichen von Atermas dem Ianitor und denen wo mehrere Sklaven untergebracht waren. Es gab bereits einige persönliche Gegenstände die darauf hindeuteten das die Sklavin wohl aus Leptis Magna stammte. Aber sie schien noch nicht soo lange im Haushalt zu sein.



    "Ist es nicht furchtbar wenn man von vielen Menschen umgeben ist und sich doch einsam fühlt? Es macht mich traurig zu hören das ich nicht der einzige bin der sich so fühlt und dein Verlust tut mir erneut sehr leid. Denk drann das sein Leben offenbar sehr erfüllt war mit den Dingen die er geliebt hat..."


    Commodus versuchte die Stimmung wieder etwas anzuheben und nahm Chrysogonas Arm. Dabei ließ er seine Hand etwas länger auf ihrem Unterarm verweilen.


    "Vielleicht erlaubst du mir ja zu versuchen die Einsamkeit die der Tod deines Vaters hinterlassen hat zu mildern. Ob, wann und wieviel Vertrauen du mir dabei schenkst und von deinem Innersten preis gibst ist natürlich dir überlassen und kann sich ja vielleicht auch mit der Zeit entwickeln und vertiefen!"



    Er führte Chrysogona anschließend das Treppenhaus hinunter zurück ins Atrium

  • Es tat Chrysogona leid, dass Commodus so sehr unter dem Verlust seiner Schwester litt. Solch ein unerklärliches Dahinsiechen war allerdings auch schwer zu verstehen und umso schwerer zu verkraften.


    Sie kamen noch am Raum der Cubicularia vorbei, den Chrysogona bereits kannte. Der Helvetier fand sehr mitfühlende Worte für die Griechin, die den Tod ihres Vaters zu verdrängen suchte, so gut das eben möglich war. Ihre Methode damit umzugehen war das Verdrängen.


    Als er sie weiterführen wollte und erneut ihren Arm nahm, machte er ihr ein überraschendes Angebot. Sie sah ihn aus ihren dunklen Augen an. Ein solches Angebot hatte sie noch nicht bekommen und sie überlegte wie es wohl gemeint war. Was verstand der Helvetier darunter, ihr Vertrauen zu gewinnen? Was erwartete er von ihr? War Skepsis angebracht oder durfte Chrysogona ihm vertrauen? Sie kannten sich ja noch gar nicht.
    "Ich bin dankbar für dein Angebot, Commodus. Und ich bin sicher, dass sich Vertrauen entwickeln kann, wenn man sich besser und besser kennenlernt. Lass uns weitergehen!"

  • "Natürlich...Vertrauen ist etwas was wachsen muss. Nichts was man leichtfertig verschenkt. Allgemein nicht und auch nicht wenn man in deiner Stellung ist und z.B. so nah an den Kaiser und die Kaiserin herankommt."


    Danach ging er mit ihr die Treppe hinunter.

  • Chrysogona versuchte es auf den Ratschlag Hannahs mit dem Tablinium. Sie wusste ja nun, wo es war und kloppte an die Tür. War Commodus wirklich dort?


    Klopf, klopf


    "Commodus, bist du hier? Ich bin es, Chrysogona!"

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