• Macer war sich nicht sicher, ob ihm sein Gedächtnis einen der üblichen Streiche spielte, oder ob er tatsächlich einmal in einer Wahlkampfrede davon gesprochen hatte, dass jeder an seinem Platz das jeweils beste leisten sollte, wenn alle gemeinsam Rom voran bringen wollten. Jedenfalls war ihm dieser Gedanke schon häufiger eine Leitlinie gewesen und auch jetzt hielt er sich daran. So wie die Soldaten in diesen Tagen auf die Mauern gehörten und die einfachen Bürger in ihre Häuser, so selbstverständlich war es für ihn als Senator, dass er sich auf das Forum begab. Sein Begleitschutz aus Klienten fiel zwar etwas größer und kampferprobter aus als sonst, aber ansonsten deutete nichts darauf hin, dass Macer Angst haben könnte. Dabei war er sich nicht einmal sicher, was genau er von hier aus ausrichten konnte. Er hatte nur die vage Ahnung, dass es von hier aus geschehen musste, wenn überhaupt etwas möglich war. Sollte der Senat tagen wollen, war er von hier aus in wenigen Schritte da. Sollte ihn jemand ansprechen wollen, so war er hier ansprechbar. Und sollte jemand wissen wollen, auf welcher Seite er stand, so stand er zumindest auf der Seite derjenigen, die sichtbar waren und sich nicht im Verborgenen aufhielten, sei es aus Angst, aus Scham oder aufgrund finsterer Pläne. Und außerdem hoffte er, dass er hier ziemlich schnell mitbekommen konnte, was sich draußen tat.

  • ,,Kommandeur! Kommandeur!", rief der junge Decimer, während er das Forum überquerte. Dass der große Consular und Senator Purgitius sich, samt Gefolge auf dem Forum eingefunden hatte, war bereits auch zu dem jungen Decimer durchgedrungen, der so oder so jede militärische Information, die an ihn herangetragen, wurde zu diesen Tagen mit barer Münze bezahlte.
    Nach der Rede des amtierenden Kaisers zur Lage der Nation, hatte Caius bereits gezweifelt ob die Seite der sogenannten Loyalisten überhaupt die Richtige wäre. Ob es überhaupt eine richtige Seite in den Wirren dieses Bürger- oder besser Bruderkrieges gab. Der Aufruf zur Volksbewaffnung, die plötzliche Belagerung Romas. All diese Geschehnisse in den letzten Tagen, bewirkten ein WirrWarr in seinem Kopf, das er alleine nicht entschlüsseln konnte. Hinzu kam, dass er nicht die Möglichkeit hatte, einfach seinen Vater nach Rat zu fragen, denn dieser war seit mehreren Wochen so schwer innerhalb der Administratio Imperatoris beschäftigt, dass sein eigener Sohn ihn nicht mehr zu Gesicht bekam und sich nun einfach selber helfen musste.


    Kurz bevor er endlich den Senator erreichte, wurde er von seinem gesamten Klientelgemenge aufgehalten und zurückgestoßen. ,,Kommandeur der Academia Militaris und Senator Purgitius!", schrie er lauten Halses heraus, um sich endlich einen Weg über die wild herumsprechenden Klienten des Senators zu finden, zumindest akustisch. Dabei winkte er wie wild mit seiner rechten Hand über die Menschenmenge, die den Consular umgab, in der Hoffnung, dass dieser ihn nicht übersah.
    Caius kannte, als Miliitärliebhaber selbstverständlich den amtierenden Kommandeur, der Academia Militaris und durch viele Gespräche mit seinen Verwandten, schien sich hinter der Fassade des Purgitiers ein wahrlich großer Mann zu verstecken, den jetzt der junge Decimer versuchte zu kontaktieren, gerade in dem Moment, in dem er durch seine eigene Familie nicht viel Rückhalt erwarten konnte. Immerhin waren die, in Caius Augen größten Mitglieder der Gens, gerade erst in einer großen Schlacht gefallen, oder gefangen genommen. Allen voran sein Onkel Faustus.
    So erhoffte er sich zumindest etwas Rückhalt, oder wenigstens ein wenig Führung in einer ziellosen Zeit, in der jeder Weg, sich früher oder später möglicherweise als der Falsche herausstellen könnte. ,,Bei Mars!", fluchte der Decimer, als er abermals von den Klienten des Consulars zurückgestoßen wurde. Es musste doch eine Mögliochkeit geben, zu einem Gespräch mit dem Kommandeur der Academia zu kommen - auch zu diesen Zeiten.

  • Selbstverständlich hielten sich auf dem Forum auch Urbaner auf. Nicht viele, die meisten waren an den Toren und Mauern zusammengezogen, aber einige.


    So tat die Kunde auch schnell die Runde, dass Senator Spurius Purgitius Macer sich am Forum eingefunden hatte. Proximus hatte die am dort anwesenden Urbaner angewiesen, weiter aufmerksam alles zu verfolgen und jede Unregelmässigkeit sofort zu melden. Sollte der Senat einberufen werden, von wem auch immer, so hatten die Urbaner den Auftrag diesen zu schützen.

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    DECURIO - MISENUM

    Klient - Lucius Aelius Quarto

  • Auf dem Forum war es voll und laut wie immer, auch wenn die meisten Leute diesmal eher aus anderen Gründen unterwegs waren und über andere Themen sprachen als sonst. Wenn man belagert wird, spricht man eben nicht über Wetten auf Gladiatoren, die neusten Liebesgeschichten von Senator Gaius oder die neusten exotischen Angebote auf dem Sklavenmarkt, sondern über ausbleibende Nachrichten von Verwandten und Freunden jenseits der Stadtmauer, erste ausverkaufte Händler und Gerüchte über weitere Schlachten. Aber wie immer auf dem Forum auch darüber in laut und durcheinander.


    Dementsprechend dauerte es eine Weile, bis Macer mitbekam, dass irgendwo jemand nach dem Kommandeur rief und dann noch eine weitere Weile, bis ihm klar war, dass er damit gemeint war. Sein suchender Blick glitt über die Menge, wer ihn da wohl so gerufen hatte, bis er schließlich glaubte, eine Person ausgemacht zu haben. "Lasst den Mann mal durch", wieß er seine Klienten an, die es mit dem Schutz für ihren Patron offenbar ein wenig übertrieben. Macer hatte zwar spontan keine Ahnung, wer der Mann überhaupt war, aber wenn er ihn sprechen wollte, war das hier durchaus genau dafür gedacht.

  • Varus, wenn auch kein besonders kampferprobter Teil, war natürlich auch im Gefolge seines Patrons auf dem Forum. Wie die ganze Zeit seit die Belagerung begonnen hatte hielt er sich zu dessen Verfügung.
    Auch er hatte erst nach einer ganzen Weile gemerkt. Zum einen weil es auf der anderen Seite ihrer "Traube" passierte. Zum anderen weil eine seiner Nachbarin ihn gerade zufällig erkannt hatte und wissen wollte ob es was neues gab.
    Varus mit einer recht großen Neugier "gesegnet" macht ein paar Schritte von der Peripherie ins Zentrum in der Hoffnung etwas davon mitzukriegen was der scheinbar dringende Bote nun würde sagen wollen.

  • Zu einer Zeit, wo das wenigste, dass die Leute innerhalb der Mauern Romas hatten, Zeit war. Zumindest die mit dem üppigeren Geldbeutel, den Anderen fehlte es wohl eher an Brot oder sonstigen Nahrungsmitteln.
    Ein Jeder musste sehen, wo er nach diesem Konflikt bleiben würde. Dexters einziges Glück dabei war, dass er bisher, ausser seiner Kaufmannseigenschaft, noch nichts wirklich bedeutendes erreicht hatte, und somit auch weniger zu verlieren hatte, als manch Anderer. Neben diesem recht zweifelhaften Glück, besaß er aber auch noch so einiges an Pech, bezogen auf die Belagerung Romas durch die Rebellen. Seiana hatte dies bei ihrem letzten Gespräch nur all zu deutlich klar gemacht, was aus den Angehörigen des Praefectus Praetorio werden könnte, sollten die Mauern fallen und wohlmöglich maurodierende Rebellenhorden durch die Stadt ziehen. Da würde die Casa Decima sicherlich nicht unbehelligt bleiben.


    Aufgrund der Tatsache, dass Dexter auch seinen Vater bereits seit einiger Zeit nicht mehr zu Gesicht bekam, was sicherlich auch an seinem eigenen Stress lag, doch führte diese Situation dazu, dass er sich nun eigene Gedanken über sein Fortbestehen machen musste.
    Deshalb näherte er sich nun der Traube des Senators und Kommandeurs der Academia Militaris Spurius Purgitius Macer. Nahezu Jeder, mit dem Dexter bisher über den Senator gesprochen hatte, hatte ein positives Bild über diesen, noch dazu Dexters Affinität zum Militär, zogen seine Blicke immer mehr zu dem Purgitier hin. Er könnte der Richtige in dieser Situation sein, doch würde er ihn auch akzeptieren?


    Endlich hatte der junge Decimer sich bis zum Kommandanten durch geschlagen und wollte sich auch sogleich gegenüber diesem erklären.
    ,,Salve Senator Purgitius.", grüßte Dexter zualler erst, ehe er es wagte sich vorzustellen. ,,Mein Name ist Caius Decimus Dexter. Und ich bitte dich, mich anzuhören, denn ich komme mit einer für diese Zeit wohlmöglich ungewöhnlichen Bitte auf dich zu." Dexter holte erst einmal tief Luft, bevor er weitersprechen konnte. ,,Und zwar besteht zu dieser Zeit für mich und meine Familie ein erhebliches Sicherheitsrisiko, jenachdem wie diese Belagerung ausgeht." Dexter war sich nicht sicher, ob er es überhaupt richtig angefangen hatte, doch nun gab es kein Zurück mehr für ihn. ,,Du bist der einzige Senator, der sich momentan noch auf den Straßen blicken lässt. Du bist ein Mann der Tat, nicht der leeren Worte. So wie ich. Daher wollte ich mich gerne dir und deinem Klientel anschließen, um nicht nur diese unsicheren Zeiten zu überstehen, sondern dir auch in Zukunft zu dienen." Erneut holte Dexter Luft. ,,Ich komme völlig hilflos mit der Suche nach Schutz zu dir und biete dir dafür meine lebenslange Treue gegenüber dir, deiner Familie und deinen anderen Klienten. Nimm mich unter dein Patronat und ich verspreche hier, vor Zeugen, dass du es nicht bereuen wirst."
    Jetzt wäre der Senator am Zuge, ob er den jungen hilfesuchenden Decimer wieder fort schickte, oder ihm seinen Schutz anbot. Dexters Blick lag wie gebannt auf den Gesichtszügen des Purgitiers und bemerkte nicht einmal, wie vermutlich alle Umstehenden die Beiden beobachteten. Vielleicht stand ja sogar jemand in der Menge, der für Dexter sprechen konnte und so sein Bittgesuch noch etwas an Stärke erhalten würde.

  • Macer hörte sich das Anliegen des Mannes an und war etwas unschlüssig, was er davon halten sollte. Vor allem deshalb, da er seine eigenen Möglichkeiten bei weitem nicht so hoch einschätzte, dass er bedrohten Familien wirklich effektiven Schutz anbieten konnte. "Du bist mit dem Praefectus Praetorio verwandt?" erkundigte er sich daher erst einmal, da dies bei der geäußerten Sorge um eine Bedrohung wohl das Naheliegendste war. Andererseits mussten ja nicht alle Decimer eng miteinander verwandt sein, so dass vielleicht auch etwas ganz anderes dahinter steckte.


    Mit einem sorgenvollen Nicken signalisierte er nebenbei seinen übrigen Begleitern, dass er die Sammlung von Soldaten der Cohortes Urbanae in Richtung Palatin auch bemerkt hatte, auf die sie ihn aufmerksam zu machen versuchten. Er schickte ein paar von seinen Klienten los, dort näheres in Erfahrung zu bringen, soweit das möglich war und konzentrierte sich dann erst einmal wieder auf das Gespräch mit dem Decimer.

  • Eine Gegenfrage war zumindest schon einmal keine Absage, hallte es durch Dexters Kopf, ehe er die Frage des Senators wirklich begriff und sich gedanklich eine Antwort zurechtlegte, die sein Verhältnis zu Faustus wohl am Besten definieren sollte.


    ,,Ja, er ist mein Onkel, nicht ersten Grades, aber mein Onkel, Ja." Dexter musste kurz schlucken und setzte direkt eine Nachfrage an, vielleicht hatte die Frage nach Faustus noch einen weiteren Grund gehabt, als nur die Verwandtschaftsverhältnisse zu klären. ,,Hast du von seinem Verbleib gehört? Seit der Schlacht bei Vicetia haben wir nichts Neues in Erfahrung bringen können. Ist er gar ... gefallen?", bei den letzten Worten fing seine Unterlippe leicht an zu beben. Seit ihrer Ankunft in Roma hatte er Faustus wirklich ins Herz geschlossen und war über seinen plötzlichen Abschied und dem Auszug der Prätorianer innerlich noch nicht wirklich hinweg gekommen.

  • Das war tatsächlich eine recht enge verwandtschaftliche Beziehung, die diesen jungen Mann in gewisser Weise zu einem heißen Eisen machte. Und solche fasste Macer gewöhnlich nur an, wenn er sich davon entweder klare Vorteile versprechen konnte oder er ziemlich dicke Handschueh trug. Aber von Vorteilen war hier bisher noch nicht viel zu erahnen. "Nein, ich habe nichts von ihm gehört, aber das sollte auch nicht verwundern, sitze ich doch offensichtlich genau wie du hier in Rom und bekomme eher weniger Nachrichten über deine Familie als du", antwortete er daher erst einmal eng dem Gesprächsverlauf folgend.

  • Zitat

    Mit einem sorgenvollen Nicken signalisierte er nebenbei seinen übrigen Begleitern, dass er die Sammlung von Soldaten der Cohortes Urbanae in Richtung Palatin auch bemerkt hatte, auf die sie ihn aufmerksam zu machen versuchten. Er schickte ein paar von seinen Klienten los, dort näheres in Erfahrung zu bringen, soweit das möglich war und konzentrierte sich dann erst einmal wieder auf das Gespräch mit dem Decimer.



    Varus hatte zu den Klienten gehört die schauen sollten was am Palatin vor sich ging. Gemeinsam mit einigen älteren, militärisch erfahrernen Klienten waren sie schnellen Schrittes, ja fast schon laufend zum Ort des Geschehens verlegt.
    Dort angekommen verdunkelten sich sofort die Gesichter der Klienten die die Zeichen deuten konnten. Varus bekam ein paar Sätze gesagt und machte sich auf zurück zu Macer. Dieses mal lief er wirklich. Bei Macer angekommen platzte er so ins Gespräch.
    "Patron wegen der Urbaner... ich soll dir von Laenius Catullus sagen... also es haben sich mindestens 3 Centurien Urbaner vor dem Palatin postiert und irgendwie... er meint... er meint es sieht irgendwie mehr danach aus das sie den Palatin angreifen wollen als verteidigen..."

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Nein, ich habe nichts von ihm gehört, aber das sollte auch nicht verwundern, sitze ich doch offensichtlich genau wie du hier in Rom und bekomme eher weniger Nachrichten über deine Familie als du", antwortete er daher erst einmal eng dem Gesprächsverlauf folgend.


    ,,Meine Hoffnung war, dass du vielleicht ein paar Kontakte bei den Militärs hast und dadurch...", weiter kam er nicht, denn dann platzte einer der Klienten des Senators mitten rein, der scheinbar vom Palatin zurückkam, bedenkt man seine Worte.


    Zitat

    Original von Tiberius Helvetius Varus
    "Patron wegen der Urbaner... ich soll dir von Laenius Catullus sagen... also es haben sich mindestens 3 Centurien Urbaner vor dem Palatin postiert und irgendwie... er meint... er meint es sieht irgendwie mehr danach aus das sie den Palatin angreifen wollen als verteidigen..."


    Die Urbaner greifen den Palatin an? ,,Die Stadtwache verrät den Kaiser?", platzte es aus Dexters Mund. Ein weiterer Grund, der ihn bestätigte nicht diesem hinterhältigen Pack beizutreten. Aber, was viel wichtiger war, wenn selbst die Urbaner nicht mehr auf der Seite des Kaisers standen war Roma völlig verloren.
    Hoffentlich befand sich sein Vater momentan nicht dort, sollten sich kämpferische Auseinandersetzungen dort ergeben.

  • "Die Cohortes Urbanae greifen den Palatin an?", fragte auch Macer irritiert zurück, nun doch völlig aus dem Gespräch mit dem Decimer gerissen. "Das wäre ziemlich unsinnig", glaubte er zu wissen, schaute aber doch ziemlich sorgenvoll in Richtung des Kaiserpalastes, ob sich dort etwas zusammenbraute. Dann ging sein Blick plötzlich in die andere Richtung, eine der Straßen Richtung Stadttor entlang. EInen Augenblick fixierte er diese Straße, blickte konzentriert und fast erwartungsvoll hinunter und schüttelte dann den Kopf. "Nun, zumindest die Stadttore scheinen nicht gestürmt worden zu sein, sonst wäre es dort hinunter nicht so ruhig", stellte er fest.

  • Das war also der Plan des Tiberiers? Ein paar zerlumpte Leute bezahlen und sie durch die Stadt jagen, auf das sie dort lauthals und aufwieglerisch herumschreien würden? Ja, genau das hatte der Tiberier tatsächlich im Sinn. Kaum zu fassen. Aber er konnte sich wohl auf gute historische Vorbilder berufen, die zu Zeiten der Gracchen gern einmal irgendwelche Leute durch die Stadt scheuchten und Stimmung machten. Das war fast die feinste Manier eines Livius Drusus. Damals hatte dieser aber sicherlich einen größeren Mob zur Verfügung, als diese paar Kriminellen, die sich Lepidus besorgt hatte. Er war sich allerdings auch sicher, wenn diese Belagerung länger gehen würde, würde es ohnehin zu Unruhen kommen, aber warum der ganzen Sache nicht gleich noch etwas Nachdruck verleihen? Warum nicht schon jetzt so viel Panik wie möglich schüren?


    Vor dem Hintergrund der Belagerung und des drohenden Versorgungsengpasses zogen sie durch verschiedensten Straßen Roms und riefen lauthals mit gequälten Stimmen in ihren abgerissenen Klamotten in etwa solche Sachen:


    "Wir haben jetzt schon kein Brot mehr!" "Nahrung, Nahrung, hat jemand noch etwas übrig?" "Es ist aus! Es ist aus! Diese Belagerung überleben wir nicht!"


    Und wenn sich die Männer sicher fühlten und keinerlei Stadtwache erblickten, die ja derzeit ohnehin mit ganz anderen Dingen beschäftigt war, riefen sie sogar:


    "Salinator, wo ist unser Brot?" "Salinator ist an allem Schuld!" "Liefert ihn aus! Liefert ihn aus!"


    Auf dem Forum angekommen, riefen sie ebenso lauthals ihre Parolen, nur als sie dann mit einem Mal die Abordnung der Cohortes Urbanae erblickten, verstummten sie fürs erste, setzten dann aber mit ihren Nicht-Salinator-Sprüchen fort. Man konnte ja zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, was die Stadtwachen vorhatten. In den Knast gehen, wollten diese Männer für Lepidus aber ganz bestimmt nicht. Was war das auch für ein merkwürdiges Bild auf dem Forum Romanum: Ein Senator, umgeben von seinen Klienten, die vorbeirückenden Stadtwachen, die argwöhnisch betrachtet wurden und dann auch noch ein paar Leute, die verzweifelt nach Brot schrien und das Ende der Welt verkündeten. So eine Konstellation konnte wirklich nur der Bürgerkrieg bereithalten.


    Der Tiberier selbst hielt sich zu diesem Zeitpunkt am Rande des Forums auf. Er wollte eventuell später noch auftreten, um den Männern, die er selbst bezahlte hatte, gönnerisch eine Dattel vor aller Augen in die Hand zu drücken. Bei den Göttern, was wäre das für ein theatralischer Auftritt. Keine Frage, der Tiberier hatte sich mit seinen abstrusen Ideen wieder einmal selbst übertroffen...oder sagte man in diesem Fall besser "untertroffen"?

  • Zitat

    "Die Cohortes Urbanae greifen den Palatin an?", fragte auch Macer irritiert zurück, nun doch völlig aus dem Gespräch mit dem Decimer gerissen. "Das wäre ziemlich unsinnig", glaubte er zu wissen, schaute aber doch ziemlich sorgenvoll in Richtung des Kaiserpalastes, ob sich dort etwas zusammenbraute. Dann ging sein Blick plötzlich in die andere Richtung, eine der Straßen Richtung Stadttor entlang. EInen Augenblick fixierte er diese Straße, blickte konzentriert und fast erwartungsvoll hinunter und schüttelte dann den Kopf. "Nun, zumindest die Stadttore scheinen nicht gestürmt worden zu sein, sonst wäre es dort hinunter nicht so ruhig", stellte er fest.



    Varus schaute etwas unsicher in Richtung Palatin und dann in Richtung Stadttor.
    "Ich weiß auch nicht Patron... aber Laenius Catullus hörte sich recht sicher an als er meinte die Urbaner stehen nicht so da als ob sie den Palatin schützen wollen...", wo würde das nur alles hinführen dachte Varus der noch nicht erfahren hatte was sich auf dem Forum Romanum bei der Hinrichtung vom Vinicier zugetragen hatte.

  • Macer vertraute im Prinzip den Worten seines Klienten und wenn dieser es so einschätzte, dass die Cohortes Urbanae nicht in Verteidigungsstellung waren, dann war das wohl auch so. Nur konnte er trotzdem wenig Sinn darin erkennen. "Wenn die Cohortes Urbanae tatsächlich die Seite wechseln, dann wäre dies wohl der Sturz Salinators", stellte er dann sachlich fest, was ohnehin wohl allen klar war. Aber bevor er sich auch in diesen Gedanken weiter vertiefen konnte, zogen wieder andere Männer seine Aufmerksamkeit auf sich, indem sie lauthals den Nahrungsmangel in der Stadt beklagten. Kein Zweifel, die Stadt war in Aufruhr und es standen Rom wichtige, möglicherweise entscheidende Stunden bevor. Nur an der Curia schien sich noch nichts zu tun und andere Senatoren hatte er auf dem Platz auch noch nicht erblickt.

  • Varus nickte kurz nachdem Macer seine Einschätzung über das bevorstehende Ende kund tat. Doch bevor er noch etwas anderes sagen konnte kam eine Menge Hungerleider auf das Forum und forderte Brot. Sofort zog sich Varus und bestimmt auch einige andere Klienten etwas näher zusammen. Hungernde Menschen konnten ja auf merkwürdige Einfälle kommen.
    Zum Beispiel das ein bekannter Senator sicherlich ne Menge Brot in seinem Haus haben würde.
    "Was machen wir jetzt?" fragte Varus ehrlich ratlos.

  • Macer war es durchaus Recht, dass seine Begleiter sich etwas schützender um ihn stellten, denn vor erzürnten Menschenmengen musste man in der Tat immer ein wenig Angst haben. Er rechnete zwar nicht ernsthaft damit, dass es auf dem Forum zu Übergriffen kam, aber er wollte auch kein Risiko eingehen.


    Aber bevor er noch länger darüber nachdenken konnte, überschlugen sich an anderer Stelle die Ereignisse. Erst waren es Einzelne, die auf's Forum kamen und riefen, die Tore seien geöffnet worden, dann wurden es mehr, die dasselbe behaupteten. Die Bewegung der Menschen ließ auch keinen Zweifel zu, dass die Nachricht richtig war. Viele eilten los, um schnell nach Hause zu kommen, aber Macer hielt das für keine gute Idee. Zu groß war die Gefahr, dann auf marodierende Truppen oder plündernde Banden zu treffen, die die Verwirrung nutzen wollten. Zu Hause war zwar seine Tochter, bei der er jetzt gerne sein wollte, aber andererseits wusste er sein Haus auch so in guten Händen und außerdem machte er sich nach wie vor nicht so große Sorgen, dass es Privathäuser treffen konnte. Nur auf dem Forum wurde es nun doch zunehmend ungemütlich und hier bleiben wollte er auch nicht. "Runter vom Platz! Zur Curia!" entschied er daher, denn zumindest einem Senator sollte die Curia wohl hinreichend Schutz bieten und seinen Begleitern dementsprechend ebenso.

  • Truppen? Sie fielen ein? Bei den Göttern, was für ein schöner Tag! Die Nachricht verbreitete sich rasend schnell. Während um Lepidus herum so etwas wie Panik oder Unruhe herrschte und nun auch der Senator seinen Platz aufgab, um mit seinen Klienten in Richtung Curia zu ziehen, war der Tiberier vor Freude kaum zu halten. Er lief auf seinen kleinen bezahlten Mob zu, zu dem er bisher etwas Abstand gehalten hatte. Inzwischen hatten sich zwei oder drei rennend davon gemacht, weil sie wohl ebenfalls schnell nach Hause und in Sicherheit wollten. Doch Lepidus versuchte den Rest zum bleiben zu ermuntern. "Es gibt nichts zu befürchten. Im Gegenteil: Ich verspreche euch einen Bonus, wenn ihr an meiner Seite bleibt! Wenn ihr tut, was ich sage, seid ihr auch vollkommen in Sicherheit!" Lepidus erklärte in großer freudiger Erregung, was nun zu tun sei und wie er das meinte. Er gestikulierte und sprach leidenschaftlich vom Ende des Bürgerkrieges und hatte darüber hinaus ein paar neue Rufe für den Mob parat. "Folgt mir! Wir marschieren zum Capitolinischen Tempel!" Mit den Männern im Schlepptau schritt er voran. Der Iuppiter-Tempel und gleichsam die Arbeitsstätte des Tiberiers war nicht weit entfernt vom Forum Romanum. Auf dem Weg liefen sie vorbei an den Senator Purgitius Macer und seinen Klienten, die eine andere Richtung eingeschlagen hatten. Der Tiberier hatte aber kaum noch Augen dafür. Derweil brüllten die Männer hinter Lepidus einige Extra-Schlachtrufe, die er ihnen gerade mitgeteilt hatte.


    "Nieder mit Salinator! Erschlagt das fette Schwein!" "Es lebe Cornelius Palma!" "Ein Hoch auf die stolzen Soldaten des einzig wahren Kaisers, Cornelius Palma!"


    Man konnte wohl derzeit kaum sicherer auf den Straßen sein, als wenn man solche Dinge rief. Der ein oder andere, der die Lage erkannt hatte und sicher nach Hause kommen wollte, schloss sich ihnen womöglich auch an, so dass die Meute nun das verkünden konnte, was sich tatsächlich anbahnte: Das Ende der Schreckensherrschaft des Vescularius Salinator! Ein kleiner Auftakt zu den bevorstehenden Feierlichkeiten. Und der Tiberier lächelte... zumindest hoffte er, dass ihnen keine fanatischen Salinator-Treuen mehr über den Weg laufen würden. Diese sollten ihre ausweglose Lage ja nun langsam erkannt haben.

  • So würde das hier nichts werden, abermals sorgten die Götter dafür, dass irgendetwas Caius einen Strich durch die Rechnung machte. Erst kamen Informationen darüber, dass die Urbaner den Palatin attackieren wollten, dann hatte irgendein verräterischer Idiot die Tore für dieses Rebellenpack geöffnet.
    Noch immer stand er direkt neben dem Purgitier und wurde somit auch enger umschlossen von den Klienten des Senators. Er wollte nun eine Entscheidung des Politikers erzwingen, zumindestens soweit, dass die nächsten Schritte klar wären.


    ,,Kann ich dich begleiten? Ansonsten werde ich ..." ... wieder gehen. Doch wohin? Das eigene Heim sei nicht sicher, hatte seine Tante ihn gewarnt. Nun wo die Tore geöffnet waren, befand er sich in einer ziemlich ausweglosen Situation.

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