[Via Appia] Cornelius venit - das 'Empfangskomitee'

  • Während Licinus den Miniansprachen lauschte, musterte er jenen Mann, dem er nun bald auch rituell zu seinem Oberbefehlshaber werden würde.
    Und auch wenn man den Vorteil, den er gegenüber der Leiche des Vesculariers schon dadurch hatte, dass er lebendig war, herausrechnete, so war der Eindruck, den Licinus von ihm hatte, weit positiver als von seinem illegitimen Vorgänger.
    Objektiv betrachtet, mochte er ein eher durchschnittlicher älterer Römer sein, aber seine elegante, jedoch unaufdringliche Aufmachung und die Autorität, die man in seinem Gesicht, erweckten den Eindruck einer Führungsperson, nein, einer Führungspersönlichkeit, korrigierte Licinus sich. Und obwohl die östlichen Provinzen in dem Ruf standen, die Männer verweichlichen zu lassen, schien er kein hinderliches Fett am Körper zu haben.


    Schneller als er gedacht hätte, waren die Begrüßungen beendet und Licinus musste nun den Gaul, dessen Gezappel unter ihm, ihm ohnehin schon wieder auf die Nerven ging (warum konnten diese Tiere nicht stillstehen), wenden, um in der Traube der Befehlshaber dem neuen Kaiser zu folgen.
    An seiner Seite hörte er die Rufe der centurionen, die ihre Abteilungen anwiesen sich einzureien. Bald gefolgt vom Schlagen der Soldatensandalen auf den Steinen.

  • Mit blitzblank polierter Rüstung, aber sämtlichst ohne Waffen – immerhin sollte es nachher in die Stadt hinein gehen – stand auch Hadamar bereit, vorne dran an seiner Centurie, um die Ankunft des Kaisers zu erwarten. Neugierig war er ja schon auf den Kerl, für den sie das alles hier gemacht hatten... gerade wo sie in den vergangenen Wochen, seit die Einnahme Roms abgeschlossen war, tatsächlich etwas Ruhe gehabt hatten – so viel, dass es fast schon wieder zu viel war für manche, und mit schöner Regelmäßigkeit nun Streitereien geschlichtet werden mussten, oder sich um Soldaten gekümmert werden musste, die einfach Unfug anstellten. Ein bisschen seltsam war das für Hadamar, weil er noch zu gut wusste, dass früher häufig genug er genau im Mittelpunkt von solchen Streitereien und vor allem jeder Menge Unfug gewesen war – und jetzt gehörte er auf einmal zu denen, die so was abstellten, und das mittlerweile sogar ziemlich routinemäßig. Er hätte lügen müssen, hätte er behaupten wollen dass er sich nicht ein bisschen nach dieser Zeit zurück sehnte... es war definitiv einfacher gewesen. Und es machte ja auch Spaß, die Flausen, die ihm auch jetzt noch im Kopf steckten, rauszulassen – stattdessen musste er sie nun unterdrücken, jedenfalls vor den Milites. Aber wenn er sich ansah, was er alles erreicht hatte, und wenn er daran dachte, wie seine Leute ihn mittlerweile respektierten, wie sie auf ihn hörten, wenn er Befehle erteilte... das war eindeutig ein tolles Gefühl.


    Sie standen und standen und standen, und schließlich, nach Warten und Vorhut und Ankündigung und wieder Warten und Opfer und wieder Warten, tauchte der Kaiser endlich selbst auf. Und war... hm. Irgendwie nicht ganz so beeindruckend, wie Hadamar sich das vorgestellt hätte. Gut, das mochte auch daran liegen, dass er große Militäraufmärsche mit polierten Rüstungen und Glanz und Fanfaren und all das mittlerweile einfach gewohnt war – bei seinem ersten Mal mittendrin war er wahnsinnig beeindruckt gewesen, daran konnte er sich noch erinnern –, und dass er, obwohl er recht weit vorne stand, den Kaiser nicht so gut sehen konnte, der zwar auf einem Pferd saß, aber umringt war von einem Spalier seiner Leute und all den Würdenträgern und wichtigen Militärs, die auch beritten waren, trug natürlich auch was dazu bei, dass er nicht hin und weg war nur vom Auftauchen. Und so blieb er einfach in Haltung stehen, bis der Befehl zum Einzug in die Stadt kam, bei dem auch seine Einheit als eine der Abordnungen der Secunda mitgehen würde.

  • Auch wenn Vala freilich nicht zu jenen gehörte die der Cornelier persönlich grüßte war er doch nahe genug um wenigstens dem kurzen Moment zwischen dem Cornelier und seinem flaminischen Vorgesetzten und Feldherrn beizuwohnen, was ihn in eine für ihn doch rfecht seltsame Aufregung versetzte. Selbst als Quaestor Principis hatte er den Kaiser kein einziges Mal zu Gesicht bekommen, und wenn man den Vescularier als Usurpator abzog, war der Cornelier hier der erste (wenn auch noch nicht richtige) Kaiser den Vala jemals zu Gesicht bekommen hatte. Da konnte er noch so deutliche Erscheinungen der Unperfektion zeigen, Valas Geist machte das im Moment nur allzu willig mit eigenen Dreingaben wieder wett.
    Das also war der Mann, für den sie, seine Familie und nicht zuletzt er so ziemlich alles auf's Spiel gesetzt haben. Das war der Mann für den tausende Männer im Norden bei Vicetia ihr Leben weggeworfen hatte ohne ihn auch nur ein einziges Mal gesehen zu haben, und der im Süden (wenn man den Erzählungen glaubte) einfach durch sein Erscheinen ein klar überlegenes Heer der Vescularianer zum kompletten Überlauf bewegt hatte.
    Vor allem aber: das hier war der Mann, der Vala zum Senator machen würde. ENDLICH würde es weitergehen... und Vala kam bei allem Understatement nicht umhin sich seine eigene Zukunft rosiger auszumalen, als das vielleicht angebracht war.
    Als er sich auf den Rücken seines Reittiers warf, um sich hinter der Spitze bei den höchsten Offizieren des Rebellenheers einzureihen, rief er sich selbst zur Ordnung.. was würde ein dämlich und ziemlich entrückt grinsender Tribun nur für einen Eindruck machen? Und doch brauchte es einige Anstrengung die Mundwinkel wieder nach unten zu bewegen... da hatten sie die Grenze des Pomeriums längt überschritten.

  • Nach dem Opfer zog Sextus sein Haruspex-Gewandt zunächst wieder aus und wischte sich die bis zu den Ellbogen blutigen Arme an einem angereichten Tuch so gut es ging wieder sauber. Vermutlich würde irgendwann später noch ein großes Opfer folgen, nachdem der Cornelius in Rom eingezogen war. Aber diesen Einzug wollte Sextus ganz sicher nicht als Priester miterleben, sondern als Kommandeur der zweiten Legion, direkt im Gefolge des Corneliers. Auch wenn das bedeutete, dass er wieder auf seinen heiß geliebten reitbaren Untersatz würde aufsteigen müssen. Dennoch war diese Position der eines gehenden Priesters momentan schon allein aus Prestigegründen vorzuziehen.


    Als Kommandeur der zweiten Legion wurde er kurz begrüßt, allerdings war Sextus sich bei weitem nicht sicher, ob der Cornelier ihn wohl auch erkannt hatte. Zwischen diesem und dem letzten Treffen lagen immerhin auch einige Jahre, und zum damaligen Zeitpunkt hatte Sextus sich nicht vorgestellt, einmal eine Rüstung zu tragen und eine Legion zu kommandieren. So oder so war Palma auch Staatsmann genug, sich nichts anmerken zu lassen, selbst wenn er Sextus erkannt haben mochte. Das war immerhin ein Grund gewesen, warum sie ihn seinerzeit für das Amt als Kaiser auserkoren hatten.
    Nach also nur kurzem Augenkontakt ging es dann auch sogleich wieder auf sein Pferd, das es zwischenzeitlich tatsächlich geschafft hatte, Grasbüschel zwischen den Steinen der Straße zu finden und zu rupfen. Sextus würde ja so froh sein, wenn nach dem heutigen Tag der Krieg und sein Tribunat und das alles endlich vorbei wäre und er von diesem Tier auf ganz spezielle Art würde abschied nehmen können.
    Nur leidlich zufrieden also reihte er sich hinter dem Cornelier ein und nahm so Teil am Zug der Heere in die Ewige Stadt zum Forum.

  • Der weitere Fortgang der Begrüßung gestaltete sich erstaunlich kurz, was Macer durchaus freute, zumal der neue starke Mann Roms alle Senatoren einlud, sich seinem Einzug in die Stadt anzuschließen. Das war in seinen Augen zumindest schon einmal ein gutes Zeichen, denn einem Mann wie Vescularius Salinator hätte er ohne weiteres zugetraut, die Senatoren lächelnd stehenzulassen und alleine das Gefühl eines siegreichen Einzugs zu genießen. Hier wollte also jemand ganz offenbar die Senatoren wortwörtlich mitnehmen und als ein ebensolcher Senator konnte Macer das wirklich nur gutheißen. Also schloß er sich zusammen mit den anderen an und zog langsam mit aufs Forum.

  • Varus war natürlich im Gefolge seines Patrons, gemäß seines Standes aber natürlich im Hintgrund dabei gewesen als Palma ankam.


    Auch empfand die Worte des potentiellen neuen Kaisers als überaus angenehm. Bei dem nun folgendem "Marsch" zum Forum bekam Varus irgendwann die Gelegenheit in der Nähe seines Patrons zu kommen. Nicht direkt an ihm gewandt und nicht so laut das es außerhalb des Kreises der Klienten jemand hören konnte, Macer aber sehr wahrscheinlich schon sagte er:


    "Sollten die Götter da jemanden geschickt haben der den Idealen des Augustus folgen will und einen Primus inter Pares geben wird?"

  • "Zumindest haben sie einen geschickt, der sich sichtlich bemüht, diese Rolle zu spielen", antwortete Macer ebenso leise, aber dafür direkt an den fragenden Klienten gewandt. "Nach den offenen Freveln des Vescularius Salinator gegen allerlei althergebrachte Sitten, wäre eine etwas bessere Fassade aber wohl ohnehin jedem Nachfolger angeraten. Wie es dahinter aussieht, werden wohl erst die nächsten Stunden, Tage und Wochen zeigen."

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