Vom Viminal zum Palatin – Gefangenentransport

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    Der Wagen rumpelte durch Rom. Es war später Abend, Dämmerung legte sich über die sieben Hügel. In mich zusammengesunken saß ich da in dem Gefährt, aschfahl und ausgezehrt, die Arme fest um mich geschlungen. Durch das Fenster neben mir strömte die Abendluft, sommerwarm, erfüllt von den charakteristischen Gerüchen der Stadt... Rauch, Garküchendunst, Tibergestank, vor sich hin gammelnde Abfälle.... Ich fror. Lediglich zwei Liktoren waren zu den Boten des Corneliers hinzugekommen, halbherzig wünschte ich mir, ich wäre nicht so vollkommen am Ende und könnte es ausnutzen dass sie mich, nach Ewigkeiten der Gefangenschaft isoliert in der Castra, auf einmal nur noch so lausig bewachten. Aber ich war so geschwächt, ich hätte nicht mal ein Kätzchen erwürgen können, und auf die Hilfe irgendwelcher Getreuer konnte ich auch nicht rechen... sicher hatten auch die letzten mittlerweile ihr Fähnchen nach dem Wind gehängt... von daher löste sich auch dieser Gedanke im Nebel der Resignation auf.
    Ich hustete, spuckte den Schleim auf die Straße, und warf dann einen flüchtigen Blick hinaus. Vielleicht wars das letzte Mal, dass ich die Stadt so sah. Roma, die ich geliebt und mit der ich gehadert, und für deren Verteidigung ich alles geopfert hatte - umsonst.
    Menschen in den Straßen, Stimmengewirr, Lichter, keine größeren Zerstörungen... alles schien wie immer, nur die Legionäre hier im Pomerium waren ein Anzeichen für die ungeheure Katastrophe, die unser Reich getroffen hatte. Mir war so kalt... Die modrige Kälte der Mauern war tief in mich hineingesickert. Wenn ich nur blinzelte, waren sie wieder da, umschlossen mich und erdrückten mich.
    "Wie den Stahl sich Bürger für Bürger schärften..." flüsterte ich tonlos, suchte in der Schwärze, die meinen Geist überflutet hatte, ganz angestrengt und verbissen nach den Zeilen, die da noch dazugehörten...
    "Statt... den argen Parthern den Tod zu bringen..."
    Wie sie kämpften, hört einst durch Väterschuld gelichtete Jugend.


    Wen der Götter ruft nun das Volk, des Reiches
    Sturz zu hindern? Welches Gebet der heil'gen
    Jungfrauen rührt noch Vesta das Herz, die sonst der Lieder nicht achtet?


    Wem wird Vater Zeus all des Frevels Sühne auferlegen?

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Der Rest... war mir entfallen... Ich hob den Blick, hoch zu dem Streifen dämmrigblauen Himmels über den Insulae, wie suchend nach dem rächenden Göttervater. Ein schmaler Mond stand dort oben, silbrig hinter Wolkenfetzen. Es war... unendlich lange her, dass ich so in den Himmel hatte sehen können, es war etwas aus einem anderen Leben... das Leben das ich gehabt hatte, bevor alles zu... Enge, Schmutz und Verzweiflung zusammengeschmolzen war... Starr sah ich da hinauf, geradezu... befremdet, dass es so etwas noch gab. Der Mond schien uns über die Dächer hinweg zu folgen, mal war er ganz verdeckt, mal warf er seinen blassen Schein auf die Wolken um ihm, versilberte ihre fransigen Ränder... Schließlich verschwand er hinter der schwarzen Masse des Esquilinhügels.
    Der Wagen wurde langsamer, passierte eine Kanalbrücke, bog in eine belebte Straße ein. Viele Gestalten, gaffende Gesichter... Ich zog mich vom Fenster zurück. Biss mir auf die Lippen, und lehnte mich wieder zurück auf meinem Sitz, gegen die ruckelnde Wand. Mondschein, Roma, Menschen... was ging das mich noch an? Gar nichts... nichts...
    Nicht sein. Ich brauchte keine Erinnerung an das was mir genommen worden war.... schöne gaukelnde Bilder... aus einer Welt, an der ich nicht mehr teil hatte. Abwesend legte ich die Rechte auf das Tuch, das meine Schwester mir gegeben hatte. Strich mit den Fingerspitzen über den Stoff. Einfach... nichts sagen... meinte sie. Einfach still sein... still... Schweigen. Gleichgültig. Ich schloß die Augen. Schlang frierend die Arme um mich. Die Hufe der Pferde klapperten. Die Räder ratterten über das Pflaster. Ratterten in meinem Kopf. Ratterten. Ratterten. Ratterten. Unaufhaltsam näherten wir uns dem Palatin.

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