Gespräche mit Ex-Tribunen I: Sextus Aurelius Lupus

  • Nicht nur die Tatsache, dass Aurelius Lupus ein ehemaliger Tribun aus dem nördlichen Rebellenheer war, sondern auch die Tatsache, dass Cornelius Palma ihn schon vor seiner eigenen Abreise aus Rom Richtung Syria kennengelernt hatte, machte ihn als Gesprächspartner interessant. Daher war es Cornelius Palma nicht schwer gefallen, ihn zu einem Gespräch einzuladen und sich darauf vorzubereiten, auch wenn seine Zeit für letzteres sehr knapp gewesen war angesichts vieler anderer Termine.

  • Nach einer kurzen Orientierungsphase im Palast und dem freundlichen Hinweis des ein oder anderen hier Tätigen fand Sextus auch das Officium des Corneliers, in dem er ihn wohl zu empfangen gedachte. Nach einer kleinen Ankündigung durfte Sextus dann auch eintreten, was er auch sogleich dann in die Tat umsetzte.


    “Imperator Cornelius. Ich danke dir für diese sehr kurzfristige Einladung. Ich kann mir vorstellen, dass dein Terminplan im Moment noch mehr als üblich gefüllt sein wird dank der mannigfaltigen Veränderungen, die so ein Machtwechsel stets in sich birgt. Dieser hier wohl noch mehr als gewöhnlich, ist er doch nicht ganz so wie geplant verlaufen.“
    Natürlich war dies eine Anspielung, aber eine versteckte. Man konnte in einem Palast nicht wissen, wer mithörte, und Sextus hatte keine Ahnung, wen der Cornelier zum eventuellen mithören veranlasst hatte. Dass sie beide eine gemeinsame Vergangenheit hatten, hieß nicht, dass der Cornelier Sextus nicht ans Messer liefern könnte. Natürlich war sich Sextus im Klaren darüber, dass er den guten Eindruck, den er hoffentlich in allen vorangegangenen Treffen hinterlassen hatte (und für die Annahme, er hätte einen schlechten Eindruck hinterlassen, hatte Sextus keine Anhaltspunkte), noch vertiefen musste. Also blieb er freundlich und ruhig. Und vage. Vorerst zumindest.

  • Einen kleinen Augenblick dachte Cornelius Palma zu Beginn des Gesprächs darüber nach, ob er eine Liste darüber führen sollte, welche Anrede seine Gesprächspartner am häufigsten benutzten. In den Gesprächen seit seiner Ernennung zum Imperator Caesar Augustus hatte er schon viele verschiedene Kombinationen gehört und im übrigens selber noch keine feste Vorstellung, wie es ihm eigentlich am liebsten war. Aber allzu viel Zeit gönnte er sich für diese Gedanken nicht und er begann auch keine Liste, um nicht kostbare Gesprächszeit mit so etwas zu verschwenden. Zumal das Gespräch sicher seine volle Konzentration erforderte, wo der Senator doch schon mit einer subtilen Anspielung begann, die Cornelius Palma nicht entging, die er aber auch nur sehr vage aufnahm.


    "Senator Aurelius. Es freut mich, dass du dieser Einladung Folge leisten konntest und ich dir so deinen Wunsch nach einem baldigen Gespräch erfüllen konnte. In der Tat jagt im Moment ein Termin den nächsten und nicht wenige davon sind eine Folge dessen, wie der Machtwechsel abgelaufen ist. Doch ich denke, unser Gespräch wird mehr in die Zukunft denn in die Vergangenheit gerichtet sein, nicht wahr? Konntest du schon die Briefe versenden, über die wir im Senat sprachen oder hast du gar neuere Informationen?"


    Diese Frage schien Cornelius Palma sehr wichtig zu sein, wenn er sie gleich am Anfang des Gesprächs stellte. Offenbar hatte er sich zumindest soweit vorbereitete, dass er eben solche Fragen hatte, auf die er eine Antwort haben wollte um seine Interessen an dem Gespräch gesichert zu haben, bevor er mehr Redezeit seinem Gast überließ. Auch wenn er es bei diesem Gast zweifellos lieber tat als bei anderen, auch wenn es diesmal keine Zeichen auf einer Leber zu erklären gab.

  • “Nun, wenn der Kaiser des Römischen Reiches Zeit für einen findet, dann hat man diesen Termin auch einzurichten“, meinte Sextus auf die erste Erwiderung, erweiterte seinen Satz aber auch gleich um ein Galantes: “Wobei mir der Termin tatsächlich auch sehr entgegen kam und ich überaus dankbar bin, dass du ihn so schnell verwirklicht hast.“
    Da der Kaiser ihm nicht in irgend einer Art und Weise einen Platz angeboten hatte, blieb Sextus in seiner Toga auch erst einmal stehen. Ohnehin wirkte man im Stehen mit diesem Ungetüm von Stoff etwas herrschaftlicher und repräsentabler, und nach der ganzen Zeit in Dreck, Matsch, Leder und Eisen unter schwitzenden Männern hatte Sextus ganz sicher nichts dagegen, in etwas feiner Wolle herumzustehen.
    “Was die Briefe betrifft: Ich habe meinem Vetter geschrieben und ihn gebeten, meine Cousinen zusammen mit Tiberius Ahala zurückzusenden nach Rom, habe allerdings von ihm noch keine Rückantwort erhalten. Er wurde in der Schlacht bei Vicetia ziemlich schwer verletzt, vielleicht hat er auf das Schreiben einer Antwort verzichtet und schickt den jungen Tiberius so auf den Weg. Ich hoffe es zumindest, ich würde meine eigene Familie sehr gerne ebenfalls in Rom begrüßen. Ebenso den Tiberius, der für die munera für seinen Vater schließlich mit einbezogen werden sollte. Und letztere würde ich gerne bald ansetzen.“
    Womit sie auch schon beim Thema der Zukunft waren, nachdem Cornelius Palma die Vergangenheit von vornherein in dem Gespräch ad acta gelegt hatte und Sextus den Wink auch verstand. Dennoch musste er noch einmal kurz zurück in die Vergangenheit.
    “Was die frage nach Flavius Gracchus angeht, fürchte ich, kann ich dir beim Zustand meines Vetters nur schwer weiterhelfen. Der genaue Unterkunftsort war leider nur Aurelius Ursus bekannt, und wie gesagt, ich weiß nicht, wann man mit seiner Antwort rechnen kann. Vielleicht bringt Tiberius Ahala ihn mit zurück nach Rom, vielleicht wissen die Flavier auch näheres über ihren Verwandten. Wann das allerdings soweit sein wird, kann ich dir nicht sagen. Ich vermute, dass ein Teil der ausbleibenden Antwort auf die Zerstörung der Wege der Padus-Ebene zurückzuführen ist. Ich wollte daher noch eine Woche auf Antwort warten und dann einen weiteren Boten nach Mantua schicken.“

  • Mit einem leichten Nicken folgte Cornelius Palma den Ausführungen, auch wenn sie keine Nachrichten enthielten, die für ihn einen Fortschritt gegenüber dem bisherigen Kenntnisstand bedeuteten. Aber das war in der Kürze der Zeit auch kaum zu erwarten gewesen, brauchte doch alleine die Post bis Mantua zweifellos mehrere Tage, von der Reise einer Person ganz zu schweigen.


    "Gut. Halte mich bitte nach Möglichkeit auf dem Laufenden, soweit sich etwas Neues ergibt. Jeder vertriebene oder geflüchtete Senator, der baldmöglichst wieder in Rom zurück ist, ist ein Gewinn für die Stadt."


    Damit schien dieses Thema für ihn dann aber zumindest vorerst abgeschlossen und Cornelius Palma forderte Aurelius Lupus mit einer einfachen Geste zum Sitzen auf.


    "Aber nimm Platz. Was außer der Munera zu Ehren des Tiberius Durus wird sonst noch das Thema unseres heutigen Gesprächs sein?"

  • “Selbstverständlich, Imperator Cornelius“, meinte Sextus nur zur ersten Aufforderung und nahm dann langsam und gemessen Platz. In der Tat wäre es wirklich nicht schlecht, wieder Kontakt aufzunehmen mit Flavius Gracchus und dieses kleine... Missverständnis bezüglich Nigrina und ihrer Scheidung zu erörtern. Nicht zuletzt wegen ihrer Mitgift, die sich ja nach wie vor in seinem Eigentum befand.


    Und nun ging der Kaiser aus sogleich in medias res. Zwar hatte der Kaiser ja zu diesem Treffen geladen, allerdings hatte Sextus um eben jenes auch ersucht. Daher war es jetzt wohl an ihm, zu sagen, was er überhaupt wollte.
    “Ich hatte gehofft, einige Bitten an dich weiterreichen zu können.
    Zunächst einmal natürlich bezüglich der munera für meinen verstorbenen Patron Tiberius Durus. Ich hatte gehofft, für eben jene für sagen wir... drei tage das Theatrum Flavium benutzen zu können ebenso den Circus Maximus für ein Wagenrennen im selben Zeitraum. Selbstverständlich außerhalb des eigentlichen festkalenders für die Götter, so dass es nicht mit anderen Spielen kollidiert. Den genauen Termin müsste ich noch abstimmen, dafür hatte ich auch zunächst auf Rückantwort von Tiberius Ahala, dem Sohn des Verstorbenen, gehofft.
    Und daneben noch ein paar persönliche Bitten.“
    Sextus machte eine kurze, gezielte Redepause, ehe er den ersten Wunsch auch gleich anbrachte. Die Wünsche bezüglich der Munera waren immerhin eine reine Formsache, da den Kaiser wohl kaum stören konnte, wenn jemand privat das Volk zu belustigen gedachte, und das zusätzlich zum eigentlichen Festkalender.
    “Da mein Patron ja wie nun schon mehrfach erwähnt verstorben ist, bin ich auf der Suche nach einem neuen. Ich hatte sehr gehofft, dass du mir die Ehre gewährst, mich fortan deinen Klienten nennen zu dürfen.“

  • Das erste Anliegen war tatsächlich eines, das Cornelius Palma nicht sonderlich berührte oder ihn zum Nachdenken brachte. Zumindest nicht darüber, ob er dem Wunsch stattgeben sollte oder nicht, sondern eher darüber, wer wohl genau für diesen Verwaltungsakt zuständig war. Einen so genauen Überblick über die kaiserliche Kanzlei und alle ihr angegliederten, zugeordneten und unterstehenden Verwaltungsstellen hatte er nämlich noch längst nicht.


    "Die Nutzung steht dir frei, solange sie nicht mit dem Festkalender kollidiert. Kläre das einfach mit der zuständigen Stelle und unterrichte mich bitte rechtzeitig über den Termin."


    Damit war die Angelegenheit für ihn erledigt und Cornelius Palma konnte zu dem persönlichen Anliegen kommen, welches nicht gerade überraschend war. Abgesehen davon, dass er nun der Kaiser und damit zweifellos ein äußerst begehrenswerter Patron war, gab es schließlich gute Gründe, warum zwischen Aurelius Lupus und ihm ein besonders enges Band geknüpft sein sollte, genauso wie zu einigen anderen Senatoren. Aber vielleicht hatte der Senator darüber hinaus ja noch weitergehende Gedanken, die Cornelius Palma gerne erfahren wollte.


    "Ich bin deinem Wunsch sicher nicht abgeneigt, zumal ich mir sicher auch in meinem neuen Amt die Unterstützung von Klienten sichern muss. Gerade wenn man die Traditionen beleben und nicht durch die Einsetzung seiner Klienten in den Senat in die Freiheit der Politik eingreifen möchte, muss man wohl den umgekehrten Weg gehen und sich seine Klienten unter den Senatoren suchen und sie so an sich binden. Doch was versprichst du mir für dieses Band und was versprichst du dir selber davon? Auch wenn der Senat mich mit großer Macht ausgestattet hat, so kann ich doch sicher nicht alle Wünsche erfüllen."


    Gespannt blickte er den Aurelier an und wollte wirklich gerne erfahren, welche Wünsche und Pläne dieser mit dem Patronat verband.

  • Was Sextus ihm dafür versprechen würde? Wollte er jetzt allen Ernstes noch Versprechungen, Gefälligkeiten oder gar Bestechungen, nach allem, was Sextus für ihn auf sich genommen und worauf er verzichtet, wozu er gezwungen gewesen und welche Gefahren er eingegangen war? Undankbarer Sack, dachte sich Sextus im ersten Moment, behielt aber seine stoische Miene weiterhin bei.
    “Du meinst abgesehen von den ganz offensichtlichen Dingen, die für eine solche Verbindung sprechen?“ fragte Sextus also erst einmal schon eher rhetorisch nach. Denn die Gründe sollten dem Cornelier eigentlich auch ganz offensichtlich sein. Zum Beispiel, dass man gemeinsam Kopf und Kragen riskiert hatte, um ihn überhaupt in dieses Amt zu bekommen. Dass man den Tod der gesamten, eigenen Gens in Kauf genommen hatte, um ihn auf den Weg zu bringen. Dass man Monate der Planung zugebracht hat, sich ruhig verhalten musste, um ja nicht aufzufallen. Dass man schließlich sogar hatte flüchten müssen und Kontakt zwischen der eigenen Verwandtschaft und den nördlichen Legionen hergestellt hatte, um einen Krieg anzuzetteln, den der Cornelier allein wohl nicht gewonnen hätte. Das übliche also.
    Undankbarer Sack.


    “Ich denke, ich habe schon unter Beweis gestellt, dass ich meinem Patron auch unter schwierigen, sogar schwierigsten Bedingungen treu bin und man mir auch solche Pläne anvertrauen kann, die beim falschen Gesprächspartner zu einer Gefahr für einen selbst werden können. Von mir wirst du an niemanden eine Aussage finden, die ein schlechtes Licht auf meinen Patron wirft.“ Womit er weit mehr Treue bewiesen hatte als Vinicius Lucianus, der nicht nur so feige war, zu gestehen und damit den Namen des Corneliers zu besudeln, sondern noch nicht einmal den Mut gehabt hatte, dem Ganzen zu entgehen, und sich selbst im Zuge seiner Gefangennahme ein Messer in die Kehle zu rammen, auf dass seine Geheimnisse mit ihm sterben.
    “Auch sollten dir die angedachten Munera für Tiberius Durus wohl Beweis genug sein, dass meine Loyalität einem Patron mit großer Treue geht. Immerhin, Tiberius ist tot, es könnte mir auch egal sein, ob sein Ansehen in der Gesellschaft wieder hergestellt wird, oder wer sich darum kümmert. Und doch kümmere ich mich darum, ohne Aufforderung oder Ermunterung von oben.


    Ich denke, als... die Götter dich für das Amt des Imperators ausersehen haben“ – auch wenn diese 'Götter' sehr irdischen Ursprungs waren. So selbstverliebt war Sextus nicht, sich selbst als Gott zu sehen – “haben sie keinen Holzkopf auserwählt, der nicht auch die Vorteile sieht, Senatoren unter seinen Klienten zu haben, um so dem Senat auch den ein oder anderen Vorschlag zukommen zu lassen, bei dem er eine ehrliche Beratung wünscht und nicht nur das opportunistische Gerede, weil man es ihm Recht machen will.
    Natürlich verspreche ich dir nicht, jedes Thema unabhängig vom Inhalt für dich als Sprachrohr vorzubringen – und ich denke doch, dass du so eine Art des stummen und gedankenlosen, sklavischen Gehorsams nicht anstrebst – aber in jedem Fall jene, die ich selbst auch moralisch vertreten kann.


    Und selbstverständlich erwarte ich von dir gar nicht, dass du alle meine Wünsche erfüllst. Ich denke, meinen Ehrgeiz habe ich ebenfalls bereits unter Beweis gestellt, ebenso wie meine Bereitschaft, die notwendigen Maßnahmen selbst zu treffen, um für mein Fortkommen zu sorgen.“ Selbst wenn der Nutznießer seiner Bemühungen sich dann so absolut undankbar präsentierte. Man hätte meinen können, Sextus wäre hier hereinspaziert, hätte seine dreckigen Schuhe auf dem Schreibtisch geparkt, sich bequem auf seinem Sitz zurückgelehnt und mal eben fünfzig centuriae Land als Belohnung gefordert. “Daher erwarte ich ganz sicher keine Direkterhebungen oder dieserlei Dinge, wie sie Vescularius zu Hauf getan hat. Dies würde auch deiner Einlassung im Senat widersprechen.
    Allerdings wäre ein so prominenter Fürsprecher für die ein oder andere Wahl sicherlich förderlich. Ebenso verkenne ich natürlich auch nicht die Vorteile, als dein Klient bisweilen mit dir persönlich zu sprechen und so auch den ein oder anderen Wunsch, der ganz sicherlich in deiner Macht liegt und im Rahmen des politisch und vernünftig vertretbaren liegt, an dich tragen zu können.“

  • Cornelius Palma folgte den Ausführungen schweigend und lediglich eine regelmäßiges Nicken und ein nicht zu übersehendes wohlwollendes Lächeln zeigten an, dass er ganz offensichtlich einverstanden war. Erst als Aurelius Lupus geendet hatte, fasste er diese Zustimmung auch wieder in Worte.


    "Hätte es tatsächlich noch eines Beweises bedurft, dass du ein hervorragender Politiker und Redner bist, so hast du ihn soeben erbracht. Ich bin sehr froh, Männer wie dich im Senat zu sehen und dementsprechend bin ich auch sehr froh, dich ganz persönlich zu meinen Klienten zählen zu dürfen. Der gemeinsamen Vergangenheit wegen genauso wie der Zukunft Roms geschuldet, denn das eine bedingt das andere."


    Immerhin konnten gewisse Details aus der gemeinsamen Vergangenheit die gemeinsame Zukunft jäh beenden und Rom wieder in einen schlimmen Zustand führen. Und selbst ohne jeden Eigennutz war letzteres wohl für niemanden wünschenswert.

  • Na also, ging doch. Sextus verneigte sich betont bescheiden ganz leicht in Richtung des Corneliers und nahm so wohlwollend zur Kenntnis, nun zu dessen Klientel offiziell zu zählen. Und im Grunde nur zu dem Preis, den jeder Klient seinem Patron zahlte. Sogar im Grunde weniger, da er explizit gesagt hatte, nicht als billiges Sprachrohr zu fungieren, selbst wenn sein Patron das wünschte...


    Gleichgültig, die erste Hürde war genommen, also konnte man zu den nächsten Punkten kommen. Sextus hatte durchaus noch mehrere Dinge auf seiner Liste. “Ich danke dir, Patronus. Es ist mir eine große Ehre, dir auch in Zukunft behilflich sein zu können.“ Nicht nur in der Vergangenheit. Auch wenn letzteres ja nicht gänzlich überhaupt auch nur seinem freien Willen entsprochen hatte und eher dem Zufall geschuldet war.


    “Unabhängig davon hoffe ich, auch noch zwei... nein, um exakt zu sein, drei Dinge mit dir besprechen zu dürfen.
    Zunächst einmal eine Kleinigkeit, an die du selbst vermutlich schon gedacht hast, die ich aber dennoch gerne auch von dir persönlich gehört hätte. Es geht um einige Formalia, die Vescularius erlassen hatte. Unter anderem auch die Beschlagnahmung diverser Privatvermögen und Erbschaften, nicht zuletzt auch die von Tiberius Durus. Soweit ich das nachrecherchieren konnte, ist ebenfalls mein Vetter Aurelius Avianus unter seiner Herrschaft plötzlich verschwunden, und offiziell ist dessen Vermögen wohl ebenso beschlagnahmt. Ebenso wohl auch das von Vinicius Lucianus. Ich denke, eine kleine Ankündigung über die selbstverständliche Rücknahme aller beschlagnahmter Besitztümer und vor allen Dingen Erbschaften unter Vescularius wäre ein gutes Zeichen, und würde dir auch gleichzeitig in jedem Fall die Dankbarkeit der Tiberii und der Vinicii einbringen. Consular Vinicius Hungaricus wird sicherlich das Erbe seines Bruders antreten wollen. Und sicherlich gibt es hier auch die ein oder andere Familie, die nun keinen so großen Namen trägt. Du hast zwar in deiner Senatsrede bereits gesagt, dass sich die Gerichte mit den Unrechtmäßigkeiten unter Vescularius befassen müssen, aber da es hierbei um vielerlei Verwaltungsakte geht, rate ich dir und würde dich darum bitten, dass du hier doch einen Erlass herausgibst, um die Gerichte ein wenig zu entlasten.“

    Das war schon einmal Nummero Uno.

  • Es hätte Cornelius Palma mehr als überrascht, hätte Aurelius Lupus nicht tatsächlich einige weitere Anliegen auf dem Herzen gehabt. Zumindest konnte er sich nur an sehr wenige Gegebenheiten erinnern, wo jemand darum bat, Klient eines Mannes werden zu wollen und dann nicht sofort irgendwelche Anliegen vortrug. Und wenn es solche Situationen gab, dann hatte der Patron da wohl vorher schon Wünsche erfüllt. Da das diesmal kaum der Fall war, war Cornelius Palma daher auf Anliegen gefasst gewesen, wobei das erste davon eher ein Ratschlag als ein richtiges Anliegen war, fand er.


    "Du sprichst ein wichtiges Kapitel an, das einiges an gründlicher Aufarbeitung bedarf. Zweifellos werden dort zahlreiche Verwaltungsakte überprüft werden müssen und vermutlich werden dies auch nicht alles die Gerichte machen können. Eine entsprechende Ankündigung zu machen, dass dererlei Dinge überprüft und gegebenenfalls eben auch zurückgenommen werden, ist eine sehr gute Idee. Ich werde dies veranlassen. Die Proskriptionen wurden ja bereits aufgehoben, so dass dadurch sicher einiges an nicht nicht vereinnahmten Vermögen ihren ursprünglichen Besitzern erhalten geblieben ist."


    Tatsächlich hatte Cornelius Palma auch noch zu wenig Einblicke in die Verwaltungsabläufe am Palast, um einschätzen zu können in welcher Weise und mit welcher Geschwindigkeit die Vermögenskonfiszierungen an unliebsamen Gegnern durchgeführt worden waren.

  • Vermutlich würde diese Angelegenheit also noch ein wenig dauern, bis alles so umgesetzt war, und eine Prüfung der Sachlage war zwar sicherlich erforderlich, aber beschleunigte den Prozess nicht unbedingt. Zumal die Kanzlei, die das prüfen würde, um Moment vermutlich 'etwas' unterbesetzt war. Aber immerhin eine Zusage.
    Also weiter zu Nummer drei auf der Liste.
    “Vermutlich hast du Recht, und ich danke dir schon einmal vorab für deine Veranlassung.
    Die zweite Sache, die ich mit dir besprechen möchte, betrifft einen meiner Klienten. Tiberius Lepidus ist sein Name, ein Verwandter von Tiberius Durus, der allerdings während der Zeit des Bürgerkrieges hier in Rom zurückgeblieben ist und bemüht war, das Ansehen seiner Familie soweit dies unter Vescularius möglich war, zu wahren. Allerdings hat auch er natürlich unter dessen Willkür gelitten, so dass er trotz seiner Herkunft als Patrizier den Göttern nur als Aedituus dienen durfte. Da du ja selbst patrizischen Blutes bist, weißt du um unsere besondere Verpflichtung der pax deorum gegenüber, und dass der Posten als Hausmeister eines Tempels dem ganz und gar nicht gerecht wird.
    Mein Klient würde sein Wissen und seine Fähigkeiten gerne bei den Pontifices unter Beweis stellen. Da das Collegium von den Anhängern des Vescularius derzeit auch gesäubert wird, steht einer Kooptation unter deiner Zustimmung dann sicherlich nichts im Wege. Lediglich eine Erhebung in den Ordo Senatorius müsste zuvor erfolgen, denn auch dies war Tiberius Lepidus von Vescularius verwehrt worden.
    Daher möchte ich dich bitten, ihm den Ordo zu verleihen und, sofern das nicht zuviel verlangt ist, ihn in der nächsten Sitzung des Collegium Pontificum zur Kooptation vorzuschlagen.“

  • Das zweite Anliegen war zumindest in seiner Form her noch erwartbarer als das erste, denn es gab wohl nur wenige klassischere Themen für ein gespräch zwischen Patron und Klient als die Klienten des Klienten. Dafür hatte man schließlich einen Patron, damit man von diesem Hilfe für seine Klienten erbitten konnte und man hatte Klienten, damit man von diesen Hinweise auf andere gute Männer erhielt und nicht jeden selber kennen musste. Zumindest in der Politik war das so und da konnte sich Cornelius Palma als politischer Patron sicher nicht ausnehmen.


    "Ein Tiberier, der die Reihen des Collegium Pontificium wieder auffüllen könnte? Nun, liebendgerne, möchte ich sagen. Aber sag, in welcher verwandtschaftlichen Beziehung steht er denn zu Tiberius Durus, dass er den Ordo Senatorius noch nicht bekleidet? Gibt es Zweige innerhalb dieser Familie, die der Politik bislang fern geblieben sind?"


    Cornelius Palma erinnerte sich vage an einige tiberische Senatoren, aber konnte natürlich unmöglich einen wirklichen Überblick über die verschiedenen Zweige der Gens haben, geschweigedenn über unbekanntere Zweige. Da konnte es nicht schaden, sich von seinem frisch gewonnen Klienten gleich mal ins Bild setzen zu lassen.

  • Wo war der Nomenclator, wenn man ihn einmal brauchte? Natürlich hatte Sextus noch weitere Erkundigungen über seinen neuen Klienten eingezogen, aber welcher normale Mensch merkte sich den kompletten Stammbaum anderer Gentes? Abgesehen von einem Nomenclator, natürlich. (Wobei Sklaven, auch besondere Sklaven, für Sextus definitiv auch nicht unter der Bezeichnung 'normaler Mensch' firmierten.)


    “Er ist ein etwas entfernterer Vetter von Tiberius Durus. Weit genug entfernt, dass ihr gemeinsamer Ahn...“ Der einen wohlklingenden Namen hatte. Den Sextus in dessen Gänze nicht mehr wusste, aber es war einer der zahllosen “Tiberius Ahala“ gewesen. “... keinen Ordo an ihn vererbt hat. Allerdings war sein Onkel, ein Tiberius Maximus, auch Senator unter Iulianus bis zu seinem Tod während des hispanischen Aufstandes. Nur stand der eben nicht in dessen direkter Ahnenreihe.“ Die Tiberii hatten da einige Lücken von Männern ohne entsprechenden Ordo. Nur kannte die Sextus so auch nicht auswendig. “Und die Gens der Tiberii ist recht groß. Sicherlich gibt es da einige Stellen in deren Stammbaum, denen der Ordo Senatorius trotz ihres patrizischen Standes fehlt. Dies mag auch seine Ursache darin haben, dass sie ähnlich wie die Aurelier aus einer plebejischen Gens entstanden sind und geadelt wurden.“

  • Die Nachfrage förderte tatsächlich einige Informationen zutage, die Cornelius Palma so nicht bewusst gewesen waren. Sein leicht in die Leere wandernder Blick verriet, dass er versuchte den Erklärungen zu folgen und sie zu verinnerlichen. Immerhin hätte er nicht nachgefragt, wenn er die Informationen nicht für nützlich halten würde.


    "Das hört sich doch gut an. Ich denke, das werde ich noch ein wenig weiter vertieft überprüfen lassen, aber ich sehe nichts, was dem entgegenstehen sollte. Hat er außer dir weitere Förderer, die ihn ebenfalls vorschlagen könnten? Sonst sollte ich ihn vielleicht vor der nächsten Sitzung des Collegiums einmal kennenlernen."


    Zumindest macht es in Cornelius Palmas Augen eine etwas seltsamen Eindruck, wenn er einen Mann zur Kooptation vorschlagen würde, den er vorher nicht ein einziges Mal persönlich getroffen hätte. Und Leute kennenlernen würde er sowieso noch sehr viele müssen in Rom in der nächsten Zeit.


    "Ich denke, ich werde in Kürze eine größere Audienz mit mehreren Gästen abhalten. Da sind noch ein paar Würdenträger verschiedener umliegender Städte, die mich treffen wollen. Bei einer solchen Gelegenheit könntest du mir deinen Klienten vorstellen, sofern es eben niemanden gibt, der ihn sonst vorschlagen kann in der Sitzung."

  • Kurz überlegte Sextus, welche Fürsprecher der Tiberius noch für sich geltend machen könnte. Aber da in den letzten Jahren das Collegium von allen nicht-Salinatorfreunden systematisch gesäubert worden war und dieser Missstand nun noch nicht wieder revidiert worden.
    “Ich fürchte, im Collegium Pontificum gibt es derzeit niemanden, der ihn sonst empfehlen könnte. Wenn du mir Nachricht zukommen lässt, wann ich ihn dir vorstellen darf, werde ich dieser Pflicht mit Freuden nachkommen, auf dass du dir selbst ein Bild von ihm machen kannst.“
    Und Sextus konnte nur beten, dass der Tiberier sich da dann besser zu benehmen wusste als vor dem Tempel des Mars. Es würde ihm gerade noch fehlen, wenn der Mann dann anfangen würde, den Kaiser über Religion zu belehren.


    Nachdem also diese zweite Sache geklärt war, konnte Sextus schließlich zu seinem letzten Punkt kommen.
    “Und wenn du nun erlaubst, möchte ich meine letzte Bitte an dich richten, die... recht persönlicher Natur ist.“
    Sextus holte noch einmal neu Luft, wodurch eine künstliche Redepause entstand. Allerdings sollten Tonfall und Wortfluss im Anschluss andeuten, dass Sextus das Anliegen als solches wohl am Herzen lag, wiewohl gleichsam aufgrund der persönlichen Natur etwas unangenehm sein mochten. Kurzum: Sein Rhetoriklehrer hatte gute Arbeit geleistet.
    “Ich verdanke dem jetzigen Praefectus Castrorum Marcus Iulius Licinus einiges. Er war es, der mich sicher von Mantua nach Mogontiacum gebracht hat und dessen militärischer Sachverstand es uns ermöglichte, eine Vereinigung mit den Legiones aus Germania herbeizuführen. Nach der Verwundung meines Vetters Aurelius Ursus schließlich führte er tadellos die erste Legion den restlichen Feldzug hinweg.
    Du siehst, dass meine Gens und insbesondere ich persönlich bei ihm eine Schuld zu begleichen haben. Daher möchte ich dich bitten, ihn mit dem Stand eines Ritters zu bedenken.“

  • "Ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen. Zum Zeitrahmen kann ich allerdings leider nichts versprechen."


    Auch wenn er es nicht gerne sah, so war Cornelius Palma derzeit schlicht nicht völlig Herr seiner Termine. Daran musste er wohl noch arbeiten, wenn er erst einmal einen Überblick über die Kanzlei hatte und wusste, wie er mit den dortigen Beamten am besten seine Tage kooridieren konnte. Bis dahin war es im Moment alles recht spontan.


    Genauso spontan ging es zum nächsten Thema über und wieder konnte Cornelius Palma sehr leicht zustimmen, auch wenn es sich gar nicht um eine persönliche Bitte handelte, sondern um eine Bitte für jemand anderen.


    "Auch hier möchte ich meinen, dass ich diesen Wunsch gerne erfüllen kann. Die meisten Männer dieses Ranges sind doch ohnehin Ritter und wenn es sich bei diesem so verhält wie du es beschreibst, dann sollte er es auch sein. Ich werde eine formelle Prüfung und die Erhebung veranlassen."


    Mit schnellen Zügen notierte er sich den Namen auf einer Tafel, die auf dem Tisch lag, ebenso wie den Namen des Tiberiers, über den sie zuvor gesprochen hatten. Damit waren die Wünsche dann wohl durch, zumindest wenn sich Aurelius Lupus an die vorher angekündigte Zahl hielt, so dass Cornelius Palma ganz langsam das Ende des Gesprächs einzuleiten gedachte.


    "Drei Anliegen, drei davon eher zum Wohle anderer als zu deinem eigenen. Deine Bescheidenheit und dein Einsatz für Rom ehrt dich. Ich hoffe, dass die Begünstigten deinen Einsatz zu schätzen wissen!"

  • “Wie ich bereits eingangs sagte: Meine Termine richten sich nach den deinigen. Und ich bin mir gewiss, dass mein Klient hierbei nicht widersprechen wird.“ Im Grunde konnte der Tiberier allein für die Gelegenheit, zum Kaiser mitgenommen zu werden, obwohl er weder Rang noch Namen hatte, Fortuna zum Dank eine halbe Schafherde opfern. Dieses Glück konnten wohl wahrlich nur wenige Menschen für sich beanspruchen.


    Im Grunde war es Sextus auch gleich, ob dieses Treffen nun morgen oder in einem Monat stattfinden würde. Er würde seine Termine für diesen Tag dann schon vertrösten können. Und es war ihm auch gar nicht unrecht, dass dies keine private Audienz sein würde. Immerhin stellte die Öffentlichkeit sicher, dass sein Klient nicht genügend Zeit mit dem Kaiser haben würde, um etwas dummes zu tun, was dem Cornelier missfallen könnte. Darüber hinaus würde Sextus so ganz nebenbei noch etwas mehr von der Politik des Kaisers aus erster Hand erfahren, sowie einige Details der Kommunalpolitik der umliegenden Städte. Nicht, dass diese unbedingt hilfreich wären, aber Wissen konnte man nie genug haben. Es war nie abzusehen, wann es einmal nützlich sein würde.


    Dass der Iulier auch den Ritterstand erhalten würde, war ebenfalls sehr zu Sextus' Zufriedenheit. Er hatte ungern bei irgendjemandem Schulden – egal in welche Richtung – und mühte sich stets, diese in angemessener Münze zu bezahlen. Der Iulius hatte bei ihm etwas gut gehabt, mit der Erhebung in den Ritterstand wären sie beide quitt. Daher fiel es Sextus auch nicht schwer, sich für den Iulier zu freuen – oder wie man das emotionslose Äquivalent dazu auch immer nennen mochte. “Ich danke dir, Imperator.“


    Und so schnell der Termin gekommen war, so schnell schien er sich auch wieder seinem Ende zu neigen. Die feinen Zwischentöne der Verabschiedungsphase gingen an Sextus nicht vorüber, so dass er es dem Kaiser hierbei auch nicht unnötig schwer machen wollte.
    “Und auch hier kann ich nur wiederholen, was ich zuvor schon gesagt habe: Ich besitze den Ehrgeiz, mein Fortkommen durch eigene Taten zu sichern. In der Hoffnung, dass du mich dann bedenkst, wenn ich es mir verdient habe, und nicht, wenn ich es erbettelt habe. So wie diejenigen, für die ich bat, es verdient haben – oder es sich im Falle des Tiberius verdienen werden.“
    Sollte Sextus den Abschied dann schon einleiten, oder es dem Kaiser überlassen? Er war sich nicht gänzlich sicher, da der Kaiser aber eindeutig im Rang über ihm stand, war es an diesem, die Entscheidung zu treffen. Also floskelte Sextus nur noch ein wenig weiter.
    “Und so hoffe ich, dass wenn dich in einer hoffentlich ruhigen Minute in den nächsten Wochen die Nachricht erreicht, dass das Collegium Haruspicium mich zu seinem neuen Primus gewählt hat, dass du dies wohlwollend aufnehmen wirst.“In der Tat hatte Sextus keinen Grund zur Sorge, jemand anderes könnte in diesen Stand gewählt werden. Er hatte schon zuvor das Collegium nach seinem Willen gelenkt, nun würde er es einfach auch offiziell tun. Sobald die nächste Sitzung einberufen und alle verstreuten Mitglieder – oder zumindest die meisten von ihnen – eingetroffen waren.

  • Den kleinen Ausblick auf die persönlichen Pläne seines Klienten kam Cornelius Palma durchaus recht, denn natürlich war er auch gerne darüber informiert, was seine Klienten zu tun gedacht und nicht nur, was deren Klienten gutes wiederfahren sollte. Zumal es ihn auch gewundert hätte, wenn Aurelius Lupus für seine eigene Zukunft nicht ebenso Pläne hatte wie für seine Klienten.


    "Das freut mich zu hören, dass für dich dann also auch positive Veränderungen anstehen. Ich darf doch wohl davon ausgehen, dass ich dich in diesem Fall trotzdem noch als Zeichendeuter zu meinen Opfern hinzuziehen kann?"


    Mit dem Primus der Haruspecies als Zeichendeuter konnte bei so einem Opfer ja dann schließlich wirklich nichts mehr schief gehen, wenn es um die richtige Deutung des göttlichen Willens ging, was Cornelius Palma durchaus angenehm war. Und falls es mal bei einer anderen Angelegenheit darauf ankam, eine gewünschte Deutung zu bekommen, war es sicher auch nicht von Nachteil, wenn der oberste Haruspex sein Klient war. Entsprechend zufrieden und freundlich blickte Cornelius Palma drein, als er sich als Zeichen der weiteren Verabschiedung erhob.

  • Selbstverständlich erhob sich auch Sextus, der dieses doch recht eindeutige Zeichen seines neuen Patrons nun als deutlichen Hinweis auf das Ende des Gespräches nahm. Der Einwand des Kaisers war da eine der gelegeneren Abschiedsbemerkungen, denn die ihm damit angebotene Position wollte Sextus natürlich in jedem Fall wahrnehmen. Wann denn sonst bot sich die Gelegenheiten, wichtige Staatsangelegenheiten durch sanfte Einflüsterungen in die persönlich präferierte Richtung zu lenken, wenn nicht bei der Deutung von Zeichen für den Kaiser?
    “Hättest du es nicht erbeten, ich hätte insistiert, diese ehrenvolle Aufgabe zu übernehmen“, meinte er also feinsinnig und besah mit einem schnellen Blick den Faltenwurf seiner Toga. Jene aber war von den Sklaven ausreichend gestärkt worden, um auch nach dem kurzen Gespräch im Sitzen noch einwandfreie Falten zu zeigen, ohne zu knittern. Zumindest auf seiner Vorderseite. Erbaulich.
    “Ich werde dann meinen Klienten auch unterrichten, dass er sich in nicht allzu ferner Zukunft darauf freuen kann, dir persönlich vorgestellt zu werden. Vermutlich ist dein Tagesplan in den nächsten Wochen noch zu gefüllt für eine vormittägliche Salutatio, nehme ich an? In dem Fall wäre ich dir über eine kurze Nachricht dankbar, ab wann und in welchen Abständen ich dir regelmäßig die neuesten Entwicklungen zu meiner Person vortragen kann und dir vielleicht bei der ein oder anderen Gelegenheit von deiner Seite ausgehend behilflich sein kann.“ Bis der Kaiser einen geregelten Tagesablauf hatte, konnte nach so einer Machtübernahme, insbesondere einer durch Bürgerkrieg, wohl einige Zeit verstreichen. Allerdings benötigte Sextus selbst ja ebenfalls noch einige Wochen, um die soeben besprochenen Änderungen auch alle herbeizuführen und so neues berichten zu können.

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