Hätte man Cornelius Palma nicht gesagt, dass Duccius Vala zahlreiche Befragungen von Gefangenen durchgeführt hatte, hätte er sich vermutlich mehr Zeit damit gelassen, diesen Mann im persönlichen Gespräch näher kennenzulernen. Neugierig wäre er zwar schon gewesen auf den Mann, der als Tribun eine Legion kommandierte, aber nach Monaten im Feld war sein akuter Bedarf nach Feldzugsberichten nicht allzu groß. Stattdessen waren es die Erkenntnisse aus den Befragungen von Gefangenen, die jenen Duccius zu einem willkommenen Mann im Arbeitszimmer des neuen Kaisers machten.
Gespräche mit Ex-Tribunen II: Titus Duccius Vala
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- Officium Imperatoris
- APPIUS CORNELIUS PALMA
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In perfekter Aufmachung fand Vala sich im kaiserlichen Palast ein, den er mir aufmerksamen Blick in Führung eines Sklaven durchschritt um sich zum Kaiser bringen zu lassen. Das letzte Mal, als er durch diese Hallen und Gänge gegangen war, war das kurz nach dem 'Fall' Roms.. und selbst jetzt konnte man hier und da noch die Spuren der Zerstörung erblicken, die ihre Soldaten im kaiserlichen Palast dank der Unüberblickbarkeit angerichtet hatten. Dass jetzt hier scheinbar vieles wieder seinen gewohnten Gang ging war schon denkwürdig... aber wohl unvermeidbar.
Als er schließlich am Raum abgeliefert wurde, in welchem der Kaiser ihn erwartete prüfte Vala noch einmal den Sitz seiner Toga und des Latus Clavus (an den er sich immernoch nicht wirklich gewöhnt hatte) und trat schließlich ein.
"Princeps.", grüßte Vala den Mann mit möglichst würdevoller Miene, "Du hast gerufen, hier bin ich."
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Wieder einmal stellte Cornelius Palma fest, dass zwischen dem Auftreten eines Mannes in Toga und in Offizierskleidung ein nicht unerheblicher Unterschied bestand. Vielleicht lag es in diesem Fall auch daran, dass er das Gesicht seines Gastes noch nicht so gut kannte, hatte er ihn doch auf dem Marsfeld zum ersten Mal bewusst gesehen, aber ein Unterschied war auf jeden Fall zu merken. Wahrscheinlich lag es am Latus Clavus.
"Senator Duccius. Es freut mich dich zu sehen. Nimm Platz. Wir haben etwas mehr Zeit als bei unserer letzten Begegnung auf dem Marsfeld und wir sollten sie gut nutzen. Zumindest legt dies der Bericht nahe, der mir vorliegt und nach dem du mit zahlreichen Gefangenen Gespräche geführt hast, deren Ergebnisse für meine Entscheidungen von Belang sind, wie du dir denken kannst. Sofern du nichts dagegen hast, würde ich dir gerne zu einigen dieser Gespräche noch einige Fragen stellen."
Damit war das Thema des Gespräches und auch das von Cornelius Palma bevorzugte Vorgehen genannt, was aber nicht heißen sollte, dass er bei dieser Gelegenheit nicht auch ein Ohr für andere Themen und Anliegen haben sollte. Er verzichtete nur gerne bei solchen Schreibtischgesprächen auf unnötiges Vorgeplänkel, das nur Zeit kostete.
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"Selbstverständlich, mein Kaiser.", antwortete Vala brav als er der Einladung folgte, sich zu setzen, "Allerdings habe ich nur die Zeit gefunden mit unseren prominentesten Gästen selbst zu sprechen, da meine Verpflichtungen in der provisorischen Verwaltung der Urbs auch ihre Zeit nahmen. So waren es meine Offiziere, die einen Großteil der Gespräche führten... ich bin aber über die meisten Gespräche im Bilde.", was vor allem daran lag, dass Vala sich schon hatte denken können worum es bei der Einladung des Princeps gegangen war, als er diese erhalten hatte, "Welche dieser Gespräche interessieren dich also?"
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Tatsächlich schien Cornelius Palma auch Duccus Vala kein Mann für langes Vorgeplänkel zu sein, was seinem gut gefüllten Terminkalender sehr entgegen kam, so dass er sich dann auch gleich auf die Arbeit stürzte.
"Dann lasse uns gleich mit dem ranghöchsten Mann beginnen, der festgesetzt werden konnte: Decimus Serapio. Mir wurde berichtet, dass er in den Gesprächen mit dir eher unkooperativ war. Wie habe ich mir das vorzustellen? Über was wurde gesprochen?"
Unkooperativität konnte schließlich alles bedeuten, von völliger Schweigsamkeit bis hin zu beredeten Diskussionen, die keinerlei Gesinnungsänderung bewirkten.
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"Natürlich, Princeps.", antwortete Vala und musste auch nicht lange nachdenken um die notwendigen Informationen aus seinem Geist abzurufen, schließlich ging es hier um den dicksten Fisch der ihnen schon recht früh ins Netz gegangen war, "Ich bin mir nicht ganz sicher, was man dir zuvor über Decimus Serapio übermittelt hat, aber lass ihn mich kurz beschreiben: wir, also du, musst ihn dir als den Idealtypus des römischen Offiziers vorstellen. Pflichtversessen, tugendorientiert und loyal bis in den Tod. Wenn er sich unkooperativ gezeigt hat, und ich will nicht leugnen, dass er das hat, bezog er sich alleine auf uns als Rebellen und Mörder des Div.. des Valerianus. Die Urbs Roma als Ideal steht bei ihm an oberster Stelle, was er nicht müde wurde in unseren Gesprächen zu betonen, und er würde wohl alles tun um dieses Ideal zu verteidigen. Was er auch hat... nur eben für das Ideal unter dem Regime des Vescularius. Es ist eine seltsame Wendung des Schicksals, dass der Vescularier es geschafft hat einen Mann von solcher Integrität derart zu korrumpieren, dass er richtig von falsch nicht mehr unterscheiden kann und letztlich den Lügen des Usurpators vollkommen auf den Leim gegangen ist. Kurzum: die Person des Decimus ist, auch nach dessen Niederlage, ohne Tadel. Das einzige Problem ist der Vescularier in seinem Kopf."
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Das waren äußerst wertvolle Informationen, die Cornelius Palma hier erhielt, auch wenn er sich natürlich mit der Sprechweise, dass die Rebellen auch Mörder des Valerianus waren, nicht einverstanden erklären konnte. Der entsprechende missbilligende Blick war allerdings nur von kurzer Dauer und wich dann wieder dem interessierten Gesichtsausdruck angesichts der andere Informationen.
"Mit einem Mann, für den das Wohl Roms an erster Stelle steht wird man ja vielleicht noch arbeiten können. Oder machte er eher den Eindruck, dass er dem Schicksal des Vescularius folgen möchte? Ging ers in deinen Gesprächen außerdem allgemein um seinen Verbleib oder auch im konkrete militärische Informationen, die er zur Verfügung stellen konnte oder sollte beziehungsweise auch auf Nachfrage nicht preisgeben wollte?"
Auch da gab es ja zahlreiche Nuancen zwischen dem verbissenen Verteidigen sowohl von Idealen und dem eigenen Leben oder einer eher gleichgültigen Einstellung angesichts eines verloren geglaubten Traumes.
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"Konkrete militärische Informationen, wie zum Beispiel über die Truppenstärke des Marius Turbo nach der Niederlage des Laberius bei Vicetia oder der Korrespondenz zwischen diesem und dem Usurpator waren dem Praefectus Praetorio nicht zu entlocken... allerdings stellte sich mir hier die Frage, wenn er den Lügen des Vescularius auf den Leim gegangen ist, ob er nicht von diesem auch darüber hinausgehend irregeführt wurde. Mag beim Praefectus Praetorio seltsam anmuten... aber für gänzlich unwahrscheinlich halte ich es nicht.", holte Vala etwas weiter aus um das Ausbleiben jeglicher nützlicher Information irgendwie erklären zu können, "Sein eigentlicher Verbleib ist... dem letzten Stand nach... wohl für ihn selbst unklar. Wie gesagt, er hält uns für die Mörder des Valerianus, was seinen Idealen und seiner Vorstellung von Rom widersprechen würde, würde er sich uns anschließen. Das ist allerdings auch der einzige Knackpunkt in der ganzen Sache."
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Es drängte sich der Eindruck auf, dass Decimus Serapio nicht wegen seiner militärischen Einbindung, sondern anderer Qualitäten und eben seinem bedingungslosen Einsatz für Vescularius Salinator zum Praefectus Praetorio geworden war. Cornelius Palma schien das nicht abwegig, immerhin konnte man eben auch gute Juristen, Ermittler, Bürokraten oder was auch immer die Vorzüge eben jenes Decimers sein sollten, auf so einem Posten gebrauchen. Aber es blieb wohl dabei, dass er sich eben selber ein genaues Bild machen musste.
"Nun gut, ich erwarte auch nicht, dass er sich uns anschließt. Seinen Posten kann ich anderweitig besetzen, gerade wenn ich keine militärischen Informationen dadurch verliere. Es wäre wohl utopisch anzunehmen, dass sofort alle mir folgen, die gestern noch gegen mich gekämpft haben. Manche Wunden brauchen Zeit, um zu heilen und manchen Irrtum erkennt man erst nach Jahren. Aber wir schweifen ab. Es gibt weitere, mit denen du gesprochen hast. Was ist mit Decima Seiana? Was kannst du mir über sie berichten?"
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"Sicherlich, Princeps.", antwortete Vala nur knapp auf die Ausführungen des Kaisers, die zu kommentieren er sich sicherlich nicht befähigt sah. Noch nicht... einerseits war der Princeps noch nicht allzu lange dieser, und Vala war noch nicht allzu langer ein Grande des Reichs. Und wackelige Stühle brachte man nur allzu leicht durch flapsige Kommentare ins kippen. Der Princeps schwerer, Vala sicherlich viel leichter.
"Ahja, Decima Seiana, Auctrix der Acta Diurna.", nahm Vala daher einfach den nächsten Punkt auf und dozierte sein Wissen und seine Einschätzung über die Decima, "Sie versucht ihre Einbindung in das Regime des Vescularius nicht einmal zu leugnen, womit sie in klarem Kontrast vieler anderer steht, die ich in den letzten Monaten in der Castra Praetoria beherbergen durfte. Anders als ihr Bruder allerdings sieht sie diese Einbindung eher pragmatischer Natur, und weniger als Dienst an einem hehren Ideal. Gegen sie spricht, dass sie das Amt nicht niederlegte als der Vescularier an die Macht kam, für sie spricht allerdings, dass bereit unter Divus Iulianus in der Acta arbeitete... und bereits unter Valerianus Auctrix der Acta war, aber das weißt du sicherlich selbst. Zur generellen Einschätzung kann ich sagen, dass ihre Haltung zum Vescularier dort pragmatisch war, wo die ihres Bruders es nicht war. Sie hat eine Funktion wahrgenommen und diese Pflicht erfüllt.. egal wer gerade Princeps der Urbs war. Das macht sie einerseits zu einer... nun... neutralen Figur in Rom... andererseits zu einer, auf deren Loyalität man nicht unbedingt viel geben sollte"
Was in etwa auch die Einschätzung seines persönlich Bündnisses zu dieser Frau darstellte, was hier allerdings sicherlich keine Rolle spielte.
"Des weiteren, ich bin mir nicht ganz sicher, inwieweit sie das bereits erwähnt hat, ist sie durchaus gewillt ihren Beitrag zu leisten... sei es in monetärer Hinsicht, oder in politischer... so ihr als Frau das möglich ist.", womit er implizit die avisierte Schließung der Schola meinte, welche der Princeps allerdings auch einfach ohne die Decima in Angriff nehmen konnte. -
Wieder förderte die Frage eine knappe und pointierte Einschätzung zu Tage, wie Cornelius Palma sich das erwartet hatte. Da von einer Auctrix der Acta Diurna allerdings lange nicht so viel abhing wie von einem Praefectus Praetorio nahm er diese Informationen allerdings erst einmal so hin, ohne vertiefende Fragen zu stellen.
"Sehr interessant. Also eine Person, die eher untypisch ist im Vergleich zu den anderen. Wer hat denn seine Einbindung in das Regime des Vescularius Salinator im Gegensatz zu ihr geleugnet? Senator Octavius Victor? Weißt du zufällig, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis er zu Octavius Dragonum steht, dem ich auf dem Schlachtfeld in Misenum gegenüber stand?"
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"Sozusagen, mein Kaiser. Zumindest hat er sie stark heruntergespielt..", referierte Vala auf Geheiß über den Octavier, "..sah er sich doch nur als kleines Rädchen im Stellwerk des vescularischen Regimes. Was von einem Klient des Vescularius und Vertreter der Anklage im Schauprozess gegen Marcus Lucianus von den Vinicii doch recht seltsam anmutet.. allerdings war seine Bereitschaft, sich durch Geldzahlungen und öffentliche Bekundungen aus der Bedrouille zu winden außerordentlich hoch... kurzum: ein vollendeter Opportunist, dem man keine große Loyalität zum Vescularier unterstellen kann... allerdings auch zu niemand anderem.", was die verwandschaftlichen Verhältnisse anging, fiel Vala einen Moment in nachdenkliches Schweigen bevor er antwortete, "Meiner Kenntnis nach sind die beiden derart fern miteinander verwandt, dass die Ecken sich im weit zweistelligen Bereich befinden, über die man eine solche Verwandtschaft konstruieren müsste. Also in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis."
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Was Duccius Vala über dieses Verhör zu berichten hatte, machte Cornelius Palma nicht unbedingt glücklich, aber er hatte derzeit auch keine Zeit, sich über Opportunisten im Senat ernsthaft zu echauffieren. Abgesehen davon, dass es sie ohnehin immer geben würde, musste er jetzt wohl erst einmal nach Gegnern suchen und Lücken füllen, bevor er die Loyalität einzelner einer genaueren Prüfung unterziehen konnte.
"Das ist überaus schade, dass er von so geringer Standtfestigkeit ist. Immerhin ist er ein erfahrener Mann, der auf eine lange Karriere zurückblicken kann und verschiedene Ämter bekleidet hat. Vielleicht sollte ich darüber nachdenken, ihm ein weiteres hinzuzufügen. Immerhin brauche ich dabei dann wohl keine Rücksicht auf die Verwandtschaft zu nehmen. Das erleichtert die Arbeit, im Gegensatz zu den eben besprochenen Personen beispielsweise."
Cornelius Palma warf einen kurzen Blick auf eine Liste, die auf seinem Tisch lag. bevor er weitersprach.
"Wen haben wir noch auf der Liste? Iulius Proximus, ein Tribun?"
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"Eh.. ja..., nickte Vala und lächelte irritiert, immerhin hätte er nicht erwartet, dass der Kaiser sich mehr Standfestigkeit von seinen ehemaligen Gegnern erhoffte, und auch in den folgenden Worten sprach der Kaiser für Vala in Rätseln. Was dieser natürlich tunlichst vermied auf irgendeine Art und Weise auszudrücken... nein, Vala treudoof ahnungsvoll und schnappte nach dem angebotenen Köder des Themenwechsels wie ein verhungernder Lachs: "Marcus Iulius Proximus hält sich für den Verteidiger Roms und den Retter vieler Menschenleben...", konstatierte Vala, der über derart dreiste Realitätsverbiegung nur den Kopf schütteln konnte, "Als Mann ohne militärische Expertise nicht nur zum Tribun der Cohortes Urbanae erhoben, sondern auch mit effektivem Kommando bedacht ist er wohl Sinnbild der Personalpolitik des Usurpators, der jegliche Sachkenntnis mit der Besetzung der Personalie Decimus Serapio und Octavius Dragonum verbraucht zu haben schien. Eine gescheiterte Wahl ließ ihn zurück auf den Posten fliehen, ohne diesen vorher aufgegeben zu haben, was die ganze Sache ziemlich vertrackt erscheinen lässt. Einerseits fiel er bei einem mit vescularischen Günstlingen durchsetzten Senat durch, andererseits wurde er vom Usurpator mit der Organisation der Urbs betraut. Zudem war er wohl immer wieder Gast im Palatin.. hat sein Klientel zu Aelius Quarto aber nie aufgegeben. Noch komplizierter wird die Sache durch sein Verhalten bei der Belagerung Roms.. einerseits wollte er die Entscheidung der Belagerung in die Hände des Senats legen, was unserer Kapitulation vor dem Vescularier gleichgekommen wäre... zudem wurde beobachtet, wie er noch kurz vor der Öffnung der Tore bei den vescularischen Konsuln beobachtet wurde. Dann aber gingen, bekanntermaßen, die Tore auf und Iulius Proximus ergab sich und die Stadt überraschend dem Legaten Flaminius.", fasste Vala die Geschehnisse zusammen, um Luft zu holen und zu einem abschließenden Resümee der Causa zu kommen: "Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Marcus Iulius Proximus stets versucht hat, sich sozusagen zwischen die Stühle zu setzen ohne auf dem Boden zu landen, sich gegen und für beide Seiten gleichzeitig abzusichern und nicht zuletzt von beiden Seiten zu profitieren. Dass er dabei grundlegend gescheitert ist, ist wohl einer zweifelhaften taktischen und politischen Befähigung zuzuschreiben, aber diese ist hier nicht das Thema.
Dass er letztlich die Tore geöffnet hat wird er jetzt natürlich nicht müde zur Transportation seines eigenen Mythos zu wiederholen, aber letztlich wäre die Öffnung der Tore nur eine Frage von Stunden gewesen... wir hatten nicht wenige Kontakte in der Stadt, die dies ebenso bewerkstelligt hätten.", beendete Vala das eher vernichtende Resümee über den wohl unglücklichsten und gleichzeitig ungeschicktesten Gegenspieler den sie im Bürgerkrieg gehabt haben. Seine eigene Meinung von dem Mann war nicht viel besser.. der Kerl hatte sich offensichtlich als Opportunist versucht und sogar noch am offensichtlichen Ende die Hosen vor einer konsequenten Entscheidung voll gehabt. Dilletant. -
Schon aus der Menge an Informationen, die Duccius Vala von sich gab und der Art des Vortrags konnte Cornelius Palma erkennen, dass er sich mit diesem Fall wohl recht gründlich beschäftigt hatte, auch wenn es sich nur um einen Tribun handelte. Und dass er eine eindeutige emotionale Tendenz in diesem Fall hatte. Cornelius Palma musste aber erst einmal die verschiedenen Wendungen nachvollziehen, die ihm für diesen Mann geschildert wurden und schwieg daher eine Weile, bevor er antwortete.
"Er scheint dann ja wohl in jedem Fall eine recht schillernde Person zu sein. Für welches Amt hatte er denn kandidiert, das ihm dann vom Senat verwehrt worden war?"
Für die konkrete Entscheidung in diesem Fall war diese Rückfrage wohl bedeutungslos, aber ein wenig Hintergrundinformationen wollte Cornelius Palma zumindest schon noch erhalten. Man wusste schließlich nie, wann man sie noch einmal gebrauchen konnte, und wenn es nur darum ging nachzuvollziehen, welche Männer unter seinem Vorgänger für welche Ämter kandidierten.
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"Die Quaestur, mein Kaiser.", ließ Vala verlauten, der sich ebenso hütete dieser doch sehr euphemistische Beschreibung des Iulius zu widersprechen oder sie auch nur zu kommentieren, "Er konnte gerade ein Viertel aller Senatoren von sich überzeugen."
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Cornelius Palma verzog den Mund zu einem kläglichen Grinsen. Ein Viertel aller Stimmen war wirklich kein Ergebnis, das einem eine große politische Karriere vorhersagte. Im Gegenteil, der Mann würde damit wohl politisch ziemlich tot sein.
"Das ist wenig. Das erklärt zumindest, warum du es eine Flucht nanntest, als er auf seinen Posten zurückkehrte. Politisch ist dieser Mann also mangels Rückhalt wohl keine Gefahr, militärisch aufgrund mangelnder Entscheidungsfreudigkeit, Verlässlichkeit und Konsequenz nicht zu gebrauchen. Habe ich das soweit richtig zusammengefasst? Falls ja, werde ich es wohl Flaminius Cilo überlassen können, ihn aus dem Dienst in den Cohortes Urbanae zu entlassen."
Das schien Cornelius Palma das derzeit pragmatischst mögliche Resümee zu sein, aber er notierte sich den Namen auf seiner Tafel, eben um die Abgabe an Flaminius Cilo nicht zu vergessen. Dann schaute er nach weiteren Namen.
"Haben wir noch jemanden, über den wir deiner Ansicht nach auf jeden Fall sprechen sollten?"
Das Gespräch hatte sich schließlich inzwischen schon etwas gezogen und falls es noch wichtige Überraschungen auf der Liste der Gefangenen gab, wollte Cornelius Palma diese nicht warten lassen.
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"Japp.", antwortete Vala auf die Zusammenfassung des Princeps und schüttelte im Anschluss den Kopf: "Die wichtigsten Gefangenen wären damit besprochen, allerdings hätte ich, so du erlaubst, noch zwei Anliegen die darüber hinausgehen."
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Die etwas flappsige Bestätigung auf seine Frage überging Cornelius Palma mit einem Zucken im Mundwinkel, bevor er sich leicht zurücklehnte. Wenn tatsächlich schon alle wichtigen Gefangenen besprochen waren, wollte er dem erfolgreichen Tribun gerne einige Augenblicke Zeit für andere Anliegen geben.
"Nun, dann sprich. Wenn es Anliegen sind, um die ich mich kümmern kann, will ich das gerne tun."
Anderenfalls war er hier schlicht an der falschen Adresse und Cornelius Palma hätte nicht viel verloren, sie sich jetzt trotzdem anzuhören.
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"Ich hatte die Gelegenheit mit dem Consular Lucius Aelius Quarto zu sprechen, mein Kaiser...", begann Vala vorsichtig unter Biegung sämtlicher Zeitebenen die Sorgen des Consulars vorzutragen, und das, was dieser gesagt hatte in bestmöglicher Form zu positivieren, "...und so wenig er an deiner rechtmäßigen Herrschaft über Stadt und Reich zweifelt, so sehr treiben ihn und die seinen Sorgen um, welche ihre Blutsverwandschaft mit dem gemeuchelten Valerianus zum Thema haben. Er... wünscht eine Audienz, um eben diese Sorgen zu zerstreuen und dir mitsamt seiner Familia öffentlich die Treue zu erklären."
Womit Vala hoch pokerte, immerhin war die Reaktion des älteren Aeliers nicht gerade überschwenglich gewesen. Allerdings ging wohl kein Weg um diese öffentliche Treueerklärung vorbei, wenn der Aelier wirklich so etwas wie Ruhe im Karton haben wollte.
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