Wollte man tatsächlich die Aufgaben eines Aedils auflisten, so würde man einiges zu tun haben.. und umso mehr, wollte man sie ausführen. Dementsprechend vielbeschäftigt war der nunmehr ernannte Aedil Plebis, Titus Duccius Vala, der nur einen Bruchteil der Tageszeit in der kleinen Halle verbrachte, in welcher der Aedil seinen Geschäften nachging und sich die Wünsche, Anforderungen und Bestrebungen der geschäftstüchtigen Römer anhörte. Die restliche Zeit, meißt bis in den späten Abend hinein, trieb er sich auf den verschiedenen Märkten der Stadt herum, inspizierte Waren und Maße, die Straßen der Stadt (vor allem an den Toren wo die größten Engpässe zu erwarten waren), prüfte die tausend Garküchen auf Brandsicherheit, die Brunnen auf Flusszuverlässigkeit und die Tempel... und natürlich die Bordelle.
Und natürlich das Getreide... auf keinen Fall zu vergessen, immerhin war der alte Praefectus Annonae eingeknastet und noch kein neuer ernannt, weshalb der eigentlich ritterliche Kompetenzbereich nun an den Neusenator gegangen war. Vorerst.
Am heutigen Tage hatte Vala sich die Garküchen der Stadt vorgenommen, und schleifte eine Traube von Schreibern (u.a. Sirius und seinen Tiro) mitsamt seinen Leibwächtern hinter sich her um den Menschen auf den Zahn zu fühlen die einerseits das Volk mit warmer Speise versorgten, andererseits die Stadt immer wieder an den Rand einer kollektiven Brandkatastrophe brachten. Dass man von Spontanität kaum sprechen konnte, wenn man als Senator und Magistrat Roms eine derartige Menschentraube hinter sich herzog, musste er sich damit zufrieden geben, den Garköchen so wenig Zeit wie möglich zur Vertuschung ihrer Mängel zu lassen. Wie zum Beispiel der alten Centu Cifreidshickn, die als erste am heutigen Tage in den Genuss einer Stippvisite Valas kam.
"Salvete...", grüßte Vala unbekümmert in die Runde als sie die kleine Taberna im Erdgeschoss einer Insula erreichten, "...ich bin Titus Duccius Vala, Aedilis Plebis der Urbs, und ich würde gerne die Brandsicherheit dieser Taberna prüfen..."
"HÄH?", nölte die alte Frau, die Vala verständnislos anblickte, "EIN HALBES HUHN FÜR VIER SESTERZEN! EIN GANZES FÜR SIEBEN!"
"Ich will kein Huhn, ich will die Herde prüfen!", entgegnete Vala verdutzt.
"ICH HAB KEINE GANZE HERDE! ES SIND SCHON VIELE HEUTE RAUS... ICH HAB NOCH SIEBEN STÜCK, DAS MACHT DANN FUFFZIG SESTERZEN!", rief die Alte, die Vala zahnlos anlächelte, da sie das Geschäft des Tages witterte.
"ICH WILL KEINE HÜHNER! ICH WILL DIE FEUERSTELLE PRÜFEN! WEGEN DER SICHERHEIT!", brüllte Vala, nachdem ihm Sirius sehr unauffällig gedeutet hatte, dass die Alte wohl nicht gut hörte.
"DU MUSST MICH DOCH NICHT SO ANSCHREIEN! DAS VERBITTE ICH MIR! WER BIST DU ÜBERHAUPT?", krakelte die Alte unbeirrt.
"TITUS DUCCIUS VALA, AEDILIS PLEBIS DER STADT! ICH PRÜFE DIE BRANDSICHERHEIT!", rief Vala in das Ohr der Alten, die ihn nicht einmal eine Sekunde wutentbrannt anstarrte und ihm dann unvermittelt eine Backpfeife gab: "WENN DU DAS NOCHMAL MACHST, HOL ICH MEINEN SOHN! ALSO... WILLST DU JETZT EIN HALBES ODER EIN GANZES?"
"Oh mann... das wird ein Tag.", ächzte Vala sich die Backe reibend.
"Ich find ihn schon jetzt großartig..." , flötete Sirius mit einem seligen Grinsen im Gesicht.