[Vicus Apollinensis] Nahe der Stadttore

  • Nachdem Haakon den Domus Petronia wieder verlassen hatte, orientierte er sich an dem nahen Stadttor, das südlich des Kastells zu den Canabae führte. Eine Gruppe von Milizionären stand dort in der Nähe des Tores und machten offensichtlich Pause, während zwei Weitere den Durchgangsverkehr am Tor überprüften.


    Er ging zu den Milizionären hin und sprach einen von denen ganz unvermittelt an.
    "Heilsa! Mein Name ist Haakon und mich schickt der Decurio und Pontifex Petronius.", stellte er sich und seinen Auftraggeber erst einmal vor, es konnten ja nicht alle Bewohner Mogontiacums plötzlich wissen, dass er der Klient des Pontifex ist, auch wenn er dies nun bereits seit einem halben Jahr war und des öfteren Aufgaben in seinem Namen erledigt hatte.


    "Der Decurio sucht noch Leute für eine Eskorte nach Roma.", ließ er die Worte erst einmal im 'Raum' stehen, ungeachtet der Tatsache, dass sie sich draußen befanden. Denn er wollte zuerst die Reaktion der Milizionäre beobachten, ehe er mit den wirklich wichtigen Details, wie Dauer und Bezahlung herausrückte. Es konnte ja immerhin auch sein, dass die Arbeit für einen Decurio der Stadt, sowie einen Centurio der Miliz schon einen gewissen Reiz auf die einfachen Milizen ausübte und die Tatsache, dass es sich um eine anstrengende und lange Reise handelte, eher in den Hintergrund rücken würde. Doch das würde Haakon erst noch sehen müssen.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpg "Heilsa", gab Undorich gut gelaunt zurück. Er hatte zusammen mit zwei anderen Kumpanen Wache geschoben, doch jetzt gönnten die Männer sich eine Pause. Die Sonne brannte erbarmungslos auf die Milizionäre herab, weshalb diese sich allesamt in den Schatten einer Weinschenke verzogen hatten, wo sie verdünnte Plörre tranken.


    "Nach Roma?", hakte Undorich im Folgenden überrascht nach. Der Pontifex wollte in die Urbs Aeterna reisen? Oder war die Eskorte für jemand anderen bestimmt? Oder für etwas anderes? Hieß es nicht, die Civitas wolle dem neuen Kaiser Geschenke machen? Das könnte interessant sein...
    "Worum geht's denn da?", fragte Undorich deshalb weiter, während seine beiden Kameraden ziemlich interessiert drein sahen.

  • "Ja, nach Roma.", erwiderte Haakon erst einmal bestätigend, ließ den Milizionären aber direkt wieder Zeit zum Fragen stellen, welche diese auch direkt dazu nutzten.


    Und damit die erste Frage, seiner potentiellen Wachleute nicht umsonst war, machte er sich direkt daran diese zu beantworten.
    "Der Pontifex wird eine Gesandtschaft anführen, dessen Ziel Rom ist. Ich bin mir nicht sicher, wieviel ihr bereits darüber gehört habt...", verbreiteten sich Gerüchte innerhalb solcher 'kleineren' Orte zumeist schnell. "..., doch sollen dem Kaiser einige Geschenke gemacht werden und wichtige Männer der Civitas werden mitkommen. Darum benötige ich erfahrene Leute für eine Wachmannschaft.", jetzt machte er erstmal eine gewichtige Pause, in derer die Zuhörer das Gesagte erst einmal aufnehmen sollten, doch nicht zu lange, als dass sie direkt darauf reagieren könnten, denn er hatte noch etwas in petto das die Entscheidung für die Milizionäre einfacher machen sollte.
    "Auch wenn allein die Möglichkeit Roma einmal hautnah zu erleben schon einen großen Lohn für die Mühen darstellt, soll es euer Schaden bei weitem nicht sein, denn es wird auch noch ein wöchentlicher Lohn gezahlt." Über die Höhe dieses ominösen Lohns schwieg er sich dafür aber aus, denn er wollte erst mal die Reaktion seiner möglichen Wachleute überprüfen, denn Männer, die nur fürs Geld mitkamen und nicht für die Sache selbst, waren bloß Söldner. Und auf Söldner ist im Eifer des Gefechts einfach kein Verlass. Allerdings war sich Haakon noch nicht sicher, inwieweit diese Leute überhaupt vertrauenswürdig waren.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpg "Erfahrene Leute für eine Wachmannschaft, wie?", wiederholte Undorich nochmal für sich selbst und für seine Kameraden. Die versteckten ihre interessierten Blicke auffällig schnell hinter ihren Weinbechern.


    "Hmm...", machte Undorich erstmal gespielt zögerlich, als Haakon etwas mehr Informationen rausgerückt hatte. Roma sehen. Wöchentliche Entlohnung. Das klang ja alles ganz gut. Nur: "Wichtige Männer der Civitas und Geschenke für den Kaiser, sagst du? Das klingt nach 'ner ganz schön gefährlichen Tour", konstatierte Undorich. Seine Kumpels nickten und brummten Zustimmung. Niemand stieg einfach so bei einer langen und gefährlichen Reise ein. "Wie soll den dieser Lohn ausfallen? Wir leisten gern unseren Dienst für die Civitas als Milizionäre...aber gleich eine wochenlange Reise über die Alpes Montes durch vermutlich banditenverseuchtes Gebiet...dazu muss man einen Mann erstmal überzeugen." Wieder nickten seine Kameraden. Undorich hob neugierig die Augenbrauen.

  • "Na jetzt macht mal halblang...", versuchte Haakon seine Zuhörer etwas zu beruhigen und konnte sich dabei ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. So wie ihr Redner, ein ziemlicher Übertreiber, dies jetzt darstellte, konnte man beinahe davon ausgehen, dass es sich um einen Feldzug bis zur Albis handelte und nicht um eine gemeinschaftliche Vergnügungsfahrt ins zivilisierte Roma. "So seh ich das nicht. Die gefährlichsten Stellen werden sowieso schon umgangen. Der Plan stammt schließlich nicht von irgendwem, sondern von unserem erfahrenen Decurio Petronius.", versuchte er dann seine Zuhörer wieder auf den richtigen Pfad zurückzuholen. "Wir reisen vermehrt mit dem Schiff, und umgehen die Alpes Montes zu einem Großteil. Aber wie gesagt, euer Schaden soll es nicht sein. Ein wöchentlicher Lohn, der ungefähr zwei Dritteln von dem entspricht, was ihr in den Legionen verdienen würdet." Mal abgesehen davon, dass die zumeist germannisch oder gallisch stämmigen Milizionäre niemals in die Legion kämen, in der nur Männer mit römischen Bürgerrecht aufgenommen wurden.
    "Wo wir gerade bei der Legion sind.", da kam Haakon gerade spontan noch ein Argument, dass für die Strapazen einer solchen Reise stünde. "Der Decurio erzählte mir, dass die Legio Secunda jetzt jederzeit zurück erwartet würde. Womit die Miliz wieder überflüssig wird. Habt ihr schon eine Arbeit für die Zeit danach? Die Reise würde so einige Wochen wohl in Anspruch nehmen. Wochen, in denen ihr bezahlt werdet und euch keine Sorgen machen müsst." Mal sehen, wie die Milizionäre darüber dachten, immerhin musste doch das Ende der Miliz ihnen gedanklich ebenso im Nacken sitzen. Es konnte ja nicht jeder einem richtigen Handwerk nachgehen, es würden doch zahlreiche Tagelöhner bei der Miliz mitmischen, die danach wieder auf sich selbst gestellt waren. Welcher richtige Handwerker hätte denn auch die Zeit gehabt sich für die Miliz zu melden?

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpgNeugierig lauschten die Milizionäre den Ausführungen des Handlangers des Pontifex. Die ziemlich knappe Beschreibung der Reiseroute erzeugte jedenfalls schonmal ein Lippenschürzen und ein verstehendes (und wohl zufriedenes) Nicken bei Haakons Zuhörern.


    "Zwei Dritteln?!" Jetzt kam Undorich in Schwierigkeiten. Rechnen! Das konnte jetzt erstmal etwas dauern. Wie viel Kohle verdiente denn ein Legionär eigentlich pro Woche? Undorich wusste es nicht. Als ihm das auffiel, wurde ihm auch klar, dass er jetzt wohl kaum weiter herumrechnen konnte, weshalb er einfach meinte: "Das ist ja 'ne ganze Menge." Seine Kollegen stimmten dem ebenfalls zu, obwohl sie vermutlich ebenso ahnungslos waren.


    Und dann brachte Haakon schließlich das Todschlagargument, das die Milizionäre einen Moment lang richtig in Verlegenheit brachte. Undorich überspielte seine Betroffenheit über die Aussicht der baldigen Arbeitslosigkeit mit der Darstellung von Selbstbewusstsein: "Na, ich bekomme überall wieder Arbeit. Jung, kräftig, im Waffengang geübt..." Er fixierte Haakon, während er sich überlegte, wie er jetzt aber doch auf dessen Angebot eingehen konnte, ohne dass es wie Nachgeben aussah. "Aber da es so eine große Ehre ist, den Pontifex unserer Civitas zu schützen" - konstatierte er - "Wäre dein Angebot natürlich die erste Wahl. Wann soll es denn losgehen?"

  • Den Göttern, also den germanischen selbstverständlich, sei dank, dass die Milizionäre wohl nicht allzu viel vom Rechnen, oder den Löhnen in der Legion verstanden. Zugegeben - Haakon auch nicht. Aber sein Patron hatte ihm ein wenig beigebracht und ihm in etwa auch gesagt, was er den Wachleuten als Wochenlohn vorschlagen durfte. Dass dieser Wert eigentlich dem Einstiegslohn, zu zwei Dritteln, entsprach, musste ja niemand wissen. Und selbst das, war noch immer eine Menge Geld für einen baldigen Arbeitslosen, fand Haakon.


    Doch all das, bekam der Borchter ja garnicht mit und freute sich nur darüber, dass die Milizionäre offensichtlich zufrieden mit der Höhe des Solds waren und so nickte er nur zustimmend, als diese von einer 'ganzen Menge' sprachen.
    "Eine große Ehre, wohl wahr.", hielt Haakon dann auch noch zusätzlich fest, um dies besonders zu betonen und beantwortete dann auch noch die wichtigste aller Fragen, die nach dem Startpunkt, der gesamten Geschichte.
    "Es sind schon noch ein paar Tage hin. Wir treffen uns am besten in 5 Tagen unten am Hafen, zum Sonnenaufgang. Dort wird alles besprochen und im Nachhinein die Schiffe beladen." Einen Atemzug lang dachte er nach und schob dann noch einen Satz hinterher. "Das müsst ihr natürlich nicht machen. Dafür haben wir Hafenarbeiter und Sklaven. Ihr werdet nur für Beschützen, Hüten und Kämpfen bezahlt." 'Auch wenn wir hoffen, dass es dazu nicht kommen sollte.'

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpgUndorich nickte verstehend. "In fünf Tagen am Hafen, klar. Kämpfen können wir, das lass dir gesagt sein", prahlte er, was seine Kumpanen lauthals bekräftigten.


    Dann dachte Undorich aber offensichtlich kurz nach und setzte eine forschende Miene auf. "Und...braucht ihr nur noch uns drei, oder suchst du noch andere Männer?" Wenn eine Gesandtschaft der hohen Herren Mogontiacums inklusive (vermutlich wertvoller) Geschenke beschützt werden musste, reichten ja wohl kaum nur drei läppische Halbtagssoldaten als Eskorte aus, wie Undorich sich überlegt hatte.


    "Ich kenne da nämlich noch ein paar andere Kerle, die sich der Gesandtschaft als Eskorte zur anschließen würden. Gute Männer, weißt du? Aber demnächst eben Männer ohne Arbeit."

  • "Bring sie einfach mit.", war Haakons knappe Antwort, auf die angebotenen 'Kerle'. Immerhin könnte sich Haakon dann noch immer in Bild von diesen 'guten Männern' machen und sie im schlimmsten Fall dann noch kurzfristig ausmustern.


    "Bring sie mit zum Hafen, dann sprechen wir dort weiter. Ich muss jetzt los. Habe noch wichtige Dinge zu erledigen.", versuchte er dann das Gespräch wieder zu beenden und sich mit ominösen Aufgaben davon zu machen.
    "Also, wie gesagt, in 5 Tagen unten am Hafen. Du wirst mich kaum verfehlen können. Bis dann!", wiederholte er dann nochmal das Wichtigste und machte sich dann auf um wieder in den Straßen des Vicus Apollinensis zu verschwinden.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!