Der Krieg der Frösche und der Mäuse oder: von glorreichen Taten - ein Puppenspiel

  • "Von glorreichen Taten ich euch nun berichte! Und solch einen Anfang nahm die Geschichte..."
    An einer belebten Strassenkreuzung des Argiletum, zwischen den Dampfschwaden von "Gaias Garküche" und einem Stand für gebrauchtes Pergament, hatte heute ein kleines Marionettentheater seine Premiere. Grob geschnitzt und buntbemalt waren die Figuren, die Bühne nur eine Kiste hinter der eine Decke aufgespannt war. Dahinter agierten die Künstler: ein hagerer Alter mit spitzem Bärtchen... ein gedrungener Kerl mit großen Pranken, der eher nach Rausschmeißer als nach Marionettist aussah... und eine rassige Rotblonde, deren einst sehr schickes, raffiniert gerafftes, jetzt aber abgeschabtes, vielfach geflicktes und zu einem blassen Grüngrau verblichenes Kleid lebhaft davon sprach, dass sie einmal bessere Zeiten erlebt hatte.


    Puppenspiele sind jetzt ganz groß im kommen, hat er gesagt. Die Leute wollen wieder was komisches hat er gesagt..., dachte sie soeben, mit einem scheelen Blick auf den Alten, angesichts eines Publikums, das (bisher) nur aus den lokalen Pennern, Gassengören und räudigen Hunden bestand... und aus dem ein oder anderen, seinen Schritt verlangsamenden Passanten.
    Die Leute wollen keine schweren Stoffe hat er gesagt, die wollen sich erholen, die wollen lachen... Tragisch richtete Felicia Scintilla ihre schönen Augen gen Himmel. Ich war Danaë und ich war Iphigenie, ich habe die Elektra gespielt und die Kassandra (und dabei stehende Ovationen bekommen!) - womit, oh ihr Götter womit habe ich es verdient hier in der Gosse spielen zu müssen?!!
    Aber von irgendwas mußte Scintilla ja die Miete bezahlen. Die Zimmerwirtin – diese Blutsaugerin, die völlig überteuerte Preise für ihre stickigen kleinen Insulakämmerchen nahm - hatte heute morgen nämlich schon wieder gedroht sie rauszuwerfen wenn sie weiter den Mietzins schuldig blieb. Resolut nahm die abgebrannte Tragödin den Kopf aus den Wolken und ließ ihre Marionette eilig auf die Bühne wuseln: es war ein graues Mäuschen mit kleinen runden Öhrchen und blanken Knopfaugen: Prinz Krumendieb. Verfolgt von einer gefährlichen Wieselpuppe, in den Händen des Alten, hastete der Mäuseprinz über die Bühne.
    Und schon waren die Kinder – die abgebrühten Subura-Gören vor der Bühne, denen das Leben auch noch nichts geschenkt hatte – mit Feuereifer dabei, folgten der Geschichte und fieberten mit.
    "Schnell, versteck dich hinter dem Stein!" bangte ein rotznäsiger Bengel um Krumendieb. "Beiß dem Wiesel in die Naaaase!" rief ein anderer. Und schon sprang der Funke der Theaterfreude auch wieder auf Scintilla über, und schon war sie wieder versöhnt mit ihrer ärmlichen Umgebung.
    "Los! Friss die Maus auf!" johlte ein kleines Mädchen dem Wiesel zu, während sie ausgiebig den grindigen Ausschlag in ihrem Gesicht aufkratzte.
    Naja. Fast versöhnt.


    Haarscharf nur entkam die Maus dem gefährlichen Jäger, und der Alte hub an zu erzählen:


    "Entkommen war mit knapper Not,
    ein Mäuslein eben noch dem Tod.
    Das Wiesel war nicht schnell genug.
    Als die Maus 'nen Haken schlug,
    lief der Verfolger geradeaus,
    was großes Glück war für die Maus.
    Just entkommen der Gefahr,
    sie erschöpft und ängstlich war.

    Hat deshalb nach rasanter Flucht,
    ein sich’res Plätzchen sich gesucht.
    Im Uferschilf, am kühlen Strand,
    die Maus ein solches schließlich fand."


    Holprig war die Übersetzung, und die Kulissen mehr als spärlich. Ein blaues Tuch nur stellte den Teich dar, an dem das Mäuschen sich nun ausruhte.


    "Lang hingestreckt, vor Schreck ganz blass,
    lag zitternd und noch angstschweißnass
    nun sicher, wie im Mutterschoß,
    sie im weichen Ufermoos.
    Allmählich wich aus ihr der Schrecken.
    Wohlig begann sie sich zu strecken,
    reckte den Pelz der Sonn‘ entgegen
    und wollte sich grad schlafen legen.
    Sie dacht‘ bei sich, jetzt froh gesonnen:"


    Hier setzte Scintilla ein und ließ das Mäuschen mit spitzem Stimmchen verträumt versprechen:


    "Ein neues Leben wird begonnen!
    Gleich heute fang‘ ich damit an! -
    Oder....morgen..... irgendwann...."

  • Ein Stunde, ganz so genau nahm es Dracon nicht. Die Foren und Gärten, die Tempel kannte Dracon. Ein Stück Brot in der Tunika, durchstreifte er die Subura. Ein Inbegriff von Dreck, Gestank, Armut, Leid. Trotzdem gab es hier Dinge, die Dracon gefielen. Er hatte die Kinder gehört und wollte sehen weswegen sie sich so ereiferten. Puppen, ein Puppenspiel! Dracon blieb stehen, gefesselt von dem Spiel. Die Geschichte war spannend und er liebte Geschichten. Im Theater verstand er meist nicht, was auf der Bühne vor sich ging. Hier war es einfach. Gedankenverloren zog er das Stück Brot raus und zupfte ein Stück ab. Ein kleines Mädchen sah ihm zu und zog an seiner Tunika. Dracon verzog sein Gesicht überlegte und riss ein größeres Stück ab. „ Hier.“ Brummelte er und gab es der Kleinen. Schnell sah er wieder zu Maus und Wiesel und steckte sich ein Stück Brot in den Mund. Kauend verfolgte er wie es weiter ging.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png "Du wirst begeistert sein, Dominus..." , schwärmte Sirius seinem Herrn unbeeindruckt dessen Zweifel vor, "...ein Stück absoluter Hochkultur. Wenn das bekannt wird, wird niemand... ich betone: NIEMAND wieder deinen Namen zusammen mit dem Wort Kulturbanause fallen lassen. Nein, vielmehr noch, es wird fortan heißen: Titus Duccius Vala, Gönner der großen Bühne und großen Dramen."
    "Ich weiß ja nicht...", murrte Vala, der auf Drängen seines Sklaven tatsächlich einen Moment in seinem Terminplan freigeschaufelt hatte um sich dieses Theaterstück (schon wieder! Theater! Warum nur?) anzusehen, welches er gesponsort hatte um den unter seinem Namen stattfinden Veranstaltungen etwas Bandbreite zu geben.
    "Wart's nur ab... und wenn es so weit ist, vergiss nicht wem du dies zu verdanken hast. Mir, Sirius!" , posaunte Sirius stolz hinaus und bog um eine weitere Ecke, die sie tiefer in die Subura führte.
    "Warum genau wird das Stück eigentlich in dieser Ecke aufgeführt? Sollte es, wenn es seinen Preisungen auch nur nahe kommt, nicht auf einer der größeren Bühnen in den besseren Vierteln aufgeführt werden?" In welcher auch die Leute wohnten, welche genug Verbindungen hatten um über Mundpropaganda seine Wahl zu fördern.
    "Hier gibt es, ob du es glaubst oder nicht, das anspruchvollste Publikum, Dominus." , stellte Sirius fest und bog erneut ab, um immer tiefer in die Subura zu gelangen. Valas drei keltische Schatten hinter sich wurde er dennoch das eine oder mal schräg angeschaut, wohl weil ein Senator sich sonst kaum in diese Gegend verlief. Dabei war er ja aus voller Absicht hier... um sich eben diese schauspielerische Glanzleistung anzusehen (die er ohnehin nicht als solche erkennen würde wenn sie ihm ins Gesicht sprang).
    Plötzlich blieb Sirius stehen, jauchzte "Oh mein Gott, sie haben bereits angefangen!" und ließ sich inmitten einer Schar aus ziemlich verwahrlost ausschauenden Kindern nieder um fortan gebannt in Richtung eines fleckigen Tuchs und einer Kiste zu starren. Erst war Vala volllkommen konsterniert, dass Sirius einfach so auf der Straße halt machte und sich dann auch noch zwischen die Lütten hockte, dann dachte er an einen schlechten Scherz. Als er dann realisierte, dass es sich um ein Puppenspiel handelte, bei welchem eine seltsam deformierte Maus die offensichtliche Hauptrolle spielte.
    "Sirius, hast du den Verstand verloren?", murrte Vala, der die Kinder nicht stören wollte. Eigentlich eine Frage deren Antwort sich erübrigte, und so warfen die drei keltischen Brüder sich auch nur vielsagende Blicke zu bevor Vala fortfuhr: "Wir müssen weiter."
    "PSSSSSSSST!", machte eins der Kinder, jeglichen Respekt vor einem Senator Roms missen lassend, und zu Valas großer Überraschung stimmte Sirius auch noch mit ein, der sich in der Gruppe Kinder pudelwohl zu fühlen schien: "Genau! PSSSSSSST! Wir wollen das hören, das wird noch richtig spannend!"
    "Japp." , murrte Meall hinter seinem Lohnherrn, "Der Typ ist irre."
    "Komplett durchgeknallt." , stimmte Uscan seinem Bruder zu.
    "Absolut gaga." , schloss Amadan das keltische Urteil über Sirius ab, während Vala langsam aufging, dass sein Sklave es tatsächlich ernst meinte: DAS HIER war die großartige Theatervorstellung die er gemeint hatte. Das Prunkstück vollendeter Schauspielkunst. Die Spitze mitreißender Dramatik.
    Sein Sklave war tatsächlich vollkommen übergeschnappt, der da inmitten der Kinder saß und mit ihnen lachte, vor Spannung an den Fingernägeln kaute und dem Wiesel Buhrufe zusandte.
    Es dauerte einen Moment, is sich Valas Fassungslosigkeit in Wut umwandelte, hier seine Zeit derart zu verschwenden, und schon wollte er sich umwenden um diesem Spuck ein Ende zu bereiten und sich sinnvollerem zuzuwenden, als er bemerkte, dass seine Anwesenheit hier durchaus Blicke auf sie gezogen hatte. Plötzlich waren da nicht nur ein paar Passanten, sondern eine ganze Menschentraube aus Neugierigen deren Aufmerksamkeit zwischen Vala und dem Schauspiel hin und herwanderte, und nicht wenige machten den Eindruck als wüssten sie nicht ganz was von dem ganzen zu halten wäre.
    "Ganz. Vorsichtig." , knurrte Meall zur Bestätigung dieser Einschätzung, und Vala schien das wutentbrannte Abdampfen auf einmal nicht mehr ganz so opportun.
    "Eh... ja.", murrte er schließlich nur und setzte mitten in der Subura sein Politikerlächeln auf, "Man soll mir nicht nachsagen, ich würde mich nicht auch um die Kleinen dieser Stadt kümmern. Titus Duccius Vala ist mein Name, Senator und Aedil der ewigen Stadt. Und dies Schauspiel, liebe Leute, ist mein Geschenk an euch. Jaja. Beziehungsweise: an eure Kinder!"
    Lächeln und winken, Vala, lächeln und winken.

  • Am Teich begegnete Mäuseprinz Krumendieb einem Frosch von edelstem Geblüt:
    Da erschreckte ihn ein Quacken.
    Mitten im leck‘ren, kühlen Trunke,
    saß mit aufgeblähten Backen,
    eine dicke, feiste Unke,
    und nebenan, mit breiter Gosch,
    quakte laut ein grüner Frosch:


    Die Froschpuppe, grasgrün, dick und breitmäulig hockte behäbig auf dem Teich-Tuch, und königlich quakte der Vierschrötige, der (angesichts der Tatsache, dass er hauptberuflich tatsächlich Türsteher war) als Frosch gar nicht so unbegabt war:
    "Salve Graurock! Nun pack aus“,


    ...so keckerte er zu der Maus.


    „Wer bist du, Freund im Pelzgewand,
    was machst du hier an meinem Strand?
    Wer ist dein Vater? Hast du Quappen?
    Lass dich beim Lügen nicht ertappen!
    Sag die Wahrheit bitte mir,
    denn ich bin der König hier
    und regier in diesen Breiten,
    seit jeher und für alle Zeiten.
    Ich werd‘ in Ehren stets gehalten
    von den Jungen wie den Alten.
    Pausback mich mein Froschvolk nennt,
    das keinen bess‘ren Herrscher kennt."


    Der Frosch rühmte sich nun ausführlich seiner vornehmen Herkunft und seiner glorreichen Ahnen – Schlammbert der Herrliche war sein Vater, Nasstrude die Quappenreiche seine Mutter!
    Und es blieb ihm nicht verborgen, dass auch sein Besucher viel mehr als eine einfache Maus war:
    "Auch dir, das muss ich eingestehen,
    ist edle Herkunft anzusehen.
    Mein geschultes Auge sieht
    in dir das königlich‘ Geblüt,
    und es hat fürwahr den Schein,
    als könntest du auch streitbar sein.
    Mut und Kühnheit, das ist klar,
    denn ich sah was vorhin war,
    wie den Streit du angenommen
    und dem Wiesel bist entkommen.
    Ich bin dessen mir bewusst,
    dass du ein großes Tier sein musst.
    Man sieht dir an, du bist ein Held,
    zählst mehr als and‘re auf der Welt.
    Bist ein König wohl, wie ich.
    D‘rum bitteschön, erkläre dich.
    Wenn du meiner würdig bist,
    was ja durchaus möglich ist,
    könntest gar mein Freund du werden.
    So wahr ich König bin auf Erden,
    verspreche ich, ich lad dich ein,
    zu Haus bei mir mein Gast zu sein.
    Geschenke werde ich dir reichen,
    wie sonst nur Helden meinesgleichen.
    So bitt‘ ich nochmals, sag‘ geschwind
    wer du bist und wessen Kind."


    Der kleine Mäuseprinz warf sich stolz in die Brust. Sein hitziges Standesbewußtsein spiegelte sich in Scintillas beweglichem Mimengesicht, und sie war bereit für ihren ganz großen Monolog. Ein gutes Publikum beflügelte sie eben jedes Mal... ob auf der großen Bühne oder in der Gosse. Dass sich jetzt mehr und mehr Erwachsene dazu gesellten - sehr gut! Das ganze hin und her und reinquatschen vor der "Bühne" war sie vollkommen gewöhnt, und führte weiter flink und fließend die Fäden. Aber hatte sie das recht verstanden - sollte der togatus da tatsächlich der besagte Ädil sein?!
    Dann gabs aber hoffentlich am Ende ein Trinkgeld, so knauserig wie dessen Abgesandter gewesen war!!!
    Erneut lieh sie dem Mäuseprinz ihre Stimme, verlieh ihm eine Note von Hochmut und einen Unterton zögerlicher Neugier als er nun quiekend zur Antwort gab:
    "Wie kannst du mich nach Herkunft fragen?
    Das kann dir hier wohl jeder sagen.
    Ich bin im ganzen Land bekannt.
    Werd‘ Krumendieb ganz schlicht genannt.
    Den Namen hab‘ ich einst bekommen,
    weil ich die Krumen nur genommen,
    die mein Vater fallen ließ,
    welcher Brötchennager hieß.
    Mein Herr Papa liebte das kühle,
    Mäusefräulein Leckemühle,
    die als Tochter von Rex Schinkenfraß,
    Adel, Geld und Gut besaß."


    Mit erhobenem Näschen stolzierte das Mäuschen am Ufer hin und her, und rühmte wortreich all die erlesenen Leckerbissen und Schleckereien, mit denen seine Mama ihn einst verwöhnte und großzog. Nüsse, Feigen, Honigkuchen, Schinken und Pasteten, Sesamkäse, gebratene Leber und süßer Rahm... Die Kinder bekamen große Augen, man konnte viel sehnsüchtiges Seufzen vernehmen.
    Doch bei allem Heldenmut – die Einladung des Froschkönigs war dem dem edlen Mäuserich unheimlich.

    "Doch auf dein Angebot zu kommen.
    Das scheint mir listig, arg verschwommen.
    Wie könnte ich dein Freund wohl sein,
    wo wir doch haben nichts gemein.
    Du führst ein Leben hier am Teiche,
    in deinem Unterwasserreiche,
    kommst selten nur heraus an Land,
    immer nass ist dein Gewand.
    Du lebst von Mücken und von Fliegen,
    lässt nicht einmal die Würmer liegen.
    Wenn du spürst danach Verlangen,
    fängst du an sie dir zu fangen.
    Das ist schnöde Lebensart,
    die mir besser bleibt erspart“.


    Du siehst, das ist doch sehr zum Lachen,
    dass du zum Freund könntest mich machen,
    wo wir sind beide so verschieden.
    Ich hab‘ das Wasser stets gemieden,
    denn, so lehrten mich die Alten,
    „Wasser ist zum trinken nur,
    hat keinen Griff, sich festzuhalten“.
    Deshalb trinke ich es pur,
    zu vermeiden Wasserschaden,
    und lass’ im Rest: euch Frösche baden!!“

  • Nur selten war Shani in der Subura unterwegs. Das hatte wohl auch seine Gründe. Ihrer Meinung nach konnte man sich hier vom Fieber, über Flöhe und damit auch bis hin zur Pest so ziemlich alles einfangen. In den zwielichtigsten Gassen sogar Dolche. Ein wenig unangenehm war ihr deshalb schon zumute als sie sich mit dem jungen Serrulus an der Hand durch die verdreckten Straßen bahnte. Der Botenjunge ihres Dominus hatte eine seiner Tuniken ruiniert und obwohl er ihr nicht sagen wollte, wie er es angestellt hatte, dass sie ein Loch hatte durch das sie mehrere Finger stecken konnte, vermutete sie schlicht, dass er bei einem Botengang auf die Schnauze gefallen war. Leid tat ihr der Bengel deshalb aber noch lange nicht. Jedenfalls war sie nur mit ihm unterwegs, weil er neue Kleider brauchte, denn obwohl sie ihn zu Beginn als recht niedlich empfunden hatte, ging ihr seine eigenwillige Art auf die Nerven. Schon wieder bohrte er in der Nase herum. "Lass das!" Die Nubierin klopfte ihm bestimmt auf die Finger und kassierte einen missbilligenden Blick des Jungen, der widerwillig gehorchte und seine halbe Hand endlich aus der Nase nahm, sich aber plötzlich mit neugierigem Blick etwas ganz anderem zuwandte.
    Shani seufzte als sie an der Kreuzung ein Puppenspiel erkannte. Sie erbarmte sich und folgte dem Jungen zu der Kiste in der das "Theater" stattfand. Wahrscheinlich war es nur irgendein grottenschlechtes Stück um die Leute abzulenken, während kleine Langfinger ihnen das Geld aus den Taschen zogen.
    Die Götter mochten wissen was in dem Kind immer vorging, dass er sich nicht fünf Minuten auf eine Sache konzentrieren konnte, denn kaum hatte er den ersten Sätzen des Frosches gelauscht, beobachtete Shani, wie sein Blick durch die umstehenden Leute wanderte. Verlauste Kinder, ein etwas steifer Mann in Toga und ein Hühne, der ganz in das Puppenspiel versunken an einem Stück Brot nagte. Mit großen Augen starrte Serrulus den Mann an, und selbst als Shani in mit einem erneuten "Lass das!" kurz am Arm zog huschte sein Blick immer wieder zu dem Kerl, dem er gerade Mal zur Hüfte reichte.

  • Lächeln und winken blieb Valas Programm, während das des Puppentheaters fortschritt. Der Aedil hörte nur mit einem Viertelohr hin, schließlich interessierten ihn schon die Vorstellungen in den großen Theatern nicht die Bohne, warum sollte es hier anders sein. Nein, er blieb dabei hier und da eine angebotene Hand zu schütteln, wobei er jedes Mal angestrengt darauf achtete, dass diese kein Messer in der Hand hielt (wer wusste schon was hier in der Gegend so rumkreuchte, dessen Verwandten er bei Vicetia niedergeritten hatte) und machte gute Miene zum Bösen Spiel. Das war dann aber auch das nahste, was Vala jemals an eine Theatervorstellung kommen würde.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png Sirius hingegen war voll bei der Sache. Hätten die kleinen Puppen Lippen gehabt, so hätte er gebannt an diesen gehangen während er das Geschehen verfolgte. Dem Ekel der Kinder, die offensichtlich noch nie eine richtige Kröte gesehen hatten, konnte er sich nicht anschließen. "Das ist doch mal ein echt nettes Angebot.. also, von der Kröte jetzt." , murmelte er gedankenverloren zu einem neben ihm sitzenden Vierjährigen der nur stumm nickte und Sirius offensichtlich noch nicht als Erwachsenen identifiziert hatte.
    "JETZT KOMM SCHON!" , rief Sirius schließlich mit inbrünstiger Empörung als die Maus sich so anstellte, "Die Kröte war doch echt nett! Stell dich mal nicht so an!"

  • Vom Puppenspiel gefangen, blendete Dracon die Umgebung zum größten Teil aus. In der Subura gänzlich alles auszublenden wäre im aller schlimmsten Fall tödlich. Daher entging ihm der Blick des Jungen in seiner ramponierten Tunika nicht. Seine Begleiterin missbilligte sein Verhalten. Den Jungen störte das nicht. Dracon fühlte sich erneut beobachtet. Sich auf das Puppenspiel zu konzentrieren, gelang ihm nicht mehr. Der Junge lenkte ihn zu sehr ab. Angestarrt zu werden war für Dracon nichts Neues. Hier aber war es ein Junge. Ein kleiner, abgerissener Bengel. Dessen Begleitung aus einer jungen Frau bestand. Die sich in dieser Umgebung offensichtlich nicht wohl fühlte. Eine Mutter mit ihrem Jungen, nicht aus dieser Gegend. Zwei Gassen weiter in die Subura und sie landete in einem Lupanar oder Tod in einer Ecke. Der Junge auf dem Sklavenmarkt. Dracon sah sich das Puppenspiel nicht länger an. Zielstrebig ging er auf die Frau zu, behielt den Jungen im Auge. Angst zeigte der keine. Hatte sie ihn etwa hier beim Spielen erwischt und holte ihn nach Hause? Was dahinter steckte, dass sie hier unterwegs war, fand er gleich heraus. So dachte Dracon jedenfalls.

  • War ja klar, dass der Junge nicht auf sie hören würde. Shani war alles andere als überrascht. Vor allem breitete sich jetzt aber ein unangenehmes Gefühl in ihr aus, denn der riesige Mann hatte Serrulus bemerkt und sich von dem Puppenspiel abegewandt.
    "Hab doch gesagt, du sollst nicht so starren", flüsterte Shani, als der Klotz auf sie zukam. Das, erste was ihr in den Sinn kam, war, den Mann einfach zu ignorieren. Vielleicht so zu tun, als wäre sie schwerhörig. Und was sollte schon passieren? Hier zwischen den Menschen und vor diesem seltsamen Politiker würde er es nicht wagen, ihr auch nur ein Haar zu krümmen - Serrulus konnte er haben, der war schließlich schuld an der Sache. Sie gab es nur ungern zu, aber die Nubierin war durchaus etwas eingeschüchtert von dem Kerl.
    "Salve", presste sie schließlich hervor, als kein Zweifel mehr daran bestehen konnte, dass er es auf sie und den Botenjungen ihres Herrn abgesehen hatte.

  • Manchmal verfluchte er sein Aussehen, wie bei dieser Gelegenheit. Die junge Frau grüßte ihn gezwungener Maßen, dabei war Dracon nicht mit unlauteren Absichten auf sie zugegangen. Sein Aussehen und das Umfeld luden nicht zu einem freundlichen Gespräch ein. „ Salve. Keine Angst, ich will euch beiden nichts tun.“ Er ging vor dem Jungen in die Hocke. „ Was gefällt dir nicht an mir, dass du mich so anstarrst?“ brummte Dracon ihn an. „ Den falschen angestarrt und du erlebst den morgigen Tag nicht mehr. Merk dir das und höre auf deine Mutter….. Oder große Schwester?“ sich wieder zu voller Größe aufrichtend, klopfte er dem Jungen gegen die Schulter und nahm die junge Frau genauer unter die Lupe. Richtig passten die beiden nicht zusammen. Keine Spur Ähnlichkeit. War sie gar nicht seine Mutter, geschweige denn Schwester? Setzte er sich wieder mal in die Nesseln? Wäre nichts Neues. Für ihn war das Verhalten wichtig. Sich vom Aussehen zu sehr beeinflussen zu lassen, konnte gefährlich werden. Bei einer verflixt gut aussehenden Frau hatte er beinahe den Löffel abgegeben. Das war ihm eine Lehre.
    Bei der jungen Frau vor ihm lag es auf der Hand. Bei ihr musste er sich keine Gedanken machen. Ihre Haltung sagte da ganz anderes aus.

  • Shanis Augen wurden noch ein wenig größer, als der Kerl sie ansprach, und sich plötzlich zu Serrulus hinunterbeugte. Wie er ruhig mit ihnen sprach, machte er absolut keinen gefährlichen Eindruck. Das verwirrte Shani aber noch viel mehr, denn dann stellte sich die Frage, was er überhaupt hier bei ihnen machte. Konnte natürlich auch sein, dass er log. Sie hatte nicht vergessen, dass sie hier in der Subura herumstanden, was sich hier alles an Gestalten herumtrieb, wollte sie gar nicht wissen.
    "Weißt du, dass du verdammt groß bist?", fragte der Junge wie immer alles andere als zaghaft zurück und blickte ihn nachwievor mit großen Augen an.
    "Keines von beidem. Vielleicht hört er deshalb nicht auf mich", entgegnete Shani noch immer vorsichtig. Warum hatte sie sich bloß dazu hinreißen lassen, bei dem Puppenspiel stehen zu bleiben. Als ob der Bengel es ihr jemals danken würde. Und dafür hatte sie jetzt diesen Kerl am Hals, von dem sie nicht wusste was denn nun seine Absichten waren.
    "Was willst du?", fragte die Nubierin mit ehrlichem Interesse.

  • Ganz kräftig danebengegriffen. Nichts von dem was Dracon vermutete war richtig. „ Das könnte sein. Du musst dir Respekt verschaffen.“ Von oben herab zum Jungen gewandt. „ Du bist ganz schön klein und ungehorsam.“ Ein flüchtiger Blick zurück zum Puppenspiel. Das nächste Mal „ Deine Kleidung ist nicht die einer Frau aus der Subura. Du fällst auf.“ Das hatte mit Sicherheit nicht nur Dracon bemerkt. „ Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dich und den kleinen Quälgeist ein Stück begleiten.“ Dracon schnappte sich den Jungen und setzte ihn auf seine Schulter. „ Gehen wir?“ fragte er wie selbstverständlich.

  • "Habe ich eine Wahl?", fragte Shani. Die Selbstverständlichkeit, mit welcher der Fremde Serrulus auf seine Schultern hob, überraschte sie doch ein wenig. "Ich kann auf mich selbst aufpassen..."
    Was fiel dem Kerl eigentlich ein, sich ihr derart aufzudrängen? Wenn sie zumindest eine Ahnung hätte, wer er war... wahrscheinlich war er genau einer von der Sorte, die sie in irgendeine Gasse locken wollte, um sie dann um Sesterzen erleichtern wollte. Zumindest wenn sie Glück hatte blieb es bei Sesterzen.
    "Ich gehe Richtung Märkte." Die Nubierin musterte den Mann skeptisch. Nur Richtung Märkte. Keine dunklen Gassen, keine zwielichtigen Ecken. Sie war ja nicht blöd.
    Der Junge dagegen zappelte erst ein wenig, bis erst die Glatze des Riesen seine Aufmerksamkeit erregte und schließlich die Tatsache, wie gut die Aussicht von dort oben war.

  • Ja, sie hatte eine Wahl und nein, hatte sie wiederum nicht. Dracon ließ sie auf keinen Fall weiter alleine in der Subura laufen. Gegen sein Vorgehen war sie relativ machtlos. „ Ja, auf dich aufpassen. Genau, alleine bei dem Ungeziefer, was hier haust.“ Mit ihrem geäußerten Wunsch, schwenkte Dracon in die Straße Richtung Märkte ein. „ Das ist eine gute Idee.“ Übersichtlicher und weit weniger Diebe, und was es an Verbrechern gab, waren hier unterwegs. „ Ähm….“ So was, wie hieß sie denn? Er wusste nicht wie er sie ansprechen sollte. „ Mein Name ist Dracon, mein Dominus ist Claudius Centho. Ich habe heute nur einen kleinen Weg zu erledigen gehabt.“ Seine Erklärung, warum er Zeit fand einem Puppenspiel zu zusehen und ihr seine Hilfe aufgedrängt hatte. Anders konnte man das nicht nennen. „ Wie heißt du denn?“ fragte er.

  • Natürlich konnte sie auf sich selbst aufpassen, bisher hatte es jedenfalls immer funktioniert. Sie verzichtete aber darauf, es erneut zu betonen, da sie befürchtete, er würde es ihr sowieso nicht glauben. So folgte sie ihm wortlos und mit mehr oder minder zufriedenem Gesichtsausdruck, doch etwas beruhigt war sie schon, als er sich selbst als Sklaven eines Patriziers vorstellte. Er hatte zwar nie den Eindruck vermittelt irgendein in der Subura hausender Gammler zu sein, aber man rechnete besser mit allem.
    "Shani", antwortete sie erst karg, bevor sie sich offenbar wieder daran erinnerte, wie Menschen normalerweise kommunizierten. "Ich bin Sklavin des Helvetius Varus." Damit waren sie jetzt wohl auf demselben Stand. "Und das da ist Serrulus, sein Botenjunge." Sie nickte zu dem Jungen auf seinen Schultern hinauf, der sich inzwischen recht gut damit vergnügte, einen Riesen zu reiten.
    Nur eine Sache verwirrte sie noch immer. "Und was macht jemand wie du bei einem Puppenspiel?", stellte die Nubierin ihm eine ihrer Meinung nach absolut berechtigte Frage.

  • Eine Sklavin, was sollte sie anderes sein. Sie war gut angezogen. Er begann sie mit Candace zu vergleichen. Ihre Domina legte Wert auf gutes Aussehen, Benehmen. Der Dominus legte anscheinend die gleichen Maßstäbe an. Bei Serrulus fehlte eine härtere Hand. Er musste ran genommen werden. Wäre Dracon zuständig, hätte der Junge keine Flausen mehr im Kopf. „ Ähm.“ Dracon wurde glatt verlegen. „ Die Geschichten gefallen mir. Ich höre so gern Geschichten und mit Puppen gespielt sind sie noch schöner.“ Sein Kopf hatte sich leicht gerötet. Ein Hüne mochte Geschichten und freute sich wie ein Kind, sah er ein Puppenspiel. Das traute ihm keiner zu. Das kleine bisschen Kind, dass jeder in sich trug, machte sich so bei ihm bemerkbar. Er lächelte Shani entschuldigend an.

  • "Äh... sieht man dir gar nicht an", sagte Shani ein wenig plump. Sie wusste nicht recht, was sie Dracon antworten sollte. Es entging ihr nicht, dass es ihm unangenehm war und hatte daher das Gefühl, noch irgendetwas nettes oder aufmunterndes sagen zu müssen. "Jedem das seine", war alles, was ihr dazu noch in den Sinn kam. Sie zuckte mit den Schulter und schenkte ihm ein flüchtiges, freundliches Lächeln, um die Worte wieder gut zu machen. Selbst wenn sie den Puppenspiele liebenden Riesen noch immer etwas seltsam fand.
    "Ich hab' eigentlich nur wegen Serrulus zugesehen. Dem gefällt irgendwie alles", gab sie dann offen zu. Nein, sie war nicht begeistert von dem Stück gewesen, absolut nicht. Sie konnte von sich auch nicht behaupten, richtig aufgepasst zu haben. Aber das ließ sie jetzt einfach mal bewusst außen vor...

  • Nichts hätte er sagen sollen. Generell stieß es auf Unverständnis. Wie konnte einer wie er … gesagt war gesagt. Hatte er was anderes erwartet? Nein.
    Der Junge auf seiner Schulter war eben noch ein Kind und wurde nicht so hart ran genommen, wie in einer Villa rustica. „ Du hast nur wegen IHM zugesehen? Seit wann hat ein solcher Wicht das Sagen?“ Das ist nicht deine Sache Dracon, misch dich nicht ein dachte er sich. Shani wird wissen was sie macht und warum sie das zulässt. „ Ein lockerer Haushalt, wenn da Wichte die Oberhoheit haben. Dein Dominus scheint sehr oberflächlich zu sein. Pass nur auf, dass er nicht deswegen verarmt. Das wäre für euch nicht gut.“ Dracon war sich sicher, dass ihr Dominus nichts von den Eskapaden des Jungen wusste. Mal einfach das Unheil persönlich an die Wand gemalt, war mehr eine kleine Stichelei von ihm gegenüber Shani.

  • [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-2h-c7e1.jpg]


    Serrulus ließ die beiden Erwachsenen einen ganzen Moment quatschen und genoss die Übersicht. Als es ihm dann aber doch zu viel Gerede wurde und dazu noch etwas langweilig handelte er in seiner unnachahmlichen Art und Weise.
    *Batsch* *Batsch* *Batsch* "tätschelte" er mit der flachen Hand Dravons Glatze
    "Hey da nicht reden schneller gehen!"

  • Hatte Dracon sich einen Scherz erlaubt? Wenn ja, hatte er die Wirkung bei Shani vollkommen verfehlt, denn dass ihr Dominus verarmte, hatte sie doch schon einmal erlebt und dass es noch einmal passieren könnte, war im Grunde immer ihre größte Sorge. Deshalb versetzte ihr die wahrscheinlich gar nicht ganz so ernst gemeinte Bemerkung dennoch einen kleinen Stich.
    "Hat er nicht... aber ich wollte nett sein", presste sie schließlich hervor und kaute nachdenklich auf der Unterlippe, weil sie nicht wusste, was sie sonst noch sagen sollte, um darüber hinwegzutäuschen, dass sie zu dem Thema eigentlich gar nichts mehr sagen wollte.
    Glücklicherweise - mehr oder weniger jedenfalls - rettete Serrulus sie, in dem er begann, Dracons Glatze zu betatschen.
    "Serrulus! Hör sofort auf damit!", fauchte sie beinahe schon. War ja unmöglich, das Kind. Am liebsten hätte sie ihm einen kleinen, zurechtweisenden Schlag auf den Hinterkopf verpasst, dafür war sie im Moment aber ein ganzes Stück zu klein, sodass sie ihn lediglich warnend anblicken konnte.

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