Servitriciuum | Hora cenae.

  • Ernst schüttelt die Sklavin den Kopf. "Persönlich kenne ich keinen Sklaven, der schon in der Kammer gewesen ist. Du solltest sie jedoch nicht unterschätzen. Es stellt Dinge an mit deinem Geist, wenn du über mehrere Tage hinweg in lichtloser Dunkelheit ausharren musst." Aus jedem ihrer Worte spricht der Tonfall einer todernsten Warnung. Tatsächlich beruhen diese speziellen Gerüchte allerdings nicht auf einer reinen Legende. Insbesonde hier, in der Villa Flavia Felix, haben sich diesbezüglich schon einige Vorfälle ereignet.


    Auf Angus' Detailfragen kann Vulpes ihm jedoch schließlich keine allzu präzisen Antworten mehr geben. "Wie du diese Vorfälle ins rechte Licht und das Bewusstsein deines Herrn rückst, hängt wohl von der jeweiligen Situation ab. Normalerweise müsste es sich so gestalten lassen, dass du solche Aufgaben wählst, deren Erledigung er ganz bewusst und konkret abwartet, auf dass du ihm das Ergebnis vorzeitig präsentieren kannst." Sie zieht ihre schmalen Schultern leicht nach oben. "Dazu gehört eben auch einiges an Fingerspitzengefühl. Schließlich willst du deine Konkurrenz auch nicht vor der Zeit unnötig gegen dich aufbringen."


    Die recht allgemein gehaltene Auskunft über Scato nickt sie verstehend ab. "Arroganz und Selbstverliebtheit können freilich auch ein Ansatzpunkt sein. Solche Charaktere reagieren mitunter sehr positiv auf Schmeicheleien oder den Anschein demütiger Unterordnung." Das ist aber wohl auch vorerst alles, was sie ihm an annähernd konkreten Ratschlägen mit auf den Weg gehen kann.


    Als die ohnehin nur relative Zweisamkeit der beiden Sklaven gestört wird, erstarrt Vulpes unmittelbar und zieht ihre Hand zurück. Umgehend verschließt sich ihre Mimik wieder und sie verfällt zurück in ihre Unnahbarkeit, die sie sonst auch zumeist an den Tag legte. Mit warnend leicht verengten Augenlidern blickt sie zu dem Sklaven auf und denkt gar nicht daran, sich auch nur einen Hauch von Schwäche oder gar Schuldbewusstsein anmerken zu lassen. In demonstrativer Gelassenheit bleibt sie sitzen und entgegnet dem Blonden: "Sprich nicht von Dingen, die du nicht verstehst, Sklave. Wir unterhielten uns über ein Gespräch, welches er lediglich rein zufällig mit angehört hatte." Hatte Vulpes sich zuvor noch recht freundlich und umgänglich gegeben, so spricht sie nun nicht nur mit finsterer Ruhe, sondern auch mit einem äußerst herablassenden Tonfall.

  • Na bitte, sie kannte niemand, der schon mal in besagter Kammer gewesen war. Aber offenbar hatte sie eine Heidenangst davor und gerade deshalb machte sie mich richtig neugierig. Nicht dass ich etwa danach strebte, in dieser Kammer zu landen. So verrückt war ich nun auch nicht. Aber vielleicht sollte ich mich mal bei Gelegenheit etwas besser in der Villa umsehen.... „Hast du eine Ahnung, wo sich diese Kammer befindet?“, frage ich nur so interessehalber. Wenn sie mir eine ungefähre Richtung nennen konnte, dann musste ich nicht zu lange suchen.


    Weitaus entspannter wurde sie dann wieder, als sie mir weitere Tipps gab, um Scato auf die eine oder andere Weise zu beeindrucken… und zwar so, dass er es auch wahrnahm. Das bedeutete, ich musste bereits im Voraus wissen, welche Wünsche er hatte, um ihm quasi diese Wünsche zu erfüllen zu können, sobald der sie äußerte. Uff, das war verdammt schwierig! Schließlich war ich ja kein Hellseher und außerdem kannte ich ihn dafür zu wenig, um seine Marotten zu kennen. Da hatte Lupus eindeutig einen Vorsprung. Und naja, das erwähnte Fingerspitzengefühl gehörte auch nicht unbedingt zu meinen Stärken.
    „Das… das ist gar nicht so einfach,“ meinte ich schließlich etwas nachdenklich und wirkte vielleicht auch ein wenig deprimiert, da ich erkennen musste, dass noch ein sehr langer Weg vor mir lag. Aber sie machte mir wieder Hoffnung und zwar ausgerechnet mit Sactos Charaktereigenschaften. Gerade darum, weil Scato eben war wie er war. Allerdings sah ich da schon das nächste Problem auf mich zu kommen. Es stand mir wie eine steinerne Festung im Weg – mein Stolz!
    „Du meinst, ich soll ihm in den Ar… Allerwertesten kriechen? Ihm Zucker ums Maul schmieren?“, fragte ich leicht aufbrausend, relativierte aber schnell wieder meine Stimmlage. Es kostete mich ja schon Überwindung, ihn 'Dominus' zu nennen! „Das… das kann ich nicht! Es ist schlimm genug, dass… nein Vulpes, das geht nicht!“ Ich schüttelte den Kopf, mein Inneres wehrte sich heftig, bei dieser Vorstellung.


    Als sich plötzlich diese hirnlose Muskelmasse vor unserem Tisch aufbaute und in einer ziemlich unverständlichen Sprache auf uns einsprach, konnte ich an Vulpes eine blitzschnelle Veränderung ihres Wesens erkennen. Aus der netten Füchsin, die mit der Zeit etwas redseliger geworden war, wurde vom einen auf den anderen Moment eine unnahbare gefährliche Viper, die nur darauf wartete, zubeißen zu können. Mal ganz unter uns, dieser Vulpes wollte ich auch nicht nachts begegnen! Tja, irgendwie hatte unser Freund hier was an den Ohren, denn er zeigte sich ziemlich unbeeindruckt.„Du bist doch eine, noch nicht gemerkt?“, entgegnete er dümmlich.
    Ähm ja, und wo war ich bei der ganzen Sache? Schließlich war ich ja eigentlich der Kerl am Tisch, da war es doch auch meine Pflicht, den anderen Kerl zu vertreiben, nicht ihre! Also erhob ich mich langsam und baute mich in all meiner muskulären Pracht vor dem Sprücheklopfer auf. „Hast du nicht gehört, Sklave? Zieh Leine und zwar schnell, bevor ich mich vergesse!“, sagte ich drohend. Ha, es machte wirklich Spaß, so herablassend zu sein! Mein Gegenüber hatte es aber offenbar auch Spaß bereitet, denn er grinste ziemlich blöd. „Ach nee, was willst du denn, kleines Würstchen?“ Würstchen? Hatte der mich gerade kleines Würstchen genannt? Ja, hatte er. Der Kerl spielte mit seinem Leben!

  • "Irgendwo hier in der Villa Flavia Felix", entgegnet Vulpes mit einem Schulterzucken. Sie ihrerseits verspürt keinerlei Bedürfnis, dieser Legende auch nur einen Schritt weit auf den Grund zu gehen. Die junge Frau schaudert kurz, schiebt das Unbehagen schließlich aber wieder beiseite und scherzt sogar gänzlich trocken: "Du musst es dir nur ordentlich mit dem Vilicus verscherzen, dann wirst du sie gewiss bald von innen besichtigen können."


    Sie seufzt verhalten und kann ihm auf seine Zwickmühle nur entgegnen: "Natürlich ist es nicht einfach. Sonst könnte es schließlich jeder an die Spitze der flavischen Sklaven schaffen." Wahrhaftig betrachtet Vulpes selbst dies als eine wahre Kunst an sich, in welche sie ein großes Maß an Überlegung hineinsteckt und sich nur von den erfolgreichsten unter den Sklaven etwas abschauen will.


    Doch für den Moment dominiert nun die Unterbrechung ihres Gesprächs durch jenen leichtsinnigen Sklaven, welcher in diesem Moment wohl meint sich mit den Falschen anlegen zu müssen. Vulpes selbst denkt gar nicht erst daran, sich von ihrem Platz zu erheben. Bei einer tätlichen Auseinandersetzung würde sie ohnehin den Kürzeren ziehen, da macht sie sich keine Illusionen. Ihr Konzept basiert vielmehr auf der demonstrativen Zurschaustellung von Überlegenheit und Selbstbewusstsein. "Du legst dich mit den Falschen an, Sklave." In Ermangelung der Kenntnis seines richtigen Namens, spricht sie ihn weiterhin so an. "Wie es aussieht, hast du gerade die Wahl zwischen einer kräftigen Abreibung, einer peinlichen Unterredung mit dem Sklaventreiber... oder aber wieder unbehelligt von hier abzuziehen und deiner Wege zu gehen." Sie eröffnet diese Optionen in äußerster Ruhe, durchaus Angus' eigene Drohung noch einmal bekräftigend und mit einbeziehend. Nichtsdestotrotz hofft Vulpes insgeheim, dass es zu der Abreibung nicht kommen möge. Abgesehen von dem Tumult können auch resultierende Verletzungen ungewünschte Aufmerksamkeit erregen und daran ist ihr nicht gelegen.

  • Naja, das war ja nun wirklich keine genauen Angaben. Bevor ich aber etwas dazu sagen konnte, geschah etwas sehr denkwürdiges! Vulpus machte einen Scherz, einen ziemlich trockenen sogar. So trocken, dass ich erst nicht wusste, was ich sagen sollte.
    „Mit dem Vilicus also, aha, gut dass ich´s weiß!“ gab ich ebenso trocken zurück und versuchte keinesfalls mein Gesicht zu einem grinsen zu verziehen.
    Diesen Vilicus allerdings hatte ich noch gar nicht zu Gesicht bekommen. Irgendwie waren wir uns bisher sehr erfolgreich aus dem Weg gegangen, was eigentlich schade war. Denn ich hätte schon gerne selbst mal herausgefunden, ob er wirklich so ein übler Kerl war, wie alle sagten. Ich war mir sicher, von Vulpes würde ich das Gleiche hören, wenn ich sie fragte. Und da ich wissen wollte, ob ich recht hatte, fragte ich sie einfach!
    „Ähm, dieser Vilicus muss ja wirklich ein widerlicher Kerl sein, wenn alle so einen riesen Schiss vor ihm haben, oder?“ Noch immer grinste ich nicht, obwohl ich die Geschichten, die man mir bisher über Sciurus erzählt hatte, nicht wirklich ernst genommen hatte.


    Etwas mehr Kopfzerbrechen bereitete mir jedoch ein ganz anderes Thema. Offernbar führte wohl kein Weg daran vorbei, nicht das Gesicht zu verlieren, um Scato Aufmerksamkeit zu gewinnen. Aber was sie sagte, war absolut einleuchtend, das musste ich zugeben.


    Bei dem Idioten, der es gewagt hatte, uns zu stören und hier gerade eben noch eine dicke Lippe riskiert hatte, war bei Vulpes‘ Erwähnung des Sklaventreibers regelrecht eingebrochen. Natürlich konnte ich es mir nicht verkneifen, nochmals ordentlich nachzutreten, schließlich hatte er mich kleines Würstchen genannt!
    „Wie es scheint, hat sich unser Freund hier für die dritte Variante entschieden. Schade eigentlich, ich hätte sicher meine helle Freude an ihm gehabt, mal ganz abgesehen von dem Sklaventreiber!“, meinte ich lachend aber mit einem anerkennenden Nicken zu Vulpes gerichtet. Jedoch vergas ich aber auch nicht den Sklaven. „Los, verzieh dich und lass dich ja nicht mehr blicken, Sklave!“ Als ob er darauf noch gewartet hätte, machte er sich schnell aus dem Staub ohne noch etwas zu sagen.
    Ich setzte mich wieder, aber im Grunde wusste ich selbst, dass ich bald wieder los musste.

  • Verhaltene Skepsis beschleicht die Sklavin, als Angus eine Konfrontation mit Sciurus anzudeuten scheint, und äußert sich in leicht verengenden Augenlidern und einer schiefen Kopfhaltung. Sie lässt eine kurze Pause verstreichen, ehe sie ihm auf seine Frage eine Antwort gibt. "Nicht widerlich... Mächtig. Unter den Sklaven dieses Haushalts ist sein Wort Gesetz. Sein Herr soll großes Vertrauen zu ihm haben, weshalb er viele kleinere Entscheidungen nach eigenem Ermessen treffen und so manche Abläufe selbst bestimmen kann. Daher haben die meisten Sklaven gelernt, ihm nicht zu widersprechen und seinen Anweisungen zu folgen." Sie spricht zwar nüchtern und sachlich, doch zwischendurch bildet sich in Vulpes' Miene ein kurzes, flüchtiges Lächeln. Nicht umsonst hat sie sich ausgerechnet diesen Sciurus als ein gewisses Vorbild erkoren. Die angehängte Mahnung wiederum unterlegt sie noch mit ernsten Nachdruck. "Wenn du dies nicht auf die leichte Art lernen willst, wirst du es auf eine sehr harte und schwere Art und Weise lernen. Es ist natürlich deine Entscheidung, jedoch fühle dich gewarnt."


    Dem 'Störenfried' sieht die Sklavin noch etwas nach. Die kurze Unterbrechung lässt sie nicht ohne die Sorge zurück, dass jener feige Sklave sie im Nachgang doch noch bei irgendjemanden anschwärzen könne. Entsprechend ernst sieht sie dann auch wieder zu Angus und runzelt nachdenklich die Stirn. "Das hätte übel ausgehen können... und das kann es noch." Mit diesen Worten räumt sie ihr Geschirr zusammen - den Becher und den Löffel auf die längst leere Schale. Dann sieht sie ihn noch einmal ruhig an, steht aber noch nicht auf. "Möge Fortuna mit dir sein, Angus."

  • Ich hatte mich also nicht getäuscht. Von Vulpes kamen ebenso ermahnende Worte, wie von all den anderen, die mit vom Vilicus der Flavier berichtet hatten. Manch anderer Sklave allerdings hatte mir regelrechte Mythen von dem gefährlichen Sciurus erzählt. Nur bei ihr klang alles relativ nüchtern und plausibel. Aber auch einen gewissen Grad an Bewunderung konnte ich heraushören. Ich hätte mich kein bisschen gewundert, wenn sie mir gesagt hätt, dass er ihr Vorbild war. Denn mal ganz ehrlich, was konnte es für jemanden wie Vulpes als erstrebenswertestes Ziel geben?


    „Dann scheint mir dieser Sciurus ein mächtiger Mann zu sein!“, resümierte ich nachdenklich. Dennoch sah ich ihn nicht, oder besser gesagt, noch nicht als eine Bedrohung an. Aber damit Vulpes sich keine Sorgen mehr machen musste, legte ich noch etwas nach. „Und ich werde am besten versuchen, ihm nicht unangenehm aufzufallen.“ Trotzdem hatte sie mich neugierig auf diesen Sklaven gemacht. Und irgendwann, das war eben absehbar, würde auch ich ihm zwangsläufig gegenüber stehen.


    Nur gut, dass der Störenfried noch rechtzeitig begriffen hatte, wann er aufhören musste. Ich war nicht erpicht darauf gewesen, hier im Speisesaal eine Schlägerei anzuzetteln, denn das wäre dem Vilicus ganz gewiss zu Ohren gekommen. Doch Vulpes, so übervorsichtig, wie sie nun mal war, erinnerte mich gleich daran, dass dieses Vorkommnis noch immer Kreise ziehen konnte, falls der Kerl doch noch irgendwo ein Wort darüber verlieren sollte. „In Zukunft werde ich meine Zunge im Zaun halten,“ versprach ich ihr mit einem Lächeln. Und meine rebellischen Ansichten würde ich nur in meinem Kopf weiterspinnen, ebenso die Gedanken, die mich ursprünglich zu diesem Tisch hergeführt hatten. Doch nun musste ich gehen, mit dem fahlen Nachgeschmack, dass ich mir bei Vulpes keine Hoffnungen zu machen brauchte. Eher würde ich mir noch die Zähne an ihr ausbeißen.
    „Danke, das wünsche ich dir auch,“ entgegnete ich ihr, diesmal etwas wehmütig lächelnd. Diese Fortuna und ihr Wohlwollen konnte ich auf jeden Fall gebrauchen!

  • Ruhig nickt die Sklavin als sie Angus' einsichtige Worte vernimmt. Zwar ist sie sich nicht ganz sicher, ob er sie nicht nur zu beruhigen sucht und stattdessen längst andere Pläne hegt, doch ihre Warnung hat er wohl vernommen und wird es sich zumindest gut überlegen. Damit erhebt Vulpes sich geschmeidig von ihrem Platz und nimmt das Geschirr auf, um es zur Küche zurückzubringen. Wenn sie durchweg auch sehr reserviert und distanziert erschienen ist, so hat sie aus dem Gespräch mit dem Britannier durchaus einige neue Impulse und Anregungen mitgenommen. Allein der Gedanke an ihren Wunsch zu Reisen, war bis zum heutigen Tage nahezu gänzlich abgelegt und fast schon vergessen gewesen. Erstmals hat er ihre Aufmerksamkeit wieder auf Dinge außerhalb der schieren Pflichterfüllung und kleinerer Intrigen und Ränkespiele gelenkt.


    "Danke. Wir werden uns gewiss bald wiedersehen." Damit nickt sie ihm noch einmal freundlich zu, begleitet von einem kleinen Lächeln, und wendet sich schließlich ab. Ruhig und gelassen beschreitet die Sklavin ihren Weg aus dem Speisesaal hinaus. Anschließend bringt sie das schmutzige Geschirr zwecks Reinigung und Einlagerung in die Küche zurück, bevor sie sich wieder auf den Weg macht in die Rufweite ihres Herrn zurückzukehren und ihm wiederum zur Verfügung zu stehen.

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