Während Haakon und Undorich den Dieb fröhlich durch die Gassen verfolgten, herrschte bei den Wägen nicht weniger Hektik. Wie der Alte befohlen hatte, blieb er mit gezücktem Schwert vor dem Schutzkreis stehen und achtete darauf, dass niemand sich hindurch drängte. Angesichts der Mauer aus germanischen Leibern, Schwertern und Spießen hatte daran aber sowieso keiner Interesse, selbst wenn die Schaulustigen immer mehr wurden. Sie hielten sogar so viel Abstand, dass Lucius es nach einiger Zeit sogar etwas langweilig wurde und er fast wünschte, dass es einen Dummen gab, den das Gold im Dreck so sehr anzog, dass er einen Durchbruch versuchte. Sein Vater hatte ihm eingebläut, wie man eine Linie hielt und bei der Miliz-Ausbildung hatte er auch gesehen, wie man sie ausrichtete! Er wäre also bestens gewappnet...
Allerdings bekam er keine Gelegenheit, denn als Haakon und einer der ungewaschenen Milizionäre aus einer Gasse kamen, stand er immer noch in seinem matschbespritzten Mantel vor den Männern und beobachtete, wie dahinter die Münzen gesammelt wurden. Deshalb erschrak er auch etwas, als plötzlich zwei Gestalten in seinen Augenwinkeln auftauchten, die offensichtlich den Sicherheitsabstand durchbrachen. Blitzschnell drehte er sich um und streckte das Schwert aus - um dann zu erkennen, wen er vor sich hatte.
"Wo kommt ihr denn her?"
fragte er feindselig. Haakon war ein Klient seines Vaters - aber er war auch ein gemeiner Germane, dem alles zuzutrauen war. Wenn er bemerkt hätte, dass der "Kommandant" der Eskorte fehlte, wäre der junge Petronier wohl davon ausgegangen, dass er sich ein paar Aurei geschnappt und das Weite gesucht hatte. Das war jetzt aber auszuschließen, denn danach wieder zurückzukehren war ziemlich irrational - hier in der Stadt würde man ihn sowieso nicht kennen und er konnte wahrscheinlich bequem untertauchen. Was also wollte er?