CSC| Clara

  • Der Besuch der direkt neben ihrem Cubiculum gelegenen, wohlgepflegten Bibliothek hatte Anaia in Hochstimmung versetzt, deshalb beschloss sie spontan, sich gleich noch bei ihrer Nachbarin zur Linken als neue Hausbewohnerin vorzustellen. Sergia Severa hatte ihr gesagt, die junge Frau heiße Duccia Clara und sei eine Freundin von ihr. Nun, das klang doch schon mal gut.
    Ob sie zu Hause war?


    *Klopf, klopf ..."

  • Heute Abend ist es nun soweit. Die Kutsche war voll beladen und ich machte die letzten Vorbereitungen für meine lange Reise. Severa hat mir keinen Brief gegeben und ich konnte nicht mehr länger warten. Zudem habe ich erfahren, dass ihrem Cousin etwas zugestoßen war. Also ging die Fahrt direkt nach Britannia.


    Ich wollte gerade eine kleine Pause machen und meine Medizin einnehmen, als es klopfte.


    "Herein ..."

  • Anaia öffnete die Tür und erfasste mit einem Blick die Situation: Ihre Zimmernachbarin war im Begriff, eine Reise anzutreten. Eine längere Reise, nicht nur einen kurzen Ausflug, darauf deuteten die Gepäckstücke hin. Wie schade.


    "Wie schade!", sagte sie und lächelte die junge Frau bedauernd an. "Nun wollte ich mit dir Bekanntschaft schließen, aber ich sehe, dass du nicht mehr lange hier sein wirst. Entschuldige, mein Name ist Anaia Koronis. Ich bin vor kurzem aus Ionien nach Rom gekommen und bewohne seit gestern das Cubiculum nebenan. Vielleicht hat Sergia Severa es schon erwähnt?"

  • Eine etwas blasse Frau betrat den Raum und plapperte munter vor sich hin. Wollte mit mir eine Bekanntschaft schließen....nun ja, leider zu spät, aber wie es sich gehört, begrüßte ich meine neue Nachbarin, die, dem Anschein nach keine Römerin war.


    "Oh... wie interessant! Salve, Anaia Koronis, bist du die neue Mieterin? Nein, Severa hat mir nichts erzählt, aber bitte nimm Platz und erzähl mir, wo liegt Ionien?"


    Meine freche Sklavin Tusca stellte sich sofort neben mir und brachte sich in Position, dabei starrte sie die Besucherin die ganze Zeit ununterbrochen an und vergaß dabei, mir meine Medizin zu geben. Mit der werde ich später noch ein Wörtchen reden, aber zuerst gab ich ihr einen leichten Klaps. Sofort bekam ich meine Medizin, die ich auch gleich ausgetrunken habe.


    "... Liebe Nachbarin, lass dich nicht von meiner Sklavin einschüchtern, sie war mal eine Kriegerin und denkt überall lauert die Gefahr. Aber, möchtest du auch etwas trinken, ich habe leider, wie du siehst, nicht viel Zeit, werde heute Abend nach Britannia aufbrechen, aber für einen Becher Honigwasser und eine kurze Unterhaltung sollte es reichen!" dabei lächelte ich die nette Frau freundlich an

  • "Wie nett von dir, danke! Ich will dich auch keinesfalls lange aufhalten."
    Anaia lächelte ihrer Nachbarin zu und nahm einen Schluck von dem kühlen, mit Honig gesüßten Wasser.


    "Du gehst nach Britannia, wirklich? Ist das deine Heimat? Dann bist du wahrscheinlich keltischer Herkunft? Wie schade, dass du fort musst, ich hätte dich gern so vieles gefragt. Von den keltischen Frauen und ihrem Kampfgeist habe ich schon viel gehört. Und Ionien ..., das ist die Küste von Asia mit ihren vorgelagerten Inseln."


    Sie warf einen Blick auf die Sklavin. "Meine Mutter war auch eine Sklavin, später eine Freigelassene. Unser Heimatort an der ionischen Küste hieß Anaia, genau wie ich. Es gibt einen alten Bericht, dass er von einer Amazone gegründet wurde. Auch sie hieß Anaia. Es gibt viele alte Geschichten von kämpferischen Frauen, die von den Männern sehr respektiert wurden, nicht wahr? Von Ionien bis nach Britannien … das sind viele Tausende von Meilen … und überall gibt es Spuren dieser mächtigen Frauen. Mein Vater war Historiker, er erzählte mir von einer keltischen Königin, sie hieß Boudicca … - aber, verzeih mir, ich komme zu leicht ins Plaudern, wenn es um so interessante Themen geht …"


    Entschlossen trank Anaia ihren Becher leer und erhob sich.

  • Ich dachte, ich höre nicht richtig und habe mich fast verschluckt, darauf folgte ein Hustenanfall, den ich nun mit Honigwasser bewältigte,


    "... Wie kommst du darauf, dass ich keltischer Herkunft bin? Ich bin eine gebürtige Römerin und in Britannia habe ich mein Anwesen, das ich von meinem Vater geerbt habe. Er war ein Beamter Römischer Verwaltung in Londinium ...", langsam habe ich mich beruhigt, "Da steht eine keltische Barbarin, von oben bis unten bemalt", dabei zeigte ich auf meine Sklavin, "Und Boudicca war eine gefährliche Aufständische, den Göttern sei Dank, dass sie damals besiegt wurde"


    Nun, musste ich eine Pause machen und die Spannung ließ langsam nach. Anaias Vortrag über kämpferischen Frauen von Ionien bis nach Britannien ließ ich ohne Kommentar über mich ergehen.


    "Im Herbst komme ich wieder zurück, dann können wir uns weiter unterhalten, wünsche dir eine schöne Zeit in Rom, Anaia, und vale bene!"

  • Oh, oh. Fettnäpfchen!
    Anaia wechselte einen kurzen Blick mit der keltischen Sklavin, konnte aber ihrem Gesichtsausdruck nichts entnehmen.
    Sie lächelte höflich.
    "Nun, dann verzeih mir bitte meinen Fehler, domina, und halte mir die Unwissenheit einer Peregrina zugute.
    Ich darf dir eine glückliche Reise wünschen - und dass du im Herbst gesund und wohlbehalten zurückkehrst."

    Nach einer leichten Verneigung verließ sie Duccia Claras Cubiculum und begab sich nach nebenan in ihren eigenen Raum, um über ihre Eindrücke nachzudenken.


    *

  • Nach einem Jahr bin ich nun wieder nach Rom zurückgekehrt. Es war eine schwierige und anstrengende Reise... Leider konnte ich Severas Brief an Plautus nicht übergeben, ich kam, wie es sich herausstellte, zu spät....


    Aber ansonsten war ich mit meiner Reise sehr zufrieden, habe in Britannia eine gute Zeit mit meinen Verwandten verbracht, meine Pferde bewundert und natürlich viel geritten!


    Nun, nachdem ich mich ganz gut von der Reise erholt habe, beschloß ich einen Spaziergang zu machen. Meine Sklavin Tuska wird mich begleiten, wie immer kampfbereit!

  • Tusca brachte mir einen Brief, den so eben abgegeben wurde.




    Ad


    Duccia Clara


    Casa Sergia - Via Nomentana,


    Roma,


    Italia


    _____


    Liebste Clara,


    habe mich sehr gefreut, von Dir zu hören. Ich bin wieder gesund, brauche aber auch eine Erholung und würde gerne Deine Einladung nach Brundisium annehmen.


    Komme aber etwas später, denn ich habe noch einiges zu Hause zu erledigen. Bin dann etwa in 10 - 14 Tagen bei Dir.


    Freue mich schon sehr, Dich zu sehen und wir haben uns viel zu erzählen.



    Vale bene,


    Stella



    ANTE DIEM VII KAL MAI DCCCLXX A.U.C. (25.4.2020/117 n.Chr.)



    Es war eine Nachricht von Furia Stella, auf die ich schon lange gewartet habe und meine Freude war sehr groß! Jetzt kann ich in Ruhe meine Sachen packen und auch viele Bücher mitnehmen. Aber ich wollte auch für meine keltische Sklavin Tusca noch einen Mantel kaufen, denn abends könnte es dort frisch werden. Und sie läuft ja halbnackt herum, diese sture Kriegerin!


    Und so bereitete ich mich für den Marktbesuch vor: "Tusca, nimm den Korb und Marsch!"

  • Da es im Korridor ziemlich dunkel war, konnte ich nicht gleich erkennen, wen Makitros da mitgebracht hat. Dann aber sah ich das strahlende Lächeln des Besuchers und wusste sofort, wer es war!


    "Randwig, bist du aber groß geworden! Das ist eine schöne Überraschung! Freue mich sehr, Dich zu sehen! Was machst Du denn hier in Roma? "

  • "Hailsa, werte Clara, ich freue mich auch sehr, Dich zu sehen." Vor lauter Aufregung wurde Randwig ganz rot im Gesicht. Clara ist noch schöner geworden, als er sie in Erinnerung hatte.


    "Ich bin mit meinem Vater geschäftlich in Roma und schon heute abend fahren wir wieder zurück nach Mogontiacum, aber wie ich sehe wolltest Du gerade ausgehen? "

    Die bunte Sklavin, vermutlich eine Piktin, starrte Randwig angriffslustig an. Vor ihr hatte er aber keine Angst, nur lächelte leicht und fragte -


    "Darf ich Dich,.... Euch, ein kleines Stück begleiten, liebe Clara?"

  • "Aber ja, natürlich kannst Du uns begleiten, wir gehen auf den Markt, um etwas blaue Farbe für meine diese Sklavin Tusca zu kaufen. Wir reisen morgen ab und die sture Keltin will ohne Farbe nicht mitkommen, obwohl sie ja muss! ... Aber ich möchte keinen Stress unterwegs haben und werde die Farbe für sie kaufen!", :rolleyes:


    Tusca hat alles mitangehört, aber nur die Hälfte verstanden und immer noch den Randwig böse angeguckt, "Tusca, jetzt reicht es aber! Das ist Randwig und er ist ein Freund!"... dabei schubste ich sie nach vorne.


    "Randwig, nun erzähl mir mal, was es so neues in Mogontiacum gibt und was Du da machst", und gemeinsam haben wir die Casa Sergia verlassen.

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