Gespräch mit dem designierten Konsul

  • Cornelius Palma schüttelte leicht den Kopf, als er den Eindruck gewann, dass der designierte Consul seine Äußerungen mißverstanden hatte. Also setzte er zu einer weiteren Erklärung seiner Pläne an, die er gegenüber dem Consul wohl früher oder später ohnehin noch vorgebracht hätte.


    "Keineswegs habe ich vor, das System der Patronage zu ersetzen und als blanke Vetternwirtschaft abzutun. Rom ist auf diesem Weg groß geworden, indem verdiente Männer vielversprechende Männer unter ihren Schutz genommen haben und ihnen den Weg nach vorne gewiesen haben. Daran gibt es nichts zu ändern. Was ich mit der Vetternwirtschaft meinte, waren undurchsichtige Entscheidungen, welchem Mann welcher Posten gewährt wird. Dass ein Patron seinen Klient empfieht, ist nachvollziehbar und jeder erwartet es. Wen ein Mann als seinen Klient annimmt, ist seine eigene Entscheidung. Doch wenn drei Patrone jeder einen Klienten für dasselbe Amt empfehlen, welcher von ihnen wird dann eingesetzt?"


    Cornelius Palma ließ diese Frage einen Augenblick im Raum stehen, bevor er sie selber beantwortete.


    "Die letztliche Entscheidung wird bei mir liegen oder bei den Beamten, an die ich sie delegiert habe, aber ich werde dafür Sorge tragen, dass solche Entscheidungen nach Möglichkeit nicht im Dunkeln ablaufen. Keine Audienzen, bei denen ein einzelner Mann zu mir kommt und im Zwiegespräch einen Posten für seinen Klienten aushandelt. Keine Geschenke an einen Beamten, mit denen sich jemand einen vorderen Platz auf einer Kandidatenliste sichert oder einen anderen Mann von dieser streichen lässt. Die Kanzlei muss die Initiative behalten, sie muss entscheiden, wann ein Amt neu zu besetzen ist und dann kann ich für diese Ämter um Vorschläge bitten. Nicht die kommen zu mir, die jemanden auf einen Posten setzen wollen, sondern ich lade diejenigen ein, die mir bei der Besetzung eines Amts helfen können. Und mit allen ihnen spreche ich, am besten gemeinsam, um eine Entscheidung zu fällen."


    Cornelius Palma schien sehr überzeugt von seinem Plan, auch wenn er ihn nur in sehr groben unds vagen Zügen vorstellte. Seine Augen leuchteten bei seinen Worten und seine Hände bewegten sich etwas lebhafter als sonst. Trotzdem sprach er ruhig und ohne erhobene Stimme, denn er hatte nicht das Gefühl, bei seinem Gegenüber durch Vehemenz in der Stimme zusätzlichen Eindruck erzeugen zu müssen.

  • Eine deutliche Ansage des Corneliers, die bei Livianus durchaus auf Wohlwollen traf. Doch ob es sich in der Realität dann tatsächlich so umsetzen lassen würde blieb abzuwarten. Hätte dieses System bereits jetzt schon gut funktioniert, wären wohl einige Posten und Ämter mehr besetzt, als sie es derzeit waren. Livianus hätte durchaus Interesse daran gehabt zu erfragen, wie viele Personen der neue Princeps bereits zu sich eingeladen hatte, die ihm bei einer Besetzung eines Amtes helfen konnten oder wie er Geschenkannahme und Korruption in der Administratio verhindern wollte, ohne dabei einen Spitzelstaat innerhalb seines Palastes zu erschaffen. Doch das war letztendlich das Problem des Corneliers und damit konnte und wollte sich der designierte Consul nicht beschäftigen, der in Zukunft wohl genug mit den Belangen des Senats zu tun bekam. Er nickte daher nur verständnisvoll.


    "Dieses Konzept gefällt mir. Es wäre höchst erfreulich wenn die Umsetzung reibungslos und zügig gelingt. Ich werde dies interessiert verfolgen."


    Livianus überlegte noch kurz, ob er ein weiteres Thema hatte, dass er mit dem Cornelier besprechen wollte, kam jedoch zu dem Entschluss, dass er vorerst alles angesprochen hatte. Um sich dennoch ein wenig mehr Bedenkzeit einzuräumen, entscheid er sich vorerst bei Palma nachzufragen.


    "Gibt es weitere Punkte von deiner Seite?"

  • "Ich hoffe doch, du wirst es nicht nur interessiert, sondern auch engagiert verfolgen und dich beteiligen, wenn man dich darum bittet!"


    Cornelius Palma lächelte fein, denn zweifellos hatte er nicht vor, den Consul in solchen Angelegenheiten gänzlich zu übergehen und auch ein Consular würde bei der einen oder anderen Sache sicher als Ansprechpartner gefragt sein. Aber das würde sich dann zu gegebener Zeit zeigen, und akut hatte Cornelius Palma keine weiteren Punkte zu besprechen.


    "Von meiner Seite ist das alles. Ich werde meinerseits verfolgen, wie deine Arbeit im Senat vorankommt. Wie gesagt, darfst du dir meiner Unterstützung bei der Aufarbeitung der Vergangenheit sicher sein. Mögen die Götter uns dabei beistehen."


    Damit war nun wohl endgültig die Verabschiedung eingeleitet, sofern der Decimer nicht noch ein weiteres Thema anschnitt.

  • "Ich danke dir."


    Nun wo die beiden Männer das Thema rund um Livianus bevorstehendes Consulat abgeschlossen hatten, war der Kopf des Decimer wieder frei für neue Gedanken. Gedanken die er bereits zum Teil ins Gespräch miteinfließen hatte lassen, die aber vorerst der Politik und den zukünftigen Plänen weichen mussten. Nun jedoch wollte er noch einmal auf Serapio zu sprechen kommen.


    "Ich möchte abschließend noch einmal auf meinen Sohn zurückkommen. Mir ist durchaus bewusst, dass er für dich vermutlich nach allen Geschehnissen nicht mehr für den Posten des Praefectus Praetorio in Frage kommt. Doch halte ich ihn nach wie vor für einen fähigen Offizier und talentierten jungen Mann, der mit seinem großen Erfahrungsschatz auch noch in Zukunft dem Reich gut dienen kann. Des Weiteren bin ich davon überzeugt, dass ihm eine neue Aufgabe und Herausforderung gut tun wird und nur von Vorteil für alle Seiten sein kann.


    Da wie bereits gesagt derzeit einige Posten vakant sind und du nach eigenen Angaben keinen Groll gegen ihn hegst, möchte ich dich gerade heraus fragen welche Möglichkeiten du siehst, ihn wieder in den Verwaltungsapparat zu integrieren. Ich habe mir bereits Gedanken gemacht und hätte einen Wechsel zu einer anderen Einheit vorgeschlagen. Etwa als Praefect der Vigiles oder einer Classis. Wenn du ihm natürlich vorerst kein Kommando anvertrauen möchtest, dann wäre auch eine Degradierung zum Tribunus der Cohortis Praetoriae verständlich. Doch das Kommando über eine andere Einheit, die natürlich nicht an die Verantwortung und das Ansehen eines Prätorianerpräfekten herankommt, würde auch der von mir bereits angedeuteten Rehabilitation gleich kommen und auch der Öffentlichkeit zeigen, dass du keinen Groll gegen meinen Sohn oder unsere Familie hegst."






    CIVIS
    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

  • Die plötzliche Kehrtwende zurück zu einem schon besprochenen Thema, wo doch eigentlich schon alles auf die Verabschiedung zulief, traf nicht unbedingt den Geschmack von Cornelius Palma. Eine entsprechende Bemerkung konnte er sich daher nicht verkneifen.


    "Für eine neuerliche Erörterung des Themas solltest du einen neuen Termin ausmachen, zu dem wir dann beide besser auf das Thema vorbereitet sind. Dein Sohn hat den Palast als freier Mann verlassen, weil ich kein Verbrechen gesehen habe, dessen man ihn anklagen sollte. Ich habe aber auch keine Taten gesehen oder Worte gehört, die mein Vertrauen in ihn stärken. Belehre mich eines besseren, wenn du der Ansicht bist, dass Rom nicht auf seine Dienste verzichten kann. Aber beginne nicht mit den offenen Posten, die einen Inhaber suchen. Es gibt tausende Männer, und jeder könnte mich überzeugen."

  • Livianus hatte schon Luft geholt, um zu einer Erwiderung anzusetzen, doch schließlich hielt er inne. Zu erwidern hätte es einiges gegeben, wie etwa die Art und Weise, wie Serapio den Palast verlassen hatte oder auch die erwähnte reichhaltigen Auswahl an Kandidaten, wo immer noch manch wichtiger Posten nach wie vor unbesetzt war. Doch er entschied sich für Zurückhaltung und nickte nur.


    "So soll es sein. Ich danke dir für deine Zeit, Cornelius."


    Mit diesen abschließenden kurzen Worten und einem Kopfnicken verabschiedete sich Livianus.

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