Atrium | Marcus Iulius Dives

  • Sie betraten das Atrium. Hier lief Quintus auch endlich einer der Haussklaven über den Weg, jene Haussklaven, welche er an der Porta schwerlich vermisst hatte...
    Sein Leibwächter hatte die Porta hinter den 2 jungen Männern geschlossen, Felix entließ ihn mit einem kurzen Wink in Richtung der Sklavenunterkünfte.


    Das Atrium musste auf den Iulier beeindruckend wirken, nur wenige Haushalte konnten ein derart prunkvoll gestaltetes Heim wie die Villa Clauda ihr Eigen nennen. Selbst die Villa der Flavier, so empfand es zumindest Quintus, konnte der der Gens Claudia nicht das Wasser reichen.


    Das Atrium hatte etwas von einer Mischung aus Tempel, Curie und Garten. Wohin man blickte, alles war mit bunt verziertem Marmor verkleidet. Die Wände strahlten in weiß, rot und blau,die großen marmornen Bodenplatten wurden immer wieder unterbrochen von einzelnen kleinen Mosaiken und im Zentrum des Raumes glitzerte das Wasser des Impluviums wegen der durch das große Loch in der Decke eindringenden, sich im Wasser brechenden Sonnenstrahlen. Große Säulen stützten die Decke am Rand des Raumes. 8 an der Zahl waren es zudem, angereiht rund um das Impluvium, welche von oben an abwärts von grünen Ranken verziert wurden, Pflanzen die durch das große freie Viereck über dem Becken an den Säulen herabwuchsen, die Atmosphäre des Raumes auflockerten und ihn, wie Felix fand, viel idyllischer wirken ließ.
    Am beeindruckendsten im Atrium waren jedoch ohne jeden Zweifel die vielen Ahnenmasken, die überall im Raum verteilt an den Wänden hingen, viele von ihnen Hunderte von Jahren alt. Nicht wenige unter ihnen waren Konsuln gewesen, besonders stolz war die Gens Claudia jedoch auf die paar Masken, deren Abbild einstige Kaiser des Reiches zeigte...


    Der Claudier bot dem Iulier einen Sitzplatz auf einer der an den Wänden stehenden Bänke an, blieb jedoch selber zwischen 2 der Säulen um das Impluvium stehen. Er schaute Iulius Dives an, Felix Miene ließ jedoch keinerlei Schlüsse darauf ziehen woran er gerade dachte.

  • Von der Porta der Villa kommend erreichte Dives hinter dem hübschen Patrizier das Atrium des claudischen Anwesens. Und in der Tat war jenes durchaus prächtig anzusehen, obgleich der Iulier, der ja selbst nur unweit dieses hohen Hauses in der Casa Iulia wohnte, durchaus gehört hatte, dass während des Bürgerkrieges die Praetorianer hier gewesen sein sollten. Andererseits, er versuchte sich zu erinnern, wie hatte es in der Villa Tiberia ausgesehen, als er diese vergleichsweise kurz nach dem Krieg besucht hatte? - Auch da konnte er sich so spontan nicht erinnern einen auch nur ansatzweise schlechten Eindruck bekommen zu haben, obgleich zugegebenermaßen mit seinem Freund Lepidus auch während des Krieges die Villa ständig bewohnt und dementsprechend offenkundig auch in Schuss gehalten worden war. Seit wann die Claudier wieder hier waren oder ob sie überhaupt je völlig ausgeflogen waren, entzog sich der divitischen Kenntnis.
    Die Ahnenmasken als solche bedachte der Decemvir lediglich mit einem oberflächlichen Blick, verband er doch mit den meisten jener Masken weit weniger als manch Claudier... logischerweise, denn er selbst gehörte ja der iulischen Gens an, nicht der claudischen. Dass irgendwo in der Menge auch ein Paar Masken stand, das die zwei beiden claudischen Kaiser - denn in der Tat waren ein Tiberius und ein 'Caligula' genannter Gaius ja der iulischen Gens zugehörig, während sie regierten, und folglich zweifellos iulische Kaiser - abbildete, entging ihm folglich. (Wobei wohl auch unklar war, wie er im Zweifelsfall auf das Antlitz des der Damnatio Memoriae verfallenen Nero reagiert hätte.)


    "Ich danke dir.", nahm Dives letztlich mit einem interessierten Lächeln das Angebot sich zu setzen an, während er hoffte, dass der Senator Claudius die Zeit für ein kleinen Gespräch mit ihm hätte oder gegebenenfalls schaffen könnte. Das hieß: Andererseits, sollte er jetzt nur einen späteren Termin beim Senator bekommen können, würde sich so natürlich auch die Möglichkeit ergeben, diesen Claudius Felix, der da so verführerisch unter den grünen Ranken zwischen den Säulen stand, unter ebendiesem Vorwand wiederzusehen. - Und was sollte der Iulier machen? Er war eben auch nur ein Mann, dessen Liebe ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf seinen jüngsten Brief in die Casa Decima Mercator geantwortet hatte und sich folglich noch nicht einmal sicher war, ob er überhaupt mit einer Antwort rechnen dürfte...

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  • Der Iulier nahm Platz, Felix musterte den Mann, dann wandte er sich an einen der herbeieilenden Sklaven.


    "Hole unserem Gast etwas zu trinken und lass nach meinem Großvater suchen, er hat Besuch mit einem Anliegen welches ihn interessieren dürfte."

    mit diesen knappen Instruktionen entließ er den Sklaven wieder und wandte sich Dives zu. Dass dieser Durst hatte nahm Quintus als selbstverständlich an.
    Dann entsann er sich an den Grund, weshalb sie nicht länger vor der Porta gesprochen hatten. Er sah dem jungen, blonden Mann in die Augen.


    "Die Nachricht vom Tod meines Großonkels ist tragisch. Wir hatten lange Zeit vermutet, dass er ums Leben gekommen ist, aber die fehlende Gewissheit ließ doch stets Raum zur Hoffnung."
    Felix holte kurz Luft.. "Auch wenn diese vor allem nun nach Kriegsende, da alle von Salinators Truppen Inhaftierten wieder auf freiem Fuß sind, äußerst klein geworden ist. Nichtsdestotrotz, woher weiß Du mit Sicherheit, dass er auch tatsächlich ums Leben gekommen ist?"

  • Überrascht zog Dives die Augenbrauen nach oben und nahm zur Kenntnis, dass man hier offenbar noch nicht über den Tod des Verwandten informiert war. Das war nun wiederum vor allem deshalb etwas schlecht, weil je nach Enge des Verhältnisses zwischen dem claudischen Senator und seinem Neffen die Gefahr bestand, dass er den Senator mit seinem Besuch in eine unangenehme, weil emotinale Situation brachte. Und dass dies letztlich auch den Decemvir selbst in eine schwierige und wenig wünschenswerte Lage versetzte, war wohl offensichtlich.


    "Dann lass dir gesagt sein, dass dein und euer aller Verlust mir Leid tut. Ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten zu überbringen.", erklärte er mit entschuldigendem Blick und überlegte einen kurzen Moment, wie er die zweite Frage wohl am besten beantwortete. Er könnte seinem Gegenüber hier schließlich schlecht sagen, dass der Fall eben einfach auf seinem Schreibtisch gelandet war und man folglich etwaige Fehler des römischen Beamtenapparates ausschließend schlichtweg davon ausgehen musste, dass der Claudius Victor genannte Patrizier tot war - wie auch immer er sein Leben verlor.
    "Nun, da ich genau genommen als Decemvir nur dem Praetor Urbanus assistiere in den diversen Erbschaftsangelegenheiten, kann ich dir leider nur sagen, dass mir dieser Fall zur Bearbeitung zugeteilt wurde. Da du selbst sagst, dass ihr euren Verwandten bereits vermisst und das Schlimmste befürchtet habt, gehe ich ganz ehrlich auch nicht davon aus, dass dem Praetor oder einem seiner Untergebenen hier ein Fehler unterlaufen ist, zumal mir bislang auch kein Fall bekannt wäre, in dem ein Decemvir auch in der Vergangenheit jemals falsche Informationen von Amtswegen bekam.", führte der Iulier aus. "So versichere ich dir, dass gerade bei solch ernsten Angelegenheiten stets sehr genau geprüft wird, bevor solch traurige Nachrichten hier überbracht werden.", versuchte er seinem Gegenüber behutsam klarzumachen. Dann fiel ihm noch ein:
    "Ich vermute, dass man deinen Verwandten unter anderem an seinem Siegelring identifiziert haben wird." Das lag schließlich irgendwie auf der Hand.

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  • Obwohl im Augenblick der Störung mehr an seinen Zahlen und Verträgen interessiert, horchte Menecrates auf, als ihm die Ankunft eines Decemvir stlitibus iudicandis gemeldet wurde. Dies bedeutete zumeist nichts Gutes, zumal die Kriegswirren noch nicht lange zurücklagen. Er seufzte. Nicht so sehr wegen der Störung, sondern vielmehr wegen der unausweichlichen Betrübnis, die sicherlich auf ihn zukommen würde. Seine Schritte ließen noch immer den gewohnten Schwung vermissen, als er ins Atrium trat. Er verharrte, fasste den Besucher ins Auge und sagte:


    "Der Tag begann erquicklich, ich hoffe dies ändert sich nicht allzu sehr." Fragend blickte Menecrates zu Felix, bevor er einige Schritte näher trat. Mit erneutem Blick auf den Besucher fügte er an: "Ich grüße dich..." Die Stimmhöhe am Ende der Begrüßung verriet, dass Menecrates gern einen Namen angefügt hätte.

  • Der Senator - es war wohl mit dessem gesamten Auftreten mehr als offenkundig, dass er es war - betrat das Atrium der Villa. Sogleich erhob sich der Iulier von seinem zuvor eingenommenen Platz.
    "Marcus Iulius Dives, amtierender Decemvir stlitibus iudicandis.", beantwortete er dann zunächst die implizierte Frage. "Es ist mir eine Ehre auch dich grüßen zu dürfen, Senator Claudius.", erwiederte er hernach respektvoll und senkte seinen Kopf für einen Augenblick ehrerbietend, bevor er den kleinen Hinweis hinzufügte: "Ich bin ein etwas entfernterer Cousin deines Klienten Iulius Antoninus, dem Praetorianercenturio." Jener war, so glaubte Dives schließlich, ja auch dem jungen Claudius Felix ein Begriff gewesen, sodass Dives an dieser Stelle wohl hoffte, dass der Hausherr ebendies indirekt noch einmal bekräftigen könnte und würde.
    "Vielleicht willst du dich kurz setzen? Ich fürchte, ich habe in der Tat wenig erquickliche Neuigkeiten einen deiner Neffen betreffend für dich.", kündigte der Decemvir im Anschluss daran mit bedauernder Mimik an und hoffte, dass nicht noch ein weiterer Neffe des Senators von den Mitgliedern seiner Gens vermisst wurde.

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  • Quintus hatte das Gefühl dass seine einfache Nachfrage ob denn nicht auch ein Fehler unterlaufen sein könnte bei dem Beamten einen wunden Punkt getroffen hatte. So tat er nun nichts anderes als knapp zu nicken während der Iulier zu erklären versuchte dass es offenbar unmöglich sei dass sich kaiserliche Beamte jemals irrten. Wie auch immer...


    Zu Felix' Verwunderung blieb ihm dann auch gar keine Zeit mehr um auf die Ausführungen des Decemvir einzugehen...kaum hatte der Iulier fertig gesprochen betrat schon Menecrates das Atrium.


    ..


    "Ich fürchte schon, Großvater." antwortete Quintus wahrheitsgemäß und ließ seinen Blick zwischen Dives und Menecrates umherwandern.
    "Decemvir Iulius Dives hat Nachrichten bezüglich des Verschwindens von Victor. Allerdings keine erfreulichen, am besten er sagt es Dir selbst."


    Felix musste sich bemühen ob der folgenden Bemerkung des Iuliers nicht zu schmunzeln. Dafür war das Thema über welches gesprochen wurde zu ernst. Nichtsdestotrotz, ein wenig unverblümt fand es Quintus doch, dass Dives seinem Großvater gerade in dessen eigenem Haus angeraten hatte sich zu setzen...

  • Centho, zurück von seiner kurzen Besorgung hörte Stimmen im Atrium und vernahm den Namen von Claudius Victor. Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. Offenbar gab es Nachricht von seinem Onkel. Er hatte bisher keine Ahnung wie es diesem in den wirren letzten Monaten ergangen war. Jedoch mochte er ihn sehr und so gesellte er sich zu der kleinen Gruppe im Atrium. Er nickte Felix und dem ihm bereits bekannten Iulier zu. Seinen Großvater grüßte er respektvoll, Guten Tag Großvater, ich hoffe du befindest dich wohl? Seine Sorge war echt, denn der Mann dort war nicht mehr der kraftstrotzende Mann den er vor mehr als einer Dekade im Zorn brüskierte und zurückließ.
    Er ließ sich auf einer Balustrade nieder und harrte einer Antwort seines Großvaters oder im höchstwahrscheinlichen Falle dessen üblicher Herablassung Kunde des Iuliers über Victor.
    Dabei fiel ihm auf, daß Felix sich über irgendetwas amüsierte,...nun wir würden sehen ob es dabei blieb.

  • Menecrates registrierte das höfliche Auftreten des Besuchers und dessen Vorstellung. Im Laufe des Lebens waren seine Erwartungen an vollendeten Umgang gestiegen und der alte Claudier scheute sich nicht, den einen oder anderen Besucher vor die Tür setzen zu lassen, wenn diese Erwartungen nicht erfüllt wurden. Mit einem angedeuteten Nicken gab er zu verstehen, dass er der Unterhaltung offen gegenüber stand, auch wenn er momentan noch nicht wusste, wohin sie führte. Der Besucher konnte sowohl in seiner Funktion als auch durch die Verknüpfung zu Antoninus hier sein. Der nächste Hinweis erfolgte prompt - es ging um einen Neffen Menecrates'.
    Felix präzisierte die Information; Victor also.


    Kurz zuvor hatte Centho das Atrium betreten und gegrüßt. Bevor sich Menecrates der Angelegenheit des Decemvirs widmete, grüßte er zurück. "Sei gegrüßt, und unverändert, Centho, unverändert." In der Kürze lag für Menecrates offensichtlich derzeit die Würze, Gruß und Antwort in einem.


    Zurück zum Grund seines Erscheinens im Atrium: Setzen würde er sich gewiss nicht, schließlich wohnte in ihm kein Mädchen. Und wenn er etwas sein ganzes Leben lang besonders gut konnte, dann war es das Zurückhalten bzw. Wegschließen von Gefühlen.
    "Ich stehe", sagte er daher knapp und sparte sich weiter auszuführen, dass er auch gewillt war, weiterhin stehenzubleiben.
    "Welcher Gestalt ist diese Neuigkeit?" Die Frage galt als Aufforderung für weitere Ausführungen. Eigene Gedanken schob der Claudier zur Seite.

  • Mit einer Mischung aus Wehmut und Mitleid sah er den alten stolzen Mann an. Natürlich weigerte er sich irgendwelche, wenn auch sicher gutgemeinte Ratschläge in seinem Haus anzunehmen. Die Art und weise in welcher er Centho begrüßte machte diesem klar, daß es kaum etwas gab, was die beiden wieder zusammenbringen konnte. Wobei sie im Grunde nie ein Herz und eine Seele waren. Seine sehnsucht nach Mona wuchs in solchen Augenblicken der Erkenntnis ins Unermessliche.
    Centho rief sich zur Ordnung, er war nun hier,...in Roma. Er plazierte sich wie beiläufig schräg hinter seinem Großvater,...für alle Fälle. Denn irgendetwas sagte ihm, daß der propere Iulier in einer weniger angenehmen Mission hier war.

  • In der Tat rechtfertigte der Iulier sich in dieser Situation auch ein wenig. Allerdings lag dies keineswegs daran, dass er befürchtete, dass sich hier unter Umständen tatsächlich jemand geirrt hatte. Vielmehr wurmte es ihn, dass er sich fest davon ausgehend, dass man über den nach den Akten bereits einige Zeit zurückliegenden Tod des Claudius Victor hier bereits informiert war, nicht noch einmal betreffs der eigentlichen Todesumstände erkundigt hatte. * (Andernfalls hätte Dives an dieser Stelle wohl auch zusätzlich argumentieren können, dass sich manch kaiserlicher Beamte durchaus in seltenen Fällen irren mochte, das Militär hingegen gerade in solchen Angelegenheiten aber ganz bestimmt nicht.)


    Sim-Off:

    * Ich kann und will euch schließlich nicht vorschreiben, wie euer Verwandter gestorben ist. ^^


    Auf die nickende Begrüßung des unverhofft schon wieder zurückgekehrten Claudius Centho - sehr weit war der wohl in der Zeit nicht gekommen - nickte auch der Decemvir mit oberflächlich freundlichem Lächeln zurück. Unterdessen entschied der Senator, dass er lieber stehen wollte, was Dives selbstredend so hinnahm. Mehr als diesen gut gemeinten Vorschlag konnte er hier schließlich kaum machen.
    "Ganz wie du meinst.", antwortete er also offen und war sich keines Fehltritts bewusst. (Schließlich hatte er dem Senator ja weder aktiv etwas angeraten noch direkt einen Platz angeboten. - Gerade letzteres wäre angesichts der Tatsache, dass dem Iulier diese Plätze nicht gehörten, wohl nämlich tatsächlich ein ziemlicher Fauxpas gewesen. So hingegen hatte er lediglich eine zuvorkommende Frage formuliert.)
    "Ich bin nun hier, weil ich vom Praetor Urbanus unter anderem mit dem Erbschaftsfall deines Neffen Claudius Victor betraut wurde. Denn - wie ich soeben erfuhr, hat euch diese Nachricht bislang noch nicht erreicht -: Lucius Claudius Victor... ist tot.", senkte der Decemvir seinen Blick. "Es tut mir Leid." Am meisten vermutlich das Faktum, dass er in dem Glauben des hier bereits vorhandenen Wissens herkommen war, statt sich diese Situation zugunsten eines unpersönlichen Briefes einfach zu ersparen. Doch wer hatte auch ahnen können, dass ein offenkundig reicher, patrizischer Haushalt derlei Infomationen über einen derart langen Zeitraum nicht irgendwie durch Klienten und/oder andere Kontakte bereits kannte?


    "Dennoch", begann er nach kurzer Stille, "muss ich von Amtswegen fragen: Da kein Testament deines Neffen gefunden wurde, bist du, ehrenwerter Senator Claudius, als nächster männlicher Agnat und damit also potenzieller Intestaterbe des Claudius Victor bereit, den weltlichen Nachlass deines vermutlich viel zu jung verstorbenen Neffen anzunehmen?", fragte Dives vorsichtig und fixierte dabei einen imaginären Punkt zwischen den Augen des Senators. Direkt in dessen Augen wollte er nämlich nicht sehen.

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  • Centhos Gesicht versteinerte. Victor tot? Sein Blick fiel auf Menecrates. Er wußte nicht so recht wie sein Großvater zu Victor stand. Für ihn selbst war Victor stets ein feundlicher Mann gewesen. Wie ein waremer Wind streifte die Erinnerung an ihn seine Seele. Es war eine sehrstarke Überwindung den Iulier nicht zu schütteln und ihn zu fragen wann und wo,...ob es ein Grab gab...Centho atmete tief ein und aus...wann würde Menecrates die Antworten fordern?

  • Menecrates bemühte sich, während der Antwort des Besuchers gefasst zu bleiben und so konnten die Anwesenden höchstens am längeren Ausatmen etwas von seiner Anspannung merken. Während er die Zeit des Kriegszugs noch einmal im Schnelldurchlauf geistig durchging, regte er sich nicht. Teile dieser Lebensphase lagen für ihn im Dunkeln, weil er teils sogar bettlägerig war und sich hier und da trotzdem auf sein Pferd schnallen ließ. Irgendwo in dieser Zeit hatte er den Kontakt zu Victor verloren. Schwach erinnerte er sich, dass er als gefallen galt, aber diese Tatsache konnte er bis zum heutigen Tag erfolgreich verdrängen. Dieser Zustand fand soeben jäh ein Ende.


    "Ja, der Feldzug hat uns allen viel abverlangt… und gekostet." Er sprach teils zu sich selbst, teils auch zu den Anwesenden. Sein Blick ging dabei in die Leere.
    Eine Bestattung stand ihnen also ins Haus. Viele, zu viele hatte der alte Claudier in seinem Leben bereits erlebt. Verwandte und Freunde, häufig sogar jüngere, waren lange vor ihm gegangen. Mars schien es gerade auf dem Feldzug zu gefallen, jüngere zu holen und ältere weiterhin zu fordern.


    Tja, funktionieren musste er wohl oder übel, dachte Menecrates bei sich und kam gedanklich in die Gegenwart zurück.


    "Für die Benachrichtigung sei bedankt", begann er. "Und um auf deine Frage zurückzukommen… das Erbe trete ich an." Ein Erbe ausschlagen, kam so etwas je vor? Menecrates sah keinen Grund, claudisches Vermögen an den Staat fallen zu lassen. Lieber beschenkte er - wie er es oft tat - junge Verwandte, die ihre ersten selbstständigen Schritte unternahmen.


    Menecrates atmete noch einmal durch. Der Zustand der Verdrängung lullte ihn auf angenehmste Weise ein, während ihn bittere Wahrheiten stets belasteten. Doch hier und heute stand er nicht alleine. Er wandte sich an seine Enkelsöhne:


    "Trefft gemeinsam alle erforderlichen Vorkehrungen für die Trauerfeier und unterrichtet mich dann."

  • Stumm und mit einem etwas beklemmten Gefühl stimmte Dives dem Senator nickend darin zu, dass der Feldzug, den der Iulier selbst in der Tat wohl eher als ausgewachsenen Krieg tituliert hätte, nicht billig gewesen war - für wohl niemanden. Und auch dem Decemvir selbst hatte er einiges abverlangt - gerade gegen Ende, wo er für ihn noch immer etwas unbegreiflich durch den aurelischen Senator Lupus im Prinzip grundlos gefangengesetzt worden war. Zweifellos zählte dies zu den dunkleren Kapiteln des bisherigen iulischen Lebens.
    "Ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten für dich, Senator.", erwiderte er anschließend auf den claudischen Dank für die Benachrichtigung. "Sei dir jedoch nicht nur meiner persönlichen Anteilnahme versichert, sondern auch jener deines Klienten Iulius Antoninus, meines Cousins, sowie der gesamten Gens Iulia, die sich dir und euch nach wie vor sehr verbunden fühlt.", versicherte er an dieser Stelle, was er dachte, dass auch sein Cousin Centho inhaltlich in etwa geäußert hätte. "Selbstverständlich werde ich folglich für einen möglichst zügigen Abschluss dieses Erbschaftsprozesses sorgen, auf dass du und deine übrige Familie", bezog er auch die anderen beiden Claudier mit ein, "euch nach einer angemessenen Zeit der Trauer wieder ganz und gar hoffnungsvoll der Zukunft zuwenden könnt. Denn niemand soll ewig klagen, dass ein ihm lieber Mensch gegangen ist. Nein, stattdessen sollte in ihm irgendwann das Gefühl überwiegen dankbar zu sein, einander gehabt zu haben.", wandelte er das Sprüchlein seiner decemvirischen Schreiben mit sanfter Stimme ein wenig ab und hoffte, dass es in dieser Version noch etwas besser geeignet wäre für einen gerade erst zu trauern beginnenden Mann.
    "Wenn meine Gens oder ich etwas für dich, Senator Claudius, und euch tun können, dann zögert nicht und lasst es mich wissen.", erklärte er letztlich, nachdem sich der Senator kurz darauf an seine beiden Verwandten gewandt hatte. Sollte er noch erwähnen, dass er hier tatsächlich aus einer Position heraus sprach, die in der iulischen Gens zuletzt Senator Iulius Centho innegehabt hatte? Dives entschied sich vorerst dagegen und wartete für den Moment lieber erst einmal ab, wie seine bisherigen Worte aufgenommen werden würden.

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  • Im Gegensatz zu Centhos' blieb Felix' Miene entspannt, als Dives die Nachricht kundtat. Er hatte sie schließlich schon vor einigen Minuten gehört. So beobachtete er nun wie sein Großvater mit der Botschaft umging, die Reaktion verwunderte ihn keineswegs....es war wie zu erwarten keine vorhanden. So wie sonst auch schien der alte Claudier über den Dingen zu stehen und zeigte keine erkennbare Regung, als er zu dem Iulier sprach. Felix bewunderte ihn einerseits dafür andererseits schreckte ihn die Ausdruckslosigkeit auch ab, wusste er doch, dass Victor Menecrates viel bedeutet hatte... Immerhin war er einer von seinen engsten Vertrauten während der Zeit in Germanien und zu Beginn des Feldzuges und nicht zuletzt auch sein ältester Neffe gewesen.
    Für einen Moment schlich sich die Vorstellung in Felix Kopf, dass Dives Menecrates soeben nicht vom Tod Victors, sondern von seinem eigenen Tod berichtet hätte... Würde der alte Claudier bei einem seiner Enkel genauso reagieren? Bevor Quintus sich allerdings groß den Kopf darüber zerbrechen konnte verwarf er den Gedanken lieber schnell wieder.


    Kaum wieder mit seiner Aufmerksamkeit beim Geschehen wurde Quintus auch schon angesprochen. Anstatt nach näheren Informationen wie der Anzahl der Gäste oder deren gesellschaftlichem Rang zu fragen hielt sich Felix vor dem iulischen Gast lieber erst einmal bedeckt.


    "Wie Du wünschst, Großvater."

    war daher das einzige, was er für den Augenblick dazu sagte. Währenddessen sprach Dives weiter zu dem Senator, bekundete wie üblich sein Beileid, obendrein das seiner ganzen Gens und erbot alle erdenkliche Hilfe für die Trauerzeit. Innerlich rollte Quintus mit den Augen, äußerlich merkte man ihm jedoch nichts an.

  • ALso doch, auf seine eigene Art zeigte der alte Claudier seinen Gram über den Verlust. Centho kam nicht umhin einen dicken Kloß seinen Hals herunter zu drücken. Nicht nur wegen Victor´s Verlust und der weiteren Kerbe in seines Großvaters Lebensbaum. Ihm wurde vielmehr bewußt, daß sich ein Generationenwechsel im Hause der Claudier anbahnte...Menecrates im Grunde schon seinen Austritt zelebrierte. Centhos Blick fiel auf Felix.
    In dessen Kopf schien es zu arbeiten...
    Auf die Worte des Großvaters hin nickte er ehrlichen Herzens traurig und entgegnete fast zeitgleich mit Felix;
    Selbstverständlich Großvater...

  • Menecrates, der gedanklich bereits bei der Verabschiedung angekommen war, schenkte dem Iulier noch einmal seine Aufmerksamkeit, als der sein Beileid bekundete. Die Ausführungen nahmen jedoch ungeahnte Ausmaße an. Zwischen die gut gewählten Worte des Trostes mischten sich Angebote und Aussagen privater Natur. Der alte Claudier staunte. Wirkte seine Gens oder er in besonderem Maße stützungsbedürftig? Diesen Eindruck wollte er gewiss nicht erwecken oder gar stützen. Vielleicht handelte es sich aber auch um Sympathiebekundungen ohne Hintergedanken, wie schon oft in der Vergangenheit, immer weder und trotz fehlenden Ermunterung.


    "Danke." Menecrates spezifizierte den Dank nicht, er fand das nicht wichtig. Er wollte sich lieber zurückziehen, um über das Gehörte nachdenken zu können. Einleitend winkte er einen Sklaven herbei und trug ihm auf: „Ein kleiner, aber feiner Imbiss für den Decemvir.“ Dann wandte er sich an seine Enkelsöhne. "Ich bin in meinem Arbeitszimmer, bleibt ihr doch an meiner Stelle hier." Die Höflichkeit gebot dies, aber der alte Claudier trachte immer häufiger danach, die kleinen oder auch größeren Pflichten an die neue Generation abzugeben.


    "Vale, Iulius Dives", grüßte Menecrates, bevor er sich umwandte und dem Ausgang entgegenschritt.

  • Offenbar kamen Dives' vergleichsweise spontan angepassten Worte nicht ganz schlecht an und der Senator bedankte sich. Inwieweit dies auch auf das in der Tat nur im Sinne des iulisch-claudischen Verhältnisses gut gemeinte Unterstützungsangebot zurückging, konnte der Decemvir nicht sicher feststellen. Nicht zuletzt nämlich registrierte er nicht, dass sein Gegenüber womöglich denken könnte, dass er selbst dachte, dass sein Gegenüber in irgendeiner Weise bedürftig wäre. Derlei Gedankenspiele spielte Dives tatsächlich kaum und beschränkte sich stattdessen zumeist auf die Abschätzung der sonstigen Gedanken und Überlegungen seiner Gesprächspartner. (Seltene Ausnahmen bestätigten selbstredend nur diese Regel.)


    "Vale bene, Senator Claudius.", verabschiedete der Iulier den Hausherrn sodann auch schon wieder mit einem höflichen Lächeln aus der Runde. Die Ankündigung sich ins Arbeitszimmer zu begeben ließ wohl darauf schließen, dass der Senator noch einiges zu tun hatte - keineswegs verwunderlich in seiner Position nicht nur als Senator Romas, sondern auch nächster Angehöriger eines unlängst Verstorbenen. Damit allerdings gab es auch für den Decemvir an dieser Stelle erst einmal nichts weiter zu tun. Er wartete noch ab, bis der Hausherr das Atrium verlassen hatte und er selbst einen Anstandshappen des kleinen aber feinen Imbisses zu sich hatte nehmen können, bevor er sich anschließend entschuldigend lächelnd an die beiden verbliebenen Claudier wandte:
    "Nun, ich fürchte, dass mich meine Amtspflichten so langsam aber sicher wieder zum Aufbruch drängen. Ich danke euch, stellvertretend für den Senator, für die Möglichkeit diesen so spontan sprechen zu können, sowie die Gastfreundschaft eures Hauses, die mir trotz der überbrachten wenig erfreulichen Nachricht zuteilwurde. Vielen Dank!", nickte Dives und machte eine kurze Zäsur. "Valete bene, Claudius Centho und Claudius... Felix.", reichte er abschließend selbstverständlich zunächst dem älteren der beiden Patrizier verabschiedend die Hand, bevor er nur einen winzigen Moment länger mit seiner Hand und einem lächelnden Blick beim jüngeren der beiden verharrte. Hernach ließ sich der Decemvir wieder aus dem prächtigen Anwesen führen und ging angekündigtermaßen wieder seiner sonstigen Amtswege...

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