Petronische Kneipenerkundung

  • Inzwischen war die mogontinische Gesandtschaft schon eine ganze Weile in Rom und wartete auf ihre Audienz beim Kaiser. Da sie aber nicht ständig bei irgendwelchen potentiellen Fürsprechern vorstellig werden konnten, hatten sie auch eine Menge freie Zeit, die Lucius und Armin nutzten, um das Nachtleben der ewigen Stadt kennen zu lernen.


    Heute hatten sie sich auf den etwas längeren Weg zu den Trajansmärkten gemacht und kehrten in der Taverna Apicia ein.
    "Netter Laden!"
    meinte Armin und betrachtete interessiert die Decke, woraufhin Lucius sich anschloss. Der "Laden" war tatsächlich ein bisschen stabiler und edler als die Kaschemme, die sie am Vortag kennen gelernt hatten. Da aber der Preis der Getränke nahezu direkt proportional zum Preis der Einrichtung war, ließ sich nur böses für die Rechnung erwarten.
    "Naja, schau'n wir mal, ob sie hier Bier haben."
    kommentierte er deshalb und ließ sich an einem der Tisch nieder, Armin gegenüber.


    "Zwei Bier!"
    rief er der Bedienung zu und wartete.


    Sim-Off:

    Wer mag, darf sich zu uns setzen ;)

  • Solange es sein Geldbeutel noch her gab sprach ja nichts dagegen, dass Scipio seiner liebsten Tätigkeit dieser Tage nachging und sich stundenlang in einer Taverne aufhielt und trank. Wie konnte man auch sonst den Problemen des Alltag entfliehen?
    Er saß also schon eine Weile in der Taverne, alleine, denn seine Sklaven hatte er angewiesen vor der Tür zu warten. Es konnte sich ja nur um Stunden handeln, das waren sie schließlich auch schon von ihm gewöhnt.
    Er hatte bereits seinen Appetit gestillt und trank noch an seinem Verdauungsweinchen, einem recht leichten Trunk, und beobachtete die Menschen in der Taverna. Eigentlich war er auf der Suche nach der ein oder anderen Dame, die es wert gewesen wäre sie anzusprechen, aber bis auf eine bucklige Alte und eine spitzmausgesichtige "Person" gab es nichts anderes weibliches hier zu finden, weshalb er wohl nicht mehr all zu lange bleiben würde.
    Gerade als er wieder einmal an seinem Wein nippte kam ein neuer Schwung Gäste in die Schankstube, der gleich am Nebentisch platz nahm. Zu allem Überfluss bestellten sie auch noch Bier. Bier. Und das hier in Rom. In der Provinz hätte er es verstanden, aber nicht hier. "Das ist jetzt aber nicht euer Ernst, oder?", beschwerte er sich daher ein wenig.

  • Gerade wendete Lucius sich wieder zu Armin, als er schwach von der Seite - oder genaugenommen von hinten - angeredet wurde. Erstaunt drehte er sich um - und staunte noch mehr: In Mogontiacum waren es normalerweise irgendwelche Penner und Tagelöhner, die nach zu viel Wein Streit in der Taverne suchten. Hier saß aber ein Typ, dessen protzige Aufmachung eher auf einen Reichen schließen ließ - wohl einen Streitsucher vom Typ "Caius"!


    Wieder einmal ärgerte der junge Petronier sich, dass das Waffentragen hier in Rom verboten war - er hatte wie Armin nur einen Dolch bei sich, außerdem hatte sein Sklave noch einen Schlagring dabei. Natürlich nur zum Schutz vor Straßenräubern auf dem Heimweg. Aber für diesen Schnösel, der dazu eigentlich viel zu alt aussah, um sich in Tavernen zu prügeln, würde es sicherlich reichen...
    "Hast du ein Problem damit oder was?"
    fragte er deshalb mit aggressivem Unterton zurück.

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Dass er ein wenig überreagiert hatte, das musste er sich schon eingestehen, denn der junge Mann, der sich angesprochen fühlte, wirkte sofort aggressiv. Ach ja, die Jugend. Hitzköpfig wie man sie gewohnt war. Er war ja selbst nicht anders gewesen. Und so ganz wehrlos wie das Jungchen dachte war er auch nicht. In dessen Alter hatte er sich noch regelmäßig im Faustkampf geübt und war gar nicht so schlecht gewesen. Zugegeben, er war stark außer Übung, aber er war sich fast sicher, dass man so etwas nicht verlernte. Aber er war ja eigentlich nicht auf eine Prügelei aus, denn das würde ihm den angenehmen Abend verderben.


    „Nein, habe ich nicht.“, gab er daher beschwichtigend zum Besten. „Es ist nur unüblich in Rom ein Getränk zu bestellen, das als Trunk der Barbaren gilt. Das lässt vermuten, dass ihr nicht von hier seid.“ Etwas mühsam erhob er sich schließlich und kam zu den beiden Männern herüber und setzte sich kurzerhand mit an ihren Tisch. „Setzt euch. Ich gebe euch einen aus. Seht es als Wiedergutmachung. Währenddessen könnte ihr mir ja erzählen woher ihr eigentlich kommt.“ Das war seine Art und Weise mit dieser Situation umzugehen. Bestellen würde er allerdings Würzwein.

  • Scheinbar hatte seine Drohgebärde den alten Mann, der so alt gar nicht war, eingeschüchtert - zumindest deutete der junge Petronier die Beschwichtigung als Schwanzeinziehen. Zwar beleidigte er noch immer sein Lieblingsgetränk, aber nachdem er sich setzte und sogar eine Runde schmiss, beschloss Lucius, dass ein Freigetränk gegenüber einer vagen Beleidigung, die bei genaueren Hinsehen dazu noch wahr war, höher zu bewerten war und hielt den Mund.


    Armin wirkte dagegen geradezu angetan, denn er begann sofort draufloszuplaudern:
    "Ja, wir sind aus Germania Superior, genaugenommen aus Mogontiacum. Da trinkt man das eigentlich ganz normal, würde ich sagen. Das ist mein Herr Lucius Petronius Crispus und ich bin Armin...ius, sein Diener. Wir sind mit einer Gesandtschaft aus Mogontiacum hier und-"
    Lucius schnitt seinem Sklaven das Wort ab - ihm war es ein bisschen leichtsinnig, einem wildfremden Menschen einfach alles über sich zu verraten - so hoch war ein Freigetränk dann ja doch wieder nicht zu bewerten!
    "Und wer bist du?"
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

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  • Sim-Off:

    Bitte entschuldige die lange Wartezeit... Soll nicht zur Gewohnheit werden.


    Scheinbar hatte er mit seiner übereilten Entscheidung genau das Richtige getan, denn zumindest einer der beiden jungen Männer schien sofort hellauf begeistert. Der Andere nicht, aber der wirkte ja auch eben schon so verkrampft und ernst. Er musste eindeutig mehr trinken, damit er einmal ein wenig entspannter wurde. Für die Atmosphäre wäre es wohl das Beste.
    Er erfuhr jedenfalls, dass die beiden tatsächlich nicht aus Rom stammten, sondern aus Germanien. "Mogontiacum also... Soll ne schöne Stadt sein.", meinte er zu Armin-ius, der wohl noch viel zu lernen hatte, ehe man ihn gänzlich als romanisiert bezeichnen konnte. Aber auch der Andere fiel noch zu sehr auf. Kaum jemand hier in Rom würde wohl mit einem Diener am selben Tisch sitzen wie mit einem Freund. Aber er wollte einmal darüber hinwegsehen.


    "Nero Aurelius Scipio, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.", stellte er sich schließlich vor. Mittlerweile wurde auch der Wein gebracht, den er bestellt hatte, und er legte selbst Hand an und verteilte die Becher. Er war ja gespannt wie der Petronier nun reagieren würde.
    "Bist du eigentlich immer so ernst?", fragte er ihn noch in der Hoffnung ihn vielleicht ein wenig freundlicher zu stimmen. Das der in seinen Augen so schlecht gelaunt war, das mochte ihm gar nicht gefallen.

  • Ihr Tischgenosse sah nicht unbedingt danach aus, als wäre er jemals in Mogontiacum oder auch nur jenseits der Alpen gewesen. Sein Kommentar wurde von Lucius also sofort fein säuberlich in der Schublade "Floskel" verbucht. Der Name war auch nicht unbedingt aufschlussreich - Aurelius war der Name einer Senatorenfamilie, wie er von seinem Vater wusste, aber wie ein Senator sah der Typ ihm gegenüber nicht gerade aus. Vielleicht war es ein Freigelassener oder jemand, der einfach nur zufällig auch "Aurelius" hieß. Und die Nachfrage war auch ziemlich irrational, denn einerseits war er nicht ernst, sondern misstrauisch, und andererseits war die Wahrscheinlichkeit doch ziemlich gering, dass jemand ständig gleich ernst war.
    "Nein, manchmal bin ich auch ausgelassen."
    antwortete er deshalb wahrheitsgemäß und dachte dabei spontan an den Moment der Erregung, als er Caius sein Schwert Pythagoras unter die Rippen gestoßen hatte.


    Zum Glück dachte Armin scheinbar nicht an das Gleiche, denn er lachte auf.
    "Immer zu den Iden, musst du wissen! Wie schade, dass das noch ein paar Tage hin is'!"
    Diesen Kommentar verstand Lucius nicht so recht, denn auch er war unlogisch und überhaupt klang es fast so, als würde sein Sklave sich über ihn lustig machen! Aber was wollte er machen? Armin war sein einziger Freund in dieser riesigen Stadt und es wäre höchst irrational gewesen, ihn sich zum Feind zu machen - selbst wenn er sein Herr war...
    Also machte er etwas, was er sich seit geraumer Zeit antrainiert hatte - er versuchte ein Lächeln zu simulieren. Dafür hatte er genau studiert, wie andere Leute reagierten, wenn sie einen Witz hörten - manche wieherten los wie ein wildgewordenes Pferd, was dem jungen Petronier ein bisschen übertrieben erschienen war. Ein Lächeln mit Zähnezeigen, Augen-Zusammenkneifen und stoßweisem Ausatmen wirkte dagegen etwas passender. Also ahmte er dies jetzt nach, um den souveränen Herren zu geben, der seinem Diener einen Scherz durchgehen ließ.


    Das Ergebnis war allerdings bescheiden: Es sah eher nach einer Mischung aus Verstopfung und Zähnefletschen aus, was Armin noch ein bisschen breiter grinsen ließ. Schließlich ließ Lucius seine Maskerade fallen und nahm lieber einen Schluck Wein. Eigentlich hatte er sich ja Bier gewünscht. Das Zusammentreffen war also nur bedingt lukrativ. Trotzdem musste er wohl ein bisschen Höflichkeit heucheln:
    "Der Wein hier - aus Italia?"
    fragte er deshalb.

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