[Vicus Apollinensis] Taberna Medica Alpina

  • Der Blick der fremden Frau schien Alpina förmlich zu durchbohren. Doch es war offensichtlich, dass sie an dieser Kundin gut verdienen konnte. Also begann sie aufzuzählen:
    "Da hätte ich einen Trank zur Förderung der Erektion und auch einen Balsam, der an entsprechender Stelle einmassiert werden muss." Sie stockte, doch ein Blick auf die rotblonde Schönheit verriet ihr, dass die Kundin ganz Ohr war. "Dann wäre da noch ein erotisierender Trunk zur Steigerung der Leidenschaft..."


    Nachdem ihr Gegenüber nickte und sie aufforderte, alle diese Mittelchen einzupacken, tat Alpina ihr den Gefallen. Sie packte alles in den Korb, den die Sklavin ihr auf den Tresen stellte und nannte den Preis für alles. Trotz der für Alpinas Verhältnisse hohen Summe, zuckte die Kundin nicht mit der Wimper, sondern schob ihren Börsenarmreif vom Unterarm, öffnete die Klappe auf der Innenseite und legte ihr die Münzen passend auf den Tisch. Alpina bedankte sich. Dann griff sie unter ihren Tresen und förderte ein kleines, beinernes Döschen hervor.
    "Darin ist eine spezielle Räuchermischung, die Weihrauch der Venus heißt. Du hast sicherlich Verwendung dafür, nicht wahr?"

  • Erfreut nickte Phryne. Die Kleine verstand ihr Geschäft. Nun war sie gepannt auf die Wirkung der magischen Rezepturen. Sie wollte alles sobald wie möglich ausprobieren.
    Vielen Dank, Alpina! Du wirst von mir hören, ob deine Mittelchen wirksam waren. Komm, Korone, wir gehen!

  • Zitat

    Original von Susina Alpina
    Alpina dachte kurz nach, dann antwortete sie:


    "Der Trank für deinen Patron kommt auf 4 Sesterze, die Erkältungsmischung nimm als Geschenk von mir. Möge sie dir gute Gesundheit in diesem Winter bescheren!"


    Der Duumvir streifte seinen Geldbeutel vom Arm und zählte die vier Münzen heraus. Dass man ihm die Erkältungsmischung schenkte, nahm er wohlwollend zur Kenntnis und schob es auf den "Amtsbonus", den er als Stadtoberhaupt immer mal wieder genoss.


    "Vielen Dank, ich hoffe, mein Patron findet damit einen ruhigen Schlaf!"


    antwortete er dann lächelnd und ging dann mit seiner Beute.

  • "Alpina, Besuch für dich!", kündigte Leonides das Erscheinen eines Gastes an. Überrascht sah Alpina von ihrer Arbeit auf. Sie erwartete niemanden. Als sie erkannte, dass es sich um Runa handelte, strahlte sie.


    "Oh, wie schön, dass Curio dir freigegeben hat! Komm herein! Ich bereite gerade noch eIne Wundheilsalbe zu. Wenn du möchtest, kannst du mir zusehen oder gleich helfen?"

  • Runa war dem freundlichen alten Mann gefolgt und stand nun in der Taberna Medica. Mit Offenem Mund und schaute sich um, all die Kräuter... Es lag ein wundervoller Duft in der Luft. Runa trat näher an Alpina heran. „Hej Alpina, ja ich wollte gern schon früher zu dir kommen, aber ich habe jetzt erst Zeit gefunden.“ Runa schaute erstaunt. „Ich darf dir wirklich helfen?“ fragte sie dann erstaunt aber auch freudig erregt. „Gern.“ So trat Runa noch einen Schritt näher, da fiel ihr Blick auf den Anhänger, den sie ja für Alpina mitgebracht hatte. „Ähm...“ sagte sie leicht verlegen. „..Also ich … ich habe dir etwas mitgebracht.“ sagte sie und reichte Alpina den Anhänger der an einem dünnen Lederband hing.

  • Ungläubig sah Alpina auf den Anhänger, den Duccia Silvana ihr mitgebracht hatte. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab, die sie über ihre einfache Tunika gezogen hatte. Erfürchtig nahm sie den Schmuckstein mit dem fremdartigen Zeichen in die Hand.


    "Vielen Dank, Duccia Silvana. Ich bin gerührt. Noch nie habe ich etwas Vergleichbares gesehen, geschweige denn geschenkt bekommen! Das ist aber ein schöner Stein! Du musst mir unbedingt erklären, was das für ein Zeichen ist und welche Bedeutung es hat. Es hat doch eine Bedeutung, nicht wahr?"


    Alpina war gerührt. Seit ihrer Ausstattung mit der raetischen Tracht, als sie vom Mädchen zur Frau geworden war, hatte sie keinen Schmuck mehr geschenkt bekommen. Damals hatte ihr die Großmutter die großen Flügelfibeln und den Gürtel mit den Bronzeplättchen geschenkt, die Teil der Tracht waren. Mit erwartungsvollem Blick wartete sie auf die Erklärung ihres Gastes.

  • Runas Züge entspannten sich und sie atmete sichtlich auf. Hätte ja auch gut sein können, das Alpina, auch wenn Runa sie nicht so einschätzte, ausgelacht hätte – Immerhin war ein nur ein einfacher Stein mit einer Rune.
    Was sie jedoch erstaunte, dass Alpin noch nie so was gesehen hatte. „Es ist eine der Runen, die meine Ahnen benutzen. Das hier ist die Naudhiz, die Schicksalsrune.“ sagte Runa. „Du weißt doch sicher, das Runen für uns Germanen eine sehr hohe Bedeutung haben.“ Natürlich würde sie das wissen, aber irgendwie musste sie ja einen Einstieg in das Thema finden. “Also diese Rune symbolisiert die Kräfte der drei Nornen und Widerstandskräfte. Man sagt Runen auch magische Kräfte zu und diese Rune hilft magische Willenskraft zu entwickeln und verstärkt diese, wenn sie eingesetzt wird. Wo Hass und Streit herrschen, kann sie das Bedürfnis und das Verlangen nach Freundschaft, Frieden und Ordnung entwickeln und stimulieren. Die Kraft dieser Rune kann unter anderem dazu zur Abwehr gegen magische und physische Attacken eingesetzt werden.“ erklärte Rune. „Und außerdem ist sie deine Namensrune. Sie wird dir helfen bei allem.“ Ja Runa war von der Kraft der Runen überzeugt, dass konnte man aus ihren Worten wohl entnehmen. “Soll ich sie dir umlegen?“ fragte sie schließlich.

  • Beeindruckt nickte Alpina und ließ sich den Runenstein umlegen. Als er auf ihrer Brust zu liegen kam, spürte sie förmlich die Kraft, die von ihm auszugehen schien. Sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Alles, was die junge Duccierin gesagt hatte, traf so auf sie zu: da war ihre Angst vor der Verfolgung durch die Schicksalsschwestern, die sie als Erinnyen bezeichnet hatte, denen Curio aber den Namen der Eumeniden verpassen wollte und natürlich das Thema Hass und Streit, das erst vor wenigen Tagen im Raum gestanden hatte, als Phryne so auf Alpina losgegangen war. Sie hatte der jungen Frau nicht vergessen, dass sie für Alpina Partei ergriffen hatte. Besonders aber beeindruckte sie, dass es ihre Namensrune war. Konnten das alles Zufälle sein? Sicher nicht!


    Nach einigem Schlucken, um den dicken Kloß loszuwerden, der sich in ihrer Kehle gebildet hatte, sagte sie.


    "Ich weiß, dass Runen eine große Bedeutung für die Germanen besitzen. Jedoch kenne ich sie nicht und verstehe auch leider die germanische Sprache noch schlecht. Ich hatte zu wenig Gelegenheit sie zu lernen. Dort wo ich herkomme, in Raetia, spricht man auch eine eigene Sprache und wir besitzen auch eine eigene Schrift, die dem Lateinischen nicht gleicht. Mein Name stammt aus dieser Sprache. Er bezeichnet die heiligen Berge, den Sitz unserer Stammesgötter. Wie ist das bei dir? Hast du auch einen germanischen Namen? Magst du ... äh... darfst du ihn mir nennen?"

  • „Nun dann können wir uns ja gegenseitig war lernen, du zeigst und erklärst mir die Kräuter und ich erzähle dir gern was über die Rune, auch wenn ich zugeben muss, dass mein Wissen darüber noch sehr Lückenhaft ist. Und wenn du möchtest kann ich dir auch die Sprache beibringen, also die meiner Ahnen.“ Sagte Runa mit einem Lächeln. „Runa – es bedeute so viel wie die die Zauberhafte, die Geheimnisvolle.“ Sagte sie schließlich. „Ich würde mich freuen, wenn du mich so nennen würdest.“
    Dann schaute Runa wieder auf den Tisch von Alpina. „Sag was machst du da gerade? Ich finde es ja faszinierend, wenn jemand so wie du die Kraft der Natur zu nutzen weiß. Das sind die Gaben der Götter und du kannst sie nutzen, also.. ich denke du bist von den Göttern mit dieser Gabe beschenkt worden.“ Runa machte eine kurze Pause bevor sie weiter sprach, aber Runa wusste dass das Thema eh angesprochen werden musste, warum also nicht gleich aus der Welt schaffen, bevor man das Thema umschiffte und einen Eiertanz deswegen veranstaltete.
    „Alpina – wegen dem Abend... also was diese Frau gesagt hat.“ fing Runa an. „Sie hat ja so Andeutung gemacht wegen dir und meinem Lehrer und ach du weißt schon. Was ich sagen wollte du musst dir keine Gedanken machen – also darüber was so eine Frau von dir denkt. Ich glaube nicht das es der zusteht ein Urteil über dich zu fällen und ...“ nun brach Runas Kampfgeist durch. „.. sie hat die Gastfreundschaft mit Füßen getreten als sie dich so behandelt hat, sollte sie das noch mal wagen....“ Runa brach hier ab, sie ließ an dieser Stelle offen, was dann kommen würde.

  • Alpina sah Runa lange an. Gerne hätte sie in ihr bereits eine Vertraute gesehen, der sie ihr Innerstes öffnen konnte. Doch Alpina war ein gebranntes Kind, sie entschied sich also für ein abgespeckte Version.


    "Danke Runa. Danke dafür, dass du mich gestern so mutig verteidigtest. Es ist nicht leicht für eine Peregrine und noch dazu alleinstehende Frau wie mich, nicht ständig verdächtigt zu werden. Das war mir bis zum vergangenen Abend nicht so sehr bewußt. Ich habe Curio in mein Haus aufgenommen, weil sein Bruder mich darum bat. Da wir uns vom Alter nicht sehr unterscheiden - ich habe gerade die 20 Sommer vollendet - war es klar, dass eine Frau wie Phryne in diesem Leben unter einem Dach sofort einen Skandal wittert. Ich kann dir aber versichern, dass Curio und ich nur gute Freunde sind. Er hat mir durch eine schwere Zeit geholfen..."


    Ohne weiter auf die Hintergründe dieser Hilfe einzugehen, versuchte Alpina den Schwenk zur Medizin.


    "Wie du sicher weisst, ist der Weg zwischen einem Heilmittel und einem Gift nicht weit. Ein Scrupulum zuviel und aus dem Beruhigungstrank wird ein Trank des Thanatos, wenn du verstehst, was ich meine. Aber glaube mir, ich bin keine Giftmischerin..." Wieder musste sie an ihre glimpflich ausgegangene Abtreibung denken. "Es ist Aufgabe der drei Nornen zu entscheiden, ob ein Leben beginnt oder endet", sagte sie kryptisch.
    "Ich würde mich aber sehr freuen, wenn ich von dir, im Gegenzug für die Vermittlung meiner bescheidenen Kenntnisse, ein wenig von der Sprache und Kultur deines Volkes lernen könnte. Im Augenblick stelle ich eine Wundheilsalbe her. Ich verwende dazu Ringelblumen und Kamille. Da allerdings die Wirkstoffe der Ringelblume fettlöslich, die der Kamille aber wasserlöslich sind, habe ich den Ölauszug der Ringelblume mit dem Teeaufguss der Kamille heißgemacht und mit Hilfe von Bienenwachs zu einer streichfähigen Masse vermengt. Die muss jetzt nur noch in diese Knochendöschen umgefüllt werden. Möchtest du mir dabei helfen?"

  • Runa hörte sich die Ausführungen der jungen Frau an, bevor sie ihr antwortete.
    „Alpina, du musst dich vor mir nicht rechtfertigen. Ich urteile nicht aufgrund von hören sagen und ich bilde mir immer ein eigenes Urteil. Und wenn du mir sagst, das Helvetius Curio nur bei dir lebt, dann würde ich niemals annehmen, dass dem nicht so ist. Das eine Frau wie Phryne sofort auf etwas anderes schließt, lässt doch nur Rückschlüsse auf ihre Gedankenwelt zu. Ich denke, dass sie hinter jedem Mann her ist, der sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringt.“ Runa machte ein kurze Pause. „Sie ist doch schließlich nur dadurch, das sie für einen reichen Mann die Beine breit gemacht hat zu ihrer Freiheit und ihrem vermeintlichen Reichtum gekommen. Ich denke sie such wieder nach einem reichen und oder einflussreichen Mann um sich weiter nach oben zu schlafen.“ Ja man konnte wohl deutlich an der Wortwahl und auch dem Ausdruck der Wort hören, das Runa für Phryne Verachtung empfand.
    „Aber nun genug von dieser Person. Ich helfe dir sehr gern. Die Salbe ist als dafür da das Wunden schneller heilen?“ fragte Runa und griff sich eine der kleinen Dosen um Alpina zu helfen. Gewissenhaft füllte Runa die Dosen zusammen mit Alpina. Nach einer Weile fragte sie schließlich. „Alpina? Meinst du.. also ich kenne hier ja noch so gut wie keinen.. meinst du .. wir könnten Freundinnen werden?“

  • Als Runa ihr die Freundschaft antrug, fiel Alpina ein dicker Felsbrocken vom Herzen. Sie hatte sich all die Zeit immer so sehr nach einer Freundin gesehnt. Deshalb lächelte sie offen und sagte:
    "Aber sicher, Runa! Das sind wir doch schon, oder nicht?" Einer plötzlichen Eingebung folgend, umarmte sie die neben ihr stehende Germanin herzlich.
    "Und nun, nimm einfach diesen Spatel und versuche die Döschen bis zum Rand zu füllen." Sie zeigte Runa, wie sie es machte.
    "Die Kamille hat entzündungshemmende und pflegende Wirkung, die Ringelblume hat zudem eine gute Wirkung, wenn es darum geht, hässlichen Narben vorzubeugen oder verhärtete Narben zu behandeln", erklärte Alpina weiter.


    Während die beiden Frauen also die Döschen befüllten, entschloss sich Alpina, ihre neue Freundin nach deren Familie zu befragen.
    "Runa, ich sehe immer nur dich und deinen Vater. Hast du keine Mutter mehr? Oder warum ist sie nicht bei euch?"

  • Runa erwiderte die Umarmung und drückte Alpina an sich.


    „Kamille ist entzündungshemmend und die Ringelblume ist für die Narben.“ wiederholte Rune und befüllt vorsichtig die kleine Dose.


    Kurz stockte Runa als ihre Freundin :) auf ihre Mutter zu sprechen kam.
    „Nun meine Mutter, sie lebt auf unserem Landgut.“ fing sie an zu berichten, aber Runa wusste das sie wohl weiter ausholen musste. „Meine Mutter ist Römerin und ich glaube das sie die Germanen eigentlich nicht mag. Aber da ihr Vater es nun mal bestimmt hat, dass sie einen solchen heiraten soll, hat sie sich dem gefügt. Sie hat ja auch immer versucht eine gute römische Tochter aus mir zu machen, sie findet es – nun ja nicht gut, dass ich mich so zu der Familie meines Vater hingezogen fühle.“ Runa schaute Alpina an. „Ich glaube Vater und Mutter haben sich sehr weit von einander entfernt, so sie sich denn überhaupt jemals nahe gestanden haben, sie respektieren einander, aber auch nicht mehr. Mutter war auch alles andere als froh, als sie von Vaters Entscheidung erfuhr mich hier her zu bringen, sie hatte immer die Vorstellung mich an einen gut situierten Römer zu verheiraten. Ich weiß nicht ob Vater nun, nachdem er sich entschlossen hat selbst auch für längere Zeit hier zu bleiben nachkommen lässt.“


    Runa befüllte eine Zeit lang still weiter die Salbe ab. „Weißt du Alpina, ich bewundere dich dafür was du tust und vor allem bist du unabhängig und frei, so frei wie ich es auch gern wäre.“
    Ja Runa hatte wirklich Hochachtung davor, denn Alpina konnte ihr Leben selbst bestimmen und bestreiten, sie hingen war ja fast konnte man sagen dazu verdammt das zu tun, was ihr Vater von ihr verlangte, sei es nun die Ausbildung oder später den Mann zu heiraten, den ihr Vater ihr aussuchte.
    Sie würde zeit ihres Lebens wohl immer in irgendeiner Art Abhängigkeit zu jemanden sein.

  • Zitat

    Weißt du Alpina, ich bewundere dich dafür was du tust und vor allem bist du unabhängig und frei, so frei wie ich es auch gern wäre.“


    Alpina zweifelte, ob Runa ahnte, was es bedeutete, "unabhängig und frei" zu sein. Es bedeutete für Alpina, von der Hand in den Mund zu leben und sich weder auf die Eltern noch einen Ehemann verlassen zu können. Doch sie konnte aus Runas Ausführung über ihre Famlienverhältnisse entnehmen, dass es der jungen Germanin nicht leicht fiel "zwischen den Stühlen" zu sitzen, denn wie alle Kinder liebte sie beide Elternteile. Alpina beschloss deshalb selbst aus dem Nähkästchen zu plaudern.


    "Ich glaube, ich kann nachfühlen, wie es dir geht. Mein Vater ist römischer Soldat." Sie zögerte "gewesen" zu sagen. "Meine Mutter war als Peregina nicht verheiratet mit ihm, er kam und ging, wie er wollte oder auch seine Einsätze es zuließen. Für meine ältere Schwester suchte er noch einen Mann aus, bei mir kam er nicht mehr dazu. Er sagte meiner Mutter, dass er nach Mogontiacum versetzt worden sei und verschwand aus unserem Leben. Als ich ihm mit meiner Mutter nachreiste, mussten wir feststellen, dass er hier nicht angekommen ist und auch von der Legion nicht erwartet wurde. Er scheint eine Ausrede benutzt zu haben, um meine Mutter zu verlassen. Als sie das realisiert hat, brach es ihr das Herz. Sie ist in die Heimat zurückgekehrt. Ich blieb hier, um herauszufinden, was mit ihm passiert ist - ohne Erfolg. Ich leide mit ihr, aber ich liebe auch meinen Vater... noch weigere ich mich, zu glauben, dass er ein schlechter Mensch ist."


    Mit einem Lächeln versuchte sie Runa Mut zu machen. "Wie ich deinen Vater kennengelernt habe, wird er sich die Entscheidung nicht leicht machen, den richtigen Mann für dich zu suchen. Und er scheint es nicht eilig damit zu haben. Jetzt wirst du erstmal Aeditua werden. Hast du schon eine Vorstelllung welcher Gottheit du deinen Dienst widmen willst? Ich persönlich habe mich zu Rosmerta hingezogen gefühlt . Sie erinnert mich sehr an unsere Stammesgöttin Raitia."

  • Runa nickte nur stumm, es tat ihr leid, dass Alpina ihren Vater nicht gefunden hatte.
    Dann musste sie lächeln.
    „Nein das wird er sicher nicht. Er hat es aber anders ausgedrückt. Nichts ist so schwer an den Man zu bringen wie eine Duccia.“ Runa konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. „Nein eilig hat er es zum Glück nicht und wenn er sich dann doch irgendwann entscheiden sollte, werde ich so wie eigentlich jede seiner Entscheidungen die mich betreffen akzeptieren.“
    Auf die Frage nach der Gottheit wusste Runa nicht so recht was sie antworten sollte. „Nun ich weiß es ehrlich gesagt noch gar nicht. Mein Vater hat mich ja mit seinen Plänen, dass ich Aeditua werden soll, überrascht. Ich bin mir noch nicht mal sicher ob ich mich mehr zu den römischen oder germanischen Gottheiten hingezogen fühle.“
    Ja Runa war hin und hergerissen, dass konnten man wohl nur all zu deutlich spüren. „Ich hoffe, dass ich im Laufe meiner Ausbildung Klarheit finden werde und auch das Helvetius Curio mir vielleicht helfen kann in dieser Frage.“
    Runa hatte die letzte der Dosen befüllt. „Fertig.“ sagte sie mit einem strahlenden Lächeln und reichte Alpina die Dose.
    „Hast du eigentlich Pläne was eine Familie betrifft?“ fragte Runa unbedraf, sie konnte ja nicht ahnen, dass Alpin in Sachen Beziehung und Liebe gerade eine unschöne Erfahrung gemacht hatte, auch kannte sie die Gerüchte nicht welche wohl in der Stadt kreisten.

  • Runas Frage, wie Alpina es mit der Familienplanung hielte, tat weh. Das konnte ihre Freundin jedoch nicht wissen. Doch da Alpina die Vertraulichkeit Runas mit Petronius Crispus auf Phrynes Feier nicht entgangen war, blieb sie vorsichtig. Sie wusste ja nicht, ob diese Vertraulichkeit auch für Marcellus galt oder nur für seinen Onkel.


    "Ich muss zugeben, dass ich auf der Suche nach dem richtigen Kandidaten bislang nicht sehr viel Glück hatte... nun ja, gut Ding will Weile haben, sagt man. Vielleicht findet er aber auch mich, nicht wahr? Wer weiß? Und wenn nicht... werde ich sicher nicht wie Phryne enden, die für Geld, wie du so schön sagtest, für jeden "die Beine breit macht"!"
    Alpina kicherte. Sie hob eines der Döschen, die Runa inzwischen befüllt hatte, hoch.
    "Sehr gut, meine "zauberhafte" Gehilfin. Dieses hier ist dein Lohn für die Arbeit. Wir machen wann anders weiter." Sie drückte ihr eines der Döschen in die Hand. "Und nun verrate mir noch, was auf ein baldiges Wiedersehen in deiner Sprache heißt!"

  • „Ich denke du wirst den richtigen schon finden.“ sagte die junge Duccierin. „Und ehrlich Alpina, da habe ich keine Sorge, also das du so wirst wie diese Person.“ schob Runa noch lächelnd in ihrer für sie typischen direkten Art und Weise hinter her.


    Runa nahm das kleine Geschenk oder wie Alpina es nannte, den Lohn für ihre „Arbeit“ entgegen. „Oh danke schön.“ Runas Wangen färbten sich leicht rötlich und sich kicherte. „Zauberhafte Gehilfin... ich helfe dir gern wieder. Bit tö'een anner mol.“
    Runa hatte erst jetzt gemerkt, dass die Zeit wie im Fluge vergangen war. Sie musste sich wirklich sputen um noch vor der Dunkelheit wieder in der Villa zu sein. Sie drückte Alpina also nochmal zum Abschied. „Ich hoffe das wir uns recht bald wiedersehen werden.“

  • Alpina erwiderte die Umarmung.
    "Ja, bitte, komm recht bald wieder! Ich freue mich schon. Bit tö'een anner mol", versuchte sich Alpina in der fremden Sprache. Es klang ungewohnt aus ihrem Mund.

  • Ein junger Bursch betrat die Taberna Medica und gab ein Schreiben ab.

    Ad Susina Alpina


    Liebe Alpina,


    ich freue mich mit dir gemeinsam Hagebutten zu sammeln, mein Vater hat mir – uns die Erlaubniss gegeben auf dem Anwesen diese zu sammeln, wenn du also Zeit hast, dann komm vorbei, ich werde dich erwarten.Ich freue mich darauf dich bald wieder zu sehen.


    Vale bene, Runa

  • Alpina und Runa betraten die Taberna Medica, um die Hagebutten zu verarbeiten. Auf der kleinen Kochstelle, die Alpina in ihrem Vorratsraum eingerichtet hatte, stand bereits ein Topf auf einem Dreifuß. Alpina reichte Runa ein Holzbrett und ein Messer.
    "Die Hagebutten müssen zunächst entkernt werden. Die Früchte enthalten haarige Samen, die furchtbar jucken, wenn man sie auf die Haut bekommt. Deshalb müssen wir sie herauslösen und dann später die Früchte auswaschen Man kann aus den Samen ein wunderbar pflegendes Hautöl machen. Doch das kann ich nicht selbst, dafür muss ich sie zu jemandem mit einer Ölmühle bringen."


    Sie zeigte Runa, wie man die Früchte entkernte. DIe Fruchtschalen sammelte sie in dem Topf auf dem Herd.
    "Die Früchte sind sehr nahrhaft, mit vielen guten Inhaltsstoffen. Das Mus, das wir herstellen, ist lang haltbar und im Winter eine hervorragende Quelle für die Vitalstoffe, die sonst nur in den grünen Gewächsen ist. Man kann es in Wasser oder Wein lösen oder Speisen damit zubereiten. Es wird auch gegen Gicht und Rheuma eingesetzt oder bei Erkältung eingenommen. Bei kranken und alten Menschen fördert es den Appetit."


    Das Entkernen war eine langwierige Arbeit, aber als sie endlich damit fertig waren, kam der interessante Teil. Alpina entfachte ein Feuer, stellte den Topf auf den Dreifuss, gab noch ein wenig Wasser dazu und ließ die Früchte aufkochen. Während das Mus einkochte, setze sie sich mit Runa auf zwei Hocker. Nun war Zeit in Ruhe ein paar Dinge zu erklären.
    "Ich möchte die weise Seherin aufsuchen, weil mich einige Fragen quälen, auf die ich bisher keine Antwort fand. Meine Hoffnung ist, von einer solchen weisen Frau mehr über mich und meine Bestimmung zu erfahren. Vor nicht allzulanger Zeit war ich selbstverschuldet sehr krank. Seither plagen mich arge Schlafstörungen und mein Leben geriet aus den Fugen. Außerdem nehme ich an, dass sie genaue Kenntnisse über Heilpflanzen hat. Ich würde gerne mehr über die hier im Norden verwendeten Heilmittel lernen. Vielleicht sogar ein wenig über deren magische Verwendung. Das könnte eventuell mein Problem lösen. Ich hätte dich gerne als Begleiterin und Übersetzerin gehabt, auch weil ich dir vertraue, wenn es um die Übersetzung eines heiklen Themas geht, aber ich bin sicher, dass dir dein Vater so eine gefährliche Reise niemals erlauben wird und das ist auch gut so. Du wirst eine wundervolle Aeditua, die ich dann für ein Opfer konsulieren werde, wenn ich zurück bin. Ich möchte im Frühjahr reisen, nachdem ich meinen Kräutergarten bestellt habe."

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