[Vicus Apollinensis] Taberna Medica Alpina

  • Auf dem Heimweg von ihrer erotischen Stippvisite bei Marcellus fiel Phryne ein, dass ihr Vorrat an getrockenen Granatapfelstücken zu Ende ging. Die gewissenhafte Meretrix benutzte diese Früchte zur Empfängnisverhütung. Ein Schwämmchen getränkt mit dem Sud der Granatäpfel vaginal eingeführt verhinderte, kombiniert mit Spülungen und Waschungen mit Essigwasser, zuverlässig eine Schwangerschaft.


    Mit Schwung betrat sie die Taberna Medica und erwartete nur wieder den mürrischen Alten vorzufinden. Doch, siehe da, die Inhaberin des Kräuterladens war zugegen. Auch wenn Phryne sie auf den ersten Blick kaum erkannt hätte. Sie hatte unschicklich kurzes Haar und ihre Haut war gebräunt. Irritiert zog Phryne die Augenbrauen hoch.


    So so, Susina Alpina ist von ihrem Bildungsurlaub zurück und gleich selbst zur Barbarin mutiert! Sieh an, haben die Ratten im freien Germanien an deinem Haar genagt?

  • Alpina sah von ihrer Arbeit auf als das Glöckchen über der Tür klingelte. Normalerweise freute sie sich über ihre Kunden. In diesem Fall war es anders. Phryne betrat die Taberna Medica. Sie stolzierte auf Alpina zu und spuckte sogleich wieder eine ihrer Nettigkeiten aus.


    Nun musste sich Alpina zusammennehmen. Sie atmete tief durch uns verengte die Augen zu bösen Schlitzen.
    "Salve, werte Phryne. Ich grüße dich. Womit kann ich dienen?", sagte sie pflichtbewußt und höflich.

  • Susina Alpina war wie so oft die Beherrschtheit in Person. Es war nicht leicht sie zu provozieren. Ganz anders als die junge Duccierin.
    Phryne lehnte sich auf den Tresen.


    Ich brauche Granatapfelstücke. Eine große Tüte voll davon.


    Sie taxierte Alpina. Irgenwie war sie fraulicher geworden. Ein wenig mehr Busen und die unter der Brust gegürtete Tunika ließen Phryne stutzig werden. Entweder hatte die Kräuterfrau zugelegt... aus Frust womöglich oder vom deftigen Essen in Germania libra gemästet oder... Phryne lächelte... oder sie war schwanger!

  • Alpina sah sehr wohl wie Phryne sie taxierte und ebenso das hinterhältige Lächeln auf ihrem Gesicht. Sollte sie doch denken, was sie wollte.
    Zu Phrynes Wunsch äußerte sie sich mit gepieltem Bedauern.


    "Es tut mir sehr leid, Phryne, aber mein Vorrat an Granatäpfeln ist zur Zeit erschöpft. Die neue Lieferung wird auch noch ein wenig auf sich warten lassen. Der Handel über die Alpen ist erst kürzlich wieder so richtig in Gang gekommen. Der Winter war lang. Du wirst dich also noch etwas gedulden müssen. Wofür waren die Granatapfelstücke denn gedacht? Vielleicht kann ich dir eine Alternative anbieten?"

  • Entsetzt starrte Phryne die Kräuterfrau an. Sie hatte keine Granatapfelstücke mehr? Ja, und nun?
    Dazu noch die indiskrete Frage, wozu sie die Granatäpfel bräuchte. Phryne wurde wütend.


    Nun, wenn das so ist. An der Alternative, mit der du versucht hast, eine Schwangerschaft zu verhindern, bin ich jedenfalls nicht interessiert. Ich werde wohl lieber mein Glück woanders versuchen. Es wird ja wohl noch mehr Kräuterhändler in dieser Stadt geben. Vale, Alpina.


    Mit hocherhobenem Haupt drehte sich Phryne um und verließ die Taberna Medica.

  • Schon war Phryne wieder verschwunden. Nicht ohne deutlich zu machen, dass sie ahnte, dass Alpina schwanger war. Nun gut. Was sollte sie mit dieser Information schon anfangen? Sie hatte keine Ahnung, wer der Vater war. Und Alpina war es inzwischen egal welche Gerüchte über sie kursierten. Bestimmt war die Gerüchteküche am Brodeln, schließlich lieferte Alpinas Abwesenheit und die Veränderung seit der Rückkehr genug Gesprächsstoff für die Klatschbasen der Nachbarschaft. Sollten sie doch reden! Ja, sie bekam ein Kind. Ja, es gab keinen Vater dazu. Ja, sie trug die Haare kurz und war nicht mehr so adelig blass wie die meisten Frauen von Stand. Aber sie war ja auch nicht von Stand. Sie war eine alleinstehende, berufstätige, schwangere Peregrina. Na und?

  • Nur eine Woche nach ihrem letzten Besuch in der Taberna Medica öffnete Phryne erneut die Tür des kleinen Ladens. Die Ladeninhaberin verpackte gerade eine Teemischung in eine Tüte und wog sie an einer Handwaage ab. Ihr Blick verriet, dass sie nicht begeistert war, Phryne zu sehen.


    Salve, Susina Alpina. Ich komme erneut wegen der Granatapfelstücke. Du hast nicht zufällig noch welche im Lager gefunden, oder? Sonst muss ich über Alternativen nachdenken. Du hast da etwas angedeutet. Was wäre das denn?

  • Und ob man Alpinas Blick ansehen konnte, dass sie nicht gut auf Phryne zu sprechen war. Doch ganz Geschäftsfrau nötigte sich Alpina eine freundliche Begrüßung ab. Als sie dann feststellen musste, dass Phryne offenbar in der gesamten Stadt keine Granatapfelstücke bekommen hatte, grinste sie innerlich. Nun, siehe da, und so findest du dich wieder bei mir ein, dachte Alpina zynisch. Gegenüber der Kundin blieb sie allerdings freundlich.


    "Es tut mir leid, Phryne, ich habe keine Granatapfelstücke gefunden. Aber es gibt durchaus Alternativen, wie ich schon gesagt habe. Wenn ich dich richtig verstehe, möchtest du einer Schwangerschaft vorbeugen, nicht wahr?"
    Da Alpina die Antwort kannte, sprach sie gleich weiter.
    "Du könntest Myrrhe und Weihrauch pulverisieren, mit Essig vermischen und ein Schwämmchen damit tränken. Vor dem Muttermund plaziert soll es durchaus einen wirksamen Effekt haben. Soviel ich weiß, benutzen viele Lupae diese Mischung. Andere professionelle Liebesdienerinnen schwören auf Vaginalspülungen mit alaun, kupfer- oder eisenhaltigen Flüssigkeiten. Aber da kenne ich mich nicht aus, dies hier ist eine Taberna Medica. Ich habe mich auf Heilpflanzen spezialisiert. Weihrauch und Myrrhe hätte ich allerdings hier. Möchtest du etwas davon haben?"

  • Phryne ärgerte sich über die deutlichen Anspielungen der Kräuterfrau, die sie in einen Topf mit einer gemeinen Lupa warfen.


    Ja, ich möchte einer Schwangerschaft vorbeugen, denn wenn man keine Vorkehrungen trifft, ergeht es einem wie dir, liebe Alpina. Dann wird man ledig schwanger und muss sehen wie man mit der Schande zurechtkommt. Wer ist denn der Vater des Kindes? Der verstockte kleine Aedituus des Apollo Grannus?


    Sie lachte anzüglich auf.


    Natürlich, wer sonst? War ja nicht anders zu erwarten, wenn zwei junge Leute wie ihr unter einem Dach zusammenleben. Da ergeben sich sicher ein paar schöne zweisame Momente. Das könnte allerdings ein kleines Karrierehindernis sein für den angehenden Priester. Da hättest du mal lieber die Mischung aus Weihrauch, Myrrhe und Essig benutzt.


    Mit einem bösen Grinsen zog Phryne die Augenbrauen hoch.


    Da ich aber momentan keine andere Wahl habe, nehme ich dein Angebot an. Wieviel davon muss ich denn nehmen, wie setzt sich die Mischung zusammen?

  • Postwendend kam die Retourkutsche von Phryne. Alpina biss sich auf die Lippen. Sie war der Schlange noch immer nicht gewachsen. Phryne sprühte mal wieder ihr Gift und Alpina musste aufpassen, was sie antwortete, um ja keinen Fehler zu machen.
    "Nein, Phryne, es ist nicht das Kind des Magister Vici Tullus Helvetius Curio, falls du das vermutet hattest. Es ist ein Kind der Götter. Sie haben es mir geschenkt und mir einen Adonis als Überbringer geschickt, der dich vor Nied erblassen ließe. Und darüber kannst du dir das Maul zerreißen wie du willst, Phryne."


    Alpina hatte sich in Rage geredet. Sie atmete tief durch.
    "Wollen wir zum Geschäftlichen kommen? Je ein Scrupulum von den Weihrauch und Myrrhetränen im Mörser zerreiben und mit zwei Löffeln Essig vermischen. Dann ein Schwämmchen oder einen Wollbausch damit tränken. Die weitere Vorgehensweise kennst du ja bereits. Ich würde also empfehlen, die benötigte Menge nach deiner üblichen Kopulationsfrequenz selbst festzulegen..."

  • Phryne grinste höhnisch. Klar, ein Kind der Götter! Das war eine beliebte Ausrede für einen Bastard. Phryne war überzeugt davon, dass der junge Helvetier der Vater war und die Kräuterfrau es nur nicht zugeben wollte. Aber sie würde schon dafür sorgen, dass das Gerücht die Runde machte.


    Na, dann wünsche ich dir viel Spaß mit deinem Götterkind. Wann entspringt es denn deinem Leib, in voller Rüstung und göttlichem Glanz? Wie auch immer, ich nehme je eine Unze voll Weihrauch und Myrrhe. Was bekommst du?

  • Dass Phryne Alpinas Bemerkung ins Lächerliche zog, war abzusehen gewesen. Sie selbst wusste aber, aber dass es so falsch nicht wahr, doch eine Lupa wie Phryne würde das ohnehin nicht verstehen. Alpina machte sich also daran aus einem Kästchen die aromatisch duftenden Harztränen der Myrrhe und des Weihrauchs zu entnehmen und mit der Handwaage abzuwiegen. Sie füllte beides in eine Tüte, die sie aus einem gebrauchten Papyrus gefaltet hatte. Auf Phrynes Frage nach dem Geburtszeitpunkt ging Alpina gar nicht ein. Sie nannte stattdessen den Preis für die Harztränen.


    "Das macht 9 Sesterze, Phryne. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag. Vale bene"


    Mit einem aufgesetzten Lächeln drückte Alpina Phryne die Tüte in die Hand und bevor die bissige Bewohnerin der Casa Acilia noch etwas erwidern konnte, verschwand Alpina im Durchgang zur Casa Atia.

  • Runa wollte nach dem Unterricht noch zu ihrer Freundin. Mit einem Strahlenden Lächeln auf dem Gesicht betrat sie also die Taberna Medica. Das Lächeln gefror ihr auf dem Gesicht als sie genau die Frau erblickte, die sie zu treffen vermeiden suchte. Doch so wie es ihr ihre Familie eingetrichtert hatte, beachtete sie diese Person einfach überhaupt nicht, sondern schritt hoch erhobenen Hauptes an ihr vorbei. 'Sie ist unwichtig.' hatte ihr Vater gesagt. 'Niemand von Bedeutung.' hatte Witjon gemeint. Ja und genau das war Runa in Fleisch und Blut übergegangen. Ein Nichts, ein Niemand. Sie war es nicht wert beachtet zu werden. So trat sie also an den Tresen heran und rief. „Alpina bist du da?“

  • Salve, Duccia Silvana.


    Phryne ließ sich nicht so einfach übergehen. Nachdem die Ladeninhaberin in die Tiefe der Casa verschwunden war, konnte sie die Gelegenheit nutzen, die Duccierin in ein Gespräch zu verwickeln.


    Sag, ist der junge Helvetier noch dein Lehrer und dein Vater sein Patron? Da dürfte es deinen Vater doch interessieren, dass die Besitzerin dieser Taberna Medica ganz offensichtlich schwanger ist, oder nicht? Vermutlich weiß er noch gar nicht, dass sich sein Klient nicht beherrschen konnte? Naja, wer wird es dem Junge verdenken... Unter einem Dach mit einer jungen Frau, die ganz offensichtlich nicht wählerisch ist und jeden ranlässt, der nicht angewidert die Flucht ergreift... da kann man schon mal Prinzipien und Karrierepläne vergessen, nicht wahr?

  • Runa starrte auf den Tresen. Sie musste sich wirklich zusammenreißen. Am liebsten hätte sie dieser Person wohl den Kopf abgerissen. Aber als sie hörte was die sich da zurecht spann, wäre sie fast in schallendes Gelächter ausgebrochen.
    So drehte sie sich nun also doch zu Phryne um und hatte ein freundliches Gesicht aufgesetzt.
    „Salve. Ja er ist der Klient meines Vaters und mein Lehrer. Mein Vater wäre sicher daran interessiert was du zu sagen hättest, wenn deine Wort Gewicht hätte. Aber liebste Phryne, in unserer Familie weiß wohl inzwischen jeder was eine Information von dir wert ist. Ich glaube also kaum, dass es meinen Vater sonderlich interessieren wird, was du zu sagen hast. Natürlich kannst du dies gern versuchen. Dennoch würde ich dir davon abraten. Dein Ansehen ist schon nicht das Beste und wenn du es dir mit den Ducciern nicht gänzlich verscherzen willst, solltest du nur Informationen an sie herantragen, wenn du dir sicher sein kannst, das es ein Kind des Helvetiers ist. Solltest du aber nur Mutmaßungen anstellen, so kann ich dir nur raten, diese für dich zu behalten, denn wenn jenes Gerücht nun die Runde macht, dann weiß ich ja wo es herkommt und dass werde ich dann meiner Familie sicherlich nicht verschweigen.“
    Runa war gereift in den letzten Monaten, so schnell konnte diese Lupa sie nicht mehr aus der Ruhe bringen.

  • Alpina hörte Runa ihren Namen aus der Taberna Medica. Sie machte kehrt. Als sie den Verkaufsraum betrat, bekam sie noch den Rest von Runas Antwort mit. Die Schlange Phryne musste ihre Vermutungen über die Vaterschaft Curios gleich der jungen Duccierin zum Besten gegeben haben.


    "Salve Duccia Silvana", begrüßte sie Runa förmlich. Sicher war sicher.
    Zu Phryne gewandt sagte sie: "Ich dachte, wir wären soweit fertig, Phryne. Wenn ich nichts weiter für dich tun kann, darf ich mich nun wohl meiner neuen Kundin widmen."


    Ihr stechender Blick sollte Phryne zu verstehen geben, dass sie unerwünscht war.

  • „Salve Alpina.“ grüße auch Runa ungewohnt distanziert. „Ist die Salbe für Albin fertig?“ Runa log ohne mit der Wimper zu zucken. Schließlich musste sie ja eine plausible Begründung dafür abliefern warum sie hier ist. Sie hoffte, das diese Lupa sich nun trollte und ihre und die Nerven von Alpina nicht weiter unnötig strapazierte. Und außerdem war Runas schauspielerisches Talent für heute eigentlich schon gänzlich erschöpft, schließlich hatte sie wieder den ganzen Tag so tun müssen, als wäre Curio „nur“ ihr Lehrer. Zumindest spielte sie ihre Rolle gut, denn bisher schöpfte keiner auch nur den leistend Verdacht.

  • Da hatten sich ja zwei gefunden. Die junge Duccierin und die Kräuterfrau. Die blonde Germanin spielte auf das angespannte Verhältnis Phrynes zu den Ducciern an. Nun gut, es würde sich schon eine Gelegenheit ergeben, ein wenig zu intrigieren. Jetzt aber hatte Phryne wichtigeres zu tun, als sich weiter mit diesen Zicken abzugeben.


    Pass mal lieber auf, Duccia Silvana, dass du nicht auch schnell so ein Kind von den Göttern angehängt bekommst wie Susina Alpina. Das würde deinen Karriereplänen und dem Ruf deiner Familie sicherlich nicht gut tun. Valete.

    Mit hoch erhobenem Haupt und gemessenen Schrittes verließ Phyne den Laden.

  • Alpina atmete durch. Phryne war weg. Mit sichtbarer Erleichterung lächelte sie Runa an.
    "Die wären wir los. Es ist einfach unglaublich. Sie nutzt jede Gelegenheit sich unbeliebt zu machen. Nur gut, dass du weißt, wer der Vater des Kindes ist, sonst hätte Phryne mit ihrer Äußerung womöglich Zwietracht zwischen uns gesät. Stell dir vor, ich hätte dich nicht eingeweiht...dann würdest du Curio und mich vielleicht wirklich verdächtigen."


    Sie kam hinter dem Tresen hervor und umarmte die Freundin erst einmal herzlich.
    "Ich bin so froh, dass ich es dir sagen konnte... durfte... und das so nichts mehr zwischen uns steht. Schön, dass du da bist."

  • Auch Runa entspannte sich sichtlich, als diese Lupa den Laden verließ. Nun tauchte auch wieder das strahlende ehrliche Lächeln auf ihrem Gesicht auf.
    Sie umarmte ihre Freundin und nun konnte sie auch ihr Lachen nicht mehr zurück halten. „Ehrlich Alpina? Selbst wenn ich es nicht wissen würde, von wem dein Kind wirklich ist. Was sie sich da zurecht gesponnen hat ist so absurd, dass es schon wieder lächerlich ist.“ Sie drückte die Hand ihrer Freundin. „Ich kenne euch beide gut genug und wüsste auch so, dass ihr beide nicht...“ Runa wurde leicht rot, ja da kam die pure Unschuld durch. „.. du weißt schon.“ Runa trat einen Schritt zurück um Alpina zu betrachten. „Weißt du ich bin auch froh, dass du mich ins Vertrauen gezogen hast. Die Schwangerschaft macht dich übrigens noch schöner.“ Runa lächelte ihre Freundin nun an. „Aber … ich werde es meinem Vater sagen müssen... nein nicht wer der Vater ist, nicht dass er es doch noch von dieser Lupa erfährt. Besser ist er hört es von mir. Ich hoffe das ist in Ordnung für dich?“ Runa schaute nun fragend.

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