von Varia, Raum V im OG der Villa Urbana von Tiberius Helvetius Varus

  • Nur wenig nachdem der Tag angebrochen war erschienen Esther und Hannah in Varias Cubiculum. Nach kurzem Klopfen traten sie ein und während Hannah anfing ein bisschen aufzuräumen sprach Esther Varia gleich an.
    "Dominus Varus hat uns eben aufgetragen dich herzurichten und dich dann vor der Tür von Commodus Raum abzuliefern. Er wird wohl gleich zu Commodus gehen und diesem ... dich überreichen. Kannst du aufstehen usw.?"

  • Varia schaute eher gleichgültig drein, der gestrige Tag und die „Ruhe“ die sie hatte, in der sie allein mit ihren Gedanken war, hatte sie weit in alte Verhaltensmuster zurückkehren lassen.
    Natürlich konnte sie aufstehen, aber nicht so schnell wie sie es wohl gern gewollt hätte. Sie bewegte sich eher bedächtig.
    „So lang ich keinen Marathon laufen muss sollte es gehen.“sagte sei mit einem Grinsen. Die Beiden hier konnten ja wirklich nichts dafür, also warum nicht einfach ein bisschen witzig sein.
    Heute war nun also der Tag, sie würde also endlich ein Gesicht zu dem Namen bekommen. Ohrwohl sie sich, nach all den Erzählungen über ihn nicht sicher war, ob sie das überhaupt wollte.
    „Na dann versucht mal euer Glück, aus mir was für römische Verhältnisse vorzeigbares zu machen.“

  • Atermas hatte Varia so vorsichtig es nur eben ging in ihr Zimmer getragen. Hannah und Esther überschlugen sich fast. Sie hofften, das Shani folgen würde und sich um Varias Verletzungen kümmern würde.
    Atermas strich ihr über den Kopf. „Mädchen was hast du nur getan?“ Vorsichtig wurde sie auf ihr Bett gelegt. Hannah wischte ihr das Blut aus dem Gesicht. Die beiden Frauen weinten leise vor sich hin, als sie sich über Varias Zustand klar wurden.
    „Wird sie sterben?“ fragte Esther ängstlich ihre Schwester.
    „Nein!“ antwortete Atermas. „Sie ist zäh, und wir werden es nicht zulassen.“ Seine Stimme war so bestimmend, aber er musste ja nicht nur die Frauen sondern auch sich selbst überzeugen.


    Varia selber schwebte mehrere Tage zwischen Leben und Tod. Alle waren sichtlich bemüht sie am Leben zu halten. Sie selbst würde sich wohl am liebsten aufgeben...


    Nach drei oder vier Tagen schlug sie das erste Mal die Augen auf. Esther die gerade bei ihr saß bemerkte es.
    „Varia?“ flüsterte sie. Sie bekam nur ein Stöhnen als Antwort.
    Sie lebte also noch. Nicht mal jetzt hatte sich ihre Göttin erbarmt. Sie trank eine Schluck von dem Wasser welches Esther ihr anbot.


    Vorsichtig tastet Varia nun ihren Körper ab. Zumindest war noch alles dran, sie fühlte sich, als wäre eine Elefantenhorde über sie drüber gelatscht.


    Jeden Tag wurde es etwas besser...


    Nach ein paar Tagen stand sie auf, ging vorsichtig ein paar Schritte, jeden Tag ein bisschen mehr.
    Ja Atermas hatte Recht behalten Varia war zäh. So kam er eines Morgens zu ihr, seine Mine war sorgenvoll, denn immer noch hatte Varia keinem gesagt was passiert war, also wusste er nicht, wie Varia reagieren würde.
    „Commodus will, das du ein Brandzeichen erhältst.“ sagte er frei heraus, er hatte die Erfahrung gemacht, das bei Varia die direkte Art die beste war.


    Varia stand an „ihrer“ Wand und schaute gerade zum Fenster hinaus in dem Himmel, als Atermas ihr das nun verkündet.


    Sie drehte sich zu ihm um. „Wenn Dominus Commodus das so will, dann tu was du tun musst.“
    So führte er sie also in die Küche, das Eisen lag schon im Feuer. Er deutete ihr an auf dem Hocker Platz zu nehmen. Atermas wunderte sich zwar, das Varia es so widerstandslos hinnahm, sagte aber nicht dazu.
    „In den Nacken Varia, Sklaven bekommen ihr Brandzeichen in den Nacken.“
    Varia selbst bekam ein Stück Holz gereicht, Atermas musste nichts erklären.
    Sie steckte ihre Haare hoch und das Stück Holz zwischen die Zähne. Ein kurzes Nicken in Atermas Richtung und ihre Hände krallten sich in den Stuhl.
    Der Geruch nach verbranntem Fleisch zog durch die Küche, Atermas drückte das glühende Eisen nur so lange wie wirklich notwendig in Varias Fleisch.
    Sofort danach legte ein ein kühlendes Tuch auf die Stelle.
    „ES wird schon bald nicht mehr weh tun. Aber sag mir, warum bist du so anders?“ fragte er sie auf dem Weg zurück in ihr Zimmer...

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    Durch die gemeinsame Pflege der Sklaven des Hauses wurde Varia davor bewahrt ins Totenreich zu wechseln. Über die genaue Art der Verletzungen und ihre Heilung konnte nur Shani Auskunft geben.
    Die beiden anderen Sklavinnen Hannah und Esther taten das ihrige um Varia zu helfen.
    Zunächst einmal beteten sie in den ersten Tagen in jeder freien Sekunde für Varia.
    Hannah bemühte sich irgendwas an Nahrung und Wasser in Varia reinzubekommen und beschränkte sich darüber hinaus aber auf das nötigste was Aufenthalte in Varias Gegenwart anging. Zu sehr hatte sie der Anblick geschockt.
    Esther dagegen wich nur noch von Varias Seite wenn ihre Pflichten es nicht anders zuließen. Das beinhaltete auch die gesamten Nächte der Tage von Varias Erholung. Solange Varia nicht wach war und Esther wegschickte würde das so bleiben. Am Anfang hatte Esther noch neben dem Bett gehockt und ab und an mal kurz geschlafen. Sobald Varia aber über den Berg war hatte sie mit ihr im Bett gelegen und soweit es ihr bei vorhanden Platz und Statur der beiden möglich war, Varia in ihren Armen gehalten. Sie war einfach der Meinung das ein Mensch so was nach solch einem Erlebnis brauchte.

  • Ja sie war anders. Zumindest ein Teil von ihr. Es hatte sich in den wenigen Momenten in Commodus Zimmer viel verändert. So viel, dass selbst Varia Tagelang gebraucht hatte, die ganze Tragweite zu verstehen.
    Wie sollte sie es nun also Atermas erklären? Varia setzte sich auf ihr Bett und klopfte auf den freien Platz neben ihr.
    Sie selbst Lehnte an der Wand und umarmte ihre angezogenen Knie.
    „Er hat mich im Kampf besiegt.“ sagte sie, mit einem starren Blick auf die Wand.
    Erst ein Blick auf das fragendes Gesicht ihres inzwischen väterlichen Freunde verriet ihr, dass sie wohl doch weiter ausholen müsste.
    „Erinnerst du dich an meinen ersten Tag? Wo ich dir erklärt habe, das mir ein Schwur wichtig ist? Das ich einen solchen nie brechen würde? Glaub mir Atermas, ich war kurz davor es zu tun.“ Sie holte tief Luft. „er hat mich herausgefordert in dem er mich angegriffen hat. Ich habe den Kampf angenommen. Ja es war dumm. Ich weiß. Ich hätte wenigsten warten sollen, bis sich ganz wieder auf der Höhe bin. So hatte er mehr oder weniger leichtes Spiel, ein Volltreffer auf die gebrochenen Rippen reichte schon aus um mich zu Boden zu bringen.“ Varia schaute Atermas nun direkt an. „Es ist Sitte in meinem Volk, dass wenn wir von einem Mann gefordert werden und annehmen, dass wir wenn wir verlieren uns diesem ergeben. Mein leben Atermas, mein Leben und alles was ich kann gehört nun ihm.“ Das diese Sitte ganz anders gedacht war, dass man so den Frauen in ihrem Stamm einen Möglichkeit geben wollte, den Stamm zusammen mit einem Mann zu verlassen, ohne diesen zu verraten, ja dies tat hier nichts zur Sache, denn Varia war dumm genug gewesen, den Kampf anzunehmen.
    Varia lächelte Esther, die wohl irgendwann in ihren Erklärung den Raum betreten hatte zu.
    Sie stand auf und nahm Esther in den Arm. Ein leises geflüstertes. „Danke:“ und ein Kuss auf die Wange folgten. Esther würde schon wissen wofür, denn vielleicht war es genau ihre Anwesenheit, ihre Worte die sie zu Varia gesprochen hatte, die sie davon abgehalten hatten ins Totenreich zu wechseln.
    „Meint ihr ich darf kurz in den Garten?“ fragte sie die beiden. Ja man merkte wohl deutlich, das Varia ob ihrer neuen Situation noch sehr unsicher war.

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    Atermas hörte aufmerksam zu. Immer wieder spiegelte sein Gesicht und seine Körpersprache wieder das es ihm leid tat wie alles für Varia gekommen war.


    Am Ende ihrer Erklärung nickte er nur kurz.


    "Ich hoffe du kannst damit und der Entscheidung der Götter leben. Ich bin mir nicht sicher ob du das jetzt hören willst aber es hätte ja auch alles noch schlimmer werden können. Du lebst noch und Commodus scheint mir niemand zu sein der oft so handelt und genauso wenig hat er dich vollkommen.... bezwungen und geschändet!"


    Atermas wusste nicht ob Varia das half aber er verließ nun erst einmal das Zimmer. Auch er musste mit dem gesehenen und gesagtem erst einmal ins Reine kommen.



    Esther erwiederte die Umarmung vorsichtig und flüsterte leise zurück:
    "Gerne und so lange du möchtest... ich sagte doch du bist nicht alleine!"


    Esther und Atermas der gerade durch die Tür wollte antworteten fast zeitgleich.
    "Bestimmt!"


    Esther fügte noch an.
    "Ich bin mir auch sehr sicher das Varus und Commodus nicht im Haus sind. Du könntest also höchstens Domina Vera begegnen und die scheint mir recht freundlich zu sein."

  • Varia nickt ob der Worte von Atermas. Aber er hatte unrecht, zwar hatte Commodus wie er sagte sie nicht geschändet, aber bezwungen hatte er sie und zwar vollkommen. Sie wusste nicht ob er es irgendwann verstehen würde. Sie musste es ja selber erst mal begreifen.
    „Ich akzeptiere, das Urteil meiner Göttin.“ Sie würde wohl lernen damit zu leben.
    Sie nickte Atermas zu als er den Raum verließ.


    Varia selber blieb noch etwas unsicher stehen, auch wenn er nicht im Haus war, so konnte es doch sein, dass es ihm nicht recht war.
    Ja sie war wirklich unsicher, bisher hatte sie immer selbst über sich und ihr Leben bestimmen können. Sich unter zu ordnen, dass musste sie erst lernen, sie musste wohl lernen, dass richtig Maß zu finden.


    Vorsichtig waren ihre Schritte, als sie in Richtung Tür ging.
    „Kommst du mit?“ fragte sie Esther, obwohl es wohl eher eine Bitte mit einem begleitenden flehenden Blick war.
    Angst war es nicht, die sie hatte, es war Unsicherheit, weil sie nicht wusste wie sie sich nun genau verhalten sollte, was Commodus von ihr erwartete.
    Ob Varus oder Vera da waren, war ihr egal, ihnen schuldete sie keine Gehorsam, ihr Gehorsam galt nur Commodus.

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    Die deutliche Unsicherheit von Varia war etwas an das sich auch Esther noch gewöhnen musste. Andererseits ließ Varia dadurch auch etwas mehr Nähe zu und das fand Esther sehr richtig.


    Sie wäre allerdings auch schon rein auf die Bitte mitgekommen.


    "Natürlich!"


    In der Erwartung das Varia vorgehen wollte folgte Esther ihr.

  • Nach 4 Tagen hatte sich Vera durchgerungen nach Varia zu sehen. Sie hoffte Varia sah nicht mehr ganz so zugerichtet aus. Etwas naiv, jedenfalls half das Einreden, sie dazu zu bewegen zu ihr zu gehen. Vera öffnete zögerlich die Tür zu Varia’s Raum und lunzte hinein. Ziemlich ruhig stellte sie fest. Auf Zehenspitzen trat sie ein und streckte den Hals Richtung Bett. Langsam und leise ging sie hin. „ Varia?“ Ihr Herz schlug bis zum Hals. Was, wenn Varia wie eine Furie aufsprang und sie angriff? Vera schalt sich ein, wie hatte ihr Bruder gesagt? Dummerchen. Varia war keine blutrünstige Bestie. Bis ans Bett war es noch ein Schritt. Vera blieb stehen und „ Varia? Wie geht es dir?“

  • Varia lag auf ihren Bett und starrte Löcher in die Luft. Jeder Knochen, jeder Muskel in ihrem Körper tat weh.
    Ihr Anblick musste für jemanden, der so was nicht gewohnt war fürchterlich sein. Der Teil ihres Körpers, den man sehen konnte, war übersät von Blutergüssen, die inzwischen schon eine tief violette Farbe angenommen hatten.
    Die Schwellungen in ihrem Gesicht waren Dank der Pflege von Esther schon wieder zurückgegangen, so das nur die grünlich violette Farbe. Zu sehen war, deutlich jedoch konnte man die Wunde die der Siegelring, auf ihrer linken Gesichtshälfte hinterlassen hatte sehen. Man konnte jetzt schon erkennen, dass wohl eine Narbe zurückbleiben würde.
    Langsam drehte sie den Kopf in Richtung der Stimme.
    Vera? Was machte sie denn hier. Die Kleine wirkte irgendwie unsicher. Aber was wollte sie hier? Sie vielleicht anschauen.... Nein so war die Kleine nicht, zumindest hatte Varia sie bisher anders kennengelernt. Sie versuchte sich zu erheben, brach den Versuch jedoch unter einem Aufstöhnen ab.
    Aber nur um es erneut zu versuchen. Es musste schon bei zusehen weh tun, aber schließlich gelang es ihr sich wenigstens zu setze. Varia saß nun also aufrecht, ihre Augen blieben einen Moment geschlossen sie versuchte die Schmerzen auszublenden. Als sie die Augen öffnete konnte man es wohl nur zu deutlich sehen, das es ihr bescheiden ging.
    „Ich lebe noch.“ War ihr knapper Kommentar.

  • Ein bunter Hund oder Paradiesvogel? Die Bezeichnungen wären eine ungefähre Umschreibung Varias körperlicher Farbgebung. Vera schüttelte sich, besonders abstoßend fand sie die Wunde auf Varia’s Wange. Commodus hatte ganz schönes Unheil angerichtet. Ah, sie bewegte sich. Vera kniff die Lippen zusammen und litt innerlich mit, als sie Varia’s Versuch aufzustehen, mitverfolgte. Dieses „ Ich lebe noch“ war gefühlt übertrieben. Das Aufstöhnen, huuuu, eine Gänsehaut nach der anderen rannte Vera’s Arme hinunter. Spürbar bis in die Haarspitzen, der Schmerz der von Varia ausging. Der fiebrige Blick aus den geröteten Augen. Vera trat näher ans Bett. „ Du lebst noch….mehr oder weniger.“stellte sie fest. Das Commodus so rabiat sein konnte. Vera schüttelte es. „ Warum hast du meinen Bruder angegriffen?“ Restlos davon überzeugt war Vera nicht, dass Varia aus heiterem Himmel angegriffen hatte.

  • Varia lehnt sich an die Wand, ja so konnte sie zumindest einen Moment sitzen, langsam fast wie in Zeitlupe zog sie die Beine an und legte ihre Hände auf den Knien ab. Ja mit mehr oder weniger hatte die kleine hier wohl den berühmten Nagel auf den Kopf getroffen. Nur langsam drangen die Worte.. die Frage in ihre Gedanken... sie hatte was? NEIN! Allein der Gedanke veranlasste ihren Körper unbewusst dazu sich anzuspannen, was sie aber sofort bereute. Wiedereinmal schloss sie ihre Augen, ihre Atmung war kaum wahrnehmbar, denn sie versuchte flach zu atmen. Man könnte wohl fast meinen, das Varia genau in diesem Moment beschlossen hatte doch den Weg ins Elysium zu gehen.
    Nach einer ganzen Weile schlug sie die Augen wieder auf. Ihre Stimme war leise, man musste schon genau hinhören.
    „Ich habe ihn nicht angegriffen. Ich habe mich nur verteidigt... die Herausforderung angenommen.“
    So langsam kamen auch die Erinnerungen wieder. Der kurze Kampf – der Schwur – die Schläge und Tritte, also jene die sie noch mitbekommen hatte, dass Commodus noch eine ganze Weile weiter zu getreten hatte, hatte sie ja zum Glück gar nicht mehr mitbekommen. „Ich hätte es besser gelassen, oder?“ Ihr Sarkasmus, wenn auch angeschlagen überlebt.

  • „ Wie?“ rutschte es Vera heraus. Überrascht, dass ihre Zweifel nicht unbegründet waren. Nun wollte sie genau wissen, was vorgefallen war. „ Was für eine Herausforderung?“ Commodus war kein guter Kämpfer. Wieso sollte er sie herausgefordert haben? Eine Sklavin? Naja, sie war eine Amazone, aber so blauäugig war ihr Bruder wiederum nicht und wie hatte er…. „ Verteidigt? Von einer Amazone hätte ich mehr erwartet. Nicht nur die aufgeschlagene Lippe meines Bruders. Wieso… und wirst du es wieder tun? Was hast du ihm geschworen?“ sprudelten die Fragen nur so aus Vera’s Mund. Die Angst war abgefallen von ihr. Sie zog den Hocker zu sich und setzte sich ans Bett zu Varia.

  • Eine ganze Litanei von Fragen prasselte auf Varia ein. Ja wie und warum... auf ihren Kommentar hin, das sie von einer Amazone mehr erwartete hätte, musste Varia sogar lächeln, obwohl der Versuche wohl eher einer Grimasse glich. 'Ich auch.' würde sie ihr am liebsten antworten.
    Aber der Reihe nach. Varia sammelte sich kurz und versuchte den Schwall von Fragen in ihrem Kopf zu ordnen und sich an die Geschehnisse zu erinnern.
    Langsam stockend begann sie zu erzählen.
    „Nun ich glaube wir haben, wir hatten gänzlich unterschiedliche Ansichten. Das gefiel deinem Bruder nicht. Als er schlussendlich verlangte ich solle vor ihm knien und einen anderen Namen - Globosia - annehmen und akzeptiere, andernfalls würde er mich töten und mein Volk auslöschen, nun ja das fand ich lächerlich...? Und ich wollte seinen Raum verlassen. Er kam von hinten, riss mich an den Haaren herum – gut vielleicht war es in seinen Augen keine Herausforderung, aber in meinen. Ich habe diese dummerweise angenommen, trotz der Verletzung - mehrfach gebrochenen Rippen - die ich mir am letzten Tag der Gladiatorenschule zugezogen habe. So konnte ich nur mit Links und auch nicht mit voller Kraft zuschlagen. Das erklärt dann auch, warum er nur eine aufgeplatzte Lippe hat. Im Vollbesitz meiner Kräfte – du solltest den Götter dafür danken, das ich das nicht war – hättest du wohl nun keinen Bruder mehr.“
    Sie machte eine kurze Pause das nun folgende stand für sie zwar unumstößlich fest, aber sie musste damit selber erst mal ins Reine kommen.
    „Nun dein Bruder hat es geschafft, genau auf eben jene Rippen einen Treffer zu setzen. Ich bekam keine Luft mehr und ging in die Knie, nein ich ging gänzlich zu Boden. Also habe ich den Kampf verloren. Es ist Sitte bei uns, dass wenn eine Beschützerin die direkte Herausforderung eines Mannes zum Kampf annimmt, und unterlegen ist... „ Varia machte ein kurze Pause. „Sie sich diesem beugen muss. Ich habe deinem Bruder also geschworen, dass mein Leben und mein Schwert von nun an ihm gehören. Ich habe mich also dem Willen meiner Göttin gebeugt.“
    Varia schaute Vera nun direkt an. „Das beantwortet wohl auch deine letzte Frage. Ich werde von nun an nur noch angreifen, meine Waffe oder meine Fäuste erheben, wenn dein Bruder es so will. Dein Bruder und nur dein Bruder ist es, dem ich gehorche, mich unterwerfe und beuge... Das war auch der Grund, warum ich mich gegen seine Strafe nicht gewehrt habe. Es war sein Wille, mich zu strafen, also habe ich mich dem gebeugt – nicht die Arme, die Hände oder sonst irgendwelche Schutzhaltungen angenommen – mein Leben – nein die ganze Amazone ist es über die deinem Bruder nun gebietet.“
    Varia lehnte ihren Kopf wieder an die Wand, das viele reden war wirklich anstrengend. Nun schon wieder deutlich leiser fragte sie. „Vera würdest du mir bitte etwas Wasser aus dem Krug geben?“ Der Krug und der Becher standen zwar direkt neben Varia's Bett, für sie war beides jedoch gerade schier unerreichbar.

  • War es nicht immer so, dass Frauen und Männer verschiedene Ansichten hatten. Vera war mit zwei Brüdern aufgewachsen und konnte ein Lied davon singen. Das weitere Verhalten Varia’s war das einer freien Frau, aber sie war eine Sklavin und durfte nicht einfach gehen, wie es ihr passte. Vera verstand Commodus Handeln in diesem Falle. Sein Ruf stand auf dem Spiel. Die Verletzungen von denen Varia sprach, erklärten ihr gleich, warum Commodus so glimpflich davon kam. Brüderchen, Brüderchen, da hattest du einen dicken Stein bei Fortuna im Brett, dachte sich Vera.
    Abwartend was Varia weiter erzählte, blieb Vera, für sie ungewöhnlich, ganz ruhig sitzen. Viel wusste sie nicht über die Amazonen, die meisten Erzählungen waren für sie Geschichten, gedacht für gesellige Abende. Hier hörte sie das erste Mal etwas, dass nicht von einem Römer oder Helenen niedergeschrieben worden war. Diese Sklavin gehörte jetzt, nach ihrem Schwur ganz und gar Commodus. Sie gehorchte keinem anderen. Gut das zu wissen. Das ein Sklave sich gegen eine Bestrafung nicht zur Wehr setzt, war für Vera selbstverständlich. Da gab es keine Diskussion und darüber würde sie nie mit einem Sklaven diskutieren. Mit ihren Gedanken beschäftigt, griff sie auf die Bitte hin, den Krug und füllte den Becher mit Wasser. „ Bitte.“ Vera hielt Varia den Becher hin. „ Du wirst gut versorgt?“ Schließlich war sie jetzt der Schutz, den Commodus brauchte und nach dem Schwur, der beste den Commodus je kriegen konnte.

  • Dankend nahm sie den gefüllten Wasserbecher entgegen. Es schien so, als habe Vera das gehörte verstanden, zumindest gab es wohl diesbezüglich keine Frage mehr. Varia's Hände zitterten leicht, als sie den Becher zum Mund führte um vorsichtig in kleinen Schlucken aus diesem zu trinken.
    „Ja sie kümmern sich alle um mich.“ Zumindest war es so, dass jedes Mal wenn Varia die Augen aufschlug jemand da war und falls mal wirklich keiner da sein konnte, wurde gefühlte 100 Mal nachgefragt ob man sie wirklich allein lassen könnte. „Ich musste Esther schon förmlich nötigen, dass sie auch mal rausgeht. Ich glaube sie hat Angst, ich tue mir was an oder so.“ Wieder machte Varia eine Pause. Inzwischen musste sie den Becher schon mit zwei Händen festhalten, damit er ihr nicht zu Boden fiel. „Aber diese Sorge ist unbegründet. Auch wenn ich es gern würde, liegt das ja nicht mehr in meiner Hand. Meine Göttin hat ja was anderes entschieden.“ Varias Stimme wurde immer leiser, der leere Becher glitt ihr aus den Händen. Das Reden und Sitzen hatte sie enorm angestrengt, auch das sie nicht mal mehr in der Lage war einen Becher festzuhalten ging ihr ans Gemüt. „Ob ich aber wieder auf die Beine komme, liegt wohl auch bei meiner Gö....“ Varia brach mitten im Satz ab, das Fieber das ihren Körper ergriffen hatte, schien wieder gestiegen zu sein, sie dämmert einfach im Sitzen weg....

  • Varia gab ein erbärmliches Bild ab. Vera merkte, dass es ihr schlechter ging. Ihr Lebenswille ging gegen null. Hoffentlich änderte sich das bald wieder. Die Helvetier an sich waren keine Unmenschen. Sie kam mit der Zeit über alles hinweg. Vera sprang auf und erhaschte den Becher gerade noch vor dem Fallen. Einige Tropfen Wasser spritzen heraus. Leise stellte sie ihn auf seinen Platz neben dem Bett und schenkte Wasser nach. Ein kurzer Blick zu Varia, wenigsten hinlegen sollte sie sich. Vera half nach, bremste das Umfallen ab. Das dürfte so gehen. Auf jeden Fall, schickte sie nach Esther. Ohne sich weiter aufzuhalten verließ sie Varia’s Kammer.

  • Peinlich... so furchtbar peinlich! Aber was sollte sie sonst machen? Sie konnte sich doch nicht einfach auf gut Glück in die Sache reinstürzen. Der arme Atermas. Sie würde ihn wahrscheinlich vollkommen überfordern und verwirren, davon abgesehen war sie selbst doch ziemlich überfordert und verwirrt. Dabei stellte man sich das doch so einfach vor, mit dem Kinder produzieren. Und wen sollte sie denn fragen, von all den Weibern in der Villa...
    Esther? Hrmpf.
    Hannah? Bah.
    Außerdem hatten Madame Zicke und Fräulein Mimose sowieso zu tun. Sie als Vilica musste es schließlich wissen.
    Da schien ihr Varia noch als die beste Wahl, vor allem seit sie kein störrischer Esel mehr war. Nicht dass sie Commodus' Aktion gutgeheißen hätte - ganz im Gegenteil, jetzt hatte sie sogar noch einen Grund mehr, dieses Ekel zu hassen. Denn irgendwie war es zwar nötig gewesen, Varia in die Schranken zu weisen, aber was sinnvoll daran war, auf eine bewusstlose Sklavin einzutreten, wollte Shanis gesunder Menschenverstand (im Gegensatz zu Commodus schien sie den nämlich zu haben) nicht begreifen.
    Sie klopfte vorsichtig an, öffnete die Tür einen Spalt breit und spähte in Varias Cubiculum.
    "Varia? Hast du kurz Zeit?", fragte sie ein ganzes Stück zögerlicher als man es sonst von ihr gewohnt war, wenn sie sich mit den anderen Sklaven des Hauses abgab.

  • Varia langweilte sich wie eigentlich meistens.
    So wirklich hatte sie nichts zu tun. Commodus schien entweder keine Verwendung für sie zu haben, außer das eine Mal bei den Spielen, wo sie ihre Bewährungsprobe hatte... Seit her aber schenkte er ihr nur wenig – bis gar keine Beachtung. Sie wusste nicht genau ob er mit ihrer „Arbeit“ nicht zufrieden war oder ihr nicht vertraute oder... Ach warum sollte sie sich den Kopf zerbrechen, es war nun mal wie es war …
    Sie döste also vor sich hin, als es an der Tür klopfte und Shani durch einen Spalt herein schaute.
    Varia hatte wohl gehört, das Shani „befördert“ wurde. Aber dadurch, dass es sie nicht unmittelbar betraf, benahm sie sich Shani gegenüber so wie vorher auch schon. Freundlich – distanziert – aber nicht ablehnend.
    Fast schon musste sie grinsen bei der Frage – Zeit war das was sie im Überfluss hatte.
    „Natürlich, komm ruhig rein.“ sagte sie also zu der Schwarzen.

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