"Mein Name ist Flavia Calpurnia und würde gern zu Onkel Felix."
So ein grober Klotz, wir haben schon merkwürdige Sklaven.
"Mein Name ist Flavia Calpurnia und würde gern zu Onkel Felix."
So ein grober Klotz, wir haben schon merkwürdige Sklaven.
Sica musterte das junge Ding abfällig. Sein Herr hatte schon eine merkwürdige Verwandtschaft.
Ich kam an der Villa an, hier war ich schon lange nicht mehr gewesen. Der Senator bekam wohl nicht sehr oft Post.
Ich klopfte und wartete, bis eine Sklavin die Tür öffnete, eine runzelige, alte Frau.
"Salve," grüßte ich freundlich. "Ich habe ein Einschreiben für Senator Flavius Felix. Ich bräuchte hier eine Unterschrift von ihm oder einem Vertreter."
Ich deutete auf den Einschreibenbeleg:
Empfangsbestätigung
Hiermit bestätige ich den Empfang des Einschreibens
von Horatius Callidus (HIS).
Roma (ITA),
ANTE DIEM VIII KAL NOV DCCCLV A.U.C.
(25.10.2005/102 n.Chr.)
Unterschrift:
Und überreichte ihr dann den Brief:
Senator Secundus Flavius Felix,
Villa Flavia Felix, Roma,
Italia
Werter Senator Flavius Felix!
Nach den Militärspielen in Rom und einigen Vorbereitungen für eine Mitarbeit an der Hafeneröffnung von Carthgo Nova, komme ich endlich zu einem kleinen Zwischenbericht bezüglich Eures Eigentums.
Beide Männer haben sich soweit in das tägliche Schulgeschehen integriert und befinden sich im Moment inmitten der Basisausbildung.
Konon hat einen gesunden Appetit und erfreut sich laut unserem Medicus bester Gesundheit. Seine körperliche Konstitution ist sehr gut. Er ist vermutlich einer der stärksten Männer im ganzen Imperium. Allerdings mußten wir neben einer enormen geistigen Trägheit feststellen, daß er auch körperlich sehr träge ist.
An seinen intellektuellen Fähigkeiten sehe ich eine enorme Schwachstelle, die es sehr schwer machen wird ihn in die Feinheiten von Strategie, Taktik und komplexen Manövern einzuweisen. Außerdem ist er so leicht manipulierbar durch Dritte, obgleich er den Befehlen der Ausbilder soweit Folge leistet.
Er ist auch körperlich sehr langsam. Laufen ist eine große Schwäche von ihm. Die vielen Muskeln machen ihn schon recht unbeweglich. Er ist immer noch schnell im Hinblick auf seine Masse, aber ein ausgebildeter Gladiator würde ihn im Moment spielend fertig machen, sofern Konon ihn nicht direkt trifft. Mit viel Gymnastik und vielen Dehnübungen könnte da noch was zu retten sein. Konon hat sich in der Vergangenheit meines Erachtens viel zu sehr auf seine Kraft verlassen. Ich denke er kann viel einstecken und es braucht nur wenige Schläge um einen Gegner außer Gefecht zusetzen. Seine Größe und Armlänge würde ihn zu einem gefürchteten Retiarius machen, aber hierfür sehe ich noch nicht die Basis. Wir werden ihn also erst einmal zu einem Samniten ausbilden. Die schwere Panzerung des Samniten sollte Konon die nötige Zeit geben bis zu seinem Gegenschlag durchzuhalten. Daher werden wir vor allem erst einmal seine Defensivtechniken schulen. Hierfür habe ich gezieltes Einzeltraining und einen seperaten Ausbilder angesetzt. Er hat Probleme morgens zeitig aufzustehen und ist ein Morgenmuffel. Wir haben ihn zusammen mit Sica in einer Kammer untergebracht. In Kürze werden wir mit ersten Testkämpfen in der Schule beginnen.
Sica erfreut sich laut unserem Medicus ebenfalls bester Gesundheit. Seine körperliche Konstitution ist sehr gut und er hat schnelle Reflexe und eine gut ausgebildete Muskulatur, die bereits sichtlich auf Ausdauer ausgelegt ist.
Sica ist ein ganz anderer Fall als Konon. Er ist ein sehr vielschichtiger und verschlossener Mensch, der sich sehr gut unter Kontrolle hat. Sica besitzt eine große Intelligenz und einen wachen Verstand. Ich halte ihn für sehr gefährlich und muß Euch vor ihm warnen. Ein mit der Hand aufgezogener Wolf bleibt immer noch ein wildes Tier. Man sollte ihn zur rechten Zeit an die Kette legen oder entsorgen!
Ich glaube gewisse Ansätze zu aufsässigen Verhalten und Respektlosigkeit zu erkennen, wenn er sich unbeobachtet fühlt. Auch wenn er diese ansonsten gut zu kaschieren versteht. Sica gehört wohl zu den Leuten, die entweder natürliche Autorität achten oder brutale Gewalt, die ihm zeigt wer das sagen hat. Aber ich schätze Individualität an einem Leibwächter und Gladiator als eine Grundvoraussetzung für eigenverantwortliches Handeln und Unberechenbarkeit. Das kommt der zu schützenden Person zu Gute. In Kürze beginnen wir mit der intensiven Waffenausbildung und dem waffenlosen Kampf. Dies habe ich bislang etwas aufgeschoben um ihn besser einschätzen zu können. Weiterhin lasse ich ihm eine medizinische Grundausbildung zukommen, so daß er in einem fatalen Zwischenfall auch weiß, wie er sein Schutzobjekt am Leben halten kann. Er ist sehr wachsam, leidet aber an fast schon krankhaftem Mißtrauen. Neben dem Aspekt des Leibwächters hat er in meinen Augen sehr gute Anlagen für einen Gladiator.
Aufgrund seiner bisherigen Ausbildung und seiner Anlagen unterbreite ich Euch hiermit im Namen der Gladiatorenschule ein Kaufangebot über 7777 Sesterzen für Sica.
Vale
Firmus Horatius Callidus
Lanista
Gladiatorenschule Gloria et Honor
Tarraco, Hispania
Das Schreiben wurde in Griechisch verfasst. Alte Angewohnheit von Callidus, die er selber kaum noch wahrnimmt, zumal quasi alle in seiner direkten Umgebung Griechisch können.
Wortlos nahm Turda den Brief entgegen, sah den Postboten mit gerunzelter Stirn und zusammengekniffenen Augen skeptisch an und kritzelte dann etwas auf den Beleg.
Empfangsbestätigung
Hiermit bestätige ich den Empfang des Einschreibens
von Horatius Callidus (HIS).
Roma (ITA),
ANTE DIEM VIII KAL NOV DCCCLV A.U.C.
(25.10.2005/102 n.Chr.)
Unterschrift: tۮЪ
"Ich werde diesen Brief sofort meinem Herrn zukommen lassen." sprach sie dann und knallte dem Postboten die Tür vor der Nase zu.
"Vielen Dan..." Doch da war die Tür schon zu. "Zum Glück bekommt der Senator nur selten Post." murmelte ich vor mich hin, steckte die Empfangsbestätigung in meine Postrolle und verließ das Grundstück eilig.
Er kam nach langer Zeit zurück zur Villa seiner Familie. Zu lange Zeit. Jahre waren vergangen, so viel geschehen. Er hatte so viel gesehen, so viel erlebt und dennoch fühlte er sich in diesem Augenblick unendlich leer.
Die Villa hatte sich sehr verändert, äußerlich zumindest. So wie er. Mit mulmigem Gefühl stieg er aus der Sänfte, drückte den Trägern ein paar Sesterzen in die Hand und scheuchte sie mit einem Wink davon. Da stand er nun, nichts als einen Reisesack neben sich, der Saum der Toga voll Staub. Nachdem sein Sklave Sciurus auf Kreta dahingeschieden war, welch eine Tragödie, hatte er sich noch nicht wieder einen neuen gekauft. In Hinblick auf die Märkte in Rom wollte er abwarten, dort sollte ein regelrechtes Überangebot an fähigen Sklaven herrschen.
Zögernd stand er vor der Villa und starrte nur stumm den Eingang an. Er war in Rom, in Sicherheit und doch fürchtete er sich vor dem, was kommen würde. Und es widerte ihn an, dass er, Manius Flavius Gracchus, selbst an die Tür seiner Familie klopfen musste. Doch es blieb ihm nichts übrig, und so klopfte er schließlich an.
Fluchend näherte sich von innen jemand der Porta. Eine weibliche Stimme, den Besuchern der Villa Flavia Felix in letzter Zeit sehr bekannt. Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit.
"Jaaaaaaaaa?"
Eine Nase schob sich ins Sonnenlicht, man sah gerade noch das zusammengekniffene Auge dahinter aus dem Schatten spähen.
"Wer bist du und was willst du?"
Turda ging lieber auf Nummer sicher.
Skeptisch musterte Gracchus das runzlige Gesicht, zumindest das, was er davon sah. Der schrecklicher Gedanke kam ihm in den Sinn, dass seine Familie in Rom bereits so verarmt war, dass sie sich keine jungen, kräftigen Sklaven mehr leisten konnte.
Doch er ließ sich von seinem Schrecken nichts anmerken, und herrschte das Türwesen an: "Flavius Gracchus, bring mich zum Herrn des Hauses!"
Schon wieder ein Flavier. Irgendwo musste ein Nest sein...
"Na gut, komm rein. Aber fass nichts an, Bengel!"
Ein Mann der ohne Begleitung eines Sklaven augenscheinlich weit gereist war konnte ja nur ein Plebejer sein...
Bei den Göttern, es war schlimmer, als er gedacht hatte. Diese alte Vettel war nicht nur steinalt und urhässlich, sie dirigierte ihn auch noch herum, als wäre er irgendein Angehöriger des Pöbels. Dies konnte nur eines bedeuten, die Familie war tatsächlich so tief gesunken, dass sie sich keine angemessenen Sklaven leisten und auf dieser minderwertigen Ware sitzen bleiben musste.
Mit ernster Mine folgte Gracchus der Alten.
Hier war es also. Die Villa war genauso prächtig wie die Villa Flavia Catus in Tarraco. Cloelia und ich standen an der Porta und warten darauf, hineingelassen zu werden.
*klopf* *klopf*
"Das ist aber ein großes und sehr schönes Haus.", staunte ich laut. Die große Tasche, die ich getragen hatte, stellte ich ab. Langsam machte sich doch bemerkbar, das ich schwanger war.
Die Tür öffnete sich einen Spalt breit, und ein gekrächztes
"Jaaaaaaaaa?"
drang aus der Dunkelheit dahinter. Turda, die alte Haussklavin, musterte das vor der Tür stehende 2-Personen-Grüppchen. Ein Patrizier und seine Sklavin, augenscheinlich. Die Sklavin ignorierte sie, wie es sich gehörte, und so wandte sich an den Patrizier.
"Was wünscht du?"
"WIR wünschen Secundus Flavius Felix zu sprechen. Mein Name ist Flavius Tiberius Quirinalis, Adoptivbruder der Flavia Messalina Oryxa un dies ist Cloelia, meine Sklavin."
Ich legte die Betonung extra auf WIR. Es widerte mich an noch Sklavin sagen zu müssen...
Das ging runter wie Öl, als er WIR sagte.
Zwar hegte ich keine große Hoffnung in diesem Hause willkommen zu sein, doch stand der Vater meines ungeborenen Kindes zu mir.
Oh, es musste ein wahrer Patrizer sein wenn er von sich im Plural sprach, dachte sich Turda.
"Nur einen kurzen Augenblick bitte, Herr, ich werde meinen Herrn von eurer Ankunft unterrichten."
Die Tür schloss sich für eine knappe Minute, und öffnete sich dann wieder.
"Senator Felix wünscht mit euch zu speisen, mein Herr. Bitte, tretet ein."
Turda führte Quirinalis ins Atrium.
"Wünscht ihr euren Reisestaub von euch zu waschen oder euch sogleich ins Triclinium zu begeben?"
(--> Triclinium | Tiberier )
"Nein, danke! Meine Sklavin und ich sind sauber, wir haben da schon vorgesorgt."
So begaben wir uns ins Triclinium.
'Meint die Alte wir hätten Flöhe?' brummte ich in mich hinein.
Du bist ein Schlitzohr, Felix. WIR als Plural auszulegen.
Es war eine große Villa, in die ihn der neue Herr brachte. Nicht die größte, in der Sciurus gedient hatte, doch eine von den besseren. Er eilte zur Türe und klopfte an. Eine alte Sklavin mit bösem Blick ließ sie ein.
Als er das Gebäude betrat hob er prüfend seine Nase in die Luft und schnupperte. In der Villa roch es glücklicherweise ganz akzeptabel, ein leichter Essensgeruch hing in der Luft, der ihm den Hunger in den Magen trieb. Er war es gewohnt, einigermaßen anständige Speisen zu bekommen, doch Djoser hatte ihnen nur Fraß vorgesetzt. Hoffentlich gab es für die Sklaven in diesem Haus nicht nur Pulpa.
Es war ein ganz anderes Gefühl nun mit einem Sklaven in die Villa einzutreten. Gracchus bedachte Turda mit einem gleichmütigen Blick.
"Dies ist Sciurus, mein neuer Sklave. Zeige ihm, wo er sich waschen kann, bringe ihm ein neues Gewand und weise ihm einen Schlafplatz zu. Dann sorge dafür, dass er etwas zu Essen bekommt, und ich meine etwas zu Essen, keinen Fraß.
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