• Die claudische Sänfte erklomm langsam die Steigung, die zum Anwesen der Flavier führte. Nachdem das Tor passiert war, wurde Epicharis schon leicht unruhig. Aufgeregt wartete sie, bis die vier Träger die Sänfte vor den Stufen absetzten, die zur Porta führten, und stieg dann zuers aus dem Gefährt und dann die Stufen hinauf. Oben angelangt, klopfte einer der Träger, verbeugte sich und ging zurück zu der Sänfte, um sie beiseite zu schaffen, Die Träger würden warten, auch wenn das angesichts des kühlen Wetters an diesen frühen Nachmittagsstunden an den Nonen des Ianuars keine besonders angenehme Aufgabe war.


  • Die mürrische Miene des bulligen Thrakers erschien in Spalt der aufschwingenden Türe.
    "Ja?" knurrte er übellaunig. Der Post-Saturnalien-Katzenjammer hielt ihn, wie so viele Sklaven in der Villa, noch immer fest im Griff. Doch der Anblick der vornehmen jungen Frau, und ihrer Sänfte, ließ ihn erkennen, dass hier vielleicht etwas mehr Höflichkeit angebracht wäre.
    "Sei gegrüßt, edle Dame.", grollte er deshalb (Ajax grollte immer, es lag an seiner dröhnenden Bassstimme – aber diesmal grollte er deutlich freundlicher), und sein zottiges schwarzes Haupt senkte sich mit dem gebührenden Respekt.
    "Darf ich, mit Verlaub, nach deinem werten Namen und nach deinem Begehr fragen?"

  • Ein bärtiger Mann öffnete die Tür, doch war er gekleidet, wie ein patrizischer Sklave gekleidet sein sollte: So, dass man ihn als solchen erkannte. Dies und die rasche Veränderung, die mit dem Sklaven von statten ging, fielen Epicharis sogleich auf, als sie ihn musterte. Zwar prallte sie nicht erschrocken zurück, als er dann sprach, doch musste sie sich schon eine gewisse Vorsicht einstehen. Dieser Sklave war mit Bedacht ausgewählt worden, und Epicharis zweifelte nicht daran, dass er unliebsame Besucher sehr schnell davon überzeugen konnte, besser nicht hier um Einlass zu bitten.


    "Mein Name ist Claudia Epicharis", sagte sie und deutete ein dezentes Kopfneigen an.
    "Ich möchte Claudia Antonia besuchen."


    Das sollte als Erklärung genügen, schließlich ging es den Sklaven in keinster Weise an, was sie mit Antonia zu besprechen hatte. In diesem Moment trat ein Sklave hinter Epicharis. Er hielt den Kopf respektvoll gesenkt und trug ein in rotes Seidenpapier eingeschlagenes, eckiges Etwas. Epicharis lächelte kurz und wartete darauf, dass man sie nicht länger in der Kühle stehen ließ, sondern herein bat.


  • Der Anflug eines erfreuten Lächelns, halb verborgen unter dem krausen Bart, ließ Ajax' zerklüftete Züge geradezu freundlich wirken.
    "Bitte, werte Dame, tritt ein, und sei willkommen in der Villa Flavia."
    Er öffnete den Türflügel weit für sie. Ja, so sollte es sein. Eine manierliche junge Patrizierin auf Verwandtenbesuch, so gehörte sich das. Endlich mal kein Gesindel, unrasierte Büttel, freche Hausierer oder schmuddelige Klienten, die dem Stand seiner Herrschaften keineswegs angemessen waren.
    Hinter dem Sklaven der Claudia verschloss er die Türe wieder, und legte den Riegel vor, um die Dame selbst ins Innere des Hauses zu geleiten. Die kleine Aurora, die er sonst herumschickte, war nach der letzten Bestrafung für ihre Schusseligkeit leider noch nicht wieder einsatzfähig.
    "Wenn du mir bitte folgen möchtest."

  • "Hab Dank", sagte sie, wie es sich für eine Dame aus wohlerzogenem Hause gehörte, und trat hinter dem Hünen durch die Tür ins Vestibulum. Auch der Sklave trat ein, behutsam das eingeschlagene Geschenk tragend. Er nahm Epicharis' Palla ab und legte sie sich geschickt mit einer Hand über den Arm, während er mit der anderen das Kästchen balancierte und dann hastig seiner Herrin und dem flavischen Sklaven folgte.

  • Die Abordnung der Villa Cornelia erreichte das Tor der Villa Flavia. Es war ein etwas sonderbarer Zug. Zahlreiche begleitende Leibwachen und Sklaven eskortierten 2 Sänften und eine Miniaturausgabe eines Rennwagens, der von 4 Sklaven getragen wurde. Daneben 5 Ziegen, die meckernd dem Wagen folgten.


    Am Tor der Villa sprang ein Junge aus der Sänfte, während ein Sklave am Tor klopfte. Er setzte eine kleine Fanfare an seinen Mund und blies 3x kurz und 1x lang



    „TRRRRÖT“


    „TRÖÖÖÖT“


    „TRRÖÖTT“


    „TAAAAAAAAATTTTTTTTTÖÖÖÖÖÖÖÖÖ“



    Serenus flitzte mit Dido und Nero zum Tor als die Fanfare erklang.


    „Öffnet das Tor! Macht schon! Beeilt euch! Los! Wir bekommen Besuch aus der Villa Cornelia für mich! Warum dauert das so lange? Was sollen die von uns denken? Wir schreiben heute in dieser Villa Geschichte, wenn der beste Ziegenrennwagenlenker von ganz Baiae auf seinem ersten auswärtigen Rennen die Gens Cornelia mal wieder vernichtend schlagen wird.“


    Serenus setzte eine kleine Fanfare an und antwortete. 3x Lang und 1x kurz. Derweil setzten sich die Türsklaven aufgeschreckt in Bewegung und wuselten durcheinander.



    „TAAAAAAAAATTTTTTTTTÖÖÖÖÖÖÖÖÖ“


    „TAAAAAAAAATTTTTTTTTÖÖÖÖÖÖÖÖÖ“


    „TAAAAAAAAATTTTTTTTTÖÖÖÖÖÖÖÖÖ“


    TRÖÖÖÖT“

  • Eine schlichte Sänfte. Die Vorhänge aus einem dunklen Stoff und bestickt mit dem Wappen der Gens Prudentia. Die Träger gross, kräftig und gallisch. Langsam schob sich die Sänfte durch die Fussgängermassen auf der Strasse vor der Villa Flavia, bis sie die dortige Porta erreicht hatte. Mitten davor stoppte sie und wurde abgesetzt. Ein Sklave, bisher im Hintergrund verborgen, ging auf die Porta zu und klopfte an diese.

  • Der Ianitor, bisher hinter der Türe verborgen, trat an die Porta heran und öffnete diese. Acanthus, so sein Name, bedachte den vor der Tür stehenden Sklaven mit abschätzigem Blick und registrierte aus den Augenwinkeln heraus die Sänfte dessen Besitzers.


    "Salve. Wer ist dein Herr und was will er?"

  • "Mein Herr ist Prudentius Commodus, Senator der römischen Curie und ein Freund des Flavius Furianus. Und er wünscht eben diesen zu sprechen." antwortete der Sklave, den Blick des Ianitors ignorierend.


    Commodus blickte durch den Vorhang hinaus um zu sehen, was draussen vor sich ging.

  • Acanthus öffnete die Türe gänzlich. "Dein Herr kann eintreten und im Atrium warten, ich werde sehen, ob mein Herr bereit ist, ihn zu empfangen."


    Einen Wink später stand ein junger Sklave bereit, um den Senator in das Atrium zu geleiten.

  • Die Sänfte wurde sanft abgestellt. Nur einen Spalt schob ich den Vorhang beiseite, um mich zu vergewissern, das wir wirklich am Ziel waren.


    "Rebecca, geh zur Porta und melde mich! Mach schnell!"

  • Schnell ging ich zum gewaltigen Tor und klopfte an.




    POCH POCH



    Hoffentlich mach bald jemand auf. Mir war kalt, meine Füße schmerzten und gegessen hatte ich auch schon lange nichts mehr.

  • Zitat

    Original von Rebecca
    Schnell ging ich zum gewaltigen Tor und klopfte an.
    POCH POCH
    Hoffentlich mach bald jemand auf. Mir war kalt, meine Füße schmerzten und gegessen hatte ich auch schon lange nichts mehr.



    Serenus übte mit Nero im Bereich der Porta etwas „apportieren“. Normalerweise hätte er im Garten oder in der Villa geübt, aber er wartete auf die erneute Antwort aus der Villa Cornelia. Außerdem war es ein sonniger Tag, wenn auch eisig kalt. Aber entsprechend dick gekleidet war das kein Problem. Man mußte die guten Tage an der frischen Luft ausnutzen. Schlechtes Winterwetter würde es noch genug geben.


    Seit einigen Tagen herrschte reger Schriftwechsel zwischen ihm und seinem besten Freund in der anderen Villa, was dazu führte, dass mehrmals am Tag Sklaven zwischen den beiden Villen hin und her rannten. Der Cursus Publicus hätte an den beiden Jungen im Moment ein Vermögen verdient. Inhalt der Schreiben war ein reger Austausch über den neusten Familienklatsch, Dido bzw. Spartacus, den neusten Besuch in der Stadt, die Deutungen von diversen Trainingsergebnissen, die Factios und etliche Belanglosigkeiten mehr.


    Es klopfte. Serenus warf ein weiteres Mal eine alte Sandale, die irgendjemand im Haus wohl verloren hatte (Serenus ahnte nicht, dass es eine neue Sandale von Tante Leontia war, die ein Sklave säubern sollte und die Nero angeschleppt hatte), und ließ sie vom Hund apportieren. Es klopfte an der Porta.


    POCH POCH


    Serenus ging zur Porta.
    „Es ist gerade keiner da. Die Türsklaven wärmen sich auf oder sind auf der Latrine. Du musst warten. Aber du kannst die Antwort für mich unter der Tür durchschieben.“


    Er selbst durfte die Porta nicht öffnen. Vermutlich hätte er es bei den dicken Balken, vielen Riegeln und der schweren Tür auch gar nicht geschafft. Serenus dachte auch nicht daran, dass es jemand anderes als der Botensklave sein konnte, welcher heute bereits neun Mal zwischen der Villa Flavia und der Villa Cornelia hin und her gependelt war. Das schien ein anstrengender weg zu sein, denn jedes Mal sah der Bote müder aus. Dabei lag die Villa Cornelia doch gerade mal drei Anwesen weiter. Natürlich fehlte Serenus jede Relation, was drei Anwesen bei patrizischen Verhältnissen für eine große Entfernung von Porta zu Porta waren.

  • Ein wuchtiges Tor! Ob mein zaghaftes Klopfen überhaupt gehört wurde? Wie eine Ewigkeit kam mir das warten vor. Nichts tat sich. Die Kälte stieg meine Beine hoch, es wurde Zeit ins Warme zu kommen.
    Gab es in dieser großen Villa keinen Türsklaven?


    Dann Hundegebell und eine Kinderstimme. In der Annahme es würde sich um einen Sklavenjungen handeln, war meine Anrede entsprechend locker.


    "Kleiner Mann, ich hab keine Antwort für Dich. Ich bin die Sklavin von Flavia Calpurnia und die begehrt Einlass. Kannst Du bitte Jemanden holen, der uns einläßt? Meine Herrin wartet nicht gerne."


    Hoffentlich machte der Kleine schnell, sonst würde das Biest in der Sänfte wie eine Furie über uns beide herfallen. Es würde ihr Spaß machen, uns beide abstrafen zu lassen.


    "Komm mach schnell, Kleiner!" schob ich noch nach.

  • „Kleiner Mann?“
    Serenus hatte es genau gehört. Da hatte ihn jemand vor der Tür als „kleiner Mann“ bezeichnet.


    Serenus wurde aufgrund dieser Anrede von einer plötzlichen Taubheit beider Ohren erfasst. Und überhaupt hatte er sich sicher eingebildet, dass da jemand an die Tür geklopft hat.
    Und wer war Flavia Calpurnia? Zwischenzeitlich kannte Serenus alle patrizischen Mitglieder der Gens Flavia, was nur den Rückschluss zuließ, dass dort draussen eine Hochstablerin wartete oder das eine „Andere“ war, eine Vertreterin des plebeischen Zweiges der Gens Flavia, die in einer schäbigen Hütte im wilden Hispania wohnen sollten. Oma hatte immer gesagt, dass man sich mit denen als Patrizier nicht abgeben sollte, da sie Schmeissfliegen seien.
    Warum? Weshalb? Wieso? Nun, das war für Serenus ohne Interesse. Oma hatte es gesagt und Oma hatte immer Recht.


    Und die Sklavin hatte ihn als „kleiner Mann“ bezeichnet!


    Er drehte sich wortlos um, gab seinem Hund ein Zeichen und verschwand mit der Apportiersandale und dem Tier wieder in der Villa und danach in den Garten – ohne einen der Türsklaven über die Wartenden vor der Porta zu informieren.


    :P

  • Nichts tat sich. Die Art wie sie hier ihre Sklaven erzogen, schien sehr liberal zu sein. Den Bengel werde ich mir merken. Allerdings spürte ich schon die Peitsche auf meinem Rücken. Ich kenne meine Herrin. Der Gedanke an die letzte Bestrafung war noch hell wach in mir. Fast in Panik schlug ich gegen das Tor.


    POCH POCH POCH

  • Zitat

    Original von Rebecca
    POCH POCH POCH


    Erbost kehrte Acanthus, der Ianitor der Flavia, zur Türe zurück. Erbost deswegen, weil es bereits wieder an der Türe klopfte, weil er keine Minute austreten konnte, ohne dass einer von diesen aufdringlichen Botenjungen aus der Villa Cornelia vor der Türe stand um dem jungen Herrn seine hochwichtigen Briefe zu bringen. Echte Patrizier schrieben lange Briefe in die Fremde, in die Provinzen, woraufhin sie monatelang auf Antwort warten mussten, doch dieses Gör musste mit dem Nachbarsjungen Botschaften austauschen, die alle paar Minuten beantwortet wurden, zumindest schien es Acanthus so. Er riss die Türe auf, im Ansinnen seine Misslaune am dahinter stehenden Jungen auszulassen, der solch einen Radau produzierte, doch in der Hälfte seiner Bewegung stockte er und sein grimmiges Gesicht wurde zu einer starren Maske. Er hatte nicht erwartet, dass eine Frau dermaßen an die Tür schlug, dass es sicherlich durch die gesamte Villa zu hören war. Obwohl sie nicht das ursprüngliche Ziel seiner Laune war, so besserte sie sich dennoch nicht, immerhin war die Frau ebenfalls augenscheinlich eine Sklavin. "Was willst du? Wir kaufen nichts."

  • Eine rote Sänfte, die von zahlreichen Ägyptern und Leopardenfellmäntel gehüllt waren, hielt vor der Porta der Villa Flavia. Einer der Sklaven hielt den Vorhang beiseite und Manius Tiberius Durus, der Aedilis Curulis trat heraus. Diesmal trug er jedoch nicht seine Toga Praetexta, sondern eine gebleichte Leinentunika mit den breiten Senatorenstreifen am Ärmel, der ihm als curulischer Aedil zustand. Sie war kunstvoll in Falten gelegt und durch ein rotes Pallium ergänzt.
    Er folgte seinem Sklaven in gänzlich ägyptischer Tracht und dem Leopardenfell zur Porta, wo der Ägypter anklopfte.


    *KLOPF KLOPF*

  • Nachdem Acanthus die Porta geöffnet hatte und den Pomp davor sah, musste er nicht lange fragen, wer der Besuch sei. Der Mann war ihm angekündigt worden und sein Auftreten ließ keinen Zweifel daran, dass er es war, welcher zum Mahl geladen war. Der Ianitor ignorierte den Sklaven und sprach direkt zu Tiberius Durus, um ihn zum Triclinium zu gleiten.
    "Salve, Aedilis Curulis. Du wirst bereits erwartet."

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