• Sparsus zog etwas verblüfft die Augenbraue hoch. Okay, gebadet hatte er während der Fünf Tage langen Reise nicht gerade und wahrscheinlich roch er auch etwas nach Pferd, aber so schlimm konnte es doch nun wirklich nicht sein, dass er hier so angeraunzt wurde… Kurz musterte er noch seinen Gegenüber, der allen Anschein nach der Ianitor der Gens Flavia war. Viel schien er ja hier nicht von Plebejern zu halten.


    "Salve, mein Name ist Marcus Iulius Sparsus. Optio der Legio Secunda Germanica, ich bin hier, da ich zur Hochzeit von Centurio Marcus Flavius Aristides eingeladen wurde."


    Er zog den Brief, mit der beigelegten Einladung aus seinem cingulum militare und hielt dem Ianitor diese unter die Nase.


    "Ist der Centurio Aristides zu sprechen?"


  • Oh, ein Hochzeitsgast?!Es regte sich etwas im Gesicht des Ianitors. Als er dann noch die Einladung zu Gesicht bekam, war dies der letzte Beweis für den Wahrheitsgehalt dessen ,was der Fremde vorgebracht hatte.
    "Ähm ja. Ich werde nachsehen lassen, ob der dominus zu sprechen ist. Komm doch bitte und folge mir ins Atrium! Ich werde dann nach ihm schicken lassen."
    Der Ianitor verließ für einen Augenblick seine porta, um den Besucher ins Atrium zu bringen.



  • Ob die Besucher Zeit hatten oder nicht, ob es eilig war oder nicht, darum kümmerte sich der Ianitor nicht sonderlich herzlich. Als er das Klopfen vernahm, sah der Ianitor von einem kleinen Fingerspiel auf, das ihm eine Sklavin gegeben hatte. Schon den ganzen Vormittag grübelte er an den zwei Holzklötzen und dem Seil, das ein scheinbar unentwirrbaren Knoten bildete. Wie er den Knoten lösen konnte ohne seinen Dolch, dahinter war Acanthus noch nicht gekommen. Er erhob sich und legte das Spiel zur Seite. Mürrischen Blickes öffenete er die Tür. "Ja?"

  • "Sei gegrüsst!", sagte Glabrio freundlich dem mürrischen Türsteher.
    "Ich heisse Petronius Glabrio und ich bin auf der Suche nach Flavius Furianus. Könntest Du mich informieren, ob er sich in Rom aufhällt oder wo ich ihn sonst erreichen kann. Ist er noch in Tarraco??" Er hoffte, der Sklave würde ihm klare Antwort geben. Er selbst fühlte sich etwas schlech, dass er nicht einmal wusste, wo sein Patron sich aufhielt.

  • Eine schlichte toga hatte ich ausgewählt. Und mit einem leicht mulmigen Gefühl in der Magengrube war ich der villa Flavia entgegen geschritten. Auf eine Sänfte hatte ich verzichtet, ein wenig Bewegung tat bisweilen ganz gut. Die zwei mich begleitenden Sklaven, Trautwini und irgendein custos corporis von Laevina, begleiteten mich, und der Germane klopfte an die porta, vor der ich schon so oft gestanden hatte. Nie allerdings war ich so innerlich angespannt gewesen wie am heutigen Tage. Wenigstens konnte ich die Aufgewühltheit soweit hinunterkämpfen, dass man sie mir nicht sofort ansah. Es war ja an sich schon ungewöhnlich, dass eine unverheiratete Frau einen Mann zu sich nach Hause einlud, doch was an Celerina war schon gewöhnlich?


    "Salve! Senator Marcus Aurelius Corvinus würde gern einer Einladung von Flavia Celerina nachkommen", sagte Trautwini dem mürrischen Türsklaven der Flavier, als jener geöffnet hatte.


  • Selbstverständlich hatte Flavia Celerina auch nicht vor dem mürrischen Ianitor haltgemacht. Zwar hatte sie Acanthus nicht dazu gezwungen, eine dieser albernen roséfarbenen Tuniken zu tragen, doch hatte er sich eine roséfarbene Rose ins Haar stecken müssen. Desweiteren standen seit geraumer Zeit zwei kleine Sklavenmädchen in besagten Tuniken bereit, die den ersehnten Gast zu seinem Bestimmungsort bringen sollten. Beide Kinder waren mit kleinen Körbchen bewaffnet, in den sich bunte Rosenblätter befanden, die sie dem Gast vor die Füße werfen sollten. Die beiden fanden das recht lustig. Nur Acanthus machte einen leicht genervten Eindruck.
    Als es nun endlich klopfte, öffnete er wie gewohnt. "Wer bist du u.. Oh ja! Du wirst schon erwartet, doninus!" Der Ianitor wandte sich geschwind zu den Blumenmädchen. "He, ihr da! Ihr seid jetzt dran! Bringt den Gast zur domina!"
    Die beiden kleinen kichernden Mädchen kamen angerannt und musterten erstaunt den Besucher. "Mensch,bist du aber groß!" sagte das eine. Das andere Mädchen schupste ihre Freundin "Bist du blöd, das ist doch der Freund von der domina! Bitte folge uns, dominus!" Die beiden Mädchen gingen vor ihm her und streuten ihre Blütenblätter.

  • Ich musste nicht lange warten. Während Trautwini sich mit dem ianitor unterhielt, konnte ich nicht anders, als auf die Blume in seinem Haar zu starren. Darüber fielen mir die beiden Sklavenmädchen auch zunächst nicht auf. Erst, als der mürrische Türsklave sich mit seiner Blüte im Haar umwandte und die beiden herbeirief, riss ich den Blick von dem rosafarbenen Tupfer in seinem Haar und sah den beiden Mädchen entgegen. Sie waren gleich gekleidet, schienen aber keine Zwillinge zu sein, und beide hielten ein kleines Körbchen in der Hand. Ich fragte mich bereits, was sie damit vor hatten, als die beiden einen kleinen Disput hatten, sich dann umwandten und Blütenblätter streuend vorausgingen. Ich war so sprachlos, dass ich mich erst einen Moment später in Bewegung setzte. Das Gefühl, die Höhle des Löwen betreten zu haben, verstärkte sich mit jedem Schritt, den ich über die gestreuten Blütenblätter hinweg tätigte. Die beiden Sklaven bekamen die Anweisung, abrufbereit zu warten, und ich vermutete, dass ein flavischer Sklave die beiden in die culina führte, wie es wohl allgemein in vornehmen Haushalten gehandhabt wurde. Ohne zu ahnen, was mich im Garten noch alles erwarten würde, folgte ich den beiden Mädchen hinaus...

  • Die Spur aus Rosenblättern, die die Kinder hinterließen, ließ darauf schließen, daß der flavische Rosengarten der Verwüstung zum Opfer gefallen sein mußte. Doch so schlimm war es nicht. Tatsächlich handelte es sich dabei um die verblüten Blütenblätter jener edlen Gewächse. Die beiden Mädchen liefen kichernd voran, streuten die Blüten und sahen sich von Zeit zu Zeit um, damit ihnen der Gast auch ja nicht abhanden kam. Ihr Weg führte sie hinaus in den Garten, zu den Rosenbeeten. Vor den beiden roséfarbenen Klinen kamen sie zum stehen, kicherten aber weiter."Domina, dein Gast ist da!"sagte sie schließlich.
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  • "Ja." Es bedurfte einen längeren Augenblick und Blick in das Gesicht des Besuchers, indem Arcanthus sah, dass jener wohl mit dieser einfachen Antwort nicht aufgeklärt war. Dabei hätte Acanthus am Liebsten schon wieder die Tür zu geworfen. "Er verweilt in Hispania.", fügte Acanthus darum an und hoffte, damit einen weiteren Plagegeist an der Tür los geworden zu sein. Wie doch im Grunde alle Besucher solche nervigen Ärgernisse waren, die die Ruhe und den Frieden hier störten. Abweisend starrte Acanthus den Mann an. Nur die eindringlichen Worte der Herrschaften, die Acanthus zu 'Höflichkeit' anhielten, verhinderten, dass Acanthus die Tür jetzt zu schlug.

  • | Servus Tiberiorum


    Ein Sklave der Villa Tiberia machte die Runde durch die Stadt, um bei den geladenen Gästen des Manius Tiberius Durus anzuklopfen. Wurde ihnen geöffnet, erklärte er folgendes:


    "Der edle Herr Tiberius Durus muss leider verkünden, dass er durch Krankheit an sein Bett gefesselt ist und die Abendgesellschaft für den morgigen Tag leider absagen muss. Das Gastmahl wird nach seiner Gesundung nachgeholt werden!"


    Zu weiteren Details konnte er nichts sagen, daher ging er meist sehr schnell wieder - es sei denn, er bekam etwas zu Essen angeboten.





    CURSOR – GENS TIBERIA

  • Pünktlich zur besten Essenszeit erschien Macer vor der Haustür der Villa Flavia, um der Einladung seines Klienten zum Essen zu folgen. Dass er pünktlich war, war durchaus bemerkenswert, denn bei gesellschaftlichen Anlässen kam er meistens zu spät. Aber da er seinen Klienten so verstanden hatte, dass er der einzige Gast wäre, wäre das wohl unangemessen gewesen. Zumal die beste Essenzeit immernoch ein hinreichend dehnbarer Begriff war.


    Macer hatte diesmal nur seinen Laufburschen mitgenommen, der noch einmal eine Falte im Rücken der Toga seines Herrn glatt strich und dann an der Tür klopfte.



  • Pünktlich zur Essenszeit wollte sich Acanthus, der Ianitor der Porta Flaviae, erheben, um seinen Gesternbrei für den Abend einzunehmen. Acanthus war in mancher Hinsicht anspruchslos. Er konnte den ganzen Tag an der Tür warten und tat es schon seit Jahren. Aber wenn er einen leeren Magen hatte, wurde er unleidig. Doch ihm wurde ein Strich durch die Rechnung gemacht. Besuch kam und klopfte. Ausgerechnet zur Essenszeit. Ärgerlich zog Acanthus seine Augenbrauen zusammen. Da war etwas! Es fiel dem Ianitor wieder ein, auch die Flavier pflegten pünktlich ihr Essen einzunehmen. Der Ianitor trat zur Porta und öffnete diese. Sein grimmiger Blick, der vielleicht eine Nuance grimmiger als sonst war, fiel auf den Laufburschen. "Ja?"

  • Allein unterwegs, nur begleitet von einem ebenso obligatorischen wie namenlosen Sklaven, lenkte ich meine Schritte zur villa Flavia. Es waren nur einige Tage vergangen, seitdem ich das letzte Mal hier gestanden und um Einlass gebeten hatte. Wie die Stimmung innerhalb des prächtigen Gebäudes derzeit war, wusste ich nicht zu sagen, doch sollte ich mein Anliegen nicht mehr weiter aufschieben, wollte ich es bald in die Tat umgesetzt haben. So klopfte der Namenlose und trug sein Sprüchlein vor, das meinen Namen und das Besuchsgesuch für Flavius Aquilius beinhaltete, und ich wartete währenddessen leicht gedankenvergraben vor der flavischen Schwelle.


  • Acanthus öffnete wie immer, leicht mürrisch, die Tür. "Was willst du un..." Weiter kam er nicht, denn sein sklavisches Gegenüber wußte schon genau, was jetzt kam. Deshalb gab er ihm gleich alle notwendigen Informationen, die einen raschen Ablauf hätten möglich machen können. Aber der Sklave hatte nicht mit Acanthus gerechnet! Der flavische Ianitor musterte den Sklaven von allen Seiten, sah dann im Hintergrund den Herrn des Sklaven stehen und dachte bei sich der schon wieder! Glücklicherweise war Acanthus diesmal nicht mit einer Rose im Haar bestückt worden. Er nickte schließlich, rief einen Sklavenjungen herbei, der mit dem Sklaven vor der Tür etwas gemein hatte. Auch er war ein Namenloser.
    "Gut! Bitte folge dem Jungen ins Atrium!"

  • Zitat

    Original von Hannibal



    Pünktlich zur Essenszeit wollte sich Acanthus, der Ianitor der Porta Flaviae, erheben, um seinen Gesternbrei für den Abend einzunehmen. Acanthus war in mancher Hinsicht anspruchslos. Er konnte den ganzen Tag an der Tür warten und tat es schon seit Jahren. Aber wenn er einen leeren Magen hatte, wurde er unleidig. Doch ihm wurde ein Strich durch die Rechnung gemacht. Besuch kam und klopfte. Ausgerechnet zur Essenszeit. Ärgerlich zog Acanthus seine Augenbrauen zusammen. Da war etwas! Es fiel dem Ianitor wieder ein, auch die Flavier pflegten pünktlich ihr Essen einzunehmen. Der Ianitor trat zur Porta und öffnete diese. Sein grimmiger Blick, der vielleicht eine Nuance grimmiger als sonst war, fiel auf den Laufburschen. "Ja?"


    "Mein Herr, der Senator Purgitius Macer ist von Flavius Aquilius zum Essen geladen", erklärte der Laufbursche knapp und mit demselben Tonfall, den er sich sonst zum Überbringen von mündlichen oder schriftlichen Nachrichten angewöhnt hatte. Dass sein Herr diesmal direkt hinter ihm stand, machte ihn nur unwesentlich nervös.



  • Der Ianitor hatte dem kaum etwas entgegen zu setzen. Denn er war zudem noch darüber informiert worden. Also würde er die Tür wohl öffnen müssen. Seine Augen wanderten hinter den Sklaven und machte den Herrn schon ausfindig. Acanthus deutete einen Katzbuckel an. Mehr konnte man von ihm nicht erwarten. Aber dafür war er auch nicht an der Tür. Er war hier, weil er die meisten Schmeißfliegen verjagen konnte und nur die wichtigen Menschen hinein ließ. Macer gehörte zu der letzteren Sorte von Römern. Langsam schwang die Tür auf. "Dann möge der Herr bitte eintreten." Acanthus winkte einen Sklavenjunge heran. "Er wird denn Herrn zum Mahl führen." Was jener auch tat und voran lief. Dabei sah der Sklavenjunge immer mal wieder über seine Schulter, damit er den Besucher nicht verlor und dieser den Weg gar selber suchen musste.

  • | Servus Tiberiorum


    Erneut erschien ein Sklave der Villa Tiberia vor dem Haus, um bei den geladenen und später wieder ausgeladenen Gästen des Manius Tiberius Durus anzuklopfen. Wurde ihm geöffnet, erklärte er folgendes:


    "Mein Herr Tiberius Durus schickt mich! Ich soll die Einladung, die er gegenüber dem ehrenwerten Senator Flavius Gracchus ausgesprochen hat, für heute Abend erneut aussprechen! Er freut sich auf sein Kommen!"


    Damit hatte er seine Pflicht getan und zog wieder ab.





    CURSOR – GENS TIBERIA

  • Mit leisem Klacken wurde die aurelische Sänfte vor der porta der villa Flavia abgesetzt. Leicht schaukelten die Vorhänge in der Nachmittagsbrise - es war ein angenehmer Herbsttag. Die stämmigen Träger rührten sich nicht, doch ein beredter Sklave in rostbrauner tunica löste sich hinter dem Gefährt und ging zielstrebig auf das Holz der Tür zu. Überdies passierte nichts.


    Einige Male pochte der Sklave, und als er das Gesicht des flavischen Türsklaven erspähte, räusperte er sich. "Wir sind hier, um Flavia Celerina abzuholen. Mein Herr, der Senator und septemvir Marcus Aurelius Corvinus erwartet sie in Einverständnis mit seinem ehrenwerten Freund Caius Flavius Aquilius. Wir werden dafür sorgen, dass ihr nichts geschieht und sie wohlbehalten am Ziel des Ausfluges angelangt." Er hatte seine Worte sorgfältig gelernt, das wurde durchaus deutlich. Die Betonungen stimmten, und es sollte nun klar sein, dass Flavia Celerina allein erwartet wurde, und dass die aurelische Sänfte eigens für sie bereit stand.

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