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    Sogleich horchte Acanthus auf. Natürlich kannte er Flavia Flamma, zumindest aus den Jahren ihrer Kindheit in Rom und ihrem kurzen Besuch zur Bestattung ihrer Mutter. Doch selbst wenn er sie nicht gekannt hätte - eine Flavia war eine Flavia, so dass er weit die Türe öffnete und sein Verhalten von Unfreundlichkeit sich zu Untertänigkeit wandelte.


    "Willkommen in Rom, Herrin! Bitte tritt ein, dein Vater wird umgehend benachrichtigt."
    Schon spurtete ein Junge los zu Flavius Gracchus, während ein weiterer die edle Dame ins Atrium führte, nicht ohne dabei einen Augenblick zu vergessen, seinen Mund vor Staunen wieder zu schließen.



    IANITOR - VILLA FLAVIA

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    VILICUS - MANIUS FLAVIUS GRACCHUS

    Einmal editiert, zuletzt von Sciurus ()

  • Langsam näherte sich im Gedränge der Menschenmengen auf den Straßen Roms eine Sänfte dem flavischen Domizil am Quirinal, die von zwei hünenhaften dunkelhäutigen Sklaven getragen wurde. In ihrem Inneren befand sich ein Mann, der wenig Ähnlichkeit hatte mit jenem, der vor langer Zeit im Schutz der Nacht diese Stadt und sein bisheriges Leben hinter sich gelassen hatte. Zwar trug er noch den gleichen Namen, doch könnte die Veränderung größer kaum sein. Vor der Villa angekommen, ließen die Sklaven die Sänfte langsam zu Boden und einer trat an das schwere Tor um mit einigen kräftigen Schlägen dagegen zu hämmern.

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    Acanthus wachte bereits lange genug über die Pforte der Villa Flavia, um an der Art eines Klopfens den Klopfer zu erahnen. Das kräftige Pochen, das in diesem Augenblick das Holz durchdrang, ließ auf einen kräftigen Sklaven schließen, einen Leibwächter oder Sänftenträger. Denn selbst aufgebrachte Senatoren, die glaubten ihrem Begehr durch die eigene Klopf-Tat Ausdruck verleihen zu müssen, brachten selten selbst derartige Kraft auf. Als er die Türe öffnete zeigte sich die Vermutung als bestätigt, sah er doch im Hintergrund eine Sänfte, daneben nur noch einen Träger und vor ihm den zweiten.


    "Wer bist du und was willst du?, blaffte der Ianitor den Sklaven in seiner üblich abweisenden Art an, wobei beiden zweifelsohne klar war, dass diese Frage nicht die Person des Sklaven betraf, sondern jene, die noch in der Sänfte verborgen war.




    IANITOR - VILLA FLAVIA

  • Das Rauschen der vorbeiströmenden Menschen, welches aus zusammenhangslosen Gesprächsfetzen und unzählbaren Geräuschen sich konstituierte, deren bloße Differenzierung die Fähigkeiten des flavischen Ohres bereits bei weitem überstieg und an deren konkrete Kontextualisierung deshalb kaum zu denken war, bildete eine schier unerträgliche Kakophonie in der Wahrnehmung des Flaviers, die durch den beißenden, weil völlig vergessenen, Gestank der Stadt nur noch verschärft schien. Es war eine grauenhafte Idee gewesen, wieder nach Rom zurückzukehren. Sich sanft die Schläfen reibend, um so den pochenden Schmerz in seinem Kopf etwas zu mildern, vernahm Flaccus draußen eine bekannte Stimme. Acanthus, dessen gewohnt ruppigen Worte ihn in diesem Moment erreichten, schien ihm ein sonderbares Continuum in einer Welt, in der nichts mehr so sein konnte wie früher.


    „Quintus Flavius Flaccus. Seine Ankunft wurde angekündigt.“
    Die rauhe Stimme des Sklaven schien von keinerlei Emotion getragen zu sein. Einen Schritt zurücktretend blickte er zur Sänfte.


    Einen letzten geräuschvollen Atemzug tat der Flavier, ehe er langsam ins Freie trat. Vom grellen Licht des Tages unmittelbar geblendet, schloss er einen Moment die Augen, um sie hernach wieder entschlossen zu öffnen und den Ianitor mit durchdringendem Blick zu fixieren. Er hatte keinerlei Zweifel, dass dieser ihn, dem gänzlich veränderten äußeren Erscheinungsbild zum Trotz, sofort würde wiedererkennen.

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    Beim Namen des Flaviers verschwand aller Grimm von Acanthus' Antlitz und rasch zog der Ianitor die Türe weiter auf.


    "Willkommen zuhause, Herr!" begrüßte er sodann Flaccus als dieser auf die Porta zuschritt. Selbstredend erkannte Acanthus den jungen Flavier, vergaß er doch beinahe kein Gesicht, das jemals durch die Porta geschritten war, ganz sicher aber keines, das einem Flavier gehörte.
    "Dein Cubiculum wurde selbstverständlich für dich hergerichtet. Dein Onkel Gracchus lässt dir ausrichten, dass er dich gerne sprechen möchte, sobald du dich ein wenig von der Reise erholt und eingerichtet hast."




    IANITOR - VILLA FLAVIA

  • Ganz wie erwartet, wandelte sich die gewohnte Barschheit des flavischen Ianitors unverzüglich in dienstbeflissene Servilität, als er den bekannten Namen vernahm und sich kurz darauf auch von der Wahrhaftigkeit der Ankündigung mit eigenen Augen überzeugen konnte. Flaccus hingegen erwiderte die Worte des Sklaven lediglich mit einem knappen Nicken, ehe er, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, an Acanthus vorbei durch die Pforte trat und ihn die gleichermaßen vertraute, wie fremdartige Atmosphäre des flavischen Hauses umfing.

  • Wie mit Flavia brieflich besprochen, so schlug Lepidus nun zum vereinbarten Zeitpunkt an der Villa Flavia auf. Eingekleidet mit seinen senatorischen Standesabzeichen wollte er Gracchus nun das erste Mal auf Augenhöhe begegenen, obwohl er sich natürlich bewusst war das ein gewesener Praetor über ihm stand. Er schickte wie immer einen Sklaven voraus, der ihn bereits namentlich ankündigen und sagen sollte, dass er einen Termin bei Flavius Gracchus hatte. Während auch Lepidus so langsam auftauchte, hoffte er sogleich ohne Verzögerungen hineingeleitet zu werden.

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    Wie so oft in seinem monotonen Dasein, saß Acanthus auf seiner Bank und reflektierte über die letzten Fragen der Metaphysik, wie etwa ‚Gibt es einen letzten Sinn, warum die Welt überhaupt existiert? Und dafür, dass sie gerade so eingerichtet ist, wie sie es ist?‘ Seine Gedanken gerieten ganz plötzlich ins stocken, als jemand an der Tür des flavischen Anwesens klopfte.
    Mit seiner für ihn typischen missmutigen Miene kam er seinen Pflichten nach und öffnete. Dem Sklaven, den er auf der anderen Seite der Tür vorfand, warf er zunächst einen abschätzigen Blick zu, ehe er sich grummelnd nach seinem Begehr erkundigte. Senator Tiberius Lepidus habe einen Termin mit Senator Flavius Gracchus? Zusehend milderten sich die Züge des Ianitors und noch bevor der frischgebackene Senator über die Schwelle der Villa trat, stand bereits der junge Phoebus bereit, um den Besucher zum Officium seines Herrn zu geleiten.

  • Um von Aquileia nach Rom zu gelangen, musste man gewillt sein, eine mehrtägige und sehr strapaziöse Reise in einem unbequemen und ständig dahin polternden Reisewagen in Kauf zu nehmen. Gesellte sich noch etwas Pech dazu und ein Unwetter kam auf, oder was die Götter behüteten, ein Unfall geschah oder Räuber überfielen die Reisenden, konnte sich dieses Unternehmen noch schier endlos in die Länge ziehen oder endete gar tödlich. Doch Horatia Lepida schien, bevor sie diese Reise angetreten hatte, Hermes ein besonders großes Opfer dargebracht zu haben. Denn kein böses Unheil hatte auf der Landstraße auf sie und ihr kleines Gefolge gewartet. Zwar haderte sie noch mit dem Ziel ihrer Reise, während sie bereits unterwegs war, hatte sie sich doch vor etlichen Jahren geschworen, nie wieder über eine flavische Schwelle zu treten, doch dies war ein Notfall erster Güte, der es verlangte, über den eigenen Schatten zu springen.
    So erreichte sie, trotz allem sehr erschöpft, nach einer gefühlten Ewigkeit die Tore Roms. Da Wagen und Fuhrwerke nicht gerne auf den Straßen der urbs aeterna bei Tage geduldet wurden, ließ sie sich das letzte Stück ihres Weges in einer Sänfte tragen. An ihrem Ziel angekommen, stoppten die Träger und ihre vertraute Sklavin Praxilla klopfte einmal kräftig an der Porta, um für ihre Herrin Einlass zu fordern.

  • ‚Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige.‘
    Lucia wusste nicht mehr genau, wo sie diesen Satz mal gehört oder gelesen hatte – es musste irgendwann in ihrer Kindheit gewesen sein – aber er war ihr im Gedächtnis geblieben. So war es nicht verwunderlich, dass sie auch für die Einladung ihrer künftigen Schwägerin ein wenig zu früh war. Natürlich hatte sie auch ein kleines Geschenk dabei und sich herausgeputzt.


    Schon in der Vorbereitung hatte sie sich als der überlegene Part dieses Treffens gefühlt. Sie war von Flavia eingeladen worden, sie war schon eine ganze Weile (das konnte man so und so definieren) verheiratet und sie erwartete Nachwuchs. Leider war ihr Bauch noch nicht wirklich ausgeprägt, man mochte bestenfalls meinen sie hätte in letzter Zeit gut gegessen. Also hieß es diesen Teil irgendwann ganz nebenbei im Gespräch einstreuen. Lucia hatte sich da schon die dollsten Szenarien ausgemalt.


    Aber jetzt musste der Besuch ja erst mal stattfinden und dafür klopfte Arsinoe an die Tür der Villa Flavia. „Meine Herrin Tiberia Lucia, Frau des ehrenwerten Consuls Titus Duccius Vala, auf Einladung der edlen Flavia Domitilla.“, kündigte sie an sobald gefragt wurde.

  • In der Nacht hatten Acanthus schlimme Zahnschmerzen heimgesucht, weshalb er kaum ein Auge zugetan hatte. Am Morgen danach suchte er sogleich den Stallknecht Sothos auf, der in diesen Dingen (zumindest für die sklavische Belange) visiert war. Die dick geschwollene Backe des Ianitors verhieß nichts Gutes. Doch mit einem geschulten Blick in die Mundhöhle desselben, wusste Sothos sofort, was zu tun war. Schnell war das dafür notwendige Werkzeug herbei geschafft, auf dass kaum eine halbe Stunde später ein markerschütternder Schrei, der seinen Ursprung in den Stallungen hatte, zumindest das flavische Servitriciuum erschütterte.


    Derweil hatte Mykos, ein junger zypriotischer Haussklave den verantwortungsvollen Platz des Ianitors eingenommen. Der einfältige junge Mann glaubte, es sei schließlich kein Hexenwerk, die Tür auf und wieder zuzumachen. Seine Rechnung ging auch anfangs auf. Die ersten Besucher waren die „üblichen Verdächtigen“, Klienten und Bittsteller. Doch dann ertönte dieses kurze rhythmische Klopfen. Mykos öffnete und sah sich einer Sklavin mittleren Alters gegenübergestellt, die ihre Herrin ankündigte. „Horatia Lepida? Kenn ich nicht. Wer soll das sein und was ist der Grund ihres Besuches?“
    Praxilla, Horatias altgediente Sklavin warf dem Ianitor einen irritierten Blick zu und dachte sich vorerst ihren Teil. „Meine Domina wird bereits erwartet!“ , schickte sie leicht pikiert hinterher.
    „Ach ja, von wem denn?“ Prixilla wurde nun etwas strenger aufgrund der unverschämten Art des Sklaven und wollte bereits diesen Jungspund in seine Schranken weisen. Inzwischen aber hatte sich die Horatia selbst aus der Sänfte begeben, um nachzusehen, warum die Prozedur sich verzögerte. Mit einem Ohr hatte sie den Wortwechsel verfolgt.
    „Was ist das denn für eine unsägliche Schlamperei! Ich möchte auf der Stelle eingelassen werden und dann umgehend mit meiner Tochter sprechen. Aber zackig!“ Die imposante Erscheinung der etwas in die Jahre gekommenen Patrizierin sowie ihr energisches Auftreten hatten Mykos ganz schnell zurückrudern lassen. Sofort ließ er die Dame und ihr Gefolge ein. Der junge Phoebus geleitete sie dann ins Atrium, wo man ihr eine Kline und Erfrischungen anbot.

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    Tag für Tag leistete Acanthus seinen Dienst an der Tür. Tag für Tag ließ er jedem, der es wagte zu klopfen, seinen Missmut zu Teil werden. Dabei war es gänzlich ohne Relevanz, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelte. Diesmal bot sich ihm der Anblick einer jungen Sklavin, die recht hübsch anzuschauen war. Doch den abgeklärten Ianitor konnten solche Reize nicht von seinem Auftrag abhalten. "Wer bist du und was willst du?, blaffte er daher, wie eh und je.
    Die junge Sklavin kündigte ihre Herrin an. Sie schien wohl einen rauen Ton von Haus aus gewohnt zu sein, da sie sich von ihm nicht aus der Fassung bringen ließ, was Acanthus in gewissem Maße auch imponierte. Natürlich würde er dies aber auch nie zugeben.
    „Deine Herrin ist ein wenig zu früh. Aber bitte, deine Domina möge eintreten,“ murrte er weiter und winkte Phoebus, den Sklavenjungen herbei. „Phoebus wird deine Herrin hinein geleiten und Domina Domitilla von ihrer Ankunft berichten.“ Inzwischen hatte der Ianitor senen Ton ein wenig gemäßigt. Nicht das am Ende noch Beschwerden kamen!
    Der junge Phoebus indes hatte die Besucherin in Empfang genommen und führte sie direkt zum Peristyl.

  • Keine neue Tunika, dafür eine Gang in die Thermen. Dreckig und stinkend wollte er Candace nicht vor die Augen treten. Die Tunika hatte er im Tiber einigermaßen sauber bekommen. Der ausgefranste Rand ließ sich leider nicht verbergen. Lange hatte er sie nicht gesehen. Viel war seit ihrem aufeinander treffen geschehen. Mittellos, auf der Flucht, ständig hungrig. Zum Dieb, Räuber oder Mörder war noch nicht geworden. Tief im innersten weigerte er sich in die untersten Regionen abzusteigen. Von dort gab es keinen Ausweg mehr. Lieber nur einen halbvollen Magen und die Gewissheit Candace nicht zu verlieren. Er kannte das und konnte vorerst damit leben. Die Villa der Flavier lag da vorn. Dracon beobachtete die Porta und ihre Umgebung. Langsam ging er die Straße runter und bog in die Nebenstraße ein. Der Hintereingang zur Villa. Nicht zu sehr Auffallen. Ein flüchtiger Blick nach hinten, niemand folgte ihm. Kein Urbaner war zu sehen. Er blieb an der Hauswand gegenüber stehen. Lange durfte er sich hier nicht aufhalten, Barfuss und in zerschlissener Tunika fiel er zu sehr auf. Hinüber gehen und klopfen? Um ein Stück Brot bitten? Er ging ein bisschen auf und ab. Vielleicht musste ein Haussklave auf den Markt oder einen Botengang erledigen und Dracon konnte ihn nach Candace fragen. Nichts rührte sich an der Tür. Seine Geduld wurde hart auf die Probe gestellt.

  • Die Liste, die Domitilla für ihre Leibsklavin zusammengestellt hatte, schien schier endlos zu sein. Ihre Domina war mitten in der Planung für die Hochzeit und deshalb sollte die Sklavin diverse Stoffmuster für die Dekoration und noch viele andere Kleinigkeiten besorgen. Die Wünsche der Flavia waren wieder einmal so groß, so dass es die Sklavin gar nicht allein bewerkstelligen konnte, alles selbst zu besorgen. Daher hatte sie Phila und Lysandra, zwei andere Sklavinnen gebeten, sie zu den Märkten zu begleiten.
    Die Stimmung unter den drei Frauen war gut, denn nicht jeden Tag kamen sie aus der Villa heraus. Kichernd liefen sie über den Hof und näherten sich dem hinteren Tor, welches für Lieferanten Boten und natürlich den Sklaven vorbehalten war. Als ihnen schließlich einer der Stallknechte noch einen interessierten Blick hinterher warf, kicherten die drei noch mehr und begaben sich schließlich lachend nach draußen. Das Tor schloss sich hinter den Dreien, dann wollten sie losgehen.
    Jetzt lungert dieses Gesindel auch schon hier in dieser vornehmen Gegend herum,“ rief Phila, als sie den Bettler auf der anderen Straßenseite bemerkte. „Los, verschwinde, du Stinker. Mit deinem Anblick verschandelst du die Gegend!“, rief Lysandra. Candace jedoch schien beim Anblick dieses Bettlers zu Eis zu erstarren. „Geht schon mal vor, ich habe was vergessen. Hier habt ihr die Einkaufsliste.“ Candace übergab Pila das Wachstäfelchen, auf dem Domitillas Wünsche verzeichnet waren und wartete, bis die Beiden außer Sichtweite waren. Dann eilte sie über die Straße und umarmte ihn. „Dracon! Du bist es. Du bist es wirklich!“ Sie war den Tränen nah. Damit hatte sie am wenigsten gerechnet, ihn hier und heute zu treffen. Als sie sich aus der Umarmung löste und ihn musterte, erkannte sie sofort, wie schlecht er aussah. Abgemagert und abgerissen, die Kleidung mehr schmutzig als sauber und vor allen Dingen löchrig und verschlissen. Die Freiheit sein ihren Tribut einzufordern. Oder vielleicht noch schlimmer... Irgendetwas musste gesehen sein, war ihr erster Gedanke. Womöglich war er in Gefahr und wurde sogar gesucht. „Was ist passiert? Arbeitest du nicht mehr in diesem Lupanar?“

  • Eine Bewegung gegenüber. Dracon gab seine gelangweilte Stellung auf. Drei Frauen traten auf die Straße. Candace! Die Rufe der zwei, die mit ihr gingen, verhinderten, dass Dracon die Straßenseite wechselte. Viel zu viel Aufsehen um seine Person, das er nicht gebrauchen konnte. Am liebsten wäre er davon gelaufen. Candace war schneller. Ihre Umarmung fiel glücklicher Weise nur kurz aus. Ihm war es peinlich. “ Sieh mich nicht so an.” brummelte er. Ja, seine Tunika saß lockerer, der kleine Speckring, den er sich im Lupanar angefuttert hatte, war verschwunden. Alles eine Ewigkeit her. Sie dagegen sah gut aus. Bei Centho wäre es ihm genau so gut gegangen. Bei Morrigan auch wäre da nicht …..Er schüttelte mit dem Kopf. “ Nein, ich…. Mir geht’s gut. Ich wollte dich nur wiedersehen.” Er straffte sich. “ Du siehst gut aus.” Dracon sah kurz in die Runde. Keiner zu sehen, der ihm gefährlich werden könnte. Er nutzte die Gunst der Stunde und umarmte Candace nun seinerseits. Gab ihr einen Kuss. Was für ein Hochgefühl sich in ihm ausbreitete. Ihm ging’s gleich viel viel besser. Was nicht rein passte, war das einsetzende Magenknurren. Dracon sah sie entschuldigend an.

  • Candace konnte man in dieser Hinsicht nicht viel vormachen. Sie sah es, wenn es jemandem gut ging und wenn jemand flunkerte. Dracon flunkerte in dieser Hinsicht eindeutig und wollte sie mit seinem vertrauten Brummen nur beschwichtigen. Dass er ihr ein Kompliment machte überhörte sie tunlichst. Dass er aber ihre Fragen nicht alle beantwortet hatte, übersah sie keinesfalls. Im Lupanar musste etwas schiefgegangen sein. Vielleicht waren ihm die Claudier auf der Spur. Ihr war klar, wie gefährlich es war, sich noch länger auf der Straße aufzuhalten, wo einer wie er sofort auffiel. Außerdem war sein Magenknurren kaum zu überhören.
    „Komm mit mir in die Villa. Dort bekommst du etwas zu essen… und neue Kleidung. Die hast du mehr als nötig!“ Sie nahm den Hünen bei der Hand und zog ihn mit sich zu der anderen Straßenseite und schließlich zum Tor des Hintereingangs. Nach einem beherzten Klopfen wurde ihr und Dracon geöffnet. Sie zog ihn weiterhin mit sich und bahnte sich ihren Weg ins Innere der Villa.

  • ...und stiegen nach all diesen Fährnissen in finsterster Nacht müde den Quirinal hinauf, tappten durch das stockdunkle Villenviertel, bis sie schlussendlich das flavische Anwesen erreichten. Drei müde Gestalten zogen da vor der Villa auf, die zierliche Tanit, der bullige Moloch, und der schlaksige Dexter, allesamt mit hängenden Schultern, Schlammklumpen an den Füßen, umweht von dem Geruch nach Pferd und Runkelrüben, sowie einer muffigen Note 'Odeur de Tibre'.
    Obgleich Dexter sich schmeichelte ein bedürfnisloser Asket zu sein, für den heutigen Tag war sein Bedarf an Abhärtung mehr als gedeckt, und es verlangte ihn gehörig nach einem Dach über dem Kopf, trockenen Kleidern und einem Bett. Energisch ließ er den Türklopfer gegen die Türe knallen. Pochpoch. hallte es durch die Nacht. Dreimal und wieder.
    "Macht auf! Quintus Flavius Dexter steht vor der Türe!"

  • Caimon und Antras, die zur Nachtschicht an der Porta eingeteilt waren, blickten sich an und es war selbst im Dämmerlicht der Lampen deutlich, dass mehr als bloße Skepsis in ihren Augen lag. Caimon erhob sich und legte ein Ohr an das Holz. Dann schüttelte er den Kopf. Da die Tore Roms noch immer geschlossen waren und Caimon kein Flavius Dexter in der Stadt bekannt war, dem zur nächtlichen Zeit Einlass in die Villa zustand, konnte es sich nur um einen Schwindel handeln.
    "Ja, klar, und ich bin der neue Kaiser! Der Herr Flavius Dexter soll am Tag wiederkommen wie jeder andere anständige Mann!" antwortete er daher durch die geschlossene Tür hindurch.


    Auch wenn es dafür erst einmal keinen Grund gab - die Porta der Villa war mehr als massiv - schaute Antras neben sich und legte das lange Messer und die Glocke bereit. Nur für den Fall der Fälle.

  • Mannigfaltige Hindernisse hatte Dexter am heutigen Tage bereits überwunden, deutlich mehr Abenteuer erlebt als ihm lieb war, hatte sich zuletzt schon am Ziel gewähnt – und stand nun doch wieder vor verschlossenen Toren.
    Da sie nicht länger marschierten, spürte er die Kälte der Nacht. Sowie seine nassen Füße. Es stellte eine bemerkenswerte Herausforderung dar, auch in dieser kuriosen Lage den Gleichmut zu bewahren.
    "Höre, Sklave," raisonnierte er mit der Türe, durch die ihm die spöttische Abweisung entgegenschallte. Um es trotz alledem erst einmal mit den Tatsachen zu versuchen.
    "...und gebrauche deinen kümmerlichen Verstand. Gesetzt den Fall ich sei ein Lügner, so würde ich, sobald ich eintrete, überführt, und du hättest einen Hochstapler dingfest gemacht. Sage ich aber die Wahrheit, und du weist mich ab - mich, Quintus Flavius Dexter, Sohn des Titus Flavius Milo, Enkel des Senators Secundus Flavius Felix – so werde ich dir am morgigen Tage ob deiner Frechheit das Fleisch vom Rücken peitschen lassen bis die Sonne deine blanken Knochen bescheint."

  • Caimons Verstand war vielleicht nicht allzu ausgeprägt, doch kümmerlich war er nicht. Der Sklave wusste genau, was ihn wann erwartete.
    "Wenn du ein Lügner bist, dann stehst du aber nicht allein vor dem Tor und sobald ich öffne stürmen deine Kumpanen die Villa! Wenn du die Wahrheit sagst kostet mich das morgen vielleicht Peitschenhiebe, alles andere kostet mich mehr. Denn ich habe die Order niemanden hineinzulassen, der nicht zuvor hinaus ist!"

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