Mogontiacum Municipium est | Die Gladiatorenspiele

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    Das Theater des frisch gebackenen Municipiums war im Zuge der Festlichkeiten großzügig umgestaltet worden. Die Orchestra, für gewöhnlich den hohen Herren der städtischen und provinzialen Elite vorbehalten, war mit Sand ausgefüllt und rundherum mit einer Holzbarrikade versehen worden. Für die wichtigen Zuschauer war auf dem Pulpitum ein Podest mit bequemen Stühlen errichtet worden. Hier würde der Statthalter samt Familie sowie die Decuriones samt ihren Familien während der Spiele Platz nehmen. Warum man sie nicht einfach auf den Zuschauerrängen unterbringen würde? Na, auf einem gesonderten Podest konnten die Zuschauer die Elite ihres neuen Municipiums, der sie diese Standeserhebung ja immerhin zu verdanken hatten, in all ihrer Pracht und Erhabenheit beobachten. Wer etwas war in Mogontiacum, der wollte es der Bevölkerung ja auch zeigen. Das Podest selbst war noch einmal unterteilt, indem der Teil für den Statthalter und die Magistrate Mogontiacums nochmal ein paar Fuß erhöht war. So wurde der besondere Status der dort Platzierten um ein Weiteres verdeutlicht.


    Die Feierlichkeiten dieses Arenatages hatten wie üblich bereits am Tag zuvor begonnen. Während die Decuriones nämlich auf ihrem Festbankett in der Curia zahlreichen Köstlichkeiten frönten, fand in der Basilica Germanica eine von der Civitas ausgerichtete Cena der Gladiatoren statt, die am Folgetag in der Arena kämpfen würden. Verehrerinnen konnten dort die gestählten Körper der Kämpfer anhimmeln und Wettbegeisterte deren Tauglichkeit hautnah überprüfen.


    Am Morgen nach der Gladiatorencena fand früh morgens die Pompa Triumphalis statt, die feierliche Prozession zur Eröffnung der Spiele. Die Duumviri ließen sich als offizielle Veranstalter der Kämpfe feiern und das Tagesprogramm wurde auf großen Schrifttafeln verkündet. Traditionell würden vormittags zunächst Tierhetzen stattfinden. Mittags dann standen ein paar Hinrichtungen an und schließlich nachmittags würden die Gladiatoren endlich aufeinander treffen. Letztere badeten an diesem Morgen im Jubel der Menge. Die Ränge des Theatrums waren noch nicht sämtlich besetzt, doch waren schon zahlreiche Mogontiner hergekommen, um einen Blick auf die prachtvoll gekleideten Schaukämpfer zu werfen. Auch die angekündigten Tierhetzen lockten viele Begeisterte, selbst wenn diese sich mit Kater auf die Plätze schleppten.
    Im Schatten des Theaters hatte sich zudem viel Volk versammelt, das Profit aus dem Arenatag schlagen wollte. Etliche Verkaufsstände waren beladen mit Souvenirs, Talismanen oder Spielzeug, die allesamt thematisch mit Gladiatoren verknüpft waren. Fressbuden boten warme und kalte Mahlzeiten sowie zahllose Süßigkeiten und Knabbereien an. Und natürlich flossen Bier, Wein und Met verdünnt sowie unverdünnt in rauen Mengen. Die Legio II Germanica war gebeten worden mit einigen ihrer Legionarii auf die Wahrung der Ordnung zu achten, denn bei solchen Gelegenheiten kam es schnell zu Schlägereien zwischen Betrunkenen. Sei es, weil man verfeindete Gladiatoren favorisierte, sei es weil man versehentlich angerempelt worden war, sei es aus purer Streitlust, irgendeinen Grund zum Prügeln fanden manche Menschen einfach immer.
    Neben den vielen Ständen fanden sich zudem Gaukler und Musiker und natürlich die Wettbüros, die Wetten auf die Gladiatoren annahmen.


    Eins stand jedenfalls schon zu Beginn dieses Tages fest: Die Feierlichkeiten anlässlich der Erhebung Mogontiacums zum Municipium würden jedem, der teilnahm, in guter Erinnerung bleiben.


    Quelle: Wikipedia Commons, gemeinfreie Bilddatei

  • Sim-Off:

    Damit ich den Ablauf der Spiele besser überblicken kann, möchte ich diesen Thread aufteilen. Im obigen Erzählstrang findet der Ablauf in der Arenamitte statt, während in diesem Strang die Zuschauer aufeinander treffen und dem Geschehen beiwohnen können. Weitere Threads abseits dieses zentralen Threads sind selbstverständlich gern gesehen.
    Wer das Prinzip noch nicht so recht durchschaut hat, kann hier einen Eindruck gewinnen. Die Verwendung der BAUMANSICHT wird wärmstens empfohlen! ;)


    Witjon beanspruchte als Eques Imperii, gewesener langjähriger Duumvir und einflussreicher Decurio der Stadt einen Platz in der ersten Reihe auf dem Podest der Ehrengäste. Von hier aus hatten er und seine Frau Octavena sowie sein Sohn Audaod die beste Sicht auf das Geschehen auf dem sandigen Platz in der Arenamitte. Um seinen Rang und Namen nochmal zu unterstreichen, trug Witjon abgesehen von seinem Vollbart und den langen Haaren das standardmäßige römisch-elitäre Gebaren zur Schau: Siegel- und Ritterring sowie Toga mit Angustus Clavus bestimmten seine würdevolle Erscheinung, während er seine Freunde, Parteigänger und Klienten unter den Zuschauern begrüßte.


    Als sie endlich Platz genommen hatten und die feierliche Eröffnung der Spiele begonnen hatte, wandte er sich an seinen Sohn: "Ich hoffe die Spiele halten das, was sie versprechen. Ich will mich nicht umsonst mit pochenden Schläfen aus dem Bett gequält haben." Seinem Sohn schalkhaft zugrinsend nahm er auf der anderen Seite die Hand seiner Gattin und drückte sie liebevoll, um ihr seine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Dies war das erste größere Spektakel, das sie drei als Familie in Mogontiacum erlebten und Witjon war fest entschlossen dieses Event in gemeinsamer Heiterkeit und Frohsinn zu erleben.

  • Natürlich war auch Crispus zu diesem Spektakel gekommen - wie oft wurden einem schon Gladiatorenkämpfe geboten hier in Mogontiacum? Und als Veteran sah er natürlich immer gern einen guten Kampf. Abgesehen davon wollte er aber auch gesehen werden, denn immerhin plante er sein erworbenes Ansehen bald auch politisch zu nutzen...

  • Mogontiacum brummte. Pacatus hatte einige Mühe, alle Veranstaltungen zu besuchen, die nun über die Stadt hereingebrochen waren. Als er dann die Ränge des Theatrums erreichte, war es schon knüppelhagelvoll mit Menschen. Mit ein paar Flüchen arbeitete er sich nach vorn, wo Mogontiacums Schickeria ihre Dauerabonnementsplätze hatte und fand noch einen freien Sitz neben Petronius Crispus. Bevor er sich setzte, sah er seinen Patron samt Anhang und winkte ihm fröhlich zu. Dann begrüßte er den Petronier.


    "Salve Petronius Crispus, gestattest Du, dass ich mich neben Dich setze? Nun sag mir doch, ob Dir nach Deinem Besuch in Roma unser Mogontiacum nicht doch wie ein putziges Provinznest vorkommt?"

  • Als Pacatus an ihn herantrat, nickte der Alte nur knapp.


    "Ja, klar - Lucius is' ja in Rom geblieben, da bleibt der Platz neben mir übrig. Also setz' dich ruhig!"


    Als er dann an Rom erinnert wurde, konnte er wieder nur nicken:


    "Jaja, Rom ist schon ein Riesenmoloch. War ja früher schonmal dort, als mein Onkel geheiratet hatte - aber man vergisst die Dimensionen doch immer nach 'ner Zeit."


    Wenn er daran dachte, wie prunkvoll allein der Festtag der Concordia mit dem Auftritt des Kaisers gewesen war - da waren die Zeremonien in Mogontiacum wirklich nur ein schwacher Abklatsch...


    "Aber soll ich dir was sagen? Ich bin froh, wieder hier in diesem Provinznest zu sein. In Rom kennt man sich ja überhaupt nicht aus, überall fremde Menschen, wo man hinschaut! Und unfreudlich sind diese Großstädter - das glaubt man garnicht!


    Hier kämpfen vielleicht ein paar weniger Gladiatorenpaare, aber immerhin kenne ich dafür meinen Nachbar auf der Tribüne!"

  • Auf Petronius' Aufforderung setzte sich Pacatus. "Du hast recht Petronius Crispus, hier ist es etwas überschaubarer. Und es stinkt auch nicht so wie in Roma. Ich kann's vergleichen, denn ich komme ja von dort. Ich bin damals abgehauen, weil mir unter der Herrschaft eines Salinator der Boden unter den Füßen etwas zu heiß geworden war. Zuerst hab ich gedacht, es gäbe für mich kein Leben außerhalb von Roma, aber da habe ich mich getäuscht. Man kann auch hier leben."


    Was der Petronier über die Einwohner Roma's gesagt hatte, stimmte wohl ebenfalls. "Ja, die Römer sind notorische Großmäuler. Hier ist man doch etwas umgänglicher."

  • Der alte Petronier nickte - daran hatte er gar nicht mehr gedacht.


    "Was hat Salinator denn gemacht, dass du wegmusstest?"


    fragte er dann interessiert. Immerhin war es den meisten einfachen Römern egal, wer im Palatin saß - letztlich bestimmte Politik wohl eher das Leben wichtiger Equites und Senatoren! Aber vielleicht hatte er ja den falschen Patron gehabt...

  • Selbstverständlich durfte bei so einer Gelegenheit auch der LAPP, der Vinicier, nicht fehlen. Und ebenso selbstverständlich begleitete ihn seine Frau, Licinia Minor. Weniger selbstverständlich war hingegen, daß auch seine Kinder die Spiele besuchen durften. Seine Tochter war ja schon alt genug und sein ältester Sohn wollte auch mitkommen und hatte ihn lang genug genervt, bis er zugestimmt hatte. Lediglich sein jüngerer Sohn blieb zuhause, denn dieser war nun wirklich noch zu klein, befand Hungi.

  • Alpina war mit ihrem Sklaven Leonides zu den Gladiatorenspielen gegangen. Wie üblich mussten die Frauen und Sklaven in den obersten Rängen Platz nehmen. Die Sitzreihen waren schon sehr gut gefüllt, doch nach einigem Suchen fanden die beiden zarten Personen noch ein Plätzchen. Alpina hatte ein Sitzkissen und eine Brotzeit eingepackt, denn es würde wohl ein langer Tag werden und die verlockenden Köstlichkeiten, die es im Theater zu kaufen gab, waren ihr zu teuer. In ihrer früheren Heimat Raetia hatte sie erst einmal ein ähnliches Ereignis miterlebt. Auch wenn ihr die Menschen und Tiere leid taten, die in der Arena verletzt oder getötet wurde, so war sie doch von der Faszination gepackt, die sich auf den Zuschauerrängen einstellte, sobald das erste Tier den Sand der Arena betrat. Gebannt beobachtete sie das Geschehen.

  • Zitat

    Petronius Crispus: "Was hat Salinator denn gemacht, dass du wegmusstest?"


    Pacatus lächelte, obwohl sich diese Reminiszenz an seine vergangenen römischen Tage etwas unbehaglich anfühlte.


    "Tja, Petronius Crispus, der Salinator hat mir so direkt nichts getan. Ich habe in Roma gelegentlich für einen Winkeladvokaten Informationen beschafft. In einer Erbschaftsangelegenheit hatte ich seinerzeit Näheres über einen Typ auszukundschaften, der, wie sich überraschenderweise herausstellte, ein höherer Prätorianer war. Leider musste ich dann feststellen, dass ich meinerseits auch beobachtet wurde. Von zwei Prätorianern. Das war mir zu ungemütlich, verstehst Du?"

  • Da erfuhr man ja ganz neue Dinge über den Aedil - als Spitzel hatte er sich offensichtlich seine ersten Sesterzen verdient!


    "Jaja, mit den Praetorianern is' nich' gut Kirschen essen..."


    Wenn er sich recht erinnerte, war sogar einer seiner alten Soldaten zur Garde gewechselt... der war eigentlich kein unglaublich harter Hund gewesen, aber immerhin - die nahmen nur die Besten!


    "Und dann bist du hierher nach Mogontiacum gekommen? Oder was hat dich hierher verschlagen?"

  • Vor seinem Auge zog noch einmal die Erinnerung an seine Alpenüberquerung vorbei. Wie er mit seinem Sklaven Struthas auf dem Paß einer Göttin ein Opfer gebracht hatte, wie ihnen dann die Rebellenarmee entgegen gekommen war. Und wie sie dann bei ihrer Reise das Tal des Rhenus hinunter mit einem 'germanischen' Herbst belohnt wurden. Er war sich fast sicher, dass die ganze Aktion richtig gewesen war.


    "Weißt Du, ich hab mir damals in Roma überlegt, wo ich vor den Prätorianern einigermaßen sicher sein würde. Und da fiel mir Germania ein, denn daher kam ja ein Teil der Rebellion gegen Salinator. Ich war ja nur ein kleiner Fisch und wegen mir würden die keine große Fangaktion hierzulande veranstalten. Als ich dann erst mal hier war, na ja, das hast Du ja mitbekommen. Mogontiacum wollte mich einfach nicht wieder weglaufen lassen."

  • Crispus nickte.


    "Verstehe, verstehe... und jetzt hast du's tatsächlich bis zum Aedil hier gebracht? Respekt!"


    Fremde wurden ja immer besonders misstrauisch beäugt, vor allem, wenn sie keine Reichen waren, die sich die Stimmen und Sympathien der Bewohner kaufen konnten!

  • Pacatus ließ ein kurzes meckerndes Lachen heraus, während er schon mit einem Auge auf das Geschehen in der Arena schielte. Er beugte sich etwas zu dem Petronier hinüber.


    "Ja richtig, Petronius Crispus, aber nur weil die Götter so freundlich waren, meinen Wählern einen Schubs in die richtige Richtung zu geben. Das Aedilat hat mir dann so viel Vergnügen bereitet, dass ich vorhabe, nochmal eine Runde zu drehen. Ich hoffe dann auch auf Deine werte Stimme."

  • "Du bist ein Klient von Marsus, oder?"


    fragte Crispus freiheraus - er war ja unterwegs gewesen, als Pacatus das letzte Mal kandidiert hatte, deshalb wusste er es nicht sicher. Ohne zu wissen, wessen Günstling der Matinier war, konnte er aber unmöglich sagen, inwiefern er ihn unterstützte!


    "Und hast du selbst schon ein paar Klienten gesammelt?"


    Ein Aedil war ja bereits eine recht angesehene Person in der Stadt - da gab es sicherlich den einen oder anderen armen Schlucker, der sich so jemandem an die Fersen heftete. Und das wiederum sicherte Wählerstimmen, die der alte Petronier ja ebenfalls dringend benötigte!

  • Pacatus nickte. "Ja, Duccius Marsus ist mein Patron. Ich selber hab bisher nur eine Handvoll Klienten zusammengebracht. Die meisten noch aus der Zeit, als ich im Vicus Navaliorum Stimmen für die Wahl als Magister Vici gesammelt habe. Aber die Leute dort sind meist arme Schlucker und wollen bei ihrer Klientschaft Geld von ihrem Patron haben. Und da gibt's bei mir gewisse Grenzen, verstehst Du?"

  • Crispus nickte, obwohl er eigentlich nicht so direkt verstand - immerhin war er als reicher Veteran in die Politik gewechselt und viele seiner Klienten waren selbst Veteranen mit einträglichen Geschäften und so weiter. Natürlich gab es auch andere, die ihr Entlassungsgeld binnen Monatsfrist versoffen hatten und einem dann auf der Tasche lagen - aber bisher konnte er sich all das noch recht bequem leisten.


    "Naja, als Magistrat braucht man meistens mehr Geld, als man von der Stadtkasse ausbezahlt bekommt - das kenn' ich! Ich hab' damals Unmengen für meine Reparaturprojekte ausgegeben und dafür nichts als ein Diploma bekommen, das ich mir ins Tablinium hängen konnte!"


    Das erinnerte ihn daran, was er über Pacatus gehört hatte:


    "Was is' eigentlich aus deiner Uferballustrade geworden? Oder hast du schon wieder neue Pläne für dein Aedilat?"

  • Nachdem also die Begrüßung der Veranstalter und der Ehrengäste abgeschlossen war und die Gladiatoren ihren ersten Jubel eingeheimst hatten, wurde die Arena geräumt und es machte sich gespannte Erwartung unter den Zuschauern breit. Die Tierhetzen stimmten das Volk auf die kommenden Hinrichtungen und Kämpfe ein und erregten die um diese Uhrzeit meist noch schläfrigen Gemüter. Da jedoch zwischen der Nachricht über die Erhebung Mogontiacums zum Municipium und den Festlichkeiten nur wenig Zeit zur Vorbereitung gewesen war, konnte niemand besonders ausgefallene Spektakel erwarten. Die Stadtoberen hatten sich vielmehr für eine bodenständige Vorführung zu Tagesbeginn entschieden. So öffnete sich alsbald unter Fanfarenstößen ein Gitter, das einen schmalen Gang zu einem hölzernen Theateranbau offenbarte. Dieser bessere Schuppen war im Laufe der Festvorbereitungen errichtet worden und schmiegte sich an das Theater an. Hier waren etwaige Gefangene und wilde Tiere eingesperrt und harrten ihres Einsatzes in der Arena.


    Von mutigen Knechten mit spitzen Spießen angetrieben stürmte sodann ein wild gewordener und merklich aggressiver Keiler aus dem Tunnel hinaus und ließ den feuchten Sand unter seinen Hufen aufwirbeln. Die Menge grölte. Das schwarze Fell des Keilers ließ ihn bedrohlich aussehen und seine Hauer ließen nichts Gutes ahnen. Dazu ließ der lauthals begrüßte Tierhatz-Star ein wütendes Grunzen vernehmen, das von einem schweinischen Zorn kündete.
    Nachdem der Keiler einige Runden in der Arena gedreht hatte und bald nicht mehr wusste wohin mit seiner Wut, traten seine Gegenspieler auf den Plan. Das Gittertor des Tunnels öffnete sich erneut und wie sich aus einem Kanalrohr ein Schwall Brackwasser ergoss, so strömten aus diesem Arenatunnel ein halbes Dutzend knurrende Hunde. Es waren geifernde Viecher, zähnefletschend und kläffend, die einem Mann mit Leichtigkeit den Arm zerfleischen konnten. Auch sie waren offensichtlich kurz vor der Hatz durch ständige Stichelei zu hoher Agression angestachelt worden.


    Keiler und Hunde fanden sich auf Anhieb höchst sympathisch und begannen sich in enger werdenden Kreisen zu umrunden. Die Zuschauer hielten den Atem an und erwarteten voller Vorfreude den Moment, in dem die Bestien sich gegenseitig anfallen würden. Und sie wurden nicht enttäuscht. Die Hunde wagten sich immer näher an den Keiler heran, der seinerseits nicht länger zögern zu wollen schien. Er stürmte abrupt los und räumte zwei unvorsichtige Köter wie Kegel aus der Bahn. Im Gegenzug stürzten sich die Hunde in seinem Rücken nun auf den Keiler und versuchten ihre Reißzähne in dessen Fleisch zu schlagen. Der Keiler kreischte herzzerreißend und wirbelte herum, fegte zwei weitere Köter zur Seite und spießte einen dritten regelrecht auf seinem Hauer auf. Seine Gegner wichen erbärmlich jaulend zur Seite und machten den Weg frei für ihre geifernden Kameraden, die einen erneuten Angriff wagten. Vier Hunde gleichzeitig hetzten nun dem Keiler hinterher und malträtierten diesen immer und immer wieder, bis das so gejagte Tier völlig rot sah. Wild schnaubend fegte dieser schwarzfellige Brocken durch das Hunderudel hindurch, trat nach aus oder rammte seine Gegner einfach mit seiner puren Masse.


    Von einem dutzend Hunde lagen schnell vier tot oder in unmöglichen Körperhaltungen zuckend im blutigen Dreck. Zwei weitere hatten sich unter kläglichem Jaulen in den vermeintlich sicheren Schatten der Holzbarrikade verzogen und leckten ihre Wunden. Sechs weitere Hunde waren noch immer voller Tatendrang (aufgrund von Hunger oder sinnloser Wut sei dahingestellt) und drangen auf den Keiler ein. Die Zuschauer tobten. Mit Anfeuerungsrufen suchten sie die Hunde zu immer neuen Angriffen aufzupeitschen, wodurch selbst das Kläffen und Grunzen der Tiere im Zuschauergebrüll unterzugehen drohten.
    Als einer der verbliebenen Hunde ein besonders widerwärtiges Ende fand, ging ein zugleich erschrockener wie faszinierter Aufschrei durch die Menge. Das Tier hatte den von der Seite Keiler anspringen wollen. Dieser machte jedoch eine unerwartet schnelle Drehung, wodurch der Hund sich plötzlich vor einer hauerbewehrten Schnauze wiederfand. Zum Anhalten war es bereits zu spät und so verfing sich einer der Hauer in des Hundes ungeschützten Bauch. Der Keiler riss den Kopf wieder herum und zerrte den jammernden Hund mit sich, eine Spur aus Blut und Innereien zurücklassend.


    Auch der Keiler blutete mittlerweile schon aus zahlreichen Wunden. Er schüttelte den Hundekadaver von der Schnauze, nur um sich im nächsten Moment wieder den verbliebenen fünf Gegnern gegenüber zu sehen. Langsam merkte man dem Tier seine Erschöpfung an. Der Blutverlust tat sein Übriges. Wieder und wieder stürzten sich die Hunde nun auf ihr Opfer, denn auch sie spürten die wachsende Überlegenheit über dieses hoffnungslose Geschöpf. Noch einmal und einmal mehr wehrte der Keiler die Hunde ab, verwundete einem fürchterlich am Kopf und fügte einem weiteren eine tiefe Wunde am Hinterlauf zu, doch es ging bald zu Ende. Die drei übrigen Hunde nutzten ihre Chance. Der Keiler konnte nun merklich nicht mehr kräftig genug austeilen, zumindest nicht gegen jeder seiner Angreifer. Noch ein Biss, noch einmal das Wagnis eingehen...


    Es dauerte nurmehr wenige Augenblicke, bis der Keiler aufgab und zusammenbrach. Vor Erschöpfung, vor Hoffnungslosigkeit, aus mangelnder Kraft knickten ihm die Beine weg und er schlug schwerfällig im Sand auf. Die Zuschauer bejubelten ihre siegreichen vierbeinigen Zähnefletscher und erneut öffnete sich das Tunnelgitter. Heraus traten einige Knechte mit Schlingen und Spießen. Jetzt galt es, die unverletzten Hunde mit den Schlingen einzufangen und in ihre Käfige zurück zu verfrachten. Die verletzten Tiere wurden schnell abgestochen. Auch wenn die Männer so ihre Mühe hatten die bissigen Hunde einzufangen, so gelang es ihnen doch mit einigem Aufwand und unter deutlicher Anstrengung, so dass die Arena wieder sicher betreten werden konnte. Nun konnte aufgeräumt werden: Die Kadaver wurden entfernt, frischer Sand gestreut und während dessen wurde bereits die Pause bis zum Beginn der Hinrichtungen eingeleitet. Die Leute besorgten sich nun außerhalb des Theaters ihr zweites (oder erstes) Frühstück, ließen die Hatz revue passieren oder plauderten über anderlei Dinge.

  • Marcus Vidibus betrachtete sich das Spetakel das groß als etwas besonderes dargestellt wurde. Doch ehrlich gesagt hatten die Bewohner von Mogontiacum wirklich keine Ahnung von Arenakämpfen. Das was hier ablief konnte eine Oma in Rom nicht einmal mehr hinter der Ofenbank hervorlotsen. Insgesamt war alles zu klein, die Infrastruktur wurde dem ganzen Aufbau nicht gerecht, geschweige denn die Gestaltung der Spiele an sich. Das mit den Hunden war ja ganz nett, aber richtige Kampfhunde hätten sich sicherlich nicht von den Eintreibern bezähmen lassen. Es wäre ordentlich Blut geflossen. Doch Marcus war sich bewusst hier in der Provinz nichts besonderes dargeboten zu bekommen. Die Arena spiegelte die Mentalität der Bevölkerung wieder. Oh ja zu seinen guten Zeiten wäre sowas bei einer Veranstaltung die Marcus geleitet hatte nicht einmal im Vorprogramm abgelaufen, bestenfalls in der Kindervorstellung. Tja aber die Jahre waren vergangen und niemand interessierte sich für den alten Marcus und sein großes Wissen über die Arena.
    [Blockierte Grafik: http://www.meinkleinerstaat.de/imperium/marcusvidibus.jpg]

  • Im Auftrag seines Onkels war der junge Petronier auf dem Weg den alten Marcus Vidibus wieder zu finden. Dieser hatte dem Petronier in einem kurzen Gespräch erzählt dass er früher in Rom Zirkusveranstaltungen durchgeführt hatte.


    Wie nicht anders zu erwarten trieb sich Marcus in der Nähe des Theaters herum. So fand ihn Marcellus relativ schnell.
    "Salve Marcus, ich komme im Auftrag meines Onkels und wollte dich fragen ob die Interesse hast dich an einer demnächst stattfindenden Arenaveranstaltung zu beteiligen. Zu Ehren des Drusus finden u.a. Spiele statt. Diese gilt es zu organisieren. Folgende Punkte müssen eingehalten werden: Die Spiele sollen großartig werden, die Menschen sollen begeistert sein, und vor allem dürfen sie nicht zu teuer werden. Die Stadt hat wenig Geld und muss damit haushalten."


    Marcus amüsierte sich über den jungen Petronier. Ja so stellte er sich immer die jungen Leute mit Verbindungen vor. Immer war alles wichtig, immer war alles sofort zu erledigen und vor allem sollte es nie was kosten.Doch andererseits wollte Marcus in seinem hohen Alter einfach nochmal die Zirkusluft schnuppern. Dies war vielleicht seine letzte Chance.


    So, so also nichts kosten soll es aber spetakulär sein. Du wirst sicherlich einsehen das beide Dinge sich nicht unbedingt ergänzen. Ich gehe mal davon aus dass die sogenannten Spiele sich im Theater abspielen sollen. Nun dann kann man Wagenrennen natürlich vergessen, da diese nur außerhalb des Theaters vernünftig stattfinden können. Bleiben also Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen übrig.
    Lass mich mal in Ruhe überlegen. Also unser Problem ist natürlich das wir mit wenig Finanzmiteln den Leuten eine tolle Show liefern können. Das macht das Ganze etwas schwierig. Aber ich überlege mir was. Also Junge ich kümmere mich um die Geschichte und kannst also beruhigt sein.


    So eilte Marcellus freudig wieder Richtung Curia um diese Mitteilung beim Oheim so schnell es ging mitzuteilen. Er hatte in seiner Aufregung sogar vergessen zu fragen wieviel Marcus kosten würde. Doch so war die heutige Jugend, anstelle alles genau durchzuplanen wurde der Weg der kurzen Erfolge beschritten.

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