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Das Theater des frisch gebackenen Municipiums war im Zuge der Festlichkeiten großzügig umgestaltet worden. Die Orchestra, für gewöhnlich den hohen Herren der städtischen und provinzialen Elite vorbehalten, war mit Sand ausgefüllt und rundherum mit einer Holzbarrikade versehen worden. Für die wichtigen Zuschauer war auf dem Pulpitum ein Podest mit bequemen Stühlen errichtet worden. Hier würde der Statthalter samt Familie sowie die Decuriones samt ihren Familien während der Spiele Platz nehmen. Warum man sie nicht einfach auf den Zuschauerrängen unterbringen würde? Na, auf einem gesonderten Podest konnten die Zuschauer die Elite ihres neuen Municipiums, der sie diese Standeserhebung ja immerhin zu verdanken hatten, in all ihrer Pracht und Erhabenheit beobachten. Wer etwas war in Mogontiacum, der wollte es der Bevölkerung ja auch zeigen. Das Podest selbst war noch einmal unterteilt, indem der Teil für den Statthalter und die Magistrate Mogontiacums nochmal ein paar Fuß erhöht war. So wurde der besondere Status der dort Platzierten um ein Weiteres verdeutlicht.
Die Feierlichkeiten dieses Arenatages hatten wie üblich bereits am Tag zuvor begonnen. Während die Decuriones nämlich auf ihrem Festbankett in der Curia zahlreichen Köstlichkeiten frönten, fand in der Basilica Germanica eine von der Civitas ausgerichtete Cena der Gladiatoren statt, die am Folgetag in der Arena kämpfen würden. Verehrerinnen konnten dort die gestählten Körper der Kämpfer anhimmeln und Wettbegeisterte deren Tauglichkeit hautnah überprüfen.
Am Morgen nach der Gladiatorencena fand früh morgens die Pompa Triumphalis statt, die feierliche Prozession zur Eröffnung der Spiele. Die Duumviri ließen sich als offizielle Veranstalter der Kämpfe feiern und das Tagesprogramm wurde auf großen Schrifttafeln verkündet. Traditionell würden vormittags zunächst Tierhetzen stattfinden. Mittags dann standen ein paar Hinrichtungen an und schließlich nachmittags würden die Gladiatoren endlich aufeinander treffen. Letztere badeten an diesem Morgen im Jubel der Menge. Die Ränge des Theatrums waren noch nicht sämtlich besetzt, doch waren schon zahlreiche Mogontiner hergekommen, um einen Blick auf die prachtvoll gekleideten Schaukämpfer zu werfen. Auch die angekündigten Tierhetzen lockten viele Begeisterte, selbst wenn diese sich mit Kater auf die Plätze schleppten.
Im Schatten des Theaters hatte sich zudem viel Volk versammelt, das Profit aus dem Arenatag schlagen wollte. Etliche Verkaufsstände waren beladen mit Souvenirs, Talismanen oder Spielzeug, die allesamt thematisch mit Gladiatoren verknüpft waren. Fressbuden boten warme und kalte Mahlzeiten sowie zahllose Süßigkeiten und Knabbereien an. Und natürlich flossen Bier, Wein und Met verdünnt sowie unverdünnt in rauen Mengen. Die Legio II Germanica war gebeten worden mit einigen ihrer Legionarii auf die Wahrung der Ordnung zu achten, denn bei solchen Gelegenheiten kam es schnell zu Schlägereien zwischen Betrunkenen. Sei es, weil man verfeindete Gladiatoren favorisierte, sei es weil man versehentlich angerempelt worden war, sei es aus purer Streitlust, irgendeinen Grund zum Prügeln fanden manche Menschen einfach immer.
Neben den vielen Ständen fanden sich zudem Gaukler und Musiker und natürlich die Wettbüros, die Wetten auf die Gladiatoren annahmen.
Eins stand jedenfalls schon zu Beginn dieses Tages fest: Die Feierlichkeiten anlässlich der Erhebung Mogontiacums zum Municipium würden jedem, der teilnahm, in guter Erinnerung bleiben.