Gut gelaunt durch Rom

  • Es war ein doch recht milder Tag in Rom, die Blumen blühten, hier und da summten ein paar Bienen vorbei, und das Leben in der Stadt schien sich mehr und mehr auf die Straßen zu verlegen.
    Scato war heute zu Fuß unterwegs, was durchaus ungewöhnlich für ihn war und keineswegs seine Idee denn immerhin war die Sänfte komfortabler und einer seiner Sklaven, Lupus, mittlerweile so etwas wie sein persönlicher Berater, hatte ihm eine große Ferne zum Volk nachgesagt, was in seiner Ausführung auch einigermaßen plausibel klang, auch wenn der Flavius das niemals zugeben würde.
    Deswegen hatte er auch Angus mitgenommen, und nicht seinen sich mittlerweile sehr wichtig fühlenden Lupus, um ein wenig durch die Straßen des Esquilins zu spazieren und hier und da gezwungenermaßen ein wenig zu plaudern, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass die Bürger irgendein Anliegen hatten welches ihm als "Hüter der Münzprägung" irgendwie Sorgen bereiten müsste, geschweige denn er helfen könnte.
    Aber nach der Wahl war vor der Wahl, und diese war auch schon einige Wochen her, und wer weiß, vielleicht brauchte er diese Stimmen ja einmal, und so ging er mit Angus und einigen weiteren Leibwächtern durch die wohlhabenderen Viertel der Stadt, denn wenn er schon plaudern müsste, dann wenigstens mit Menschen die einigermaßen Intellekt und Anstand hatten.




    Sim-Off:

    reserviert :)

  • Ja, es war Frühling geworden! Die Sonne hatte wieder einmal den Kampf gegen den Winter gewonnen und nun schickte sie fast täglich ihre warmen Strahlen hinunter auf die Erde. Ich genoss diese angenehme Wärme und war erstaunt darüber, wie warm der Frühling hier sein konnte. Ich war von Haus aus ein wesentlich raueres Klima gewohnt, und so beschwerte ich mich nicht über so viel Sonnenschein. Ganz im Gegenteil, der Frühling hatte mich auch in meinem Inneren erreicht. Es war so, als hätten die Sonnenstrahlen all die dunklen Schatten aus meinen Träumen vertrieben. Seit einigen Wochen hatten sie mich nicht mehr heimgesucht. Und auch die schlimmen Erinnerungen an das Vergangene, was ich verloren hatte, begannen langsam zu verblassen. Selbst Lupus´ dumme Sprüche konnten mich nicht mehr aus dem Konzept bringen und das sollte schon etwas heißen! Natürlich schrieb ich diese Veränderungen nicht nur der herrlichen Jahreszeit zu, denn es war hauptsächlich sie, der ich es zu verdanken hatte, dass ich wieder neuen Lebensmut gefasst hatte. Seit meinem letzten Besuch bei ihr hatte sich ein verträumtes Dauergrinsen in meinem Gesicht manifestiert, das bereits drohte, chronisch zu werden und wohl nur noch chirurgisch entfernt werden konnte. Der süße Duft der Blumen und das Summen der Bienen rundeten das Ganze noch ab.


    Es hatte mich mit Freude erfüllt, als der Flavier mir am Morgen mitgeteilt hatte, dass er einen Spaziergang machen wollte. Zwar hatte ich anfangs über diese Ankündigung nicht schlecht gestaunt, da er es bisweilen vorzog, sich durch die Straßen Roms tragen zu lassen, doch schließlich konnte es mir gleich sein, ob ich neben ihm oder neben seiner Sänfte herlief. Und das tat ich dann auch sehr beschwingt. Ohne es zu merken pfiff ich sogar eine Melodie die ich vor ewigen Zeiten, als mein Leben noch nicht aus der Spur geraten war, aufgeschnappt hatte.
    Unser Ziel waren die Straßen des Esquilins, wo sich scheinbar die Bewohner dieser doch recht feinen Wohngegend mit dem Besuch des Flaviers ziemlich überfordert gefühlt haben mussten, da die meisten es wohl vorzogen, zu Hause zu bleiben und nur ihre Bediensteten auf die Straße hinaus zu schicken. Gerade noch rechtzeitig konnte ich den Flavier vor den Attacken einer Putzfrau bewahren, die gerade vor uns ihren Eimer mit schmutzigem Wasser auf die Straße schüttete. Endlich zeigte sich dann doch noch ein Bewohner des Viertels, der gerade beschlossen hatte, mit seinem Filius das Haus zu verlassen und uns nun neugierig beäugte. „Sieh mal mein Sohn, das ist einer der Magistraten Roms!“, erklärte er seinem Jungen recht anerkennend, als er den Flavier an seinem Äußeren erkannt hatte. „Und was macht der so?“, fragte daraufhin der Knirps mit seiner piepsigen Stimme, der allerhöchsten acht oder neun Jahre alt war. Gute Frage, dachte ich mir und lenkte meinen Blick zu einer Straße, die hinunter in die Stadt führte. Von dort aus war es eigentlich nicht mehr weit… zu ihr!

  • Scato kann nicht unbedingt behaupten dass er den Spaziergang genoss, der Kontakt mit dem Bürger hatte etwas unangenehmes, es ging weniger um die Art mit dem viele Bürger ihm begegneten, immerhin war er in einem wohlhabenden Viertel und wirklich viel war nicht zu sehen von den Inhabern des Bürgerrechts, viel mehr wusste Scato nicht mit dem alltäglichen und banalen Plausch umzugehen, und seine stark unterkühlte und teilweise recht berechnende Art unterdrückte oftmals sämtliche Empathie welche ihm in einer solchen Situation sicherlich helfen würde, was ihn dazu bewegte sich einfach ein Grinsen aufs Gesicht zu quälen, und den Vater und seinen Sohn zu grüßen, und eine typisch politisch-nichtssagende Aussage zu tätigen..
    "Seid gegrüßt Bürger, ein wunderschöner Tag nicht wahr?" entgegnete Scato und fuhr fort, "Nun junger Mann, meine Aufgabe ist es neues Geld herzustellen, auf dass der Wohlstand in Rom auch weiterhin stabil blüht." erklärte Scato ging gespielt beschwingt weiter was eigentlich mehr dazu diente dieser für ihn unangenehmen Situation schnell zu entkommen, und dabei dem Bürger trotzdem ein gutes Gefühl zu vermitteln..


    ..Überhaupt waren ihm am heutigen Tag einige unangenehm aufgefallen, sein mittlerweile vertrautester Leibwächter, Angus, war seltsam gut gelaunt, er pfiff und trällerte irgendwelche Melodien, und schien das ganze mehr als einen kleinen Ausflug mit eventuellem Mittagessen auf einer schönen Blumenwiese zu sehen, als es als das zu betrachten was es war, eine kalkulierte Aktion, gestartet auf den Rat eines Beraters hin.


    "Sag Angus, ein barbarischer Hüne welcher eine fast schon kindliche Melodie trällert, das wirkt nicht sehr bedrohlich oder?" fragte Scato seinen Leibwächter leise aber bestimmt, "Vielleicht sollten wir dich demnächst zu den weiblichen Sklaven schicken, damit du mit ihnen Gesang und Lyrik für die nächste Feier lernen kannst. Vielleicht stecken wir dich dann auch in ein Kleidchen und flechten dir Blumen ins Haar, würde dir das gefallen?" fragte Scato nun etwas lauter, sodass auch die anderen Leibwächter es hören konnten.

  • Im Grunde interessierte es mich wenig, worüber der Flavier mit seinen potentiellen Wählern sprach und wie er sich ihnen gegenüber verhielt. Einige Wortfetzen von dem was gesagt wurde, drangen trotzdem zu mir durch und ich musste noch mehr grinsen und hätte am liebsten nur verächtlich nur den Kopf geschüttelt. Ich fragte mich, wie er es nur geschafft hatte, gewählt zu werden. Selbstverständlich versuchte ich weitgehend meine Gedanken für mich zu behalten, damit keiner der anderen Leibwächter etwas mitbekam. Mir war ja bereits von früheren „Bädern in der Menge“ bekannt, wie schwer er sich tun konnte, wenn sich ein Bürger dann tatsächlich direkt an ihn wandte. Meistens verströmte er dann nur heiße Luft und speiste ihn mit wenigen Worten ab, statt sich tatsächlich den Leuten und ihren Fragen zu widmen und etwas mehr Zeit zu investieren. So war es heute nicht anders. Gerade noch hatte mein verträumter Blick auf eben jener Straße gelegen, die hinunter zur Subura führte, als sich Scato aus den Fängen seiner Wähler befreit hatte und seinen Weg fortsetzte. Ganz beschwingt setzte auch ich mich wieder in Bewegung, um trotzallem meinen Pflichten nachzukommen. Schließlich war das kein netter Ausflug mit anschließendem Picknick irgendwo in der Botanik.


    Eigentlich hätte ich es mir denken können, dass sich die Laune des Flaviers mittlerweile ihrem Tiefpunkt näherte. Spätestens jetzt wäre es an der Zeit gewesen, mit dem albernen Pfeifen dieser dämlichen Melodie, die mir einfach nicht mehr aus dem Sinn gehen wollte, aufzuhören und mit dem aufkommenden Frust zu partizipieren. Doch meine gute Laune und jenes Glücksgefühl, welches ich seit einigen Tagen empfand, brauchten unbedingt ein Ventil, welches sich eben in dem Pfeifen äußerte. Dass dies dem Flavier missfallen würde, war eigentlich schon vorprogrammiert. Dennoch traf es mich ziemlich unvorbereitet, als er sich mir näherte, um mir leise etwas mitzuteilen, so dass es nur für mich hörbar war. Sofort stellte ich das Pfeifen ein. Meine heitere Miene zerbarst in Scherben, nur ein versteinerter Blick blieb zurück. „Natürlich nicht, Dominus. Entschuldige bitte“, brachte ich ebenso leise heraus und versuchte, meinen Missmut runterzuschlucken.
    Doch er ließ es dabei nicht bewenden uns sprach weiter, diesmal wesentlich lauter, so dass es auch Alcimenes und Tisander, die beiden anderen Leibwächter, die auch noch Brüder waren, hören konnten. Die zwei Jungspunde, die bisher noch nicht besonders viel Erfahrung gesammelt hatten aber dafür über viel Muskelmasse und wenig Hirn verfügten, begannen natürlich sofort feixend in Gelächter auszubrechen. „Da geht er schon von ganz alleine hin, allerdings nicht zum singen,“ prustete Tisander laut heraus, was natürlich auch bei Alcimenes zu weiterem Gelächter führte. Ich schnaubte vor Wut und bereute es bereits unter den Sklaven auch nur ein Wort darüber verloren zu haben, dass ich verliebt war. Natürlich hatte ich niemandem von Morrigan erzählt, sondern Bouadicca, das rothaarige Küchenmädchen aus Britannien vorgeschoben, der ich ab und zu schon schöne Augen gemacht hatte, um eine zweite Portion Essen zu bekommen. Trotzdem hatte ich wusste mich so weit noch im Griff, um mich zu beherrschen. „Nein, Dominus“ , antwortete ich gepresst und warf ihm und den beiden andern Clowns einen düsteren Blick zu. Starr vor mich hinunter blickend setzte ich still meinen Weg fort.


    Als sich dann tatsächlich noch ein paar Bürger fanden, die sich interessiert an den „Hüter der Münze“ heranmachten, um ihn mit Fragen zu belästigen, blieb ich stehen und sah mich genervt um. Dabei fiel mir eine verhüllte Gestalt auf, die sich wohl unterdessen unbemerkt an unsere Fersen geheftet hatte, die stehen blieb, wenn wir stehen blieben und uns mit einigem Abstand verfolgte, sobald wir weiter gingen. Wäre ich nicht so wütend gewesen, hätte ich sie vielleicht schon viel früher bemerkt, doch so fiel es mir erst nach einer Weile auf, dass uns jemand folgte. Nach allem, wie der Flavier mich der Lächerlichkeit preisgegeben hatte, fiel es mir nun umso schwerer, ihn davon unauffällig in Kenntnis zu setzen. „Wir werden verfolgt… schon seit einer Weile,“ raunte ich ihm und den anderen schließlich zu. „Nicht hinsehen!“, zischte ich meinen jungen Kollegen aber auch dem Flavier leise zu.

  • Scato versuchte sich gerade krampfhaft an einem Bad in der doch recht überschaubaren Menge, ein paar "weise" Ratschläge erhalten hier, ein paar Händeschüttler da, als Angus an ihn herantrat. Schlagartig, den schlechten Erinnerungen geschuldet, weiteten sich seine Augen ein wenig, und er begann seine Gesprächspartner schnell, aber dennoch recht galant abzuwürgen, denn wenn er eins konnte, dann war es das.


    "So lass uns doch weitergehen, was glaubst wer das ist?", fragte Scato leise und musste sich zwingen nicht nach hinten zu sehen..

  • Wenn eben noch sein Hochmut überwogen hatte, schien nun die Angst sich seiner zu bemächtigen. Alleine das gab mir ein gewisses Maß an Genugtuung, die ich verständlicherweise nicht zeigte. Lediglich ein kleines unscheinbares Zucken um meine Mundwinkel offenbarte sich dem Betrachter.
    „Ich habe keine Ahnung, wer das sein könnte, Dominus,“ antwortete ich ihm leise und zuckte dabei mit den Schultern, doch konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass es in dieser Stadt vielleicht den einen oder anderen gab, der ihn nicht mochte. „Wir sollten vielleicht in eine der weniger frequentierten Gassen abbiegen, Dominus, dort haben wir bessere Karten, unseren Verfolger stellen zu können. Diese hier zum Beispiel.“ Ich deutete auf eine kleine Straße, die kurz vor uns abzweigte und sie etwas verwinkelt schien und somit nicht gut einsehbar war.


    Tisander und Alcimenes hatten sich inzwischen auch soweit wieder beruhigt. Spätestens seitdem ich unseren Verfolger erwähnt hatte, war ihnen ihr dämliches Grinsen vergangen.
    Einen kurzen Moment führte ich meine Hand zu jener Stelle an der sich unter meiner Tunika ein Messer verbarg, welches ich unerlaubterweise nach dem letzten Zwischenfall nun immer bei mir trug, wenn ich mit dem Flavier unterwegs war. Noch einmal würde ich einen Angreifer nicht mehr zu den Stadtwachen bringen, um anschließend selbst hinter Schloss und Riegel zu landen. Auch der Flavier wusste nichts davon und im Grunde war das auch gut so.

  • "Gehen wir.. Rasch.", flüsterte Scato und machte sich auf den Weg in die kleine Gasse welche ihm ebenfalls nicht geheuer war. Wo waren die Stadtwachen wenn man sie brauchte? Gut dass er seine Leibwächter dabei hatte, auch wenn er gespannt war, wer ihn verfolgte, wollte er andererseits kein Risiko eingehen..
    "Und jetzt?" fragte Scato etwas gereizt nachdem sie in die Gasse gebogen waren. Die Verlockung war groß sich mit einem seiner Leibwächter abzusetzen, und die anderen beiden zurückzulassen, nur zur Sicherheit versteht sich, aber eventuell war auch das genau der Plan und irgendwer würde ihn entführen, um viel Geld aus dem Fundus der Flavii abzustauben, ein Gedanke der eine Unsichterheit in Scato aufkeimen ließ..

  • Wir bogen in die Gasse ein, so wie ich es vorgeschlagen hatte. Die Nerven des Flaviers schienen blank zu liegen. Aber auch bei meinen beiden Helfern ging die Anspannung nicht spurlos vorüber. Ich für meinen Teil versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Wenn mein Plan aufging, war unser Verfolger schon bald ausgeschaltet und unser "netter" Ausflug zum potentiellen Wahlvolk konnte weitergehen. Noch einmal ging meine Hand zu der Stelle, an der das Messer verborgen war. Nein, vorerst beließ ich es dort. Wir waren zu dritt, der Verfolger war allein.


    „Da vorne, wir bleiben hinter dem Haus stehen und warten. Von der Gasse aus sieht er uns nicht gleich. Und wenn er sich nähert, werden wir ihn überwältigen.“ Soweit mein Plan. Ich wartete nicht lange, ob er die Zustimmung des Flaviers fand, sondern instruierte die beiden Brüder weiter. „Tisander, Alcimenes, ihr beide greift ihn euch. Ich passe auf, damit dem Flav… äh, dem Dominus nichts passiert.“ Die beiden nickten. In ihren Gesichtern war die Spannung nun nicht mehr zu übersehen. Dann ging mein Blick weiter zu dem Römer. Wahrscheinlich macht er sich vor Angst gleich ins Hemd, dachte ich abschätzig. „Keine Sorge, dir wird nichts passieren, Dominus!“ Aufmunternd zwinkerte ich ihm zu, dann konzentrierte ich mich wieder auf das, was gleich geschehen sollte.


    Es dauerte nicht lange, bis die verhüllte Gestalt erschien. Der Kerl schien nach uns Ausschau zu halten und hatte deshalb sein Tempo etwas verlangsamt. Die beiden Brüder stürzten sich im rechten Moment auf ihn, drückten ihn gegen die gegenüberliegende Häuserwand und hielten ihn fest. Der Verfolger begann sich natürlich zu winden und lautstark zu protestieren. Seltsam, seine Stimme klang so… feminin.
    Tisander fackelte nicht lange. Mit einem Ruck zog er dem Kerl die Kapuze aus dem Gesicht. Nicht nur er schien darüber erschüttert zu sein, was er nun sah. Auch ich glaubte mich plötzlich wieder inmitten meiner schlimmsten Alpträume wieder zu finden. Jegliche Farbe wich aus meinem Gesicht und ich stolperte ein paar Schritte zurück, bis auch ich schließlich die Hauswand im Rücken spürte.
    „Das ist ja… ein Mädchen!“, tönte Alcimenes und sah erst ganz irritiert seinen Bruder, dann mich und schließlich den Flavier an.
    „Das... das kann nicht sein! Du… du bist nicht echt… Du bist eine Täuschung… Cernunnos, warum treibst du so üble Scherze mit mir? Geh weg! Verschwinde!“, stammelte ich.
    Dieses Trugbild, welches dennoch aus Fleisch und Blut sein musste und meiner toten Frau bis aufs Haar glich, versuchte sich aus den Händen der beiden Brüder zu befreien.


    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/140505/tnpvoqyh.gif„Lasst mich los, ihr beiden! Ich tue doch keinem etwas. – Angus, ich bin es. Glaube mir, ich lebe! Ich bin´s wirklich, Aislin… deine Frau!“

  • Scato war schon sichtlich angespannt, und bereit seine Leibwächter wie wilde Hunde auf die Gestalt zu hetzen als sich diese plötzlich als Frau herausstellte, und eben jene eine Verbindung zu Angus haben schien...


    "Was ist hier los?! Wer ist das?" fragte Scato nun etwas lauter, und zeigte auch auf die Frau. Ihr Gerede hatte er kaum wahrgenommen, sodass er immer noch von einer feindseligen Haltung ausging, "Angus, was hat sie mit dir zutun? Habt ihr euch verschworen?" hakte Scato gereizt nach, und konnte sich noch immer keinen Reim auf die ganze Situation machen.

  • Mit einem Mal fühlte ich mich wieder viele Monate zurückversetzt, zurück zu jenem Tag, an dem der Himmel über mir eingestürzt war. Ich war doch Zeuge dessen geworden, was ihr widerfahren war. Mit eigenen Augen hatte ich gesehen, wie man sie und unseren Jungen tötete. Aus voller Brust hatte ich geschrien, als ich sah, wie sie leblos zu Boden ging und sich nicht mehr rührte. Wie also konnte sie jetzt lebendig vor mir stehen? Ich wusste nicht, ob ich nun ihren Worten glauben sollte oder dem, was ich selbst gesehen hatte.


    Tisander und Alcimenes sahen ratlos zu mir hinüber. Aislin, oder diejenige, die sich für sie ausgab, wand sich noch immer, um aus dem Griff der beiden Leibwächter zu entkommen. Schließlich gelang es ihr doch sich loszureißen. Bevor Tisander oder Alcimenes sie auch noch fassen konnten, machte ein paar Schritte auf mich zu statteinfach zu fliehen.
    „Alles wird gut, Angus. Ich bin nicht tot. Sieh her,“ sagte sie. Ihre zarte Hand berührte vorsichtig meine Wange und streichelte mich liebevoll, so wie sie es früher immer getan hatte. Schließlich küsste sie sanft meine Lippen. Anfangs wehrte ich mich noch dagegen… gegen dieses vertraute Gefühl, welches sich mir schon so lange nicht mehr offenbart hatte. Doch ihre Berührungen und dann der Kuss, ihre Augen, der Duft ihrer Haare und ihre schönen Lippen – alles an ihr war real. Sie lebte und sie war nun hier bei mir. Schließlich erwiderte ich ihren Kuss, erst verhalten doch dann fordernder. Ich umarmte sie und dankte den Göttern, dass ich sie noch einmal halten durfte. Noch begriff ich nicht wirklich, was gerade um mich geschah. Es war, als wähnte ich mich in einem Traum. Doch dann rissen mich die gereizten Worte des Flaviers wieder zurück.
    Sofort löste ich mich von ihr, was einem argwöhnisch musternden Blick ihrerseits auf den Flavier nach sich zog.
    „Angus, wer ist dieser Mann?“, fragte auch sie mich leise ohne ihn aus den Augen zu lassen. Unumstritten musste ihr klar sein, dass sie es hier mit einem Römer zu tun hatte. Diese Tatsache war nicht besonders förderlich für das Vertrauen, das sie ihm entgegenbrachte.


    „Diese Frau… sie hat nicht dich verfolgt, sondern mich… Das ist Aislin… meine Frau, Dominus.“ Ich senkte meine Augen bei diesen Worten, denn nicht nur ich sondern auch sie war nun in seiner Hand. Ihr Erscheinen hatte alles verändert. Eigentlich hätte ich mich freuen müssen, doch die Freude des Wiedersehens blieb mir im Halse stecken. Wieder dachte ich an das Messer unter meiner Tunika. Mit einem Mal hätte ich zuerst die beiden Leibwächter und anschließend den Römer niederstrecken können, um dann mit ihr in die Freiheit zu entfliehen. Doch ich wusste, dass dies reiner Selbstmord gewesen wäre. Es musste doch auch einen anderen Weg geben.


    „Dominus?!“, echote Aislin entsetzt. Ihr Blick traf mich und er beschämte mich zutiefst Sie hätte es doch wissen müssen!
    „Dies ist Flavius Scato, mein Herz. Er ist mein Dominus… und ich bin sein Eigentum,“ erklärte ich ihr und versuchte, zumindest bei dem zweiten Satz aufmunternd zu lächeln, was jedoch ziemlich danebenging. Aislin sah mich schockiert an. Sie war sprachlos.

  • "Aber du sagtest mir sie wäre tot! Was ist hier los Angus? Wolltest du dir etwa meine Empathie erschleichen?" fragte Scato weiterhin etwas angefressen nach, er erinnerte sich noch gut an ihr nächtliches Gespräch, und zweifelte kurz an der authenzität dieses doch recht denkwürdigen Moments..


    "Wie dem auch sei, Aislin, dein Gatte steht in meinen Diensten, ich habe ihn bezahlt, und ihm seine Freiheit versprochen, irgendwann, doch dieser Moment ist noch nicht gekommen." bemerkte der Flavier und blickte seine beiden anderen Leibwächter an, "Dennoch ist es natürlich auf eine gewisse Weise mutig dass du die Reise auf dich genommen hast, und sofern du den gewohnten Tagesablauf nicht störst, kannst du für einige Tage gerne unterschlupf in der Villa Flavia finden, in den Quartieren der Sklaven versteht sich." sprach der Flavius weiter, und bemerkte, dass er das Thema eigentlich eher als lästig empfand, da Angus wohl nun nicht mehr allzu fokussiert sein würde..

  • Dieses seltsame Wechselbad der Gefühle, dem ich ausgesetzt war, endete abrupt als der Flavier mir eine weitere Anschuldigung entgegen schleuderte, die ich so nicht stehen lassen konnte. Ich konnte ja verstehe, dass er sauer war. Schließlich waren gleich drei seiner Sklaven Zeugen geworden, wie leicht ihn die Angst vor einem Übergriff überfallen konnte. Das machte ihn verwundbar.
    „Ja, das dachte ich auch! Ich sah es doch mit eigenen Augen!“, entgegnete ich aufgewühlt. „Es war nie meine Absicht, irgendetwas von dir zu erschleichen, Dominus! Ich schwöre es bei meiner…“ Ehre? So etwas besaß ein Sklave doch gar nicht mehr! Ich spürte, wie alle meine Bemühungen, alles was ich bisher getan hatte, um dem Flavier zu zeigen, dass ich es verdiente, eines Tages freigelassen zu werden, wie von einen Regenschauer davon gespült wurden.
    In diesem Moment hatte ich für Aislin und mich eine Entscheidung getroffen. Im Grunde war es die einzig noch verbleibende Option, die uns übrigblieb. Wie betäubt hörte ich ihm weiter zu, als er sich dann an Aislin wandte und ihr auch noch anbot, für einige Tage in der Villa zu bleiben in den Sklavenquartieren natürlich, wie er besonders noch einmal betonte. Dabei würdigte er mich keines Blickes mehr, wandte stattdessen seine Augen auf die anderen beiden Leibwächter, die eigentlich noch grün hinter den Ohren waren.


    „Ich danke dir für deinen Großmut, Dominus!“, mischte ich mich ein, bevor Aislin etwas sagen konnte. „Aber das wird nicht nötig sein.“ Meine Frau sah mich mit großen fragenden Augen an, einen Blick, der sich wahrscheinlich für alle Ewigkeit in meine Erinnerungen einbrennen würde.
    Dann wandte ich mich an Aislin selbst. Ich versuchte alle meine Gefühle für sie auszubelnden, was mir sichtlich schwer fiel. Doch es musste sein.
    „Warum nur bist du gekommen? Versteh doch, es hat sich alles verändert. Geh! Verschwinde!“ Aislin suchte nach Worten, mir zu widersprechen. Damit hatte sie einfach nicht gerechnet, dass ausgerechnet ich es war, der ihr das Herz brach.
    „Geh! Verschwinde endlich!“, schrie ich sie voller Verzweiflung an. „Du hast etwas Besseres als mich verdient. Fang ein neues Leben an und werde glücklich. Dein Mann wandelt nicht mehr auf dieser Welt. Den Angus, den du einmal gekannt hast, ist längst tot.“ Dann wandte ich mich von ihr ab, um ihr nicht in die Augen schauen zu müssen. Ich wollte einfach nur noch hier weg. Wann gehen wir endlich weiter?!
    „Aber…“ Aislins Stimme erstarb. Sie konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Dach dann ging sie tatsächlich. Wortlos. In die Richtung, aus der sie gekommen war...


    ~~~



    In der Zwischenzeit waren auch vier Männer in die Gasse eingebogen, die deren Verlauf nutzten, um nicht gleich wahrgenommen zu werden. Doch selbst wenn die Gasse übersichtlicher gewesen wäre, hätten wir sie bei all der Aufregung gar nicht bemerkt. Die drei Leibwächter des Flaviers waren dafür zu unaufmerksam gewesen.
    Noch hielten sich die Vier im Verborgenen, um auf den richtigen Zeitpunkt zu warten...


    ~~~



    Als wir unseren Weg endlich fortsetzten, warf ich noch einmal einen Blick zurück. Aislin war weg, sie war spurlos verschwunden, verschluckt von dem Moloch Rom.

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    Erst ging sie, dann rannte sie. Die Tränen rannen an ihren Wangen herab und minderten ihre Sicht. Sie hatte sich nicht noch einmal nach ihm umgedreht. Angus, ihr Mann… ihr eigener Mann, für den sie alle Gefahren auf sich genommen hatte, hatte sie davongejagt. Aislin konnte es noch immer nicht fassen! Ihr Schmerz war so groß. Am liebsten hätte sie es laut hinausgeschrien. Stattdessen stieß sie nur einen stummen Schrei aus, der ungehört verhallte. Sie war inzwischen stehengeblieben und ließ sich nun an einer Häuserwand hinab sinken. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht vergrub sie in ihren Händen und begann zu schluchzen. Angus Worte, die er an sie gerichtet hatte, kreisten in ihrem Kopf herum und ließen ihr keine Ruhe. Es war so verletzend gewesen. Nie im Leben würde sie etwas Besseres als ihn finden können. Wie sollte sie denn je wieder glücklich werden - ohne ihn?
    Es stimmte, er hatte sich verändert. Er war nicht mehr der Mann, den sie gekannt und geliebt hatte. Das Leben in dieser fremden Stadt hatte ihn anders werden lassen. Und dann dieser aufgeblasene Römer!
    Ailsin wollte sich nicht damit abfinden, dass es so enden sollte. Dass er sie so einfach wegschickte und sich seinem Schicksal ergab. Wo war nur sein Kampfeswille geblieben?
    Langsam rappelte sie sich auf, wischte mit ihrem Handrücken die Tränen aus ihrem Gesicht und wollte weitergehen. Irgendwohin. Nur weg von hier.


    „Na so eine Überraschung! Wenn das nicht meine kleine Aislin ist!“
    Aislin sah erschrocken auf. Diese Stimme kannte sie nur zu gut! Und da war er auch schon – Cedrec. Er hatte sich direkt vor ihr aufgebaut und hatte diesen widerlichen Gesichtsausdruck, der sie nichts Gutes ahnen ließ. Ein, zwei Schritte hinter ihm stehend erkannte sie zwei seiner Männer. Ein er der beiden spielte mit der Klinge seines Messers und grinste sie anzüglich an, als ihr Blick auf ihn fiel. Der andere stand nur da und glotzte. Cedrec machte noch einen Schritt auf sie zu und griff grob nach ihrem Handgelenk.
    „Du kleinen Miststücks wirst mich noch kennenlernen! Du wirst mir nicht noch einmal entwischen! Aber bevor wir uns „unterhalten“, wirst du uns zu ihm führen! Hast du mich verstanden?!“
    Aislin schluckte. Sie zitterte vor Angst. Ihr Handgelenk tat ihr weh. Sie war ihm doch noch in die Falle gegangen und sie konnte ihm nicht entkommen.
    Ängstlich nickte sie. Dann schob er sie vor sich her und trieb sie an, weiterzugehen. Cedrecs Männer folgten ihm. Er war sich nun sicher, dieser Tag würde sein Glückstag sein. Ein Tag, an dem er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen würde…

  • Innerlich war ich noch ziemlich aufgewühlt. Doch ich versuchte alles von mir wegzuschieben, was meine Aufmerksamkeit gemindert hätte. Allerdings blieb es nur bei dem Versuch. Schließlich begann ich mir Vorwürfe zu machen, weil ich Aislin so eiskalt abserviert hatte. Aber was hätte ich denn machen sollen? Es reichte doch schon, in Scatos Gesicht zu blicken, um zu wissen, dass er mich für einen Lügner hielt… das ich seine Empathie erschlichen hätte. Es war wieder mein Stolz gewesen, der sie mir nun für immer weggenommen hatte. Ich hatte die Hoffnung verloren, sie jemals wieder zu sehen.


    So schritt ich neben dem Römer her, versuchte ihn nicht mit meinen Blicken einzufangen, sondern konzentrierte mich darauf, was sich vor uns auf der Straße abspielte. Einige Schritte hinter dem Römer trotteten Tisander und Alcimenes her. Die beiden tuschelten leise, seitdem wir uns wieder in Bewegung gesetzt hatten. Natürlich wusste ich ganz genau, welches Thema gerade angesagt war. Umso mehr ärgerte ich mich. Es war aber besser, mich unter Kontrolle zu behalten, sonst lief hier alles noch völlig aus dem Ruder. Dann war ich bei Scato völlig unten durch und konnte meine Freiheit endgültig abschreiben. Also beschloss ich, dass dumme Geschwafel der beiden zu ignorieren. Und wie ein Wunder, es klappte sogar. Irgendwann hörte ich die beiden gar nicht mehr, so dass ich wenigstens ein wenig aufatmen konnte. Schließlich kamen wir an eine Kreuzung. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wohin der Römer jetzt gehen wollte. Also verlangsamte ich meinen Schritt und sah dann doch noch zu ihm hinüber. „Wohin geht es jetzt, Dominus?“, fragte ich. Meine Niedergeschlagenheit war kaum zu überhören. Aber nur einen Herzschlag später realisierte ich, dass etwas nicht stimmte... Die beiden anderen Custodes waren nicht mehr bei uns. Panik wollte mich ergreifen.
    „Tisander! Alcimenes! Wo seid ihr?“, rief ich hektisch. Verdammt nochmal, wo waren diese beiden Idioten?! Ich versuchte Ruhe zu bewahren, denn ich wusste, dass Panik nur alles verschlimmerte. Jetzt nur keinen Fehler machen, sagte ich mir immerzu. Behalte deine Nerven!


    Plötzlich, wie aus dem Nichts kommend, standen diese beiden Kerle vor uns. Alle beide hatten Messer in der Hand und sie kamen immer näher auf uns zu. An ihren Messern klebte noch Blut. Schützend stellte ich mich vor den Römern, da ich glaubte, dass die beiden mit dem Flavier noch eine offene Rechnung hatten. Aber dann drang eine wohlbekannte Stimme an mein Ohr, die mein Blut zum kochen brachte.
    „Angus! Wie schön, dass wir uns doch noch einmal treffen! Deine Frau war so freundlich, uns den Weg zu weisen.“ Mein Blick schnellte zu Cedrec, der plötzlich hinter aufgetaucht war. Vor sich her schob er Aislin, die den Tränen nah war.

  • "Nun weiter nach unten da...", wollte Scato seine weiteren Pläne für den Spaziergang eklären als plötzlich wieder alles hektisch wurde. Wieder erstarrte der Flavier kurz und auch er suchte hektisch seine beiden weiteren Leibwächter, schließlich konnte man sich ja nicht auf Angus allein verlassen, doch sie waren weg..
    Der Flavier brachte kein Wort heraus und schaute nur mit großen Augen als plötzlich ein nur allzu bizarres Schauspiel vor seinen Augen begann.
    Weitere Bekannte hatten scheinbar ihren Weg zu Angus gefunden, und die blutigen Messer ließen den Flavier schon an seine letzten Momente denken, da änderte auch die Schutzhaltung von Angus nicht.
    Einen Moment dachte der Flavier nach, sollte er rennen? Angus seinem Schicksal überlassen? Mehr als ein finanzieller Verlust wäre es auf die Dauer gesehen ja nicht, und dennoch hatte er Angst dass sie ihm einfach folgen würden, um den "Kronzeugen" ebenfalls auszuschalten.
    Auf der anderen Seite war Scato auch zu geschockt um sich auch nur im geringsten zu Bewegen sodass er nun erst einmal gebannt auf die Szene vor ihm blickte.

  • Noch einmal schnellten meine Augen zu dem Flavier. Warum rannte er nicht einfach davon? Das war schließlich nicht sein Streit. Typisch Togaträger!, war mein erster Gedanke, als er sich nicht von der Stelle bewegte. Wozu brauchte man auch so viel Stoff? Völlig unnötig! Doch sicher lag es auch daran, dass der Römer einfach nur wieder zu geschockt war, um etwas Derartiges in Betracht zu ziehen. Ich konnte mich ja noch sehr gut an den letzen Zwischenfall erinnern.


    Cedrecs Männer kamen immer näher, woraufhin ich noch einige Schritte zurück wich, um den Flavier besser schützen zu können. Einen Herzschlag lang überlegte ich, ob ich nicht mein Messer unter der Tunika hervorholen sollte und mich dann todesmutig auf die Angreifer stürzen sollte. Doch ich konnte mir ja meine Chancen ausrechnen. Höchstwahrscheinlich würden Aislin und Scato dabei draufgehen und Cedrec würde auch mein Leben nicht verschonen. Also beließ ich das Messer vorläufig dort, wo es war. Auch wenn ich es dem elenden Mistkerl gerne in die Brust gerammt hätte.
    „Die Freude ist ganz auf meiner Seite!“, antwortete ich gereizt. „Aber wie ich sehe, brauchst du immer noch Handlanger, die die Drecksarbeit für dich erledigen!“ Ich schnaubte vor Wut. Dieser elende Feigling versteckte sich wieder hinter seinen Männern und Aislin, die ihm zweifellos nicht freiwillig geholfen hatte. „Komm her und kämpfe wie ein Mann!“, forderte ich ihn auf. Cedrec aber lachte mich nur aus, was mich noch wütender machte.
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    „Ach nein, lass mal. Das erledigen später meine „Handlanger“. Eigentlich wollte ich ja nur mein Eigentum wieder zurück…“ Dabei legte er seinen Arm demonstrativ um Aislins Taille. „… und da wir dich nun gefunden haben, will ich das zu Ende bringen, wozu die Römer nicht imstande gewesen waren.“ Meine Brust bebte, als seine dreckigen Finger meine Frau anrührten und er sie als sein Eigentum bezeichnete. Aber ich kannte Cedrec nur zu gut. Ich war mir bewusst, dass er mich nur provozieren wollte, damit ich wieder ganz kopflos eine Dummheit beging. Auch wenn es mir schwer fiel, ging ich nicht darauf ein.
    „Dann lass wenigstens den Römer frei. Er hat mit alledem nichts zu tun. Das ist nur eine Sache zwischen uns beiden.“ Eigentlich wusste ich, dass es sinnlos war, denn Cedrec war ein Mann, der es nicht mochte, wenn irgendwelche Zeugen übrig blieben. Sogleich ging sein Blick zu dem Flavier, der noch immer hinter mir stand. Dieser Anblick schien ihn zu amüsieren, denn ein widerliches Grinsen machte sich auf seiner Fratze breit. „Das ist dein Dominus, nicht wahr? Das Leben als Sklave muss sicher eine besondere Erfahrung sein…“, sinnierte Cedrec. „Nein, tut mir leid, den Römer brauchen wir noch.“


    „Du mieser Dreckskerl! Ich schwöre, ich werde dir dein…“ Zu mehr kam ich nicht mehr. Zuerst spürte ich, wie etwa stumpfes meinen Kopf traf, dann kam ein stechender Schmerz hinzu. Schließlich wurde alles um mich herum schwarz und meine Knie sackten ein.


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    Donall, einer von Cedrecs Männern bedrohte nun Scato mit seinem Messer. „Du kommst jetzt mit uns, Freundchen,“ meinte er grinsend.


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    Der Andere - Maddox, der mich mit dem Knauf seines Messers ausgeknipst hatte, versuchte mich wieder hochzuziehen. „Du hilfst mir, ihn zu stützen,“ herrschte er Scato an…


    Cedrec und seine Männer verschwanden mit ihren Gefangenen in einer dunklen Gasse irgendwo in der Subura, dort wo sich die Häuser dicht an dicht drängten und das Tageslicht kaum eine Chance hatte, einzufallen. Irgendwann erreichten sie eine ziemlich heruntergekommene Insula. Dort wurden sie bereits von einem weiteren Mann, der Noalan hieß, erwartet. Wenig später fanden sich die Gefangenen in einem abgedunkelten Raum wieder, in dem außer einer hölzernen Kiste keinerlei Möbel standen. Man hatte ihnen die Hände gebunden. Doch zuvor hatten sie den Römer von seiner Toga befreit und sich mit dem Tuch einige Späße bereitet.

  • Gedemütigt.. Gepeinigt und verdammt wütend saß Scato gänzlich ohne Toga auf einer Kiste und schwankte zwischen Anflügen des Übermuts, und schierer Angst. Berechnend wie er nun einmal war wusste er eigentlich dass er wahrscheinlich als Geisel für Lösegeld oder ähnliches dienen würde, und ihm somit eher wenig zustoßen würde, im Vergleich zu Angus zumindest. Weshalb er ihnen den kurzen Augenblicken wo die Logik seiner Gedanken über die Todesangst siegte, auch gerne ausfallend wurde..
    "Bei den Göttern, ich lasse eure Gedärme an die Tür der Villa nageln!" fluchte der Flavier während er sich auf den Kisten hin und her windete, und im nächsten Moment eigentlich schon wieder bereute was er gesagt hatte, und seinen Blick deshalb demonstrativ wütend auf Angus legte. Egal wie das hier ausgehen würde, Angus konnte sich auf was gefasst machen. Warum auch immer Scato in dieser barbarischen Scharade steckte, er wollte so schnell wie möglich raus.
    Leider wurde dies von ein paar Seilen und ein paar großen haarigen Kerlen verhindert.

  • Als ich die Augen wieder öffnete, schlug mir ein herber, stechender Schmerz entgegen. Ich glaubte, mein Kopf müsste zerspringen. Außerdem fühlte ich mich sehr eingeengt, was aber, wie ich feststellen musste, an den Fesseln lag, die ich um meine Hand- und Fußgelenke spürte. Verschwommen nahm ich ein paar Gestalten vor mir war, große mächtige Kerle, die nicht unbedingt dem römischen Schönheitsideal entsprachen. Der eine der beiden hatte sich doch tatsächlich Scatos Toga übergezogen, tänzelte nun feixend herum und lachte sich fast schlapp. Der andere der beiden, ein bulliger Kerl mit rotblonden Haaren spornte seinen Kumpanen dabei noch an. Langsam hob ich meinen Kopf, um nachzusehen, ob ich mit den beiden alleine war. Doch recht schnell erkannte ich zu meiner Linken einen ziemlich düster dreinblickenden Flavier, der den zwei Vollidioten mit mutigen Worten drohte. Allerdings schienen die davon nicht sonderlich beeindruckt zu sein, sondern kicherten nur noch mehr. Zu meiner Rechten fand ich Aislin vor. Auch ihr hatte man die Hände auf den Rücken gebunden und sie zusätzlich noch geknebelt. Der Schrecken saß tief in ihren Augen und an ihren Wangen liefen unablässig Tränen herab.
    Das lustige Treiben nahm allerdings ein jähes Ende, als sich unvermittelt die Tür öffnete und Cedrec mit einem weiteren Mann, dessen Gesicht mir irgendwie bekannt vorkam, eintrat. „Hört auf mit dem Quatsch, ihr beiden!“, bellte er und sofort verstummte ihr dämliches Kichern und das dumme Herumgehopse.
    „Wie ich sehe, ist unser Freund wieder wach. Das trifft sich gut. Aber bevor du an der Reihe bist Angus, werde ich mich noch ein wenig mit meinem Eigentum beschäftigen.“ Auf ein Zeichen Cedrecs hin, trat der Mann, der mit ihm ins Zimmer gekommen war und der Noalan hieß, auf meine Frau zu, zerrte sie hoch und schuppste sie seinem Anführer entgegen. Aislin versuchte sich mit allen Kräften zu wehren und zu schreien, was aber so gut wie unmöglich war. Natürlich ließ mich das nicht kalt. Auch ich begann an meinen Fesseln zu zerren und wieder auf die Beine zu kommen. Mir fiel wieder das Messer ein, das ich sorgfältig in einem Tuch verpackt direkt auf der Haut unter meiner Tunika versteckt hielt. Es war immer noch da. Sie hatten es mir nicht abgenommen. „Lass sie in Ruhe, du Schwein!“, zischte ich. Doch dafür erntete ich nur einen derben Fußtritt des rotblonden Hünen, der mich wieder zurück zu Boden fallen ließ. Cedrec, Aislin und die beiden anderen Kerle verließen darauf wieder das Zimmer. Lediglich Noalan blieb zurück. Sein düsterer Blick musterte uns, dann ließ er sich vor uns nieder und begann sich mit seinem Messer und einem kleinen Stück Holz, welches er scheinbar aus dem Nichts hervorgeholt hatte, zu beschäftigen. So saß er eine ganze Weile vor uns. Hin und wieder fiel sein Blick auf mich oder den Flavier.


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    „Ich muss mal schiffen!“, brummte er plötzlich, erhob sich und verschwand aus dem Zimmer. Genau das war unsere Chance, uns doch noch aus dieser mehr als bescheidenen Lage zu befreien!
    „He Scato!“, wisperte ich. „Ich hab ein Messer unter meiner Tunika versteckt.“ So gut es ging, robbte ich zu ihm hin. „Du musst versuchen, ob du es dir greifen kannst! Los schnell! Beeil dich, bevor dieser Kerl wieder zurückkommt!“ Jetzt lag unser ganzes verdammtes Glück in der Feinmotorik des Flaviers. Ich betete zu meinen Göttern, dass er es schaffte.

  • Zu meinem Leidwesen musste ich allerdings feststellen, dass der Flavier alles andere dazu beitrug, um uns aus dieser beschissenen Lage zu befreien. Vielleicht war es ja sein blankes Entsetzen, darüber was gerade mit ihm geschah, was ihn so lähmte. Nichts, absolut gar nichts tat er! Das konnte doch nicht sein! Er, der sich selbst als erhaften Römer bezeichnete, saß einfach nur da und machte sich auch noch ins Hemd. Dieser Anblick entfachte in mir die Wut, die mir die Röte ins Gesicht trieb. Wie von Sinnen riss ich nun an meinen Fesseln, um mich selbst zu befreien. Wenn es mir wenigstens gelang, die Fesseln etwas zu lockern, bevor unsere Wache wieder zurückkam.
    „Scato, verdammt!“, zischte ich. Die Fesseln schnitten sich in meine Handgelenke. Aber diese Schmerzen kielt ich aus. Sie verflogen, so schnell wie sie kamen. Ich wollte einfach hier weg und die noch offene Rechnung mit diesem dreckigen Verräter Cedrec begleichen. Allein das trieb mich an, mich noch mehr zu winden. Und irgendwie, ich kann mir immer noch nicht erklären wieso, gelang es mir, die Fesseln soweit zu lockern, so dass ich meine auf den Rücken gefesselten Hände über meine Beine hinweg nach vorne ziehen konnte.
    Überglücklich, dass mir das gelungen war, fingerte ich hektisch unter meiner Tunika nach dem Messer. Genau in diesem Moment hörte ich dann die Schritte, die näher kamen und dann das Knacken der Tür. Gerade noch rechtzeitig hatte ich mein Messer zu fassen bekommen.
    Um mich nicht zu verletzen, hatte ich es in ein Tuch gewickelt. Jetzt hatte ich meine liebe Not, es aus diesem Schutz zu befreien.


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    Noalan, unsere Wache trat durch die Tür. Er hatte sich einen Krug verdünnten Wein und einen Becher mitgebracht. Nachdem die Tür wieder krächzend zugefallen war, setzte er sich wieder auf seinen Schemel. Anfangs beachtete er seine Schnitzerei, die er zuvor am Boden abgelegt hatte nicht, sondern schenkte sich etwas Wein ein. Genüsslich schlürfte er das Getränk und ließ seinen Blick über uns schweifen. Hoffentlich war ihm nicht aufgefallen, was ich mit meinen Armen geschafft hatte.
    „Na, ihr zwei Pisser, ihr könnt wohl nicht voneinander lassen, was?“ , meinte er grinsend. Ihm musste aufgefallen sein, dass ich nun wesentlich dichter an dem Flavier lag, als es zuvor der Fall gewesen war.
    Während Noalan sich nun mit seinem Wein beschäftigte, versuchte ich weiterhin unauffällig, das Tuch um mein Messer zu entfernen. Mit gebundenen Händen war das gar nicht so einfach. Aber ich schaffte es dennoch. Die erste Hürde war geschafft. Nun musste ich nur noch meine Fesseln losschneiden. Auch das bedurfte viel Geduld und Vorsicht, so dass Noalan nicht misstrauisch wurde.
    Nachdem unsere Wache den zweiten Becher geleert hatte, nahm er sich seine Schnitzerei wieder vor. Umso besser, dachte ich. so konnte ich den letzten Rest der Fessel unbeobachtet durchtrennen.


    „He, kann ich bitte was zu trinken haben? Ich verdurste gleich.“ Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war. Wie lange ich dazu gebraucht hatte, die Fesseln zu durchtrennen. Noalan hatte jedenfalls nichts davon mitbekommen. Er saß, vertieft in seine Schnitzerei, auf dem Schemel und sah nun auf und musterte mich. Offenbar wog er ab, ob er seinen Wein an mich verschwenden sollte. Schließlich war ich in ein paar Stunden tot, zumindest wenn es nach Cedrec ging.


    „Na schön, aber nur einen Schluck!“ Nolan ließ sein Schnitzmesser uns das Stück Holz sinken, schenkte noch etwas Wein in den Becher nach und erhob sich dann von seinem Schemel. Er kam auf mich zu und beugte sich über mich. Dann führte er den Becher an meinen Mund, damit ich trinken konnte. Ich trank einen Schluck. Gleichzeitig aber verstärkte sich auch mein Griff um das Messer, welches ich ihm blitzschnell in sein Herz rammte. Noalans überraschter Blick traf mich. Der Becher fiel ihm aus der Hand und ging scheppernd zu Boden. Die Beine unseres Bewachers knickten ein und mit dem immer noch überraschten Blick sackte er zusammen. Ausgerechnet auf meinen Beinen blieb er liegen. Schnell versuchte ich ihn mit meinen befreiten Händen von mir weg zu schieben, damit ich auch die Fesseln an meinen Fußgelenken durchtrennen konnte.
    Endlich befreit, durchsuchte ich noch den Toten nach Waffen. Allerdings hatte er nur sein Schnitzmesser bei sich. Ich nahm es an mich und wandte mich dann zu dem Flavier um. Eigentlich hatte ich große Lust, ihm einfach seinem Schicksal zu überlassen. Aber ich wusste auch, dass sie ihn töten würden, wenn ich mit meinem Plan scheitern würde. Also durchtrennte ich auch seine Fesseln und überließ ihm Noalans Messer. „Hier! Sieh zu, dass du hier weg kommst.“ Ich wartete nicht auf ihn. Ganz egal, ob er mich zurückhalten oder ob er mir helfen wollte. Für mich gab es jetzt nur noch eines – Rache! Auch wenn ich das hier wohl nicht überleben würde.

  • Natürlich war Scato hochgradig verwirrt obgleich der sonderbaren Lage in welcher er sich befand und natürlich auch darüber, dass sein Leibwächter einfach so mir nichts dir nichts diesen Kerl umgebracht hatte.
    Sicherlich, irgendwie war es schon seine Aufgabe auch solche Herausforderungen zu meistern, jedoch hatte der Flavier es auch nie für möglich gehalten jemals in einer solch ernsten Lage zu stecken.


    So schnell in seine Füße tragen konnten lief er hinaus ins freie und suchte sich eine Seitengasse um sich zu verstecken. Er würde schon seinen Weg zur Villa Flavia zurückfinden, und egal ob Angus dies überleben würde oder nicht, es durfte niemand erfahren.
    Aber irgendwie hoffte der Flavier schon dass der Britannier es überleben würde denn schließlich war er mitsamt seiner Ausbildung und seinem Kauf schon keine allzu günstige Investition gewesen und für einen Barbaren war er doch ein ganz angenehmer Gefährte, wenn man sich denn nur mal an die etwas 'bodenständigere' und raue Art gewöhnt hatte.

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