Besprechung mit dem Praefectus Urbi

  • Cornelius Palma hörte zufrieden nickend zu und griff dann nach der Wachstafel. Nach einem kurzen Blick darauf reichte er sie kommentarlos an Decimus Livianus weiter.


    "Gut. Das muss weiter im Auge behalten werden, dass wir uns weiter auf die Cohortes verlassen können und dass die Mannstärke bald wieder stimmt."

  • Der Decimer musste sich ein bitteres Schmunzeln verkneifen. Zweifellos hatte der getreue und oberste Gefolgsmann Palmas versucht die Widerstandsnester in und außerhalb der Cohortes Urbanae zu beseitigen, um seinen Kaiser das Leben zu erleichtern. Livianus wusste bereits jetzt, dass er diesem Thema wohl weniger Aufmerksamkeit schenken würde. Er nahm die Tabula daher nickend entgegen und überflog sie kurz, ehe er eine knappe Antwort zu diesem Thema gab.


    "Ich werde dies Bedenken und mit den Offizieren über weitere Rekrutierungsmöglichkeiten beratschlagen."


    Da auch Palma kein großes Interesse zeigte, sich all zu lange mit den Mannschaftsständen der Stadtkohorten aufzuhalten, nutze Livianus die Gelegenheit, um das Thema in Richtung der zivilen Aufgaben seines neuen Amtes zu lenken.


    "Wie sieht es mit den Ämtern in der Stadtverwaltung aus? Soweit mir bekannt, sind einige wichtige Posten nach wie vor unbesetzt. Gibt es bereits Kandidaten die ich berücksichtigen sollte oder habe ich hier freie Hand die Posten mit fähigen Männern nach zu besetzen?"


    Er sah zwischen den beiden Männern hin und her, da die erste Frage eher Cilo betraf, die Zweite mehr an Palma gerichtet war.

  • Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpgEigentlich fühlte Cilo sich überhaupt nicht angesprochen, aber nachdem sein Nachfolger ihn nun so ansah und der Kaiser vorerst schwieg, beschloss er doch, auch etwas dazu zu sagen:


    "Ich kann Decimus Axius Peducaeanus Scarpus als Curator Operum Publicorum empfehlen. Er hat vor kurzem das Aedilat hinter sich gebracht und ist ein fähiger Mann." Natürlich war er außerdem ein Klient des Flaminiers! Sonst hatte er allerdings gerade niemanden auf der Liste - außerdem wollte er natürlich die kaiserliche Gunst nicht überstrapazieren!


  • Noch bevor Cornelius Palma antworten konnte, antwortete der ehemalige Praefectus Urbi, so dass Cornelius Palma nur ein wissendes Nicken übrig blieb.


    "Wie du siehst, gibt es Kandidaten. Ich denke, wir machen es hier am einfachsten so, wie es auch die Kanzlei mit den anderen Ämtern handhabt: Wir sammeln Kandidaten für die jeweiligen Ämter, besprechen diese und wählen dann aus. Erstellst du mir eine Liste von Vorschlägen für die jeweiligen Ämt? Das dürfte das effizienteste sein."


    Curatoren spielten zwar keine ganz so zentrale Rolle in der Verwaltung des Reiches wie Legaten, Praefecten und Procuratoren, aber deutlich weniger wichtig waren sie auch nicht, so dass Cornelius Palma zumindest einen direkten Überblick über die Ernennungen haben wollte. Zumal die Ämter ja idealerweise nicht ständig neu zu besetzen waren und er sich gelegentlich für so etwas Zeit nehmen konnte.

  • Listen? Besprechen? Das Palma gemeinhin als großer Bürokrat bekannt war, wusste Livianus auch schon davor. Aber dass er sogar seinen höchsten und bestbezahltesten Amtsträgern jegliche Führungskompetenzen absprach und sie zu Administratoren ihres jeweiligen Amtsbereiches degradierte, damit hatte er nicht gerechnet. Mittlerweile musste Palma doch schon alle seine Freunde und Kriegsverbündete auf gutbezahlten Posten untergebracht haben.


    Doch sowohl er als auch sein Adlatus Cilo hatten es seit Ende des Bürgerkrieges verabsäumt auf die Honoratioren Roms zuzugehen und ihnen ihre alten und größtenteils unbesetzte Ämter und Posten anzubieten. Man verschanzte sich lieber im eigenen Officium und wartete wohl darauf, dass jemand die recht neumodischen Konzepte einer Bewerbung nutzte. Livianus hatte vor einen anderen Weg einzuschlagen, wieder auf die Leute zuzugehen, anzubieten und nicht Bitten zu lassen, so wie es auch Kaiser Iulianus seinerzeit gemacht hatte. Ganz sicher würde er sich also auch nicht von Palma zu einem Bittsteller und weiteren Adlatus machen lassen, der bei jedem zu besetzenden Amt mit einer Liste in der Hand in den Palast dackelte, um sich den Sanctus des Kaisers zu holen. Im Gegensatz zu Palma sah er darin wenig Effizienz, vor allem, da es für manche Posten keine all zu große Auswahl an Kandidaten gab. Wenn Palma also Listen wollte, dann sollte sich seine Administratio darum kümmern. Livianus blickte bei diesem Gedanken kurz zu seinen Klienten Silanus, ehe er sich wieder mit freundlicher Mine dem Kaiser zuwandte.


    "Ich bin mir sicher solche Kandidatenlisten, aus den zum Teil recht übersichtlichen Möglichkeiten, kann dir im Zweifelsfall auch deine Administratio erstellen. Meines Wissens nach ist dies leider nirgendwo eindeutig geregelt, aber sofern die Kompetenzen von Ernennungen der mir unterstellten Amtsträger im Palast liegen, so wäre es wohl das Beste, wenn auch das Auswahlverfahren hier durchgeführt und mein Officium lediglich über die Neubesetzung informiert wird.


    Wenn die Entscheidung über eine Aufnahme in meinen Mitarbeiterstab wiederum mir überlassen wird, so sehe ich wenig Effizienz darin, zusätzlich die Ressourcen des Palastes damit zu belasten und diese Vorgänge damit in die Länge ziehen. Vor allem da ich es zusätzlich bevorzuge persönliche Gespräche mit meinen Preferiti zu führen, ehe ich eine Letztentscheidung treffe.


    Verzeih mir meine Offenheit in diesem Punkt, aber ich denke jedem von uns ist durchaus zuzutrauen den kompetentesten Kandidaten für das jeweilige Amt auszuwählen. Das Ergebnis ist bestimmt weitestgehend das gleiche. Da bedarf es aus meiner Sicht nicht, dass wir beide unsere ohnehin spärliche Zeit dafür aufwenden. Immerhin sprechen wir hier von reinen Verwaltungsämtern ohne jegliche Führungsfunktion."

  • Während der Ausführungen legte Cornelius Palma die Stirn in Falten und wirkte nachdenklich bis irritiert. Nachdem der Praefectus Urbi geendet hatte, lag einen AUgenblick Schweigen im Raum, bevor Cornelius Palma zu einer Antwort ansetzte.


    "Ich stelle fest, dass wir recht unterschiedliche Auffassungen, sowohl von der Rolle der Curatoren als auch von der Amtsführung eines Praefectus Urbi haben. Zweifellos muss ich dich nicht darüber aufklären, dass der vergöttlichte Augustus einst höchstpersönlich das Amt eines Curator Viarum bekleidete. Das tat er wohl kaum, um dort ein Verwaltungsamt ohne jegliche Führungfunktion auszuüben und sich als einfaches Mitglied des Mitarbeiterstabes des Praefectus Urbi zu sehen. Und wenn der vergöttlichte Claudius eingeführt hat, dass sämtliche Ernennungen sämtlicher Centurionen überall im Reich erst von Rom aus genehmigt werden müssen, dann ist es sicher nicht abwegig, dass ich diejenigen Senatoren kennenlernen möchte, die Rom als Curator dienen, nicht wahr? Oder muss ich dich so verstehen, dass du dich nicht in der Lage siehst, deine Entscheidungen gegenüber anderen Personen zu vertreten? Es gehört schließlich zu den guten Traditionen Roms, dass wichtige Posten kollegial besetzt werden, eben damit jeder seine Entscheidungen mit einem Kollegen diskutieren kann, um so zum bestmöglichen Ergebnis für Rom zu kommen."


    Cornelius Palma versuchte sich an einem festen Blick, aber die Fragezeichen in seinen Augen wollten nicht ganz verschwinden.

  • Der Decimer nickte zufrieden, als Palma geendet hatte, was vermutlich noch mehr zur Verwunderung aller Anwesenden beitrug, allem voran seinem direkten Gesprächspartner. Er wollte Grenzen ausloten und hatte sie nun aufgezeigt bekommen. Palma war in Livianus Augen nach wie vor zweifellos ein Bürokrat, doch er ließ sich das Zepter nicht so einfach aus der Hand nehmen wie von ihm vermutet. Und das respektierte Livianus, auch wenn die letzte Unterstellung, er könne seine Meinung nicht vertreten ihm gegenüber etwas respektlos erschien, denn immerhin war er ja hier um genau das zu tun. Seine Meinung zu vertreten und das Beste für sich und sein Amt herauszuholen.


    "Dass ich meine Meinung auch unter starkem Gegenwind vertreten kann, habe ich wohl schon oft genug bewiesen, als das du mir das unterstellen müsstest Cornelius. Und so unterschiedlich sind unsere Auffassungen überhaupt nicht. Es ist mir nur wichtig abzuklären, wo die Kompetenzen meines nicht gerade unbedeutenden Amtes diesbezüglich aufhören. Schließlich ist es ja auch darauf ausgelegt, dich im Falle deiner Abwesenheit allumfassend zu vertreten.


    Und du wirst gewiss verstehen, dass es mir natürlich sehr entgegen gekommen wäre, die senatorischen Ämter in meinem Einflussbereich selbst zu besetzen. Ebenso wie ich verstehen kann, dass du solche Entscheidungen nur ungern aus der Hand geben möchtest. Aber sei´s drum. Ich werde dir meine Vorschläge für etwaige Ämterbesetzungen zukommen lassen und solltest du die Notwendigkeit einer Absprache sehen, so stehe ich dir natürlich zur Verfügung."


    Das war wohl schon eher eine Aussage, mit der Palma gut Leben konnte und die er sich von seinen Untergebenen erwartete. Livianus wiederum hatte daraus gelernt, dass er beim Cornelier nicht mit der Brechstange weiterkam und sich eine andere Strategie zurechtlegen musste. Er ging davon aus, dass dieser Punkt damit auch geklärt war.

  • Schon bei der Einsetzung des Praefectus Urbi war Cornelius Palma bewusst gewesen, dass Decimus Livianus nicht gerade der diplomatischste Vertreter seines Standes war und er fühlte sich nun in dieser Einschätzung bestätigt. Auch wenn er mit dem Ergebnis zufrieden sein konnte, ließ die Wortwahl seines Gegenübers ihn trotzdem weiter grübeln. Wenn es wirklich ein Test gewesen war, wo die Grenzen lagen, war es in Palmas Augen ein sehr plumper Versuch gewesen. Wenn es dagegen nun nur ein Ausweg gewesen war, es als Ausloten der Grenzen darzustellen, dann erschien das Cornelius Palma für die zukünftige Zusammenarbeit auch nicht unbedingt vielversprechender. Über diese Gedanken grübelnd schwieg Cornelius Palma noch einen Moment weiter und nickte dann.


    "Gut. Dann ist das hoffentlich geklärt und steht uns nicht weiter im Weg. Ich erwarte deine Empfehlungen und freue mich darauf, deine Vorschläge mit dir zu erörtern. Aber machen wir weiter mit der Übergabe. Cilo, wie steht es um die weiteren städtischen Geschäfte abseits der Ernennungen?"

  • Gaius Flaminius Cilo

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/34.jpgDer scheidende Präfekt verfolgte die kurze Diskussion zwischen Livianus und dem Kaiser schweigend. Er hätte Palma wohl nie so direkt die Entscheidungshoheit über einige der bestbezahltesten Ämter des Reiches eingefordert - obwohl er natürlich auch stets Einfluss genommen hatte.


    Aber scheinbar einigten die beiden sich doch recht schnell, sodass sie zu den nächsten Punkten der präfektischen Verwaltungsaufgaben übergehen konnten: "Im Allgemeinen arbeitet die Stadtverwaltung ruhig. Ich hatte den Zuständigen in ihren Amtsbereichen relativ große Freiheit gegeben, sodass ich nur bei Störungen informiert wurde. Zu denen kam es in letzter Zeit nicht." Zumindest hatte niemand niemand etwas gemeldet. Aber die alltäglichen Probleme von Abwasserkanälen und Bauruinen hatte ihn sowieso nie so richtig interessiert. "Als wichtigstes städtischen Bauprojekt ist wohl das Ulpianum zu sehen, das aber bekanntlich fertig ist. Es wäre höchstens zu bedenken, inwiefern du noch Änderungen in der Innenausstattung wünscht. Die übrigen öffentlichen Bauten könnten auch wieder einmal einer Inspektion unterzogen werden, wozu insbesondere mit dem Collegium Pontificium Rücksprache gehalten werden müsste." So weit zu den Bauprojekten. "Die Annona funktioniert seit deiner Machtübernahme auch wieder relativ reibungslos. Aegyptus liefert wieder. Der neue Praefectus Aegypti hat hier ganze Arbeit geleistet." Blieben die Wasserleitungen und die Straßen: "Für Straßen und Wasserleitungen ist mir ebenfalls kein unmittelbarer Handlungsbedarf bekannt." Mit dieser Aussage stand er auf jeden Fall auf der richtigen Seite - letztlich würden die neuen Curatoren sich hier intensiver beschäftigen müssen.


  • "Danke. Das hört sich ruhig an. Decimus Livianus, gibt es Fragen zu dieser Lage, die wir hier zu dritt klären sollen, oder möchtest du dich erst genauer einarbeiten und mit den verschiedenen Curatoren und sonstigen Spitzen vertraut machen?"


    Cornelius Palma bedachte zuerst Flaminius Cilo mit einem dankenden Blick und dann Decimus Livianus mit einem fragenden.

  • Livianus überlegte kurz, ehe er Palma antwortete.


    "Mit dem Ulpianum bin ich ausreichend vertraut. Auch die Innenausstattung ist im Großen und Ganzen bereits komplett, außer du hast irgendwelche Änderungswünsche. Was die Inspektion betrifft, so werde ich mich mit den zuständigen Mitarbeitern der Praefectura zusammensetzen und eine mögliche Vorgehensweise besprechen.


    Ja, ich denke es wird wohl das Beste sein, mich mit den einzelnen Curatoren zusammenzusetzen und mir eine aktuelle Statusübersicht der einzelnen Bereiche geben zu lassen, ehe ich eindeutige Aussagen treffen kann.


    Was ich bisher gehört und gesehen habe, hat Flaminius sehr gute Arbeit geleistet. Ich denke daher, dass es ein reibungsloser Amtsübergang werden wird.


    Gibt es irgendetwas, auf das ich für dich ein besonderes Augenmerk legen sollte?" fragte er Palma.

  • "Da die öffentliche Ordnung nicht in Gefahr ist und das öffentliche Leben inzwischen seinen gewohnten Gang geht, kannst du dich wohl einfach am Bedarf orientieren. Ich sehe derzeit zumindest keine Schwerpunkte, die unserer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen."


    Tatsächlich hatte Cornelius Palma diese Übergabe hier zu dritt gemacht, dass besondere Schwerpunkte hier angesprochen werden konnten. Und wenn sich nichts ergab, dann war es sicher auch nett, keine brennenden Baustellen zu haben.

  • "Sehr gut. Dann denke ich, dass wir so verbleiben können und gegebenenfalls einen neuen Termin einberufen, sollte sich etwas an dieser Situation ändern. Bezüglich der Nachbesetzung neuer Curatoren werde ich auf den Palast zukommen."


    Aus der Sicht des Decimers war dieser Termin damit eigentlich abgeschlossen, sofern nicht einer der beiden anderen ein neues Thema aufwarf.

  • "Sehr schön. Ich denke, dann ist alles besprochen, nicht wahr? Du bekommst ja immer kurzfristig einen Termin, wenn es nötig ist."


    Damit war aus der Sicht von Cornelius Palma alles gesagt und der Praefectus Urbi konnte seinen Aufgaben nachgehen, während sich Cornelius Palma auf den nächsten Termin vorbereitete.

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