An den Hängen des Esquilin

  • Zitat

    Original von Quintilia Valentina
    Das leichte Schaukeln der Sänfte hätte fast dafür gesorgt, dass Valentina einschlief. War sie eben noch so wach und aufgedreht durch den Wein und das Räucherwerk, fühlte sie sich hier drinnen an der Seite dieses Mannes so wohl, dass ihr mehr als einmal die Augen zugefallen waren.
    Erst als die Sänfte wieder abgestellt wurde, wachte Valentina aus ihrem Halbschlaf wieder auf und blickte sich um. Waren sie Zuhause? Aber da wollte sie nicht hin. Sie wollte nicht, dass die Zeit mit ihrer neuen Bekanntschaft schon vorbei war. Doch als Varus durch die Vorhänge nach draußen blickte, konnte auch Valentina einen Blick erhaschen. Nein, sie waren nicht in der Straße, in der ihre Casa stand. Eindeutig nicht. Erleichtert lehnte sie sich wieder zurück und besah sich dann ebenfalls staunen den Nachthimmel.
    Erst mit etwas Verspätung bemerkte sie die zärtliche Geste von Varus und als sie seinen Blick auf sich spürte, drehte sie ihren Kopf so, dass sie seinen Blick erwidern könnte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte und verstand in ihrem Zustand auch nicht was Varus sie mit diesem Blick vielleicht fragen wollte, deswegen lächelte die junge Quintilia nur und besah sich anschließend wieder den Sternenhimmel.
    "Wirklich wunderschön." Murmelte sie leise.


    Varus warf noch mal einen Blick auf den Tiber und war nun endgültig am Stellplatz der Sänfte angekommen
    "Was machst du eigentlich sonst so wenn du nicht gerade auf Hochzeiten von Leuten bist die du nicht leiden kannst?"
    Er wollte sie nicht verstimmen aber auch mehr über sie erfahren. Dazu musste er ja zwangsläufig ein paar Fragen stellen.

  • Was sie so machte? Valentina spielte mit einer Falte, die Varus Gewand an der Schulter warf und schwieg erst einmal. Sie war da, reichte das nicht? „Nun…“ Begann sie ein bisschen gedehnt, weil sie ja wusste Varus wartet auf eine Antwort.
    „Bis vor einer Weile habe ich als Scriba gearbeitet. Doch dann hat mich mein Arbeitgeber gefragt, ob ich ihn heiraten will und dann ging das ja nicht mehr. Seit dem habe ich leider keine weitere Anstellung mehr gefunden und habe mich eigentlich damit begnügt den Haushalt zu verwalten. Allerdings will er mich glaube ich nicht mehr heiraten. Er ist schon seit langem so still. Und wie du ja selber gesehen hast, hat er mich heute auch alleine gelassen, obwohl wir zusammen gekommen sind.“
    Plauderte Valentina dann einfach mal so freu von der Leber weg. Einen Moment hielt sie inne aber die ganze Tragweite dieser Tragödie wollte ihr nicht ganz klar werden. Noch nicht. „Und du?“ Wollte sie dann von Varus wissen. „Außer einfach fremde Mietsänften entführen.“

  • Wenn Varus nüchterner oder weniger voller ägyptischer Rauschmittel hätte er die Geschichte doch wesentlich merkwürdiger gefunden. Wer fragte denn seine Scriba mal eben so ob sie ihn heiraten würde.... andererseits wirklich gut kannte er Aculeo ja auch nicht und genauso schnell wie er sich offenbar für eine Heirat entschieden hatte so schnell hatte er seine Meinung auch wieder geändert.
    "Und er hat nichts gesagt sondern dich einfach so stehen lassen?"


    Er kraulte Valentina inzwischen ein wenig am Hals zwischen Schulter und Ohr und fing ebenso ein wenig das plaudern an.
    "Och das mit den Mietsänften mach ich regelmäßig dreimal die Woche!"


    "Nein ernsthaft ich bin noch gar nicht so lange in Roma. Eigentlich stamme ich aus Noricum genauer gesagt aus der Nähe von Colonia Ulpia Traiana Poetovio. Mein Vater hat da das Weingut von meinem Großvater übernommen der Veteran der XVten Legio ist. Mein älterer Bruder ist inzwischen auch Centurio bei der XVten und setzt dort die Familientradition fort. Naja und ich wollte eigentlich immer Winzer werden.... aber irgendwie hat mein Vater beschlossen das ich nicht in der Provinz versauern solle und hat mich nach Roma geschickt um hier zu helfen die Gens wieder aufzubauen..."
    Varus erzählte nun eine ganze Weile von seinen bisherigen Erfahrungen in Roma, dem Hauskauf, die Geschäfte die er hatte und die Ziele. Immer wieder aber schweifte er ab zu den Weinreben in seinem Hortus und die bei seinem Gut in den Albaner Bergen. Einzig wenn er über Hunde und ihre Zucht sprach konnte man merken das ihm dieses Feld ähnlich lieb war wie der Weinbau.

  • Ob er was gesagt hatte? Nun, vielleicht das er wütend gewesen war, weil Valentina mal wieder ihrem Helfersyndrom erlegen war und einen wildfremden Mann mit in die Runde mitgebracht hatte, der kurz davor noch versucht hatte den Bräutigam zu umgarnen? Doch die junge Quintilia schüttelte den Kopf. Sie war momentan nicht in der Lage, das große Ganze zu betrachten. Sie wurde gefragt ob ihr, sowas wie Verlobter was gesagt hatte und das hatte er an diesem Abend nicht mehr. Er hatte sie einfach stehen lassen. „Nein hat er nicht.“ Gab sie dann so gesehen, wahrheitsgemäß zur Antwort. Auch wollte sie noch immer nicht die Tragweite erkennen. Sie würde in der nächsten Zeit wieder ganz alleine in ihrer Casa sitzen.


    Sie genoss die Behandlung und kuschelte sich noch etwas näher an Varus heran. Vielleicht lag es auch daran, dass sie momentan nicht einsehen wollte, dass sie nach diesem Abend wieder niemanden hatte, denn im Moment war sie mit ihrer Gesellschaft sehr zufrieden.


    Sie kicherte leise bei seinem Scherz und hörte ihm dann zu. Und als wäre das mit dem Wein irgendwie eine Einladung gewesen, nahm sie einen der Becher und füllte ihn mit dem bereit gestellten Wein. Zuerst nahm sie einen Schluck, dann reichte sie das Gefäß an Varus weiter. Sie stellte sich gerade vor wie sie an einem schönen, warmen Tag durch den Weinberg schlenderte. Richtig Kontakt hatte sie mit so etwas noch nicht. Dennoch stellte sie es sich schön vor. Selbst im nüchternen Zustand wäre Valentina nicht auf den Gedanken gekommen, dass sie hier neben sich eine gute Partie liegen hatte. Sie stammte aus keiner reichen Familie und wusste sehr wohl wie es war, wenn man das ein oder andere nicht haben konnte. So wie die Braut würde sie wohl nie werden, sie konnte sich schon über Kleinigkeiten freuen. Und so war es auch jetzt nicht verwunderlich, dass sie zwar aufmerksam zuhörte und auch die ein oder andere, meist etwas plumpe, Frage zum Wein und den Trauben stellte, aber sogar jetzt bemerkte sie, wie gerne ihr Gesprächspartner darüber redete. Man merkte es an seiner Wortwahl und auch wenn Valentina vieles davon gar nicht verstand, nicht verstehen konnte, gefiel es ihr, ihm so zuzuhören. Er hatte eine wirklich wohl klingende Stimme. Wäre sie jetzt eine Katze, hätte sie wohl leise zu schnurren angefangen.


    Hunde züchtete er auch! Valentina liebte Hunde. Sie waren so respekteinflößend und gleichzeitig so sanft. Dann begann auch sie von ihrem Bruder zu erzählen, dessen neue Heimat in Mogontiacum, seiner Verlobten und dann, dass sie schon so lange keinen Kontakt mehr zu ihm hatte. Sie erzählte, dass er sie wohl nicht mehr sehen wollte, weil sie damals mit einem Mann zusammen war, der in den Augen ihres Bruders nichts taugte und von ihrem Aufenthalt in Ägypten, wo sie sich zurück gezogen hatte, nachdem der letzte Mann, dem sie ihr Herz geschenkt hatte, gestorben war. Ja, eigentlich erzählte Valentina ziemlich freizügig von ihrem bis jetzt eher glücklosen Leben. Und als würde sie das dann irgendwann selbst bemerken, hielt sie inne und sah schweigend in den Sternenhimmel hinauf. „Rosen…“ Kam es dann plötzlich wieder von ihr. „Ich mag und züchte Rosen. In meiner Casa habe ich einen großen Garten angelegt.“

  • "Das macht man doch einfach nicht!" entfleuchte es Varus kurz als sie berichtete das ihr bisheriger Verlobter, in Varus Augen war die Verlobung damit und mit dem was er später noch hören würde aufgelöst.


    Den Wein nahm er entgegen und trank ebenfalls einen Schluck.
    "Ein wenig zu viel Süße wenn man mich fragt. Meiner ist besser! Ich finde es besser wenn der Rotwein mehr nach "Erde und Früchten" schmeckt und dadurch süß ist und nicht einfach geschmacklos süß und schwer. Aber wenn ich an denjenigen denke der die Sänfte eigentlich bestellt hatte kann ich mir schon denken was der Wein bewirken sollte!"
    Eine kleine Anspielung auf den vermuteten eigentlichen Mieter der Sänfte.


    Nachdem er mit seinen Erzählungen geendet war, sehr wohl bemerkend das sie interessiert am Weinbau war und auch Fragen gestellt hatte, hörte er erst einmal ihr zu. Bei den verschiedenen Dingen wunderte er sich erst einmal das jemand der so jung ist schon so viel erlebt und erduldet hatte und trotzdem noch so nett war. Er glaubte er selber wäre nach den verschiedenen Ereignissen längst verbittert gewesen.
    Ebenso führten die Erzählungen von Valentina dazu das er seine Bemühungen verstärkte ihr Zuneigung zu schenken. Durch Worte erst einmal nicht da er sie so ja unterbrechen würde. Viel mehr nahm er sie noch etwas fester in den Arm und rückte sie noch etwas näher heran. Auch streichelte er sie nun, soweit er herankam mit beiden Händen. Dabei achtete er darauf das das streicheln nicht in ein Art Vorspiel abglitt, was wohl an dieser Stelle einfach nur fehl am Platze gewesen wäre oder spätestens am Morgen als Situationsausnutzen gegolten hätte. So streifte sein Arm vielleicht einmal kurz ihre Brust aber nur aufgrund eines ungewollten Zufalls oder als Konsequenz aus dem Wein und Drogenkonsum.


    "Oh dann arbeiten wir ja beide mit Pflanzen und finden darin Ruhe. Was hältst du davon wenn du mir mal deine Rosen zeigst und ich nehm dich mal mit in meinen Weinberg?"

  • In ihrem momentanen Zustand fand Valentina die Behandlung mehr als schön. Sie bemühte sich sogar, sich noch näher an Varus heran zu kuscheln und atmete seinen Duft tief ein. Er roch irgendwie nach Wein und etwas anderem, dass sie momentan nicht zuordnen konnte, aber es war ein angenehmer Geruch. Sie kicherte als Varus auf den eigentlichen Mieter der Sänfte zu sprechen kam. Ja, der brauchte sicherlich allerlei Hilfsmittel. Angefangen bei viel zu süßem Wein.
    Es tat wahrlich gut mal wieder von einem starken Mann im Arm gehalten zu werden, das hatte Valentina schon lange vermisst. Sie schreckte nicht zurück oder empörte sich sogar. Nein, auch sie legte ihren Arm um Varus und suchte seine Nähe.


    Seine Anspielung auf das Zeigen seines Weinberges würde viele hundert Jahre später als etwas ganz anderes verstanden werden. Jetzt und hier aber nickte Valentina. Sie würde ihm gerne ihre Rosen zeigen, denn sonst hatte sie nicht all zu viele, die daran Gefallen finden konnten und es war immer schöner seine Vorlieben mit jemandem teilen zu können als sie nur alleine zu genießen. „Sie wachsen dunkelrot und haben einen großen Kopf.“ Sie löste sich ein kein bisschen von ihm und formte mit den Fingern die ungefähre Größe der Blüten. Vielleicht kam es ein bisschen größer rüber als es der Wahrheit entsprach, doch das dürfte für diesen Abend nicht so wichtig sein. Dann aber legte sie ihren Kopf wieder an seine Schulter und begann im Nacken mit seinen Haaren zu spielen.
    „Bei Sonnenaufgang durch den Weinberg schlendern. Das stelle ich mir wunderschön vor. Die Vögel begrüßen den neuen Tag, die Nacht löst sich langsam zwischen den Ästen auf und der Himmel wird von einem hellen Band verschönert.“ Sinnierte die junge Quintilia vor sich hin.

  • Das Kraulen seines Nackens löste in Varus einen wohligen Schauer aus.
    Es konnte daran liegen das sie von ihren Rosen gesprochen hatte aber irgendwie fand er nun das sie leicht nach Rosen roch.
    Der eng an ihn geschmiegte Frauenkörper, dass gegenseitige streicheln und die nicht zuletzt auch der gute Geruch und Wein bewirkten bei Varus eine leichte Reaktion. Es war ihm ein bisschen unangenehm da er das in der momentanen Situation unangebracht fand. Auch wenn er inzwischen der Meinung war das sie nicht nur sehr nett und anziehend vom Wesen war sondern auch dazu noch sehr schön. Irgendwie gefiel ihm ihre ganze Art und das Zusammensein gerade sehr gut.
    Wäre er vielleicht nüchterner gewesen hätte ein Teil von ihm vielleicht gesagt du kennst die doch gar nicht.
    Wäre er vielleicht betrunkener gewesen hätte ein anderer Teil verlangt mehr zu geben und weiter zu gehen.
    Doch er war auf dem Level dazwischen und machte so weiter wie bisher. Wobei er schon langsam merkte das er durch die fortgeschrittene Stunde, den Konsum von Berauschendem, die bequeme Lage usw. langsam schläfrig wurde.


    "Ja das ist sehr schön... dazu kommt dann noch der Geruch... der macht das ganze zu einem Erlebnis für alle Sinne!"


    Die harte Arbeit ließ er jetzt mal weg

  • Die Regungen ihres abendlichen Wegbegleiters bekam Valentina schon gar nicht mehr wirklich mit. Es hätte sie in nüchternem Zustand sicherlich etwas erschreckt, aber in nüchternem Zustand läge sie jetzt auch nicht hier in der Sänfte. Und so lag sie immer noch eng an Varus gekuschelt da, spielte mit seinen Haaren und sah sich selbst im Morgenlicht durch den Weinberg laufen. Neben sich der gut gebaute Mann an den sie sich gerade anlehnte.
    Der Geruch... ganz automatisch sog Valentina den Duft ein. Natürlich war das nicht der Geruch des Weinberges sondern nur der von Varus, vermischt mit dem der Sänfte und dem klein bisschen Frischluft die von draußen zu ihnen herein kam. Aber für die junge, berauschte Quintilia roch so der Weinberg.
    "Ja, das ist wunderschön."
    Meinte sie dann und lächelte. Und mit diesem Bild vor Augen, fielen ihr die selbigen dann auch schon zu und sie schlief auf der Brust von Varus ein.

  • Auch Varus wurde immer müder. Eine kleine Weile noch kraulte er Valentina weiter. Doch irgendwann fielem auch ihm endgültig die Augen zu. Das schnarchen der Träger draußen vor der Sänfte hatte ihm schlußendlich den Rest gegeben.



    Varus hatte einen wunderschönen Traum wie er als Großvater in einem Garten umrahmt von Weinbergen saß und seinem Dutzenden Enkeln und Urenkeln beim spielen zusah. Gerade als eine Frau, im Traum seine Frau, auf ihn zukam und bei jedem Schritt immer mehr von der alten Frau die sie sein musste zu einer jungen Frau wurde die der die er gerade kennen gelernt hatte sehr sehr ähnlich sah wachte er auf.


    Durch das offene Dach was vor Stunden den Sternenhimmel gezeigt hatte war ein Sonnenstrahl genau in sein Gesicht gefallen. Gerade wollte er sich recken bis er begriff das er erstens nicht in seinem Bett war und zweitens nicht alleine.
    Er lag sehr bequem und hatte wie immer auf der Seite geschlafen. Doch wie ein Löffel lag vor ihm eine Frau. Mit seinem Gesicht hatte er gerade noch in ihren Haaren gelegen. Auf seinem rechten Arm, der komplett taub war, hatte sie ihren Kopf gebetet und sein linker Arm hatte er von der anderen Seite im Schlaf um sie gelegt. Die Hand auf ihren Bauch gelegt.
    Eine weitere Erkenntnis traf ihn dann. Er hatte großen Durst und tierische Kopfschmerzen. In der Hoffnung sich etwas vor der Sonne schützen zu können, wäre er wacher und in besserer Verfassung gewesen hätte er wohl einfach das Dach zugemacht, legte er sich vorsichtig ein paar Strähnen über die Augen.
    So langsam kam in ihm auch die Erinnerung hoch wer da neben ihm lag. Es fühlte sich gut an.... irgendwie warm.
    Er legte seine Hand wieder auf ihren Bauch und schloss erneut die Augen. Bis auf die unsäglichen Kopfschmerzen könnte er sich an so ein aufwachen gewöhnen.

  • Seit langem hatte Valentina nicht mehr so gut geschlafen. Sonst lief sie immer bis spät in der Nacht in der Casa herum, schaute ob hier alles in Ordnung war und prüfte dort nach. Größtenteils alleine in einem Haus zu wohnen war nie angenehm. Auch wenn die Casa Quintilia nicht unbedingt zu den allergrößten Gebäuden gehörte, so kam sie einer junge Frau wie Valentina riesig vor.
    Jetzt und hier aber waren ihr die Augen bleischwer zugefallen und sie träumte nicht einmal etwas. Sie lag einfach nur da und erholte sich in den Armen eines eigentlich fremden Mannes.


    Auch störte sie der Sonnenstahl noch nicht, denn der Winkel stimmte bei ihr noch nicht, doch als jemand mit ihren Haaren spielte, da wurde sie wach. Man konnte sagen ihre Haare waren Valentina heilig. Sie blinzelte und wunderte sich im ersten Moment natürlich, warum es hier nicht nach ihren Rosen roch. Zuhause lag ihr Zimmer direkt in den Rosengarten und sie roch als erstes die wunderbaren Blumen. Hier roch es irgendwie… komisch. Sie regte sich ein bisschen und dann kam die nächste Überraschung. Was war das für eine Hand? Langsam glitt Valentinas Blick an der Hand entlang den Arm hinauf, bis ihr noch etwas verschlafener und leicht benebelter Verstand ihr sagte, dass an diesem Arm ein Mann hing, der direkt hinter ihr lag und sie umarmte.


    Erschrocken hielt die junge Quintilia die Luft an. Im Gegensatz zu gestern Abend war sie jetzt wieder mehr sie selbst und da kam so ein Erwachen gut an eine Panikattacke hin. Doch sie blieb noch ruhig, erhob sich nur so gut sie konnte, schob den Arm mit sanfter Gewalt von sich herunter und rutschte auch so ein Stück weg, bis sie wieder aufrecht dasaß. Was war passiert? Ihr Kopf tat weh, sie hatte einen riesen Hunger und ihre Lippen waren vollkommen trocken, als hätte sie zwei Tage lang nichts getrunken. Langsam arbeiteten sich ihre Gedanken durch die zähe Masse, die sich in ihrem Kopf angesammelt zu haben schien. Die Hochzeit der Furie…, der Mann, der mit dem Bräutigam reden wollte,… dann war sie alleine gewesen,… der gut schmeckende Wein und das Rauchwerk und schon war sie am momentanen Ausgangspunkt angekommen. Sie konnte sich noch an gestern Abend erinnern, so verwirrt war sie nicht gewesen. Varus war sein Name und sie hatten geredet so viel geredet. Das Gefühl war wieder da, es fühlte sich immer noch gut an, doch die Scham überwog für diesen Moment eindeutig. Was tun? Nun war guter Rat teuer.

  • Das langsame aber bestimmte verlagern seines linken Armes hatte Varus noch nicht wach werden lassen. Auch das in seinen rechten Arm nach der Entlastung langsam wieder Blut strömte reichte noch nicht vollkommen aus um ihn zu wecken. Erst das kitzeln im Gesicht als die schützenden Haare über seinen Augen verschwanden und der Sonnenstrahl der nun wieder ungehindert in sein Gesicht schien reichte aus.
    Er blinzelte und beschirmte schnell mit einer Hand sein Gesicht. Von der Sonne eingerahmt erkannte er das auch Valentina nun aufgewacht war und sich aufgesetzt hatte.
    Auch bei ihm kehrten nun vollends die Erinnerungen an die gestrige Feier und den weiteren Verlauf der Dinge die bis hierher geführt hatten zurück. Ein klein wenig beschämt über die Situation war Varus natürlich auch doch wohl weit weniger als Valentina. Er war der Meinung das nichts schwerwiegendes passiert war, dass die Verlobung auf deutliche Art und Weise aufgelöst worden war und außerdem... auch bei ihm kehrte das gute Gefühl was Valentinas Gesellschaft verursachte zurück.
    Er widerstand dem Drang Valentina, sie waren ja immer noch in einer Sänfte weshalb sie zwar etwas von ihm abgerückt war aber ja immer noch genau neben ihm war, anzufassen und womöglich wieder neben sich zu ziehen.
    Die Wünsche die man oft hatte wenn man morgens erwachte es möge noch nicht Zeit sein aufzustehen wurden ja so gut wie nie Wahrheit.


    Er versuchte ein freundliches Lächeln, wegen seines Schädels gar nicht so einfach, und sagte zu Valentina:
    "Guten Morgen Valentina...gut geschlafen?"
    Vielleicht nicht der sinnvollste und glorreichste Anfang eines Gespräches an solch einem Morgen aber zu mehr war sein gemartertes Hirn im Moment nicht fähig.

  • Während sie so dasaß und den langsam aufwachenden Varus beobachtete purzelten bei Valentina die Gedanken durcheinander. Zuerst ging in ihrem Kopf gar nichts und dann gleich alles auf Einmal. Sie war seit kurzem wieder eine freie Frau. Dennoch wusste sie nichts über den Mann der da lag. Vor allem wusste er nicht wer sie war, davon ging Valentina zumindest aus. Sie erinnerte sich noch an die Erzählungen von der Weinplantage und daran wie sehr er davon geschwärmt hatte. Er war also wirklich keine schlechte Partie, wie man so schön sagte. Und auch wenn Valentina nicht so auf materielle Dinge stand wie so manch andere Frau, so wusste auch sie, dass es sich einfacher an der Seite eines Mannes lebte, der etwas aus sich gemacht hatte. Doch sie stammte aus einer sehr kleinen und noch dazu sehr armen Familie. Geld hatten sie nie viel besessen und nachdem nun auch ihr letzter Bruder gestorben war, Valentina redete sich das ein, denn das war leichter zu ertragen als wenn Valerian einfach den Kontakt zu ihr abgebrochen hätte, gab es noch weniger Einkommen. Eigentlich lebte Valentina von den letzten Ersparnissen der Familie. Sie war also im Gegenzug alles andere als eine gern gesehene Schwiegertochter.


    Die Schwere dieser Gedanken drückten die Schultern der jungen Frau schon wieder nach unten. Es war gestern Abend so schön gewesen und sie hatte es so sehr genossen endlich mal wieder die Aufmerksamkeit eines Mannes zu haben. Und sie hatte sich nichts dabei gedacht. Es war auch nichts passiert. Also nichts, wofür man nun den Zorn der Götter auf sich hätte spüren müssen. Sie hatten geredet und sich gegenseitig im Arm gehalten. Dann war Valentina eingeschlafen und Varus scheinbar auch. Und nun lag er neben ihr und sie saß da. Zwar ihrer kunstvollen Hochsteckfrisur beraubt und ihr Gewand war auch etwas zerknittert, doch es war nichts passiert. Deswegen war das Lächeln, welches sie ihrem Gegenüber schenkte zwar immer noch schwer von ihren Gedanken, dennoch ehrlich. „Guten Morgen. Und ja, ich lag sehr bequem.“ Sollte sie es ihm gleich sagen? Die junge Quintilia wusste, dass Ehrlichkeit meist am Längsten wehrte und irgendwann würde er es herausfinden. Mal davon ausgehend, dass er sie denn vielleicht ein zweites oder drittes Mal sehen wollte. Aber dafür musste er auch wissen mit wem er sich abgab. Varus musste selbst entscheiden ob er weiterhin Wert auf ihre Gesellschaft legte, auch wenn er es wusste. „Ehrlich gesagt, heißt es korrekt Quintilia Valentina.“ Meinte sie dann und war es Zufall, dass sie bei der Nennung ihres Gensnamens ein klein wenig leiser wurde? Es war zwar immer noch früh am Morgen, dennoch konnte dieser Tag nun werden wie jeder andere oder er wurde ein klein wenig anders.

  • Varus kämpfte noch mit den Dämonen die zu viel Alkohol und andere Rauschmittel verursachten. Er hatte unbekannterweise zwar den Vorteil sich noch an den kompletten Abend zu erinnern aber halt dafür mächtigen Dumpfschädel.
    Es brauchte daher noch eine ganze Weile bis er bereit war für eine weitere Antwort in welcher Valentina ihren Gedanken nachging. Das ihre Schultern herabsanken und ähnliche Anzeichen für verdunkelndes Gemüt bekam er gar nicht mit.


    Erst das sie ihm ihren kompletten Namen sagte und dabei recht leise wurde fiel ihm dann auf.
    "Weiß ich doch und entschuldige wenn ich dir mit der Ansprache mit lediglich deinem Cognomen zu nahe getreten bin."


    Er überlegte noch wie er weitermachen sollte. Für´s aufrichten oder gar hinsetzen war es definitiv noch zu früh. Da wäre sein Schädel ganz sicher explodiert.
    Statt dessen berührte er ganz sanft mit dem Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand ihre Hand und streichelte ganz kurz darüber.

  • „Nein, nein.“ Schüttelte die junge Frau dann den Kopf, was sie allerdings gleich wieder bereute und deswegen aufhörte. Einen Moment schloss sie wieder die Augen. Autsch, dachte sie sich nur. Das würde wohl noch etwas dauern, bis sie ihren Kopf wieder zu etwas gebrauchen konnte.
    „Nein, so war das nicht gemeint.“ Startete sie dann einen neuen Versuch ihr Anliegen zu wiederholen. Sie wollte ihren Gegenüber nicht auf die gesellschaftlichen Regeln hinweisen, die er sicherlich zur Genüge kannte. Jetzt war sie in seinen Augen sicherlich eine dieser besserwisserischen Frauen, die sie selber nicht leiden konnte.


    Sie betrachtete ihre Hand, die gerade von Varus Finger gestreichelt wurde. Es fühlte sich so gut an. Es fühlte sich sehr gut an. „Ich wollte nur, dass du weißt, mit wem du es zu tun hast.“ Vielleicht war es noch zu früh für solche tiefgreifenden Gespräche und dennoch war es Valentina ein Anliegen.

  • Es konnte an seinem momentanen Zustand liegen oder daran das ihm der gestrige Abend so gut gefallen hatte. Jedenfalls verstand er nicht ganz was sie meinte:
    "Aber das weiß ich doch...... Valentina ich fand den Abend gestern wirklich sehr schön und würde dich gerne wiedersehen. Wir haben auch nichts getan was sich nicht gehört. Wir sind beide frei unsere Entscheidungen zu treffen."
    Er wollte sich aufsetzen um ihr beim sprechen in die Augen schauen zu können. Doch das verursachte einen heftigen Schmerz in seinem Kopf und er ließ sich wieder sinken.
    "Uh... hab ich einen Kopf!"

  • Wusste er das wirklich oder sagte er das jetzt nur? Diese Frage blieb unbeantwortet, da sie nur in Valentinas Kopf existierte. Allerdings hatte er mit seiner Aussage recht, sie hatten nichts verwerfliches getan. Und es war sicherlich keine Sünde, wenn Valentina den Abend genossen hatte.
    "Den habe ich auch." Meinte sie dann etwas belustig, als er von seinem Kopf sprach. Doch sie konnte sich gut vorstellen wie er sich fühlte. Ging es ihr doch ähnlich.
    "Vielleicht sollten wir uns nach hause bringen lassen und..." Sie zögerte kurz, bevor sie den Satz zu Ende sprach. "...und uns dann ein weiteres Mal treffen, wenn es uns wieder besser geht."

  • Alle schönen Dinge hatten einmal ein Ende und als Valentina aussprach das sie nun irgendwann mal von dem Hang verschwinden mussten wurde ihm das auch schmerzlich bewusst.
    Er rieb sich ein wenig die Augen:
    "Das mit dem nach Hause bringen ist sicherlich keine schlechte Idee...", auch wenn wir uns dann vorerst trennen müssen wollte er noch sagen wusste aber nicht ob das für den Moment nicht doch zu dick aufgetragen gewesen wäre. Deshalb ließ er es vorerst unausgesprochen.
    "Ich möchte dich aber auf jeden Fall wiedersehen!.... Bald schon..."

  • Leicht massierte sich die junge Frau die Schläfen. Sie brauchte jetzt dann unbedingt eine Erfrischung und etwas Ruhe. Nach so einer Nacht war das eindeutig das Beste.
    Als er dann aussprach, dass er sie gerne wieder sehen wollte, errötete Valentina und nickte mit einem Lächeln.
    "Das würde ich auch sehr gerne."
    Konnte es wirklich sein? Sollte sich das gute Gefühl dieses Abends noch über einen längeren Zeitraum hinweg erstrecken? Es wäre so schön.
    "Das würde ich wirklich sehr, sehr gerne."
    Wiederholte Valentina noch einmal als wäre sie immer noch etwas in dem Rausch, der sie gestern Abend begleitet hatte.

  • Varus wurde etwas flau im Magen als sie zustimmte und auf seinem Gesichts zeigte sich eine ganze Zeitlang ein fast schon glücklich-dümmliches Lächeln.


    "Dann bring ich dich jetzt mal nach Hause und werde sehr schnell wieder Kontakt zu dir aufnehmen....", gerade noch rechtzeitig viel ihm ein das es da ja auch noch so was wie gesellschaftliche Normen gab.


    "Gibt es einen...Vormund oder dergleichen mit dem ich vorher reden sollte?"


    Während er auf eine Antwort wartete gab er kurz nach draußen das Zeichen das auch die Träger sich aufraffen sollten und die Sänfte aufnehmen. Für die erste Zielangabe musste natürlich dann Valentina das Kommando geben.

  • Auch auf Valentinas Zügen zeichnete sich so etwas wie ein seeliges Lächeln ab. Konnte es wirklich sein, dass dieser schöne Abend noch nicht vorbei sein sollte bzw. das er sich fortsetzte?
    Als dann allerdings die Frage nach dem Vormund kam, wich Valentina ihrem Gegenüber mit Blicken aus und gab erst einmal die Adresse bekannt zu der sich die Sänftenträger begeben sollten.
    Sie lies noch ein bisschen Zeit vergehen und pendelte sich in die schwankenden Bewegungen der Sänfte ein, bevor sie seufzte.
    "Nein, es gibt niemanden mehr. Mein Bruder Valerian ist ... ich habe schon lange nicht mehr von ihm gehört. Es gibt also nur noch meinen Cousin, aber der weilt leider auch nicht hier in Rom. So gesehen musst du also nur mit mir reden."
    Ein scheues Lächeln hinterher sollte die Situation etwas entkräften.

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