Besprechung mit dem Quaestor Principis

  • Mit dem neuen Quaestor Principis Tiberius Lepidus im Schlepptau, erreichte der Iunier das Officium des Kaisers. Der Tiberier war hier um seinen Dienst anzutreten und würde dem Kaiser im kommenden Amtsjahr als Quaestor zur Seite stehen. Als die beiden Männer die geräumigen Amtsräume des Augustus erreichten, saß dieser wie bereits gewöhnlich, hinter seinem Schreibtisch, hatte bereits die ersten Besprechungen mit einigen Abteilungsleitern der Administratio hinter sich gebracht und wälzte einige Dokumente. Silanus lächelte freundlich, als die beiden Männer die Türe durchschritten und auf den Kaiser zugingen.


    "Guten Morgen Augustus! Ich habe heute Lucius Tiberius Lepidus mitgebracht. Er ist der neuernannte Quaestor Principis."


    [SIM-off]Mein Vorschlag wäre, dass hier dann alle zukünftigen Besprechungen zwischen dem Kaiser und seinem Quaestor hineingepackt werden, so wie es auch in den anderen Besprechungsthreads gehandhabt wird. ;)[/Sim-off]

  • "Mein Imperator! Ich freue mich, dir mit aller Kraft zur Seite zu stehen und jede Aufgabe, die du mir erteilst, mit voller Hingabe zu erfüllen", sprach er etwas pathetisch zur Begrüßung. Trotz der Tatsache, dass er dem Kaiser bereits begegnet war, spürte er immer noch ein nervöses Kribbeln, wenn er dem wohl mächtigsten Mann der Welt gegenüberstand.

  • Cornelius Palma blickte umgehend von seinem Studium auf und schien nicht unerfreut, dass er sich wieder einem Gespräch statt seinen Akten widmen konnte.


    "Guten Morgen, Procurator. Und willkommen, Quaestor Tiberius. Meinen Glückwunsch zu deiner Ernennung. Nimm Platz. Procurator, bleibe bitte noch bei uns. Die erste Besprechung sollten wir zu dritt vornehmen."


    Er wartete, bis die beiden Platz genommen hatten und sah seinen neuen Quaestor dann einen kurzen Augenblick prüfend und fragend an.


    "Beginnen wir mit einer Frage: Was erwartest du dir von deinem Amt? Und zähle mir nun nicht nur deine Amtspflichten laut Gesetz auf."

  • "Vielen Dank, mein Kaiser", sprach er und setzte sich. "Wie ich annehme, ist dir ein zügiges auf den Punkt kommen sehr lieb, also komme ich dem natürlich gerne nach. Meine Erwartungen über die gesetzlich festgeschriebenen Pflichten beruhen in nichts weniger als die Übernahme wahrhaft verantwortungsvoller Aufgaben, die ich in drei Punkte fassen möchte. Ich würde mich erstens freuen, wenn mir als dein persönlicher Sekretär weitgehende Kompetenzen zugesprochen werden, was die Führung der kaiserlichen Kanzlei angeht. Wie weitgehend meine Weisungsbefugnis in dieser Hinsicht geht, müsstest du selbstverständlich festlegen, ich scheue mich jedoch nicht, dich von großer Bürokratie weitgehend zu entlasten. Zweitens würde ich mir gern einen Überblick über unsere Außenbeziehungen verschaffen. Die Bündelung und Aufbereitung der Berichte aus den Grenzprovinzen sowie die Notwendigkeit auszuloten, bestimmte Verträge zu aktualisieren oder neu aufzusetzen und möglicherweise in eine größere Strategie einzubetten (je nachdem, was deine eigenen Zukunftspläne womöglich vorsehen), wäre für mich eine sehr ehrenvolle Aufgabe, falls dies von dir gewünscht wird. Dritte und letzte größere Erwartung wäre ein Gesetzesprojekt, welches ich in deinem Namen ausarbeite. So wie ich ohnehin die Aufgabe der Verlesung der kaiserlichen Anträge im Senat habe, so wäre es für mich natürlich eine Ehre auch einen solchen Antrag für dich in die Wege zu leiten." Dies war im Großen und Ganzen die 'Erwartung' des Lepidus, der nun erst einmal darauf wartete, ob etwas davon gleich im Keim erstickt wurde, bevor er allzu große Ausschweifungen zu den einzelnen Punkten machte. Das war ja auch sicherlich nicht die Art von kurzer, trefflicher Aussage, die dem Cornelier womöglich genehm war.

  • Die Gesichtszüge von Cornelius Palma deuteten an, dass er von dieser Auflistung positiv beeindruckt war, was durch ein Nicken unterstützt wurde.


    "Ich sehe, ich habe einen engagierten und visionären Mitarbeiter hinzugewonnen. Tatsächlich sind es die politischen Vorhaben, in die ich dich einbinden möchte, da diese zweifellos für Rom und auch für deine weitere Zukunft einen besonderen Stellenwert haben. Die Bürokratie ist in der Kanzlei in guten Händen. Hier erwarte ich nicht mehr und nicht weniger als eine kollegiale Zusammenarbeit mit den jeweiligen Abteilungen. Aber man muss den Beamten dort ja nicht ohne Not Arbeit aus der Hand nehmen, die dort gut verrichtet wird. Die Aufarbeitung unserer Beziehungen zu unseren benachbarten Völkern und Stämmen ist dagegen eine Aufgabe, die ich gerne mit in deine Hände lege. Sende den Statthaltern Briefe und stelle die Fragen, die du für richtig hältst. Alle Informationen, die du dazu vorab benötigst, kann und soll dir die Kanzlei zur Verfügung stellen. Während wir auf die Antworten zu den Briefen warten, können wir uns dann um Gesetzesprojekte kümmern."


    Damit waren alle drei Erwartungen abgehandelt und es war kein Zufall, dass Cornelius Palma im letzten Punkt ein wenig auf Zeit spielte. Nach den Wirren des Bürgerkriegs war die Innenpoltik noch immer in einem sehr fragilen Zustand, in den man nicht einfach so mit einem Gesetzesprojekt eingreifen konnte. Zumal man eine Idee brauchte, was man überhaupt in ein Gesetz fassen wollte.

  • Ein sanftes und nur leicht angedeutetes Lächeln machte sich im Gesicht des Tiberiers breit - ein Lob des Kaisers war für den selbstverliebten Patrizier natürlich Wasser auf die Mühlen seiner Eitelkeit. Dabei überging er sogleich, dass er sein Verhältnis zu den anderen Beamten des Palastes noch recht ungeklärt fand und ging sogleich zur Thematik über, die Palma selbst für prioritär hielt: "Ich werde meine Arbeit bezüglich unserer auswärtigen Beziehungen so schnell wie möglich aufnehmen, mein Kaiser. Ich vermute, dass auch den benachbarten Völkern und Reichen nicht verborgen geblieben ist, dass sich Rom zwischenzeitlich in einer inneren Krise befand. Umso schneller hoffe ich, dir einen geeigneten Überblick zu verschaffen, wie es um unsere Beziehungen bestellt ist." Insbesondere das Partherreich würde der Tiberier wohl im Hinterkopf behalten. Der letzte große Konflikt lag noch nicht viele Jahre zurück - die Wogen waren sicher noch nicht völlig geglättet und ein schwaches Rom war sicher wie ein reifer Apfel für diese Orientalen. "Wenn wir dann noch ein Gesetzesprojekt angehen, wäre dies natürlich großartig. Ich darf mir hoffentlich die persönliche Aussage erlauben, dass ich glaube, dass sich jeder großer Herrscher durch ein Gesetzeswerk hervortun sollte, welches seinen Namen trägt. Eine neue Lex Cornelia würde deinem Andenken sicherlich Gutes tun." Irgendwann musste sich sicherlich auch Palma um seinen Ruhm in Gegenwart und Zukunft sorgen. Warum dann nicht durch ein sinnvolles Gesetzesvorhaben? "Selbstverständlich wäre ich wohl ein schlechter Quaestor, wenn ich nicht schon den ein oder anderen passenden Vorschlag parat hätte, wie beispielsweise ein Gesetz, welches die Reinhaltung der Straßen regelt, wie ich es einst bereits in meiner - bedauerlicherweise von den Senatoren viel zu wenig geachteten - Res Gestae vorschlug" Wenn die Senatoren schon keine Lust hatten, dieses Thema aufzugreifen, warum sollte es dann nicht vielleicht der Kaiser einbringen, dachte sich Lepidus und in seiner Betonung lag ein wenig Enttäuschung als er vom Desinteresse der Senatorenschaft sprach.

  • "Ein Gesetz zur Straßenreinigung? Nun, warum nicht, wenn es daran Bedarf gibt. Wenn man nach den Sternen greift, sollte man trotzdem nicht über den Dreck auf den Straßen stolpern."


    Cornelius Palma konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn Straßenreinigung war nun wirklich nicht das, womit man einen Kaiser als erstes in Verbindung brachte. Andererseits hatte er Amtsvorgänger, die für kreative Steuererhöhungen bekannt waren, was auch nicht unbedingt besser war.


    "Ich werde mir eine Abschrift deiner Res Gestae bringen lassen und sie studieren. Falls du den Vorschlag später als mein Quaestor einbringst, werden sie ihm sicher etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Aber wie gesagt, eins nach dem anderen. Kümmere dich zuerst um die Außenbeziehungen."

  • Lepidus lachte auffällig, denn so gehörte es sich schließlich, wenn der Kaiser einen Witz machte. "So sei es, mein Kaiser! Wenn du weiter keine Fragen oder Anweisungen für mich hast, werde ich mich umgehend der Arbeit zuwenden und hoffe, dir schon bald zählbare Fortschritte präsentieren zu können!"

  • Cornelius Palma schüttelte den Kopf, da er keine weiteren Themen hatte.


    "Nein, das ist zunächst alles. Aber wir werden uns ja ab jetzt häufiger sehen. Ich bin schon gespannt auf die Antworten aus den Provinzen."

  • Nach der üblichen Begrüßung und einigen Formalitäten und etwas unwesentlichen Berichten, folgte nun der interessante Part über die Außenbeziehungen im Osten des Reiches. "Mein Kaiser, ich möchte deine Aufmerksamkeit auf den Bericht deines Statthalters der Provincia Syria, Publius Veturius Cicurinus, lenken" Tiberius hatte den Bericht vorgelegt und begann mit einer kurzen Zusammenfassung, wobei der Bericht natürlich noch einmal vorgelesen werden konnte: "In seinem Bericht führt er die Lage auf, wie sie sich derzeit für ihn insbesondere mit Bezug auf das Partherreich darstellt: Unmittelbar sieht Veturius keine Gefahr für die Grenze. Während wir mit dem Bürgerkrieg zu kämpfen hatten, so hatten die Parther wohl ebenfalls einige Probleme im Inneren. Nichtsdestotrotz sieht Veturius die Beziehungen zu unserem Nachbarn seit dem Partherfeldzug des Iulianus von einem tiefen Misstrauen geprägt. Viele ungeklärte Fragen haben dazu geführt, dass sie erneute Eroberungspläne fürchten und insbesondere den Status unseres Klientelkönigreichs Armenien in Zweifel ziehen. Nach wie vor gibt es keine geklärten Verhältnisse an der östlichen Grenze, weshalb Veturius es für strategisch klug hält, unseren Einfluss in Armenien zu sichern und mit den Parthern ein offizielles Friedensabkommen auszuhandeln, welcher den Status von Armenien und die Grenzen festlegt, wie es nach dem Feldzug des Iulianus versäumt wurde zu tun. Nur dadurch ließe sich für beide Seiten Sicherheit schaffen." Mit eigenen Einschätzungen hielt sich der Tiberier freilich noch zurück. Erst sollte nur der Bericht erfasst werden, wobei Lepidus natürlich signalisierte auch noch tiefergehende Darlegungen machen und Fragen beantworten zu können.

  • Ganz überraschend kam es für Cornelius Palma nicht, dass die Ostgrenze ein Thema war, zumal er die Provinzen dort ja aus eigener Anschauung kannte. Nicht zuletzt hatten die Truppen dort ihn maßgeblich unterstützt, so dass sich Syria auch jetzt seiner Aufmerksamkeit sicher sein konnte.


    "Haben die Probleme der Parther zu einer personellen Veränderung an deren Spitze oder in ihrem Umfeld geführt, oder sind unsere bisherigen Ansprechpartner und Orte noch immer die aktuellen? Sowohl die Sicherung unseres Einflusses auf Armenien als auch ein stabiler Frieden mit den Parthern ist jedenfalls zweifellos in unserem Interesse."


    An einen neuerlichen Feldzug gegen die Parther war in den Augen von Cornelius Palma nicht zu denken und der Weg der Verhandlung erschien ihm wesentlich vielversprechender.

  • Im Vorfeld hatte Lepidus sich einige wenige Informationen aus den Archiven angeeignet. Zumindest einige Namen konnte er in jedem Fall nennen. Das wichtigste waren in der Tat, die Ansprechpartner


    "Osroes I. ist nach wie vor der Herrscher oder Sháh in Sháh des Partherreichs und damit derjenige, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Im Osten des Reichs, weit entfernt von unseren Grenzen, hat er jedoch Konkurrenz durch einen Gegenkönig mit Namen Vologaeses III., der aber wohl tatsächlich auch einen gewissen Einfluss in Armenien hat. In Armenien selbst herrscht derzeit unser Klientelkönig Parthamaspates, der den von den Parthern damals auf den Thron gehobenen Parthamasiris nach dem Krieg ersetzte"*


    Sim-Off:

    *Historisch waren wir natürlich mit unserem Patherfeldzug zu früh dran (Im IR-Jahr 104), wobei damals dennoch die historischen ausländischen Persönlichkeiten des Jahres 117 (dem eigentlichen Feldzug Trajans) verwendet wurden. Das setze ich natürlich jetzt fort, weshalb ich nicht die Persönlichkeiten fremder Reiche im Osten von 111, sondern ebenfalls von nach 117 verwende.

  • An diesem Tage war der ersehnte Bericht aus Ägypten eingetroffen. Als Kornkammer Roms war die Sicherheitslage dieser besonderen kaiserlichen Provinz natürlich äußerst spannend. Auch hier gab der Tiberier dem Kaiser eine kleine Zusammenfassung des Inhalts. "Der Praefectus Aegypti scheint die Lage Ägyptens allgemein gut einzuschätzen. Aus dem Süden sieht er derzeit keine Gefahrenquellen. Im inneren betrachtet er die Juden, die sich in seiner Provinz befinden mit Misstrauen vor allem in Anbetracht der Erfahrungen aus Iudaea. Der Praefectus sieht unmittelbar wohl keine Bedrängnis, zumal sich das Zusammenleben mit den Juden in Alexandria immer noch recht ruhig abspielt, allerdings möchte er auch nicht ausschließen, dass es in Zukunft zu aufrührerischem Verhalten kommen könnte. Wir sollten wohl ein Auge darauf haben. Interessant erscheint mir die Einschätzung von Minidius in Bezug auf unser nabataeisches Klientelkönigreich an der ägyptische Grenze. Unser dortiger treuer Klientelkönig Rabbel II. Soter ist wohl bereits vor einiger Zeit gestorben. Wer jetzt dort herrscht ist von Minidus nicht überliefert. Offensichtlich herrscht zwischen den einzelnen arabischen Stämmen Uneinigkeit. Überraschenderweise spricht der Praefectus Aegypti ziemlich offen von einer Einnahme des Gebiets und der Etablierung einer Provinz" Hier konnte sich Lepidus einen persönlichen Einwurf dazu nicht ersparen. "Das scheint mir doch eine etwas vorschnelle oder gar überstürzte Sicht- und Sprechweise. Minidus scheint kein sehr zurückhaltender Mann zu sein, wenn es um militärische Eroberungen geht. Mit Blick auf die Kräfte, die uns der Bürgerkrieg gekostet hat, sollten wir uns sicher gut überlegen, ob eine Expansion derzeit wünschenswert ist, auch wenn der Praefectus in seinem Bericht weiterhin erwähnt, dass die Araber im dortigen Lande wohl keine große Armee aufstellen könnten und er es für eine geringe Herausforderung hält, sich das Land anzueignen. Da wären aber wohl weitere Sondierungen der Lage wichtig, bevor solch ein durchaus großer Schritt überhaupt in Betracht gezogen werden kann."

  • Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    Im Vorfeld hatte Lepidus sich einige wenige Informationen aus den Archiven angeeignet. Zumindest einige Namen konnte er in jedem Fall nennen. Das wichtigste waren in der Tat, die Ansprechpartner


    "Osroes I. ist nach wie vor der Herrscher oder Sháh in Sháh des Partherreichs und damit derjenige, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Im Osten des Reichs, weit entfernt von unseren Grenzen, hat er jedoch Konkurrenz durch einen Gegenkönig mit Namen Vologaeses III., der aber wohl tatsächlich auch einen gewissen Einfluss in Armenien hat. In Armenien selbst herrscht derzeit unser Klientelkönig Parthamaspates, der den von den Parthern damals auf den Thron gehobenen Parthamasiris nach dem Krieg ersetzte"


    "Immerhin, eine stabile Situation mit altbekannten Gesprächspartnern ist schon etwas wert. Möchtest du dich um diese Angelegenheit kümmern und zunächst mit dem guten Parthamaspates Kontakt aufnehmen, um dich nach seiner Sicht der Dinge zu erkundigen? Wir brauchen ja noch niemandem zu sagen, was wir planen, sondern nur weiter die Stimmung klären."

  • Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    An diesem Tage war der ersehnte Bericht aus Ägypten eingetroffen. Als Kornkammer Roms war die Sicherheitslage dieser besonderen kaiserlichen Provinz natürlich äußerst spannend. Auch hier gab der Tiberier dem Kaiser eine kleine Zusammenfassung des Inhalts. "Der Praefectus Aegypti scheint die Lage Ägyptens allgemein gut einzuschätzen. Aus dem Süden sieht er derzeit keine Gefahrenquellen. Im inneren betrachtet er die Juden, die sich in seiner Provinz befinden mit Misstrauen vor allem in Anbetracht der Erfahrungen aus Iudaea. Der Praefectus sieht unmittelbar wohl keine Bedrängnis, zumal sich das Zusammenleben mit den Juden in Alexandria immer noch recht ruhig abspielt, allerdings möchte er auch nicht ausschließen, dass es in Zukunft zu aufrührerischem Verhalten kommen könnte. Wir sollten wohl ein Auge darauf haben. Interessant erscheint mir die Einschätzung von Minidius in Bezug auf unser nabataeisches Klientelkönigreich an der ägyptische Grenze. Unser dortiger treuer Klientelkönig Rabbel II. Soter ist wohl bereits vor einiger Zeit gestorben. Wer jetzt dort herrscht ist von Minidus nicht überliefert. Offensichtlich herrscht zwischen den einzelnen arabischen Stämmen Uneinigkeit. Überraschenderweise spricht der Praefectus Aegypti ziemlich offen von einer Einnahme des Gebiets und der Etablierung einer Provinz" Hier konnte sich Lepidus einen persönlichen Einwurf dazu nicht ersparen. "Das scheint mir doch eine etwas vorschnelle oder gar überstürzte Sicht- und Sprechweise. Minidus scheint kein sehr zurückhaltender Mann zu sein, wenn es um militärische Eroberungen geht. Mit Blick auf die Kräfte, die uns der Bürgerkrieg gekostet hat, sollten wir uns sicher gut überlegen, ob eine Expansion derzeit wünschenswert ist, auch wenn der Praefectus in seinem Bericht weiterhin erwähnt, dass die Araber im dortigen Lande wohl keine große Armee aufstellen könnten und er es für eine geringe Herausforderung hält, sich das Land anzueignen. Da wären aber wohl weitere Sondierungen der Lage wichtig, bevor solch ein durchaus großer Schritt überhaupt in Betracht gezogen werden kann."


    Ein Bericht nach dem anderen traf aus den Grenzprovinzen ein und Cornelius Palma nahm sich für jeden von ihnen Zeit. Diesmal ging es um Alexandria und Aegyptus, wo er ja selber nach dem Bürgerkrieg den Statthalter eingesetzt hatte.


    "Minidius spricht sich für die Einnahme und Errichtung einer Provinz aus? Das ist in der Tat überraschend. Hast du den Brief vorliegen? Er ist eigentlich nicht der große Eroberer gewesen bisher und ich habe ihn auch nicht als solchen ausgewählt, um die Provinz zu leiten."

  • Zitat

    Original von APPIUS CORNELIUS PALMA AUGUSTUS
    "Immerhin, eine stabile Situation mit altbekannten Gesprächspartnern ist schon etwas wert. Möchtest du dich um diese Angelegenheit kümmern und zunächst mit dem guten Parthamaspates Kontakt aufnehmen, um dich nach seiner Sicht der Dinge zu erkundigen? Wir brauchen ja noch niemandem zu sagen, was wir planen, sondern nur weiter die Stimmung klären."


    "Das werde ich gern erledigen. Ein weiterer Brief also." Mehr konnte er dazu gerade wohl wirklich nicht sagen. Erneut die Stimmung zur eruieren war genau das, was er nun auch schon mit den Statthaltern durch hatte.

  • Zitat

    Original von APPIUS CORNELIUS PALMA AUGUSTUS
    "Minidius spricht sich für die Einnahme und Errichtung einer Provinz aus? Das ist in der Tat überraschend. Hast du den Brief vorliegen? Er ist eigentlich nicht der große Eroberer gewesen bisher und ich habe ihn auch nicht als solchen ausgewählt, um die Provinz zu leiten."


    "Natürlich habe ich ihn dabei" Der Kaiser konnte ihn sich nun vorlesen lassen oder selbst drüber lesen. Interessant war natürlich, dass der Minidier hier wohl nicht ganz den Vorstellungen des Kaisers zu entspechen schien. Der Tiberier hoffte natürlich noch auf konkretere Aufgabenstellungen in diesem Fall, nachdem sich der Kaiser vom Inhalt des Briefes selbst überzeugt hatte.



    Lucius Tiberius Lepidus
    Quaestor Principis
    Administratio Imperatoris
    Roma



    Q. Minidius Geminus Quae.pri. Tib. Lep. s.d.


    Meiner Einschätzung nach hat das Imperium vor vier Jahren, nach dem Tod des nabataeischen Königs Rabbel II. Soter, seine Chance versäumt, das Gebiet Regnum Nabbataei als römische Provinz einzunehmen. Vermutlich wäre allerdings auch jetzt mit wenig Widerstand zu rechnen, da die Araber, die dieses Gebiet bewohnen, wieder in ihre alten Stammesstrukturen zurückverfallen sind und sich zumeist nur gegenseitig bekriegen, wenn nicht dann und wann eine kleine Gruppe vereinzelt eine Karawane überfällt. Eine zusammenhängende Armee kann das Volk nicht aufbieten, und selbst wenn, wäre es wohl keine allzu große Herausforderung.
    Der einzige Grund, warum dies noch nicht von parthischer oder dritter Seite geschehen ist, ist vermutlich, dass das gesamte Gebiet aus Wüste besteht, und dort gibt es gar nichts. Kein Mensch braucht gar nichts.
    Eben deshalb gibt es auch keine Handelsbeziehungen zu diesen Stämmen, die weder große Kunstwerke anzubieten haben, noch Luxusgüter. Höchstens Kamele. Und ohne eine gemeinsame Regierung dieser Stämme ist es müßig, Handel zu treiben, da dies nur jeweils Kleinstkontingente umfassen könnte.


    Das Verhältnis zu den anderen Provinzen ist gut, insbesondere dort, wo die griechische Bildungsschicht an der Bevölkerung beteiligt ist. Überall dort, wo eine größere Menge an Juden sich ansiedelt, ist es erfahrungsgemäß immer heikel. Ihre seltsamen Bräuche und ihre Geheimnistuerei sind den meisten Menschen unheimlich, und wo sie in größerer Zahl anzutreffen sind, bilden sie ihre eigenen Strukturen parallel zu den griechisch-römischen. Und natürlich, wie ich aus meiner Zeit in Iudaea weiß, neigen solche größeren Gruppen dazu, Aufständische hervorzubringen, die die römische Herrschaft in Frage stellen. Ausschreitungen zwischen Griechen und Juden sind da nicht gänzlich auszuschließen.
    Hier in Alexandria ist die Lage trotz der hohen Bevölkerungszahl an eben jener Volksgruppe sehr ruhig. Aus Iudaea selbst erreichten mich Berichte einer andauernden Negativeinstellung der Bevölkerung gegen die römische Herrschaft – aber wie gesagt, ist dies ja nichts ungewöhnliches oder neues.


    Zu den Völkern südlich der alten Grenzen des Ägyptischen Reiches haben wir wenig Beziehungen. Der Handel beschränkt sich auf die Wasserwege den Nil entlang. Vornehmlich, weil abseits davon die Wüste beginnt, die kein Mensch durchqueren kann. Wir handeln mit ihnen Schmuck, Sklaven und wilde Tiere, was aber vom Wasserstand des Flusses jeweils abhängt und seiner Befahrbarkeit. Gefahren aus dem Süden sind mir nicht bekannt.


    QMG
    Praefectus Aegypti

  • Es kündigten sich bereits die letzten Sitzungen an, die Lepidus gemeinsam mit dem Kaiser abhalten würde. In Anbetracht der Vielzahl an Aufgaben, die noch zu erledigen waren und der Tatsache, dass er bald gezwungen sein würde, sein Amt niederzulegen, musste hier zweifellos noch über die Zukunft gesprochen werden. "Mein Kaiser, wenn du mir gestattest eine Bitte in Anbetracht meiner ablaufenden Magistratur zu äußern: Wie du anhand unserer vergangenen Gespräche sicher weißt, habe ich mich sehr bemüht in den Außenbeziehungen Fortschritte zu erzielen. Doch die Diplomatie ist ein sehr langwieriges Geschäft, die den Rahmen einer einjährigen Quaestur offenbar sprengt. Nun würde ich es jedoch als äußerst bedauerlich empfinden, wenn ich von dieser Arbeit nun gezwungenermaßen Abstand nehmen müsste, wobei ich mich in der vergangenen Zeit sehr intensiv mit unseren nachbarschaftlichen Beziehungen beschäftigte und es wohl so bald - das sage ich völlig ohne Selbstüberhöhung - niemanden geben wird, der so in diese Themen eingearbeitet ist wie ich. Ich würde deshalb gerne meine aktuellen Aufgaben fortführen wollen und hatte gehofft, du würdest vielleicht eine Möglichkeit wissen, die es mir gestattet die Federführung in dieser Angelegenheit auch institutionell beizubehalten, um dir mit meinen Kenntnissen weiterhin erfolgreich zu dienen."


    "Eine zweite Angelegenheit ist ebenfalls auf das Ende meiner Quaestur bezogen. Wie allgemein anerkannt, dient der Abschluss dieser Stufe des Cursus Honorum als Qualifikation für eine Berufung in den Senat. Ich wollte fragen, ob ich diesbezüglich mit meiner Ernennung nach Abschluss der Amtszeit rechnen kann? Ich verfüge über sämtliche formalen Voraussetzungen, die auch den notwendigen Grundstückbesitz einschließt, wonach es letztlich nur noch einzig und allein deinem Willen überlassen ist, mir diese Ehre zuteilwerden zu lassen oder nicht. Ich hoffe, dass du mich als würdig erachtest, in den Senate Roms aufgenommen zu werden und dass ich dich duch meine Arbeit überzeugen konnte, dass dies keineswegs eine Fehlentscheidung sein würde."


    Sim-Off:

    Noch so viel Arbeit und noch so wenig Amtszeit. Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich deshalb hier noch einen weiteren Erzählstrang eröffne. :)

  • Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    "Natürlich habe ich ihn dabei" Der Kaiser konnte ihn sich nun vorlesen lassen oder selbst drüber lesen. Interessant war natürlich, dass der Minidier hier wohl nicht ganz den Vorstellungen des Kaisers zu entspechen schien. Der Tiberier hoffte natürlich noch auf konkretere Aufgabenstellungen in diesem Fall, nachdem sich der Kaiser vom Inhalt des Briefes selbst überzeugt hatte.


    Cornelius Palma griff nach dem Brief und studierte den Inhalt selbst. Etwa ab der Hälfte des Textes las er nur noch flüchtig, dann reichte er ihn wieder zurück.


    "Nun, nach einer klaren Empfehlung für eine Eroberung hört es sich dann auch wieder nicht an, nicht wahr? Rom hätte es tun können und könnte es jetzt tun, aber richtig Werbung macht er nun nicht gerade dafür. Es gibt größere Heldentaten als die Eroberung einer Wüste, möchte ich meinen."


    Lächelnd schüttelte Cornelius Palma den Kopf und legte diesen Eroberungsplan damit augenscheinlch zu den Akten. Für einen Krieg gegen ein paar Wüstenbewohner wären ihn Rom wohl kaum Anhänger zu finden.


    "Dann gibt es an dieser Grenze wohl nichts für uns zu tun, oder was meinst du?"

  • Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus
    Es kündigten sich bereits die letzten Sitzungen an, die Lepidus gemeinsam mit dem Kaiser abhalten würde. In Anbetracht der Vielzahl an Aufgaben, die noch zu erledigen waren und der Tatsache, dass er bald gezwungen sein würde, sein Amt niederzulegen, musste hier zweifellos noch über die Zukunft gesprochen werden. "Mein Kaiser, wenn du mir gestattest eine Bitte in Anbetracht meiner ablaufenden Magistratur zu äußern: Wie du anhand unserer vergangenen Gespräche sicher weißt, habe ich mich sehr bemüht in den Außenbeziehungen Fortschritte zu erzielen. Doch die Diplomatie ist ein sehr langwieriges Geschäft, die den Rahmen einer einjährigen Quaestur offenbar sprengt. Nun würde ich es jedoch als äußerst bedauerlich empfinden, wenn ich von dieser Arbeit nun gezwungenermaßen Abstand nehmen müsste, wobei ich mich in der vergangenen Zeit sehr intensiv mit unseren nachbarschaftlichen Beziehungen beschäftigte und es wohl so bald - das sage ich völlig ohne Selbstüberhöhung - niemanden geben wird, der so in diese Themen eingearbeitet ist wie ich. Ich würde deshalb gerne meine aktuellen Aufgaben fortführen wollen und hatte gehofft, du würdest vielleicht eine Möglichkeit wissen, die es mir gestattet die Federführung in dieser Angelegenheit auch institutionell beizubehalten, um dir mit meinen Kenntnissen weiterhin erfolgreich zu dienen."


    "Eine zweite Angelegenheit ist ebenfalls auf das Ende meiner Quaestur bezogen. Wie allgemein anerkannt, dient der Abschluss dieser Stufe des Cursus Honorum als Qualifikation für eine Berufung in den Senat. Ich wollte fragen, ob ich diesbezüglich mit meiner Ernennung nach Abschluss der Amtszeit rechnen kann? Ich verfüge über sämtliche formalen Voraussetzungen, die auch den notwendigen Grundstückbesitz einschließt, wonach es letztlich nur noch einzig und allein deinem Willen überlassen ist, mir diese Ehre zuteilwerden zu lassen oder nicht. Ich hoffe, dass du mich als würdig erachtest, in den Senate Roms aufgenommen zu werden und dass ich dich duch meine Arbeit überzeugen konnte, dass dies keineswegs eine Fehlentscheidung sein würde."


    "An welchen institutionellen Rahmen dachtest du denn, um deine Arbeit fortzuführen? Würdest du lieber hier in Rom bleiben, oder in einer Provinz gleichsam vor Ort meine Interessen vertreten? Und falls letzteres, welche Region länge dir besonders am Herzen?"


    Möglichkeiten gab es viele, und so wollte Cornelius Palma erst einmal weiteres in Erfahrung bringen, bevor er Entscheidungen traf. Den zweiten Punkt lies er daher auch erst einmal unbeantwortet, denn je nachdem, wie die erste Entscheidung ausfiel, war der Rest ohnehin reine Formsache.

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