ubiculum
>
[Blockierte Grafik: http://fs1.directupload.net/images/user/180226/mnzb8m7q.png]
Dies ist das Cubiculum des Civis
IVLIA C• F• TIB• N• M• PRON• M• ABN• L• ATN• TORQVATA (†)
aus dem Geschlecht der plebeischen Iulii Caepiones.
[Cubiculum] Iulia Torquata
- Marcus Iulius Dives
- Geschlossen
-
-
Das Erste, was Torquata auffiel an meinem neuen Zimmer waren die bunten Wandmalereien, die verschiedene Szenen aus der griechischen Mythologie darstellten. Der ähnlich kunstvoll angelegte Mosaikboden wirkte geheimnisvoll im flackernden Licht der Kerzen.
Ein Blick genügte, um festzustellen, dass der Raum vollständig möbiliert war.
Neben einem bequemen Bett befand sich auch eine große Truhe neben dem Fenster, worin sie sogleich die wenigen mitgebrachten Habseligkeiten aus Misum verstaute. Nur die Buchrollen legte sie behutsam in die dafür vorgesehenen Regale.
Besonders freute sich Torquata aber auf den Schreibpult und die losen Bögen Papyrus sowie ein komplettes Set an Schreibgeräten: Rohfedern, Anspitzer und Tinte on Schwarz, Rot und Sepia.
Und es hatte sogar jemand frische Blumen auf einen kleinen dreibeinigen Tisch gestellt, was dem Raum emotionale Wärme verlieh.
Als alles zu Torquatas Zufriedenheit - uns sie war wirklich penibel - eingeräumt war, kroch sie todmüde ins Bett.
"Nova vita fortunam novam", murmelte sie noch, bevor sie einschlief.*** *** *** *** *** *** *** *** *** *** ***
Am nächsten Morgen wurde Torquata durch eine sanfte Stimme geweckt. Sie schlug die Augen auf und sah in das schüchterne Gesicht einer jungen Frau.
"Guten Mogen, Herrin. Ich hoffe, das Zimmer ist nach deinem Geschmack eingerichtet", begrüßte die fremde Sklavin - denn etwas anderes konnte sie nicht sein, wenn sie sie 'Herrin' nannte. Ihre pipsige Stimme verriet ihren zurrückhaltenden Charakter.
Torquata stemmte sich vom Bett hoch und lächelte die Sklavin an. "Ja, vielen Dank. Wie heißt du?"
"Audata, Herrin", antwortete die Frau und brachte Wasser für Torquatas Morgenwäsche herbei.
Torquata mochte die Sklavin sofort. "Mein Name ist Torquata." Dann sickerten die Ereignisse des letzten Abends durch. "Hat der Hausherr dich angewiesen, mich zu wecken?"
Audata zuckte leicht zusammen. "Nein", sate sie dann. "Ich bitte um Verzeihung, wenn ich zu aufdrinnglich-"
Aber Torquata winkte schon ab, bevor die Sklavin ausgeredet hatte. "Nein, nein! Ich wollte nur wissen, ob der Hausherr irgendwelche Pläne für mich hat."
"Nicht, dass ich wüsste."
"Heißt das, ich kann machen, was ich will?", hakte Torquata begeistert nach.
Audata war ihre Verwirrung deutlich anzumerken. "Ich-ich denke schon..."
Torquata beschloss sogleich, dem hortus einen Besuch abzustatten und gleich danach sich zur Castra Praetoria zu begeben, um das Angebot ihres Vormundes wahrzunehmen.
Schließlich fragte Torquata, die Audata wirklich mochte: "Wenn du die Zeit hast, möchte ich dich bitten, dass du mich jeden Morgen weckst - geht das?"Audata errötete. "Sofern der Hausherr nichts dagegen hat..."
Kurz bevor Audata mit der Waschschüssel in den Händen zur Tür hinausging, fiel Torquata noch etwas ein. "Autada...hast du gestern die Blumen hier ins Zimmer gestellt?"
Audata lächelte beischeiden. "Ja, Herrin. Das Gesinde hat von deiner traurigen Gesichte erfahren und ich dachte...nun, dass die Blumen ein gutes Willkommenssignal sein könnten."
Da umarmte Torquata die Sklavin - was diese vor Schock erstarren ließ, denn ein solches Verhalten ziemte sich nicht für die ein Mitglied der hohen Herrschaft und war ihr zweifelllos auch noch nie untergekommen!
Von dem Moment an waren sie Freunde. -
/images/misc/ava_galerie/roemerin01.jpg
Da verließ sie nun also endlich die Casa und das ganze Anwesen, um (und dafür hatte ich ja nur bei der Cena ein bisschen aufmerksam sein müssen) ihren Bruder in den Castra Praetoria zu besuchen. Meine Leibsklavin Callisto beobachtete auf meine Order hin (denn ich selbst war arbeiten und gar nicht da) genau, wie die Iulierin verschwand und wohl für eine ganze Weile lang auch nicht wiederkommen würde. Denn bis man an den Wachen vorbei war und ihr Bruder ausfindig gemacht worden war, bis sie miteinander geredet hatten und sie den ganzen Weg zurück zur Casa Iulia gekommen wäre, da würde doch eine ganze Menge Wasser den Tiber hinunterfließen.Unauffällig schritt Callisto den Gang, an dem auch Torquatas neues Zimmer lag, entlang. Sie ging ganz normal an dem Cubiculum der Iulia vorbei. Niemand war im Flur zu sehen. Niemand war zu hören. Dann drehte sie sich um, sah auch in diese Richtung niemanden und eilte mit wenigen flinken Schritten zurück zu Torquatas Raum. Sie klopfte zweimal leise an die Tür, während sie noch ein letztes Mal den Gang in beide Richtungen ausspähte. Aber noch immer erblickte sie keine Menschenseele. Dann ging die Zimmertür auf, Callisto trat ein und schloss die Tür leise wieder hinter sich. Sie atmete einmal tief durch. Der schwierigste Teil war damit erstmal geschafft. Jetzt musste meine Leibsklavin suchen. "Wonach soll ich suchen, Domina?", hatte sie mich schon gestern abend, als ich ihr diesen Auftrag gegeben hatte, gefragt. "Das kann ich dir leider auch nicht so genau sagen. Aber du wirst es wissen, wenn du es gefunden hast.", war meine Antwort gewesen. Und so begann Callisto nun also ihre Suche.. bei dem Regal mit den Schriftrollen. Mal sehen, was da alles so zu finden war; welche Werke welcher Autoren, welche geheimen Briefe vielleicht, welche Urkunden, Abrechnungen oder sonstigen Belege....
Sim-Off: Hier bin ich jetzt natürlich auf dich angewiesen, Torquata. Sag mir, was findet meine Callisto alles für Unterlagen in dem Regal?
-
Da hatte Sergia Torquata doch unterschätzt.
Denn bevor diese ihr Quartier verließ, hatte sie mit einem süffisanten Lächeln die wichtigsten Dinge zusammengepackt - unter anderem die Halskette ihrer Mutter - hatte sie unauffällig in die Falten ihres Gewandes versteckt und verließ ihr Zimmer.
Schließlich will ich der Sergia nichts auf dem silbernen Tablett servieren. Und nach der gestrigen Konfrontation kann man sicherlich davon ausgehen, dass ich ihr persönliches Interesse geweckt habe.
Dann wandte sie einen Trick an, den sie in einem alten Buch gelesen hatte: Sie umwickelte das Türscharnier so mit einem dünnen Haar, dass es unweigerlich reißen würde, falls die Tür geöffnet wurde.
Sicher war sicher.
Nicht, dass sie tatsächlich wichtige Dokumente mit nach Rom genommen hätte - davor hatte Tante Agrippina sie gewarnt, so, als hätte sie Sergias Anwesenheit vorausgesehen.
Und die wichtigsten Informationen hatte Torquata ohnehin im Kopf, sodass das Festhakten auf Papyrus auch gar nicht notwendig war. Zwar konnte man damit keine gerichtlich gültigen Beweise vorlegen, aber das war ja auch nicht der Sinn der ganzen Sache...
So beschränkte sich der Inhalt ihres Zimmers auf einige Griechischübungen, eine ausführliche Analyse von Ciceros Anti-Catilina-Rede und eine philosophische Erörterung von Sophokles Antigone. Alles Werke einer klassischen Ausbildung.
Und natürlich einige Kleidungsstücke.
Ansonsten war das Zimmer...leer.
Torquata indes machte sich auf den Weg zur Castra Praetoria.
Nur auf dem Pult lag noch eine einsame Wachstafel.Iulia Torquata Sergiae Faustae dominae domus salutem dicit.
Schau dich doch bitte etwas um, liebe Sergia, wenn du neugierig bist. Denn zu verbergen habe ich nichts.
Plenae reverentiae!
Iulia Torquata
Sim-Off: Ich hoffe, Sergia kann mit dieser editierten Version leben.
-
Sim-Off: Live and let die. Ich kann nur Spielsituationen anbieten. Wer nicht will, der hat scheinbar schon.
/images/misc/ava_galerie/roemerin01.jpg
Langweilig, so fand meine Leibsklavin Callisto das, was sie im Regal vorfand. Ein bisschen Griechisch, das in den Ohren meiner Sklavin, die ja einst mit mir zusammen aus Alexandria gekommen war, ein bisschen gestelzt klang. Dazu ein Werk von Cicero, bei dem sich meine Sklavin sogar selbst schon ein bisschen fragte, wie soeine ellenlange Redeanalyse zur Ausbildung einer jungen Frau gehören und beitragen sollte. Und den Rest sparte sich Callisto dann ganz einfach noch genauer zu betrachten, nachdem sie feinsäuberlich die beiden angesehenen Dokumente wieder exakt an den Platz zurücklegte, von dem sie sie genommen hatte.
Also setzte meine Leibsklavin ihre Suche erstmal unter dem Bett, welches sich der Leere des Raumes zum Trotz sicherlich dennoch dort befand, fort. Doch auch dort gab es nichts zu finden, sodass die nächste Station meiner Sklavin die große Truhe neben dem Fenster war. Kam es Callisto nur so vor oder öffnete sich dieses Ding tatsächlich nur sehr schwer? Nach sechs erfolglosen Anläufen diese Kiste zu öffnen, gab sich Callisto am Ende dann einfach geschlagen und mit dem kleinen Spähblick zufrieden, den sie beim vierten Versuch hatte erhaschen können. (Und da hatte es so ausgesehen, als wenn sich eh nur irgendwelche durchschnittlichen Kleider in der Truhe befanden.)Auch diesen Ort also genau so hinterlassend, wie sie ihn vorgefunden hatte, begab sich meine Sklavin abschließend zum Schreibpult. Dort fand sich neben dem üblichen Schreibmaterial eine an mich persönlich gerichtete Nachricht. Offensichtlich hatte die Iulierin nach ihrem respektlosen Verhalten am Vorabend bereits erwartet, dass die Hausherrin.. dass ich.. ein solches Verhalten kaum auf sich beruhen lassen könnte und würde. Doch unterschätzt? Nein, da war sich selbst Callisto gerade nur allzu sicher, dass ich das hier nicht hatte. Denn bislang hatte ich ja noch absolut nichts unternommen, was nicht jede andere solide Hausherrin im Imperium auch getan hätte, wenn sich ein junges, pubertierendes Gör gegenüber einer Autorität (jop: ich war ält..reifer, war die Hausherrin hier, war die Ehefrau ihres Vormunds, war Postpräfektin und genoss die Mitgliedschaft im Ordo Senatorius) nicht zu benehmen wusste!
Unangetastet, aber gelesen, wandte sich Callisto am Ende nun von dem Pult mit der Wachstafel ab. Klar: Hier gab es gerade wahrscheinlich nichts zu finden. So schlich sich die Perserin also wieder zur Zimmertür: erst horchen, ob die Luft rein war; dann durch einen winzigen Spalt spähen, ob man dem eigenen Gehör auch vertrauen konnte und kurz darauf war Callisto wieder draußen, als wäre sie nie in diesem Zimmer gewesen. Von irgendwelchen Haaren am Türscharnier ahnte sie natürlich nichts. Aber das machte auch nichts. Denn kurz bevor Callisto hinter der nächsten Ecke verschwand, begab sich mit einer Kanne voll Wasser und einer Mimik, die zeigte, wie ungern sie alle Grünpflanzen des Hauses wässerte, Tsuniro ins Zimmer der jungen Iulierin. (Das Haar wäre also eh gerissen.) Und so berichtete mir meine Leibsklavin am Ende des Tages in trauter Zweisamkeit im Prinzip nur, dass sie mir nichts Wesentliches berichten konnte. (Was mich nur darin bestätigte, dass es eine absurde Idee gewesen war, mich meiner Arbeit wegen einmal auf Callisto zu verlassen! Sie war genauso unfähig wie das restliche Sklavenpack.) -
Als Torquata am Abend wieder heimkehrte, fand sie das Haar gerissen vor.
Jemand war also hier gewesen.
Mit ausdruckslosem Gesicht nahm sie zur Kenntnis, dass alles an dem Ort war, an welchem sie sie zurückgelassen hatte.
Ihr Blick streifte die Blumen, an deren Kelchblättern es feucht glänzte.
Entweder waren mehr als eine Person hier gewesen, oder Sergia hat versucht, die Spähaktion mit Haushaltstätigkeiten zu tarnen.
Torquatas Lippen kräuselten sich und sie ging über zur Verifikationsphase:
Sie ging vor ihrer Truhe in die Hocke und tastete vorsichtig mit den Fingern nach den Schrauben am Verschluss der Kiste.
Indem sie mithilfe eines Messers diese angezogen hatte, war das Scharnier kaum noch zu bewegen gewesen.
Wenn jemand gern hineingeschaut hätte (und das schwierige Öffnen dürfte spezielle Interessen geweckt haben), dann musste diese Person eine erhebliche Kraft anwenden...
...was die Schrauben natürlich gelockert hätte!
Und tatsächlich: Diese hatten sich leicht vom festen Holz des Behältnisses gelöst!
Schlussfolgerung: Es war jemand hier gewesen, die sehr an ihren persönlichen Dingen interessiert war. Ob es Sergia war, ließ sich freilich nicht genau festlegen, aber es hatte DEFINITIV eine Spähaktion stattgefunden.
Sie musste also sehr auf der Hut sein, bis sie einen anderen Ort fand, wo sie bleiben konnte - und vor allem musste sie Selenus warnen! -
...Torquata...
...Iulia...
...Iulia Torquata...
...Wach auf Kind...
...Du musst aufwachen...
...Wach auf...."Hmpf."[/I] Im Halbschlaf drehte sich Torquata auf die Seite und kuschelte sich in die warmen weichen Decken.
[I]...Torquata...sieh mich an...
"Was ist denn?", knurrte Torquata verschlafen und öffnete ihre Augen um einen winzigen Spalt. Um sie herum war alles dunkel....
...doch vor ihrem Bett stand jemand...von der Person ging ein subtiles Leuchten aus - nicht genug, um ihr Gesicht zu erkennen, aber der Statur nach mochte es ein Mann sein.
Mit einem erschrockenen Schrei fuhr Torquata zurück, sprang aus dem Bett, durchquerte das ganze Zimmer, riss dabei das Messerchen, das zum Anspitzen der Schreibfedern benutzt wurde, als eine rudimentäre Waffe mit sich und kauerte sich in die hinterste Ecke des Raumes.
"W-Wer bist d-du?", stotterte sie. "W-Was willst du?"Die Erscheinung bewegte sich um keinen Fingrebreit. ...Torquata...Virgo Vestalis...
Torquata runzelte verwirrt die Stirn. "Das bin ich nicht. Du irrst dich." Zumindest NOCH nicht.
...Vestina...
Die Erscheinung wurde immer undeutlicher, bis Torquata ganz genau hinhören musste, um etwas zu verstehen.
...Luc...T...L...wichtig...frag...
Dann war sie fort. Einfach so.
Torquata starrte danach gefühlte Stunden auf die Stelle, wo der Geist (?) gerade eben noch stand. Noch eine Ewigkeit später wagte sie schließlich, wieder ins Bett zu kriechen. Am Horizont färbte die aufgehende Sonne bereits rote Streifen.
Erschöpft sank Torquata in einen tiefen Schlaf.Als sie erwachte, hatte die Sonne den Zenit bereits überschritten. Überzeugt davon, gestern Nacht alles nur geträumt zu haben, machte sich Torquata ausgehfertig - heute wollte sie Avianus in der Castra aufsuchen, um mit ihm zu reden.
Doch dann stutzte sie.
In einer Ecke des Zimmers lag etwas metallsch Glänzendes am Boden. Torquata näherte sich dem Objekt, als wäre es ein Vipernnest.
Es war das Federmesser!
Schlagartig waren alle Bilder der gestrigen Erscheinung wieder da...und das, was er 'gesagt' hatte.
Virgo Vestalis hatte der Geist sie genannt.
Gut, das würde sie wahrscheinlich bald werden, wenn alles klappte - auch wenn sie Servius auf gar keinen Fall aufgeben würde...aber das wollte sie ja mit Avianus bereden.
Aber was meinte er mit Vestina?
Sie kannte nur die Vestini - und das war ein Volk, das an der Adria lebte. Nein, das konnte nicht sein!
In Gedanken versunken kämmte sie ihr üppiges schwarzes Haar.
Konnte das denn auch ein Name sein? Der Cognomen einer Frau? eine Gens Vestina kannte sie nämlich nicht!
Vestina...ich kenne keine...
...oder doch?
Da fiel ihr ein, dass eine ihrer Cousinen Vestina hieß. Oder hieß sie doch Vestinia?
Nun, so kam sie jedenfalls nicht weiter.
Torquata rief nach Audata und forderte sie freundlich (!) dazu auf, ihr die Palla in kunstvolle Falten zu legen.
Während die Sklavin sich emsig an die Arbeit machte, überlegte Torquata angestrengt weiter....Luc...T...L...wichtig...frag...
Hm.
Torquata, Vestina, Iulia - dem Geist-oder-was-auch-immer schien es arum zu gehen, bestimmte Namen miteinander in Verbindung zu bringen.
Warum sollte es mit dieser akkustisch reichlich verzerrten Mitteilung nicht genauso sein?
Die genannte Person trug scheinbar die Initialien L.T.L.
Das gab es wie Sand am Meer, obwohl das erste 'L' vermutlich für Lucius stand, denn sie kannte keinen anderen Praenomen, der mit diesem Buchstaben anfing.
Aber T.L.?
Das konnte alles Mögliche sein!
Terentius Laevus, Titius Lucullus...alles Mögliche!
Aber diese Person war definitiv 'wichtig' für sie und sie wurde aufgefordert, eine Person X zu fragen.
Wahrscheinlich war dieser ominöse L.T.L. ja wichtig für ihre Laufbahn als Vestalin?
Vielleicht war er ja selbst ein Priester? Ein Pontifex?
Tja, das schränkte die Auswahl ja sehr ein.
Nun, sie würde einfach Div- äh...ihren Vater fragen.
L.T.L. also! Sie würde sich darum kümmern.
Wie hieß es doch so schön: Nomen est omen! -
Torquata versperrte die Tür ihres Zimmers von innen und setzte sich nachdenklich auf die Kante ihres Bettes.
In der Hand drehte sie nervös die Papyrusrolle, die an sie adressiert war.
Das Siegel war unverwechselbar das einer Sacerdos Vestalis.
Sie hatte lange überlegt, ob sie nicht selbst die Initiative ergreifen sollte, um der werten Decima einen Brief zu schreiben, hatte es dann aber doch für unpassend gehalten, da es formal ja vor allem eine Sache ihres Vaters war.
Also hatte sie abgewartet...
Würde es ein Ablehnungsschreiben sein? Nein, dann hätte Div- äh - Vater ihr das sicherlich schon erzählt.
Sei kein Feigling, Torquata, schalt sie sich selbst und brach das Siegel entschlossen auf.
Das Schreiben war kurz und sachlich - und doch hatte Torquata das Gefühl, dass die Vestalin, Decima Messalina, echtes Interesse an ihrer Person hatte. Sonst hätte sie ja keine Einladung ausgesprochen, nicht wahr?
Torquata machte sich sogleich daran, einen entsprechenden Antwortbrief zu schreiben.Iulia Torquata Decimae Sacerdoti Vestalis summae venerationis salutem dicit. - Iulia Torquata entbietet der höchst ehrwürdigen Vestalin Decima ihren Gruß...
...Mögen die Götter dich schützen... Sie hielt es für unangebracht zu schreiben 'möge VESTA dich beschützen', denn immerhin war sie selbst ja keine Vestalin.
Erst wollte sie ihn einem Sklaven zur Aushändigung übergeben, doch dann zögerte sie.
Der Brief war zu wichtig, dass sie jemanden damit betrauen würde. Schließlich griff Torquata nach ihrem Umhang und verließ das Haus, um die Nachricht selbst einzuwerfen. -
Nervös ging Torquata in ihrem Zimmer auf und ab, während sie auf die Sänfte wartete, die sie zum Atrium Vestae bringen würde.
Bereits früh am Morgen hatte sie sich mit Audatas Hilfe in die aufwändigen Kleidungsschichten drapieren lassen.
Die dominierende Farbe ihrer Aufmachung war Weiß.
Ob dies bewusst war oder unbewusst wusste sie selbst nicht so recht. Einerseits betonte sie natürlich ihre jugendliche Unschuld, andererseits ließ sie die weißen Gewänder reifer wirken.
Zudem trug Torquata keinen Schmuck - außer den siegelring ihres Vaters, den sie seit dessen Fund nie abgenommen hatte. aber das Lederband befand sie unter ihrer Tunica und blieb damit unsichtbar.
So machte das Mädchen Alles in Allem einen bescheidenen und doch selbstbewussten Eindruck.
In dem Moment klopfte es an der Tür und Torquata folgte dem Sklaven, der für die Sänfte zuständig war, nach draußen.
Heilige Vesta, bitte erlaube mir, dir zu dienen, bat Torquata in Gedanken, als sie die Casa verließ. -
Torquata saß gerade bei ihrer griechischen Lektüre, als es an ihrer Tür klopfte.
An der schnellen Aufeinanderfolge der Schläge erkannte sie, dass es etwas Dringliches sein musste.
"Intra", rief sie knapp und ein schmächtig gebauter Sklave betrat das Cubiculum.
"Was gibt es?", fragte Torquata ungeduldig. Sie hasste es, beim Lesen gestört zu werden. Entsprechend wenig begeistert war deshalb auch ihr Ton.Der Sklave verbeugte sich leicht. "An der Porta behauptet eine gewisse Iulia, sie sei deiner Einladung gefolgt."
Torquata runzelte ungehalten die Stirn. Wovon sprach er? Sie hatte bestimmt niemanden eingeladen! Und schon gar keine Iulia! Sie kannte ja auch keine andere außer Flaminina.
"Hat man dir den Namen der Besucherin genannt?", wollte sie dann wissen."Also..." Der Sklave überlegte fieberhaft. Die sonore Bassstimme des Ianitors hatte man noch mehrere Zimmer weiter hören können. So auch den Namen. "Iulia...Vertina?" Der Mann runzelte die Stirn. "Nein...Iulia Vestina war's", meinte er dann überzeugt und zuckte daraufhin sofort zusammen, als Torquata aufsprang und auf ihn zustürmte.
Torquata traute ihren Ohren nicht. VESTINA!!!
Nomen est omen!
Schleunigst machte sich das Mädchen auf Richtung Porta. -
An der Tür zu ihrem Cubiculum angelangt, ging Torquata in die Hocke und prüfte, ob das dünne Haar, welches sie stehts über den Türrahmen hinweg spannte, noch intakt war. Erst gestern hatte sie die Sklaven angewiesen, das Zimmer nur ganz früh am morgen - während sie in ihrem Zimmer frühstückte - zu betreten, um ihre Tätigkeiten zu verrichten.
Danach, wenn Torquata es verließ, wurde die Tür praktisch versiegelt. so wollte sie sichergehen, dass alle ungebetenen Gäste registriert wurden. Oder zumindest der Erste. Es war ja nur wichtig zu wissen, dass überhaupt jemand dort drin gewesen war.
Erst als sie das intakte Haar fand, zog Torquata die Tür auf und bat Vestina, ihr kleines Reich zu betreten. -
Vestina schaute sich interessiert um. Der Raum war sehr hübsch hergerichtet und verstrahlte eine gemütliche Atmosphäre, alles in allem größer, als sie es von zuhause gewohnt war.
Würde sie auch so ein Cubiculum bekommen?
Dann jedoch richtete Vestina ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Cousine, denn diese hatte gerade irgendetwas am unteren Rande der Tür überprüft.
" Was hast du da an deiner Tür gemacht?",
fragte sie Torquata neugierig. -
Torquata versperrte die Tür von innen und dichtete die Türritze mit einem Tuch ab und räumte die Buchrolle, welche sie aus der hauseigenen Bibliothek hatte, auf den Tisch, der über und über mit beschriebenen Papyrusblättern übersät war.
"Ich habe geradeeben überprüft, ob jemand uneingeladen mein Zimmer betreten hat. Das mag ich gar nicht." Sie ließ sich auf das Bett fallen und lud Vestina mit einer Geste ein, es ebenfalls zu tun.
"Nenn mich paranoid, aber hier in Rom sollte man wirklich besser auf sich aufpassen."
Auf dem Rücken ausgestreckt und die Arme hinter dem Nacken verschränkt starrte Torquata an die Decke. "Also. Was hast du für Pläne hier in Rom?" -
Während sie ihrer Cousine aufmerksam zuschaute, setzte Vestina sich vorsichtig auf das Bett. "Torquata ist ja ganz schön vorsichtig!", dachte sie bei sich.
Dann antwortete sie ihr:
"Um ehrlich zu sein, habe ich noch keinerlei große Pläne für Rom. Im Vordergrund stand für mich erstmal, langwierig Unterkunft bei Familienmitgliedern zu finden. Hattest du denn von Anfang an gewusst, dass du einmal Vestalin sein wirst?"
Vestina bewunderte Menschen, die sich ihres Lebensweges so sicher waren. -
Vestinas Frage quittierte Torquata mit so etwas wie einem halben Lächeln.
"Jein", meinte sie und rollte sich herum, um Vestina anzuschauen.
"Ich interessierte mich schon immer für die Götter und bin überzeugt davon, dass sie nachhaltig unser aller Leben beeinflussen - alles, was uns widerfährt, Gutes und Schlechtes, hat einen Sinn, dessen Komplexität sich jeder menschlichen Vorstellung entzieht." An dieser Stelle trat ein wehmütiger Ausdruck in die großen, silbrig schimmernden Augen des Mädchens. "Sogar der Tod meiner Eltern. Die Götter handeln nach ihrem Gutdünken, stets mit einem bestimmten Ziel vor Augen. Meine Eltern haben mich bewusst so erzogen und es entsprach meinem Wunsch, en Göttern auf irgendeiner Art und Weise zu dienen."
Langsam fragte sich Torquata, wo Dive- äh ihr Vater blieb. Er kam heute außergewöhnlich spät nach Hause.
"Beantwortet das deine Frage?", fragte Torquata und beäugte Vestina ihrerseits neugierig. "Wo liegen denn deine Interessen?" -
"Ja, das tut es.", sagte Vestina.
" Nun denn, auch ich interessiere mich für die Götter. Immer dann, wenn ich in den Wäldern herumlief, konnte ich den Göttern nur für diese wunderschönen Anblicke, die sich mir darboten, danken. Ich finde, dass gerade ihre Unnahrbarkeit, sie so faszinierend macht."
Sie schaute Torquata an und lächelte.
"Wenn ich jetzt auf die schnelle eine Bestimmung für mich finden sollte, so würde es garantiert etwas im Dienste der Götter sein!"
Dann streckte sie die Arme zur Decke und ließ sich neben Torquata auf das Bett fallen. -
Torquata rutschte ein Stück näher und schmiegte sich vertrauensvoll an ihre etwas ältere Freundin. "Es ist wirklich schön zu wissen, dass es jemanden gibt, dem man alles erzählen kann", meinte sie. "Ich glaube, das meinte Selenus mit 'zu Zweit seid ihr stärker'."
Eine Weile herrschte einvernehmliches Schweigen zwischen ihnen, während sie hörten, wie es draußen zu regnen begann. Das anfängliche Tröpfeln wandelte sich schon bald zu einem stetigen Rauschen und entferntes Donnergrollen verkündete, dass es noch längst nicht vorbei war.
Das warme Licht der Kerzen trug zu einer behaglichen Atmosphäre bei.
"Willst du einmal heiraten?", fragte Torquata dann unvermittelt. Ihre Augen waren schläfrig und halb geschlossen. -
"Das kann sein, aber wie gesagt keine Sorge, bei den Vestalinnen wirst du sicher viele Freunde finden!", munterte Vestina ihre Cousine auf.
Sie lauschte dem Regen und dem Donnergrollen. Irrte sie sich, oder wurde das Donnern immer lauter? Vestina liebte Gewitter.
"Heiraten? Nun ja, formulieren wir es so, wenn mir ein Mann begegnet, der mir so gut gefällt, dass ich mit ihm soviel Zeit wie möglich verbringen möchte, dann warum nicht?
"Auf alle Fälle könnte ich 30 Jahre Jungfräulichkeit sicher nicht über mich bringen!", stellte Vestina mit einem Grinsen fest. -
Da musste auch Torquata lächeln. Schläfrig kommentierte sie: "Na dann hoffe ich mal, dass ich niemals einem Mann begegne, für den ich so viel empfinde, dass ich in die Versuchung kommen könnte, meinen heiligen Eid zu brechen."
Und bisher war es ja auch nicht geschehen.
Obwohl, widersprach ihr ein kleiner, irrationaler Teil ihres Verstandes. Avianus sieht ja recht schnuckelig aus...
Sofort war Torquata hellwach und verbot sich den Gedanken. Mein Leben gehört der Göttin!
"Ich frage mich, wo Vater bleibt", murmelte sie, um sich selbst abzulenken. "Vielleicht gibt er dir ja das unbewohnte Zimmer neben meinem. Wenn er nicht bald kommt, werde ich hier noch einschlafen..." -
" Du kannst bei diesem Wetter schlafen?", staunte Vestina.
"Das geht bei mir nicht, ich liege bei Gewittern oft stundenlang wach und lausche dem Donner, es ist wie Musik der Natur." Mit ihren grünen Augen schaute sie kurz in die Ferne, wie als würde sie in Erinnerungen schwelgen.
Dann setzte sie sich wieder auf und stupste ihre Freundin in die Seite.
"Damit du mir hier nicht einschläfst, erzähl mir doch mal von deinen Freunden in Rom oder den Hausbewohnern. Wie sind sie alle denn so?"
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!