[Cubiculum] Iulia Torquata

  • Torquata lachte. "Ich kann bei jedem Wetter und überall schlafen, wenn es nicht gerade eine Bibliothekt ist. Dann schlafe ich nämlich erst, wenn ich nicht mehr lesen kann..."
    Im Gegensatz zu Vestina blieb Torquata liegen und streckte sich nur ausgiebig. "Tja. Da gäbe es erst mal Flaminina. Sie ist eine Cousine von uns und etwa in deinem Alter. Ich denke, ihr werdet euch gut verstehen. Allerdings habe ich sie in den letzten Tagen kaum gesehen...und da wäre noch Avianus." An dieser Stelle musste Torquata kurz kichern - und das passte gar nicht zu ihr. "Aulus Iunius Avianus habe ich zufällig auf dem Forum kennengelernt. Er ist soooo liebenswürdig!" Und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Und er sieht gut aus. Wer weiß: Vielleicht funkt es ja zwischen euch."
    Doch als sie Vestinas Blick sah, ruderte sie schnell zurück. "He - es war nur ein Scherz! Vielleicht fällt dein Blick ja eher auf Servius?" Torquata zog nachdenklich ihre Nase kraus. "Obwohl es eine ganze Weile her ist, seit ich meinen Bruder zum letzten Mal mit einem Mädchen gesehen habe..."


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  • " Eine Leidensgenossin also!", freute Vestina sich. " Auf die Begegnungbin ich schon gespannt."
    Dann schaute sie ihre Freundin tadelnd an, doch das Lächeln ihres Mundes verriet sie.
    "Liebste Torquata, ich denke ich kann mich ja erstmal mit den ganzen Herren anfreunden, bevor ich mir einen geeigneten Partner suche!"

  • Torquata grinste von einem Ohr zum anderen. "Aber warte nicht zu lange - sonst sind die besten Fische weg!", neckte sie Vestina.
    Aber dann wurde sie ernst und kam zurück auf Avianus zu sprechen. "Es gibt etwas, das Avianus mir nicht erzählen will", verriet sie ihrer Freundin. "Wenn ich raten müsste, dann würde ich intuitiv sagen, dass es mit einer Frau zu tun hat." Torquata runzelte die Stirn. "Ich wünschte, er würde mir so weit vertrauen. Dann könnte ich mir überlegen, ob ich ihm später als Vestalin vielleicht helfen kann..."
    Draußen schüttete es noch immer und es war so, als hätten die Götter beschlossen, den Regen des ganzen Jahres auf heute zu legen.
    "Wir könnten morgen ja auch mal in die Thermae Agrippae gehen - ich war selbst auch noch nie dort und ein ausgiebiges Bad würde uns beiden gut tun. Ich meine: wir könnten auch das hauseigene balneum benutzen, aber in den öffentlichen Thermen würden wir neue Leute kennenlernen..."


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  • " Bist du mit diesem Avianus sehr gut befreundet?"
    Vestina blickte ihre Cousine neugierig an. Als Torquata die Thermen erwähnte, hellte sich ihr Gesicht auf.
    "Oh ja, lass uns das machen! Ich liebe Bäder und neue Leute lernt man immer wieder gerne kennen!"

  • Ohne es zu wissen hatte Vestina ihr eine sehr knifflige Frage gestellt. Waren sie denn gut befreundet?
    Angesichts der kurzen Dauer, für die sie sich kannten, würde man eher 'nein' sagen.
    Aber andererseits vermittelte Avianus ihr ein starkes Gefühl von Sicherheit.
    "Ich weiß es nicht", sagte Torquata schließlich wahrheitsgemäß, wenn auch widerstrebend. "Wir sind beide ein wenig seltsam, Avianus und ich."
    Nun setzte sich auch Torquata auf. "Du hast doch sicherlich Hunger und Durst? Ich werde uns etwas zu Essen herbringen lassen."
    Und ohne auf Vestinas Antwort zu warten, öffnete sie die Zimmertür und trug einem vorbeikommenden Sklaven auf, ihnen ein Mahl herzubringen. Und zu Vestina gewandt meinte sie dann: "Es gibt hier im Hause eine Sklavin namens Audata. Sie ist sehr schüchtern, aber sehr gewissenhaft. Tsuniro hingegen sollte man niemals vertrauen. Genauso wenig Callisto, der Leibsklavin der Sergia."


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  • "Nun, das macht es nur noch interessanter für mich zu sehen, was mich erwartet!", grinste Vestina.
    Torquata lag richtig, langsam spürte sie Hunger in sich aufkommen.
    "Audata ist gut, auf Tsuniro und Callisto aufpassen, das müsste ich mir merken können. Gibt es sonst noch etwas, worauf ich hier achten sollte?", fragte Vestina.

  • Torquata schnaubte undamenhaft und verschloss die Tür wieder sorgfältig. "Im Vergleich zu dem, was du von der Sergia erwarten kannst, ist Tsuniro noch dein geringstes Problem!"
    Schaudernd erinnerte sich Torquata an ihre ersten Begegnung mit dieser Frau.


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  • [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…IR/Home/Avas/STsuniro.jpg| Tsuniro


    Diese hässliche alte Hexe! Da hatte die ägyptische Schönheit mal einen klitzekleinen Augenblick - einen Augenblickchen also, wenn man denn so wollte - nicht aufgepasst, nachdem sie heute schon den ganzen Tag bis zum Schweißausbruch schuften musste: Sie hatte nämlich die Böden in allen Gängen und Fluren, dem Atrium und den Triclinia der Casa schruben müssen! (Zum Glück hatte ihr Flirttalent zwei dumme Opfer gefunden, welche die Arbeit am Ende für Tsuniro übernommen hatten - gegen ein paar tiefe Einblicke und nach getaner Arbeit zwei kleinen Küsschen. So hatte die Ägypterin sich also den Tag über eigentlich bei ihrem liebsten Alexander im Weinkeller versteckt.) Und kaum dass sie nun also ihre 'Arbeit' abgeschlossen hatte, war sie also dieser alten Schachtel in die Arme gelaufen!
    "Wo kommst DU denn gerade her, Tsuniro?! Ich habe dich schon überall gesucht, Tsuniro. Ich alte Schreckschraube habe nämlich mal wieder einen Auftrag für dich, Tsuniro.", murmelte die Sklavin auf dem Weg zu den herrschaftlichen Cubicula im Selbstgespräch. "Tsuniro, tu dies; Tsuniro, tu das; Tsuniro, räum auf; Tsuniro, mach sauber. Ach, Tsuniro du bist schon fertig mit deiner Arbeit? Dann könnte ich dir ja mal ein Dankeschön sagen, was?" Von wegen! "Aber ich bedank mich einfach mal mit gleich der nächsten Aufgabe für dich." Die Schönheit schnaubte verächtlich. Locusta war und blieb eine hässliche alte Hexe. Hoffentlich war sie bald so alt, dass sie irgendwann morgens einfach nicht mehr aufwachte! (Allerdings hatte Tsuniro dieses dumpfe Gefühl, dass diese Locusta noch sehr, sehr, sehr alt werden würde.)


    Vor dem Zimmer der Iulia Torquata angelangt setzte sie ihr oberflächliches Lächeln auf, während auf ihrer Stirn fett 'kein Bock' geschrieben stand - im übertragenen Sinne. Sie wartete ein 'Herein' ab, bevor sie eintrat.
    "Salvete.", grüßte sie dann die zwei iulischen Frauen. Ihr Blick blieb an der erst heute hier angekommenen der beiden kleben. "Der Hausherr ist soeben von seinem Dienst heimgekehrt." Schade, dass man ihn da offensichtlich noch nicht genug gefordert hatte, dass er selbst jetzt noch die Energie hatte, sie hier mit irgendwelchen Aufträgen herumzuscheuchen! "Er würde dich ganz gerne sprechen..."




    SKLAVE - CASA IULIA

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Wenn man vom Hades sprach!
    Torquata nahm betont gleichmütig den Papyrusbogen aus Vestinas Hand und schob ihn in den ungeordneten Stapels ihrer Übungen zum Hendekasyllabus. Zum Glück hatte Tsuniro nur die Rückseite der Rolle gesehen und somit nicht das Siegel, welches den Brief als Solchen entlarvt hätte.
    "Wie du siehst, ist die Iulische Bibliothekt außerordentlich umfangreich - was mir ermöglichte, viele ausführliche Notizen zu den poetae novi wie Catullus oder Cornificius zu machen. Wenn du willst, zeige ich dir eine wunder- und wertvolle Ausgabe des Gaius Helvius Cinnas Epigramme. Es handelt sich dabei um eine vollständig erhaltene Erstausgabe, die damals durch Quintus Pollius Valerianus verlegt wurde.", plapperte Torquata einfach drauf los, während sie Tsuniro mit einem Wink bedeutete, das benutzte Geschirr gleich mitzunehmen. Dabei quittierte sie geflissentlich die heimlich-genervte Miene der Ägypterin mit einem scheinbar freundlichen Lächeln.
    Herzlich umarmte sie Vestina noch einmal und flüsterte ihr ins Ohr: "Bleib ruhig. Er ist nett." Und laut verkündete sie: "Ich begleite dich noch hinunter - es ist ein guter Abend, um ein wenig weiterzuarbeiten. Tsuniro, wo will der Hausherr Vestina sehen? Ich denke, ich werde sie dorthin begleiten - du musst dich nicht noch extra dorthin bemühen." Mit diesen Worten packte Torquata den Papyrusstapel samt geheimen Brief und scheuchte die beiden anderen Frauen mit einem Augenzwinkern aus dem Zimmer.
    Als Tsuniro - durch den beträchtlichen Tellerstapel - kurzzeitig abgelenkt nicht hinsah, spannte Torquata wieder gekonnt ein Haar über die Scharnieren.
    Man kann ja nie wissen!


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  • [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…IR/Home/Avas/STsuniro.jpg| Tsuniro


    Bei Isis, die als unter anderem aegyptische Venus von Tsuniro stets besonders verehrt wurde, hatten diese beiden Iulierinnen kein Leben, dass sie sich hier über irgendwelche Literaten und deren Werke unterhalten mussten, statt sich wie alle anderen auch über Männer, Beziehungen, Hochzeiten und Co. zu unterhalten?! Die aegyptische Schönheit erinnerte sich noch allzu genau, wie sie mit der Aemilia immer viel und lange über solche Themen sprechen konnte, nachdem sie sich von Beginn an gut mit ihr verstanden hatte. Diese Szenerie allerdings - vor allem weil sie hier kaum würde mitreden können - ließ die beiden Mädchen wenigstens auf den ersten Blick jetzt nicht sonderlich sympathisch wirken. Die waren viel zu intelligentuell... oder wie das hieß.
    Dementsprechend nun hatte Tsuniro auch gleich noch viel weniger Lust hier irgendein Geschirr mitzunehmen, ganz abgesehen von der Frage, was vor allem so viele Teller überhaupt hier oben im Zimmer der Iulia zu suchen hatten. "Tut mir Leid, aber ich habe auch noch eine wichtige Nachricht, die ich der Hausherrin dringlich weitergeben muss; und dann soll ich auch noch dem Herrn Proximus etwas ausrichten; und DANN muss ich auch noch dafür sorgen, dass die Zimmer für..." Durfte sie das einfach so ausplaudern? "Und dann habe ich auch noch andere Aufgaben, die ich dringend erledigen muss.", gab die Schönheit an und übertrieb hier natürlich auch ein bisschen. Für das Vorbereiten der Zimmer würde sie einfach wieder mit irgendwem flirten, der dann die Arbeit für sie übernahm, während sie die anderen mündlichen Botschaften schlichtweg kurzerhand erfunden hatte, um hier nicht als Tellerträgerin missbraucht zu werden.


    "Der Hausherr erwartet dich unten in seinem Officium.", erklärte die Aegypterin hernach der einen Iulia auf die Frage der anderen Iulia hin. Ob diese neue Iulia vielleicht ein Problem damit hatte, selber für sich zu sprechen? Ein bisschen komisch kam Tsuniro die Situation jedenfalls durchaus vor. Obwohl natürlich, wenn man den Bruder Macro der einen dieser Frauen bedachte, einen sicherlich auch nichts mehr wundern musste, hatte dieser Macro doch genau dann damals seine Intimmassage abgebrochen, als die Schönheit ihn gerade soweit hatte, dass er ihrem Plan gegen diesen blöden Crassus - der war in Tsuniros Augen Schuld daran, dass ihre Freundin Aemilia nicht länger hier wohnte! - folgte.
    "Wenn du sie dorthin bringst, dann mach ich mich gleich auf den Weg weiter zur Hausherrin.", war die Aegypterin dann ganz froh, dass ihr diese Aufgabe nun so mehr oder minder völlig freiwillig abgenommen wurde. Dass die Zimmerbewohnerin, nachdem alle anderen bereits auf dem Flur standen, noch irgendetwas an ihrer Zimmertür herumspielte, entging der Schöheit - ohne irgendwelche ablenkenden Teller in den Händen - natürlich nicht. Allerdings war es ihr relativ egal, was sie da sah, sodass sie auch nicht weiter nachfragte, sondern lieber einfach ging. Am Ende kam die Iulia ja noch auf die Idee, dass Tsuniro für die Reparatur der offenbar etwas kaputten, klemmenden oder wie auch immer defekten Tür sorgen sollte. Nein danke!




    SKLAVE - CASA IULIA

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
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    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Hm...das ist etwas Neues, dachte Torquata mit einer Mischung aus Verärgerung und Erstaunen. In Misenum hatte es nie Sklaven gegeben, die sich einem - höflich formulierten und doch ernst gemeinten - Befehl der Herrschaft widersetzt hatten.
    Andererseits war das Verhältnis zwischen Sklave und Herr dort auch anders gewesen, wägte Torquata ab. Sie hatten in Vater mehr einen Patron gesehen als einen Eigentümer.
    Aber dass sie noch sooo viel zutun hatte, kaufte Torquata ihr nicht ab. Wer lügen wollte, musste es wenn dann schon geschickt anstellen.
    Gerade wollte Torquata Tsuniro zurechtweisen, als ein anderer Gedanke sie stoppte. Tsuniro weiß Dinge, die mir vielleicht eines Tages nützlich sein könnten. Ich sollte mich mit ihr gutstellen.
    "Ich verstehe", meinte sie stattdessen und lächelte arglos. "Lass das Geschirr liegen, es ist nicht so wichtig. Wenn doch alle Sklaven so fleißig wären wie du und Audata! Aber nun spute dich, damit die Herrin nicht warten muss!"
    Na, wenn das kein Freibrief ist!


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  • Kaum zurück von der Basilica Ulpia, hatte ihr Vater Marcus einen stämmigen, gallsichen Sklaven namens Pollex rufen lassen und ihn als ihren Custos Corporis abgestellt. Nun wartete der vor ihrer Zimmertür, während Torquata sich eilig an ihren Schreibtisch setzte und begann, eine Nachricht an Avianus in eine der herumliegenden Tabulae zu ritzen.



    Torquata Aulum suum salutat.


    Es gibt schlechte Neuigkeiten. Mein Vater hat mir verboten, mich mit Männern, die nicht der Verwandtschaft angehören, zu treffen.
    Zumindest bis ich eine Discipula Vestalis bin. Ich muss sehr vorsichtig sein und werde mich deshalb strikt an seine Anweisungen halten - ich hoffe, du verstehst das.
    Somit kannst du in den nächsten - Wochen? Monaten? Ich weiß es nicht! - nicht mit einem weiteren Besuch von mir rechnen. Aber sicherlich hast du auch genug zu tun. Ich wünsche dir im Übrigen alles Gute bis wir uns offiziell wiedersehen können.


    Mögen die Götter dich vor allem Übel schützen!
    Vale bene


    Torquata



    Nachdem Torquata noch einmal kritisch die wenigen Zeilen überflogen hatte, öffnete sie die Tür ihres Zimmers und bat Pollex, die Wachstafel unverzüglich zur Castra Praetoria zu bringen und sie entsprechend auszuhändigen. Der kräftige Gallier quittierte den Auftrag mit einem Nicken und einem winzigen Lächeln, bevor er sich trollte.
    Torquata ließ sich mit dem Rücken auf das Bett fallen und starrte an die Decke.
    Er war schon ein guter Mensch, ihr Vater Marcus. Und Torquata wollte sich wirklich bei ihm bedanken. Aber ein schlichtes 'Danke schön' kam nicht in Frage - es war viel zu unpersönlich und steif. Es musste etwas besonderes sein.
    Angestrengt spielte sie in Gedanken alle Möglichkeiten durch, die sie hatte.
    Es erschien ihr sinnlos, ihm ein Geschenk zu besorgen, da er sicherlich alles besaß, was er brauchte. Einen ellenlangen Brief? Nein, es würde sie beide verlegen machen. Und wenn sie einfach nur ganz besonders nett zu ihm war? Nun, er verbrachte ohnehin den größten Teil des Tages außer Haus. Also auch keine gute Idee.
    Torquata versuchte sich daran zu erinnern, was ihre Mutter wohl gemacht hätte und es fiel ihr wie Schuppen von den Augen.
    Aber natürlich!
    Torquata sprang auf, griff nach tabula und Griffel und begann eifrig eine Liste aller benötigten Dinge zu erstellen.


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  • Vestina beobachtete die beiden stillschweigend. Zuerst hatte sie Torquatas Verhalten nicht so recht verstanden, als diese plötzlich angesichts der Sklavin anfing, von der Iulischen Bibliothek zu schwärmen, doch als Torquata einen Namen fallen ließ, dämmerte es ihr.
    "Das ist also die Sklavin Tsuniro, vor der man sich in Acht nehmen soll.. Sie ist erstaunlich schön und scheint dies auch gut einzusetzen zu wissen."
    Zumindest schien die Sklavin selbstbewusst zu sein angesichts der "motivierten" Miene, die sie zur Schau trug. Vestina war sehr erstaunt, denn die Sklaven die sie von zuhause aus gewöhnt war,waren entweder Feldarbeiter, oder halfen ihrer Mutter bei der Hausarbeit. Exotische Schönheiten oder Aufmüpfigkeit unter Sklaven kannte sie nicht.
    "Und erneut musst du dich dran erinnern, dass du nun in Rom, ich wiederhole R-O-M und nicht auf dem Lande bist. Hier ist alles, selbst die Sklaven anders!", mahnte sie sich.


    Erst jetzt sickerte der Grund für die Unterbrechung durch Tsuniro so richtig zu ihr durch.
    Bei den Göttern!! Der Hausherr wollte sie sehen!! Jetzt! Dabei sah sie sicher furchtbar aus, erschöpft und ausgelaugt nach der langen Reise. Torquata meinte zwar, er sei ganz nett, aber sie war auch ein sehr gut ausgebildetes junges Mädchen, das der Gens Iulia würdig war. Reichte die Nettigkeit des Hausherren auch für ein zerzausten Bauerntrampel, der in seine Casa gestolpert war? Nervös zupfte Vestina an ihrem langen blonden Haar und versuchte die Strähnen einigermaßen zu ordnen.
    Dann nahm sie einen tiefen Atemzug und folgte ihrer Freundin zum Officium des Hausherren.
    Officum

  • Es war selten, dass jemand Torquata einen Brief oder eine Tabula schrieb, aber manchmal trat dieser seltene Fall eben ein. So wie heute.
    Sie öffnete die kleine Wachstafel und überflog den Text.
    Ah, Aulus war also zum Optio befördert worden - und auch noch in der Einheit, in welcher Servius auch diente! Torquata musste grinsen. Zufälle gibt's, die gibt's gar nicht!
    Allerdings konnte sie sich natürlich nicht sofort mit dem frischgebackenen Optio treffen, deshalb blieb ihr nur übrig, einige diplomatische Zeilen zurückzuschreiben.



    Aulus Iunius Avianus Torquatae suae s.p.d.



    Torquata, ich bin nicht sicher, ob es dir recht ist, von mir diesen Brief zu erhalten, wo du es doch vorziehen würdest, vorerst jeglichen Kontakt zu vermeiden. Doch es ist vieles geschehen, Gutes wie Schlechtes, doch nur von den guten Neuigkeiten möchte ich dir vorerst berichten:
    Von jetzt an wirst du am Tor der Castra nach einem Optio Iunius Avianus, Cohors XII Centuria III der Cohortes Urbanae fragen müssen. Und wie es der Zufall (oder eher das Schicksal?) so will, bin ich zwischen den Männern meiner neuen Einheit auf den Namen Servius Iulius Macro gestoßen. Ich hoffe wir können uns bald persönlich darüber unterhalten, und dass bei dir soweit alles gut verlaufen ist.


    Fac valeas.


    Avianus


    Vielen Dank, dass du mir dies mitteilst. Ich bin mir sicher, dass sich ein Treffen arrangieren lässt, sobald meine persönliche Situation sich etwas entspannt. Bis dahin, alles Gute und viel Glück bei deiner neunen Tätigkeit.


    Vale bene
    Torquata



    Danach übergab sie Pollex sofort den Auftrag, die Tabula zu ihrem Besitzer zurückzubringen, was dieser auch prompt tat...


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  • Heute war einer der Tage, an denen Torquata nicht einmal Lust auf griechische Lektüre hatte. Sie lag auf dem Bett und starrte demotiviert an die Decke.
    Ihre Gedanken schweiften über die Ereignisse der letzten Tage und kehrten immer wieder an den Brief zurück, welchen Selenus ihr geschickt hatte.
    Selenus. Wann war er endlich da? Jeden Tag schwand ihre Hoffnung mehr. Sie hatte schon daran gedacht, Tante Agrippina zu schreiben, aber wie lange würde es dauern, bis sie eine Antwort erhalten würde? Und würde sie ihr gefallen?
    Seit Vestina in Rom angekommen war, war der Alltag viel bunter und fröhlicher geworden, aber es fehlte ihr dennoch etwas...eine sinnvolle Beschäftigung.
    Grübelnd spielte Torquata mit einer Haarlocke und summte gedankenverloren vor sich hin.
    Vielleicht war es mal wieder an der Zeit, neue Freundschaften zu schließen. Wie wäre es mit einem Bad in den Thermae Agrippae?
    Kaum zu Ende gedacht, rief sie auch schon nach Pollex und bat ihn, entsprechende Utensilien zusammenzupacken.


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  • Ich liebe ihn, ich liebe ihn nicht. Ich liebe Ihn, ich liebe ihn nicht.
    Das ging die ganze Zeit durch ihren Kopf, seit sie vom markt nach Hause gekommen war und den Crocus in der Culina verstaut hatte.
    Alle Handgriffe waren mechanisch gewesen und schließlich hatte sie sich hier in ihrem Zimmer verschanzt und hatte darüber nachgegrübelt, welche Gefühle sie Aulus Hadrianus Fontinalis tatsächlich entgegenbrachte.
    Ein stand fest: Er war für sie jedenfalls nicht das Gleiche wie Avianus, für den sie, zugegeben, auch eine Zeit lang geschwärmt hatte. Aber Hadrianus war...anders. Sein Charme war still und wohlverborgen, aber er zog sie an.
    Nein, das was sie fühlte war weit mehr als nur Zuneigung. Objektiv betrachtet hatte er ein nicht ganz so hübsches Gesicht wie der Iunier - aber auch das war falsch: Die Narbe auf seiner linken Wange war nicht sehr deutlich und verlieh seinen ansonsten markanten und symmetrischen Gesichtszügen die nötige Rauheit. In Torquatas Augen bedeutete sie zumindest, dass er in der Vergangenheit hart und ehrenhaft gekämpft und sich damit sich tapfer bewiesen hatte.
    Andererseits war er sanft und hatte sie mit Respekt und Anstand behandelt. Es war dieser Dualismus, der ihn für Torquata so interessant machte und sie konnte es kaum erwarten, ihn morgen wiederzusehen.
    Die kleine gehässige Stimme in ihrem Hinterkopf, die sie an ihre Pflicht als Vestalin und ihrer Gens gegenüber erinnerte, ignorierte sie dieses Mal völlig.


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  • Als Torquata an diesem Morgen erwachte, blinzelte sie erst einige Momente lang orientierungslos in die Sonne. Es war so, als würde sie in einer Wolke aus Behaglichkeit schweben und erst nach einiger Zeit begannen die Ereignisse der letzten Nacht ihren Verstand einzunehmen.
    Torquata setzte sich abrupt auf.
    Die Betrunkenen! Der Park! Hadrianus!
    Ihr Herz pochte schnell und hektisch und ihre Wangen glühten, als sie sich an die Stunden erinnerte, die sie mit ihm verbracht hatte.
    Doch schon im nächsten Moment fiel ihr ein, dass er inzwischen vermutlich schon auf dem Weg nach Mantua war...
    Dieses Mal wurden die Wolken, auf denen sie gerade noch geschwebt hatte, schwer, und begannen, sie zu erdrücken.
    Langsam stieg Torquata aus dem Bett und trat traurig an den Bronzespiegel heran, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Es überraschte sie, dass sie aussah wie immer...sie hatte eine Veränderung erwartet, so, als hätten seine Küsse sichtbare Male auf ihrer makellosen Haut hinterlassen.


    Torquata ließ sich Zeit und machte sich fertig für den Tag. Anstatt einer farbenfrohen Tunika wählte sie eine blendend weiße - so, als wollte sie ihre unsittliche Tat vor sich selbst und vor der Welt hinter der Farbe der Unschuld verbergen.
    Sie bereute es nicht. Nein! Vielmehr hatte sie bewusst diese Schuld auf sich genommen, um nur EINMAL das zu erfahren, was ihre Eltern einst miteinander geteilt hatten.
    Aber sie lastete schwer, diese Schuld.
    Nicht nur vor den Augen ihrer toten Eltern, ihres Adoptivvaters, ihrer Gens und der Menschen in ganz Rom...sondern auch vor den Augen der Götter. Insbesondere vor denen der Vesta.
    Besonders der letzte Gedanke versetzte sie in Panik. Was hatte sie getan?!
    Torquata musste sich an der Kante des Tisches festhalten, bis das Zittern ihrer Knie nachließ. Erst, als sie sich ausreichend beruhig hatte und sich sicher war, dass man ihr nichts mehr ansehen konnte, rief sie nach Pollex, der auch prompt erschien.
    Sie wollte ihm gerade befehlen, eine Sänfte vorzubereiten, welche sie zum Tempelbezirk tragen sollte, als ihr Vestand einsetzte.
    Falls mich gestern jemand gesehen hat...und Gerüchte verstreut hat, dann würde man jetzt jede meiner Bewegungen verfolgen...und wenn ich jetzt zum Tempel gehe, käme das in ihren Augen nicht einem Schuldzugeständnis gleich?
    Pollex räusperte sich. "Herrin, ihr habt gerufen?"
    "Ja in der Tat", meinte Torquata geistesabwesend und starrte durch ihn hindurch. "Bitte schau doch nach, ob die Culina gerade frei ist, ich würde gern die Plätzchen für den Hausherrn backen."
    Pollex runzelte unwillkürlich die Stirn, sagte aber nichts, verbeugte sich leicht und machte sich auf den Weg in die Küche.


    Torquata lehnte sich mit dem Rücken gegen die geschlossene Tür. Die kühle harte Fläche tat gut.
    Wenn ihr Vater von gestern Nacht erfuhr, würde er sie hassen oder noch schlimmer: Verstoßen. Er hatte sie mit Freundlichkeit empfangen...und sie hatte es ihm mit Unsittlichkeit gedankt!
    Wie sollte sie ihm jemals wieder in die Augen sehen?
    Andererseits wäre es vermutlich das Beste für ihn, wenn sie lügen würde. Schließlich wollte sie ja nicht, dass er einen Herzinfarkt bekam!
    Entschlossen stieß sie sich von der Tür ab und öffnete sie, nur um halb in Pollex hineinzustolpern.
    "Nun?", erkundigte sie sich.
    "Man hat keine Einwände."
    Zufriede nickte Torquata und machte sich auf den Weg in die Küche.


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  • Rastlos ging Torquata in ihrem Zimmer hin und her. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Ihre schlimmste Befürchtung hatte sich bewahrheitet!
    Irgendjemand hatte sie in jener schicksalhaften Nacht beobachtet! Und nun redete die ganze Stadt darüber. Wenn ihr Vater dies erfuhr, würde er sich ihrer entledigen, so viel war klar.
    Aber vor allem, schämte sie sich in Grund und Boden. Sie hatte zugelassen, dass Gefühle ihre Urteilskraft trübten und sie hatte sich vor den Augen der ganzen Stadt zum Flittchen gemacht!
    Und sie hatte damit das Ansehen ihrer ganzen Gens beschmutzt!
    Wenn ihr...leiblicher...Vater davon erfahren würde...er würde sich im Grabe umdrehen!
    Ihr Her schlug schnell gegen ihre Rippen und Blut rauschte schnell durch ihren Körper. Sie musste irgendetwas tun, um dem Gerede ein Ende zu bereiten...
    ...Aber dafür musste sie erst wissen, wer dafür verantwortlich war.
    Natürlich konnte sie nicht selbst die nötigen Nachforschungen anstellen...jetzt erst recht nicht!
    Vor allem, nachdem ein gewisser syrischer Händler am helllichten Tage ermordet worden war. Torquata musste kein Genie sein, um eins und eins zusammen zu zählen. Es musste der Gleiche gewesen sein, der Hadrianus und ihr die Tunicae verkauft hatte...und das bedeutete, dass es jemanden gab in dieser Stadt, der mehr über die Hintergründe wusste als sie!
    Aber dieser jemand konnte entweder für oder gegen sie arbeiten: Er könnte der eigentliche Auftraggeber hinter den Gerüchten sein und nur sicherstellen, dass der Syrer nichts preisgeben konnte, was sie entlasten würde - vorausgesetzt, der Syrer war tatsächlich für das Gerede verantwortlich. Oder es war jemand, der, genauso wie sie, dem Gerücht ein Ende bereiten wollte und alle mundtot machte, die etwas darüber zu berichten wussten.
    aber sie musste es wissen, um das Motiv hinter der ganzen Aktion zu verstehen!
    Also wer konnte ihr helfen?!
    Ihr fiel nur eine Person ein.
    Rasch griff sie zu Tabula und Griffel und ritzte hastig eine Nachricht hinein, bevor sie einen unscheinbaren Haussklaven damit beauftragte, sie schleunigst zur Castra Praetoria zu bringen.
    Torquata konnte nur hoffen, dass es für Hadrianus keine ernsten Konsequenzen geben würde...
    Voller Unruhe setzte sie sich an den Tisch und griff wahllos nach einer Buchrolle, um sich abzulenken.


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  • Demotiviert starrte Torquata an die Decke ihres Zimmers.
    Seit ihrem nächtlichen Treffen im Park war sie in einer Wolke des Unglücks gehüllt. Sie war schmaler geworden...und blasser, denn sie konnte immer nur an ihn denken und an nichts anderes mehr. Natürlich trugen auch die Gerüchte in der Stadt einen Teil der Schuld an ihrer schlechten Laune, aber das Schlimmste war die Unwissenheit: Musste Aulus jetzt irgendwelche Konsequenzen fürchten? Musste ihr Vater das? Sie war sich bewusst, dass sie auch seinen Ruf in Mitleidenschaft gezogen hatte...
    Elend und traurig kugelte sich Torquata auf ihrem Bett zusammen. Nicht einmal griechische Lektüre würde sie jetzt noch aufmuntern.
    So in finsteren Gedanken versunken entgang ihr das leise Klopfen an der Tür. Erst als sich eine Stimme vernehmlich räusperte, blickte sie auf.
    Pollex schloss gerade die Tür hinter sich - er tat dies zu Torquatas Verblüffung sehr sehr vorsichtig, sodass kein Laut entstand. Eine solche Vorsicht hätte Torquata diesem Mann garantiert nicht zugetraut.
    "Herrin...es ist eine Tabula für dich angekommen", berichtete er mit gedämpfter Stimme. "Er wurde von einem Sklaven überbracht...und er sagte, er sei im Dienste von Fundania Agrippina hier."
    Einen Moment lang starrte Torquata ihren Custos Corporis nur sprachlos an, dann streckte sie die Hand aus.
    Die Tabula war in einem sehr guten Zustand - die Kanten des Holzkästchens waren glatt und es gab weder Schrammen, noch anderweitige, auf starke Beanspruchung hindeutende Spuren.
    Also ist das hier eine wohlgeplante Aktion, schloss Torquata. Und nichts, das in Eile konzipiert wurde.
    "Danke, Pollex", erwiderte sie ebenso leise. Dieser verstand, dass sie allein sein wollte und verabschiedete sich mit einer kleinen Verbeugung.
    Torquata war sich sicher, dass er ihre Tür nun unauffällig im Auge behalten würde, damit es keine unangenehmen Überraschungen gab.
    Als die Tür sich - ebenso geräuschlos wie geöffnet - wieder geschlossen hatte, riss Torquata hastig die beiden Flügel der Tabula auseinander.
    Der Inhalt verschlug ihr den Atem.



    Torquata,


    du weißt, dass ich ein Mensch der direkten Worte bin und darum werde ich auch den Inhalt dieser Nachricht nicht durch unnötige Floskel verlängern.
    Durch meine weitreichenden Geschäftsbeziehungen nach Rom ist mir das Gerücht zu Ohren gekommen, dass du dich unkeusch verhalten hast und deine Ehre beschmutzt hast.
    Die Entstehung von Gerüchten beruht auf einem geeigneten Nährboden, sodass ich davon ausgehen muss, dass ein Teil der Vorwürfe gegen dich wahr sind. Unabhängig davon, ob die Details dieser Gerüchte nun stimmen oder nicht, hast du deinen Ruf ruiniert. Ich hoffe, du bist dich dessen bewusst!
    Ich will nicht verhehlen, dass ich sehr enttäuscht bin von dir! Dein Vater hat so viel in die Wege geleitet, um dir ein gesichertes, ehrenhaftes Leben zu schenken und du hast diese Chance nicht genutzt. Und schlimmer noch: Du hast mich, deinen Bruder, deine Eltern, deinen Adoptivvater und deine gesamte Gens beschämt.
    Dies sind scharfe Worte und bittere Vorwürfe, aber sie müssen gesagt werden.


    Aber ich kenne die Gefahren der Liebe, Kind, denn ich sah, wie sie zwischen deinen Eltern keimte. Und ich weiß, wie oft deine Mutter sich damals aus dem Haus stahl, um sich mit deinem Vater zu treffen - denn wir sind ja zusammen aufgewachsen.
    Und ich weiß, dass Liebe auch die härtesten Zweifel in den Hintergrund rücken lässt. Sie ist unheilbar und ganz egal was passiert, ich bin mir sicher, dass du diesen Mann, ganz egal wer er ist, nicht aufgeben wirst. Auch dann nicht, wenn du wider Erwarten trotzdem noch Vestalin wirst.
    Jedoch geht es dann nicht mehr nur um deinen Ruf, sondern um dein Leben. Du weißt, wie unkeusche Vestalinnen bestraft werden und glaube mir, wenn ich sage, dass lebendig begraben zu werden kein schöner Tod ist. Und es geht auch nicht mehr nur um dein Leben. Das deines Geliebten wird ebenfalls in Gefahr sein.
    Willst du dies riskieren?


    Da ich von diesem Dilemma weiß, werde ich dir im Folgenden einen Vorschlag unterbreiten:
    Selenus ist bereits unterwegs nach Rom und wird in naher Zukunft eintreffen. An seiner Seite ist ein Sklave. Er ist über alles unterrichtet und wird alle Botengänge übernehmen. Bis die beiden eintreffen, wirst du dich an Alexandros wenden. Er hat diese Tabula überbracht und wird zu diesem Zweck als Unterhändler getarnt in Rom bleiben - auch nachdem Selenus eingetroffen ist, wird er dir weiterhin zu Diensten sein.
    Vorerst wird er sich in der Subura einquartieren. Er wird die Casa Iulia im Auge behalten und immer wenn dein Custos Corporis sich morgens zur achten Stunde vor der Porta Iuliana blicken lässt, wird er am nächsten Tag zur Casa Iulia kommen und deine Nachricht mitnehmen.
    Sie sind alle handverlesene, treue Männer und dienen mir bereits sehr lange. Sie werden, wenn nötig, für deine Geheimnisse sterben.
    Am sichersten wäre es jedoch, wenn du deine Brief kodierst. Denke an den großen Iulius Caesar, der deiner Gens entstammte! Ich werde dafür sorgen, dass dein Geliebter das nötige Entschlüsselungswerkzeug erhält, wenn du Alexandros den Namen und die Anschrift deines Geliebten verrätst.


    Ich werde diese Sache weiter im Auge behalten und alles tun, um herauszufinden, wer hinter diesen Gerüchten steckt.
    Bis dahin musst du dich jedoch umsichtig verhalten und darfst du dir keine weiteren Fehltritte erlauben. Es wäre besser, wenn du das Haus überhaupt nicht mehr verlässt, bis dieses ganze Unglück ein Ende hat.
    Eliminiere sofort diese Nachricht, nachdem du sie gelesen hast!


    Lebe Wohl!


    Tante Agrippina


    Torquata stiegen Tränen in die Augen, als die Vorwürfe ihrer Tante sie im Herzen trafen. Wie Recht sie doch hatte! Und wie gut sie sie doch kannte! Sie hatte, wie immer, an alles gedacht...
    Rasch trocknete sie die Tränen und eliminierte die eingeritzten Worte. Danach rief sie nach Pollex und flüsterte ihm alles erklärend ins Ohr. Der Gallier nickte ab und zu und runzelte konzentriert die Stirn.
    Am Ende verbeugte er sich knapp und verließ wieder das Zimmer, um Alexandros aufzusuchen und ihm unauffällig die kurze Nachricht mündlich zu übermitteln.
    Natürlich wusste Torquata, von welcher Kodierung Agrippina sprach - der große Iulius Caesar hatte so mit seinen engsten Legaten kommuniziert. Dabei handelt es sich um zwei runde Scheiben, die am Rand die Buchstaben trugen und die im Mittelpunkt so zusammengeheftet waren, dass man die Scheiben gegeneinander drehen konnten. So konnte man zum Beispiel eine neue Buchstabenreihe konzipieren, wenn man das 'A' der kleineren Scheibe auf das 'Q' der größeren, darunterliegenden Scheibe stellte.
    Sofort setzte sich Torquata an den Tisch, um eine Nachricht an ihren Aulus zu schreiben. Zuerst fertigte sie die unverschlüsselte Version an.



    Mein Liebster,


    obwohl es nur wenige Tage her ist, seit wir uns zum letzten Mal sahen, kann ich nicht aufhören, an dich zu denken. Ich weine um die kurze Zeit, die uns die Götter vergönnten und wünsche mir mit jeder Fiber meines Daseins, jede Minute bei dir zu verbringen und in deinen Armen zu liegen.
    Nun möchte ich etwas aussprechen, das ich dir bei unserem letzten Wiedersehen vorenthalten habe: Ich liebe dich. Zweifle niemals daran, ganz egal wie viele Hindernisse uns trennen, wie viele Sitten und wie viele Jahre.
    Es tut mir so Leid, dass ich das Wohl der Gens über das Deine - das Unsere - stelle, aber das bin ich so vielen Menschen schuldig! Ich bin bereits so weit gegangen, wie ich kann, ich hoffe, du kannst mich verstehen.


    Tausend Küsse
    Deine Torquata



    A=R


    Danach übertrug sie die Nachricht in die kodierte Version und vermerkte ganz am unteren Rand der Tabula "A=R".
    Falls Agrippina dafür sorgte, dass Aulus den Kodierungsschlüssel bekam, dann würde sie ihm sicherlich auch alles andere erklären.


    Zufrieden mit ihrem Werk schnitt sie sich an einer unscheinbaren Stelle eine Haarlocke ab und legte sie auf die Wachstafel, welche sie daraufhin zusammenklappte und ordentlich versiegelte. Doch sie hütete sich davor, das Iulische Siegel zu verwenden.
    Pollex nahm die kleine Tafel an sich, steckte sie in die Falten seiner Tunika und trat seinen Botengang an.


    Watch your thoughts - they become words.
    Watch your words - they become actions.
    Watch your actions - they become your habit.
    Watch your habit - it becomes your character.
    Watch your character - it becomes your destiny.

    Einmal editiert, zuletzt von Iulia Torquata ()

  • Sehr schnell erreichte die Antwort des Iuniers Torquata und sie ihr war bei dem dritten Absatz zugleich nach Weinen und Lachen zumute. Weinen, weil der arme Avianus nicht nicht den Ausmaß ihres Unglücks verstand und lachen, weil sie selbst nicht auf den Gedanken gekommen war, dass er es so interpretieren könnte.


    Aber der Brief beruhigte sie ein wenig und sie setzte sofort zu einem Antwortschreiben an.




    So saß Torquata vor der Tafel und starrte diese einige Momente lang einfach nur an. Dann besann sie sich.



    Iulia Torquata Aulum suum salutat.


    Vielen Dank, dass du diese Aufgabe für mich übernimmst, denn du nimmst mir eine große Last von den Schultern.
    Bitte mache dir keine Sorgen - die Gerüchte haben nichts mit dir zu tun. Ich würde dir gerne berichten, was sich tatsächlich zugetragen hat, aber ich wage es nicht und ziehe es vor zu schweigen, solange ich es dir nicht selbst sagen kann.
    Ich kann dir leider kaum Anhaltspunkte liefern, da ich zur Zeit nur eine sehr begrenzte Bewegungsfreiheit habe. Aber ich kann dir Namen nennen, die dir helfen werden. Eine von ihnen ist meine Tante Fundania Agrippina, welche in Misenum wohnt. jedoch hat sie weitreichende Geschäftsbeziehungen überall nach Rom und wird bald durch Selenus eine weitere Quelle haben. Ich empfehle dir Selenus wärmstens, denn er ist ein kluger Mann, Sobald er hier ist, werde ich mich erneut mit dir in Verbindung setzen, um ein Treffen zwischen euch zu arrangieren, sofern du dies wünschst.
    Die andere Person ist allerdings weit weg. Sie kann dir jedoch, im Gegensatz zu mir, alles berichten, was tatsächlich geschehen ist und ich vertraue diesem Mann genauso wie dir.
    Sein Name ist Aulus Hadrianus Fontinalis und er dient als Centurio in der in Mantua stationierten Legion.
    Mantua mag weit weg sein, aber er hat sicherlich auch sein Interesse daran, dass dieser Fall aufgeklärt wird. Aber ich bitte dich, dafür zu sorgen, dass Hadrianus anonym bleibt, denn es liegt mir viel an seiner Sicherheit.
    Sei du jedoch auch stets vorsichtig!


    Vale bene
    Torquata


    Dann beauftragte sie Pollex, die Tabula dem Sklaven ihrer Tante zu übergeben, der in der Subura Quartier bezogen hatte und dieser soll die Rolle anschließend ausliefern, denn Pollex war auffällig und würde sicherlich beobachtet werden.


    Watch your thoughts - they become words.
    Watch your words - they become actions.
    Watch your actions - they become your habit.
    Watch your habit - it becomes your character.
    Watch your character - it becomes your destiny.

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