Notdürftig hatte sie sich ihr Gesicht an einem Brunnen abgewaschen, so dass wenigstens der gröbste Schmutz weg war. Allerdings machte die abgemagerte und ungepflegt wirkende Frau in ihrem roten Kleid nicht wirklich viel her. Im Grunde passte ihr die Tunika gar nicht mehr richtig. Und auch ihre Haare hätten eigentlich einer intensiven Pflege bedurft. In ihren Augen spiegelte sich große Trauer und Hoffnungslosigkeit. Dennoch hatte sich Beroe bereits am frühen Morgen auf den Weg gemacht, auf der Suche nach Arbeit und vielleicht einem Stückchen Brot gegen das nicht enden wollende Magengrummeln.
Ihr erstes Ziel waren die bekannten Plätze, an denen sie früher schon gearbeitet hatte. Jedoch schien das Glück an diesem Tag nicht mit ihr zu sein. Wer wollte auch schon etwas mit einer solchen traurigen Gestalt wie ihr zu tun haben, die in jeglicher Weise auf den Hund gekommen war? Mal abgesehen von ihrem Äußerlichen war wohl die Angst ihrer potentiellen Kunden vor etwaigen ansteckenden Krankheiten doch viel zu groß.
Ihre letzte Hoffnung waren dann noch einige Lupanare, von denen es Dutzende in der Subura gab. Nicht aber etwa die feinen überteuerten Etablissements, die ihre Kundschaft meist in der oberen Mittelklasse fand. Nein, es waren die einfachen Freudenhäuser gewesen, an deren Türen sie sich anbot und. Dort wo man für ein kurzes Vergnügen und wenig Geld mit einer Lupa in einer schmuddeligen stickigen Zelle verschwinden konnte. Aber auch dort wollte sie niemand haben.
Vor Erschöpfung und Hunger sank sie an einer Häuserwand nieder. In der Hoffnung, dass ihr vielleicht jemand etwas zusteckte, hob sie ihre Hand und begann zu betteln.