[Vestibulum | Ubizwo] Das Haupttor und die große Halle

  • Ich war froh, dass die Dame bis hierher freundlich war und mich ausreden gelassen hatte. Dies war nicht selbstverständlich, denn sie kannte weder mich, noch meinen Auftraggeber. Als sie mich jedoch zu entlassen schien, ohne dass ich das Angebot des Senators auch nur angesprochen hatte, musste ich trotzdem noch einmal das Wort ergreifen.


    Domina, verzeih mir, doch ich habe noch eine weitere Information. Der Senator hat mir die Vollmacht erteilt, dir ein Kaufangebot für die betroffenen 3 Ländereien zu machen. Solltest du also in Betracht ziehen wollen, diese weit von deinem Wohnort gelegenen Besitztümer abzustossen und somit an Stelle grösserer Aufwendungen vielmehr einen beträchtlichen Gewinn zu erzielen, so stehe ich an des Senators statt für die Verhandlungen zur Verfügung.


    Es war ein Angebot, mehr nicht und als solches präsentierte ich es auch. Es sollte eine Möglichkeit darstellen, ohne die Dame unter Druck zu setzen. Sie sollte selbst aus freien Stücken entscheiden können, ob sie sich mit dem Thema weiter beschäftigen wollte, oder es schnell und mit Gewinn loswerden wollte.

  • Ein schmales Lächeln erschien auf Octavenas Lippen. So viel also zu der Nachricht aus purer Herzensgüte oder verwandtschaftlicher Sentimentalität. Nicht, dass sie es dem Senator übel genommen hätte, die Überlegung war ja nur logisch, aber damit klärte sich das Bild in Octavenas Kopf direkt ein Stück weiter. "Ah", sagte sie und wandte sich noch einmal Selenus zu, um ihn einen Moment lang prüfend anzusehen. Wenn stimmte, was er ihr erzählte, dann hätte Octavena wenig bis nichts dagegen gehabt, das Land zu verkaufen. Mit Ländereien in Italia konnte sie sehr wahrscheinlich ohnehin nichts anfangen und ihr Wert würde nur sinken, wenn sie sich nicht richtig darum kümmern konnte, weil sie nun einmal weit weg war und ganz andere Prioritäten hatte. Davon würden auch ihre Kinder, deren Erbe das alles in Octavenas Augen ja eigentlich war, nichts haben. "Du verstehst sicher, dass das keine Entscheidung ist, die ich hier und jetzt treffen kann", gab sie schließlich ruhig zurück. "Aber ich werde mir die Möglichkeit durch den Kopf gehen lassen."

  • Natürlich verstand Selenus dies. Er hatte ja eigentlich gar nicht erwartet auf Anhieb mit der Dame sprechen zu können.


    Natürlich Domina. Ich bin in der Taverna neben dem Forum einquartiert und stehe dir für spätere Fragen oder Erläuterungen zur Verfügung, wenn du mich rufen lässt.


    Damit nahm Selenus an, dass der heutige Tag erfolgreich beendet sein würde und er nun wieder aus dem Haus geführt werden würde. Der erste und wichtigste Teil seiner Aufgabe war erfüllt. Die Dame war informiert über die Bedürfnisse ihrer Verwalter und über das mögliche Angebot seines Auftraggebers. Den Brief von Senator Annaeus Florus hatte er bewusst noch zurückgehalten. Dieser war im Moment noch nicht relevant und sollte gemäss ausdrücklicher Anweisung auch nur bei Problemen eingesetzt werden. Probleme hiess dabei explizit nicht, dass die Dame die Ländereien behalten wollte, sondern effektiv Probleme, also dass sie Selenus zum Beispiel als Hochstapler verhaften lassen wollte, oder er sonst unangenehmen Besuch von Beneficiarii oder Soldaten erhalten würde. Die Wahl, was mit den Ländern geschehen sollte, lag ganz klar bei der Domina. Dies hatte Annaeus Florus äusserst deutlich gemacht.

  • "In Ordnung." Octavena nickte knapp ehe sie Selenus zurück zur Tür geleitete und sich verabschiedete. Sie nahm sich vor, über die neuen Informationen in Ruhe nachzudenken, und tat das auch über die nächsten Tage. Und schließlich traf sie ihre Entscheidung.

  • Selenus verabschiedete sich freundlich, so wie es sich gehörte, wenn er mit einer Dame des erweiterten römischen Adels sprach, dankte noch einmal für die Zeit und verliess das Haus.

  • Von weitem die Villa Duccia erblicke..langsam auf das Tor schlendert …ich stelle mich dem herauslaufenden Janitor als Marcus Petronius Varus vor…Cousin der edlen Dame Petronia Octavena…teile ihm mit das ich einen Brief für die Dame hätte..ihm den Brief übergebe damit er ihr ihn überreichen kann..er nimmt ihn in Empfang…ich sage ihm das ich auf Antwort warten werde…

  • Dagwin, Sohn des Gerolf

    Eigentlich hatte Dagwin nicht damit gerechnet, heute ein unbekanntes Gesicht an der Tür der Villa Duccia zu begrüßen. Nachdem der alte Albin vor einer Weile gestorben war und es so bald darauf weitere Todesfälle in der Familie gegeben hatte, hatten sich alle im Haus davor gescheut, Albins Aufgaben in neue Hände zu geben, aber irgendwann hatte nun einmal kein Weg mehr daran vorbeigeführt. Es war zwar unwahrscheinlich, dass ein Besucher bis zum Eingang des Haupthauses kam, ohne von irgendwem bemerkt zu werden, aber es ging natürlich nicht, dass die Aufgabe der Ianitors einfach immer demjenigen unter den Angestellten oder der Familie zufiel, der zufällig in der Nähe war. Nach etwas hin und her hatten Octavena und Dagmar sich deshalb für Dagwin entschieden, der diese Arbeit bisher auch sehr ernst nahm.

    "Salve", begrüßte er also den fremden Römer, der da an der Tür klopfte, und im nächsten Moment breitete sich Überraschung auf seinem Gesicht aus. Er hatte nicht gewusst, dass eine der Hausherrinnen einen Verwandtschaftsbesuch erwartete. Er nahm den Brief entgegen und machte einen Schritt zur Seite, um den Neuankömmling ins Haus zu lassen. "Folge mir bitte, Petronius. Ich lasse deiner Cousine gleich deinen Brief bringen und ihr Bescheid geben, dass du da bist." Damit bedeutete er dem Petronius, ihm zu folgen, und führte ihn ins Kaminzimmer.

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