[Vestibulum | Ubizwo] Das Haupttor und die große Halle

  • Nachdem Phryne den Brief des neuen Flamen Augusti Decimus Duccius Verus gelesen hatte, ließ sie um einen Termin für eine Consultatio bitten.
    Sie erschien wie immer im Gefolge ihres Sklaven Glaucus.


    In ein fliederlila Gewand gehüllt und aufwändig frisiert wartete sie darauf vorgelassen zu werden.

  • Es war heiß in Mogontiacum dieser Tage und Albin schwitzte sich zu Tode. Bei dieser Hitze schwächelte sein Kreislauf mittlerweile unversehens, wenn er nicht auf sich aufpasste. So saß er viel im Schatten oder zwischen den kühlen Steinwänden der Villa Duccia und trank viel Dünnbier. Da nun aber tatsächlich einmal wieder an die Pforte geklopft wurde, erhob Albin sich grummelnd von seinem Schemel und stapfte leicht unsicheren Schrittes zur Tür.


    "Salve", grüßte er. Als er Phryne angesichtig wurde, die wie stets modisch gekleidet war, sparte er sich seine üblichen weitergehenden Floskeln. "Phryne, sei willkommen in der Villa Duccia. Der Herr Duccius Verus erwartet dich", sprach's und bat die Dame und ihren Sklaven Glaucus hinein.

  • Ein staubiger Bote überbrachte folgende Nachricht für den Hausherrn.


    Eques Imperii
    Numerius Duccius Marsus
    Villa Duccia
    Provincia Germania Superior | Mogontiacum



    Lieber Vater,


    sommerliche Grüße aus der Urbs Aeterna!


    Nach meinem letzten Brief darf ich dir freudig berichten, dass das Weingut auf Sicilia nach kurzer Zeit der Inbetriebnahme hervorragend läuft. Die Produktion konnte auf Grundlage alteingesessener Sklaven und mit einem neuen strebsamen Verwalter mehr oder weniger reibungslos anlaufen und die Transportverbindung nach Ostia steht ebenfalls. So haben wir bereits große Mengen Wein nach Italia und anderswo veräußern können. Ein detaillierter Finanzbericht liegt diesem Schreiben bei.


    Neben dem Geschäftlichen kann ich sagen, dass es mir gut geht. Ich bin gesund und arbeite weiterhin fleißig daran, den Ordo Senatorius verliehen zu bekommen. Hierzu werde ich mir nunmehr einen Patron suchen, denn nach Alriks Abreise und dem Tod des Senators Annaeus Modestus sind mir mächtige Fürsprecher verloren gegangen. So erhoffe ich mir gewichtigen Beistand von einem Senator, der erst kürzlich erfolgreich aus den Wahlen zum Cursus Honorum hervorgegangen ist. Sobald ich in dieser Angelegenheit einen Erfolg vorweisen kann, werde ich dir erneut schreiben.


    Und wie geht es der Familie? Ich hoffe, alle sind wohlauf. Bitte grüße mir alle sehr herzlich, insbesondere auch meine liebe Schwester und meine liebe Mutter Petronia. Ich bete zu Frigg, dass die neueste Schwangerschaft problemlos verläuft und ihre Niederkunft unter göttlichem Schutz stattfinden möge. Lass mich wissen, wenn es Neuigkeiten gibt. Ich freue mich auf deine Antwort.



    Es grüßt dich ganz herzlich dein treuer Sohn,


    Audaod



    Casa Accia Ducciaque | Collis Esquilinus | Roma


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  • Auf dem Rücken eines geliehenen Pferdes aus den Pabulae der Legion erreichte Manius Minor von Mogontiacum aus kommend das Anwesen der Duccii. Durchaus ansehnlich erschien ihm das Torhaus, welches ihn an die Landhäuser Italias erinnerte und ob der Länge der Umfassungsmauer ein formidables Latifundium erwarten ließ. Er trug seine leichte Reitmontur, dazu jedoch das rote Paludamentum eines Offiziers, welches er kaum abgelegt hatte, seit er es in Roma in Empfang genommen hatte. Ihm folgte Patrokolos auf einem weiteren Pferd, obschon er nicht zu reiten wusste und deshalb von einem der Equites seiner Eskorte gleich einem Packtier am Zügel geführt wurde. Zweifelsohne war ob seiner Entourage leichtlich zu erkennen, dass es sich bei ihm, obschon sein feister Leib nicht eben dies andeutete, um einen ranghohen Offizier handelte, welcher die Villa Duccia visitierte.


    Einer der Legionsreiter war es, der vom Pferd stieg und Manius Flavius Gracchus Minor, Tribunus Laticlavius der Legio II Germanica und Interessent am Kauf eines Pferdes des lokalen Gestüts, anmeldete.

  • Im Gegensatz zum Torhaus des Latifundiums, das in klassischer römischer Bauweise errichtet worden war, gestaltete sich das Eingangsportal der Villa selbst in gänzlich anderer Weise. Hier waren die germanischen Wurzeln der Duccier in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt. Nicht nur aufwendige Holzschnitzereien mit Motiven aus der germanischen Mythologie sowie die Darstellung von Pfahlgöttern als Torwächtern mussten dem italischen Auge gewiss fremd erscheinen, auch das Programm der 'modernen' Duccii - ein in feinster Schnitzweise geschaffener germanischer Edelmann, der einem Römer in Toga auf dem anderen Torflügel die Hand reicht - zog stets die Blicke von Besuchern auf sich.


    Albin, der Ianitor, hatte von einem der Knechte des Landguts schon vorzeitig Kunde über die herannahenden Fremden im Militärornat erhalten und erwartete diese deshalb mit geöffnetem Torflügel. Er bemerkte schnell, dass es sich wohl um höheren Besuch handeln würde als in den meisten anderen Fällen, in denen er Leute begrüßte. Deshalb bemühte er sich um ein fehlerfreies Latein und ein möglichst wenig grummeliges Auftreten. Die Anmeldung durch den Legionsreiter bestätigte sodann Albins Vermutung.


    "Salve, werter Flavius", hieß Albin den fülligen jungen Mann sodann willkommen. "Willkommen auf dem Landgut der Gens Duccia. Der Hausherr ist zugegen, ich führe dich gern zu ihm. Wenn du mir bitte folgen würdest?" Mit einem Blick auf die Begleiter des Flavius sowie die Reittiere bemerkte Albin dann aber noch: "Ach, ein Knecht wird sich um eure Tiere kümmern. Bei ihm werden deine Begleiter außerdem eine Erfrischung bekommen, wenn gewünscht." Albin wies auf einen Stallburschen, der etwas abseits parat stand. Dann bedeutete er dem Flavius erneut, ihm zu folgen.

  • Im Schatten der Kolonnade vermochte der junge Flavius die pretiosen Schnitzereien nicht zu identifizieren, da, als er endlich unter das Dach trat und seine Augensich an den Kontrast adaptiert hatten, er ihnen bereits zu nahe war, um sie in seiner Fehlsicht identifizieren zu können. Dennoch besaß er bedingt durch den Ritt über die Allee einen guten Eindruck von der Weitläufigkeit des Anwesens, dessen Bikulturalität durchaus bisweilen ins Auge fiel.


    Er wusste nicht einmal, wer der Herr dieses Hauses war, da doch lediglich erfahren hatte, dass der Legatus Augusti keineswegs der einzige der Duccii in diesen Breiten war, weshalb potentiell diverse Personen aus der provinzialen Elite als Inhaber der Hros Duccia infrage kamen.
    "Gern."
    ,vermerkte er somit durchaus vorwitzig und schickte sich an seinem Ross zu entsteigen, wobei ihm ein Miles behilflich war, welcher sich unter seinen Calceus kauerte und damit gleichsam als Trepplein fungierte.

  • Ein Sklave überbrachte zwei Briefe an die Hausherren:

    Procurator rationis privatae Numerius Duccius Marsus
    Villa Duccia apud Mogontiacum


    Tribunus M' Flavius Gracchus Minor Procuratori Num. Duccio Marso s.p.d.


    Anlässlich des Antritts meines Tribunates bei der Legio II Germanica in Mogontiacum möchte ich Dich und weitere Offiziere und Honoratioren meiner nunmehr einjährigen Heimat zu einem Gastmahl in meine Casa laden.


    Selbstredend wird es mir ob der bescheidenen Optionen meiner Dienstwohnung nicht möglich sein, eine Festivität gleich jenen zu geben, welche mein Geschlecht in der Villa Flavia Felix Romae zu offerieren pflegt, doch werde ich mich mühen, für eine agreable Atmosphäre und erlesene Speisen der Region zu sorgen.


    Insofern wäre es mir eine besondere Freude, wenn Du mich ANTE DIEM VI NON IUL DCCCLXVII A.U.C. (2.7.2017/114 n.Chr.) zur neunten Stunde in meinem Hause inmitten der Castra Legionis aufsuchen würdest. Selbstredend steht es Dir frei, weitere Gäste mitzubringen, obschon ich Dich ersuchen müsste, in diesem Falle mich vorab zu informieren, da die Möglichkeiten meines Hauses wie erwähnt limitiert sind.


    Vale bene!

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    Flamen Divi Augusti D. Duccius Verus
    Villa Duccia apud Mogontiacum


    Tribunus M' Flavius Gracchus Minor Flamini D. Duccio Vero s.p.d.


    Anlässlich des Antritts meines Tribunates bei der Legio II Germanica in Mogontiacum möchte ich Dich und weitere Offiziere und Honoratioren meiner nunmehr einjährigen Heimat zu einem Gastmahl in meine Casa laden.


    Selbstredend wird es mir ob der bescheidenen Optionen meiner Dienstwohnung nicht möglich sein, eine Festivität gleich jenen zu geben, welche mein Geschlecht in der Villa Flavia Felix Romae zu offerieren pflegt, doch werde ich mich mühen, für eine agreable Atmosphäre und erlesene Speisen der Region zu sorgen.


    Obschon wir noch nicht das Vergnügen hatten, uns persönlich kennen zu lernen, wäre es mir eine besondere Freude, wenn Du mich ANTE DIEM VI NON IUL DCCCLXVII A.U.C. (2.7.2017/114 n.Chr.) zur neunten Stunde in meinem Hause inmitten der Castra Legionis aufsuchen würdest. Selbstredend steht es Dir frei, weitere Gäste mitzubringen, obschon ich Dich ersuchen müsste, in diesem Falle mich vorab zu informieren, da die Möglichkeiten meines Hauses wie erwähnt limitiert sind.


    Vale bene!

    http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png


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  • Und tatsächlich, die Pforte öffnete sich. "Salve", brummte Albin und musterte den Fremden. "Dies ist die Villa Duccia. Wer bist du und was ist dein Begehr?"

  • Na ja, darüber wo er sich befand, war sich Plautus voll im Klaren. Er war aber nicht gekommen, um irgend jemand der Duccischen Fürstenfamilie zu sprechen, sondern er wollte lediglich eine geschäftliche Vereinbarung mit dem Vilicus dieser Sippe treffen.


    "Salve Albin. Ich bin Sergius Plautus und wollte gerne mit Dir, dem Vilicus eine geschäftliche Abmachung besprechen. Wie ich weiss, bist Du Gewürzhändler und hast einen Betrieb namens 'Wurtjo e Kruda', der auch Küchengewürze anbietet".


    Bei der Aussprache des germanischen Namens 'Wurtjo e Kruda' kam Plautus noch etwas ins Stolpern, aber er hoffte, dass rübergekommen war, was er meinte.

  • Ein Reiter brachte eine Botschaft vorbei...


    Ad Decimus Duccius Verus
    Flamen Divi Augusti
    Villa Duccia
    Mogontiacum


    Salve Flamen Duccius,


    hocherfreut habe ich deine Nachricht erhalten, und würde mich freuen eine derartige Zeremonie in unseren Mauern abzuhalten.
    Da ich meinen Dienst täglich versehe erwarte ich deinen Besuch, die Torwachen werden dich in mein Officium geleiten.


    Mögen die Götter auch dich und die deinen schützen.


    Aulus Iunius Seneca
    PRAEFECTVS · ALA II NVMIDIA



  • Zitat

    Original von Galeo Sergius Plautus
    "Salve Albin. Ich bin Sergius Plautus und wollte gerne mit Dir, dem Vilicus eine geschäftliche Abmachung besprechen. Wie ich weiss, bist Du Gewürzhändler und hast einen Betrieb namens 'Wurtjo e Kruda', der auch Küchengewürze anbietet".


    "Salve, Sergius." Oh, Geschäftliches! Albin nickte und wies auf eine Bank im Eingangsbereich. "So ist es. Setzen wir uns. Geschäfte sind im Stehen immer so unbequem." Ächzend ließ er sich auf der Bank nieder und lehnte seinen Rücken an die Wand. "Ich bin Gewürzhändler und biete auch Küchengewürze an. Welche Abmachung schwebt dir denn vor? Bietest du dich als Zulieferer an, oder bist du eher an meiner Ware interessiert?" Gleichmütig sah er Sergius Plautus an. Albin war alt genug, um in aller Ruhe solcherlei Dinge zu besprechen. Er ließ sich von Bilanzen und Absatzzahlen nicht mehr hetzen, wie es so manch anderer Geschäftsmann im Handelskonsortium Freya Mercurioque zuließ.

  • Immerhin, der alte Vilicus schien schon mal interessiert zu sein. Man setzte sich also erst mal. Jetzt kam es darauf an, an welchem Zipfel Plautus die Chose anpackte. Plautus entschied sich für den Nächstliegenden.


    "Ja ich bin an Deiner Ware interessiert, Albin. Und zwar an den Küchengewürzen, die ich in meiner Metzgerei benötige. Eigenartigerweise kann ich aber unter den Angeboten auf dem Mogontinischen Markt so gut wie nie Küchengewürze von Dir finden, obwohl wir in Dir doch einen Gewürzhändler in der Stadt haben. Hast Du denn einen Liefervertrag mit irgendeinem auswärtigen Metzger? Denn anders kann ich mir diese Lücke im Angebot kaum erklären."

  • "Ach, Küchengewürze!" Albin horchte auf. Dann schmunzelte er, gluckste vor sich hin. "Ja, ich führe einen Gewürzhändler. Und nein, ich habe keinen Liefervertrag mit einem anderen Metzger. Tatsächlich ist es einfach so, dass bei einem fürchterlichen Regenguss im April ein großer Lagerbestand feucht geworden ist." Er schnaubte verägert. "Das Dach der Halle war undicht! Nicht zu fassen, oder? Nun, das Gekrös musste jetzt erstmal lange trocknen, wenn überhaupt was davon zu retten war. Mittlerweile bin ich aber wieder so weit, dass ich Gewürze auf dem Markt anbieten kann. Wenn du willst, kannst du mein erster Kunde werden. Mit Sonderkonditionen." Fragend sah Albin den Sergius an. Diese Chance würde er sich doch wohl nicht entgehen lassen?

  • So so, Dach undicht, Gewürze feucht geworden und dann Alles getrocknet haben. Einige wenige Zweifel tauchten da in Plautus auf, aber es gab überhaupt keine Tatsachen, die diese Zweifel hätten bestätigen können. So fand er sich drein. Es ging hier ja nicht um Vergangenes, sondern um Künftiges. Er hatte sich ja bisher auf teure Lieferungen aus Roma verlassen müssen und dies galt es abzustellen.


    "Is ja ziemlich beschissen, was Dir da passiert ist, Albin. Wenn wir also zu einem brauchbaren Ergebnis kommen, dann wird das uns beiden aus der Patsche helfen. Also ich brauch in der Regel 70 Sextarii* für die lukanischen Würste. Wenn ich mal weniger brauch, dann bunker ich das Zeug eben. Können wir uns da auf den Normalpreis von zweieinhalb Sesterzen pro Sextarius* einigen?"


    Er lehnte sich zurück und lauschte auf die Antwort des alten Albin.


    Sim-Off:

    * 1 sextarius = 1 simoff-Einheit

  • Huschten da etwa Zweifel über Plautus' Gesichtszüge? Albin war sich nicht sicher, es juckte ihn aber auch nicht. Konnte ihm ja egal sein, ob der Sergier seine Geschichte glaubte, solange er kaufen wollte. Der Umsatz zählte bekanntlich.


    "Hmm", brummte Albin deshalb auch nur zustimmend und ging sodann gleich auf Plautus' Angebot ein. "Mit einer Abnahme von 70 Sextarii würdest du mir wirklich aus der Patsche helfen. Dein Preisvorschlag ist auch in Ordnung, würde ich sagen." Der Alte hatte heute keine ausgeprägte Lust zu feilschen, auch wenn das nach althergebrachter Art so üblich war. Aber auf seine alten Tage wurde Albin immer bequemer.


    Deswegen streckte er Plautus auch unvermittelt die Hand hin. "70 Sextarii zu je zweieinhalb Sesterzen, abgemacht."


    Sim-Off:

    Ein entsprechendes Privates Angebot findest du nun in der Wisim.

  • Der alte Albin zögerte ganz unmerklich, dann schob er entschlossen seinen Arm zum Handschlag vor. Ist doch glatter gelaufen als befürchtet, dachte sich Plautus und schlug ein. Immerhin war mit diesem Geschäft ein Engpass bei der Versorgung der Metzgerei mit Gewürzen beseitigt.


    "Ich danke Dir, Albin. Damit können wir beide schon ein ganzes Weilchen leben."


    Dass vielleicht eine der beiden Vertragsparteien irgendwann nach Neuverhandlungen rufen würde, war schließlich und üblicherweise der Normalfall in einem Geschäftsleben. Plautus stand auf und hob die Hand zum Gruß.


    "Vale, Albin."


    Sim-Off:

    Hab mich inzwischen schon bedient, danke.

  • Den Weg aus der Stadt heraus und die Via Borbetomaga entlang hatte Titus in einem gemütlichen Tempo zurückgelegt und hatte daher eine Weile gebraucht. Da er jedoch eigentlich noch gar nicht genau erahnen konnte, was ihn erwarten würde, hatte ihm das ganz gut getan, da er so Zeit hatte sich in Gedanken zu sortieren und zurechtzurücken.


    Als er sich dann dem großen Torhaus näherte, wuchs seine Neugierde. Er selbst war auf einem römischen Landgut in Niedergermanien aufgewachsen, doch jenes war mit dem, was er hier vor sich hatte nicht zu vergleichen. Während das Landgut, dessen Tor er nun durchschritt am besten mit Adjektiven wie 'riesig', 'gigantisch' und auch ein wenig 'protzig' beschrieben werden konnte, hatte jenes Landgut im Norden eher das Adjektiv 'bescheiden' verdient. Nun mochte dies natürlich am persönlichen Geschmack der Besitzer liegen, aber Titus hatte da einen eher anderen Verdacht. Er ging eher davon aus, dass es schlicht der Unterschied war zwischen seiner Familie, deren Stern schon ausgeglüht hatte, und einer Familie, der Stern seinen Zenit noch nicht erreicht, oder zumindest noch nicht überschritten hatte.


    Aber genau konnte er das natürlich nicht greifen. Es war auch möglich, dass hier schlicht Menschen lebten, die ein gewisses, leicht übersteigertes, Geltungsbedürfnis hatten. Er würde dies sicherlich bald herausfinden.


    Er hatte jene Straße, die das Landgut querte und zu jenem riesigen Wohnhaus führte, abgeschritten und stand vor der Pforte, hinter der er etwas zu finden hoffte, von dem er selbst nicht genau sagen konnte, was es war. Nach kurzen Zögern klopfte er und wartete.

  • "Salve. Dies ist die Villa der Kinder Wolfriks, die Villa Duccia", grüßte Albin den Anklopfenden lakonisch, nachdem er die große Türe ein Stück weit geöffnet hatte. Die Person, die ihm da gegenüber stand, hatte er nie zuvor gesehen. Dementsprechend wenig herzlich war auch sein Gesichtsausdruck, was auf Albins grundsätzliche Abneigung gegenüber allem Fremdem gründete. Aber auch die Kälte, die sich in diesen frühwinterlichen Tagen über den Steinboden der Villa ausbreitete und Albins alten Knochen Mühe bereitete, trug zu seiner missmutigen Erscheinung bei.


    "Was kann ich für dich tun?", rang er sich dennoch dazu durch eine höfliche Frage anzuschließen. Immerhin sah der Jüngling mit den roten Haaren nicht so aus, als wolle er ihn aufs unerträglichste belästigen.

  • Als die Tür geöffnet wurde und ihm als erstes mitgeteilt wurde, wem das Haus gehörte, vor dem er stand. Er war sich zwar schon vorher sicher gewesen, dass es sich hier um das genannte Haus handelte, doch war es gut, dass das nochmal bestätigt wurde.
    "Salve." erwiderte Titus als erstes und fuhr dann fort: "Ich bin Prudentius Burrus aus der Colonia Agrippinensium. Ich würde gerne den ehrenwerten Duccius ..." Er überlegte kurz wie der Name war. ".. Marsus sprechen."
    Kurz überlegte er, ob er noch mehr sagen sollte und schob dann noch hinterher: "Es geht um eine private, etwas familiäre Angelegenheit."

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